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Full text of "Geologie von Böhmen. Der geognostische aufbau und die geologische entwickelung des landes. Mit besonderer berücksichtigung der erzvorkommen und der verwendbaren minerale und gesteine"

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Geologie von Böhmen 

Friedrich Katzer 



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August Eman. Reusa. 

♦ Vi ien, f »/„ ms. 



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Geolooie von Böhmen. 




Der geognostische Aufbau 



und die 



geologische Entwicklung des Landes. 

■ 

• • Mit besonderer Ber&clßicbtignng 
der Erzvorkommen und der verwendbaren Minerale nnd Gesteine, 

* Von 

Dr. Friedrich Katzer. 



Mit 1068 Abbildungen im Texte, 4 Porträts, 3 Kartenbeilagen 
und einer geologischen Karte in Farbendruck. 



*{ * 

PRAG 

VERLAG VON I. TAUSSI G. 



/fecAfe vorbehalten. 



Buch.Wuck.rci .1» i „L'olittk* '» IT*«- 



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1 



* 

VORWORT. 

^5/iewohl das an Naturproducten so gesegnete herrliche 
Böhmen durch seine reiche geologische Gliederung und die 
mannigfachen Beziehungen derselben zu Industrie und Land- 
wirtschaft, Bergbau und Heilkunde in der ganzen Welt 
bekannt geworden ist, gebrach es bisher gänzlich an einer 
übersichtlichen und genügend eingehenden 
Schilderung der geologischen Verhältnisse des Landes. Die- 
sem in weitesten Kreisen immer fühlbarer gewordenen Mangel 
abzuhelfen, ist der Zweck des vorliegenden Buches. 

Dasselbe ist in der Anlage und Durchführung eine 
durchaus selbständige Arbeit und zugleich die umfassendste 
geologische Monographie, welche ein Kronland des öster- 
reichischen Kaiserstaates aufzuweisen hat. Wie weit es 
über frühere ähnliche Leistungen, deren Verdien^tlichkeit 
nicht im Geringsten angetastet werden soll, hinausgeht, be- 
weist wohl schon allein der Umstand, dass in der bisher ein- 
gehendsten Beschreibung des geologischen Aufbaues Böhmens 
der archaeischen Gruppe etwa 60 Octavseiten gewidmet 
werden, während dieselbe im vorliegenden Buche volle 750 
Seiten umfasst! 

Bei Abfassung des Buches leitete mich das Bestreben, 
auf wissenschaftlichen Grundlagen, unter Rücksichtnahme 
auf die Anforderungen der Praktiker, ein Gesammtbild der 



IV 



VOHWOKT- 



geologischen Verhältnisse Böhmens zu entwerfen und das- 
selbe durch eine möglichst verständliche, übersichtlich ge- 
gliederte Darstellung auch weiteren Kreisen zugänglich zu 
machen. Zugleich sollte der enge Zusammenhang zwischen 
dem geologischen Aufbau und der Orographie des Landes 
hervorgehoben, und durch die eingehende, das Ganze 
unseres heutigen W i s s ens . zusammenfassende Be- 
handlung jeder Naturfreund in den Stand gesetzt werden, 
durch eigene Beobachtungen die Kenntniss des heimatlichen 
Bodens fördern helfen zu können. 

Die zu diesem Behufe gewählte, stets auf die Quellen 
zurückgehende und dieselben genau nachweisende Darstel- 
lungsweise hat erstens den Vorzug, in jeder die Geologie 
Böhmens betreffenden Frage sofort über die bestehenden 
Vorarbeiten Aufschluss zu geben, und zweitens die Urquellen 
selbst in vielen Fällen entbehrlich zu machen. Hiedurch 
dürfte das Buch denjenigen Freunden der Geologie einen 
guten Dienst leisten können, welchen die in zahlreichen 
Zeitschriften und Sammelwerken verstreuten Specialarbeiten 
theils sprachlicher theils anderer Schwierigkeiten wegen 
nicht zugänglich sind. 

Ueberall war ich bemüht, die grösste Objectivität 
Walten zu lassen und hoffe, dass man dies gern anerkennen 
wird, ohne es mir zu verargen, wenn ich in diesem Bestre- 
ben hie und da vielleicht zu weit gegangen sein sollte. 
So habe ich an einigen Stellen der Beschreibung des süd- 
lichen archaeischen Gebietes der Auffassung und Ausdrucks- 
weise der ursprünglichen Autoren möglichst Rechnung ge- 
tragen, weil diese Auffassung insofern den heutigen Stand 
unseres Wissens von den betreffenden Gegenden bezeichnet, 
als dort seit Jahrzehnten keine Neuuntersuchungen vor- 
genommen wurden, und ohne solche eine Uebertragung 
von anderwärts gewonnenen Resultaten auf dieselben nicht 
ohne weiters zulässig ist. Auch glaubte ich jeden Beitrag 
zur geologischen Kenntniss des Landes von einigem Belange 



VORWORT. V 



nicht nur gewissenhaft benützen, sondern auch, wo thun- 
lich, den Urhebern derselben einige Worte widmen zu sollen, 
weil ich vielfach Gelegenheit hatte mich zu überzeugen, dass 
dadurch wesentlich zur Erweckung des Interesses an ver- 
dienstvollen Einzelleistungen und zur Gharakterisirung der 
verschiedenen Richtungen des geologischen Forschens bei- 
getragen werden kann. 

Bezüglich der Ausstattung möchte ich mich auf wenige 
Bemerkungen beschränken. 

Für eine Anzahl Gliches bin ich der hochlöblichen 
Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt . zu beson- 
derem Danke verpflichtet. Alle übrigen Abbildungen sind 
für das Buch besonders hergestellt und in diesem Sinne 
Originale. Viele, bei welchen die Ergebnisse neuerer For- 
schungen berücksichtigt werden konnten, unterscheiden sich 
nicht unwesentlich von den Vorlagen. Trotzdem glaubte 
ich den ursprünglichen Autor stets namhaft machen zu 
sollen. Die colorirte geologische Karte, welche in der lithogr. 
Kunstanstalt des Herrn V. Neubert in Smichov ausgeführt 
wurde, durfte auch strengeren Anforderungen entsprechen. 
Das Terrain wurde in der Hauptsache K. v. Kokistka's Ge- 
neral-Karte Böhmens nachgezeichnet. Die Schrift ist bei Ort- 
schaften bis zu 2000 Einwohnern ganz deutlich, bei Dörfern 
trotz ihrer Kleinheit scharf und für ein gutes Auge leicht 
leserlich. Höhenangaben wurden in die Karte nicht aufge- 
nommen, die Sprachgrenze dagegen aus praktischen Gründen 
eingezeichnet. (Im Inneren des Landes herrscht die böh- 
mische, im Grenzgebiete die deutsche Sprache.) 

Bezüglich der Ortsnamen habe ich mich, bis auf wenige 
Ausnahmen, an die Orthographie des bekannten „Post-Lexi- 
cons des Königreiches Böhmen" von M. v. Feiiringer ge- 
halten, welche den Vorzug hat dem deutschen Leser in den 
meisten Fällen eine richtige Aussprache der böhmischen 
Namen zu ermöglichen. 



VI VORWOKT. 



Noch sei mir gestattet eine angenehme Pflicht zu er- 
füllen, indem ich auch an dieser Stelle meinem Herrn Ver 
leger bestens danke für die stets gleich liebenswürdige Freund- 
lichkeit, mit welcher er auf alle meine Anregungen, betreffend 
den Umfang und die illustrative Ausstattung des Buches, in 
zuvorkommenster Weise einzugehen nie müde wurde. 

Zum Schlüsse erlaube ich mir den herzlichen Wunsch 
auszusprechen, das Buch möge bei allen Freunden und 
Förderern der Vaterlandskunde eine dem Fleisse, mit wel- 
chem es verfasst wurde, entsprechende freundliche Auf- 
nahme finden und zur Verbreitung der Kenntniss des geo- 
logischen Aufbaues Böhmens recht viel beitragen. 

PRAG, am 6. September 1891. 

Dr. FRIEDRICH KATZER. 



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INHALT. 



Einleitung. B «ue 

Allgemeines 1 

Geoynostische Uebersicht Böhmens 6 

Tabelle der Schichtensysteme der Erdrinde 11 

Qrographische Uebersicht Böhmens 12 



I. Theil. 



Der geognostiscke Aufbau Böhmens. 
I. Archaeische Gruppe. 

Allgemeine Uebersicht 3? 



Das Urgneiss- and Urschiefersystem. 

l' t^ Ury^neisssystem Böhmens 40 

Pas Urschiefersystem Böhmens 47 



Dm» bahmi»oh«m&hri«ohe Hochland 52 

O b e r f 1 a c h e n g e s t a 1 1 u n g 54 

Gneiss . . . . . ... 56 

Lagerungsverhaltnisse 80 

Glimmerschiefer 83 

Granulit 84 

HornblendeschR-t'er 84 

Kalkstein 89 

Serpentin 101 

Granit 106 

Erze 116 



Der Bfthnterwald 128 



1. Der eigentliche Böhmerwald (Sumava) 129 

Oberflächenbeschaffenheit 131 

Granulit 138 



VIII 



Inhalt. 



Seite 

üm-igs ... 14? 

Glimmerschiefer 15b 

L a g e r an g s ve rhältnisse . 161 

HornblerkleKesteine 1(36 

Serpentin 10^ 

Kalkstein 170 

Granit • Tb5 

Eruptive Ganggcst e ine 200 

Graphit 2<Jb 

Krze .... 211 



2. Der Böhmische Wald (Cesky les) 219 

Uberflachenbeschaffenheit 221 

Gneis* 223 

GlimrnmcTschieter 22«» 

Honihlemleschiefer . . 227 

Lagerungsverhältnisse 229 

Kalkstein 230 

Serpentin 2^T 

Huarzfels 231 

Granit 235 

Glimmerdiorit . 237 

K £ e r e v Z w i s c h e n u e b i r ■* e . '. '. '. '. '. '. 2o7 

riivflit 238 

Erze 240 



Da» Fichtelgebirge 245 



Oberflächengcstaltung 24*i 

Gliminerschieter 24." 

Fhyllit 247 

Kaikst.m 24>> 

(Juarzitsehiefer 24S 

yuarz 24s 

l^eranschiefer 24'.' 

Granit 250 

Lagerungsverhaltnisse 251 

Mr/e . . 2-V' 



Das Erzgebirge 2-"3 



1. Das Karlsbader Gebirge 254 

ü b e r f 1 a c h e n w e s t a 1 t u n g 2-"»^ 

GueUs ... iiü2 

Glimmerschiefer . , . . 205 

Hornlilendegesteine ; 207 

Serpentin . . 272 

Phyllit 275 

L a g e r u n ^ s v e r h ä 1 1 n i s s e 277 

Graphitsfhk-tVr 2SJ 

Kalkstein . . . ~2S? 

Quarzfels 2SS 

Granit 2N» 

Karl?ba<l 2W 

GalTggesteine »w4 



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Inhalt. 



IX. 



• 


Seite 

MW 




Ol o 




. . 315 




. . 31/ 




. . 325 




. . 328 




. . 343 




34b 




3->4 




. . 303 




. . 30 ; 




. . 3bb 




. . 30b 




. . 370 




. . 3?ü 




. . 37T 




. . 3*0 








. . 5W9 




. . 399 




. . 4'.'».' 




. . 401 


rh c 1 auiHipp mit dem Jeschken Gcbirqe . . 


. . 439 


J k L * 1 1 3 E — 1 , . W r* 1 . r» II i\ t \ Ii ii | 1 






. . 443 




44-1 


Im , l Ii» 


44", 


Ii • - . . 1 - . 1 , . iil l k . r . , C 1 ii I t | , • 




■ 1 1 1 r\ V* ' W I . 1 1 


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. . 447 




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. . 44b 


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K »f 


Uuarzitschiefer 


. . 4 53 


K ;il k v t i ii > 


. . 4ö3 




. . 454 




. . 455 
























. . 470 








. . 4Sw 



X 



Inhalt. 







4SI 












483 


O Rae airrontlir^ha RidconorahirorA 

£. . UoS eigoniiiuntj nicbongauirgo 




45+ 


\J II * 1 ü il l II <- II ^- ^ 1 il l l u II ^ • 




Axr. 


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ni 1 1 ; 4 






L a g e r u n g s v e r h ;'i 1 1 n i s s e 




501 






.)ü4 












5<M> 






- v V 








A r c h n e i s c h e Inseln d e s 


Vorlandes. . . 


nl.s 


Das Adlergebirge mit dem Massiv des Glatzer 




^i'lllMMlhui'lll 1 S 






Oberfläche n cestaltun« . 










52f> 












O.iü 






























540 






"41 






541 


Archaeische Insel n <1 e s 


Vorlandes . . . 


544 






- * r 


O h e r 11 i i c h e n p e s t a 1 t u n u' . 




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rhvllit 




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Lag e r u n g s v e r h ii t n i s s e 












(iTiLMlt. . • • • • • • 


• •••••••• 


5<ki 












"•71 


(iahhro 










57'» 


,-i * ■ 




5M 


Das Saarer Gebirge mit dem böhmisch-mähri- 
schen Grenzqebirge von Swratka und Policka 


584 


0 b e r 1*1 ii c h e n I» e s c h a ff e n h 


e i t 


585 








(iliiiuiM-rscliit/ler 




5SS 









Inhalt. \l 



Seit« 

Piiyllit 590 

Lagerung ? v e r h a 1 1 n i s s i- 592 

KüJ Mfin -*)U 4 

Serpentin 595 

Granit . , , . , , ,_, , , , , , , , , « , , . , , , 596 

Porphyr 601 

ülörit" 601 

Erze . 002 

Das mittelböhmische Urschief ergebirqe 604 



O b e r fl ä c h e n k e s t a 1 1 u n k . 610 

Gneiss ^ , . . . . 6JÜ 

Hornblendegesteine 621 

Phvllit 629 

Lag erungs Verhältnisse . . 661 

Kieselsehiefcr 610. 

Kalkstein . . . 675 

Serpentin 684 

Grünsteme t , , , : ^ , ; ÜM> 

Gabbro 693 

Syenit 693 

Porphyr 694 

Erz« 709 

Das mittelböhmische Granitgeüirge T29 



O b e r f 1 a ü he n h o s t: h ;i f f t» ii h e i t 731 

Granit 737 

Porphw- 769 

Grunsteine 771 

Kalkstein 776 

Uuatzfels 776 

Erze 778 



II. PaLAEOZOISC.HE GRI'IVE. 
Allgemeine Lebersicht 788 



1. Das Silursysteiii. 

Lebersicht . , . . . , , 79j 

Eirvthe»lun^t;ib>-ll,- 796 



Omm mittelböhmische Waldgebirge 797 



( ambrium 804 

D Da» Cambrinm im mittelböhmischen Waldgebirge . . 805 

Con/loineratstufe la . . 896 

Paradox Menschiefer 11> 8<i9 

(Juarzgrauwackenstufe lc 815 

Diabas- und Rotheisensteinstufe ld 820 

Lagerungsverhaltnisse . 828 

Erze - . . . . ■ . ■ . . ^ . . . • . i EM 



XI T 



Inhalt. 



Seite 

b) Das Cambriam im Eisengeblrpe 852 

cj Das Cambrinm im Erzgebirge w. 

Silur S57 

a Das Silur im mittelböhmischen Waldgebirge . . . Sös 



1. 1" ii t v r y i 1 n r. 

Stufe der schwarzen Thonschiefer mit Qüarzitconcre- 

tiunen 2a 85'.' 

Quarzitstufe 2b 870 

Stufe der yrliinmerreichen Grauwackcnschicfer 2c . . 884 
Stufe der weichen Schiefer mit Sandsleineinlage - 
rungen 2d . . 899 



Das mittelböhmische Kalkstein plateau 90 



2. O 1) c r s i I u r. 

Graptoli!.lteii?i'hietVr5tnl't' :-'»m . . - * i 4 

Cephal. >jtd,|, •!,!<. ilk-!nt.- oli K Xi> 

[j a ^ c r u ii v f s v i- r Ii ;t 1 ' ii i ~ ^ r '.>fi!T 

Kruptiv^f steine '075 

Porphyr 976 

Diaha* 979 

Basalt 9.s4 

Erze 9Sö 

b) Die östlichen Silurinseln . . 99:; 

1 . linv-V^->l,ir.-r Silunnsel 9'.»4 

ZvAnowitz-Vod.'T.adt'r Silurinsel 997 

c Das Silnr im Eisengebirge ''99 

Stufe 2a 1000 

Quarzitstufe 2b .... . ... 1002 

L a lt <* r u ii g s v e r h a 1 t n i s s t* 1003 

Eruptive Maspenyesteim' . . ^ )<l j b 

d) Das Silnr im nördlichen Böhmen 1905 

Parallelisirunfrstalielle 100« 



2 Das DevonsysteTn. 

Uebersicht 1009 

I ' i n1 1 iei 1 n i ilt-^ t il h i 1 1 ■ 

Devon 1"U 



1. 1' n t e r <1 e v o n. 

'IViitaiMiIH-iLkaU; Da . 1014 

Stufe der hellen Zwischertkalke Di. . . 1026 

1 r.tnvr Knolleiikalk I».- 1037 



2. Mittel d evo n. 

Tentaculitengchiefer Dd lo4S 

Oberer goniatitenreicher Knollenkalk De 1054 

Algcnschiefer mit (juarziteinschaltungen Df lu*,12 

L a g er u n g s \ ► • r h ä 1 t n i s * e 1 * » t ä - » 

Parall.ilisiriin.-^iah.-Kf 1072 



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Inhalt. XIII 



3. Das Carbonsystem. Belle 



l'cbersicht 1074 

ö b g r f I a C Ii e n i-' e s t a 1 1 u n g 1082 



(arbon ...... ' ■ 1083 

" äTDas Carbon in Mittelböhmen 1084 

Radnitzer Steinkohlenablagerung Iu84 

Stilet/er Strinkohlenahbigerung 1Q'.»2 

Liseber Steinkohlenablagerung 1095 

Klein-Pfileper Steinkohlenablagerung . . 1100 

Holoubkatier Steinkohlenablagerung 1 lo4 

Miröschauer Steinkohlenablagerung 1105 

Ledkover Steinkühlenablagerung 110^ 

Kladno-Kakonitzer SteinkohlcnablagerunK 1109 

Pilsener Steinkohlenablagerung . ._ . . 

Merkliner Steinkohlenabl^ergng (Wittuna) 1129 

Steinkohlenablagerung von Wranowa . . 1132 

b) Da» Carbon im Erzgebirge 1132 

Brandauer StemtöhTenäHIagerüng" 1132 

Steinkohlenvorkommen bei Nikiasberg ........ 1135 

c> Da» Carbon am Fasse des Rieaengeblrges .... 1138 
Schatzlar-Schwadowitzer Steinkohlenablagerung . . .1138 

Poitcarbon (Perm) 1144 

a) Das Postcarbon in Westböhmen 1148 

Pilsener Ablagerung ... 

Kladno-Rakonitzer Ablagerung 1 1 ">S 

Manetiner Ablagerung T . . 1172 

La gerungsver h_ä 1 1 n i s 9 e 1175 

i) Das Postcarbon im Erzgebirge . 1178 

Braiulauer Ablagerung . . ... ■ 1178 

c) Dag Postcarbon in Stid- nnd Ostböhmen . . ... llTü 

Budweiser Ablagerung 117V) 

Die kleinen Ablagerungen zwischen Wittingau und 

Böhmisch Brod T . . . . 1181 

Ablagerung von Schwarz Kosteletz und Böhm. Brod . 1183 

Ablagerungen im Eisengebtrge 1180 

Ablagerung an der Ust grenze Böhmens . . ... . ■ 1187 

d) Das Postcarbon auf der Süd und Ostseite des Riesen - 

geblrges ... 1188 

Ablagerung am Südt'usse des Riesengebirges 1185 

Ablagerung auf der Ostseite des Riesengebirges . . . 1201 
Vorgeschobene Partien ... 12M 

Uebersichtstabelle 1211 

Porphyre 12F2 

Melaphyre . 1214 

Erze . . 1222 

Die Steinkohlenproduction Böhmens 12~?^> 

Parallelisirung 1227 



III. Mesozoische Gruppe. 

Allgemeine Uebersicht ..... .122'.' 



XTV 



Inhalt. 



1. Das Jurasystem. s ellü 

Mulm 1230 

Lagerung 1283 

l\'irall«'!isirun!J«!;iliL'IIr — : — : — . . . . — . . . — ~. — — — — r+230 

2. Das Kreidesysiem. 

i: eher* i cht 1236 

Eint heil uu-st ahelle 1243 



Das böhmische Sandsteingebirge 1244 

Cenoma« 1250 

IVrut/cr Schichten ; 12-TT' 

Korytzaner S<:hu-hkm 1274 

Tu rem 12t'0 

Weissenberirrr Schichten 12'A> 

Malnitzev Schichten 1307 

Teplitzer Schichten 131U 

Simon , 1319 

ls> •r.scltu litnt T3TÜ 

l'riest'ii»M- Srhirlit ■■!> • . • .... 1330 

r.lilor'neker Schichten . . 1330 

Ladern n^vcrhälhiisse 1342 

l'.-uMllrlisii utiu r ~talM_-ll>- 1344 



IV. Kaknozoisc.hk Grttppf. 

AlIifenuMiir I 'ei >M sieht 134? 



1. Das Tertiarsystem. 

TVhomcht 134 s 



Das böhmisch«» Kc qclgebirqe 13-~n 

Oliirocium und Hiocaen 13ÖJ* 

a> Das Oligocaen and Miocaen in Nordböhinen and am 
Fasse des Erzgebirges 1300 

Das Unterolitfocaen ? in Norrihfihmen 1300 

Saaz-Dux-Leitrntritzer Braunkoklenahla^erun^ .... 1301 

Nalkniaurr I !i a '.i n k <> h !»■ i lal >la u , ' , ni nu r ^''^ 

Egerer Iii auuk"hle nahlagcnin^ . V?'?7 

Basalte 1401 

Phonolithe 1417 

Trachyte 1422 

b) Das Miocaen in Südböhmen 142 ■'• 

lhnlweiser und Wittinyauer Braunkohlenahlagerung . 1423 

c) Das marine Miocaen in Ostbölimen ......... 1427 

Ilebersicbtstabelle 14.1" 

Die Iii ai;nkobU'nprotluclioii Böhmens 1431 

Parallelisirunystahelle 1433 



Inhalt. 



XV 



2. Das Qnartärsystem. s Mtte 

Lebersicht 1434 



lUlnvlum und Alluvium 1435 

gjctscher . 1435 

Diluvialer Schotter 143? 

Lehinablagerungen 1444 

Kalktufle , 1440 

Torflager 1440 

Flugsand . 1450 

Die ersten Spuren des Menschen 1400 



II. Theil. 

Die geologische Entwicklung Böhmens. 

Einleitung 1465 

Archaeische (iruppe 1400 

Falaeozoi><-hr Zt'it 1470 

Mesozoische Zeit 14',>3 

Kaenozoische Zeit . . 1507 

.?culu^ 1014 



n i-i ;••->'' 1 1517 

Örtggjegjgter . . . • ipa4 

Sach-Kegister 1502 



Vorwort • . , , . Lil 

l:d--i] t • VII 

r.orrei;t ureu lind Ktyau/.iniy.'eu . Wl 



Correcturen und Ergänzungen. 



S. 7, Zeile 0 von unten, lies.Cambriuru anstatt Kambrium. 

S. 18, Zeile 9 von oben, ist zü Uhlavka beizusetzen (Angelbach). 

S. 22, Zeile 14 von oben, ist Franzensbad zu streichen. 

S. 23, Zeile 6 von unten soll stehen: bei Joachimsthal (Sonnenwirbel, 
1244 ro), der Spitzberg ussv. In der folgenden Zeile ist „der Son- 
nenwirbel (1234 m) u zu streichen. 

S. 24, Zeile 14 von oben, lies Basaltmasse anstatt Besaltmasse. 

S. 28, Zeile 18 von oben, lies Mettau stait Metau. 

S. 29, Zeile 9 von oben, lies 1013 statt 968. 

S. 41, Zeile 23 von oben*, lies Augitgesteine statt Angitge*teine. — In 
den Anmerkungen sind die Vorzeichen ***) und f ) zu vertauschen. 

S. 43, Zeile 20 von oben, lies Quarzfels anstatt Quarzit. 

S. 60, Zeile 18 von Unten, lies Vrcowitz statt Wrkowitz. 

S. 61, Zeile 17 von oben, lies Längsrichtung statt Längenrichtung. 

S. 69, Zeile 5 von oben, lies Kocidi anstatt KoeJ, und Zeile 9 von oben 
ausserhalb statt usserhalb. 

S. 73, Zeile 19 von unten, lies Saarer Gebirges statt Eisengebirges. 

S. 77, Zeile 19 von oben, lies deutlich anstatt deutich. 

S. 103, Zeile 6 von unten, lies fasste statt fasst. 

S. 112, Zeile 6 von oben, lies Turmalin in statt Turmalinin. 

S. 113—114. Die Angaben über die Granitverbreitung sind nach der 
colorirten geolog. Uebersichtskarte zu corrigiren. 

S. 118. Bei Gutwasser bestand ein Goldbergbau, welcher erst zu Anfang 
dieses Jahrh. vom Aerar aufgelassen wurde. 

Zu S. 122—126. Der Kuttenberger Silberbergbau stand im J. 1890 mit 
72 Arbeitern im Betriebe, eine Förderung nennenswerther Erzmen- 
gen fand jedoch nicht statt Am Vierzehn-Nothhelfer- Stollen, am 
Greiferschachte (106 m Tiefe) und Rovinaschachte (1012 m Tiefe) 
wurden weitere Ausrichtungsarbeiten vorgenommen, ausserdem im 
October 4889 am nördlichen Abhänge des Gang-Berges, etwa 25 m 
im Liegenden des Dauerganges, auf dem Haldenplateau, des alten, 
durch eine grosse Pinge gekennzeichneten Schachtes „Svarny Ka- 
spar" ein neuer Richtschacht angeschlagen, der auf 250 m zu teu- 
fen sein wird. Bis jetzt wurden nur Pyrit- und Sphalerittrümmer 
durchsunken. 

Zu S. 126. F. PoSepny, Ueber einige wenig bekannte alte Goldberg - 
baue Böhmens, ' Oest. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen. XXXVII, 
1889, i\ro. 23 u. 24, berichtet, dass bei Libouft, W von Louftowitz, 
ehemals Goldbergbau umgieng u. zw. auf dem „Roudny", einem 
Hachen Gneisshügel, dessen ganzer südwestlicher Abhang mit Hal- 
den und Pingen besäet ist, während am nördlichen Fusse desselben 



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Correcturen und Ergänzungen. 



XVII 



im Libouner Thale zahlreiche Seifenhalden zu sehen sind. Die 
Erze, goldhaltige Kiese, brachen hier auf Quarzgängen ein. Sie 
wurden allenfalls zu wiederholten Malen bergmannisch gewonnen 
und dürfte der alte Betrieb schon in das 16. Jahrh. fallen, während 
aus dem 18. Jahrh. urkundliche Belege für denselben vorhanden 
sind. Darnach wurden in 34 Jahren von 1769 bis 1804 im Gan- 
zen 126.478 Hark Rohgold, entsprechend 84.054 Feingold gewonnen. 
J. Hon ige r erwähnt (dieselbe Zeitschr. 1885, p. 356), dass um 
das J. 1770 vom Fürsten Auersperg hier mit grossen Kosten ein 
Goldbergbau betrieben wurde, welcher aber nur 3 Mark 12 Loth 
Gold und 1 Mark 10 Loth Silber ergab. 

S. 176, Zeile 7 von oben, lies Dioritporphyrit anstatt Diorit 

S. 177, in der Erläuterung zu Fig. 40 lies Krumauer statt Kumauer. 

S. 188, Zeile 2 von oben, lies Heuraffel statt Heurafel. 

S. 203, Zeile 9 von oben, lies Zichowetz statt ^ichowetz. 

S. 204, Zeile 4 von unten, lies Nuzin statt Nuzino. 

Zu S. 210. Im R. B. A.-Bez. Budweis standen im J. 1890 auf Graphit 
4 Unternehmungen mit 873 Arbeitern im Betriebe, die 143.740 q 
Graphit im Werthe von 523. G83 fl. erzeugten. 1 

S. 224, Zeile 15 von unten, lies den Quarzgang anstatt das Quarzlager, 
und Zeile 11 von unten eingewachsen statt eingewaschen. 

S. 226, Zeile 13 von unten, lies Psilomelan statt Psilomalan. 

S. 230, in der Ueberschrift in Fig. 51 lies Siehdichfür stat Siedichfür. 

S. 233, Zeile 10 von unten, lies Meigelshof statt Meigelhof. 

S. 257, Zeile 14 von oben, lies Kreybich statt Kreibich. 

S. 281 in Fig 62 lies Kneibelbach statt Keniselbach. 

S. 284, Zeile 10 von unten, lies Art statt art. 

S. 285, Zeile 21 von oben, lies Krottensee statt Kuttensee. 

S. 286, Zeile 8 von oben, lies Silbersgrün statt Silbergrün. 

S. 287, Zeile 2 von unten, lies Verbindungsglied statt Verbindungsglieg, 
und Zeile 22 von unten Erzgebirgsgraniten statt Erzgebirgegraniten. 

S. 299, erste Zeile, lies 60*7° statt mit 60-7°. 

S. 310, Zeile 11 von oben, lies einstigen Umfange der hiesigen statt 

einigsten Umfange der riesigen. 
S. 314, Zeile 10 von oben, lies Zeidelweidt statt Zeidelweid. 
S. 319, Zeile 16 von unten, lies Neudek statt Neudeck. 
Im 21. Bogen soll über der Kopfleiste überall stehen: 2. Das eigentl. 

Erzgebirge. 

S. 338, Zeile 6 von unten, lies Haide weges statt Haidweges. 

Zu S. 341. J. E. Hibsch, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., 1889, pag. 
204, spricht in einer Mittheilung über den Doleritstock und das 
Vorkommen von Blei- und Silbererzen bei Rongstock die Ansicht 
aus, die im Phonolithtuff eingeschlossenen Gneissblöcke seien aus 
der Tiefe heraufbefördert worden. 

Zu S. 343. Die Schichten der Biliner Gneissscholle besitzen zwar ein 
veränderliches Streichen, doch herrscht die ostwestliche Richtung 
vor. Auf dieser selben Richtung entsprechenden Klüften liegen die 
Biliner Mineralquellen. Es sind alkalische Säuerlinge mit 
einem hohen Gehalt an Kohlensäure, welche schon seit langer Zeit 
als Heilmittel dienen. Die ersten Nachrichten über dieselben rei- 
chen sogar bis in das 8. Jahrh. Bei einer im J. 1888 ausgeführten 
Bohrung kam man in einer Tiefe von 55 8 m auf einen Eisensäuer- 
ling und bei 68'1 m auf reinen, an freier Kohlensäure sehr reichen 

Katttr, Geologie Ton Böhmen. 11 



XVIII Correcturen und Ergänzungen. 

. 

Säuerling, die jeder für sich in demselben Bohrloch gefasst wurden. 
Die ganze Anlage wird als Unicum in Oesterreich bezeichnet. 

S. 343, Zeile 6 von unten, lies Neudeker statt Neudecker. 

S. 352, Zeile 2 von unten, lies Halbmeil statt Halbunitz. 

S. 361, Zeile 2 von unten, lies Georgensdorf statt Georgendorf. 

S. 363, Zeile 7 von oben, lies Peterswald statt Peterswalde. 

S. 380, Zeile 4 von oben, lies Adalbertsfelsen statt AJbertsfelsen. 

S. 381, Zeile 15 von oben, lies Silbersgrün statt Silbergrün. 

S. 389, Zeile 17 v. unten, lies Döllinger-Schachte statt Döllinger Schachte. 

S. 390, Zeile 8 von oben, lies H. Hallwich statt E. Hallwich. 

S. 394, Zeile 12 von unten, ist beizusetzen: (Vergl. Fig 989). 

S. 395, Zeile 18 von unten, lies A. W. Stelzner statt W. Stelzner. 

S. 401, Zeile 6 von unten, lies Jahrh. statt. Jahth. 

Zu S. 401 flf. Auf Zinn bestanden im J. 1890 im Erzgebirge zwei Un- 
ternehmungen, welche mit 43 Arbeitern 5092 g Erze erzeugen, 
nämlich die Mauritiuszeche bei Abertham 5040 q und die Grau- 
pener Werke G40 q Zwitter. 

S. 402, Zeile 16 von oben, lies für statt als 

Zu-S. 421 bezw. 429. Im J. 1890 wurden 255*8 q Uranerze im Werthe 
von 41.674 fl. gewonnen, wobei 320 Arbeiter Beschäftigung fanden. 
Die Silbererze, die ^als Nebenproduct gelten, betrugen 477 q im 
Werthe von 47.319 fl. Auf der Segen Gottes -Zeche bei Breiten- 
bach wurden 107 q Stuferze und Schliche im Werthe von 15.443 fl. 
erzengt welche nebst Silber und Wismuth auch einen Halt von 
0*76 q Nickel und 0 77 q Kobalt hatten. Kobalt wurde auch in 
Joachimsthal als Nebenproduct (3 60 q) gewonnen. Die Gesammt- 
erzeugung an Wismuth betrug 7929 q im Werthe von 19.032 fl. 
Wolframerze wurden in Zinnwald durch Auskutten alter Halden 
und Bergversätze 378 q im Werthe von 12 337 fl. erzeugt. Mangan 
(S. 432) wurde im J. 1890 im ganzen Erzgebirge keines erzeugt. 

S. 480, in der Profilüberschrift lies Keiliger statt Heiliger Berg, und 

Tatobyta statt Tatobit. 
S. 511, Zeile 2 von oben, lies Pyromorphit statt Pyroraorphyt. 
S. 519, Zeile 9 von oben, lies Senkungsspalte anstatt Hebungsspalte, 

und Zeile 13 von oben, bezeichnet statt veranlasst. 
S. 528. Zeile 11 von oben, lies Dreigraben statt Drei Graben. 
S. 535, in der Ueberschrift zu Fig. 103, lies Kronstadt anstatt Kronstaat 
S. 538, in der Ueberschrift zu Fig. 107. lies Lipka statt Eipka, in der 

Unterschrift Schneeberggebirge statt Schneeberggebirg. 
S. 538 in der Ueberschrift bei Fig. 107 lies Brücknerberg statt Brüch- 

nerberg. 

Zu S. 547. Die in der Anmerkung f) erwähnte Karte ist einstweilen 
erschienen. 

S. 548, Zeile 21 von unten, lies südwestlichen statt südöstlichen. 

S. 556, Zeile 7 von oben, lies ausser statt auser. 

S. 557, Zeile 5 von oben, lies Planavy statt Planany. 

Zu S. 582. Beim Schwefelkiesbergbaue in Lukawitz" wurden im J. Is9ü 

mit 40 Arbeitern 4179 ^ Kiese im Werthe von 6209 fl. erzeugt. 
S. 598, Zeile 4 von oben, lies Kfiiänky statt Kfi2änek. 
S. 609, Zeile 16 von unten lies W von Selean statt S von Selcan, und 

Zeile 17 von unten lies Desnoberge statt Desnoberge. 
S. 613, Zeile 21 von oben, lies carbonischen oder tertiären. 
S. 619, Zeile 8 von unten, lies Honsperg slatt Ronsqerg. 



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t 



Correcturen und Ergänzungen. XIX 



S. ÖU, Zeile 19 von unten, lies Cerchov statt Cerkov. 
S. 624. Zeile 18 von oben, lies Muttersdörfern statt Muttersdörtern. 
S. 629, Zeile tQ von unten, lies Consequenzen statt Cosequenzen. 
S. 681, Zeile 2 von unten, lies in statt im. 
S. 634, Zeile 13 von unten, lies Hniemitz statt Hnemitz 
Zu S. 035. Im R. B. A.-Bez. Pilsen waren im J. 1890 auf Vitriolschiefer 
3 Unternehmungen im Betriebe, welche mit 71 Arbeitern 261.938 q 
Vitriolschiefer erzeugten. Die Erzeugung sinkt in der letzten Zeit 
von Jahr zu Jahr (gegen das Vorjahr um 40.207 q), 
S- 637, Zeile 11 von unten, lies Biluk statt Böluk. 
S. 666 in der Ueberschrift zu Fig. 126 lies Mariafels statt Marialfels. 
S. 673, Zeile 14 von oben, lies Bradlavka statt Bradlavak. 
£. 676, ist der zweite Absatz zn ergänzen: Desgleichen sind dem Phyl- 
Ut bei Ledkov und Hradek in der Pilsener Gegend schwarzgraue 
Kalkschiefer concordant eingelagert Ein Kalkschiefer von Cernitz 
enthielt 62*121% CaC0 3 . (J. E. Hibsch u. O. Humler, Ueber 
krysL Kalke in den azoischen Schichten der Silurformation Böh- 
mens. Jahresber. d. k. k. Staats- Realsch. in Pilsen, lb80.) 
Zu S. 677. Von Alt Rozmitäl wird oolithischer Kalkstein erwähnt, das 

Vorkommen ist mir aber nicht bekannt. 
S- 679. lies am Ende der zweiten Zeile von unten 2"5 statt 25. 
S. 6S1, in der Ueberschrift zu Fig. 129 lies Vletitz statt Vtetitz. 
S. 682. Zeile 16 von oben, lies eine isolirte statt eineisolirte. 
S. 686, Zeile 13 unten, lies Hniemitz statt Hniemetz. 
Zu S. 710. Die Toker Prokopizeche bei Bitis wurde im J. 1890 berg- 

bücherlich gelöscht. 
Zu S. 713. Auch 1890 wurden die Goldgruben bei Eule nur in Stand 
gehalten. 

S. 717, Zeile 11 von unten, lies Pyromorphit statt Pyromorphyt. 

Zu S. 721. Im J. 1890 waren bei den Bleibergwerken um Mies 463 Ar- 
beiter beschäftigt, die 12.927 q Erze im Werthe von 120.381 fl. 
erzeugten. 

S. 738, Zeile 18 von oben, lies Granat statt Granit. 

S. 742, Zeile 7 von unten, lies Brühl itz statt Druhlice. 

S. 754, Zeile 11 von unten, und S. 767, Zeile 15 von oben, lies Klein 

Chischka statt Chfska. 
S. 771, Zeile 7 von unten, lies vorwaltend statt vorworwaltend. 
Zu S. 780 und 784. Bei Schönberg wurden 1890 mit 68 Arbeitern 

11.698 q goldhaltige Quarze im Werthe von 5849 fl. gewonnen, 

bei Proutkowitz als Nebenproduct des Antimonbergbanes 1*131 kg 

Goldschliche im Werthe von 1244 fl. 
Zu S. 782. Bei Velka nahe Mühlhausen soll neuestens mit der Wieder- 

gewaltigung der Silbergruben begonnen worden sein. 

Zu S. 787. Im J. 1890 wurden bei Schönberg 1567*9 q Antiraonerze im 
Werthe von 6234 fl., bei Proutkowitz und Dublowitz-Pficov mit 
169 Arbeitern 363.389 q Antimonerze im Werthe von 45.347 fl. pro- 
ducirL 

Zu S. 780. Bei Doubrawitz W von Selcan wurde neuestens ein Gold- 
bergbau in Angriff genommen, dessen Ergebniss bisher kein nett- 
nenswerthes ist. Das Gold erscheint an Kiese gebunden im Quarz 
und Granit. 

S. 789, Zeile 19 von oben, lies: somit orographischen Einheiten nicht 
entsprechen müssen. 



* 



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XX 



Correcturen und Ergänzungen. 



S. 811, Zeile 16 von oben, lies SO von Hostomitz statt SW. 

S. 815, Zeile 10 von unten, lies Jivina statt Ivina. 

S. 819, Zeile 10 von unten, lies Milina statt Milena. 

Zu S. 835. Im J. 1890 wurden in Pfibrara mit 5317 Arbeitern 3,234.091 q 
Roherze und daraus 144.464 q Reinerze und Gefalle mit 35.939 kg 
Silber und 42.670 q Bleigebalt erzeugt Die Pfibrammer Hütte er- 
zeugte mit 481 Arbeitern 35.101 kg Silber im Werthe von rund 
3 127.480 fl., sowie 14.821 q Blei und 19.127 q Glatte. 

S. 843, Zeile 17 von oben, lies dieselben statt diesselben. 

S. 844 ist die Seitenzahl zu corrigiren. 

Zu S. 851, bezw. 902. Auf Eisenerze bestanden im J. 1890 in Böhmen 
88 Unternehmungen, von welchen 19 mit 1134 Arbeitern im Be- 
triebe waren. Die Gesammtproduction betrug 4,013.25t) q Eisenerze 
im Werthe von 668.083 fl. Hievon entfielen auf den R. B. A.-Bez. 
Prag 3,923.000 q Chamoisite, Roth- und Brauneisensteine, auf den 
Bez. Schlan 200 q Röthelerze, auf den Bez. Pilsen 82.971 q Erze, 
hauptsächlich Thoneisensteine, und auf den Bez. Budweis 3-943 ^ 
Thoneisensteine, welche letzteren, ebenso wie die Förderung bei 
Ouval und Gross Horouschan, zur Mineralfarbenerzeugung verwer- 
thet wurden. 

S. 855, Zeile 20 von unten, lies Bfezinka statt Bfezinky. 
S. 861, Zeile 8 von unten, lies oben statt ober. 
S. 865 in der Erklärung zu Fig. 203 lies fractum statt factum. 
S. 866 in der Erklärung zu Fig. 207 lies Bathmoceras statt Bathomo- 
ccTas. 

S. 896, Zeile 10 von unten, lies Fig. 409 statt Fig. 331. 

S. 897 soll über der Kopfleiste stehen: Untersilur im mittelböhm. Wald- 
gebirge. — Stufe 2c. 

S. 899, Zeile 18 von unten, lies Goldfussi statt ornatus. 

S. 908, Zeile 7 von unten, lies Atrypa statt Atripa, und Zeile 12 von 
unten, Cyrtina statt Cirtina. 

S. 913, Zeile 21 von unten, lies Straiisteberg statt StradisWberg. 

S. 923, Zeile 9 von oben, lies 2d statt 2a. 

S. 937 über der Kopfleiste lies Stufe 3a statt 2a. — Zu Zeile 13 von 

oben: Spirina gehört nach Koken zu Natiria. 
S. 942 sind die Fig. 391 bis 394 in der Reihenfolge von rechts nach 

links mit den Zahlen 1, 2, 3, 4 zu bezeichnen. 
S. 943, erste Zeile von unten, lies Anthracit statt Antracit. 
S. 944, Fig. 405. Vergleiche den Zusatz zu S. 937. 
S. 954, Zeile 10 von oben, lies spectandum statt truncatum. 
S. 966, Zeile 15 von oben, lies obercambrisehen statt obersilurischen. 
S. 972 in der Erklärung zum Profil lies Fig 405 statt 456. 
S. 977, Zeile 5 von oben, lies bewahrte statt bewahrten. 
Zu S. 1000. Das Blatt der geolog. Karte Böhmens im MasssL 1 : 200.000, 

welches u. a. das Eisengebirge enthält, ist mittlerweile erschienen. 
S. 10ÖG in der Tabelle lies im Untersilur : Quarzitstufe statt Quarzistufe. 
S. 1038, Zeile 18 von oben, lies Dd statt Da. 

S. 1045 in der Erklärung zu Fig. 559 u. 560 ist hinter Lurchfischreste 

ein Fragezeichen einzuschalten. 
S. 1062, Zeile 8 von unten, lies 2c statt De. 

S. 1105, Zeile 4 von oben, lies Steinkohlenablagerung statt Steikohlen- 
ablagerung. 

S. 1119, Zeile 10 von oben, lies Krcelak, Pavlikov statt Krcelak bei 
Pavlikov. 



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Oorrecluren und Ergänzungen. 



XXI 



Zu S. Wl'l. Kolycosa Loremi soll eine Liphistia oder Falaranea sein 
iönnen und Anthraeomartus affinis scheint einer besonderen Gat- 
tung der Anthraeomartiden anzugehören. 

S. 113", Zeile 'Z von oben, lies Sigillaria statt Siqillaria. 

S. II/,'*. Zeile 17 von unten, lies Warnsdorf statt Warnsdorf. 

S. Wt'l Zeile. 14 von unten, lies Cardioc.arpus. 

Zu S. lls:>. Auch bei der Penkaumühle nahe Krhanitz an der Sazawa 
NO von Networitz hat sich ein* 1 kleine Permseholle erhalten, wel- 
cher schon früher gedacht wurde. 
S. 1P,4, Zeile 14 von oben, lies Nieder statt Unter. 
>. 1*^0*2, Zeile 11 von oben, lies Zaltmanrücken statt 2altman-Rücke 

und Habengebirge statt Raabengebirge. 
>. 1*2' >:J, Zeile 10 von oben, lies Braunauer statt braunauer. 
S. 121:} im Profil Fig. 717 lies NO statt SO, und SW statt N IF, sowie 

Cenr>inaner statt Cenomauer. 
d S. P220. Im J. lS'Hi betrug die Gesammtsteinkohlonproduction Böh- 
mens 37,*20O.r»"»*j q im Werthe von P2,os;1t270 11. Ilievou entfielen 
auf den R. B. A.-Bezirk Prag I»,0l7.a0ä q, auf den Bezirk Schlau 
1*,»,"i01.s.V.» q % auf den Bez. Pilsen "v* ( . »O.'ÜJO q, auf den Bezirk Mies 
7.iK;:-{.4»i q, auf den Bezirk Kuttenberg (Schatzlar - Schwadowitz) 
\. q Steinkohlen, und auf die Brandauer Ablagerung im Bez. 
Brüx lN>s q Anthracit. Bei '.)."> Betrieben waren *2I.*20N Arbeiter 
beschäftigt. Die Steinkohlenausfuhr ist gegen lNV.) um 1,0.">.0'.>X, q 
gesunken. 

S. P22*\ Zeile 4 von oben, lies Gebiete statt Gebiote. 

S. Pi^i in «ler Tabelle, Rubrik Franken, lies Cephalopodenfacies statt 

Cephalopodenllacies. 
>. P27*. Zeile 10 von unten, lies Hippuriten- und statt Hippuriten und. 
S. pjv». Zeile 0 von nnten, lies Liebenau statt Lihenau. 
S. P297 in der Erklärung der Abbildung Fig. lies Eriphyla statt 

Krtfphfflla 

S. Zeile 7 von unten, lies Nautilus sublaeriyatus statt Nnutiluss 

ublacviyatus. 

S. 1:>IT>, Zeile S von unten, ist hinter Dlaschkowitz einzuschalton u>w. 

S. Pl'io, Zeile 0 von oben, lies semiqlobosa stitt Scmiglohosa. 

< 1:3*20 in der Profilüberschril't lies Schelesen statt Schellesen. 

S. 1:;:>M in ilec Erläuterung zu <len Abbildungen lies bei Fig. Lippenz 

statt Lipenetz: ferner: 6 Deiralquea coriacta V>l. — T Araliu usw., 

und in der Anmerkung wird statt werden. 
S. 1341, Zeile 3 von unten, lies Kowaleuskianum und Zeile Ü von unten 

Veltnovsky. 

S. I:ir2, Zeile 10 von unten*, lies Engelhauser Schlossberg. 

S. p-W, Zeile 17 von unten, lies Fleyh statt Fleyha. 

Zu S. UOl. Die Weigsdorf-Wustunger Ablagerung lieferte im J. 1S0O 
*2'io.t;07 q Braunkohle im Werthe von 40.7 "50 II. und <lie Görsdml- 
Grottauer Ablagerung M?o..~ 3-"> q Braunkohle im Werthe von 00.'»77 11. 

S. I..NS, Zeile 1* von unten, lies Vrsowitz statt Wrschowitz. 

S. l,T.h» t Zeile 11 von oben, lies im Innern, haulig usw. 

Zu S. l.;'.»l, Zeile 7 von unten: Im Jahre P*>'*0 wurde bei Altsalf« !. Kahr- 
Boderi und Haberspirk mit 0;! Arbeitern ;21>1.44»i q Alaunmaterial 
gewonnen und auch »>">.0n0 q kiesreicher Zwischenmittel vom Hnni- 
boldtschachte bei Retschitz wurden zu gleichem Zwecke verwendet. 
S. 14o"i Zeile 4" von unten lie*: Michelsherg), von. 

III 



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XXII Correcturen und Ergänzungen. 



S. 140t'., Zeil«* S von unten, lies vom statt von. 
S. 141n, Zeile 4 von oben, lies Ploschkowitz statt I'loshckowitz. 
S. 1425, Zeile 17 von unten, lies Eisenhüb) statt Eisenbühl. 
S. 1431, Zeile 1 von oben, lies sehr statt serh. 

Zu S. 1431. Vergl. den Zusatz zu S. 1301. Im R. B. A.-Bez. Teplitz 
wurden im Jahre 1800 mit 50(15 Arbeitern 20,025.154 q Braunkohle; 
im Bez. Brüx mit 12.540 Arbeitern 73,310.054 q Braunkohle: im 
Bez. Komotau mit 007 Arbeitern 2,805.538 q Braunkohle; im Bez. 
Elhogen mit J717 Arbeitern 5,035.402 q Braunkohle; und im Bez. 
Falken au mit 3055 Arbeitern 0,452.857 q Braunkohle erzeugt. — 
Zusammen waren im Jahre 1800 von 003 Unternehmungen 188 mit 
23.352 Arbeitern im Betriebe. Die Gesammtförderung Böhmens be- 
trug 121,000.322 q Braunkohle, stieg also gegen das Vorjahr be- 
deutend. Ebenso ist die Braunkohlenausfuhr gegen das J. 1880 um 
0.700.007 q gestiegen. 

S. 1448, Zeile 2 von unten, lies Soos statt Soor, und Zeile 10 von 
unten Fehlamühle statt Fehlarmühle. 

8. 1450, Zeile 1 von unten, lies die- statt die, und Zeile 18 von unten 
Lager statt Lagre. 

Einige andere Fehler wird sich der gütige Leser leicht selbst corrigi- 
ren: sie werden übrigens durch die Schreibweise der Register ricli- 
feestellt. 



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Einleitung. 



Mit Recht fülirt Böhmen den Beinamen der Perle in 
der Kaiserkrone Oesterreichs; denn an Schönheit 
und Reichthum überragt es thatsächlich alle übrigen Länder. 
Wäre es uns möglich von seinem Herzen aus uns so hoch 
zu erheben, dass wir es mit einem Blicke umfassen könn- 
ten, wir würden staunen ob der Fülle, Mannigfaltigkeit und 
Pracht dessen, was hier auf verhältnissmässig beschränktem 
Räume vereint erscheint. In lieblichem Wechsel reihen sich 
kuppenreiche, waldbedeckte Berggegenden an weitgestreckte 
Plateaus mit einförmig sanft welliger Oberfläche und dem 
ruhigen Aussehen einer Feldlandschaft, die jedoch wieder 
reich sind an tief eingeschnittenen Thälern von eigenartiger 
Schönheit. Berg und Thal, Fels und Ackerkrume, Fluss und 
Teich, Dorf und Stadt, — Alles verbindet sich in Böhmen 
zu einem Gesammtbilde, das den Vergleich mit keinem an- 
deren Lande zu scheuen braucht. 

Oberflächenbeschaffenheit, landschaftliche Schönheit, 
Fruchtbarkeit, Reichthum seines Gebietes, die Entwicklung 
seiner Industrie, ja selbst Eigenheiten seiner Bevölkerung 
— Alles steht im Zusammenhange mit dem geognosti- 
schen Aufbaue, dessen Kenntniss und Verständniss daher 
die einzig richtige Grundlage für eine entsprechende Beur- 
theilung des ganzen Aussehens des Landes, sowie der Be- 
schaffenheit aller Theile desselben bildet. 

Es ist klar, dass mit Rücksicht hierauf die genaue 
geologische Durchforschung und die Zugänglichmachung 
ihrer Ergebnisse für die weitesten Kreise von besonderer 
Wichtigkeit ist. In diesem Sinne haben auch die k. k. geo- 
logische Reichsanstalt in Wien und das Comite zur natur- 
wissenschaftlichen Landesdurchforschung in Prag ihre Aut- 
gabe aufgefasst und in der That — jene seit den 50ger Jahren, 

Kttztr, Geologe tob Böhmen. 1 



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2 



Einleitung. 



dieses neuerer Zeit — in Bezug auf die geologische Erfor- 
schung Böhmens sehr Erspriessliches geleistet. 

Auch sonst hat sich seit F. A. Reuss (Vater), in wel- 
chem wir den ersten Geologen verehren, der sich mit eini- 
gen Gegenden Böhmens wissenschaftlich genauer beschäftigt 
hat, eine bedeutende Anzahl von Fachmännern mit der geo- 
logischen Erforschung einzelner Landestheile befasst. So na- 
mentlich von den älteren F. X. Zippe, Leop. von Buch, 
Gumprecht, Riepl, Nöggerath, Klipstein, Naumann, 
Cotta, Geinitz, Barrande; unter den jüngeren neben A. 
E. Reuss (Sohn) allen voran die Geologen der k. k. geolog. 
Reichsanstalt Ferdinand v. Hochstetter, M. V. Lipold, 
R. v. Zepharovich, J. Jokäly, D. Stur, H. Wolf, v. Lidl, 
V. Andrian, M. Paul u. a.; ferner von den heimischen For- 
schern J. KrejCi, A. FriO, G. G. Laube, K. und 0. Feist- 
mantel, R. Helmhacker, sowie viele Andere, deren Namen 
weiterhin genannt und deren Arbeiten benützt werden sollen. 

Die Ergebnisse der Einzelforschungen sind auch einige- 
mal in übersichtliche Beschreibungen des ganzen Landes 
zusammengefasst worden, und zwar 1822 von L. A. Dlask 
in dessen kleiner „Orognosie Böhmens" ;*) dann bedeutend 
wissenschaftlicher und mit der, diesem ausgezeichneten For- 
scher eigenen Klarheit 1831 von F. X. M. Zippe in der 
»Uebersicht der Gebirgsformationen in Böhmen*;**) ferner 
1854 von Aug. Em. Reuss in einer »Kurzen Uebersicht der 
geognostischen Verhältnisse Böhmens* ; ***) 1860 von J. 
Krejci in einem Werke, t) das, obwohl allgemeineren Cha- 
rakters, Böhmen in erster Reihe berücksichtigen sollte, aber 
leider nur bis zur Beschreibung der Silurformation gedieh. 
Hierauf verfasste ebenfalls in böhmischer Sprache A. FriO 
ein kleines Buch, welches 1869 erschien ff) und in populärer 
Weise neben allgemeineren Fragen besonders die geogno- 
stischen Verhältnisse Böhmens bespricht. In demselben Jahre 



*) Dieselbe bildet den dritten Abschnitt (pag. 305—825) von des 
Verf. umfangreicher „Geognosie Böhmens", die wiederum den ersten 
Theil seines „Versuches einer Naturgeschichte Böhmens'', Prag, C. W. 
Ender?, 1822, ausmacht. 

**) Abhandlungen der kön. böhm. Ges. d. Wissensch. III. Bd. von 
den Jahren 1831 u. 1882. Frag, 1833. 

*** < Fünf Vorträge, gehalten im naturw. Vereine Lotos im J. 1863. 
Mit drei geolog. Uebersichtskarten. Prag, 1854, J. G. Calve. 

t) Erschienen bei A. Augusta in Leitomyschl. 

ff i O vistväch küry zemske. Matice lid'u C. 16.) V Praze 1869. 
— Eine zweite verbesserte Auflage erschien 1878. 



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Einleitung. 



3 



erfolgte die Veröffentlichung von Franz R. von Hauer'S 
Begleitworten zu dem I. und II. Blatte der geologischen 
Lebersichtskarte der österreichischen Monarchie, *) auf wel- 
chen das ganze Königreich Böhmen nebst Theilen der Nach- 
l>arländer dargestellt ist. Diese Begleitworte sind in Wirk- 
lichkeit eine kurz gefasste Geologie Böhmens.**) Ein Decen- 
nium später, 1879, wurde von J. Krejöi dessen umfangreiche 
Geologie***) beendet, welche schon am Titel besagt, dass 
sie mit besonderer Berücksichtigung des cechoslavischen Ge- 
bietes verfasst wurde und thatsächlich Böhmen in so ein- 
gehender Weise behandelt, dass sie häufig rundweg als Geo- 
logie von Böhmen bezeichnet zu werden pflegt. 1882 gab 
J. de Morgan ein hübsch ausgestattetes Buch über unseren 
Gegenstand heraus, f) welches strengeren Anforderungen in 
allen Stücken zwar nicht entspricht, aber immerhin Brauch- 
bares enthält. Einer in böhmischer Sprache verfassten, kurzen 
Skizze der geologischen Entwickelung Böhmens, die ich -im 
Jahre 1885 und 1886 erscheinen Hess, möchte ich nur ne- 
benbei erwähnen.ft) 

Von allen diesen Arbeiten nehmen die citirten Schriften 
Zippe s. Reüss" und KrejCIs die erste Stelle ein, wie über- 
haupt anerkannt werden muss, dass diese drei Forscher nicht 
nur durch ihre wissenschaftlichen Leistungen, sondern na- 
mentlich auch durch das lebendige Wort vom Catheder herab 
sehr viel zur Erweckung eines regen Interesses für die Er- 
gebnisse der geologischen Erforschung Böhmens in weite- 
ren Kreisen beigetragen haben. Ganz besonders Fr. X. M. 
Zippe ttt) tat sich in dieser Hinsicht so grosse Verdienste 



*) Jahrbuch der k. k. geol. R.-A., XIX., 1869. 1. — Der Separat- 
abdrnck, welcher dem einzeln käuflichen Blatte „Böhmen" beigegeben 
wird, trägt die Jahreszahl 1873. Wien, A. Hölder. 

**) Desselben Verf. ausgezeichnetes Werk : ..Die Geologie und ihre 
Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der österreich.- 
anjramchen Monarchie", Wien, I. Aufl. 1876, II. Aufl. 1877, bietet in 
>l«i betreffenden Abschnitten ebenfalls eW gute Uebersicht der geolo- 
gischen Verhältnisse Böhmens. 

**•> Geologie clli nauka o ütvarech zemskych. V Praze, 1879, 
^lavik a Borovy. (Begonnen 1876.) 

f > Geologie de la Boheme. Paris, J. Baudrv. 

ttJ „Vlasf 4 , II. und III. 

tü-i Franz Xaver Maxmilian Zippe, geboren am 15. Jänner 
1*91 zu Falkenan (B. H. Leipa), widmete sich nach zurückgelegten philo- 
sophischen Studien den Naturwissenschaften, namentlich der Mineralogie 
und Chemie. 1819 als Adjunct der Chemie am polytech. Institute in 
Frag angestellt, eröffne er 1823, in welchem Jahre er zum Custos der 

1* 



Einleitung. 



Tages noch keinesfalls zu den ganz genau oder doch gleich- 
mässig erforschten Ländern. Böhmen ist seit Jalirhunderten 
der Sitz eines ausgebreiteten und einst ausserordentlich 
ergiebigen Bergbaues; weltberühmt sind seine zahlreichen 
wunderkräftigen Heilquellen; gesucht und überall bekannt 
einzelne seiner edlen Steine, wie besonders der blutigfeue- 
rige Pyrop; die Schichten der verschiedenen Systeme sind 
ungewöhnlich reich an Versteinerungen, welche in Samm- 
lungen auf der ganzen Welt Eingang gefunden haben. — 
Dies Alles musste seit jeher die besondere Aufmerksamkeit 
auf die geologische Beschaffenheit des Landes lenken: — 
und dennoch vermag man selbst heute noch einige Gebiete 
als terra incognita zu bezeichnen. Eine die Entwickelung und 
die Fortschritte der Forschung berücksichtigende und auf 
die Hilfsmittel verweisende, gewissenhafte Zusammenfassung' 
des gegenwärtig Bekannten hat somit nicht nur den histo- 
rischen Werth der Belehrung über den augenblicklichen 
Umfang des Erforschten, sondern verfolgt vielmehr auch 
den Zweck der Andeutung dessen, was noch zu ergründen 
bleibt und der Anregung hiezu. 

Bevor wir diesem Zwecke entsprechend in* die genaue 
geognostische Beschreibung von Böhmen eingehen, wollen 
wir in kürzesten Zügen eine allgemeine üebersicht der im 
Lande vertretenen Formationen entwerfen, die zur vorläu- 
figen Orientirung, ebenso wie zur richtigen Auffassung der 
lückenhaften geologischen Entwickelung, als auch -dagegen 
wieder zur Erkenntniss des Reichthums Böhmens in geogno- 
stischer Beziehung dienlich sein mag. 

Böhmen ist der Hauptsache nach eine Urgebirgsscholle, 
nämlich ein Theil des arcltaeischen Massivs, welches nörd- 
lich v'on der Donau beginnend das ganze österreichisch - 
böhmisch-mährische Grenzgebiet bis nahe den Elbniede- 
rungen im Norden und den Böhmerwald sammt den baie- 
rischen Grenzgebirgen im Westen umfasst. An diese 
zusammenhängende, mehrere Hundert Quadratmeilen einneh- 
mende, von jüngeren Auflagerungen nur in verhältnissmassig 
geringem Masse bedeckte Erstreckung reihen sich in ziemlich 
eng verknüpftem Kranze die Randgebirge, welche Böhmen 
im Westen, Nordwesten, Nord und Nordosten umgeben. Es 
sind dies der Böhmische Wald und das Karlsbader Gebirge, 
die Ausläufer des Fichtelgebirges, ferner das Erzgebirge, das 
Lausitzer und Isergebirge, das Riesengebirge und schliess- 
lich das Adlergebirge. Diese sämmtlichen Gebirge werden 



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j 



CU-ovrnostisclie Vehersicht Böhmens. 7 



ebenso wie das böhmisch-mährische Hauptmassiv, abge- 
sehen von den massigen Gesteinen, die zum Theil erwie- 
sener Weise jüngeren Ursprunges sind, aus Gesteinsarten 
der arehaeischen Gruppe und zwar zunächst des Ur- 
gMis&systemSi zusammengesetzt. 

Zwischen das böhmisch-mährisclie Hochland im Osten 
und den Kaiserwald im Westen erscheint ein Gebirgsland 
eingeschaltet, welches die Haupterstreckung des ürschie fer- 
nst ems in Böhmen bildet. Die östliche Begrenzung derselben 
wird zwar durch das mittelböhmische Granitmassiv im Allge- 
meinen angedeutet, ist aber deshalb nicht scharf zu bestim- 
men, weil eben durch den Granit einige Stücke von der 
übrigen zusammenhängenden Verbreitung abgetrennt erschei- 
nen, die doch zu derselben einbezogen werden müssen. Im 
Westen ist die Erstreckungsgrenze gar nicht zu umschreiben, 
weil dort das Urschief ergebirge von jüngeren Gebilden über- 
lagert wird. In untergeordneter Weise, oder doch in weniger 
bedeutenden Erstreckungen treten Glieder des Urschiefer- 
systems auch anderwärts in Böhmen auf. So namentlich im 
westlichen Erzgebirge, im Eisen gebirge, im Norden des Lan- 
des am Jeschken u. s. w. 

In den beiden letztgenannten Gebirgen stehen die ar- 
ehaeischen Gebilde mit Ablagerungen in Verbindung, welche 
der palaeozoischen Gruppe angehören, und zwar zum 
Silur gestellt werden. Diese Gruppe hat ihre Hauptentwick- 
lung in Mittelböhmen erlangt, wo deren Glieder dem Ur- 
schiefergebirge aufliegen. Das Silursystem besteht hier aus 
kambrischen und echten silurischen Gebilden, von welchen 
die ersteren im nördlichen Verbreitungsbezirke zwischen 
Brandeis a. E. und Beraun im Westen, und Auval und Kö- 
nigsaal im Osten nur streifenweise entwickelt erscheinen, im 
Süden aber einen weiten Bezirk zwischen Mnischek, Rozmitäl 
(Rosenthal) und Rokytzan einnehmen und in losgetrennten 
Inseln sich noch weiter erstrecken. 

In dieser Weise bildet das Kambrium die Umrahmung 
der Silurablagerungen, die der Hauptsache nach unten aus 
Grauwackenschiefern und Quarziten, oben aus Kalksteinen 
bestehend, zwischen Brandeis im NO und Rokytzan im SW, 
Unhoscht im JVFT und Königsaal im SO sich verbreiten. 

Die obersilurischen Kalksteine hängen auf das Engste 
mit den Ztepowablagerungen zusammen, welche ihnen auf- 
liegen und fast in ihrer Mitte eine elliptische Erstreckung 
zwischen Pankratz im NO und Litten im S W einnehmen. 



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Einleitung. 



Weitere Verbreitung weisen die Glieder des Carbon- 
systems in Böhmen auf. Das Praecarbon oder Kulm ist nicht 
nachgewiesen, aber die beiden höheren Formationen, das 
productive Garbon und das Postcarbon sind ziemlich mächtig 
und zwar vornehmlich in Mittelböhmen entwickelt. Hier bil- 
den sie eine Reihe von Becken um Kladno, Rakonitz. in 
der Nähe von Beraun, bei 2ebräk, Stedrä, Miröschau, Manetin, 
Merklin, Pilsen und Radnitz. Die productive Steinkohlenforma- 




Fig. /. Durchschnitt durch B3hm«n vom 8pitt> 

(Höbe cur Länge 

1. Gneis«, I. GHmmerachitfer. 3. GHmmerichiefergneiss. 4. Granullt. 6. Crthon«chlef«r 

12. Porphyr. 




Fig. 2. Durchschnitt durch Böhmen Tom Plückensteln im 

(Hobe cur Lange 

1. Gneise 2. Grenulit. 8. Glimmerschiefer. 4. Rothllegendee. 6. Krelde- 



tion ist auf die tieferen Züge beschränkt, während post- 
carbonische Ablagerungen, nämlich das Rothliegende, die 
Oberflächendecke bilden. Hauptsächlich entwickelt ist das 
Postcarbon in den Becken von Kladno-Rakonitz, bei StSdrä 
(Stiedra), Manetin und Pilsen. 

Dieselben Verhältnisse herrschen in der kleinen Abla- 
gerung bei Brandau im Erzgebirge, wo ebenfalls Gebilde 



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ftpoiriiostisi he Uebersicht Böhmen«. 



9 



des productiven Carbons von postcarbonischen Schichten 
bedeckt werden. 

Dasselbe gilt von den Ablagerungen des Carbonsystems 
bei Schatzlar, wo jedoch das Postcarbon am Fusse des Rie- 
sengebirges zu besonders machtiger und räumlich bedeu- 
tender Entwickelung gelangt ist. 

Ausserdem treten einzelne Partien des Rothliegenden 
im mittleren und südlichen Böhmen in der Umgebung von 




berge im Erzgebirge bit Iglau in Mähren. 

wie 20 : l.) 

t. Kambrium und Silur. 7. Devon. 8. Carbon. 9. Postcarbon. 10. Tertiär. 11. Batilt. 
IS. Granit. 

4 




Eohmerwalde bis snr Schneekoppe im Riesengebirge. 

wie 20 : 1.) 

ablag, g. Tertiärgebilde. 7. Schwemmland. 8. Melaphjr. 9. Granit. 



Bühmisch-Brod und Schwarz-Kosteletz, bei Diwischau, Wla- 
schim, Chejnov und Libnitsch (bei Budweis) auf und ein 
Streifen zieht sich von Senftenberg über Landskron östlich 
von Böhm. Trübau in der Richtung gegen Mähr. Krumau 
nach Mähren hinüber. 

Die mesozoische Gruppe nimmt in Böhmen zwar 
einen bedeutenden Flächenraum ein, ist aber sehr lücken- 



10 



Einleitung. 



hafl entwickelt. Das Trias-System ist mit keinem seiner 
Theile im Lande erwiesen und jüngere Jura- Ablagerungen 
kommen nur in einem schmalen Zuge bei Sternberg und Khaa 
an der sächsischen Grenze vor. 

Die hervorgehobene ansehnliche Verbreitung der meso- 
zoichen Gruppe kommt ausschliesslich auf Rechnung des 
Kreidesystems, das in machtiger Ablagerung ziemlich den 
ganzen Norden und Nordosten des Landes einnimmt und 
neben den Systemen der archäischen Gruppe die verbrei- 
tetste Formation in Böhmen ist. Doch auch dieses System 
ist nur theihveise, nämlich nur durch seine drei oberen 
Abtheilungen: das Cenoman, Turon und Senon vertreten. 

Die kaenozoisebe Gruppe schliesslich weist in Böh- 
men Ablagerungen des Tertiär- als auch des Quartär-Systems 
in ansehnlicher Erstreckung auf. Was zunächst das Tertiär- 
system anbelangt, so ercheinen nur die jüngeren Abthei- 
lungen durch Ablagerungen vertreten, die bis auf einen ganz 
geringen Bruchtheil durchwegs aus süssen Gewässern zum 
Absatz gelangt sind. Die grösste Ausbreitung haben die 
Ablagerungen am Südfusse des Erzgebirges in der durch die 
Städte Eger, Falkenau, Saaz, Teplitz, Leitmeritz bezeichneten 
Zone erfahren. Hier gehören dem Systeme auch mächtige 
Basaltbildungen an. — Weiter ist das Tertiär-System im 
Süden des Landes in der weiteren Umgebung von Budweis 
und Wittingau verbreitet. Tertiäre Meeresablagerungen von 
ganz geringem Umfange treten bei Böhmisch-Trübau an der 
mährischen Grenze zu Tage. 

Das Quartär-System hat in Böhmen ziemlich weit 
verbreitete Diluvial- und Alluvialgebilde aufzuweisen. Die 
ersteren sind namentlich durch ausgedehnte Lehmablage- 
rungen vorwaltend im Norden und Osten des Landes und 
durch Schotter vertreten. Die letzteren begleiten hauptsächlich 
die grösseren Flüsse. 



Es dürfte nicht überflüssig sein, die in dieser kurzen 
Uebersicht genannten, in Böhmen vorkommenden Schichten- 
systeme nochmals in einer Tabelle deutlich hervortreten zu 
lassen. 



Geo^nostische Uehersieht Böhmens. 



11 



Uebersiclit fier Schiclitensysteme 4er Erdrinde. 

Lie in Böhmen vertretenen Systeme erscheinen durch fette, 
die daselbst entwickelten Formationen durch liegende Schrift 

hervorgehoben. 

i. Akchaeische Gruppe. 

Urgneisssystem (Laurentin) 
Ursctaiefersystem (Huron) 

2. Palaeozoische Gruppe. 

Silursystem 

Kambrium 
Silur 

Devonsystem 
Carbonsystem 

Praecarbon 

Carbon 

Postcarbon 

3. Mesozoische Gruppe. 

Triassystem 

Buntsandstein 

Muschelkalk 

Keuper 

Jurasystem 

Lias 
Dogger 
Malm 
Kreidesy stein 

Neocom (und Wealden) 

Gault 

Cenoman 

Tnron 

Senon 

4. Kaenozoische Gruppe. 

Tertiärsystem 

Eocän 
Oligocän 
Neogän 
Quartärsy stein 

Diluvium 
AUuvitm. 



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12 



Einleitung. 



Die Gesamnitgeologie Böhmens soll nun in diesem 
Werke in zwei Theilen behandelt werden. 

Der erste Theil wird beschreibend sein, möglichst alles 
über die geognostische Beschaffenheit des Landes bekannt 
Gewordene zusammenfassen und in übersichtlicher systema- 
tischer Anordnung in der Reihenfolge, wie sie aug der Tabelle 
zu ersehen ist — also mit den ältesten Schichtensystemen 
beginnend und zu den jüngeren fortschreitend — kurz dar- 
zulegen versuchen. Besonders soll der historische Hergang 
der Zunahme unserer Kenntnisse berücksichtigt werden und 
namentlich auch bei der eingehenden Beschreibung den An- 
forderungen der Praktiker an die Geologie Beachtung zuge- 
wendet werden. 

Auf der hiedurch geschaffenen Grundlage werden die 
Erörterungen des zweiten Theiles basiren, der die geologische 
Entwickelung von Böhmen schildern und die Tektonik des 
Landes erklären wird. 



Vor Allem erscheint es nothwendig, eine gedrängte 
Uebersicht der Topographie Böhmens mit besonderer Berück- 
sichtigung der Orographie zu bieten, um einestheils dem mit 
der Geographie des Landes weniger vertrauten Leser eine 
einigermassen entsprechende Grundlage für das Verständniss 
der eingehenden geologischen Erörterungen zu verschaffen 
und anderentheils um zu zeigen, in welch' engem Verbände 
der geognostische Aufbau mit der Oberflächengestaltung und 
speciell Orographie des Landes steht.*) 

Böhmen erscheint im Grossen und Ganzen als ein 
Hochland, das der vielfach widerlegten, aber immer noch 
landläufigen Vorstellung eines von Gebirgen wie mit einem 
Wall ringsumgebenen Beckens durchaus nicht entspricht. 
Denn im Süden, Südwesten, Westen und namentlich Osten 



*) Hiezu ist zu vergleichen: J. KrejCf, Betracht Ober den Zu- 
sammenhang der orographischen und geognost. Verhältn. Böhm. Sitzber. 
böhm. gel. Gesellsch. 1866 p. 33, Abh. V., 10. Bd. — J. Krejei, Skizze 
einer Orographie Böhmens. Progr. der k. k. bohm. Realsch. Prag 185b. 
— Jahrb. f. Erzieh. 1859. — Ueber das Verhältnis* der Terrainlehre zur 
Geologie spricht sich K. Ritt. v. Kofistka im Archiv d. Landesdurch- 
forsch. I. Bd., Topograph. Abtheil., Prag 1869, pag. 10—11 in lesens- 
werther Weise aus. 



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Topographische Ueberskht Böhmens. 



13 



des Landes senden die höher ansteigenden Randgebirge 
zahlreiche Ausläufer in das Innere oder stehen mit den 
Bergzügen der Mitte Böhmens in solch' engem Zusammen- 
hange, dass man nicht berechtigt ist, das Grenzgebirge als 
wallartig aufsteigende Umfassung der ersteren aufzufassen. Im 
Gegentheil machen z. B. einige Urschiefer- und Granitpartien 
Mittelböhmens einen viel gebirgigeren Eindruck als das 
böhmisch-mährische Grenzgebirge, welches zwar als Wasser- 
scheide zwischen Donau und Elbe von Wichtigkeit ist, nicht 
aber als ein Gebirge an sich. Es geht also nicht an, bloss 
die Randgebirge zu besprechen und die Berglandschaften 
des inneren Böhmens in der, in vielen geographischen Hand- 
büchern üblichen Weise entweder nur so nebenbei zu erwäh- 
nen, oder ganz zu übergehen. 

Der ganze Südosten Böhmens, mehr als ein Drittel der 
Gesammtoberfläche des Landes, gehört dem böhmisch-mäh- 
rischen Hochland an, welches den weiten Raum zwischen 
der Donau im Süden und dem Elbethal im Norden einnimmt, 
und im Osten von der Linie Boskowitz, Brünn, Znaim, 
Krems; im Westen: Hradeschin, Rican, Eule, Milin, Klat- 
tau umschrieben wird. Das Plateau erhält sich im Ganzen 
in ziemlich gleichmässiger Höhe von durchschnittlich 500 w. 
Das Grenzgebiet zwischen Böhmen und Mähren überragt 
diese Mittelhöhe um etwas und bildet daher, wie erwähnt, 
die Grenze zwischen den Gewässern der Nordsee und des 
Schwarzen Meeres. Der südliche Theil dieser Erhebung des 
Plateaus ist der höchste im ganzen Bereiche desselben, 
denn im Quellengebiet der Lu2nice (Luschnitz) und Thaja 
(in Mähren) erreichen einige Berge die Höhe von 1000 m. 
Gegen Mähren und Oesterreich zu ist der Abfall ein ziemlich 
rascher, wohingegen in Böhmen das Plateau nur 'eine sachte 
Neigung in nordwestlicher Richtung verräth und weit in das 
Land hinein seinen gleichmässig wellenförmigen Charakter 
beibehält. Die mittelböhmische Partie zwischen den beiden 
Flüssen Sazawa und Moldau, nördlich von der beiläufigen 
Linie Leded, Jung- Wozitz und Zvikov dagegen erscheint ziem- 
lich bergig. Im Süden in den weiteren Umgebungen von 
Budweis und Wittingau breiten sich teich- und moorreiche 
Ebenen aus, welche in ihrer Ausdehnung im Ganzen den dor- 
tigen tertiären Ablagerungen entsprechen. Das Plateau wird 
hauptsächlich von der Moldau und deren Zuflüssen durch- 
strömt. Es sind dies besonders der Sazawafluss mit den 
Zuflüssen Zelivka und Blanice (Blanitz) ; die Luznice (Lusch- 



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14 



Einleitung. 



nitz) mit der Nezärka (Nescharka), welche die Kamenice 
(Kamenitzer Bach) aufnimmt, und dem Smutna-Bache am 
rechten, sowie dem Goldbache am linken Ufer ; und am süd- 
lichsten die Maltsch (Malsching). Alle diese Flüsse und 
Flüsschen winden sich durch schöne, zum Theil von steilen 
felsigen Gehangen eingeschlossene Thäler. Das ganze Gebiet 
des Hochlandes gehört zu den ärmeren Gegenden in Böhmen, 
denn der Boden ist nicht sonderlich fruchtbar, so dass vor- 
waltend nur Korn, Hafer und Kartoffeln angebaut werden 
können. Torfbildungen sind sehr verbreitet und Walder be- 
decken einen bedeutenden Theil des Plateaus. Eine grössere 




Fig. 8. Dm Sazawathal bei Sternberg 
Geicicbnet Ton K. Uerold. 



Stadt — abgesehen von Budweis (und Iglau in Mähren) — 
hat sich auch im ganzen Gebiete desselben nicht entwickelt; 
alle Städte und sonstige Ortschaften, die besonders in den 
Thälern in erheblicher Anzahl sich ausgebildet haben, sind 
von minderer Bedeutung. Die Einwohnerschaft befasst sich 
zumeist mit Feldbau und kleinerem Gewerbe. 

Der westliche Theil des eben als böhmisch-mährisches 
Hochland umschriebenen Gebietes kann zufolge seiner Zu- 
sammensetzung und seiner damit zusammenhängenden Ober- 
flächengestaltung füglich als selbständiges Gebirge angesehen 
und mit dem Namen mittelböhmisches Granitgebirge be- 
zeichnet werden. Es umfasst ein etwa 100 Quadratmeilen 
grosses, kuppenreiches, waldiges Gebiet, das im Osten in 
zahlreichen Zungen und Ausbuchtungen in das Gneissplateau 



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Topographische Uebersieht Böhmens. 



15 



eingreift und zu den in landwirtschaftlicher Hinsicht weniger 
gesegneten Landstrichen Böhmens gehört. 

An das mittelböhmische Granitgebirge schliesst sich 
im Westen von der Linie ftican, Eule, Milin, Klattau in zu- 
sammenhängender Erstreckung das mittelböhmische Ür- 
schiefergebirge und im Süden zwischen Klattau, Strakonitz 
und Wodnian der Böhmerwald an. Zum mittelböhmischen 
ürschiefergebirge sind auch einige isolirte Phylliünseln zu 
zählen, welche der mächtigen Graniterstreckung, östlich von 
der, durch die angeführten Städte bezeichneten Grenze auf- 
gelagert erscheinen. Diese Phylliünseln haben zum Theil ein 
v'hr gebirgiges Aussehen, wohingegen die Haupterstreckung 
des Ursehiefergebirges durch flache ruhige Contouren aus- 




F; S- Du mittelböhmlache Grenitgeblrge roni TehoY-Wscheitarer Berge (Hfira) au» 

(«»eben. 

Nach einer Aufnahme toh Ed. Herold. 



gezeichnet ist. Das Gebiet ist zumeist Feldgegend. Der Bo- 
den ist ziemlich ertragsfahig. Im westlichen Theile hat sich, 
begünstigt durch die vortheilhafle Lage am Zusammenfluss 
von vier Wasserläufen und sonstige natürliche Bedingungen, 
die zweitgrösste Stadt Böhmens entwickelt. Im Nordwesten 
wird das Ürschiefergebirge von den Sandsteinhügeln des 
mittelböhmischen Kohlengebirges von Kralup an der Moldau 
über Kladno, Neustraschitz, Rakonitz bis Lubenz begrenzt, 
während die weitere Grenze, die gegen das Tepler und 
Karlsbader Gebirge und den Böhmerwald allerdings nicht 
annähernd gleich scharf zu bestimmen ist, etwa von Ghiesch 
über Neumarkt, Leskau, Bischofteinitz gegen Taus verläuft. 

Dem Ürschiefergebirge liegen einige Gebirgsbildungen 
auf, die sich durch eigenartigen Charakter auszeichnen und 
besonders benannt werden müssen. Zunächst der westlichen 



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16 



Einleitung. 



Begrenzung breiten sich einige Sandsteininseln aus, die geo- 
logisch und orographisch dem erwähnten KohJengebirge 
angehören. Ziemlich in der Mitte der Urschiefererstreckung 
steigt besonders im südlichen Theile zu sehr bedeutender 
Höhe ein Conglomerat- und Grauwackengebirge empor, dem 
sich gedehnte Quarzitrücken anschliessen, welchen beiden 
zusammen Krejöi den passenden Namen „mittelböhmisches 
Waldgebirge" (entsprechend der böhmischen Benennung 
eines Theiles dieser Bergzüge : Brdy) ertheilt hat. Das Wald- 
gebirge erscheint im südöstlichen und südlichen Theile be- 
sonders bergig nnd hat hier auch nach einzelnen besonders 
hervorragenden Bergrücken specielle Namen erhalten. Die 
wichtigsten Gebirgstheile sind im Osten die Brdy, im Süden 



Beraun Dfd-Bn. Beraunfiu*» Plriintc-B'j. 




Nach einer Zeichnung Ton Ed. Uerold. 



das Tremoschnagebirge und im Westen die Brdutky. Das 
mittelböhmische Waldgebirge mit seinen Auslaufern ist in 
vielen Beziehungen von hervorragender Bedeutung für Böh- 
men. Die reichen Erzadern von Pribram, die mächtigen Eisen- 
steinlager, auf denen die böhmische Eisenindustrie beruht, 
die unerschöpflichen Steinbrüche für vorzügliches Pflaste- 
rungsmaterial gehören seinem Gebiete an. Zahlreiche Ort- 
schaften, darunter eine erhebliche Anzahl hübscher Städtchen, 
haben sich namentlich am Fusse der Quarzitrücken in erfreu- 
licher Weise ausgebildet und sind zum Theil der prächtigen 
Lage wegen zu Lieblingsausflugsorten und Sommerfrischen 
der Prager geworden. Uebrigens liegt auch die Landes- 
hauptstadt selbst im Bereiche des Waldgebirges in einer 
erweiterten Thalfurche der Moldau, deren Gehänge mit ihrer 
verschiedenartigen Ausbildung die anerkannt wundervolle 
Lage der hundertthürmigen Metropole Böhmens in erster 
Reihe bedingen. 



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Topographische Uebersicht Böhmens. 



17 



Inmitten des aus Conglomeraten, Sandsteinen, Grau- 
wadctnsel liefern und Quarziten zusammengesetzten Waid- 
gebirges erscheint in geringer raumlicher Ausbreitung ein 
Kalksteinplateau von fast elliptischem Umriss, dessen lange 
Achse die Ortschaften Pankraz bei Prag und Libomysl süd- 
lich von Beraun verbindet. Dieses mittelböhmische Kalk- 
steinplateau erreicht nicht die Höhe des Waldgebirges und 
hat eine ziemlich einförmige sanft wellige Oberfläche. Doch 
zahlreiche tiefeingeschnittene Thäler enthalten eine Fülle 
landschaftlichen Reizes, wie z. B. das Beraunthal zwischen 
Karlstein und Beraun, das Moldauthal südlich von Prag, das 
Radoüner, Kosorer, das St. Prokopi-Thal u. s. w. Von 



Bury K-?rlitriR Beraunflxus 




Fig. o'. D»§ mittelböhmWcbe Kalkst* inplateau bei Karlatein. 
N'acb einer Aufnahme von Ed. JUrotd. 



besonderer Wichtigkeit für Böhmen ist das Kalksteinplateau 
wegen seines Reichthumes an zu verschiedenen Zwecken vor- 
züglich geeignetem Kalkstein, ferner wegen seines enormen 
Reichthumes an Versteinerungen und wegen der eigenartigen 
geologischen Verhaltnisse, welche diesem Gebiete die be- 
sondere Beachtung der wissenschaftlichen Welt zugewendet 
haben. 

Das mittelböhmische Urschiefergebirge, das Waldge- 
birge und das Kalksteinplateau bilden zusammen insofern 
ein Ganzes, als sie gegenseitig in dem engen Verbände einer 
Unterlage und des ihr autliegenden Gebildes stehen. Denn 
auf dem Urschiefergebirge ruht das Waldgebirge, welches 
wieder dem Kalksteinplateau als Unterlage dient. In Folge 

o 

A*B/«r, Geologie »on Böhmen. 



18 



Einleitung 



dessen werden von einigen Wasserlaufen alle drei Gebirgs- 
bildungen durchdrungen. Dies ist der Fall bei der Moldau 
und ihrem mächtigsten Zufluss am linken Ufer, der Beraun, 
ebenso wie bei deren Zuflüssen der Litavka am rechten und 
dem Lodenitzer Bache am linken Ufer. Ausser diesen beiden 
Nebenflüssen nimmt die Beraun noch auf: am linken Ufer 
den Rakonitzer Bach und die Strela (Schalotka); am rechten 
Ufer den Klabavabach, die Üslava, Bradlavka, Radbuza und 
Ühlavka. Alle diese Wasserläufe durchfliessen wenigstens 
zum Theil das Urschiefergebirge oder auch das Waldgebirge. 
Der südlichere linksseitige Nebenfluss der Moldau, nämlich 
die Otava (Ottau), gehört dem Böhmerwalde und dem böh- 




Fig. 7. Daa Kohlen- und Sanditeingebirge bei Rralup 
Nach einer Aufnahme Ton Ed. Herold. 



inisch-mährisehen Plateau an. Sie nimmt am rechten Ufer 
die Blanice (Blanitz) und die Volynka (Wolinka) auf. 

Um noch des, sich an das mittelböhmische Schiefer- 
gebirge anschliessenden, schon erwähnten Kohlengebirges 

zu gedenken, so sei bemerkt, dass dessen Verbreitung mit den 
in der geognostischen Uebersicht genannten mittelböhmischen 
Ablagerungen des Carbonsystems vollkommen zusammenfallt. 
Seine Hauptverbreitung wird also durch die Ortschaften 
Kladno, Rakonitz, Merklin, Pilsen, Plass, Radnitz, Mireschau 
und Manetin angedeutet. Der Oberflächencharakter dieses 
Landstriches ist ein eintöniger, nur hie und da durch Aus- 
waschungen des Sandsteines etwas malerisch gestalteter. 
Die Fruchtbarkeit des Bodens ist eine ungleiehmässige, 
obwohl im Ganzen in der nördlichen Partie bessere als im 



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To|»o^raphi.-icli«i l'el »ersieht Böhmens. 



19 



südlichen Theile. Die zahlreichen Steinkohlengewerkschaften 
beschäftigen einen grossen Theil der Bevölkerung, die sich 
sonst zumeist mit Ackerbau befasst. 

Im Süden hängt mit dem böhmisch-mährischen Plateau, 
an welches sich alle bisher besprochenen Gebirgstheile im 
Westen anschliessen, der Böhmerwald zusammen und zwar 
zunächst dessen südliche höhere Hälfte, die seit Alters her den 
böhmischen Namen Sntnava führt. Es ist dies jener Theil, 
welcher mit den dichtbewaldeten Bergrücken am Plöcken- 
stein im südlichen Ausläufer Böhmens beginnt und in nord- 
westlicher Richtung der böhmischen Grenze entlang bis zum 
Osserberge bei Neuern sich hinzieht. Er besteht der Haupt- 
sache nach aus zwei Bergketten oder Bergrücken, welche 
mit einander durch einen mächtigen Querriegel verbunden 
sind. Der äussere, knapp an der Grenze verlaufende, ist der 
höhere. Zwischen Hohenfurth und Leonfeld seinen Anfang 
nehmend, steigt er alsbald zu einer Höhe von 1000 bis 1300 
Meter auf und' erhält sich auf derselben mit geringen Schwan- 
kungen seiner ganzen Erstreckung nach bis zum Osserberge. 
Nur einzelne Kuppen erheben sich über diese Durchschnitts- 
höhe des Hauptkammes, wie z. B. der Hochfichtet (1337 m), 
der Plöckenstein (1378 m), oder auf baierischer Seite der 
Dreisesselberg, der Lüsen (1370 m), der Rachel (1446 m). 
der malerische Arber (1455 m), die Seewand (1340 m) und 
die charakteristische Bergform des gezackten Ossers (1218 m). 
An diesen nördlichsten Theil schliesst sich die Bergreihe an, 
welche sich vom Javornik gegen Klattau hinzieht. Mit der- 
selben dürfte auch berechtigt die Berglandschaft zwischen 
Schüttenhofen und Klattau zusammengefasst werden können. 

Der innere zweite Bergrücken der Sumava ist bedeu- 
tend niedriger als der Grenzkamm; erscheint aber geglie- 
derter als dieser. Denn ihm gehört zunächst der Plansker 
Wald an, dessen höchster Punkt, der Schöninger (1080 m), 
sich bei Kalsching erhebt. Während dieser Gebirgstheil bei- 
nahe südlich verläuft, hält die westlicher gelegene, immerhin 
mit ihm zusammenhängende Fuchswiese (1186 m) eine dem 
(J renzkam m ziemlich parallele Richtung ein. An diese schliesst 
sich gegen Süden der Gr. Sternberg (1116 m) und in nord- 
westlicher Richtung der Steinschicht- (1080 m) und Stöger- 
Berg (1069 m), sowie der Schreiner (1258 m) und der hoch- 
anstrebende Kubani (Boubin, 1357 m) an, welcher mit der 
Gebirgslandschaft zwischen Winterberg und Bergreichenstein 
in Verbindung steht und eine wundervolle Rundsicht ge- 

2* 



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20 



Einleitung. 



währt. Das Querthal der Otavti bildet die natürliche Grenze 
dieser Bergreihe, welche eben hier durch den breiten Quer- 
riegel, Gewilde*) genannt, mit dem Grenzkamme verbunden 
wird. Vom hohen Grcnzrüeken stuft sich das Gebirge nach 
Baiern zu allmalig ab, auf der böhmischen Seite jedoch ist 
der Abfall in die Längsthäler der Moldau und Otava ein stei- 
ler. Ebenso senkt sich die innerböhmisehe Bergkette ziemlich 
jäh in die Thäler genannter Flüsse, während nach dem inne- 
ren Böhmen zu der Abfall ein gelinder ist. — Die Sumava 
gehört zu den in landschaftlicher Beziehung am meisten her- 
vorragenden Gebieten des Landes. Es ist ein richtiges Wald- 
gebirge, in welchem sieb auch ein kleiner Theil Urwald **> 




Fig. t. Per Arh.M- von Billim -Kisenntvin aus . ■■■>. l»en. 
Nacb F. v. JI„.-h t t,ttcr. 



erhalten hat und wo nahezu sämmtliche Interessen der Be- 
völkerung mittelbar oder unmittelbar vom Walde abhängen. 

Eine beiläufig drei Meilen breite Einsenkung theilt 
die Sumava vom eigentlichen Bübmerwalde, Gesky les, 
wörtlich: Böhmischen Wahl ab, der übrigens in seiner 
Haupterstreckung eine andere Richtung einhält als der süd- 
lichere Gebirgszug und daher mit diesem nicht zu eng ver- 



*i (;»'\vil«K (Jefilde, wurden ursprünglich Oberhaupt alle abgelese- 
nen, oeden, von Waldungen eingesrhlo^fin-n. doch bewohnten Thiiler 
und (beenden genannt. 

**) Ein Rest jenes ungeheueren Waldgebiete«, das den Römern 
als Sylva Hercinia, Sylva lunae. Saltus Hircanus, bekannt war und von 
Tacitus <L>e situ, moribus et popuiis tiermaniae. Vol. II.» als ein Land- 
strich bezeichnet wird, d^r jVd^m Fremdlinge unwirthbar « \ und den 
selb-t (hu Einu''*boiv}iHn nur die Li-be zum tt^burtsorte bewohnbar 
mache. 



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Topographische Uebersicht Höhmens. 



21 



knüpft werden sollte. Kr beginnt mit den Ccrchovbergen 
(1039 m) bei Klenetsch und zieht sich in nordnordwestlicher 
Richtung gegen Tachau, so dass er im mittleren Theile 
seiner Erstreekung kein Grenzgebirge ist und erst nördlich von 
Tachau sich wieder 
mehr an die Grenze 
anschmiegt. Hier en- 
det er mit dem Dil- 
lenbfrge (91ö Meter), 
dessen Ausläufer sich 
{regen Eger bis zum 
Thal des Wondreb- 
flüsschens erstrecken. 
Nach Baiern zu ver- 
flächt sich der böh- 
mische Wald ziem- 
lich allmfdig, erscheint 
aber von zahlreichen 
Querthäleru durch- 
furcht, die alle in das 
Ltngsthal der Naab 
ausmünden. In Böh- 
men erscheint der 
Abfall, oder vielmehr 
die Begrenzung ge- 
jren das mittel böhmi- 
sche Schiefergebirge 
scharf gekennzeich- 
net durch eine Ein- 
Senkung, die sich von 
Taus und Ronsperg 
aus bis Königswart 
verfolgen lässt. Auch 
der böhmische Wald 
fuhrt seinen Namen 
nicht umsonst. Es ist 
ein ziemlich rauhes 
Gebirge, in welchem 

Waldkultur und Viehzucht vorherrscht und wo nur wenige 
hiemit zusammenhangende Gewerbszweige betrieben werden. 

Die breite Einsenkung zwischen der Sumava und dem 
Böhmischen Walde, welche der Osser auf der einen und der 
<Whor auf der anderen Seite wie zwei riesige Pfeiler ein- 




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Einleitung. 



schliessen, ist eine Hügellandschaft von beiläulig nur 600 nt 
mittlerer Höhe. Diese Niederung bildet einen ziemlich be- 
quemen Durchgang aus Baiern nach Böhmen, vor welchen 
der Hohe Bogen (1073 m) zwischen dem weissen Regen und 
dem Kamfluss in Baiern wie ein Riegel vorgeschoben er- 
scheint. 

Das Nordende des Böhmerwaldes steht gegen das 
Innere des Landes zu mit dem Karlsbader Gebirge (Kaiser- 
wald) in Verbindung, welcher im Osten vom Plateau des 
Kohlengebirges und im Süden vom mittelböhmischen Ur- 
schiefergebirge begrenzt wird. Das Gebirge hat einen wellen- 
förmigen, von einigen, au 1000 Meter hohen, Kuppen über- 
ragten Oberflächencharakter und gehört wegen seiner be- 
rühmten Thermen und Heilquellen (Marienbad, Franzensbad, 
Karlsbad) zu den besuchtesten Gegenden in Böhmen. Die 
Tepl durchzieht das Gebirge von Süd nach Nord und zahl- 
reiche sonstige Thäler und Thälchen üben Einfluss auf die 
Gestaltung der Oberfläche. Das ganze Gebiet ist verhältniss- 
mässig volkreich und verschiedenartige Industriezweige sind 
dort zu bedeutendem Aufschwünge gelangt. Sie hängen zum 
grossen Theil von der geogn ostischen Beschaffenheit ab. Die 
Zinnbergwerke von Schönfeld und Schlaggenwald, die Por- 
zellanindustrie Karlsbads u. s. w. sind Belege hiefür. Natur- 
gernäss ist auch der Verkehr ein sehr reger. 

Weiter im Innern des Landes und durch die Rons- 
perger Einsenkung vom Böhmerwalde vollkommen abgetrennt 
macht sich im Schiefergebiete südlich von Kladrau eine 
Gruppe von Granitbergen nicht so sehr durch ihre Höhe, 
die die Umgebung nicht sonderlich überragt, als durch ihre 
Gestalt bemerkbar. Sie führt den Namen Siebenberge. 

In den westlichsten Zipfel des Landes bei Asch und 
Eger greift ein ausserhalb der böhmischen Grenzen liegen- 
der sehr wichtiger Gebirgsknoten ein, nähmlich das Fichtel- 
gebirge, welches in Oberfranken sich ausbreitend gewisser- 
massen den Knotenpunkt der drei Gebirgszüge : des Böhmer- 
waldes, des Erzgebirges und des Thüringer Waldes bildet. 
Als seine südliche Grenze gegen den Böhmerwald und das 
Karlsbader Gebirge kann man das Egerthal bezeichnen» 
während es vom Erzgebirge durch das Schönbachthal ab- 
getheilt wird. Der Hauptsache nach besteht das Fichtel- 
gebirge aus krystallinischen Schiefern, die von mächtigen 
Granitergüssen durchbrochen wurden. Die Schiefer streichen 



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Topographische Uehersicht Böhmens. 23 



in nordwestlicher Richtung ziemlich parallel zum Erz- 
und Karlsbader Gebirge. Der höchste Punkt des böhmi- 
schen Theiles des Fichtelgebirges ist der Hainberg nördlich 
von Asch. 

Das Erzgebirge ist vom Fichtelgebirge geologisch nicht 
scharf geschieden; doch kann seine Grenze gegen dasselbe, 
also sein südwestlicher Anfang, in das Thal von Schönbach 
verlegt werden. Sein Nordostende wird von den Kreidegebil- 
den, welche die Elbe hinaus nach Sachsen begleiten, be- 
zeichnet. Der Böhmen zugewandte Abfall ist ein sehr steiler, 
wohingegen nach Sachsen hin das Verflachen ein so allma- 




Fig. 10. Der Sonntnwlrbcl Im Erzgebirge. 



liges ist, dass man, von dorten den Kamm ersteigend, gar 
nicht den Eindruck eines Gebirges empfangt. Auf dieser 
sanften Lehne verlauft die zumeist künstlich geschaffene 
politische Grenze zwischen den beiden nachbarlichen König- 
reichen. Der Hauptkamm ist im Durchschnitt 844 Meter hoch. 
Über die einförmige Linie desselben erheben sich nur ein- 
zelne Kuppen um ein namhaftes, so besonders der Keilberg / 
bei Jnnfhiingthflljri >^) | f |or Spity^ory (1106 m), die Wirbel- J , 

steine (1094 nif, ger Sonnenwirbel3 (1 234 m ), der Hassberg Av^m**^ 
(986 m), der Bäreiistein (U'Jl jn],^r^ TvTeselstein (956 m), 
der Bornhauberg (911 m) und einige andere. Das im Erz- 
gebirge am meisten verbreitete Gestein ist Gneiss, aber 
auch massige Gesteine sind stark vertreten, wie überhaupt 



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Dogle 



24 



Einleitung. 



der ganze Aufbau den Gebirgsarten nach ein mannigfaltiger 
ist. Das ganze Gebirge ist reichlich bewaldet und wird 
auch am Kamme bebaut. Auf der sachsischen Seite ist der 
Bergbau noch mehr im Schwünge als auf der böhmischen, 
beschäftigt aber doch nur einen Bruchtheil der Bevölkerung, 
die sich daher veranlasst sah hier wie dort sich mehr an- 
deren Erwerbszweigen zuzuwenden. Daher wurde das Erz- 
gebirge zum Sitze mancherlei für dasselbe eigenthümlicher 
Industriezweige, welche jedoch der zu reichlichen Bevölke- 
rung hinreichenden Erwerb nicht zu sichern vermögen. 

Durch das breite Egerlhal vom Erzgebirge getrennt, 
erhellt sich weiter im Innern von Böhmen das Duppaurr 
Gebirge, welches gegen Westen an das Karlsbader Gebirge 
sich anlehnend, als zusammenhangende Besaitmasse die wei- 
tere Umgebung von Duppau bis gegen Klösterle und Waltsch 
einnimmt. Es bildet nur eine Gruppe des geologisch jugend- 
lichen Kegelgebirges, welches aus wenigen unregelmässigen 
Rücken und sehr zahlreichen glocken- oder kegelförmigen 
Bergen von oft auffallend regelmässiger Gestalt zusamen- 
gesetzt ist und namentlich im nordwestlichen und nördlichen 
Böhmen sich ausbreitet.*) 

Eine zweite Gruppe bildet das M i 1 1 e 1 g e b i r g e, auch 
Leitmeritzer Gebirge genannt, welches zwischen dem 
Bilatluss uud der Eger sich hinzieht, die Elbe in der Leit- 
meritzer Gegend übersetzt und weit in's nördliche Böhmen 
in nordöstlicher Richtung sich erstreckt. 

Als eine dritte Gruppe darf in orographischem Sinne 
das geologisch nicht einheitliche Semiler Kegelgebirge 
bezeichnet werden, welches sich in der Umgebung von Semd, 
Lomnitz, Petzka und Jicin hauptsachlich verbreitet, aber zu 
welchem auch weiter entfernte isolirte Kegel einzubezie- 
hen sind. 

Es ist dies überhaupt eine geologisch leicht erklärliche 
Eigentümlichkeit des böhmischen Kegelgebirges, dass sich 
rings um seine mehr oder weniger zusammenhängenden Grup- 
pen isolirte Kuppen erheben und eine lockere Verbindung 



*) Eine vorzügliche und angenehm lesbare Schilderung des nördl. 
Thciles enthält K. Ritt. v. Kof istka's schön ausgestattete, umfangreirhe 
Abhandlung: Das Terrain und die Höhenverhältnisse des Mittelgebirges, 
des Sandstein- und des Schiefergebirges im nördlichen Böhmen. Archiv 
für naturwiss. Landesdurchforschung v. Böhmen. 1. Bd. Topogr. Abtheil. 
Prag 1809. Mit 2 chromolith. Ansichten, 11 Holzsehn., 1 Protiltafel und 
1 Höhenkarte. Mehrere unserer Abbildungen sind diesem Werke entlehnt. 



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Topographisch*» tVhcrsicht KAhmeiLs. 



25 



zwischen den einzelnen Theilen her- 
stellen. Diese isolirten Kegel über- 
ragen in Glockengestalt häufig die 
sanften und einförmigen Contouren 
des nordböhmischen Kreidesand- 
stein- und Plfmerplateaus (vergl. 
Figur 12.), hiedurch einem weiten 
Landstrich ein eigenartiges Gepräge 
verleihend. Die Tiefung zwischen 
dem Erzgebirge und dem Kegelge- 
birge, die um Saaz sich erstreckende 
Ebene zwischen der Duppauer und 
der Leitmeritzer Gruppe, gehören zu 
den fruchtbarsten Gegenden Böh- 
mens und das ganze Gebiet des Ke- 
gelgebirges überhaupt bildet wohl 
den schönsten und gesegnetsten Theil 
des Landes. Blühende, gewerberei- 
ehe Städte sind am Fusse der Berge 
zur Entwickelung gelangt, zahlreiche 
schöne Dörfer sind in den Thälern 
entstanden, und Feld, Garten und 
Wald verbinden sich mit der Ober- 
tlächengestaltung zu einem so präch- 
tigen, auf einer jeden höheren Kuppe 
dem erstaunten Auge immer anders 
und immer gleich wundervoll sich 
darbietenden Landschattsbilde, wie 
man in Böhmen sonstwo kaum ein 
ähnliches zu finden vermag. 

Es ist erwähnt worden, dass 
die einzelnen Bergkegel über das 
eretaceisehe Plateau emporragen. 
Dieses nimmt den Kreideablagerun- 
gen entsprechend fast den ganzen 
Norden und Osten, wohl ein Drittel 
des Landes ein. Im Süden grenzt 
es an das böhmisch-mährische Hoch- 
land, liegt weiterhin dem mittel- 
böhmischen Schiefergebirge , dem 
Waldgebirge und Kalksteinplateau 
auf. grenzt an das Kohlengebirge, 
verflicht sich mit dem Kegelgebirge 




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Erzgebirge an. Im Norden reicht es fast bis zur Landesgrenze. 
Scharf ist die Begrenzung im Südosten, wo es vom böhmisch- 
nudirischen Plateau 
ein ziemlich hoher 
Gebirgszug, das Ei- 
sengebirge, und ge- 
wissemiassen in des- 
sen Verlängerung 
das Saarer Gebirge 
trennt. 

Das der Kreide- 
formation in Böhl neu 
entsprechende Ge- 
s birgsland kann an- 
I gemessen mit dem 
Namen Sandsteinge- 

birge belegt werden. 
(Kkejci benannte es 
Wandgebirge, abge- 
leitet aus der chara- 
kteristischen böhmi- 
schen Bezeichnung 
Steny, d. h. Wände, 
womit die schroffen 
Abfalle u. steilen Ge- 
hänge gemeint sind.) 
Es ist ein relativ nie- 
driges Plateau von 
einförmiger Oberflä- 
ehenbeschaffenheit, 
in welchem jedoch 
einzelne tief einge- 
schnittene Thäler sich 

eines besonderen 
landschaftlichen Rei- 
zes rühmen können. 
Die Oberfläche ist zu- 
meist fruchtbares Ak- 
kerland. Neben der 
Landwirtschaft sind 
in dem ortschaftsrei- 
chen Gebiete einige Industriezweige zur Blüthe gelangt. Ein- 
zelne Punkte sind ihrer Felsgebilde und ihrer sonstigen 




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Topographische Uebersicht Böhmens. 



27 



landschaftliehen Eigenheiten wegen berühmt geworden und 
>ind auch für den Geologen beachtenswerth, weil sie den all- 
gemeinen Charakter des Sandsteingebirges wohl erkennen 
lassen. Es ist dies zunächst die böhmische Schweiz in der 
weiteren Umgebung von Tetsehen zu beiden Seiten der Elbe. 
Sie erhebt sich zu ziemlich bedeutender Höhe (Schneeberg 
724 w) und ist ausgezeichnet durch eine Fülle von malerischen 
Felspartien, denen sie, eben so wie das angrenzende Gebiet 
in Sachsen, ihren Namen verdankt. Noch schönere und ro- 
mantischere Einzelnheiten birgt das Sandsteingebirge zwi- 
sehen Jicin und Turnau, die sogenannten Prachover Felsen. 




Fig. JH. Der FeU«nkea«el von Dittersbach Tom Tootberge am geieben. 

Nach K. Bitt. t. Kofittka. 



deren Ruf sich neuerer Zeit immer mehr verbreitet. Seit 
altersher bekannt und angestaunt sind die Felsgebilde bei 
Adersbach und Weckelsdorf, die sammt den Politzer Wän- 
den vom Rücken des Faltengebirges (Zaltmanske hory), wel- 
ches der Hauptsache nach dem Garbonsystem angehört, sich 
erheben. Dieses Gebirge steigt in der Bergplatte der Heu- 
scheuer, die sich zum Pass von Nachod hinzieht, zu 932 m 
auf. Es fallt gegen Süden ziemlich steil ab, verflächt sich 
aber gegen Norden in die Braunauer Mulde allmälig. Eine 
vielbesuchte und landschaftlich thatsächlich hervorragende 
Gegend im Gebiete des Sandsteingebirges erstreckt sich von 
den Ufern der wilden und stillen Adler über Böhm. Trübau 
hinaus nach Mähren, wo sie sich in einem nicht breiten 
Streifen bis gegen Brünn verfolgen lässt. 



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Einleitung. 



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Das Gebiet des Sandsteingebirges wird von einigen der 

bedei 1 1 « »nd eren Flussla u fe 
Böhmens durch/« r_ren. Die 
Elbe durchströmt es von 
.laromer an bis Leitme- 
ritz in einem breiten fla- 
chen Thale, das sieh na- 
mentlich um Podebrad 
und Nimburg herum zu 
einer ausgedehnten Ebene 
erweitert. Auch der Aus- 
fluss der Elbe aus dem 
Lande wird von Sand- 
steinreisen eingeengt. Am 
rechten Ufer die Gidlina, 
die Merlina. die Iser und 
die Pölzen, ebenso wie 
am linken Ufer die Metau, 
die Adler, Luucnä (Mauth- 
nerfluss, Mejtnieka), Chru- 
dimka und Doubravka und 
einige geringere Zuflüsse 
der Elbe winden sich zum 
Theil od«T im ganzen Ver- 
lauf durch das Sandstein« 
gebirge und zwar stellen- 
weise in engen romanti- 
schen Thalern, sonst frei- 
lich zumeist in flachen 
Thalmulden. Auch der 
unterste Lauf der Moldau 
ist in das Sandsteinge- 
birge eingebettet.*) 

Im Norden und Nord- 
osten, eben so wie im 
Südwesten und Süden 
wird das Sandsteinge- 
birge von einigen Urge- 
birgsstöeken umschlos- 
sen. Aus Sachsen tritt 
das Lausitzer Gebirge 




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*) Verjrl. die Anmerkung: auf S. 24. 



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Topographische Uebersieht Böhmens. 



29 



mit einem Theile auf böhmisches Gebiet über und erstreckt 
sich über Hainspach und Rumburg der Xeissesenkung ent- 
hing an Reichenberg vorbei bis gegen Eisenbrod. Es ist in 
seiner Hauptverbreitung ein unregeimässiges Hochland, be- 
stehend im nördlichen Theile aus einzelnen Gruppen von 
(Iranitbergen, deren Höhe kaum 600 Meter erreicht, wogegen 
es im südlichen Theile mehr kammartig entwickelt erscheint. 
Hier erlangt es auch im Jeschken eine bedeutendere Höhe 
(968 m\ 

Durch die Neissesenkung, gegen welche das Lausitzer 
Plateau ziemlich steil abfällt, erscheint es vom Isergebirge 

getrennt. Dieses ist ein Kammgebirge, bestehend aus vier 



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Braunau- 
GrotHlorf 



Braunauer 
Porphyrgebirgc 




Ftf. ii. Die Bi»un«uer Mulde. Aufgenommen von der 

Nach A*. Ritt. t. KoHttk*. 



grossen Heuicheuer. 



ziemlich parallel verlautenden, durch Längsthäler von ein- 
ander geschiedenen Kämmen, von welchen der Grenzkamm 
in der Tafellichte zu 1145 m ansteigt. Das Gebirge ist sehr 
waldreich, rauh und wild. Einige Industriezweige, besonders 
die Glasfabrikation und Weberei haben sich hier sehr ent- 
wickelt und Weltruf erlangt. Von der Weberei hat dies na- 
mentlich auch Giltigkeit für den Rumburger Theil des Lau- 
sitzer Gebirges, welches mit dem Isergebirge der Umgebung 
von Friedland, Reichenberg, Warnsdorf u. s. w. zu den am 
dichtesten bevölkerten, industriereichsten und steuerkraf- 
tigsten Landstrichen nicht nur Böhmens, sondern der ganzen 
Monarchie gehört. 

Der Neuweiter Sattel trennt das Isergebirge vom Rie- 
sengebirge, einem breiten Bergrücken von ausgeprägtem Ge- 
birgscharakter, dem höchsten Gebirge zwischen Donau und 
BaJt. Aufgebaut im Gentrum aus massigen archaeischen Ge- 



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steinen, welche im Süden und 
Norden von einem Gürtel kristal- 
linischer Schiefer umgeben 'sind, 
bildet es der Hauptsache nach 
zwei Kämme deren nördlicher 
Hauptkamm zugleich Grenzkamm 
ist, während der südliche Kamm 
ganz Böhmen zugehört. Zwischen 
beiden ziehen sich die sogenann- 
ten Sieben Gründe hin. Einzelne 
Kuppen sind den Hauptrücken 
aufgesetzt, so der Reifträger (1H54 
Meter), das Hohe Rad (1507 m), 
die grosse (1422 m) und kleine 
(1446 Meter) Sturmhaube und 
die Schneekoppe (1601*3 m ev. 
1599'5 m) dem nördlichen ; — der 
Kesselberg (14369»), der Krkonos 
(1409»//), der Brunnberg (1555 m) 
dem südlichen Kamme. Die Gipfel 
dieser Berge reichen über die 
Baumgrenze hinaus. Der breite 
Rücken ist sumpfig und torfreich, 
zum Theil mit Knieholz bewach- 
sen. Die tieferen Gehänge sind 
zumeist bewaldet. In Böhmen leh- 
nen sich an den Hauptstock des 
Riesengebirges Vorgebirge an, die 
sich als Querrücken zumeist senk- 
recht vom Hauptrücken abzwei- 
gen, und ziemlich jäh gegen das 
sanfte Hügelland des Rothliegen- 
den abfallen. Es gehört hieher 
der Wolfskamm (höchster Punkt 
1150 tu), der Heidelbergrücken 
(Heidelberg. XW von Hohenelbe 
10^5 Mi), der Schwarzenbergrük- 
ken, der sich vom Brunnberg ab- 
zweigt (Fuchsberg 1362 wi, Forst- 
berg 1268 Mi), der Rosenberg 
(1394 Mi) und der Querrücken des 
Kolbenberges (1187 m/), von wel- 
sich das Rehhornmassiv (Hofbusch 1022 mi ) abzweigt. 



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Topographische Uebersicht Böhmens. 



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Das Riesengebirge ist ebenso wie die beiden vorerwähnten 
Grenzgebirge reich an gedehnten, in den Thälern angesie- 
delten Ortschaften und ist der 
Sitz einer berühmten Spinn- 
und Webeindustrie *) 

Das Faltengebirge und 
die zwischen dasselbe und das 
Riesengebirge bei Schatzlar 
eingeschobenen, dem südlichen 
Fusse des Riesengebirges ent- Vohren 
lang sich erstreckenden Gebilde 
des Carbonsystems, sammt den Fontbtrg 
über dieselben sich erheben- 
den plutonischen Kegeln und 
Rücken, — in dem Braunauer 
Landchen das Rabengebirge SchvanerBe ^ 
genannt, — trennen das Rie- 
sengebirge von dem in süd- 
östlicher Richtung verlaufen- 
den Adler- oder Erlitzer Ge- 
birge. Dasselbe erhebt sich bei 
Nachod über das Rothliegen- 
de und streicht bis zum Gru- 
licher Schneeberg. Dieser ragt 
als höchster Punkt des Grup- 
pengebirges hervor , welches 
als Glatzer Schneeberggebirge 
bezeichnet werden kann und 
als Kern dreier Gebirgskämme 
wichtig ist. Gegen Nordwesten 
verläuft von ihm aus das Rei- 
diensteiner und gewissermas- 



Schneekoppe 



Schwarzfnthal 



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*i Eine vorzügliche Darstel- 
lung des Iser- und Riesengebirges mit 
ihren südlichen und östlichen Vorla- 
gen, zugleich eine Schilderung ihrer 
»»rographischen und hydrographi- 
schen Verhältnisse bietet K. Ritt. v. 
K o f i s t k a im Archiv für die natunv. 

Landesdurcbforsch. von Böhmen, 

U. Bd. I. Theil, Prag 1877, pag. 

1—128, mit 2 chromolith. Ansichten, 

10 HoIz.«clin., 1 Profiltafel und 2 Höhenkarten. Viele unserer Abbildun- 
gen ?ind diesem schönen Werke entlehnt. 



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32 



Einleitung. 



sen in dessen Fortsetzung das Eulengebirge, gegen Ostsüdost 
das Gesenke, welche beide Gebirgsketten ausserhalb der 
böhmischen Grenze sich ausbreiten; und endlich fast parallel 




zum Reichensteiner Gebirge am südwestlichen Rande des 
Glatzer Hochkessellandes das genannte Adlergebirge. Das- 
selbe erscheint in seinem südlichen Abschnitte durch das 
Längsthal der wilden Adler in zwei Kämme getheilt, von 



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Topographische Uebersicht Höhmens. 



welchem der südliche Böhmen angehört und mit dem Namen 
„Böhmische Kämme" belegt wurde; während der nörd- 
liche, das sogen. Habelschwerdter Gebirge, der Grafschaft 
Glatz, die übrigens orographisch einen Theil von Böhmen 
bildet, zukommt. Die Vereinigung dieser beiden Kämme bil- 
det die Hohe Mense (1083 m). Das böhmische Adlergebirge 
mit der Deschnaer Koppe als höchstem Punkte (die grosse 
ist 1114 m hoch), ist ein freundliches Gebirge, das den Be- 
such lohnt. 

Parallel zum Adlergebirge verläuft im Gebiete der böh- 
mischen Kreideformation eine Verwerfungslinie, der entlang 
dir älteren Unterlagen des Kreidesystems zu Tage treten. 
Diese Bruchlinie beginnt in der Gruppe der Granithügel bei 
Pottenstein und Lititz an der wilden Adler und erstreckt 
sich über Geiersberg und Landskron gegen Mährisch Trü- 
ban und weiter gegen Brünn. Sie wird von einem Streifen 
rothen Sandsteines von postcarbonischem Alter deutlich ge- 
kennzeichnet. Wiederum parallel mit dieser Verwerfungslinie 
verläuft das oben schon erwähnte Eisengebirge, so dass 
zwischen diesem und dem Adlergebirge und der zwischen 
beiden befindlichen Bruchlinie ein ursächlicher Zusammen- 
hang angenommen worden ist. 

Das Eisengebirge beginnt im Norden bei Elbeteinitz 
tuit Hüjreln, die nur zwischen 200 — 300 Meter Meereshöhe 
erlangen, erstreckt sich von hier aus wallartig in südöstlicher 
Richtung, allmälig bis zu 700—800 Meter aufsteigend und 
übergeht bei Vojnomestec in das Saarer Gebirge. Die Hügel- 
fonn des nordwestlichen Endes erscheint hier in ansehnliche 
Bergrücken umgewandelt. In der ganzen Erstreckung erweist 
sich das Gebirge deutlich individualisirt, erstens dadurch, 
dass es aus wesentlich anderen Gebirgsarten aufgebaut ist. 
als das Flachland, über welches es sich erhebt, und zwei- 
tens durch seinen steilen Aufstieg, der besonders auf der 
von der Doubravka begleiteten Südwestseite ein plötzlicher 
und unvermittelter ist. Das Gebirge wird im Südosten etwa 
in der Mitte von einem tiefen Thale durchfurcht, welches in 
vielfachen Krümmungen das Ghrudimkallüsschen bis Slatinan 
durchströmt. Diese Partie des Gebirges, besonders bei der 
Mühle Peklo bis Präcov, ist auch landschaftlich sehr schön. 
Andere obwohl bewaldete Theile sind wasserarm. Der Name 
des Gebirges ist von dem einstigen regen Eisenbergbaue, von 
welchem heute nur noch geringe Reste vorhanden sind, ab- 
geleitet. 

Sstfr, Geologie von Böhmen. «3 • 



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34 



Einleitung. 



Bei Vojnomestec und Kreuzberg schliesst sich das 
Eisengebirge an das Saar er Gebirge an, welches von dem- 
selben durch die fcdiretzer Einsenkung abgetrennt erscheint, 
aber in seiner Hauptrichtung mit ihm übereinstimmt. Es ge- 
hört zum grösseren Theile Mähren an. Beachtenswert« ist 
/ die Grenzpartie zwischen Saar und Swratka, die Gebirgs- 
charakter aufweist und im Berge &äkova Hora zu nahe 
1000 m ansteigt. Hier sind einzelne Bergpartien noch mit 
Urwalde bewachsen. 



Wer die oben versucht«* Uebersicht der geoguostischert 
Verhaltnisse Böhmens mit der eben zu Ende gebrachten 
Skizze einer naturgemässen Orographie des Landes vergleicht, 
was am leichtesten unter Zuhilfenahme der beigegebenen 
beiden Kartchen (Tab. I. und II.) geschehen kann, wird fin- 
det», dass die gegenseitige Abhängigkeit und Uebereinstini- 
mung der Orographie mit dem geognostischen Aufbaue in 
Böhmen thatsächlieh eine ausserordentliche und doch voll- 
kommen natürliche, sich von selbst ergebende ist. 

Die specielle geognostische Beschreibung des Landes 
wird dies nicht nur des Naheren darthun, sondern auch die 
Wichtigkeit geologischer Kenntnisse für die Beurtheilung 
mancher anderer Verhältnisse, sowie für die Lösung vieler 
praktischer Fragen hervortreten lassen. 

Möge das Buch die Kenntniss des schönen Böhmer- 
landes fördern und allseits recht nützlich sich erweisen! 



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- 

I. THEIL. 



HER (jEOGNOSTISCHE AUFBAU 



M 




Ii* 



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i. Archaische Gruppe. 



Allgemeine Uebersiclit 

Die archaeischen Gebilde, welche als die ältesten, uns 
zugänglichen, die Unterlage aller übrigen Schichtensysteme 
bilden, bezeichnen in ihrer Verbreitung diejenigen Stellen 
der Erdoberfläche, welche relativ am höchsten emporgehoben, 
oder durch Abwaschungen und sonstige zerstörende Einflüsse 
am tiefsten von den sie einst überlagernden jüngeren Ab- 
lagerungen entblösst worden sind. 

Böhmen mit Theilen der anliegenden Länder bildet 
eine solche Urgebirgsscholle, die nach aussenhin ihre Umrisse 
liegen die abgesunkenen Gebiete ziemlich deutlich erkennen 
lässt, und im Innern bedeutendere Senkungen durch die 
auflagernden jüngeren Schichtensysteme verräth, welche sie 
zum Theile bedecken. Im Norden wird diese Urgebirgsscholle 
vom Meissener und Lausitzer Gebirge, vom Iser- und Riesen- 
gebirge, im Nordosten von den Glatzer Gebirgen umgrenzt ; 
im Osten bildet das mährische Senkungsgebiet in der Linie 
von den Quellen der Oppa über Boskowitz, Brünn und 
Znaim bis Krems die Grenze, welche im Norden von devo- 
nischen und im Süden von jüngeren Ablagerungen bezeich- 
net wird. Die weitere Umgrenzung der böhmischen Urgebirgs- 
scholle verläuft von Krems an beiläufig parallel zur Donau, 
wo die am Nordfusse der Alpen sich hinziehenden Tcrtiär- 
gebilde dieselbe deutlich machen ; wendet sich dann vom 
Einflüsse der Naab in die Donau dem ersteren Flusse entlang 
gegen Norden zum Fichtelgebirge, von wo aus in nordöst- 
licher Richtung der flache Abhang des Erzgebirges in Sachsen 
die Grenze bildet. 



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t 



;}8 I. Archaei^che Gruppe. 



In dieser Umgrenzung erscheint die böhmische Urge- 
birgsscholle als die gewaltigste archaeische Masse in Mittel- 
Europa, die Spuren all' der grossartigen Veränderungen an 
sich trägt, welche das Continent im Laufe der geologischen 
Zeiten betroffen haben. Daher erweist sich der böhmische 
Urgebirgskern als einer der Hauptknotenpunkte der Gebirgs- 
züge Mitteleuropas. , 

Der grösste Theil dieser mächtigen Verbreitung der 
archaeischen Gruppe wird in der heute der Beobachtung 
zugänglichen Erstreckung aus Gebilden des Urgneisssystems 
aufgebaut, während der kleinere Theil dem jüngeren Ur- 
schiefersysteme angehört. Eine Anzahl der Eingang* geschil- 
derten orograpliischen Einheiten Böhmens besteht aus Ge- 
steinen beider Systeme, die zumeist so eng mit einander 
verknüpft erscheinen, dass es nicht leicht möglich ist jedes 
System für sich zu besprechen. In wenigen Fällen wäre dies 
allerdings durchführbar, wie z. B. im Erzgebirge, in dessen 
westlichem Theile das Urgneisssystem fehlt, während es im 
östlichen Theile vorherrscht, worauf eine natürliche Zwei- 
theilung des ganzen Gebirges begründet wurde. Doch wird 
die Uebersichtlichkeit unserer Darstellung der archaeischen 
Gebiete Böhmens gewiss gewinnen, wenn wir ohne Rück- 
sicht hierauf ein orographisches Gebiet nach dem andern 
durchnehmen und in der Beschreibung das geologische Mo- 
ment dem orograpliischen anpassen. Cm jedoch immerhin 
den Fortgang von den ältesten zu den jüngeren Systemen 
auch in der archaeischen Gruppe zu wahren, sollen vorerst 
diejenigen orograpliischen Gebiete beschrieben werden, in 
welchen das Urgneisssystem vorherrscht, worauf erst in die 
Schilderung der Erstreckungen des Urschiefersystems einge- 
gangen werden soll. 

Mit den geschichteten Gesteinen der beiden archaei- 
schen Systeme betheiligen sich am Aufbaue der einzelnen 
Gebirgszüge in hervorragender Weise Massengesteine, na- 
mentlich Granit, die zum Theile gewiss jünger sind als die 
krystallinischen Schiefer, doch mit denselben in den meisten 
Fällen so eng vergesellschaftet erscheinen, dass sie ebenfalls 
nicht wohl getrennt von jenen behandelt werden können, 
wenn die wünschenswerthe Uebersichtlichkeit der Darstellung 
nicht sehr beeinträchtigt werden soll. Für die Beschreibung 
derselben wird daher ebenfalls die orographische Grundlage 
als massgebend angenommen werden. 



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Allgemeine Uebersichl. 



Von allen Systemen, welche in Böhmen zur Entwickel- 
nd gelangt sind, haben die Gebilde der arehaeischen Gruppe 
im Verhältnisse zu ihrer Ausbreitung bisher die geringste Be- 
achtung gefunden und sind daher in wissenschaftlicher Hin- 
sicht am wenigsten bekannt. Der erste, der sich eingehender 
mit ziemlich allen Theilvn derselben befasst hat, war Fr. X. 
M. Zippe. Hatte dieser vorzügliche Gelehrte nichts anderes 
geleistet, als nur die Bearbeitungen der physikalischen Ver- 
hältnisse der einzelnen Kreise Böhmens und die zahlreichen 
sonstigen geognostisehen Notizen und Angaben für Sommer' s 
..Königreich Böhmen 44 *) geliefert, er hätte sich für immer 
einen der ersten Platze unter den Erforschern des Landes 
gesichert. Wiewohl seit dem Erscheinen der einzelnen Bande 
dieses Werkes ein halbes Jahrhundert verflossen ist und 
während der Zeit im Allgemeinen grosse Fortschritte in der 
genaueren Kenntniss des Königreiches gemacht wurden, so 
ist man doch in Bezug auf einige Gegenden über das von 
Zutk dargebotene kaum hinausgekommen. 

Nach Zippe waren es besonders die Geologen der k. k. 
geolog. Reichsanstalt, die sich ausserordentliche Verdienste 
um die Ergründung der archaeischen Systeme in Böhmen 
erworben haben, wie aus den (keineswegs ganz vollständi- 
gem Literaturaugaben in den folgenden Abschnitten zur Ge- 
linge hervortreten dürfte. — Das Erzgebirge hat ueuestens 
eine eingehende Bearbeitung von G. C. Laube erfahren. 
J. Krejci und B. Helmhacker haben das Eisengebirge und 
die urographische Fortsetzung desselben, das Saarer Gebirge, 
erforscht und beschrieben. Einzelne Theile des Böhmer- 
waldes und der angrenzenden Gebirgspartien haben, abge- 
sehen von den vorzüglichen Arbeiten von GCmrels,**) neuerer 
Zeit die besondere Aufmerksamkeit einiger Forscher in An- 
spruch genommen. G. C. Laube beschäftigt sich mit Studien 
im Lausitzer, Iser- und Riesengebirge, welch' letzteres schon 



w > Das Königreich Rohmen: statistisch - topographisch dargestellt 
von J. Gottfr. Sommer. Prag, J. G. Galve. 1. Bd. Leitinerilzer Kreis. 
1833; 2. Bd. Bunzlauer Kr.. 18*4; 3. Bd. Bidsrliower Kr., 1835; 4. Bd. 
Kf.niggratzer Kr.. 183*>: 5. Bd. Chrudimer Kr.. J837; 6. Bd. Pilsener Kr.. 
1!>38; 7. B<i. Klattauer Kr., 1839: 8. Bd. Prachiner Kr.. 1840; 9. Bd. 
Hudweiser Kr.. 1841; 10. Bd. Taboter Kr.. 1842; 11. Bd. (laslauer Kr., 
1S+3; 12. Bd. Kaurimer Kr.. 1844: 13. Bd. Bakonitzer Kr.. 1845; 14. Bd. 
SiuzerKr., 1840: 15. Bd. Elbogner Kr.. 1847; 10. Bd. Beraimer Kr., 1849. 

**i Geognostische Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges. 
<*>tha. 1868. — Geognost. Beschreibung des Fichtelgehirges etc. Gotha, 
1879. 



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40 



I. Archaeische (»ruppe. 



früher die sehr dankenswerthe Beachtung schlesischer Geo- 
logen gefunden hat ; *) und auch aus anderen archaeischen 
Gebirgslandschaften sind Mittheilungen über neue Beobach- 
tungen gemacht worden. Trotzdem bieten die archaeischen 
Gebiete Böhmens, zumal in der östlichen und südlichen 
Hälfte, noch ein weites Feld für eingehende Studien, die 
sehi* viel zur richtigen Beurtheilung der Gesammtgeologie 
des Landes beitragen können und früher oder später werden 
in Angriff genommen werden müssen. 



i. Das Urgxeiss- und das Urschiefer- 

SYSTEM. 

Das Urgneisssystem Böhmens, entsprechend der 
Laurentischen Schichtenreihe Nordamerikas, bestellt vorwal- 
tend aus verschiedenen Gneissarteu, die einestheils in Schiefer, 
anderentheils in granitartige Gesteine übergehen. Von den 
Hauptmodifikationen des Gneisses ist Gliminergneiss in 
den verschiedensten Abfinderangen bei weitem vorherrschend. 
Am meisten verbreitet scheint Biotitgneiss zu sein, der na- 
mentlich im Bereiche des böhmisch-mährischen Hochlandes 
in mehrfachen, im Gefüge abweichenden Abarten aufritt. 
Muscovitgneiss kommt seltener vor. allenfalls nicht häufiger 
als zweiglirnmeriger Gneiss. Gegen die Glimmergneisse im 
Allgemeinen tritt die zweite Hauptmodifikation, der Horn- 
blendegneiss, sehr zurück. Varietäten, verursacht durch 
Abänderungen in der mineralischen Zusammensetzung, näm- 
lich durch das Hervortreten dieser oder jener charakteristi- 
schen Beimengungen, sind unter den böhmischen Gneissen 
sehr verbreitet. 

Durch Abänderungen der Struetur gehen die Glimmer- 
gneisse einestheils in Gneissglimmerschieler über; oder sie 
nehmen anderentheils ein massiges Gepräge an und bilden 
sich zu Granitgneissen und Lagergraniten aus. Ebenso geht 
der Hornblendegneiss häufig einerseits in Amphibolschiefer, 
anderseits in massigen Amphibolit über. Alle diese Abände- 
rungen finden sich gelegentlich mit der normalen schieferigen 
Ausbildungsform durch allmälige Uebergänge verbunden vor, 



*: J. Roth. Erläuterungen zur geo^nnsttschen Karte des nieder 
fehles. (.Jebirtre*. H«t1 in, lfc07. 



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I.'rgneiss- und Ursehiefersystem. — Allgemeines 



41 



welcher Unistand wohl kaum zu Gunsten der Anschauungs- 
weise zu deuten wäre, dass besonders deu Granitgneisseu 
♦ ine andere Entstehungsweise zukommen könne als den 
echten GneLssen .*) 

Dasselbe frilt von dem Granu Ii te, der sich in Böh- 
men als wichtiges Gebirgsglied dem Gneis.se anschliesst und 
hauptsächlich im Süden des Landes bei Krumau und Pra- 
chatitz ein weites Gebiet einnimmt. Häufig wechsellagert er 
mit Gneiss. oder geht durch Glimmeraufnahme allmälig in 
Gneiss über. 

Auch Amphibolite sind im Verbreitungsbezirke des 
L'rgneisssystems in Böhmen ziemlich häufig, zumal im Böh- 
inenvalde. Böhmischen Walde, im Erzgebirge und auf dem 
böhmisch-mährischen Plateau. Im Böhmerwalde kommt Am- 
phibolit vielfach in enger Verknüpfung mit Serpentingesteinen 
vor. woraus Hochstetter**) den Seliluss abgeleitet hat, dass 
die Serpentine sich aus Amphiboliten durch Wasseraufnahme 
t ntwickelt haben könnten. Doch hat diese Annahme keine 
Bestätigung gefunden. C. von Camerlander***) vertritt die 
Ansicht, dass der Serpentin von Krems (Kremze SW Bud- 
weis) aus einem Olivin-Omphacitgesteine und der Serpentin 
i>ei der Gemeindemühle (Prachatitz NO) aus einem granatfüh- 
renden OliWn-Angitgesteine hervorgegangen sei. Die Serpen- 
tine nördlich von Marienbad betrachtet H. B. Patton J) ^ 
aus Peridotiten entstanden und hält auch die Entwickelung 
«ler dortigen Hornblendegesteinc aus ursprünglich massigem 
Materiale für nicht unwahrscheinlich. 



•i Die bisherigen Untersuchungen der Ursystcuie Böhmens scheinen 
zwar, in ein»"ni Theile wenigstens, für die neuerdings von J. Lehmann 
Untersuchungen üher die Entstehung der altkrystallinischen Schiefer- 
ir^teine. Mit einem Atlas. Bonn, 1884. — Zu vergl. ferner: E. Danzig: 
L'«*ber die eruptive Natur gewisser Gneisse, sowie des Granulits im säeh- 
»i»< hen Mittelgebirge. J. Lehmann s Mittheil, aus d. mineral. Institut der 
l'r.ivers. Kiel. I. lt'SS, pag. 33—79/ in so hochinteressanter Weise au- 
„vr^gte Frage über die möglicherweise eruptive Entstehung gewisser 
vhielerge^teine zu sprechen. Doch mag sofort bemerkt werden, dass 
•iiese Frage derzeit für Böhmen eine offene ist. 

**> Jahrb. d. k. k. geol. H.-A., V., 1854, pag. 41. 

'*•) Tschermak's Miner. u. petrogr. Mittheil., IX. 1887, p. 89-144. 

f» Verhandl. k. k. H.-A. 1887. pag. b«>-67. — Jahrb. k. k. geol. 
K.-A.. XXXVII. 1887. pag. 117-142. — Verhandl. 1. c. pag. 276. - 
Hifinit i-t zu vergleirhen: A. Schrauf's vorzügliche Monographie in 
• irofh's Zeitsohr. f. Krystallogr. u. Mineralogie. 1882. Bd. VI., p. »21-38h 
an«! de-sen Erklärung' in Verhandl. k. k. H.-A., 1887, pag. Uli. 



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42 



I. Airlia«*ii*che Gruppe. 



Uebrigens sind im Gebiete des Urgneisssystenies in Böh- 
men Serpentingesteine weitverbreitet. Sie durchsetzen 
in verschiedenen Abarten die Urgneissreihe in allen Hori- 
zonten nicht selten in sehr machtigen Lagern. Doch beson- 
ders scheinen sie an die Grenze von Gneiss und Granulit 
gebunden zu sein, so zwar dass v. Hochstettek hiedurch 
die Kartirung beider Gesteine im Bohmerwalde sehr erleich- 
tert fand. Granatserpentin dürfte allgemein vorherrschen. 
Häufig stehen die Serpentine mit Talkgesteinen und Chlorit- 
schiefern in Verbindung, stellenweise auch mit krystal- 
lini sehen Kalksteinen. 

Diese selbst bilden oft machtige Lager im jüngeren 
Gneisse, besonders im südlichen Böhmen. Sie sind zum 
Theile sehr deutlich geschichtet und erscheinen öfters von 
quarzigen Zwischenlageu durchschossen. Ihre Farbe ist bei- 
nahe durehgehends eine helle, graue oder rein weisse. Der 
Uebergang in Gneiss ist manchmal ein allmäliger. durch 
Wechsellagerungen von Kalk- und Gneissschichten bewirkter. 
Namentlich in der Nähe des Gneisscontaktes kommen an 
manchen Orten schön entwickelte und seltene Minerale vor, 
wie z. B. bei Netolitz, Wodnian und vorzüglich in der De- 
hetnikschlucht bei Polanka im Eisengebirge, wo von Helm- 
hackek *) Albit, Amphibol. Apatit, Goluinbit, Diopsid, Epi- 
dot, Granat (Grossular), Orthoklas, Quarz, Rhodonit. Serpeii- 
tin, Skapolith und Titanit nachgewiesen worden sind. Auch 
anderwärts sind accessorische Minerale häufig. 'In ganz 
analoger Weise wie l'rkalkstein tritt an einigen Stellen kri- 
stallinischer Dolomit auf. wie z. B. bei Cheynov un- 
weit Tabor. Doch sind reine Dolomite gewiss selten, häufig 
dagegen dolomitische Kalksteine. 

Von den accessorischen Einlagerungen des kristalli- 
nischen Kalksteines haben Nester oder unregelmässige Lagen 
von Serpentin das meiste Interesse erregt und zur Ausschei- 
dung der sogen. Ophica leite Veranlassung gegeben. Auch 
in Böhmen treten im Gebiete des Urgneisssystemes Ophical- 
cite auf, so namentlich bei Krumau im Süden, am Raspe- 
nauer Kalkberge unweit von Friedland im Norden und 
im Kalksteinlager bei Rychnov bei Prosec im Osten des 
Landes. Auf diesen drei genannten Fundstellen kommen 
Gebilde vor, die an organischen Ursprung denken lassen, 



*) Erläuterungen zur geolog. Karte «le* Eisengebirges. Archiv der 
nalurw. Landes.lurchf. von Böhmen. V. B.l. 1882. pag. 1(56— 170. 



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Urgneiss- und Urschiefersystem. — Allgemeines. 



indem sie stellenweise zellenartige Structur von merkwür- 
diger Regelmassigkeit aufweisen, und zwar so, dass die 
Zellenwände aus Kalkstein bestehen, die Ausfüllung aber 
aus grünem Serpentin gebildet wird. In dieser Hinsicht 
gleichen die bölimischen Fundstücke vollkommen den ame- 
rikanischen aus den Kalksteinlagern im unteren Laurentian 
in Ganada, die zur Aufstellung der vermeintlich ältesten rie- 
sigen Foraminiferenart : Eosoon Canadense geführt haben. 
Thatsächtich wurden auch sie als Eozoonreste beschrieben 
und zwar das Vorkommen bei Krumau von F. v. Hoch- 
stetteh,*) die Vorkommen von Raspenau und Rychnov 
von A. FriO.**) Doch sei bemerkt, dass heutigen Tages 
viele Forscher mit K. Möbius ***) den thierischen Ursprung 
des sog. Eozoons als widerlegt betrachten. 

In Begleitung des Urkalksteines erscheint im Urgneiss- 
>ysteme nicht selten Graphit, wie z. B. am Südabhange 
des Plansker Waldes in grösseren Lagern. Anderwärts kommt 
er zumeist nur in eingestreuten mehr oder minder häufigen 
Schuppen vor. 

Bedeutend selbständiger ist das Auftreten von Quar- 
zit. der besonders im Böhmerwalde die Bedeutung eines 
ziemlich wichtigen Gebirgsgliedes inne hat. Mehr unter- 
geordnet sind Einlagerungen von Magneteisenstein. 
Kiesen und ferner einige seltenere Gesteinstypen, wie aus 
den Einzelbeschreibungen der Urgneissgebiete Böhmens zu 
ersehen sein wird. 

Der mit Recht hervorgehobenen bemerken swerthen 
Thatsache, dass krystallinischen Schiefern massig ausgebil- 
dete Gesteine von genau derselben mineralischen Zusam- 
mensetzung entsprechen, gebricht es im Urgneisssysteme 
Böhmens nicht an Belegen. Dem Glimmergneisse entspricht 
Lager granit, dem Hornblendegneisse Syenitgranit, 
d'-m geschichteten Serpentine Lagerserpentin u. s. w. 
Diese Lagergesteine, deren Ursprung übrigens auch eruptiver 

*> Silzber. d. kais. Akad. Matli.-nat. Cl. 1866, LIII. Bd., I. Abth. 
p. 17 ff 

•*) Sitzber. böhm. Ges. d. Wiss. 1866, pag. 36. — Archiv f. d. 
nahirw. Landend urchforschung von Böhmen. I. Bd. Prag 1869, 2. Sekt, 
pa^ 245 ff. — Siehe terner die Angaben Krejci's ebenda pag. 17—20 
and die mineralogisch - chemische Untersuchung von R. Hoffmann, 

4*-nda pag. 252 ff. 

*•*) Der Bau des Eozoon Canadense. Palaeontographica, Cassel. 

1578. Mit 18 Tafeln. 



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44 



1. Archaeischtf (irupj>e. 



Natur sein dürfte, vermitteln gewissermassen den Uebergang 
zu stock- und gangförmig auftretenden unzweifelhaft 
eruptiven Gebirgsgliedern, die jedoch zum Theile trotz 
engster Verknüpfung mit den Schiefergesteinen der Urgneiss- 
reihe jünger sind als diese. 

Unter den eruptiven Gliedern nehmen, in Betreff ihrer 
weiten Verbreitung, sowie ihrer Bedeutung für den Gebirgs- 
bau, unstreitig die verschiedenen Granitabarten die erste 
Stelle ein. Am meisten verbreitet ist normaler Gebirgsgranit 
und porphyrartiger Granit mit beiden Glimmern ; ferner Gra- 
nitit, mit blos dunklem Glimmer (Biotit), besonders typisch 
entwickelt im Biesen- und Isergebirge; Hornblendegranit, 
der Amphibol neben wenig Glimmer otl in porphyrischer 
Ausscheidung führt; weiters Pegmatit, die sehr grobkörnige, 
orthoklasreiche Abart, mit zumeist reichlichem Schörl, wel- 
eher stellenweise in der Zusammensetzung die Oberhand 
gewinnt. Otl geht der Pegmatit durch Zurücktreten des 
Glimmers und ein paralleles Durchwachsen des Feldspathes 
mit gestreckten, stengeligen Quarzindividuen in eigentlichen 
Schriftgranit (Pegmatit im Sinne Hauy's) über. Von minderer 
Bedeutung für Böhmen, da nur locaf entwickelt, sind Aplite, 
d. h. glimmerarme, feinkörnige Varietäten, Frotogingranit, 
Greisen, die wahrscheinlich durch Verkieselung des Feld- 
spathes feldspathfrei gewordene Abart, und mehrere andere 
< iranitmodifikationen. 

An den Granit reiht sich zunächst Porphyr an, der 
mit demselben durch Uebergänge (Granitporphyr) verbunden 
ist. Weiter tritt als wichtiges massiges Gebirgsglied Syenit 
auf. dessen typische Bestandteile Orthoklas und Hornblende 
sind, welcher jedoch manchmal verschiedene mineralische 
Beimengungen enthält, die zur Unterscheidung von Abarten 
herangezogen zu werden pflegen. 

Ferner sind von den eruptiven Gesteinen, die in der 
Urgneissreihe auftreten, hervorzuheben: Diorite, krystalli- 
nischc Massengesteine, die sich dadurch vom Syenite unter- 
scheiden, dass sie neben Amphibol als Hauptgemengtheil 
Plagioklas enthalten; Gabbro, der Hauptsache nach aus 
Plagioklas und Diallag bestehend; und Olivinfels (Peri- 
dotit, Lherzolith). Wird das Gefüge der Diorite sehr fein- 
körnig, so übergehen sie in Di oritap hani te. Das gänz- 
liche Zurücktreten des Feldspathes im Diorit hat dessen 
Umwandlung in Amphibolit zur Folge. 



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Ui>Miei*s- und Uisohiefersystem. — Allgemeines. 45 



Einige andere eruptive Glieder der Urgneissreihe be- 
sitzen für Böhmen geringe Bedeutung, allerdings nur insoweit 
unsere jetzigen, leider nur oberflächlichen Kenntnisse dieser 
Gesteine schüesen lassen. Das Studium derselben ist in Böh- 
men, abgesehen von wenigen, auf beschränkte Gebiete be- 
züglichen Detailarbeiten und abgesehen von E. BoftiCKY's 
Bearbeitung der Quarzporphyre, noch nicht aufgenommen 
worden, obwohl die Petrographie des archaeischen Gebietes 
in Böhmen zu den wichtigsten Aufgaben der geologischen 
Erforschung des Landes gezahlt werden muss. Hier eröffnet 
sich der wissenschaftlichen Arbeit ein ergiebiges und dank- 
bares Feld. 

In Betreff der Lagerung, des gegenseitigen Verhältnisses 
der Gneissschiefer und der sie durchbrechenden Massen- 
gesteine, der Erzführung, sowie sonstiger Eigentümlich- 
keiten der Urgneissreihe dürfte Böhmen nicht nur für ander- 
wärts sichergestellte Thatsachen neue Belege aufweisen, 
sondern auch der genauen Forschung das Material zur Lö- 
sung von so mancher Frage von allgemeiner Wichtigkeit 
liefern. 

Was schliesslich die Gliederung des Urgneisssyste- 
raes anbelangt, so dürften sich, soviel aus den bisherigen 
Untersuchungen zu ersehen ist, wohl in allen böhmischen 
Verbreitungsgebieten desselben mindestens zwei Abteilun- 
gen unterscheiden lassen, entsprechend im Ganzen den beiden 
Gneissfonnationen , welche die scharfe Beobachtungsgabe 
C. W. von GCmbel'S im baierisch-böhmischen Grenzgebirge 
unterschieden hat.*) Dieser vorzügliche Geologe charakteri- 
sirt die beiden Formationen neuestens **) dahin, dass die 
ältere, untere, bojische oder Grundgneissfonnation vor- 
herrschend aus gleichförmig gemengtem, theils fein-, theils 
grosskörnigem, meist röthlich gefärbtem, seltener grauem, 
zweiglimmerigem. bankartig geschichtetem, granitAhnlichein 
Gneisse (sog. buntem Gn.) und aus ganz gleichartig zusammen- 
gesetztem bunten Granite bestehe, der meist lagiTförmig mit 
dem Gneisse wechselt, doch auch in Gangen und Stöcken 
aufzutreten pflegt. Der Magnesiaglimmer (Biotit) ist häufig 
in ein chloritartiges Mineral und in Ilelminth zersetzt. Fibro- 
lith kommt nicht oft vor. Hornblende führende Gesteine sind 



*) Die ueoffnosti^chen Verhältnisse des ost bayrischen U renz^« l »u - 
Bavaria IV. Buch. 1868, j.a<r. 24. 
•\> GrundzUge der Geoloirit-. Kassel, 1888. i»ajr. 50C. 



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46 



I. Aichueische (Jrupp<\ 



sehr selten und vereinzelt, wie überhaupt einige andere sonst 
an der Zusammensetzung der Urgebirge betheiligte Gesteine, 
insbesondere körnige Kalke gänzlich fehlen. — Die iün- 
gere, jeuer alteren gleichmässig aufgelagerte hercvnische 
oder üebergangsgneissformation dagegen sei aufgebaut aus 
mannigfachen, sehr rasch wechselnden, meist dünngeschich- 
teten, vorwaltend grauen, fibrolithreichen Gneissen, Horn- 
blende führendem Schiefer, Dioritschiefer, Serpentin, Gra- 
nulit, spärlichen Lagen von körnigen Kalken und verschie- 
denartigen Lager-, Gang- und oft mächtig ausgedehnten 
Stockgraniten- Granat und Dichroit finden sich häufig bei- 
gemengt. Graphit ersetzt streckenweise den Glimmer und 
Schwefelmetalle pflegen in fahlbandartigen Linsen angehäuft 
zu sein. 

Aus dem Umstände, dass das Fehlen von Kalksteinen 
und Graphit nach v. GüMBEL geradezu als ein Charakteri- 
stiken für die bojische Grundgneissformation angeführt wer- 
den darf, hat v. Hochstetter seinerzeit, gelegentlich der 
Besprechung des Krumauer Eozoonvorkommens *) abgeleitet, 
dass die bojische Formation eine tiefere Abtheilung des 
Systemes repräsentire als das untere Laurentian in Nord- 
amerika, welches in der vermeintlichen Riesenforaminifere 
(Eoz. canadense) Spuren von Leben aufweisend, der herey- 
nischen Gneissformation GCmhel's entspreche und eine Sedi- 
mentbildung der eozoischen Periode darstelle, welche auf 
dem bojischen Grundgneisse als dem ersten, ältesten und 
primitiven Boden zur Ablagerung gelangt sei. Dieser Stand- 
punkt ist heute allerdings überwunden, ebenso wie die wei- 
tere damalige Annahme v. Ho C fl STETTE RS, dass nun, nach- 
dem die bojische Gneissfurmation eine solche Bedeutung 
erlangt habe, auch der Granit wieder in seine alte Würde 
als eigentliches Urgestein der Erde eingesetzt werde. Doch 
die Würdigung, welche v. HocHSTETTER der Gümberschen 
Zweitheilung des Urgneisssvstemes angedeihen liess, kann 
auch heute noch unterfertigt werden, wenn auch neuere 
Forschungen in einigen Gneissgebieten eher auf eine Ein- 
theilung in drei Abtheilungen zu verweisen scheinen. Dies 
gilt zunächst von Becke's Untersuchungen im niederöster- 
reichischen Waldvierlei,**) mit welchem besonders die Ver- 

*, SitzungshtM'. d. kitis. Akademie, Wien, LIIJ. Bd., 1866, 1. c. 
pag. 24—25. 

*•) Tscli«Tm;ik\s Mineral, u. petrogr. Mittli».*ilun^n. N. F. IV, p;ig. 
1*0 u. 285. 



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Crjrnei**- und Urscliiefersystem. — Allgemeines. 47 



hältnisse der weiten Gneisserstreckung des böhmisch-mähri- 
«chen Hochlandes werden in erster Reihe verghchen werden 
müssen. Dieses grosse Urgneissgebiet Bönniens ist verhält- 
nismässig am wenigsten bekannt; doch auch in den übri- 
gen Verbreitungsbezirken des Urgneisssystemes in Böhmen, 
ausser im Erzgebirge, berechtigen die bisherigen Erforschun- 
gen in keiner Weise zu einer genaueren Gliederung und 
Parallelisirung. 



Das Urschiefe rsystem Böhmens, entsprechend der 
Imronischen Schichtenreihe Nordamerikas, schliesst sich äus- 
serst enge an das Urgneisssystem an, so zwar, dass es nicht 
irieht i>t dasselbe diesem Systeme gegenüber deutlich zu 
charakterisiren. Im Allgemeinen kann nur der Reichthum 
an Glimmer und glimmerähnlichen Mineralen in den vor- 
iji-rrschenden Gesteinen des Urschiefersystemes, sowie die 
vorwiegend schieferige Structur derselben als charakteristi- 
sches Merkmal bezeichnet werden. Den Schiefergesteinen 
•iitses Sy stemes entsprechen nur selten massig ausgebildete 
La-rcrgesteine von analoger Zusammensetzung; wohl aber 
durchbricht die Sclüchtenreihen des Systernes häufig Granit 
iu mächtigen Stöcken und Gängen, deren Ergüsse in vielen 
KaJU-ii nachweislich einer verhältnismässig jungen Epoche 
angehören. 

Die Hauptgesteine des Urschiefersystemes sind Glimmer- 
schiefer und Urthonschiefer (Phyllite), welche in ihrer chara- 
kteristischen Ausbildung allerdings von den Hauptgesteinen 
le> Urgneisssystemes ohne Schwierigkeiten zu trennen wären. 
Doch verwischt nach unten zu häufig das Auftreten von 
♦ciueferigen Amphibolgesteinen , welche beiden Systemen 
eingeschaltet sein können, die Grenze; weiters treten nicht 
?elten Hornblende- und Gümmer führende Schiefer als gleich- 
wthig (als Faciesbildungen) auf und endlich kommen selbst 
in den höchsten Abtheilungen des Systernes noch gneissartige 
Einschaltungen vor, welche sämmtliche Umstände die syste- 
matische Einreihung der jüngeren Urschiefer erschweren. 
iMzu koninit noch, dass anderseits auch schon im Urgneiss- 
Vfteme Gesteine auftreten, welche den Hauptgliedern der 
fr-chiefen-eine petrographisch gleichen. 

Doch herrscht Glimmerschiefer in den tieferen 
Ligen des Urschiefersystemes entschieden vor, und zwar in 
Abarten, die einesteils durch das Hervortreten eines oder 



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i 



48 1. Archaeisch* Gruppe. 



des anderen Hauptbestandtheiles (näinlich des Glimmers 
oder des Quarzes), anderseits durch verschiedene accesso- 
rische Beimengungen hervorgebracht werden. Von diesen 
kommt besondere Bedeutung dem Feidspathe zu, weil dessen 
reichlicheres Auftreten allmälige Uebergänge vom typischen 
Glimmerschiefer zum Gneisse bewirkt. In dieser Weise ent- 
standene, gewöhnlich sehr glimmerreiche Gneisse (Gneiss- 
glimmerschiefer) gehören, wie man sieht, unbedingt dem Lr- 
schiefersysteme an. 

Gewinnt im Glimmerschiefer, der stets vorzügliche 
Schichtung aufweist, der Glimmer die Oberhand, so ent- 
wickelt sich schliesslich ein reines G 1 i m m e r g e s t e i n ; wo- 
gegen wenn der Quarz auf Kosten des Glimmers zur Herr- 
schaft gelangt, Quarz it schiefer entsteht. Diese letztere 
Umwandlung können auch Anhäufungen von Quarzlinsen 
bewirken, welche bei der sehr auffallenden, dem Glimmer- 
schiefer eigenthümlichen Faltung, Knickung und Biegung in 
hiebei entstandenen Hohlräumen durch Niederschlag aus dem 
circulirenden Wasser entstehen dürften. 

Eine gleiche Entstehungsweise mag auch einigen an- 
deren accessorisch auftretenden Mineralen, vornehmlich dem 
Feidspathe, zukommen. Doch führt der Glimmerschiefer aus- 
serdem sehr zahlreiche Mineralarten, welche seiner Gesteins- 
inasse selbst angehören. Von diesen ist in erster Reihe 
Granat zu nennen, der in bis eigrossen Krystallen in Böh- 
men namentlich im Böhmerwalde an mehreren Orten im 
Glimmerschiefer eingebettet sich vorfindet ; lerner Andalusit 
(am Dillenberge), Gyanit (bei Eisenstein), Buchbolzit, Am- 
phibol, Turmalin. Staurolith (im Böhmerwalde). Magneteisen, 
Pyrit (bei Joachimsthal), verschiedene Edelsteine usw. 

Stellenweise, wie im Adlergebirge, wird der Glimmer 
des Glimmerschiefers durch blält erigen Eisenglanz theilweise 
oder ganz vertreten, wodurch Eisenglimmerschiefer 
entsteht. 

Findet sich im Glimmerschiefer neben oder anstatt 
dem Glimmer Hornblende oder Chlorit ein. so entwickelt 
sich 11 o r n b 1 e n d e - oder Gh 1 o r i l s chi e fr r, analog auch 
Talk s chi efer. welche dort, wo sie allmälig aus Glimmer- 
schiefer durch fläufigerwerdcn der genannten Minerale ent- 
stehen, hiedurch allerdings deutlich ihre Zugehörigkeit zum 
t T rschiefeisysteme dokumentireii. jedoch keinesfalls immer 
dieser Schieferreihe zugezählt wn-den dürfen, wie schon aus 
der oben gemachten Bemerkung hervorgeht, dass diese Ge- 



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Urjmeiss- urul L"rschiefen»y!»t«?m. — Allgemeines. 49 



steine auch in der Urgneissreihe vorkommen. Böhmen bietet 
ttir beides Belege. 

Häufig sind im Verbreitungsgebiete des Glimmerschie- 
fers Einlagerungen von körnigem Kalksteine vorhanden. 

In den oberen Lagen des Urschiefersystemes treten die 
Glimmergemengtheile je höher desto mehr zurück, die Ge- 
steine, ursprünglich wohl noch glimmerglänzend, werden 
nach und nach matt und dicht, chloritische Beimengungen 
treten in den Vordergrund und an der mikroskopischen Zu- 
sammensetzung betheiligen sich zumeist in sehr reichlicher 
Menge Rutilnädelchen. Auf diese Weise entwickeln sich 
Schiefergesteine von äusserst verschiedenartigem Aussehen, 
die jedoch alle das gemeinschaftliche Merkmal besitzen, »dass 
sie von krystallinischem (nicht klastischem) Gefüge 
sind. Sie werden unter dem Collectivnamen U r t h 0 n s ch i e- 
fer oder Phyllite zusammengefasst. In Böhmen sind sie 
sehr verbreitet und bilden hier ebenso wie überall, wo sie 
vorkommen, das Verbindungsglied zwischen der Glimmer- 
schiefergruppe und den ältesten Versteinerungen führenden 
Gebilden. 

Das verschiedenartige Aussehen der Phyllite wird haupt- 
sächlich durch das Vorherrschen oder Zurücktreten des einen 
oder anderen Hauptgemengtheiles (Quarz, Feldspath, Glim- 
mer, Chlorit) verursacht (Quarzphyllit, zum Theil Wetzstein- 
schiefer, Feldspathphyllit, glimmerglänzender Phyllit, Chlorit- 
schiefer), wird jedoch auch in bedeutendem Masse durch 
accessorisch auftretende Beimengungen beeinflusst und er- 
leidet besonders auffallende Veränderungen in Folge von 
Contactmetamorphose in der Nachbarschaft eruptiver Ge- 
steinsmassen, zumal von Granit und Diabas. 

Von den accessorischen Beimengungen, die dem Ur- 
thonschiefer nicht nur ein eigenthümliches Aussehen, sondern 
auch praktische Bedeutung ertheilen, verdienen vor Allen 
Graphit und Eisenkiese genannt zu werden, welche die für 
Böhmen sehr wichtigen Phyllitabänderungen : Graphit- und 
Alauns chiefer (Vitriolschiefer) entstehen lassen. Diese bei- 
den Abarten finden in der Technik ausgiebige Verwendung. 

Von den veränderten Phylliten sind in erster Reihe die 
sog. Fleck schiefer hervorzuheben, d. i. Urthonschiefer, 
welche durch eine stellenweise Verdichtung der Schiefer- 
masse fleckig erscheinen. Putzenförmige Ausscheidungen 
verschiedener Mineralbestandtheile lassen je nach ihrer Ge- 
stalt Knoten-, Frucht- und Garbens chiefer entstehen, 

taUtr, Gcoloffe tob Böhmen. 4 



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I. Archaeische Gruppe 



welche Abarten in bestimmter Reihenfolge vom normalen 
Urthonschiefer gegen die eruptiven Gesteinsstöcke zu, welche 
die Metamorphose bewirkt haben, einander folgen. Dem 
Massengesteine zunächst pflegen die Phyllite in ungeschichtete 
dichte Hornfelse umgewandelt zu sein. In Böhmen ist 
die Contactzone von Rican genau beschrieben worden.*) 

Die Quarzphyllite gehen häufig in eigentliche Quar- 
zit schiefer über, die an einigen Stellen in Böhmen ziem- 
lich machtig entwickelt sind und in scharfen Rücken hoch 
ansteigen. Durch Aufnahme von Glimmer oder Sericit ver- 
laufen sie in glimmerig glänzende Abänderungen, welche 
durch knotenartige Feldspath- und Quarzausscheidungen m 
Phyllitgneisse (auch Serieitgneisse) übergehen können. 
Wird in diesen Urschiefern die Grundmasse dicht und por- 
phyrartig, §o entwickeln sich sog. Porphyroide, welche 
im mittelböhmischen Urschiefergebirge ziemlich verbreitet sind. 

Sehr häufig treten im Gebiete des Urschiefersystemes 
in Böhmen Kiesels chiefer auf und zwar nicht selten in 
Erscheinungsformen, die an eruptiven Ursprung gemahnen 
könnten. Auch Kalksteine und dolomitische Kalke 
bilden im Urthonschiefer Einlagerangen, doch, wie es scheint, 
nur in den tieferen Zügen. 

Von sonstigen, mehr untergeordneten Gesteinen des 
Urschiefersystemes wären noch die Serpentine, ferner 
A m p h i b o 1 i t e, welche besonders im Eisengebirge zwischen 
Caslau und Chrudim stellenweise schön entwickelt sind, her- 
vorzuheben. Mehrerer anderer wird bei den unten folgenden 
Einzelbeschreibungen Erwähnimg geschehen. 

Einige Phyllitstriche Böhmens sind, ebenso wie in ande- 
ren Gebieten manche Schichtenzüge des Urschiefersystemes, 
mit Erzen, namentlich Eisenerzen (Limonit und Magnetit) 
und Schwefelmetallen fahlbandartig angereichert. Von 
diesen letzteren kommen am häufigsten Pyrit und Chalko- 
pyrit vor z. B. bei Lukawitz in Ostböhmen, im Talkschiefer 
des Riesengebirges, im Erzgebirge, in Mittelböhmen bei Ska- 
litz, Strimelitz, Woderad und anderwärts. Goldführende 
quarzige Schichten sind bei Eule in Mittelböhmen dem Ur- 
schiefer eingeschaltet. 



*)Friedr. Katzer: Geologische Beschreibung der Umgebung 
von ftiean. Jahrb. der k. k. geolop. R.-A. XXXVIII. Bd., 1888. pag. 355 
bis 41C. 



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ür^neiss- und Urschielersysteri). — Allgemeinp«. 



51 



Von massigen Gesteinen, welche in den Verbreitungs- 
bezirken des Urschiefersystemes in Böhmen auftreten, sind 
namentlich Granite, Porphyre und Diorite hervorzuheben. 
Doch muss bemerkt werden, dass diese Gesteine, Avelche 
zwar mit den Urschiefem enge verknüpft sind und in cha- 
rakteristischer Weise am Aufbaue der meisten Phyllitgebiete 
sich betheiligen, doch wohl eigentlich immer einer jüngeren 
geologischen Epoche angehören. 

Granit tritt vorwaltend in typhonischen Stöcken auf, 
die manchmal Gänge und Ausläufer (Apophysen) in das um- 
gebende Schiefergestein entsenden. Wie oben erwähnt pfle- 
gen die Schiefer in diesem Falle bis zu einer oft mehrere 
Kilometer betragenden Entfernung vom eruptiven Massen- 
gesteine metamorphosirt zu sein. Auch die granitischen 
Massen erleiden durch gegenseitige Einwirkung der Phyllite 
Veränderungen , wie solche in der Granitit- und Urthon- 
schiefercontaetzone bei Rican, sowie weiterhin gegen Süden 
im mittelböhmischen Granitgebirge zu beobachten sind.*) 

Die Porphyre und Diorite, an welche sich auch 
noch andere Massengesteine anschliessen mögen, durchsetzen 
die Schichtenreihen des Urschiefersystemes zumeist in Gängen. 

Die Gliederung des Urschiefersystemes ist im Grossen 
und Ganzen eine natürlichere und deutlichere als jene des 
Urgneisssystemes, denn sie kommt in einer ziemlich augen- 
lalligen petrographischen Verschiedenheit der vorherrschen- 
den Gesteine zum Ausdrucke, aus welcher sich, wie gleich 
Eingangs erwähnt wurde, zwei Abtheilungen dieses Systeme* 
ergeben, nämlich eine untere, ältere, die als Glimmer- 
Schieferformation oder Unterhuron bezeichnet werden kann, 
da sie hauptsächlich aus Glimmerschiefer oder für denselben 
stellvertretend sich einfindendem Amphibol- (Chlorit-, Talk-) 
Schiefer aufgebaut wird; und eine jüngere, obere, die 
vorwaltend Phyllite führend, berechtigt Urthonschiefer- 
(Phyllit-)Formation oder Oberhuron genannt werden darf. 

In Böhmen sind beide Formationen gut entwickelt und 
in einigen Verbreitungsgebieten des Urschiefersystemes ziem- 
lich leicht auseinanderzuhalten, wogegen in einigen anderen 
unsere derzeitigen Kenntnisse hiezu nicht berechtigen. Hier 
wird die genauere Gliederung nur durch neuerliche Unter- 
suchungen, welche der Formationstrennung mehr Beachtung 



Friedr. Katzer, i. c. pag. 405 ff. — Derselbe: Verhandl. 
der k. k. geol. H.-A. 1888, Nro. 14, pag. 285 ff. 

4* 



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1 

52 l- Archaeische Gruppe. — l'rgneiss- und Trschiefersysteni. 



zuwenden müssten, durchgeführt werden können. Ueberhaupt 
bietet das Urschiefersystem Böhmens, für eingehende For- 
schungen petrographiseher und stratigraphischer Natur ein 
weites Feld, da vom grössten Theile der Ausdehnung des- 
selben nicht mehr bekannt ist, als was die in erster Reihe 
doch allgemeinere Zwecke verfolgenden Aufnahmen der Geo- 
logen der k. k. geol. Reichsanstalt ergeben haben. 

Das böhmisch-mährische Hochland. 

Das umfangreiche Plateau, welches unter dieser Be- 
zeichnung verstanden wird, ist schon früher genauer um- 
schrieben worden. Es umfasst das westliche Viertel von 
Mähren und den ganzen Südosten Böhmens, sowie die ent- 
sprechenden Theile Ober- und Nieder-Oesterreichs bis zur 
Donau. Der böhmische Antheil des Hochlandes wird im 
Norden von der Thalfurche der Doubravka bis zur Mündung 
dieses Flüsschens in die Elbe, von dort beiläufig zur Elbe 
parallel über Kolin und Planan von Ablagerungen des Kreide- 
systemes und weiterhin, um Böhmisch Brod, von postearbo- 
nischen Gebilden begrenzt. Im Westen schliesst sich das 
Hochland an das raittclböhmische Granitgebirge an, welches 
in seiner östlichen, ausgezackten und unregelmässigen Be- 
grenzung mit den westlichen Ausbuchtungen und Lappen 
des Gneissplateaus eng verknüpft erscheint. Namentlich um- 
schliesst das mittelböhmische Granitgebirge auch eine Anzahl 
von Gneissinseln, wie bei Marschowitz, Seitschan, Altsattel, 
zwischen Breznitz und Mirowitz, bei Mirotitz und Sedlitz. 
Diese Gneissinseln erscheinen als Reste des durch die Gra- 
nitergüsse nicht bedeckten Gneissgebirges und werden daher 
im Zusammenhange mit demselben besprochen. Das böh- 
misch-mährische Hochland grenzt ferner im Südwesten an 
den Böhmerwald an, von welchem es in der Hauptsache 
durch die Budweiser Ebene geschieden wird. Nördlich und 
westlich von dieser kann die Grenze in das Otavathal, etwa 
vom Einflüsse der Blanitz bis gegen Schüttenhofen verlegt 
werden. Im Süden der Budweiser Ebene darf als Grenze des 
böhmisch-mährischen Hochlandes das Thal der Moldau bei- 
läufig bis Hohenfurth angenommen werden und von hier 
weiter nach Oberösterreich hinein, die durch einen Gneiss- 
streifen inmitten des Granites gekennzeichnete Senkung, 
welche sich bis Linz erstreckt. 



Das böhm.-mähr. Hochland. 53 



Dieses umfangreiche Hochland, soweit es Böhmen an- 
gehört, ist zu den in geologischer Hinsicht minder bekannton 
Gebieten zu zählen. Die Geologen der k. k. geologischen 
Reichs-Anstalt, die dasselbe in den 50ger und 60ger Jahren 
aufnahmen und erforschten, fanden an Vorarbeiten eigent- 
lich nur die allgemeineren Angaben Fr. X. M. Zippes und 
A. E. Reuss in den oben citirten übersichtlichen Darstell- 
ungen der geologischen Verhältnisse Böhmens, sowie Zippe s 
eingehendere Berichte in Sommers „Königreich Böhmen" *) 
vor. welche letzteren sammt den Zippeschen geologischen 
Einzeichnungen in die Kreybiclvschen Kreiskarten namentlich 
benützt wurden. So schufen die Geologen der k. k. geol. 
R.-A., besonders J. CzizEK,**) J. Jokely,***) D. STUR,t) 
V. v. Zephakowich tt) und Freih. v. Andrian fft) eine 
verlässliche Grundlage für spätere, noch genauere Forschun- 
gen, die jedoch seit der Zeit, abgesehen von gelegentlichen 
Beschreibungen der Umgebungen dreier grösserer Städte (Ta- 
bor, Pisek, Kuttenberg) ,*f) welche über das von anderwärts 
bekannte nur in Einzelnheiten hinausgehen, nicht vorgenom- 
men worden sind. Die kurzen Darlegungen in KrejCts Geo- 
logie **f) enthalten ebenfalls keine bedeutenderen Zusätze zu 
dem von früher her bekannten. Einige petrographische Mit- 
theilungen, eruptive Gesteine aus der Umgebung von Tabor 
betreffend, hat Fr Safranek ***f) veröffentlicht. 



•> V. Band 1837, VIII. Bd. 1840, IX. Bd. 1841, X. Bd. 1842, XI 
Bd. 1643, XU. Bd. 1844. 

**) Bericht der II. Section über die geolog. Aufnahme im ßüdl. 
Böhmen im J. 1853. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 1854, V., pag. 263 ff. 

Beiträge zur Kenntniss der Erzlagerstätten bei Adamstadt und 
Rudolphstadt im südlichen Böhmen. Jahrb. d. k. k. Keol. R.-A., V., 
Ifc54, pag. 107 ff. Geognostische Verhaltnisse in einem Theile des mitt- 
lren Böhmen. Ibid. lböo, VI., pajr. 355 ff. — Geognostische Verhältnisse 
<]t r Genend v. Mirotitz, Chlumetz u. Stfepsko in Böhmen. Ibid. p. 682 ff. 

t) Uie Umgebungen von Tabor (Wottitz, Tabor, Jung Woiitz, 
Patzau, Pilgram und Oechlitz». Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1858, IX. pag. 
Ml ff. _ Vergl. Ibid. l»-67, VIII., pag. 809. 

ff) Beitrüge zur Geologie des Pilsener Kreises in Böhmen I., Jahrb. 
»I. k. k. geolog. R.-A.,V., 1854, p. 271 ff. - II., Ibid. VI., 1*55, p. 453 ff. 

ttt) Beiträge zur Geologie des Kaurimer und Taborer Kreises in 
Böhmen. Jahrb. d. k. k..geol. R.-A., Ib03, XIII., pag. 155 ff. — Geolo- 
gische Studien aus dorn Chrudimer und Czaslauer Kreise. Ibid. 1803, 
XIII., pa^r. 183 ff. — Bericht über die irn südlichen Theile Böhmens 
während des Sommers 1802 ausgeführte Aufnahme. Ibid. 1803, p. 537 ff. 

•f» Verfasst von F. Safranek, J. Pazout, J. KrejCi und W. Kurz. 

**t> L. c. pag. 275 ff. 

***t; Sitzber. d. köngl. böhm. Gesellseh. d. Wissenden. 



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f>4 1. An:haeischo (iru|>i»o. — Fiymiiss- und I Tsdii»'fersy«leiii 



Da alle diese Arbeiten ihrer Anlage und Durchführung 
nach sehr ungleichmässig sind und ferner auch, insoweit sie 
dieserhalb in Betracht kommen, in Bezug auf mehrere wich- 
tige Fragen ziemlich weit auseinander* gehen; so wird es 
oft äusserst schwierig ohne eingehende Untersuchungen, die 
sich Verfasser für später vorbehält, die verschiedenen Auf- 
fassungen in einer übersichtlichen Gesammtdarstellung zu 
vereinigen. 

Was die übcrflächengcstaltung des böhmisch-mähri- 
schen Hochlandes anbelangt, so stellt sie sich in Böhmen 
im südlichsten Theile, zumal im Mittelgebirge zwischen der 
Budweiser und der Wittingauer Ebene als ein Plateau mit 
sanft verlaufenden Hügelzügen dar, das im westlichen Theile 
bis zu 500 m ansteigend, gegen die Budweiser Ebene steil 
abfüllt, wogegen es sich in das Wittingauer Becken allmälig 
verflächt. 

In der weiteren Umgebung von Pisek besteht es aus 
einförmigen flachgewellten Hügel- oder Bergzügen, die kaum 
die mittlere Höhe von 500 m erreichen und nur von einzel- 
nen höheren Punkten überragt werden, als dem Chlumberge 
(534 m), dem Sedskäberge S W von Scpekau (513 m), dem 
Bi-ezo wetzer Walde, dem Brezi- und Eichenberge im Osten 
und Süden von Podoli und einigen anderen. Doch gehören 
die höchsten Kuppen dieser Gegend schon dem mittelböh- 
mischen Granitgebirge an. 

Die Gegend von Sobeslau und Tabor, welche sich im 
Osten bis in's Grenzgebiet gegen Kamenitz, Ober Cerekwe 
und Pilgram ausbreitet, im Westen an die Piseker Umgebung 
anschliesst, ist ebenfalls nur ein flachwelliges Hügelland von 
mittlerer Höhe zwischen 450 und 500 m, über welches na- 
mentlich der in Domgestalt über die Ebene sich erhebende, 
mit einer Burgruine gekrönte Choustnik zwischen Tucap und 
Cernowitz (555 m) einen weiten Ausblick gewährt. 

Weiter im Norden, in der Umgebung von Jung Wozitz, 
Wottitz und Unter Kralowitz ist die Gegend ebenfalls eine 
gleichförmige Hochebene, die kaum 500 m Meereshöhe er- 
reicht. Auch hier steigen einzelne Punkte allmälig über die 
im Ganzen flachen Contouren des Plateaus auf. wie z. B. 
der Strazisteberg N von Patzau (T44'4 m). der Swidnikberg 
X von Cernowitz (739 m) und andere. Die schroff aufstei- 
genden und daher um so auffallenderen Höhen dieses Ge- 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — Oberfl&chengesL 



55 



bietes gehören dem Granite an, wie z. B. der Blanikberg bei 
Lounowitz (637 m). 

Ostwärts gegen die mährische Grenze zu bietet das 
böhmisch-mälirisehe Hochland ganz dasselbe Bild flachwellen- 
lönniger Gontouren. wie in den übrigen Theilen. Dieselben 
sind namentlich in der Umgebung von Deutsch Brod ziem- 
lich regelmässig. Die hiesige Gegend bildet gewissermassen 
eine tlache Mulde zwischen den im Allgemeinen höher an- 
steigenden Gebieten im Westen und im Osten. Einzelne 
Berge erreichen hier jedoch die Höhe von nahe oder mehr 
als 600 im, wie z. B. der Kosovberg bei Pollerskirchen (683 m), 
der Altschaflerhübel (597 m). der Turkftv Kopec (596 m) und 




F>y Ä Gnel»*geg«nd bei Male*chau nahe der Nordgrenxe dea böhm.-mähr 

Hochlande». 

Nach einer Zeichnung von Ed. Harold. 



der Worlovberg, sämmtlich südlich von Deutsch Brod gele- 
gen, oder besonders der Kremeschnikberg (762*2 m) bei Neu 
Reichenau. 

In der nördlichsten Ausbreitung gegen die Elbniederung 
zu ist der Oberflächencharakter des böhmisch-mährischen 
Hochlandes womöglich noch eintöniger und ruhiger, als in 
den anderen Verbreitungsgebieten, da hier auch einzelne 
höher ansteigende Rücken seltener werden und die Gegend 
sich im Allgemeinen neigt. 

Wie aus diesem kurzen Ueberblicke zu ersehen ist, bil- 
det das ganze böhmisch-mährische Hochland, soweit es Böh- 
men angehört, ein sanft weiliges Plateau von einförmiger 
Oberfläche, über welche nur einzelne Anhöhen auffallender 
sich erheben. Im Allgemeinen senkt es sich von Osten gegen 
Westen, wobei die gestreckteren Wellenrücken im Gan- 
zen eine Richtung von Südwest gegen Nordost einzuhalten 
scheinen. 



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5<j I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystent. 



Von Thälern wird das Gebiet nicht zu reichlich durch- 
furcht, doch enthalten dieselben nicht nur nahezu die ein- 
zigen geologischen Aufschlüsse, sondern sind auch zugleich 
die wenigen Stellen, die malerische und romantische Partien 
aufweisen. Dies gilt z. B. vom Thale der Luschnitz und na- 
mentlich vom Thale der Sazawa und ihrer Zuflüsse, deren 
landschaftlicher Reiz inmitten des .sonst so einförmigen Ge- 
bietes um so schatzbiuer ist. 

Der yeoytiosUschc Aufbau des böhmisch - mährischen 
Hochlandes ist kein complicirter. Das Hauptgestein bilden 
verschiedene Varietäten von Gneiss, die ein im ganzen 
ziemlich gleichmässiges Streichen der Schichten von Südwest 
gegen Nordost bis von West gegen Ost erkennen lassen. 
Das Gneissgebiet erstreckt sich in Böhmen über den ganzen 
weiten Raum zwischen dem böhmisch-mährischen Grenz- 
granitgebirge im Osten, dem mittelböhmischen Granitgebirge 
im Westen, der Budweiser Ebene und dem Otavathale bis 
Horaidiowitz im Süden, und dem Doubravathale, sowie der 
Elbeniederung im Norden. 

Freih. v. And Kl an hat sich bei seinen Aufnahmen viel 
daran angelegen sein lassen die Trennung Zwischen soge- 
nanntem „grauem" und „rothem Gneisse 44 möglichst überall 
durchzuführen, hatte hiebei jedoch häufig grosse Schwierig- 
keiten zu überwinden. Im Allgemeinen wurde der „graue 
Gneiss 44 als räumlich am meisten verbreitet vorgefunden, 
ohne jedoch überall scharf von Einlagerungen des „rothen 
Gneisses 44 abgeschieden werden zu können. Die anderen 
genannten Geologen der k. k. geolog. Reichs- Anstalt haben 
sich auf eine ähnliche Zweitheilung des Gneissgebirges nicht 
t ingelassen, sondern vielmehr die petrographische Beschaffen- 
heit der Gneissvarietäten in Betreff ihrer Structur und ihrer 
mineralogischen Zusammensetzung hervorgehoben. Immerhin 
ist Andrian'S Vorgehen dankenswerth, da es bei neuerlichen 
Untersuchungen die sehr wünschenswerthe Auseinander- 
haltung der älteren und jüngeren Gneissformation fördern 
und das Studium der Frage von dem möglicherweise erup- 
tiven Ursprünge des „rothen Gneisses 44 erleichtern kann. 

Ueberall im Gebiete des böhmisch-mährischen Hoch- 
landes ist Glimmeigneiss durchaus vorwaltend und zwar 
sind Biotitgneisse, sowie Zweiglimmergneisse viel verbrei- 
teter als reiner Muscovitgneiss. 



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Das böhm.-mahr. Hochland. 



— Gneiss. 



57 



Im südlichsten Gebiete wechseln nach CziZEK die ver- 
schiedenen Gneissvarietäten besonders schnell ab. Auf dem 
Plateau, welches als Mittelgebirge die Budweiser von der 
Wittingauer Ebene abtheilt, also in der Erstreckung von 
Forbes und Ledenitz über Rudolfstadt, Lischau, Podhrad, 
ßukowsko und Moldauthein gegen Pisek, ist der Gneiss ent- 
weder feinkörnig mit eingewebten zarten, oft linearen Fla- 
htü von dunklem Glimmer und besitzt dann eine ausge- 
zeichnete Parallelstructur, oder er ist grobkörnig, grossflaserig, 
in diesem Falle manchmal beide Glimmer führend. Im All- 
gemeinen ist in diesen beiden herrschenden Abarten der 
(ilimmer untergeordnet und entweder Feldspath (Orthoklas) 
oder Quarz überwiegend. Stellenweise findet sich nach Jo- 
kely im Gneisse auch Hornblende ein und zwar anfanglich 
nur in einzelnen Krystallen, dann allmälig zunehmend, wobei 
gleichzeitig der Glimmer zurücktritt, so dass sich schliesslich 
reines Hornblendegestein entwickelt. Es ist bei deutlicher 
Schichtung Hornblendeschiefer, wird jedoch oft auch massig 
und führt accessorisch fleischrothen Orthoklas, Pistazit, Tita- 
nit und Kalkspath. Den Uebergang vom am phibol freien 
<»limmergneisse zu diesem amphibolreichen Extreme bildet 
ein syenitartiges Gestein, welches Orthoklas und Oligoklas 
der Menge nach in gleichem Verhaltnisse mit grünlich 
schwarzer Hornblende enthalt. Stellenweise werden auch 
L'ebergänge in Granulit durch das Zurücktreten des Glim- 
mers bedingt, wobei gewöhnlich auch Granat in die Zusam- 
mensetzung des Gesteines mit eingeht. 

JOKELY hat diesen Wechsel von Gesteinsarten vor- 
züglich in der Nähe der Erzgänge im Rudolfs tädter und 
Adamstädter Reviere und zwar gleichennassen im Liegend- 
wie im Hangendgesteine vorgefunden. Es hat ihm daher den 
Anschein, als ob hier das abnorme Verhalten des Gneisses, 
welcher einestheils in seinen gewöhnlichen Bestandteilen 
entmischt, anderenteils von fremden Stoffen durchdrungen 
ist, mit der Bildung der Gangausfüllungsmassen in gewisser 
Beziehung stehe. 

Als Beispiel der im südlichen Theile des böhmisch- 
mährischen Hochlandes verbreitetsten Gneissabart mag der 
(ineiss angeführt werden, der in der Sobeslauer Gegend 
herrscht. Es ist, abgesehen von localen grobkörnigeren Ein- 
lagerungen, ein feinkörniges Gestein von vorzüglicher Schicht- 
ung. Die einzelnen, oft nur 1 cm starken Schichten zeigen 
am Querbruche dem blossen Auge Feldspath und Quarz in 



58 I. Archaeische Gruppe. — Urirneta- uti<l rrs»hietersy*tem. 



dünnen Lagen abwechselnd mit ganz zarten Flasern von 
dunklem Glimmer. Auf den Schichtungsflächen bildet der 
Glimmer nicht selten einen zusammenhängenden Ueberzug. 
Im Dünnschliffe (Fig. 2U.) erkennt man jedoch, dass der schön 
rothbraune Biotit gegen den Feldspath (Orthoklas und unter- 
geordnet Plagioklas) und Quarz etwas zurücktritt, und ob- 
wohl lagenweise vorherrschend, dennoch die ganze Gesteins- 
masse durchdringt. Er erscheint vorwaltend in Fetzen, selten 
in gut begrenzten Blattchen und gleicherweise bilden auch 
der Quarz und Feldspath zumeist unregelmässige Körner. 
Dieser letztere enthält stets ziemlich reichlich eine staub- 
förmige Masse (Kaolin). Accessorische Beimengungen sind 



I 2 




Ftg. iO GneUs »on Chlebuv A'O von Sobf»l»u. 
(SOtach vergrößert. t 
1. i'*r*l!el rur Schichtung. 2. Senkrecht *ur Schichtung. 
Dunkler Biotit, lichter Qn»nt mit flemllch reichlichen RliUchen und FlUulgkeiU- 
ein»chlü»sen in Reihen, Orthoklas und Pligiokl»«. 

in Dünnschliffen äusserst selten zu beobachten. Dafür er- 
scheint stellenweise sehr reichlich Rutil in erbsen- bis ei- 
grossen Krvstallen, die aus dem verwitterten Gesteine her- 
ausgeschwemmt werden und in den Absätzen der Wasser- 
läufe in beträchtlicher Menge aufgesammelt werden können, 
wie z. B. bei Sobeslau im Bachbette und in dem dort an- 
gehäuften, durch Verwitterung des Gneisses entstandenen, 
sehr sand- und glimmerreichen Thone rechts von der Be- 
chiner Strasse,*) als auch in entgegengesetzter Richtung in 
der Umgebung von Tucap. 

*) Vcrgl. Fried. Katzer: Einige Minerale von neuen Fundorten 
in Böhmen. 2. Kutil von Sobeslau. Tschennak's Mineral, u. |>etr. Mit- 
theil. N. F. IX. 1887, pag. 405. 



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Da« böhra.-malir. Hochland. — (»neiss. 



f>9 



Wie schon Eingangs erwähnt wurde, treten im Ge- 
biete des mittelböhmischen Granitgebirges nördlich von Pisek 
einige Gneissinseln auf, die als Reste der ursprünglichen 
Gneisserstreckung gelten dürfen, welche einer Bedeckung 
durch die emporgedrungenen Granitmassen entgangen sind. 
Sie schmiegen sich beinahe durchgehends an umfangreichere 
Urthonschieferpartien an, welche obwohl jünger als die 
Gneisszuge, doch älter sind als der Granit und dem mittel- 
böhmischen Urschiefergebirge angehören. Die betreffenden 
Gneissschollen müssen jedoch gleich hier besprochen werden. 

Die südlichste dieser Inseln umfasst die weitere Um- 
gebung von Sedlitz. Eine zweite verbreitet sich südöstlich 
von Mirotitz. Nordöstlich von hier erstreckt sich eine Gneiss- 
insel 5 von Altsattel an beiden Ufern der Moldau. Weiter 
nordostwärts gelangt man zu zwei kleinen Gneissinseln im 
Norden von Seitschan, die gewissermassen die Verbindung 
zwischen den südlicheren Partien und der Gneisserstreckung 
um Marschowitz, sowie der kleinen Insel südlich von Newe- 
klau herstellen. Diese sämmtlichen Gneissinseln bilden zu- 
sammen einen von S]\ r gegen NO verlaufenden, mit der 
allgemeinen Streichungsrichtung des Gneissgebirges, sowie 
der westlichen Granitgrenze übereinstimmenden Zug, welche 
Uebereinstimmung allenfalls nicht zufallig ist. sondern einen 
ursächlichen Zusammenhang erkennen lässt. Weniger auf- 
fallend kennzeichnet sich ein solcher auch in der südwest- 
nordöstlichen Streckung der Gneissinsel, die sich zwischen 
Mirowitz und Breznitz etwa vom Dorfe Hucitz im Süden 
über Podcap, Tuschowitz bis &iwowitz (nahe bei Milin) im 
Norden an der westlichen Grenze der Mirotitz-Mirowitzer 
Urthonschieferinsel hinzieht. Gewissermassen die südliche 
Fortsetzung dieser westlichsten Gneisspartie des böhmisch- 
mährischen Hochlandes bildet das Gneissgebiet von Kasse- 
jowitz, Planitz und Neuem, welches jedoch nach v. Zepha- 
Bowicn mit dem Böhmerwalde verbunden werden darf. 

Von allen diesen Gneissinseln sind am genauesten die 
beiden südlichen um Sedlitz bis Blatnä und bei Mirotitz 
beschrieben worden. Die hier ergründeten Verhältnisse ma- 
chen sich in ähnlicher Weise auch in den übrigen Gneiss- 
inseln bemerkbar, weshalb sie eingehender dargelegt wer- 
den sollen. 

Es lassen sich liier nach J. Jokely im Gneisse zwei 
Haupt Varietäten unterscheiden, von welchen die eine, grob- 
tornige, als Granitgneis s von ihm schon dem Granit- 



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00 I. Archaeische Gruppe. — Uiyn»'!^- und rrsolik'fersystem. 



gebirge zugezählt wird, während nur die klein- bis fein- 
körnigen Gneis.se von ihm als die nördlichen Ausläufer 
des südböhmischen Gneissgebirges angesehen werden. Aller- 
dings hat dieser vorzügliche Geologe das Granitgebirge nicht 
wie wir als orographisehe Einheit dem böhmisch-mährischen 
Hochlande gegenüber gestellt, sondern eher umgekehrt die 
mittelböhmischen Granite mit dem Gneissgebirge enger zu 
verknüpfen gesucht. Doch abgesehen hievon, dürfte die Auf- 
fassung kaum zu begründen sein, dass die sog. Granitgneisse* 
um die es sich hier handelt, dem Granite näher stehen als 
dem Gneisse. Es sollen daher Jokelys Granitgneisse hier 
zum Gneissgebirge einbezogen werden. 

Es sind grobkörnige Gneisse, die hauptsächlich 
an der südlichen Grenze des Granit geh irges entwickelt er- 
seheinen, wo sie dasselbe nachgerade in einem mehr oder 
minder breiten und zusammenhängenden Saume umgeben. 
In dieser Weise erstrecken sie sich nach Jokely etwa von 
Teinitz über Mühlhausen, Lischnitz, Okrouhlu bis zur Ein- 
schiebt Libenäk, ferner in der Gegend von Podoli, Oleschna 
über Vlcek an's linke Moldauufer in die Gegend von Jamm% 
Kaschnahora, Roth Aujezd und Oslov, und zwar im Norden 
an mittelkörnigen, im Süden und Westen an lichten Lager- 
granit grunzend und theilwei.se von ihm unterbrochen. Wei- 
ters lässt sich der grobkörnige Gneiss von Tuklek Südwest - 
würts ununterbrochen bis Rojitz und Klein Torna verfolgen. 
Seine südliche Grenze verläuft hier über Wrkowitz, Topie- 
letz, Kraschowitz, Chlaponitz, dann um die hier einsprin- 
gende Partie des kleinkörnigen Gneisses bei Sliwitz und 
Nendorf, weiterhin über Trepkov. nördlich bei Pamielitz und 
der Einschiebt Nedilnä vorbei bis Klein Torna. Von dieser 
südlichen Grenze verbreitet, er sich (fortwährend nach Jo- 
kkly) nordwärts bis über Boreschnitz, Neudorf, nahe bis 
Holuschitz und Sedlitz, an zahlreichen Orten jedoch von 
unregelmässig grosskörnigem Granite unterbrochen, der in 
ihm stockförmige Einlagerungen bildet. Nicht im Zusammen- 
hange mit diesem Grenzstreifen findet sich Granitgneiss nach 
JOKELY auch noch weiter nördlich längs der südlichen und 
südöstlichen Grenze der Urthonschieferpartie von Mirowitz 
und Mirotitz. Auch hier möchte Joke-LY für denselben eine 
Zwischenstellung zwischen Urthonschiefer und Granit anneh- 
men. Bei Jarotitz, Boritz und Übora beginnend, zieht er 
sich nordwärts über Radobitz, Mirotitz, den Karlowberg. 
Lhota Smetanova. Dietrichstein (Vrabsko) bis über Gimelitz 



Das böhm.-iniihr. Hochland. — (itieiss. 



61 



hinaus. Hier ist er sehr reich an Hornblende und muss füg- 
lich schon als Amphibolgneiss bezeichnet werden. 

Sonst aber ist die mineralische Zusammensetzung der 
Granitgneisse eine derartige, als ob, wie Jokely bemerkt, 
sie sich einfach durch parallele Anordnung der Bestand- 
teile aus grobkörnigem Granite allmälig entwickelt hätten. 
Doch ist ihr Gehalt an Glimmer und Oligoklas gewöhnlich 
ein grösserer. Der Quarz wechselt in seiner Menge und tritt 
manchmal sogar gänzlich zurück. Der Glimmer — gewöhn- 
lich schwarzbrauner Biotit — wird stellenweise durch ein 
ehlorit- oder talkartiges Mineral vertreten, welches jedoch 
wohl zumeist nur ein Umwandlungsprodukt des Glimmers 
?«.in dürfte. Der Orthoklas bildet oft mit dem Oligoklas ein 
inniges Gemenge und erscheint auch in Zwillingskrystallen. 
Diese, ebenso wie die grösseren einfachen Krystalle, pflegen 
nach Jokely in der Regel so ausgeschieden zu sein, dass 
ihre Lage und Längenrichtung mit der Schichtung des Ge- 
steines zusammenfallt. Hiedurch erhält der Granitgneiss oft 
ein porphyrartiges Aussehen und zwar zumeist in der Nähe 
von porphyrartigen Graniten. Auch Amphibol tritt in dieser 
Abänderung gelegentlich auf, stellenweise sogar in solcher 
Menge, dass sich Amphibolgneiss entwickelt. 

An einigen Punkten ist die Beschaffenheit des grob- 
körnigen oder Granitgneisses eine ganz verschiedene. Es kann 
nämlich nach Jokely die Umwandlung, welche sich sonst 
nur am Glimmer zeigt, schichtenweise manchmal das ganze 
Gestein betreffen, so dass es mehr oder minder vollständig 
in eine dichte talk- oder serpentinartige Masse umgewandelt 
erscheint. Die glimmerigen Bestandteile pflegen in diesem 
Falle ganz unkenntlich geworden zu sein, ebenso der Feld- 
spath zum grössten Theile und der Quarz pflegt überhaupt 
gänzlich zu verschwinden oder beschränkt sich auf nur hie 
und da vorkommende knollige oder nestcrförmige Ausschei- 
dungen. Bei weniger vorgeschrittener Umwandlung behält 
das Gestein noch ein deutlich gneissartiges Aussehen und 
ähnelt dann manchen Talkgneissen. Dieser metamorphosirte 
Gneissgranit kommt N von Nedilnä am linken Thalgehänge 
und in der wahrscheinlichen Fortsetzimg dieses Zuges S von 
Dubi hora, ferner an der Otava S von der Gistetzer Mühle, 
bei Rojitz, NW von Tuklek, am linken Moldauufer NO von 
Oslov vor. Ebenso erscheint er S von Klingenberg (Zvikov) 
im Bereiche des Granites, welcher übrigens auch anderwärts 
nach JoKJtuY Umwandlungen in oft serpentinartige Gesteine 



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62 1- Archaeteche Gruppe. — Urgneis«- und Ur??chiefersy*?tern. 



aufweist, wie z. B. die amphibolreichen Abänderungen S 
von Worlik u. a. m. 

Die Schichtung des Granitgneisses ist in der Regel, 
wie Jokely selbst angibt, deutlich ausgesprochen. Gegen 
den Granit zu soll der Uebergang zwar ein ganz unmerk- 
licher sein, was immerhin möglich und wahrscheinlich wäre,, 
da sich bei näherer Untersuchung der Granitgneiss vielleicht 
als ein von Granitmagma durchdrungenes Schichtgestein er- 
weisen könnte. Doch ist diese Angabe Jokely.s, soweit 
meine Beobachtungen reichen, nicht durchaus stichhältig. 
Das Hauptstreichen des Granitgneisses ist überall zwischen 
Stunde 3 bis 5 bei nordwestlichem bis nordnordwestlichem 
Fallen. Der Fallwinkel ist zwar mannigfach wechselnd, doch 
im Allgemeinen an der Grenze gegen den normalen Gnciss, 
wo der Uebergang stets ein allmäliger und die Lagerung 
durchaus concordant ist, weniger steil (20 — 3f)°) als in der 
Nachbarschaft des Granites, wo er oft über 60° beträgt. 
Kurz die Granitgneisse des hier berücksichtigten Gebietes, 
überlagern den normalen Gneiss, als mit ihm ein Ganzes 
bildend, überall gleichförmig, wogegen sie unter den Granit 
des mittelböhmischen Granitgebirges ziemlich schroff ein- 
fallen. — (Siehe das Profil auf Seite 04.) 

Die unzweideutigen Gneisse, die auch J. Jokely in 
dem in Rede stehenden Gebiete unter der Bezeichnung klein- 
bis feinkörniger Gneisse als solche ausgeschieden hat, 
besitzen trotz aller Manigfaltigkeit in ihrer feineren Structur 
dem Granitgneisse gegenüber ein gutes Erkennungszeichen. 
Sie sind natürlich nicht von überall gleicher petrographischer 
Beschaffenheit, doch treten die durch verschiedene Structur 
oder das Vorherrschen des einen oder anderen Bestandteiles 
bedingten Abänderungen nicht so selbständig auf, dass sie 
zonen weise ausgeschieden werden könnten. 

Sie sind hauptsächlich in der Umgebung von Woparan, 
Weselicko und Bernarditz verbreitet, von wo sie sich nord- 
wärts bis Hoduschin, Bozetitz und nahe bis zum Stifte 
Mühlhausen erstrecken. Von hier wendet sich ihre Grenz- 
linie nach Jokely in unregelmässigem Verlaufe gegen Süden 
über Lischnitz, östlich bei Okrouhlä vorüber gegen die Ein- 
schiebt Libenäk, nimmt dann eine mehr südwestliche Richt- 
ung gegen Branitz, Stehlowitz bis Jetietitz, hier mit einer 
Auslenkung in West. Die südwestliche Grenze dieses Theiles 
vermochte Jokely wegen des grossen Mangels an Aufschlüs- 
sen nicht gleich sicher zu bestimmen. Sie dürfte westlich 



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Das böhm.-mkhr. Hochland. — Gneiss. 



von Weselicko, im Süden von Stehlowitz, dann nördlich 
bei Kfenowitz vorüber gegen Oleschna verlaufen und den 
Eichenberg mit einschliessen. Noch weiter im Süden liegen 
die Orte Kreschtowitz, Jehnidlo, Oudraz, Albrechtitz auf 
Gneiss. Der im Westen das Gebiet umschliessende Granit 
bildet hier einen Vorsprung, der sich bis Wodnian erstreckt, 
wo er vorwaltend von Tertiärablagerungen des Budweiser 
Beckens bedeckt wird. Von Selibau an tritt jedoch wieder 
Gneiss auf, dessen Grenze im Osten gegen Neudorf, Semitz, 
an Pisek vorbei gegen Wrcowitz verläuft, sich dann gegen 
Westen über Topieletz dem Kraschowitzer Thale zuwendet, 
dann eine Wendung gegen Süden gegen Chlaponitz macht, 
von wo sie sich wieder nordwärts krümmt. Die Umgebung 
von Cizovä und Boschowitz, nahe bis Sliwitz und Neudorf, 
besteht ebenfalls aus kleinkörnigem Gneisse, welcher hier 
eine halbinselförmige Partie im Granitgneisse bildet Ebenso 
steht das Neuwirlhshaus nördlich von Drhowl auf Gneiss, 
dessen Grenze von hier ziemlich geradelinig bei Tfepkov 
vorüber westsüdwärts gegen Pamietitz über Klein Turna 
hinaus sich erstreckt. 

Das Hauptmerkmal des feinkörnigen Gneisses, dessen 
tn-biet hiemit umschrieben worden, ist das verhältnissmässige 
Vorwiegen des Glimmers. Dieser, zumeist Biotit von dunkel- 
brauner Farbe, bedingt die Structur des Gesteines, welches 
je nachdem der Glimmer schuppig, flaserig oder lamellar 
ausgebildet ist, auch mehr oder weniger dünn spaltbar er- 
scheint. Oft bildet der Glimmer auf den Spaltungsflächen 
des Gneisses einen zusammenhängenden Ueberzug. Der Feld- 
spath ist vorwaltend Orthoklas von schmutzigweisser Farbe. 
In weniger feinkörnigen Gesteinen lässt sich nach Jok£ly 
leicht Oligoklas erkennen, dürfte aber auch sonst nirgends 
panz fehlen. Der Quarz ist zumeist von grauweisser Farbe. 
Äccessorische Beimengungen sind nach Jok£ly im Gneisse 
selten. Sie beschränken sich wesentlich auf Nester von Feld- 
spath und Quarz, auf Schuppen von Chlorit, Talk, weissen 
Gümmer, nur stellenweise auf Graphit, Galenit und hin und 
wieder Granaten. 

Nimmt der Glimmer sehr überhand, so entwickeln sich 
Gneissabänderungen, welche dem Glimmerschiefer sehr nahe 
kommen, wie z. B. zwischen Nedilnä und Pamietitz, oder bei 
Sepekau. Ist Graphit reichlich vertreten, so bilden sich gra- 
phitschieferartige Schichten aus, wie X und W von Cizovä, 
zwischen Mladowitz und Drhowl, W von Boschowitz, hier 



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64 I. Archaeisehe (iruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersvsteni. 



überall mit quarzreichen Schichten in Verbindung; oder bei 
Borowan und S von Bernarditz in dünnen Lagen mit glim- 
merreichem Gneisse abwechselnd. Wenn der Feldspath 
zurücktritt und gleichzeitig auch der Glimmer schwindet, 
bildet sich Quarzitschiefer, ja auch massiger Quarzit aus, 
was nach Jokely in der Regel nahe der Granitgrenze statt- 
findet. Diese Erscheinung dürfte auf eine C ontaetme ta- 
rn orphose zurückzuführen sein, ebenso wie die weitere, 
dass in der Nähe des Granites der Glimmer auffallend zu- 
rücktritt und aus dem Gneisse ein geradezu glimmerfreies 
Gemenge von Feldspath und Quarz sich ausbildet. Schliess- 
lich dürfte der Contactmetamorphose vielleicht auch das 




Fig, 21. Durchschnitt durch 4m Grenzgebiet zwischen Gnelat und Granit bei MalfiiU 

Nach J. Jokily. 
1. Gneiu. S. Grtnltgneits. S. Granit. 



Grob werden des Kornes und der Uebergang in den an die 
Granitnahe gebundenen Granitgneiss zugeschrieben werden 
können. 

Dasselbe gälte dann auch von dem grobkörnigen 
Gneisse, welchen V. v. Zepharowich in der westlicheren 
Erstreckung des böhmisch-mährischen Hochlandes von Pisek 
bis gegen Horazdiowitz in der Nähe des Granitgebirges weit 
verbreitet gefunden und beschrieben hat. Er lässt sich von 
Klein Turna, ober Radomyschl, bei Leskowitz, Klinowitz, 
Ounitz, Michov, am Brod- Bache und bei PofiCi im An- 
schlüsse an die von Jokely beschriebenen Vorkommen ver- 
folgen. Er entspricht auch vollkommen der oben gegebenen 
Beschreibung, und wurde von v. Zepharowich seiner deut- 
lichen Parallelstructur wegen sofort dem Gneisse eingereiht, 
obwohl auch er mit dem grobkörnigen Granite durch all- 
mälige Uebergänge oft unlösbar verbunden sein soll. 

Dem feinkörnigen Gneisse Jokely'8, wie er oben be- 
schrieben wurde, dürfte der „dünnschieferige Gneiss", 
den v. Zepharowich nördlich von der Otava am Hrädek- 
Berge bei Schüttenhofen, bei Dobrin, Budetitz, Wlkonitz, 



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Das böhui.-mähr. Hochland. — Gneis«. 



65 



Rabi, Strakonitz an vielen Punkten anstehend und weit 
verbreitet vorfand, entsprechen. Der Glimmer herrscht vor, 
Quarz und Feldspath treten zurück oder kommen nur par- 
tienweise in Ausscheidungen vor. 

Als isolirte Insel im Granitgebirge tritt Gneiss weiter 
in der Umgebung von Sedlitz auf. Nördlich von der Stadt, 
aufwärts von Kraschtowitz über den Hradec- und Kfidli- 
berg, erstreckt sich nach V. Zepiiarowich Amphibol- 
gneiss, der zwar nicht anstehend ist, doch in Stücken 
häufig gefunden wird. Er ist zusammengesetzt aus sehr grob- 
körnigen krystallinischen Lagen von Orthoklas und Amphibol, 
dazwischen dünneren Schichten reiner Hornblende, wobei 
das Gestein überhaupt fast glimmerfrei ist. Nur stellenweise 
findet sich dunkler Glimmer reichlicher ein, wenn Hornblende 
gleichzeitig schwindet. 

Der sonstige Gneiss der weiteren Umgebung von Sed- 
litz soll nach V. v. Zepharowich ein Grenzglied zwischen 
Granit, Glimmerschiefer und krystallinischem Thonschiefer 
bilden, in welch' letzteren ein ganz vollkommener Uebergang 
stattfindet. Es reicht nämlich zwischen dem Mokrf-Teiche 
und Sedlitz von beiden Seiten der Granit am weitesten in 
das Gneiss-Gebiet herein, als sollte hier eine Trennung des- 
selben in einen südlichen und nördlichen Theil angedeutet 
werden. Zepharowich hält es thatsächlich für sehr wahr- 
scheinlich, dass eine solche Trennung besteht, doch ver- 
mochte er zwischen Cekanitz und Sedlitz Granit nicht durch- 
gehend? nachzuweisen, vielmehr ist hier nach Fundstücken 
auf Gneiss zu urtheilen, der sich daher zusammenhängend 
bis an das Alluvialland bei Blatnä erstrecken dürfte. 

In dem Gneisse der Umgebung vn Niemtschitz-Hnev- 
kov ist nach V. v. Zepharowich zumeist Orthoklas der 
vorwiegende, Glimmer und Quarz der untergeordnete Be- 
standteil. Der sonst ziemlich grobkörnige Gneiss wird an 
der Grenze gegen den Glimmerschiefer von Sedlitz feinkörnig, 
zuerst dick-, dann dünnschieferig und geht endlich in typi- 
schen Glimmerschiefer über, den man erst nahe bei Sedlitz 
antrifft. 

Stellenweise häuft sich im Gneisse Quarz an und es 
entwickelt sich reine Quarzmasse in oft ziemlicher Mäch- 
tigkeit. V. v. Zepharowich führt als einen Punkt, wo man 
diesen Hergang gut beobachten kann, den Birkenberg bei 
Hubenov nordwestlich von Strakonitz an. Hier entwickeln 
sich durch die allmälige Zunahme des Quarzes im Gneisse 

Kattrr, Geologie tot) Böhmen. 5 



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66 I- Archaeische Gruppe. — L'rgneiss- und Urschiefer^ysteiu. 



schliesslich reine Quarzmassen, die in einzelnen Felsen vor- 
ragen. Adern von ausgeschiedenem, weissem, dichtem Quarze 
durchziehen das schieferige Quarzgestein oft in allen Richt- 
ungen. 

Als untergeordnete Einlagerungen kommen im Gneisse 
stellenweise Graphits chiefer vor, die sich allmälig durch 
Graphitaufnahme aus Gneiss entwickeln. Bemerkenswerth ist 
das Lager, welches im westlichsten Zipfel des böhmisch- 
mährischen Plateaus am Kato witzer Berge zu Tage tritt. 
Dieser Berg erhebt sich am linken Otavaufer oberhalb Ka- 
towitz als eine isolirte Höhe, die steil zum Flusse abfällt. 
Angrenzend an die nahe bei Katowitz sich verbreitende ter- 
tiäre Schotterablagerung, kommt nach v. Zepiiarowich an 
der Otava aufwärts ein undeutlich geschichteter, glimmer- 
armer Gneiss vor, der mit dünnschieferigem, sehr glimmer- 
reichem Gneisse wechsellagert. Dieser geht durch Aufnahme 
von Graphitschuppen in Graphitgneiss und allmälig in un- 
reinen Graphitschiefer über. Der Graphit ist gemengt mit 
zersetzten Gneisstrümmern und auch die Gneissschichten im 
Liegenden und Hangenden sind sehr zersetzt und durch 
Eisenoxydhydrat rostbraun gefärbt. Die Schichten sind steil 
aufgerichtet und streichen cca nach St. 4—6 {NO). 

In derselben Streichungsrichtung findet man am jen- 
seitigen Ufer der Otava Graphitgneiss in Stücken auf den 
Feldern zwischen Wolenitz und Kladrub vor. Es dürfte 
daher der Katowitzer Graphitzug eine ziemlich weite Er- 
streckung haben. 

Eine zweite, mit jener parallele Einlagerung scheint 
sich nördlich von derselben am südwestlichen Abhänge des 
Michov-Berges am Wege von Michov nach Katowitz in einem 
sehr festen feinkörnig quarzigen Gneisse zu befinden, der 
nach St. 6 streicht und nordwestlich einlallt. Hier fand näm- 
lich v. Zeph ARO wich ein schwarzes, sehr dünnschieferiges 
quarzreiches Gestein, welches zarte Graphitschüppchen ent- 
hielt und deutlich abfärbte. 

Oestlich vom imttelböhmischen Granitgebirge in der 
weiteren Umgebung von Tabor, ist nach D. Stur Biotit- 
gneiss in einer sehr glimmerreichen Abart mit vollkom- 
mener Parallelstructur und einer zweiten ebenfalls an 
Glimmer reichen Varietät, in welcher jedoch die einzelne 
Bestandteile nicht in Lagen abgetrennt erscheinen, sondern 
ein mehr körniges Gefüge zeigen, am weitesten verbreitet. 



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Das böhm.-mähr. Hochland. 



— Gneiss. 



67 



Stellenweise tritt der braune Glimmer zurück oder 
verschwindet gänzlich und wird von weissem Phlogopit 
(nach Gräflich) oder einer gelblich weissen, selten grün- 
lichen Abart ersetzt. Besonders bemerkenswerth ist in die- 
sem Falle das oft nahezu gänzliche Fehlen des Feldspathes, 
wodurch eine feldspatharme Gneissabart entsteht, 
die obwohl im Ganzen nur von localer Bedeutung, doch 
stellenweise eine so bedeutende Entwickelung erlangt, dass 
sie sogar für sich allein ganze Gebirgszüge zusammensetzt. 
Dies gilt nach Stur namentlich von dem Duber Bergzuge 
zwischen Cheynov und Bei^gstadtl Ratibofitz, von wo aus 
diese Gneisse südlich bis Cheynov und von da bis in die 
Gegend von Hofitz und Lejökov sich erstrecken. Hier ent- 
halten sie Lager von körnigem Kalksteine. Weiter bilden 
sie den östlichen Theil der Umgebungen von Bergstadtl 
Ratibofitz, von wo aus sie sich bis gegen Jung Wozitz hin- 
ziehen, bei welcher Stadt (0) sie häufig zu Tage treten. We- 
niger mächtig entwickelt sind sie in der Umgebung von 
Sehimpach südlich von Patzau und anderwärts. Unterge- 
ordnet, doch überall ziemlich gleichmässig vertheilt, ent- 
halten sie Einlagerungen von Schichten einer feldspath- 
reichen Abart. 

Feldspathreicher Gneiss ist übrigens im südli- 
chen Theile des böhmisch-mährischen Plateaus sehr ver- 
breitet. Der gelbe oder bräunliche Feldspath in demselben 
ist gewöhnlich stark angegriffen und in Kaolin umgewandelt. 
Er ist es auch, der die ausserordentlich leichte Verwitter- 
barkeit des Gesteines verursacht. Der Glimmer pflegt von 
verschiedenster Beschaffenheit, bald weiss und nur in ein- 
zelnen Blättchen eingestreut, bald grünlich, matt und dabei 
gewöhnlich flaserig ausgebildet, bald braun, bis schw r arz 
wie in den herrschenden Biotitgneissen zu sein. Quarz 
kommt in dieser Gneissabart gewöhnlich nur in geringer 
Menge vor, doch gewinnt er in einzelnen Schichten auch 
die Oberhand, so dass sich manchmal geradezu Quarz- 
schiefer entwickelt. Stellenweise findet sich in diesem Gneisse 
auch noch Hornblende ein, wodurch Verbindungsglieder zwi- 
schen Glimmer- und Hornblendegneiss entstehen. 

Hieraus ist ersichlich, dass diejenigen Gegenden, in 
welchen der feldspathreiche Gneiss dominirt, sich durch eine 
grosse Manigfaltigkeit in Bezug auf die Beschaffenheit ihrer 
Gesteine auszeichnen können. Dies bestätigt z. B. nach Stur 
die Umgebung von Tabor, wo sich feldspathreiche Gneisse 



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68 I. Archaische Gruppe. 



— Ur^neiss- und Urschiefersystem. 



einerseits südlich gegen Bergstadtl (Horky), anderseits nörd- 
lich bis nach Liderowitz zur Granitgrenze erstrecken, sich 
jedoch auch aus der Taborer Gegend über Mieschitz, Smy- 
slov, Zäluzi, Wfesetz gegen Bergstadtl Ratiboritz, verbreiten 
und den westlichen Theil der Umgebung dieser Stadt bis 
nach Hlasivo und Alt Wozitz zusammensetzen. 

Doch nicht nur dass der feldspathreiche Gneiss selbst 
in seiner Zusammensetzung variirt, er führt auch Lager und 
Gänge, welche ihm erhöhte Manigfaltigkeit verleihen. So 
treten stellenweise Quarzlager auf, von welchen Stur 
besonders drei Vorkommnisse hervorhebt, nämlich am St. 
Annaberge bei Mieschitz 0 von Tabor, zwischen Zäluzi und 
Zavadilka von Mieschitz und nördlich von Cekanitz im 0 
von Nachod. An diesen drei Fundstellen kommt der Quarz 
auch in Drusen von ausgebildeten Krystallen vor, die ganz 
den Quarzdrusen gleichen, die in den Silber und Blei füh- 
renden Gängen bei Bergstadtl Ratibofitz und Tabor aufzu- 
treten pflegen. Diese Erzgänge, die namentlich bei Bergstadtl 
Ratiboritz und Horky südlich von Tabor abbauwürdig sich 
erwiesen haben, gehören übrigens ebenfalls demselben feld- 
spathreichen Gneisszuge an. 

Andere Gneissvarietäten treten im mittleren Verbrei- 
tungsgebiete des böhmisch - mährischen Hochlandes mehr 
untergeordnet auf, so vor allen ein graphithaltiger, 
dunkler Gneiss, den Stur westlich von Tabor in Begleitung 
des Kalksteinlagers bei Voltyn, ferner bei Repeö, wo er 
wahrscheinlich den Urkalk des Kaschowitzer Zuges begleitet, 
nachgewiesen hat. Es scheint daher, dass diese Gneissabän- 
derung beim Auffinden von Kalksteinlagern gute 
Dienste erweisen könnte. Doch beruht ihre gewissermassen 
indirecte praktische Bedeutung nicht nur hierin, sondern 
auch in dem Umstände, dass nach Stur in ihrer unmittel- 
baren Nähe entweder im Liegenden oder im Hangenden, La- 
ger von Brauneisensteinen aufzutreten pflegen, wie 
z. B. 0 von fiepeö auf dem Wege zum Jägerhause, SW bei 
Voltyn an der Strasse zwischen Bozetitz und Volsi in einer 
Länge von 2 Kilometern, und wohl auch anderwärts. Bei 
flepeö erscheint im Eisensteinlager auch Kakoxen. 

In einzelnen Gegenden dieses Gebietes treten im Gneisse 
häufiger, als sonst überall, Quarzitschiefer auf, so nament- 
lich zwischen Gechtitz, Patzau und Pilgram, von welcher 
Gegend D. Stur hervorhebt, dass hier dafür Einlagerungen 
von körnigem Kalke, Hornblendegesteinen und auch Gra- 



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Das böhm.-mfthr. Hochland. 



— Gneiss. 



nite fehlen. Am mächtigsten entwickelt und auch in grösster 
räumlicher Verbreitung sind die Quarzitschiefer im 
Straüste- Walde N von Gross Chischka. Weniger bedeutende 
Einlagerungen kommen nach STUß bei Slaveün, Rischnitz, 
westlich von Lukawetz, auf dem Berge Koci Hrady bei 
Skuranowitz und bei Wonschow, südöstlich von Cechtitz; 
femer südlich zwischen Rovnä und Maschowitz, westlich 
von Rothrecitz, bei Praslawitz, Patzau, Gross Chischka und 
Hodejowitz nördlich von Pilgram vor. Auch usserhalb des 
quarzitschieferreichen Terrains, dem alle diese Vorkommen 
angehören, erscheinen lue und da Quarzschiefereinlagerungen, 
wie z. B. am Swidnik- Berge, jV von Cernowitz und bei 
Bzova nahe dem Serpentine im K von Jung Wozltz. 

Auch die phyllitartigen Gesteine, welche sich bei 
Wottitz, Prcitz und Borotin in einer Ausbuchtung des 
mittelböhmischen Granitgebirges anstehend befinden, dürften 
dem Gneissgebiete des böhmisch -mahrischen Hochlan- 
des zuzuzählen sein und sollen hier anhangsweise bespro- 
chen werden. Der Erforscher dieses Landestheiles D. Stur, 
hatte sie dem ürthonschiefer gleichgestellt und demnach die 
Gegend als Schiefergebirge vom eigentlichen Gneissgebirge 
des Taborer Kreises losgetrennt. Ausschlaggebend mochte 
hiebei für diesen hochverdienten Geologen wohl der Um- 
stand sein, dass die in dem Gebiete herrschenden krystal- 
linischen Schiefer zum Theile grosse Aehnlichkeit mit den 
Phylliten besitzen, welche dem mittelböhmischen Granitge- 
birge aufliegen. Auf der Hau er' sehen Uebersichtskarte 
der öst.-ung. Monarchie ist das Gebiet jedoch zum Gneisse 
einbezogen worden, und in der That scheint es, dass eben 
auf Grund der vorzüglichen Erläuterungen D. Stur'S die 
Notwendigkeit einer Lostrennung der phyllitartigen Ge- 
steine vom Gneissgebirge umgangen werden darf. Uebrigens 
könnte vielleicht die abweichende Zusammensetzung des 
Gesteines in der Granitnähe auf contaetmetamorphische Ein- 
flüsse zurückzuführen sein. 

Die nördliche Grenze dieses Gebietes verläuft nach 
Stur von Wottitz über Srbitz, Strelitow, Nazditz bis 
Dietkau. Von hier gegen Süden bildet das mittelböhmische 
Granitgebirge der Umgegend von Sedletz über Mrakotitz, 
Kvastov, Alt Mitrowitz, Bozetin, Weelakova Lhota, Paratkov, 
südlich bei Borotin vorüber mit einer coneaven Krümmung 
bis zum Schlosse Borotin die Grenze. Im Osten lässt sich 
gegen das Gneissgebiet die Grenze natürlich nur annähernd 



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70 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



bestimmen, da die phyllitartigen Gesteine dieses Theiles in 
die Gneisse allmälig übergehen. Stur bestimmte sie haupt- 
sächlich nach Quarzitvorkommen , die dem angrenzenden 
Gneisse gänzlich fehlen sollen. Hienach würde die Ost- 
grenze der phyllitartigen Gesteine vom Schlosse Borotin 
über Cernotitz, Dobfejov, W an Roth-Aujezd vorbei über 
Stirow, Zechow, Hostisov in die Gegend östlich von Wottitz 
verlaufen. 

Das wichtigste Gestein dieses Gebietes, welches dem- 
selben nach Stur vorwaltend einen eigentümlichen Cha- 
rakter verleiht, sind streckenweise massig erscheinende, 
sonst aber wohl geschichtete Quarzitschiefer, die mit 
einigen Quarzitvorkommen des Gneissgebietes, z. B. im 
Sträzistewalde bei Gross Chischka, grosse Aehnlichkeit be- 
sitzen. Sie sind zumeist von bläulicher Farbe und enthal- 
ten neben Quarz und Feldspath, der sehr häufig in Kaolin 
zersetzt zu sein pflegt, auch Glimmerblättchen, die bald un- 
regelmässig der Gesteinsmasse eingestreut sind, bald die- 
selbe lagenweise durchsetzen. Besonders gut entwickelt 
sind sie nach Stur bei Laudilka an der Strasse zwischen 
Prcltz und Arnoschtowitz , bei Arnoschtowitz südlich am 
Teiche der unteren Mühle, bei Kouty N von Smilkau, zwi- 
schen Smilkau und Wondfichowitz, ferner bei Smilkau 
selbst, und bilden von hier weiter gegen Süden einen langen 
Zug, der sich über Raditsch, Jeschetitz bis gegen fiikov er- 
streckt, und auch noch weiter zwischen Dworce und Boze- 
tin beobachtet werden kann. 

In Begleitung der Quarzite treten gewöhnlich schwarze 
graphitische Schiefer auf, die sehr an die oben er- 
wähnten graphithaltigen Gneisse von Volsi und Stahletz (bei 
Woparan) erinnern. Mit dem Quarzitschiefer bei Arnoschto- 
witz hängt nach Stur ein Zug dieser graphitischen Schiefer 
zusammen, der S von Wottitz beobachtet werden kann, von 
da über Jestfebitz bis nach Arnoschtowitz zieht und mit 
einigen Unterbrechungen bis zum Quarzitschiefer bei Lau- 
dilka streicht. Auch südlicher im Zuge über den Wapenka- 
Berg, Dworce und Bozetin bis nach Wcelakova Lhota und 
Paratkov kommen streckenweise diese Schiefer zum Vor- 
scheine und treten selbst noch bei Borotin in der Nähe des 
dortigen körnigen Kalkes hie und da auf. 

Aehnlich wie bei dem oben erwähnten Vorkommen 
bei Volsi, erscheint der graphithaltige Schiefer auch hier in 
Verbindung mit Kalksteinen und Brauneisenstein, welch' 



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Das bühm.-mähr. Hochland. — Gneiss. 71 



letzterer in geringer Mächtigkeit an der Grenze zwischen 
dem Quarzite und den quarzitischen Schiefem aufzutreten 
pflegt, wie z. B. auf der Höhe bei Laudilka, S vom Berge 
Wapenka neben der Strasse, NO bei Bozetin, zwischen 
Smrkov und Paratkov und anderwärts. 

Von viel grösserer Bedeutung als diese Eisensteinlager 
sind die Kalklager, welche dem phyllitartigen Gneisse an 
mehreren Orten eingeschaltet sind: und zwar nicht nur 
ihrer praktischen Wichtigkeit wegen, sondern auch deshalb, 
weil die Kalkbrüche D. Stur einzig Gelegenheit boten, die 
innige Verbindung des Kalksteines mit dem ihn constant 
begleitenden Pegmatite, sowie die sonstigen änsserst interes- 
santen Verhältnisse zu beobachten, die weiter unten einge- 
hende Berücksichtigung finden werden. 

Oestlich von dem Taborer Gebiete in der weiteren Um- 
gebung von Deutsch Brod hat Freih. v. Andrian sog. „grauen 44 
und „rothen Gneiss 44 zu trennen versucht. 

Zum „grauen Gneisse 44 zählte er zwei Abarten, de- 
nen er zunächst einen gleichen Ursprung beilegte; nämlich 
Gneissphyllit und grobflaserigen (grauen) Gneiss. 

Der Gneissphyllit scheint Andrian der ältere zu 
sein, da er die tieferen Partien des Gneissgebietes einnehmen 
soll. Er ist dünnschichtig, sehr feinkörnig, so dass auf dem 
Querbruche oft nichts als dunkler Glimmer zu sehen ist, 
«lern nur dünne Linsen von röthlichem oder grünlichem 
Feldspathe eingeschlossen sind. Quarz ist immer untergeord- 
net und frei ist er nur manchmal in Schnüren und Linsen 
zu beobachten. In seiner charakteristischen Ausbildung zeigt 
der Gneissphyllit stets eine grüne Färbung. Oft besitzt er 
einen starken Talkgehalt, wie z. B. bei Ledec. Hauptsächlich 
verbreitet ist er bei Zahradka, Kalischt, südöstlich von Deutsch- 
Brod, bei Polnä, auch setzt er das ganze Sazawathal nord- 
westlich von Deutsch Brod bis Svetlä und Ledeö zusammen. 

Uebergänge des typischen Gneissphyllites in glimmer- 
schiefer-, thonschiefer- oder quarzitschieferartige Schichten 
sind selten anzutreffen. Z. B. bei Wernitz im Schlappenzer 
Thale (zwischen Schlappenz und Polnä) steht nach v. An- 
drian ein Gestein an, welches aus einer grünlichen, thon- 
schieferähnlichen Masse mit zahreichen Quarzlinsen und ver- 
einzelten Feldspathlinsen besteht und grob geschichtet er- 
scheint. Unmittelbar bei Pfibislau wechseln Schichten von 
weisslich grünen, leicht verwitternden Schiefern mit mehr 
als ldcm mächtigen Lagen von weissem Quarze. In ihrem 



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72 I- Archaeische Gruppe. — L'rjmeiss- und Urschiefersvstem. 



Hangenden bei der Wiesenmühle ist der Gneissphyllit im 
Ganzen normal, nur dass er einzelne Hornblendeeinlagerun- 
gen enthalt. Auch SO von Borau dürfte veränderter Gneiss- 
phyllit anstehen, da man im Walde reichlich Stücke eines 
quarzigen Schiefers oder grauen, dichten, deutlich geschich- 
teten Quarzitcs vorfindet. Es ist nicht ohne Interesse, dass 
diese Verkieselung zumeist in der Nähe des „rothen Gneis- 
ses kk stattfindet, was auf eine Metamorphose durch Einwirk- 
ung dieses letzteren schliessen lassen, und somit vielleicht 
als Stütze für die Ansicht von dessen eruptivem Ursprünge 
angenommen werden könnte.*) 

Neben dem dünnschichtigen Gneissphyllite kommen 
im Sazawathale, bei Svetlä und Kalischt, bei Deutsch Brod, 
Folna und zahlreichen anderen Orten auch Modifikationen 
vor, die bei einem viel grobkörnigeren Habitus eine weni- 
ger ausgeprägte Schichtung besitzen. Sie bestehen im Allge- 
meinen aus grauem, grünlichem, auch weissem Feldspathe, 
ziemlich viel Quarz und dunklem Glimmer, wobei jedoch 
die Anordnung und Ausbildung der einzelnen Gemengtheile 
eine verschiedene ist. Z. B. beobachtet man in einem Falle 
den Glimmer in kleineren oder grösseren Nestern in einem 
grobkörnigen Gemenge von Feldspath und Quarz nur spo- 
radisch vertheilt, wogegen in anderen Fällen der Glimmer 
in reichlicher Entwicklung Linsen von Feldspath und Quarz 
umhüllt und sich zwischen denselben anhäuft, oder in ganz 
regelmässigen Lagen das Gestein durchzieht. 

Die zweite Hauptvarietät des „grauen Gneisses u in 
der weiteren Umgebung von Deutsch Brod, nämlich den 
grob flas erigen Gneiss, hält v. Andrian für das jün- 
gere Glied. Das Gestein ähnelt Uebergängen vom „grauen kk 
zum „rothen Gneisse" in der nördlicheren Erstreckung des 
bölmüsch-mährischen Hochlandes. Sehr charakteristisch für 
dasselbe ist die ausgezeichnete Farallelstructur bei grob- 
körniger Textur. Der Feldspath, von grünlicher Farbe und 
vor dem Löthrohre fast unschmelzbar, scheint v. Andrian 
durchwegs Orthoklas zu sein. Er bildet vorwaltend compaktere 
Lagen, wogegen der Quarz zumeist in kleinen Körnern mit 
schwarzem Glimmer auf das Innigste verbunden ist. Access- 
orisch kommt zwischen Klarbrunn und Blumendorf Granat 



*) Allerdings hebt v. Andrian (1. c. pag. 539) hervor, dass hei 
weitem an den meisten Aufschlusspunkten in der Nahe- des „rothen 
lineisses" der Gneisäphyllit gar keine Veränderungen zeige. 



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Das böhm.-inähr. Hochland. — Gneiss. 7:; 



in Körnern, die in der Schieferungsrichtung den Glimmer- 
quarzlagen eingewachsen sind, vor. Sehr charakteristisch ist 
ilie rostbraune Färbung, welche das Gestein durch die Ver- 
witterung annimmt. 

Besonders auffallend ist die Oberflächengestaltung des 
von dem grobflaserigen (grauen) Gneisse eingenommenen 
Terraines. Denn während das Verbreitungsgebiet des Gneiss- 
phyllites flache ruhige Gontouren aufweist, erscheinen überall, 
wo grobflaseriger Gneiss auftritt, sofort verschiedengestal- 
tige Felspartien und die Bergeontouren prägen sich scharf 
aus. Belege hiefür bietet die ganze aus diesem Gneisse 
aufgebaute Gebirgskette, welche sich von Windig Jenikau 
über Pollerskirchen und Heraletz bis an den Orlovberg bei 
Humpoletz erstreckt, ebenso der Altschafferhübel, der Kahne- 
berg, so wie die Ausläufer bei Stöcken und Simmersdorf 
tarn Steinberge). 

Der echte Gneissphyllit schliesst sich an den grob- 
Uaserigen Gneiss im Norden bei Deutsch Brod, im Osten 
bei Polnä und im Süden bei Iglau an. 

Der „rot he Gneiss" in der weiteren Umgebung von 
Deutsch Brod beschränkt seine Verbreitung auf das Grenz- 
gebiet zwischen Böhmen und Mähren. Er gehört in seiner 
ilaupterstreckung schon dem Gebiete des weiter unten zu 
besprechenden Eisengebirges an. 

Auch im nördlicheren Theilc des böhmisch-mährischen 
Hochlandes, das v. Andrian aufgenommen, sind von ihm 
..p'rauc Gneisse" von den „rothen" unterschieden worden. 
Die „grauen" verbreiten sich nach ihm namentlich von Zbra- 
slawitz nach Westen gegen Katzow und Diwischau. Doch 
haben sie ihre Hauptentwickelung in der Gegend südlich von 
Katzow erlangt. Sie sind überall von demselben Typus, wo- 
bei allerdings das relative Mengenverhältniss, ebenso wie die 
Anordnung der Bestandteile häufig wechselt. Ihr Feldspath 
i?t vorwaltend von grauweisser Farbe, innig mit dem grauen 
Quarze verbunden, in flaserigen Partien ist dunkler Glimmer 
beigemengt. In grösseren Abständen wechseln grobkörnige 
Schichten mit feinkörnigen. Sehr grosskörnige Abarten mit 
weissem und braunem Glimmer trifft man z. B. südlich von 
Krolowitz. Sehr feinkörnige Varietäten sind im Eelivkathale 
entwickelt. Bei Katzowa Lhota unweit Katzow enthält das 
fetein bei mittelkörniger Structur viel braunen Glimmer. 
Quam tische Einlagen kommen im Gebiete des „grauen 



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74 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Gneisses 44 häufig vor, besonders auf dem Wlachnower Berge 
bei Katzow. 

Aehnliche dichte Gesteine treten nach v. Andrian in 
der Gegend von Cestin bei Kohl Janowitz gegen Polipes zu, 
sowie südlich von Zbraslawitz bei Lipina, Samechov nahe 
von Zruö auf, während sie sich am linken Sazawaufer gegen 
Katzowes auszukeilen scheinen. Stellenweise kommen sie 
durch Einlagerungen von dichtem Quarze und einen bedeu- 
tenden Glimmergehalt dem Glimmerschiefer nahe wie z. B. 
bei der Herrenmühle südlich von Hodkov, ohne dass man 
jedoch nach v. Andrian berechtigt wäre, sie als solchen 
auszuscheiden. 

Der normale Typus des „grauen Gneisses" westlich 
von der Caslauer Ebene ist nach Freih. v. Andrian eine 
mittelkörnige, stark schieferige Masse aus weissem oder 
grauem Feldspathe, der viele weisse Quarzkörner beigemengt 
sind und welche durch die starke Beimengung von dunklem 
Glimmer in parallelen Lagen eine mehr oder minder flase- 
rige Structur erhält. Die relative Anordnung der Bestand- 
theile wechselt dabei unaufhörlich, indem bald der Feldspath, 
bald der Quarz stellenweise in ganzen Lagen, Linsen und 
Nestern sich anhäuft und die parallele Anordnung der Glim- 
merblättchen häufig gestört erscheint. Die Farbe des Feld- 
spathes ist meistens grünlich- oder gelblichweiss. Derselbe 
ist vorwaltend Orthoklas, in einigen Gneissvarietäten auch 
Oligoklas. Lichter Glimmer ist sehr selten. 

Im Westen und Nordwesten von Chotebor, bei Dob- 
kov, und anderwärts, erscheint sehr quarzreicher „grauer 
Gneiss 44 , so zwar dass beim Verwittern häufig der Quarz als 
durchlöchertes Skelet zurückbleibt. Parallel zur Schieferung 
pflegen dem Gesteine nach v. Andrian kleine Hornblende- 
krystalle eingelagert zu sein, manchmal auch mächtigere 
Lagen, die aus mittelkörnigem Feldspathe und Quarz be- 
stehen und ein durchaus granitisches Aussehen haben, jedoch 
untrennbar mit der übrigen Gneissmasse verbunden sind. 
In dieser Gneissabart ist Oligoklas sehr reichlich vertreten, 
ebenso Turmalinkrystalle, wogegen der Glimmer fast ganz 
zurücktritt. 

Dieses Gestein bleibt im Westen und Nordwesten von 
Chotebor herrschend bis gegen Lysä, Sedletin, Skuhrov, wo 
sich die Oberflächengestaltung der Gegend ziemlich auffallend 
ändert, indem häufiger schroffe Felspartien erscheinen als 
früher. Diese Aenderung der Contouren wird durch das 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — Gneiss. 



75 



Auftreten von wahrem Glimmergneiss bedingt, der sieh 
hauptsachlich zwischen Sedletin, Lysä, Gerstein verbreitet, 
aber auch noch weiter gegen Süden fortstreicht, wie die 
Aufschlüsse bei Rosochatetz (Station zwischen Chotebor und 
Deutsch Brod) beweisen. Es ist eine leicht zu unterschei- 
dende Gneissabart, die aus röthlichem Feldspathe (vorwal- 
tend Oligoklas), sehr viel Quarz (der oft in mehrere Centi- 
meter mächtigen Lagen mit Glimmer alternirt) und dunkel- 
grünem Glimmer besteht, welch' letzterer häufig die ver- 
schiedenartig verbogenen Schichtenflächen in dicken Lagen 
bedeckt und eine Art schaliger Textur hervorbringt. 

Eine ähnliche Gneissabart kommt nach v. Andrian 
bei Willimov vor. Doch während sie hier vom Nebengesteine 
nicht abgeschieden werden kann, vermag man die vorer- 
wähnten Varietäten der Umgebung von Chotebor ziemlich 
genau zu umschreiben. Man könnte sie nach v. Andrian 
auch dem „rothen Gneisse" zugesellen, da sie mit ihm in 
mancher Hinsicht Analogien zeigen, wenn sie sich von ihm 
nicht wieder wesentlich durch den grossen Gehalt von dunk- 
lem Glimmer und Oligoklas, besonders aber durch die sehr 
deutlichen Uebergänge in Gneissphyllite unterscheiden möch- 
ten. Daher bezeichnet sie v. Andrian als ein Mittelglied 
zwischen „grauem" und „rothem Gneiss", dessen Stellung 
eine sehr unklare ist. 

Zum „grauen Gneisse" möchte v. Andrian auch die 
Gesteine zählen, denen die berühmten Kuttenberger Erzlager 
angehören. Doch dürfte sich aus der äusseren Configuration 
ihrer Massen z. B. im Gangberge, dem Berge oberhalb 
Grunty, dem Gutglückberge u. s. w., sowie aus den übrigen 
Umständen und Verhältnissen eher ein Anschluss an den 
„rothen (eruptiven) Gneiss" begründen lassen. Das Gestein 
besteht vorwaltend aus grünlichgrauem Feldspathe und 
Quarz, die eine körnige Masse bilden, welche von unregel- 
mässigen Streifen eines grünlichen Glimmers durchzogen 
wird. Die Schieferung des Gesteines ist über Tag eine ziem- 
lich deutliche, in der Tiefe jedoch wird sie fast ganz un- 
kenntlich, ja verschwindet im Kleinen oft vollständig. 

Was die von Andrian als „roth er Gneiss" ausge- 
schiedenen Varietäten anbelangt, so sind sie im nördlichen 
Theile des böhmisch-mähr. Hochlandes vorwaltend in der 
weiteren Umgegend von Kohl Janowitz entwickelt. Bei dieser 
Stadt ist der Hauptbestandteil des Gneisses Feldspath (in 
der Regel Orthoklas) von gelblicher bis weisser oder auch 



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76 l> Archaische Gruppe. — Ursrneiss- und Urschiefersyslem. 



röthlicher Farbe, der mehrere Millimeter dicke Lagen bildet, 
welche mit ganz dünnen Streifen von meist dunklem Glimmer 
alterniren, dessen Menge übrigens eine sehr ungleiche ist. 
Der rauchgraue Quarz pflegt in Lagen ausgebildet zu sein, 
so dass er zuweilen die Saalbänder der Feldspathlagen bil- 
det; doch ist er auch unregelmässig dem Feldspathe einge- 
mengt. Durch die ausgezeichnete Parallelstructur der einzel- 
nen Bestandtheile gewinnt das Gestein ein sehr charakteri- 
stisches Aussehen. Ein d i ckschieferiges Extrem dieser Abart 
kommt bei Pivnisko und 2andov vor. Südlich von Kohl 
.lanowitz ist die Schichtung nur im Grossen ausgesprochen, 
während in der Structur des Gesteines der braune und weisse 
Glimmer ohne regelmässige Anordnung in der aus röthlich 
gelbem Feldspathe und Quarz gebildeten Grundmasse ver- 
t heilt liegen und brauner Glimmer in Plutzern das Ganze 
durchschwärmt. Diese Varietät bildet einen nicht breiten 
Streifen, der von Miroschowitz und Opatowitz (zwischen 
Kohl Janowitz und Rataj) über Nespefitz, Althütten, Stein- 
Ibota bis Zbraslawitz und Stipoklas reicht. Auch das gut auf- 
geschlossene Thal des Maleschauer Baches wird nach v. 
Andrian von denselben Gesteinen zusammengesetzt, welche 
hier bei constanter Streichungsrichtung ein durch vielfach 

wiederholte Schichtenstörungen 
verursachtes wechselndes Fallen 
zwischen Nord und Süd zeigen. 
Dasselbe gilt vom Nucitzer Thale, 
das bei Piskocil (Bez. Schwarz- 
Kosteletz) in dieSazawa mündet. 

Nordwestlich von Roth Ja- 
nowitz bei Opatowitz bestehen 

einige gute Aufschlüsse und 
Steinbrüche die, abgesehen von 
Uebergängen, im Wesentlichen 
zweierlei Gneiss zu unterschei- 
den gestatten. Nämlich erstens 

Ftg 2*. ßtengtollg flaierijfer Zweiglirn- * u »1 i_ 11 - 

merfrnelM aoi dem Hrnbwchlner Stein- ielaSpatnreiCnen , gTODKOmigen, 

brahe bei op.towit«. stengeligflaserigen Gneiss mit 

Querschnitt, naturl. Gröise. u • j r<r • j i 

Q 0 .r«, ortbokia.,pugioki fts , dunkler beiden Glimmern, jedoch vor- 
fand lichter Glimmer. waltendem Biotit, wie er typisch 

im Steinbruche Hrabeschin des 
Opatowitzer Waldreviercs entwickelt ist; und zweitens quarz- 
reichen Gneiss mit vorherrschendem lichten Glimmer, der in 
ziemlicher Ausdehnung, allerdings bei einigermassen wech- 




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Das böhm.-mähr. Hochland. — 



Gneiss. 



77 



selndeni Mengenverhältnisse der ßestandtheile, in £0- Richt- 
ung gegen Cihoscht und Tfebetin zu verfolgt werden kann. 
In diesem südlicheren Erstreckungsgebiete soll das Gestein 
in einzelnen Schichten einen bedeutenden Kalkgehalt auf- 
weisen. Im nördlichen Gebiete um Roth Janowitz ist dies 
nicht der Fall. Hier, wie z. B. im Opatowitzer Gemeinde- 
steinbruche beim Neuteiche, ist das Gestein trotz des be- 
deutenden Glimmergehaltes nicht sehr deutlich geschichtet, 
da die Schichtung hauptsachlich durch die welligen Quarz- 
einlagen bewirkt wird. Deshalb entwickelt sich local, wenn 
der Quarz sehr zurücktritt, ein beinahe massiges Glimmer- 
Feldspathgestein, wie es z. B. unter der Dorfkapelle in Opa- 
towitz vorkommt. 

Die Abhänge des Bohounowitzer Thaies (S von Kau- 
rim) werden nach v. Andrian von einer Art Augengneiss 
zusammengesetzt, in welchem Feldspath vorherrscht, dem 
Linsen von grauem Quarze und unregelmässige Partien von 
braunem Glimmer eingeschlossen sind. Die Schichtung ist 
deutich und lässt ein nordöstliches Verflachen erkennen. 
Grobkörnige und feinkörnigere Varietäten, die sich als homo- 
gene Feldspathmasse darstellen, erstrecken sich bis in die 
Nähe des Ortes Habern bei Zasmuk, wo Lössbedeckung ein- 
tritt. In südöstlicher Richtung ziehen sie sich bis Wawrinetz 
und Cirkwitz nahe Kohl Janowitz. Weiter tritt das Gestein 
im Süden von Kohl Janowitz in einem Lager auf, dessen 
nördliche Grenze die Orte Smilowitz, Miroschowitz, Opato- 
witz, Mitrov und Silwanka bezeichnen und dessen südliche 
Erstreckung über Makolusk und Hroznitz hinausreicht. An 
diesen Orten steht das Gestein überall unmittelbar unter der 
Lössbedeckung an und scheint hier stockförmige Einlager- 
ungen von fast 2 Meilen Länge und ungefähr 1 Stunde 
Breite innerhalb der übrigen Varietäten des „rothen Gneis- 
ses" zu bilden. Im Verbreitungsgebiete des „grauen Gneisses" 
ist der Augengneiss in aufsitzenden Stöcken nicht bekannt 
geworden. 

Besonders interessant ist nach v. Andrian die Gegend 
Ton Solopisk (B. G. Kaufim), denn hier findet man in den 
Gräben und Wegen gegen Dohren zu Gesteine aufgeschlos- 
sen, die als Granulit zu bezeichnen wären. Es sind schie- 
ferige Gesteine von grobkörniger Structur, mit überwiegendem 
rtthlich- weissen, derben Feldspathe, der mit dünnen Quarz- 
lagen alternirt. In der Feldspathmasse erscheinen kleine 
Feldspathkrystalle, sowie Blättchen von weissem Glimmer 



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• 



78 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersvstem. 



ausgeschieden. Einzelne grössere Granatkrystalle sind in einer 
den Schieferungsflächen parallelen Richtung eingestreut. Auch 
Turmalin ist oft in winzigen Pünktchen durch die Grund- 
masse vertheilt. Andrian hat keinen Aufschluss gekannt, 
jedoch an Stücken beobachtet, dass diese Granulitmasse oft 
scharf, fast gangartig, von dem schieferigen Gneisse abgeson- 
dert ist, wogegen in anderen Fällen der schieferige Gneiss 
ellipsoidische Partien dieses Gesteines umschliesst. 

Ganz ähnlicher Granulit kommt, wohl in der Fortsetz- 
ung desselben Zuges, weiter östlich auch an der Nordseite 
des Wysokaberges bei Sukdol vor. 

Alle diese Gesteine fasst v. Andrian als „rothen" Gneiss 
zusammen und ertheilt ihnen eine besondere Wichtigkeit, 
da sie mit dem „Protogin" der Alpen die grösste Aehnlich- 
keit haben sollen und ihnen wahrscheinlich eruptive Ent- 
stehung zugeschrieben werden muss. Doch konnte v. Andrian 
keinerlei störenden Einfluss dieser Gebilde auf das Neben- 
gestein constatiren, wohl aber fand er sie stets ausgezeichnet 
geschichtet, und zwar vollkommen übereinstimmend mit den 
übrigen Theilen des Schiefergebirges. Doch betont er, dass 
dieser Umstand wohl keinesfalls als entscheidender Beweis 
gegen die eruptive Natur des „rothen Gneisses" gelten 
könne, da man sich ja, wie er meint, auf gang- und lager- 
förmige Ausbildungsformen unzweifelhaft eruptiver Gesteine 
zu berufen vermag. 

Auch in diesem nördlichen Gebiete hat v. Aj&tdrian 
Gneissphyllite ausgeschieden, unter welcher Bezeichnung 
er hier ein ziemlich gut charakterisirtes Mittelglied zwischen 
Thonschiefer und Gneiss versteht. Dieselben dürften jedoch 
dem Gneissphyllite des Gebietes um Deutsch Brod kaum 
durchaus gleichkommen. Ihre Haupteigenschaften sind näm- 
lich: ein grünliches talkiges Aussehen, eine durch schwarzen 
Glimmer hervorgebrachte sehr dünnschieferige Structur und 
das Wechsellagern mit Thonschiefer ähnlichen Schichten. 

Alle diese Eigenschaften besitzen nach v. Andrian 
Gesteine, welche hauptsächlich in der Gegend von Stepanov, 
Zdislawitz bis gegen Wlaschim, ferner bei Hammerstadt 
(Bez. Unt. Kralowitz) entwickelt sind und auch bei Stern- 
berg in grösseren Massen auftreten. Am besten sind sie in 
der Rinne des Stepanover Baches entblöst, der gegen Norden 
fliessend in die Sazawa sich ergiesst. Das Gestein führt dun- 
keln bis schwarzen Glimmer, ist von papierdünner Schichtung 



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Das böhm.-rnähr. Hochland. — Gneiss. 79 



und zumeist stark verwittert. Eine kleine Partie des Gneiss- 
phyllites erscheint nach v. Andrian inmitten des grauen 
Gneisses in einem kleinen Seitenthale des Ostrower Baches 
bei Kotoucov aufgeschlossen. Er bildet dort schroffe Ab- 
stürze und fallt steil «gegen K ein. 

Auf aehnliche Schwierigkeiten wie sie Jokely und 
v. Zepharowich zu überwinden hatten, stiess hauptsächlich 
an der Granitgrenze auch v. Andrian z. B. südlich von 
Diwischau in den Thälern, welche in die Blanitz einmün- 
den, an den Abhängen der Berge um Radoschowitz und Po- 
stupitz (bei Beneschau) ferner in einer Zone zwischen der 
östlichen Granitgrenze bei Sazau und den Hornblende- und 
Phyllitschichten von Rataj. Der Streifen, der sich von Wla- 
schim in westlicher Richtung gegen Marschowitz hinzieht, 
kann bis Zhorny (bei Neweklau) und Wosetschan (bei Selt- 
schan) verfolgt werden. Hier überall tritt nämlich ein Gestein 
auf, welches gewissermassen die Mitte einhaltend zwischen 
Granit und Gneiss, richtig als Granitgneiss bezeichnet 
werden muss. Bald besitzt es eine dunkle Grundmasse von 
Quarz und Glimmer mit verworren flaseriger Structur, in 
welcher Orthoklaskörner zahlreich eingesprengt erscheinen, 
wie bei Mestecko W von Wlaschim, oder es sind mittelkör- 
nige Gesteine ohne regelmässige Anordnung der Bestand- 
theile. Der Feldspath ist fast immer von grünlich grauer 
Farbe, oft in grossen Krystallen porphyrartig eingesprengt, 
wodurch die Granitähnlichkeit nur noch erhöht wird, der 
Glimmer ist schwarz. In Stücken erscheint das Gestein 
zumeist durchaus massig, doch in Profilen ist überall die 
Schichtung deutlich. Freih. v. Andrian hat daher diesen 
Granitgneiss nicht nur zum Gneisse einbezogen, sondern 
auch betont, dass er nicht zum Granite gestellt werden darf, 
weil er gegen denselben stets gut begrenzt ist. Z. B. bei 
ChotJ-san (bei Wlaschim), Borenowitz, Genowitz (bei Bene- 
schau) ist die Grenze der beiden Gesteine durch die ver- 
schiedene Oberflächengestaltung gekennzeichnet, besonders 
dadurch dass im Granitgebiete überall Blöcke herumliegen, 
die sofort verchwinden, wenn man, gegen Osten schreitend, 
das Granitgneissgebiet betritt. Ein ähnliches wiederholt sich 
an dem Grenzverlaufe bei Marschowitz, wo man nach v. An- 
drian sogar deutliche Ueberlagerungen des Granites durch 
den Granitgneiss beobachten können soll. Daher schliesst er 
das Gestein (Lipoid, Stäche u. A. folgend) an den „rothen 



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I. Archacische Gruppe. — Urgneiss- und Urechiefersystem. 



Gneiss" an, um so, wie er sich ausdrückt, zunächst wenig- 
stens den Unterschied zwischen eruptivem und primitivem 
Gneisse festzuhalten. 

Auch im östlichen Verbreitungsgebiete des böhmisch- 
mahrischen Hochlandes kommen ähnliche Granitgneisse vor, 
wie z. B. S von Chotebof, bei Dobkov und anderwärts sehr 
häufig. Ihr Feldspathgehalt ist immer sehr gross, die übrigen 
Bestandtheile treten zurück und die Schichtung ist häufig 
ganz unkenntlich. 

An quarzitischen Einlagerungen scheinen die Gneisse 
der nördlichsten Erstreckung des böhmisch-mährischen Hoch - 
landes arm zu sein. Von allen bekannten Vorkommen ver- 
dienen besondere Erwähnung bloss die mächtigen Quarz- 
einlagen bei Habern und Ledec, die für die Glasindustrie 
von Bedeutung sind. Bei dem letzteren Orte ist es eigentlicli 
schön weisser Quarz fei s. Ein Streifen erscheint auch bei 
Wietrow und Nezditz (bei Wottitz). 

Graphitlager sind in diesem Gebiete an mehreren Stel- 
len bekannt, wie z. B. bei Wottitz, bei Diwischau, bei Zdi- 
slawitz SO von Wlaschim, in der Nähe von Makolusk (0 von 
Rataj), bei Sternberg, doch sind sie überall wenig ausgiebig 
und liefern, soweit die bisherigen Erfahrungen reichen, ein 
so unreines Material, dass es zu technischen Zwecken kaum 
verwendet werden kann. 

Was die Lagerun gsverhäl tnisse des Gneisses im 
böhmisch-mährischen Hochlande anbelangt, so bezeugen sie 
was Eingangs schon vorausgeschickt wurde, nämlich, dass 
die Gneissschichten im Allgemeinen ein südwest-nordöstli- 
ches bis rein west^östliches Streichen besitzen. Im südlich- 
sten Böhmen fallen sie nach Jok£ly im Allgemeinen gegen 
die Budweiser Ebene, d. h. zwischen 50—70° in W oder 
NW. Das Streichen, im Süden ein südnördliches, übergeht 
westlich von Rudolfstadt und bei Hurr in ein nordöstliches 
und bei Libnitsch in ein östliches. Hier sind die Schichten 
oft saiger aufgerichtet vielfach, gewunden und gestaucht und 
tragen unzweideutig die Spuren von gewaltsamen Störungen 
und Verwerfungen im Gebirgsbaue an sich. 

In der weiteren Umgebung von Mühlhausen, Sepekau, 
Bernarditz u. s. w. zeigt der Bau des Gneissgebirges nach 
Jok£ly eine grosse Regelmässigkeit. Das Streichen ist vor- 
herrschend ein südwest-nordöstliches zwischen Stunde 3—4 
mit nordwestlichem Fallen. Es ändert sich nur im Begrenz- 



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Das buhni.-malir. Hochland. — Gneiss-Lagerun^. 



ungsgebtete, z. B. bei Hoduschin, Sepekau und Mühlhausen, 
wo der Gneiss ein Streichen von Stunde 4 — 7, zeigt indem 
er sich hiemit seiner nahe von Osten nach Westen verlaufen- 
den Begrenzungslinie anschmiegt; oder dort wo die Grenze 
einen südnördlichen Verlauf hat, hält sich nach Jok£ly auch 
die Streichungsrichtung gegen Stunde 12. Dies ist der Fall 
bei Kraschowitz, Wrcowitz, Cizova usw. Das Fallen schwankt 
zwischen 30 bis 40 Grad. Nur in der isolirten Partie bei 
Oervena erreicht es 60° und ist entweder gegen Nordwest 
oder Norden, stets unter den Granit des mittelböhmischen 
Granitgebirges gerichtet. Dies bezeugt auch die oben schon 
erwähnte Lagerung des Granitgneisses. 

Ganz dasselbe zeigt sich nach V. v. Zepharowich 
am Gneisse auf der Linie Pisek-Schüttenhofen, nördlich von 
der Otava. Hier fallen die Schichten constant gegen W oder 
yW der Grenze des Granites zu, wobei das Streichen zwi- 
schen Stunde 1 — H wechselt, also im Ganzen ein nordöst- 
liches bleibt. Ausnahmen von dieser Regel kommen nur 
vereinzelt vor. So bei Strakonitz, wo die Schichten an beiden 
Ufern gegen die Otava einfallen. Im Allgemeinen herrschen 
wiederum die grössten üngleichmässigkeiten der Lagerung 
in der Granitnahe. 

Im mittleren Theile des böhmisch-mährischen Hoch- 
landes, südlich von Tabor, Gheynov, Cernowitz und Pilgram, 
ist die Lagerung nach Stur sehr deutlich zu verfolgen. Die 
Schichten streichen hier regelmässig von West nach Ost 
(Stunde 6 — 7) und fallen insgesammt gegen Norden ein. 
Die Neigung beträgt zumeist etwa 45°, geht jedoch auch 
bis in saigere, selten in horizontale Stellung über. Nördlich 
von Tabor bei Launowitz etc. herrschen im Ganzen dieselben 
Ligerungsverhältnisse vor, nur dass hier die Schichten zu- 
meist sehr flach, doch stets ebenfalls gegen Norden einfallen. 
Zwischen Wottitz und Milcin dagegen streichen nach Stur 
die Schichten vorwaltend von Südwest nach Nordost, fallen 
aber immer constant in der Richtung gegen Nordwest, oder 
bei einem südnördlichen Streichen gegen West. Ganz die- 
selbe Streichungsrichtung herrscht im Gneisse zwischen Sudo- 
meritz und Tabor vor, nur dass hier auch nordöstliches 
Einfallen öfter beobachtet wird. In der Umgebung von Pil- 
' r Tam , östlich von Biela , scheint die Streichungsrichtung 
Süd-Nord vorzuherrschen, wobei das Fallen der Schichten 
ein westliches ist. Zwischen Pilgram. Cechtitz und Jung 
Wozitz ist nach Stur weder die Streichungsrichtung, noch 

Katxrr, Geotogle »on Böhmen. <> 



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82 I. Archaeiache Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersyslem. 



die Neigung der Gneissschichten eine deutliche, doch dürfte 
das Streichen in Stunde 9—10 und 3 — 4, obwohl das Ein- 
fallen sehr veränderlich ist, dennoch vorherrschen. Die La- 
gerung der Gneissschichten ist in dieser Gegend häufig eine 
nahezu horizontale. 

in der weiteren Umgebung von Deutsch Brod, hat 
v. Andeian an dem Phyllitgneisse stellenweise ein Streichen 
nach Stunde 4 und ein sehr steiles Fallen gegen Süden be- 
obachten können, doch scheint im Allgemeinen das Streichen 
des „grauen Gneisses" von Nordwest nach Südost (St. 23) 
mit einem nordöstlichen Verflächen gerichtet zu sein. Diese 
Richtung wechselt jedoch auch oft mit einem Streichen nach 
Stunde 24 oder 1, in welchem Falle das Verflächen dann 
ein südöstliches wird. Mann kann diese Streichungs- und 
Fallrichtungen bei Deutsch Brod, Svetlä, Klanecnä u. s. w. 
ablesen. Bei Scheibeidorf streichen die Schichten sozusagen 
ausnahmsweise nach Stunde 19. Nördlich von der Ledec- 
Humpoletzer Granitpartie tritt dagegen regelmässig Stunde 
2—3 mit nordwestlichem Verflächen ein. So bei Ledec\ Za- 
hrädka, Kalischt u. a. Es scheint hier also die Richtung 
der Gneissschiefer durch den Granitstock quer durchschnitten 
zu werden. Im Süden bei Neu Reichenau streichen die 
Schichten zwar annähernd dem Granite parallel, nämlich 
nach St. 2 — 3, doch fallen sie nach v. Andrian rundum in 
steilen Winkeln vom Granite ab. Dennoch glaubt dieser 
Autor, dass die Granitpartien in keinem regelmässigen Ver- 
hältnisse zur Schichtungsrichtung des Gneisses stehen. — 
In der Nähe des „rothen Gneisses" herrscht ein Streichen 
nach St. 23 (bei Pribislau, Polnä) bei einem nordöstlichen 
Verflächen, so dass der „rothe Gneiss", dessen eigenes 
Streichen sehr regelmässig nach St. 22—23 geht und der 
gegen Ost bis Nordost zumeist flach einfallt (nur bei Libins- 
dorf wurde westliches Fallen beobachtet), durch den „grauen" 
regelmässig unterteuft wird. Ueberhaupt konnte v. Andrian 
irgend welche durchgreifende Unterschiede in der Schichtung 
der verschiedenen Gneissabarten nicht auffinden. 

Im nördlichen Theile des Hochlandes waltet nach 
Andrian ostwestliches bis nordost-südwestliches Streichen 
mit nördlichem oder nordwestlichem Verflächen vor. Im 
Norden bei Zasnuik, Drahobuditz und an anderen Orten 
macht sich durchwegs eine nordost-südwestliche Richtung 
geltend. Auch in der Gegend von Kuttenberg herrscht ein 
nordöstlich-südwestliches Streichen (St. 5—4). Südlich von 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — Glimmerschiefer. $3 



Kuttenberg bei Polican, sowie an den steilen Gehängen des 
Maleschauer Baches ist die Richtung St. 4—3 am häufigsten, 
wobei die Fallrichtung meistens gegen NW geht. Dieselbe 
Streichungsrichtung ist zwischen Roth Janowitz und LedeC 
bei nordwestlichem Verflachen herrschend; nur local, wie 
z. B. an der Skala bei Cejkowitz, kommt auch Stunde 6 vor. 
Im Sazawathale, wo die Schichten sehr gut aufgeschlossen 
sind, beobachtet man dagegen nach Andrian fast durch- 
gehends Stunde 6 — 8, so bei Sternberg, Sazau, Katzow, bei 
einem A r Ö- Verflachen von 40 — 60 Grad. Südlicher, im 2e- 
livkathale ist die Neigung eine bedeutend flachere. Bei Ma- 
leschau sind locale Störungen und Knickungen zu beobach- 
ten, ebenso bei Sazau, Malowid und anderwärts. 

In dem weiten Gneissgebiete des böhmisch-mährischen 
Hochlandes, dessen zusammenhängender Erstreckung von 
der Budweiser Ebene bis zur Elbniederang im Norden, von 
der mährischen Grenze bis zu den Ufern der Otava, sammt 
den inmitten des mittelböhmischen Granitgebirges einge- 
schlossenen isolirten Partien wir bisher unsere Aufmerk- 
samkeit zugewendet haben, kommen verhältnissmässig unter- 
geordnete Einlagerungen von geschichteten, als auch Ergüsse 
von eruptiven Gesteinen vor, die für den Gesammtaufbau 
des Gebirges von Wichtigkeit sind. 

Von den geschichteten Gesteinen schliessen sich dem 
Gneisse zunächst Glimmerschiefer an, welche jedoch im 
Gebiete des böhmisch-mährischen Hochlandes wenig verbreitet 
sind. Im südlichsten Theile des Landes beginnt am linken 
Moldauufer eine grosse Partie, die sich in nordöstlicher 
Richtung in das Innere des Landes erstreckt. Sie theilt sich 
hier in zwei Arme, von welchen der eine bis gegen Straps 
bei Budweis sich hinzieht, während der andere gegen Forbes 
sich fortsetzt. 

Von Stockern, Walketschlag, Rosenberg, Bamberg nord- 
ostwärts bis zur tertiären Ablagerung bei Gross-Poreschin 
und zum Maltschflüsschen verbreitet sich ein zusammen- 
hängendes Glimmerschiefergebirge, welchem ausser den ge- 
nannten auch die Ortschaften Suchenthal, Angern, Rosenthal, 
Malching, Hochdorf, Hodenitz und viele .andere angehören. 
Abgetrennt von dieser zusammenhängenden Glimmerschiefer- 
partie sind zwei schmale Züge zwischen Hodenitz und Prie- 
thal und ein Streifen W von Priethal selbst. 

6* 



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84 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss* und UrschiefersyBtem. 



Bei Pflanzen an der Maltsch greift in das Glimmer- 
schiefergebirge ein gegen Norden verlaufender Gneissstreifen 
ein, der es in die beiden oben erwähnten Arme theilt. Der 
östliche, gegen Forbes sich hinziehende, erscheint von einigen 
Granitstöcken unterbrochen. In sein Bereich gehören die 
Ortschaften Keblan, Mechov, Stradov, Cejrov u. a. 

Der westliche Arm verbreitet sich an beiden Maltsch- 
Ufern in der weiteren Umgebung von Weleschin über Sedletz, 
MokrJ Lom, Wesce und Rimau etwa bis Paschnowitz. Dann 
tritt zwischen ftewnowitz, Driesendorf, Straschkowitz eine 
Unterbrechung durch Gneiss, und nördlicher bei Borownitz 
und Neudorf durch tertiäre Gebilde ein, worauf erst der nörd- 
lichste Ausläufer des Glimmerschieferzuges in der Richtung 
gegen Strups (SO Budweis) wieder zu Tage kommt. 

Weiter im Norden zwischen Podhrad und Moldauthein 
streichen quer über die Moldau, von Tertiärablagerungen 
theilweise bedeckt, mehrere Glimmerschieferzüge und ebenso 
treten einige dem Gneisse eingelagerte Striche zwischen 
Moldauthein und Protiwin auf. 

Ein etwas umfangreicheres Vorkommen von Glimmer- 
schiefer verläuft quer über die Strasse zwischen Bukowsko 
und Moldauthein etwa vom Dorfe Bzi nordwärts gegen So- 
betitz und Hartmanitz und südwärts über Tuchonitz hinaus. 

Kleine Glimmerschieferpartien treten SO von Cheynov 
und S von Neu Gerekwe auf und sind auch sonst im Gneiss- 
gebiete ziemlich häufig anzutreffen, doch nur in schmalen 
Streifen, die durch das Zurücktreten des Feldspathes aus 
Gneiss sich entwickeln und keine Bedeutung haben. (Siehe 
z. B. pag. 65.) 

Viel seltener als Glimmerschiefer sind im Gebiete des 
böhmisch-mährischen Hochlandes Granulite. Im südlich- 
sten Landestheile stehen sie in einer kleinen, von Tertiär- 
ablagerungen theilweise bedeckten Partie S von Lischau, 
0 von Rudolfstadt an. Sie sind nach Gzüek durchgehends 
deutlich geschichtet und dem Gneisse eonform eingelagert. 

Der kleinen Granulitvorkommen bei Solopisk und am 
Nordabhange des Wysokäberges ist oben (pag. 77.) schon 
gedacht worden. 

Ein wichtiges Gebirgsglied ist dagegen im Bereiche des 
böhmisch-mährischen Hochlandes Ho rnbl endeschiefer und 
mit diesem nicht selten verknüpfte phyllitartige Ge- 
steine. 



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4 



Das bfthm.-mälir. Hochland. — Hornblendeschiefer. S6 



Im sudlichsten Landestheile sind derartige Einlagerun- 
gen selten. Hornblendeschiefer kommen hier eigentlich nur 
als Begleitgestein des Granulites, wie z. B. nördlich von Le- 
denitz, und vielmehr noch des Kalksteines vor, der übrigens 
in diesem Theile des böhmisch-mährischen Hochlandes selbst 
nur in geringeren Lagern auftritt. 

Zwischen dem Glimmerschieferausläufer bei Strups und 
der Budweis-Rudolfstädter Strasse ist dem Gneisse eine An- 
zahl von Hornblendeschieferzügen eingelagert, die südost- 
wärts streichen, zwischen Lodus und Hable das Geleise der 
Gmünd-Budweiser Eisenbahn überschreiten und unter den 
Tertiärablagerungen am rechten Maltschufer sich verlieren. 

Bei Forbes finden im Gneisse Uebergänge in Chlorit- 
schiefer und quarzigen Phyllit statt. In der nördlich vom 
Otavaflusse sich erstreckenden Partie des böhmisch-mähri- 
schen Hochlandes erlangen die Hornblendegesteine eine 
etwas grössere Verbreitung. 

J. Jok£ly erwähnt ihrer von Stehlowitz (NW von 
Bernarditz), wo sie dem Gneisse in Form eines schichten- 
förraigen nach St. 4 streichenden und nach NWN fallenden 
Gliedes eingelagert sind. Bei Jamny und Wrcowitz (NO von 
Pisek), bei Sedlitz (£), bei Mirotitz (NW) u. a. erscheinen 
grosskörnig-blätterige Amphibolschiefer, die sich hier überall 
lagenweise aus dem amphibolführenden Granitgneisse ent- 
wickeln. Sie besitzen selten eine namhafte Ausdehnung und 
machen sich auch oberflächlich nicht sonderlich bemerkbar. 
Diesem Umstände gemäss mögen sie auch an zahlreichen 
anderen Orten vorkommen, wo sie mangelhafter Aufschlüsse 
wegen, oder auch aus dem Grunde, weil sie leicht verwit- 
tern, nicht nachgewiesen worden sind. 

Ein Zug von Hornblendeschiefern streicht S von Alt- 
sattel quer über die Moldau. 

Weiter gegen Osten, in der Umgebungen von Tabor, 
kommen Hornblendegesteine vorzüglich in Begleitung von 
körnigen Kalken vor, wie aus den weiter unten folgenden 
Darlegungen ersichtlich sein wird. In selbständigen Lagern 
oder Zügen sind sie jedoch immerhin auch ziemlich ver- 
breitet. So z. B. wurden nach D. Stuk am Judenberge 0 
von Kladrub (bei Cheynov) zwei Lager von Hornblende- 
schiefern beobachtet, die beiläufig die Mitte zwischen den 
beiden, weiter unten zu beschreibenden grossen Cheynover 
Kalkzügen einnehmen. S und N von dem Kalklager bei 
Wieina (S von Patzau) kommt ein ähnliches Gestein vor. 



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8(5 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiofersystem. 



Wöhrend hier jedoch noch ein Zusammenhang mit den Kalk- 
lagern angenommen werden kann, scheinen am Rochberge 
0 von Chmelna (S von Neu - Cerekwe), N bei Damienitz 
(S von Naceradetz), N von Miltfn im Zuge, der dort die 
Milcm-Wottitzer Strasse kreuzt, und bei Stfezmif (NW von 
Sudomefitz) Amphibolschiefer in selbständigen, wenn auch 
unbedeutenden Lagern aufzutreten. 

Noch östlicher, der mährischen Grenze zu, sind grössere, 
selbständige Partien von Hornblendeschiefern nicht bekannt 
geworden, obwohl sie dern^ hiesigen Gneissgebiete nicht ganz 
fehlen. Alternationen von Phyllitschichten mit Hornblende- 
schieferbänken von einer Mächtigkeit bis zu 1 m kann man 
nach v. Andrian N von Deutsch Brod in der Nähe von 
Bfewnitz, OSO von Polna bei Janowitz am Ostabhange des 
Zäbornäer Berges, ferner S von Pribislau bei der Wiesen- 
mühle beobachten. 

Im nördlicheren Gebiete des Hochlandes, und zwar im 
westlicheren Theile desselben, sind ausgezeichnete Horn- 
blendegesteine in ziemlicher Verbreitung anzutreffen. Sie 
wechsellagern hier nach v. Andrian mit dem „rothen", als 
auch, und das besonders, mit dem „grauen" Gneisse in drei 
grossen Partien, nämlich im Süden von Solopisk (B. G. 
Kaufim), bei Zbraslawitz und bei Rataj. 

Was zunächst die erstgenannte Partie zwischen Solo- 
pisk und Miletin anbelangt, so ist sie zwar räumlich die ge- 
ringste, jedoch ihrem Oberflächencharakter nach ausgezeich- 
net, da sie zwei auffallend geformte Bergkuppen umfasst. 

Die Zbraslawitzer Partie weist nach v. Andrian ziem- 
lich unregelmässige Begrenzungscontouren auf. Die Horn- 
blendeschiefer verbreiten sich hier in fast ostwestlicher 
Richtung südlich von Gestin zwischen Kne2, Genowitz, Hod- 
kov gegen Zbraslawitz und weiter mit nur geringer Unter- 
brechung durch Gneissinseln bis Siechtin und Bohdaneß (bei 
Ledeö), von wo sie sich in südwestlicher Richtung abzwei- 
gen und einen bis in das Sazawathal bei Zruö reichenden 
Streifen bilden. 

Die dritte Partie verbreitet sich in der weiteren Um- 
gebung von Rataj. Die nordöstliche Grenze verläuft südlich 
von Thalenberg (Talmberk) und Podwek gegen Südost, die 
südwestliche Grenze über Belokozel, Cerenitz, Drahnowitz 
gegen Sternberg zu. Im Sazawathale von Sternberg gegen 
Norden sind die schönsten Aufschlüsse dieser Hornblende- 
schieferpartie vorhanden. Im Osten, bei Zbyzub und Kobläsko 



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D.i> bohm.-mahr. Hochland — Hornblendeechiefer. 



87 



[y von Katzow) ist die Grenze eine verworrene und in den 
vielen engen QuerthäJern der Sazawa häufig unterbrochene. 

Nicht nur hier, sondern überall ist die Lagerung der 
amphiholi tischen Schiefer mit dem Gneisse durchaus concor- 
dant, wie ja überhaupt die Umschreibung der angeführten 
drei Partien nur im Allgemeinen Geltung hat, da sehr häufig 
Gneissschichten den Hornblendeschiefern eingelagert sind 
und sie unterbrechen, wie z. B. bei Kotoucov, bei Radvan- 
citz S von Zbraslawitz und anderwärts. Der Gesteinsbeschaf- 
fenheit nach lassen sich in den beiden erstgenannten Partien, 
nach v. Andrian, zwei Abarten der Hornblendeschiefer un- 
terscheiden : Die eine ist deutlich schieferig und bildet dünne 




Fig. 23. HornblendetcMeferfelien \m Saaawathalelbel Sternber«. 
Nach einer Aufnahme Ton FA. Herold. 



Schichten von abwechselnd heller und dunkelgrüner Färb- 
ung. Sie enthält reichlich Zwischenlagen von milchweissem 
Quarze und chloritische Partim, wie z. B. im Ostrower Thale. 
Sie ist sehr zerklüftet und so zersetzt, dass es kaum mög- 
lich ist ein grösseres Stück davon abzuschlagen. — Die 
zweite Varietät ist von massigem Aussehen. In ihr wechseln 
Lagen von dunkelgrüner, nadeiförmig ausgebildeter Horn- 
blende mit feinen Lamellen von hellem, grünem bis weissem 
Quarze, dein etwas Feldspath beigemengt zu sein pflegt. 
Belege hiezu bietet namentlich die Umgebung von Miletin. 
Das Gestein wird von vielen Querklüften, welche mit einer 
hellgrünen, chloritähnlichen Masse ausgefüllt sind, durchzogen. 

In der Hatajer Partie sind die Gesteine nicht so deut- 
lich geschieden. Es kommen hier häufig Mittelstufen zwischen 



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38 I. Areliaeische Gruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersystem. 



Gneiss und Hornbl endeschiefer vor, welche zumeist einen 
scharf hervortretenden Glimmergehalt besitzen und auch viel 
Quarz enthalten, jedoch nicht wohl als Gneiss angesprochen 
werden können, da Amphibolkrystalle doch sehr überwiegend 
sind. Ausserdem wechsellagern diese Schichten oft mit sol- 
chen, die beinahe nur aus Hornblende bestehen. 

Die übrigen Vorkommnisse von Hornblendeschiefern 
ausserhalb der drei genannten, mehr zusammenhangenden 
Partien sind unbedeutend. Freiherr v. Andrian führt die 
Vorkommen bei Nesper (Wlaschim S\V), dann zwischen 
Postupitz und Domaschin (bei Wlaschim) an den Gehangen 
des Postupitzer Baches und SO von Diwischau an. Ferner 
erscheint ein Hornblendeschieferstrich bei Ostrow (zwischen 
Lounowitz und Wlaschim) und im nördlicheren Gneissgebiele 
eine kleine Partie SW von Goltsch Jenikau bei Ccjkowitz, 
sowie je eine Partie & und X von Roth Janowitz, bei den 
Ortschaften Bludov und Opatowitz. 

Das rechte Ufer der Sazawa zeigt von Sternberg in 
dem vielfach gewundenen Thale aufwärts in den grossartigen 
Aufschlüssen viele Einlagerungen von Quarziten und Horn- 
blendeschiefern. Nebenbei sei hier auch bemerkt, dass nach 
v. Andrian am Nordabhangc des Weselka-Berges (Wlaschim 
XW) mächtige Einlagerungen von dichtem Quarze vor- 
kommen. 

Im nordöstlichsten Grenzgebiete des böhmisch-mähri- 
schen Hochlandes bilden Hornblendcschiefcr S von Zlcb eine 
zusammenhängende Masse bis gegen Mladotitz. Wechsel- 
lagerungen von Gneiss mit Amphibolschiefern sind in der 
Umgebung von Caslau häufig und am Kamhousek, sowie in 
den Steinbrüchen S von Mocowitz (W von Caslau) gut zu 
beobachten. S von Gaslau sind die Amphibolgesteine zu- 
meist dicht und enthalten oft in Streifen eine hellgraue 
Kalkmasse und derben Granat, auch Quarz ausgeschieden. 
Kalkspath erscheint auch am Ranibousek - Hügel (SO von 
Gaslau) häufig in Alternation mit Hornblendelagen, doch 
bildet er nirgends bedeutendere Massen. 

In Form von Lagern oder Stöcken kommt Amphibolit 
z. B. am Fiolnikberge bei Hammerstadt, bei Polkan und 
Maleschau in der Kuttenberger, bei Radbor und am Frie- 
drichhügel (Bedrichov) bei Krechor in der Koliner Gegend 
und anderwärts mehr untergeordnet jedoch häulig vor. 
Den Amphibolit von dem zuletzt genannten Fundorte hat 



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Das bölun.-mahr. Hochland. — Kalkstein. 



89 



L Schiffneb untersucht*) und ihn aus gelbgrünem Amphi- 
bol mit beigemengtem Plagioklas, Orthoklas, Epidot, Apatit 
und Titaneisen zusammengesetzt gefunden. 

Von besonderer Wichtigkeit und vorzuglichster prakti- 
scher Bedeutung sind die im Bereiche des böhmisch-mäh- 
rischen Hochlandes sehr reichlich auftretenden Kalkstein- 
Inger, die sich zumeist an den Hornblcndcschiefer an- 
schhessen. 

Von den sämmtlichen körnigen Kalksteinen des südlichen 
Theiles des böhmisch-mährischen Hochlandes, einschliesslich 
die Erstreckung nördlich von der Otava, gilt im Allgemeinen 
folgendes: Sie pflegen zumeist dem Gneisse ganz gleich- 
massig eingelagert, und durch Wechsellagerungen, oder noch 
mehr dadurch, dass der Gneiss durch Aufnahme von Kalk- 
spathkörnern und Lagen gewissermassen ganz allmälig in 
Kalkstein übergeht, mit ihm untrennbar verknüpft zu sein. 

Die Lager von sehr verschiedener Mächtigkeit zeigen 
an der Oberfläche ofl eine elliptische Begrenzung, ohne in 
der Regel auflallend zu Tage zu treten. Nur stellenweise 
setzen sie ganze Berge zusammen, die dann allerdings durch 
ihre scharfen Formen und steilen Abfalle von den abgerun- 
deten Gneisshügeln sehr wohl zu unterscheiden sind und 
auch durch ihre oft auffallende Vegetationsarmuth kenntlich 
werden. 

Die Schichtung des Kalkes ist zumeist eine ganz deut- 
liche, zumal gegen das Hangende und Liegende zu, wogegen 
die mächtigeren Lagen der Mitte massiger erscheinen und 
durch häufige transversale Zerklüftung das Erkennen der 
wahren Schichtung erschweren. Der Gneiss in der Kalknähe 
ist oft auffallend glimmerreich. Auch Quarz und Amphibol 
machen sich hier häufig sehr bemerkbar. 

Die Beschaffenheit der Kalksteine ist eine wechselnde 
von sehr grobkörnigen bis zu dichten Abarten. Mittelkörnige 
krvstallinische Varietäten sind die häufigsten. Vom prakti- 
schen Standpunkte aus ist zu beachten, dass die zu Tage 
gehenden Schichten in vielen Lagern bedeutend grobkörniger 
sind als die tieferen Lagen, die allmälig an Dichte zuzuneh- 
men pflegen, womit zugleich ihr technischer Werth und ihre 
Ausgiebigkeit wächst. Hie und da kommen auch Kalksteine 



•) Zpravv sj»olku geold}?. v Praze, lb85, j»ajf. 94. 



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90 I- Archaeische Gruppo. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



vor, die durch ihre Feinkörnigkeit und blendend weisse 
Farbe an carrarischen Marmor erinnern. 

Weisse und lichte Farben sind jedoch viel mehr den 
grobkörnigen als den dichten Varietäten eigen. Diese pflegen 
eine dunklere graue Färbung zu besitzen. Verschiedenartig 
gezeichnete, fleckige, wolkige, gestreifte, marmoratige Ab- 
arten sind selten. 

Dolomitische Kalksteine kommen häufig vor. Von den 
accessorischen Gemengtheilen sind die gewöhnlichsten Glim- 
mer, Quarz und Feldspath, also die Bestandteile des um- 
gebenden Gesteines, die sich auch vonvaltend nahe der 
Gneissgrenze einfinden. Weniger häufig erscheint Graphit 
eingesprengt, oder in Bändern angehäuft. Auch Amphibol 
bildet im Kalksteine Nester und Knoten, die aus dem ver- 
witterten Kalksteine deutlich hervortreten. Talk und Steatit 
kommt in Schuppen selten eingestreut vor. Pyrit findet man 
in den dichten Abarten häufig eingesprengt. 

Der südlichste Zipfel Böhmens ist an Lagern von kör- 
nigem Kalke verhältnissmässig sehr arm. Sudlich von Bud- 
weis, unweit von Porici und Stein-Kirchen, beginnt eine 
schmale Zone mit spärlichen Kalklagen und verläuft gegen 
Krumau. Häufig ist der Kalkstein unrein und von den Be- 
standteilen des Nebengesteines, zumal Quarz, ganz durch- 
drungen, so dass sich oft kaum einzelne Lagen zum Kalk- 
brennen eignen. Eifrig werden nur die Brüche betrieben, 
welche mit Kalk die weitere Umgebung zu versorgen haben, 
und isolirt stehend, auf weite Strecken Absatz finden, wie 
z. B. seinerzeit und auch jetzt noch die Brüche >ei Kolc- 
netz 0 von Lomnitz, bei Purkratitz NW von Pisek u. a. 
Von den ehemals ergiebigen Kalks.teinbrüchen bei Lustenek 
nächst Rudolfstadt, so wie bei Dubiken, Strups und Brod 
bestehen heute kaum Reste. 

Zwischen Pisek und Horazdiowitz, sowie weiter bis 
Rabi und Hradek bei Schüttenhofen, nördlich vom Otava- 
flusse ist das böhmisch-mährische Hochland ziemlich reich 
an körnigen Kalksteinen. 

Sie sind hier, nach v. Zepharowich, zwischen Strako- 
nitz und Drauzetitz aufgeschlossen; bilden weiter einen Zug 
im Tisovnik-Walde, über Drauzetitz bis zum Teiche östlich 
vom genannten Orte ; treten ferner bei Hradec, Hubenov, Cer- 
nikov, Klein Turna und Brloh ; sowie weiter zwischen Klein 
Turna und Radomyschl, zwischen Radomyschl und Rovnä, 
zwischen Rovnä und Repitz und nördlich von Slanik an der 



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Das bühm.-mähr. Hochland. — Kalkstein. 



91 



Strasse nach Stekna auf. Bei Horafdiowitz erscheinen sie 
gleich oberhalb der Stadt am Lorettoberge und an der 
Strasse nach Hostitz unweit der Jaworova Mühle. Bei Rabf, 
welches mit seiner imposanten Ruine selbst auf Kalkstein 
steht, lasst sich ein Zug von der St. Johann Nep.-Kapelle 
über den Allerheiiigenberg, sowie den Cepitzer und Dobfiner 
Berg bis Dobfin verfolgen, ferner eine Partie zwischen Do- 
bfin und Budetitz an der Strasse unweit von der DobMner 
Mühle ; zwischen Tedrazitz und Lhota ; bei Lhota selbst und 
anderwärts. 

Im Kalksteinbruche bei Hradec NW von Strakonitz 
am Teiche konnte v. Zepharowich folgende Verhältnisse 
ermitteln. Kalkstein befand sich hier 
in Wechsellagerung mit schmalen 
Schichten von Gneiss und einem 
weissen, feldspath-(Orthoklas)armen, 
an dodekaedrischem Granate reichen 
Granulite. In die Schichtfugen waren 
einige schmale Gänge eines glimmer- 
treien, grobkörnigen Turmalingrani- 
tes eingedrungen, die erst in den hö- 
heren Partien die Kalkschichten quer 
durchsetzten und einen Kalkstein- 
block von dem übrigen Kalke ganz 
lostrennten. Die Abbildung Fig. 24. 
veranschaulicht diese Verhältnisse. 

In einem Steinbruche N von Slanik (NO von Strako- 
nitz an der Strasse nach Kbelnitz, an der Mündung des 
Weges von Prestowitz) fand v. Zepharowich in regelmäs- 
siger Schichtung bei einem nördlichen Streichen (St. 1 — 2) 
und nordwestlichem Fallen von 35° von oben nach unten 
folgende Schichtenreihe vor: 1. Dammerde. 2. Gneiss und 
Kalkstein wechsellagernd. 3. Dünnschieferigen Gneiss mit 
dunklem Glimmer etwa 20—30 cm mächtig. 4. Sehr kalk- 
haltigen zersetzten Gneiss (sog. Erdfluss und Kalkblüthe) 15 
bis 35cm. 5. Kalkstein in drei Abtheilungen; die oberste 
sehr dünnschichtig, grobkrystallinisch körnig oder späthig, 
jnauweiss oder überhaupt lichtfarbig; die mittlere feinkör- 
nig, blftulichweiss , je tiefer desto dichter werdend und 
so allmälig in die dritte, aus sehr dichtem, dunkelgrauem 
Kalksteine mit muscheligem Bruche und wenig fein einge- 
sprengtem Pyrit bestehende Abtheilung übergehend. Diese 




Fig. 24. Partie aus einem Kalk* 
Steinbruche bei Hradec. 

Nach v. Zepharowich. 

1. Kalkstein. 2. Gneis«. S. Gra- 
nullt. 4. Turmalingranlt. 



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92 I. Archaeische Gruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersystem 



ganze 5. Schichtenlage besass eine Mächtigkeit von über 20 
Klafter. 6. Folgte wieder zersetzter Gneiss wie in 4. 

In einem der Kalksteinbrüche bei Brloh, NO von Stra- 
konitz, wo Kalkstein in zwei kahlen Hügeln ansteht, fand 
v. Zepharowich die nach St. 6—7 streichenden, nordnord- 
westlich einfallenden Schichten von einem fast senkrecht 
stehenden nach St. 3 streichenden, turmalinreichen Granit- 
gange durchdrungen. Im Liegenden des Kalklagers stand 
fester an Kalkspathkörnern reicher Gneiss an, der quer von 
einem gabelförmig verzweigten Kalkspathgange — einem 
Lateral-Secretionsgange — durchsetzt wurde. 

Aehnliche Erscheinungen wiederholen sich auch in an- 
deren Kalksteinlagern, weshalb ihrer hier Erwähnung geschah. 

In der weiteren Umgebung von Tabor concentriren 
sich die Vorkommnisse von körnigen Kalksteinen nach D. 
Stur gleichsam in der Gegend östlich von Cheynov. Von 
dieser Ortschaft gegen Kladrub zu bildet die ganze Gegend 
ein an Feldspath anner, dafür an weissem Glimmer reicher 
Gneiss. Diese Gegend ist reich an Kalksteinbrüchen, die 
ostwärts bis nahe an Lejckov heranreichen, im Westen da- 
gegen eine ununterbrochene Reihe über den Hofitzer Bach 
hinaus bis zum Cheynover Bache bilden. Alle machen zu- 
sammen einen Zug aus, der auf dem südlichen Abhänge 
der Pacovä hora sehr regelmässig von Ost nach West streicht. 
In den südlicheren und zugleich tiefsten Brüchen werden 
nach Stur bis gegen 8 Meter mächtige Kalklinsen bearbeitet, 
die im Gneisse eingeschlossen liegen und sich nach kurzem 
Laufe von Osten nach Westen langsam auskeilen. In den 
nördlicheren und zugleich in die Mitteilage des Kalkzuges 
vorgeschobenen Steinbrüchen sind die Kalklinsen kaum 2 m 
mächtig und das umgebende Gestein ist kein reiner Glim- 
mergneiss mehr, sondern enthält dünne Hornblendeeinlagen 
und auch stellenweise quarzitische Schichten. In den ober- 
sten Kalkbrüchen endlich beträgt die Mächtigkeit der Linsen 
kaum 1 m und je weiter in's Hangende um so häufiger 
wechsellagern immer dünnere Kalkschichten mit Hornblende- 
schiefern und Quarzitlagen. Zu oberst hören die Kalkeinla- 
gerungen ganz auf und Quarzitschiefer werden herrschend. 
Sie erreichen nach Stur eine Mächtigkeit von etwa 20 m, 
worauf im Hängendsten der Kalkformation Hornblende- 
schiefer folgt, der über 15 m mächtig ist und die Gräthe 
der Pacovä hora bildet. Im Norden des Hornblendeschiefers 
tritt nach Stur abermals Gneiss mit weissem Glimmer auf. 



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Das bfihm.-mAhr. Hochland. — Kalkstein. 93 



Aus dieser Reihenfolge ist ersichtlich, dass das grosse Kalk- 
steinlager bei Ober-Horitz und Lejökov, NO von Cheynov 
aus vielen kleinen Linsen besteht, deren mehrere zusammen 
mit Hornblende- und Quarzitschiefer die Mächtigkeit des 
Lagers ausmachen. Die Mächtigkeit der Kalklinsen nimmt 
vom Liegenden gegen das Hangende ab und in der Streich- 
ungsrichtung des Lagers keilen sie oftmals aus, um immer 
wieder anzuschwellen und neuerdings zum Vorscheine zu 
kommen. Schon aus diesem Umstände ist der unregelmässige 
Betrieb der Steinbrüche erklärlich. 

Bei Lejckov werden die Kalksteinlager von Hornblende- 
schiefer abgeschnitten, der sich gegen Osten im Gneisse 
allmälig verliert. Im Westen bildet der Cheynover Bach 
die Grenze des Kalklagers wogegen der Hornblendeschiefer 
weiter bis an den Maschowitzer Bach fortstreicht. Bei Wel- 
mowitz kommt hier wieder ein Kalksteinlager zum Vor- 
scheine, welches die Fortsetzung des Cheynover Zuges zu 
sein scheint, der dann im Ganzen nahezu eine halbe Meile 
lang sein würde. Der körnige Kalk liegt hier tief unter dem 
Schotter des Thaies, hat ein regelmässiges ostwestliches 
Streichen und eben solches Einfallen unter 45° nach Norden. 

Der Kalkstein dieses Zuges ist vorwaltend feinkörnig, 
last dicht, zum grössten Theile, namentlich zwischen dem 
Horitzer und Cheynover Bache, schön weiss, doch auch 
gelblich, bläulich (vorzugsweise die sehr grobkörnigen Schich- 
ten) und grünlich (nach Stur durch Serpentinbeimengungen). 
Dieser grünliche Kalkstein ist bedeutend härter als die übri- 
gen Abarten und wird daher vorwaltend zur Wegbeschot- 
terung verwendet. 

Mit dem Kalksteine wechsellagert regelmässig Dolomit 
und dolomitischer Kalk von grösserer Härte und Dichte und 
ziemlich gleichmässig gelblich grauer Farbe. Er findet sich 
namentlich in den tieferen Lagen ein und darf allenfalls als 
Umwandlungsprodukt des ursprünglichen Kalksteines gedeu- 
tet werden. Einzelne Schichtflächen sind reich an Dendriten. 

In der Kalkmasse der Pacovä hora ist durch Aus- 
waschungen eine grosse unterirdische Höhle entstanden, die 
im 4. 1863 entdeckt und von A. Friö und J. KrejCI unter- 
sucht wurde,*) wobei einzelne ihrer Theile und die verschie- 
denen Felsbildungen mit passenden Namen belegt wurden, 
als „Teufelsstiegen", „Backofen", „Purkym's Auge" (eine 



•) 2iva, 1803, pag. 363. 



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94 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



runde, von weissem Kalke umgebene Amphibolitplatte), „St. 
Adalbert- und St. Veit-Kapelle' 4 usw. Zwei Gänge waren 
60— 70 m lang. 

In den Kalkwerken der Pacova hora*) werden jähr- 
lich mehr als 100.000 Centner Kalk gebrannt und etwa 150 
Arbeiter beschäftigt. 

Südlich von diesem Zuge erscheint ein zweiter Kalk- 
steinzug, der östlich von Ghcynov in Begleitung von Horn- 
blendeschiefern beginnend, S bei Hroby besser sich ent- 
wickelt, längs des Hroby-Baches bis Oudol sich hinzieht 
und auch weiter ostwärts bei Wiezna und Hoch Lhota zum 
Vorscheine kommt. Doch ist dieser Zug viel häufiger unter- 
brochen als der Gheynover, und sind auch seine Kalklinsen 
weniger mächtig, sowie der Kalkstein selbst viel unreiner 
als im Cheynover Lager. 

Im Norden vom Teiche bei Hroby erscheinen im Lie- 
genden des Kalklagers Hornblendegesteine, also nicht Gneiss 
wie bei LejCkov. NO von Hroby zwischen Lazan und Neu- 
hof scheint die Fortsetzung des Lagers zu sein. Die Kalk- 
linsen sind hier weniger mächtig, die Quarzschiefer vorherr- 
schend. Auch in der weiteren Erstreckung gegen Oudol 
machen sich Quarz- und Hornblendeschiefer-Einlagen sehr 
bemerkbar. Hier wird übrigens das Lager auch im Hangen- 
den von Hornblendeschiefern begleitet, die nördlich vom 
Lager hoch auf dem rechten Ufer des Thaies wieder er- 
scheinen. Auf der entgegengesetzten Seite des Thaies mag 
ihnen ein Lager von einer Art Mittelgestein zwischen Am- 
phibolit und Serpentin entsprechen, in dessen Liegendem 
Quarzite und schwarze kieselige Schiefer erscheinen. Das 
nördliche Fallen dieser Gesteine ist nach Stur ein steileres 
(50—60°) als jenes des Kalklagers (45°). Unter ähnlichen 
Verhältnissen erscheint eine Fortsetzung des Kalkzuges bei 
Wiezna und noch östlicher bei Hoch Lhota. 

Der Kalkstein dieses südlicheren der beiden Cheynover 
Züge ist vorwaltend mittelkörnig und wird z. B. bei Hroby 
von weissem strahligem Tremolit durchzogen. Bemerkens- 
werth ist, dass bald in seinem Liegenden, bald im Hangen- 
den graphitischer Gneiss auftritt, der dort, wo die Kalklinsen 
auskeilen, im Gegentheil zur mächtigsten Entwickelung zu 



*) Zwischen denselben und Tabor unterhalt eine Strassenloko- 
motive des Fürsten Schwarzenberg die Verbindung. 



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Das b6lim.-niälir. Hochland. — Kalkstein. 



95 



gelangen pflegt, so dass durch ihn die einzelnen Theile des 
Kalkzuges ziemlich deutlich verbunden werden. 

Im Westen von diesen beiden Zügen kommen einige 
Kalisteininseln vor, die vielleicht als deren Fortsetzung ge- 
deutet werden dürfen. Z. B. tritt Kalkstein zwischen Tabor 
und Alttabor an der Luschniz auf, ebenso 0 von Stahletz 
und zwar hier bei der Suchomel-Mühle feinkörniger dolomi- 
tischer Kalkstein; ferner bei Voltyn NW von der Strasse. 

Oestlich von Unter Kralowitz bei ZibHdowitz ist im 
Niveau der 2elivka ein Kalksteinlager aufgeschlossen, dessen 
körniger Kalk nach Stur viel Pyrit eingesprengt und Peg- 
matit in nesterförmigen Massen eingelagert enthält. 

Ferner wurden Kalksteinvorkommnisse bei Radmefitz 
(nahe Jankau), Kamberg, NW und SO bei Noskov und 
Leschtin NW von Jung Wozitz im Gneissgebiete nach- 
gewiesen. 

Besonderes Interesse jedoch erregen die Kalksteinvor- 
koinmen im Gebiete des phyllitartigen, quarzitreichen Gneisses 
zwischen Wottitz, Prcitz und Borotin, deren Verhältnisse D. 
Stur sehr eingehend »studirt und in gewohnt mustergiltiger 
Weise beschrieben hat. 

In diesem Gebiete erscheint der Kalkstein im Allge- 
meinen als Begleiter der Quarzite und graphitischen Schiefer, 
was indessen nicht gleiches Interesse erregt als die Pegma- 
titgänge, Nester und putzenförmigen Massen, welche sowohl 
den Kalk, als auch das umgebende Gestein in der Regel zu 
durchdringen pflegen. 

Die gegenseitigen Verhältnisse beider wurden in eini- 
gen Kalksteinbrüchen untersucht, deren ein Beispiel, betref- 
fend den Kalksteinbruch W von dem alten Schlosse SO von 
Borotin, im engsten Anschlüsse an D. Stur's Erläuterung 
und auf Grundlage seiner Aufnahme des Steinbruches, ge- 
nauer beschrieben werden soll. 

„In der Mitte der Abbildung (Fig. 25.) sieht man bei y 
das Ende einer bedeutenden Kalklinse /; und k 2 . Die äus- 
serten obersten und untersten Lagen sind deutlich geschich- 
tet, in den mittleren Schichten ist der Glimmer in der Kalk- 
masse so zerstreut, dass diese ungeschichtet erscheint, und 
nur noch einige Klüfte auf eine Plattung hindeuten. Dieses 
Stück einer Kalklinse lagert auf phyllitartigem Gesteine p, 
unter welchem abermals ein mächtiges Kalklager Ä, k 
folgt, in das sich von rechts eine Schichte des phyllitartigen 



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9ß I. Archaeische Gruppo. — Uiyneiss- urnl Urschiefersystem. 



Gneisses einschiebt. Diese Schichten streichen alle nach St. 
3—4 unter 25—30 Grad. 

Dieser ganze Schichtencouiplex ist links von einer ho- 
rizontalen mächtigen Pegmatitplatte g, (j nach oben abge- 
schnitten. Die Fortsetzung der Kalklinse y nach rechts ist 
ebenfalls abgeschnitten durch einen nach abwärts gerichteten 
senkrechten Keil r, r, der eine Fortsetzung des Pegmatites 
der Platte bildet und sich als eine Kluftausfüllung darstellt. 
Erst rechts von der Kluft r wird etwas mehr im Hinter- 




Fig. 26. Partie aaa einem Kalkatelnbroche unweit vom Bchloeae Horotin. 

Ortglnalanfnahme Ton D. Stur (18.18). 

k Körniger Kalk. *, Deraelbe ohne Parallelatructur. p Pbyllltart. Oneiat. g Pegntatlt. 

m Schott. 



gründe die Fortsetzuug der Kalklinse ;/ bemerkbar; doch ist 
hier die Reihenfolge der Schichten nicht mehr dieselbe, ia- 
dem hier schon zwischen die Kalkschichten der Pegmatit 
eingedrungen ist und darüber, weiter oben an der Wand, 
ebenfalls ein Stück einer Kalkschicht im Pegmatite einge- 
schlossen ist. u 

Dieser Aufschluss, den D. Stur im Borotiner Stein- 
bruche vor 30 Jahren abzeichnete, darf hier mit Recht als 
Beispiel des Verbandes genannter Gesteinsarten um so eher 
angeführt werden, als ähnliche Aufschlüsse dieselben gegen- 



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Das böhm.-miihr. Hoclilaml. — Kalkstein. 



97 



zeitigen Verhältnisse auch heute zu beobachteu Gelegenheit 
bieten. Dasselbe gilt von dem petrographischen Verhalten 
der Gesteine. 

Dort, wo sie mit einander nicht in Berührung standen, 
war der Kalkstein mittelkörnig, durch lagenweise beigemeng- 
ten Glimmer bald mehr, bald weniger schiefrig, weiss oder 
jrrünlichweiss , durch graphitische Beimengungen grau ge- 
streift. Der phyllitartige Gneiss war im Ganzen normal, 
höchstens stellenweise durch Beimengungen von Hornblende 
etwas fester, und der zumeist grobkörnige Pegmatit erschien 
manchmal als Schriftgranit ausgebildet. Sein Orthoklas bil- 
dete bis 5 cm grosse, oft Körner oder Streifen von Quarz 
einschliessende, einfache Krystalle von gewöhnlich gelblich- 
weisser Farbe. Der Quarz war grau, Glimmer spärlich vor- 
handen oder fehlte ganz. 

Bei gegenseitiger Berührung veränderte 4ch diese Be- 
schaffenheit der Gesteine auffallend. D. Stur fand den Kalk 
im Contacte mit Pegmatit gewöhnlich grobkörniger, beinahe 
ohne eine Spur von Schichtung, nach verschiedenen Richt- 
ungen zerklüftet, wobei die Klüfte häufig mit Talk ausge- 
füllt waren. Die Grenze des Kalksteines gegen den Pegmatit 
i namentlich an der Kluft r in Fig. 25.) wurde stets durch 
Talk angedeutet gefunden, der in einer melir weniger dün- 
nen Lage die beiden Gesteine trennte. Auch der Pegmatit 
hiieh in Berührung mit Kalk nicht unverändert. Sein Feld- 
>path war entweder ganz weiss oder bläulich gestreift; der 
Ouarz gewöhnlich seltener, und der Glimmer, falls er nicht 
^anz fehlte, war sehr sparsam in schwarz-grünen gestreckten 
und verschiedenartig gewundenen kleinen Blättchen der Ge- 
-t>-insinasse eingestreut. 

Die Contacterscheinungen zwischen dem phyllitartigen 
lin-i-e und dem Pegmatite fand D. Stur je nach der Art 
•1er gegenseitigen Berührung verschieden. Dort, wo der Peg- 
matit die phyllitartigen Schichten kreuzte, wie z. B. auf 
fangen, war er viel reicher an (schwärzlich grünem) Glim- 
mer, während das phyllitartige Schiefergestein durch Zu- 
nahme des Feldspathes das Aussehen eines normalen Gneisses 
bekam, und zwar, wie D. Stur ausdrücklich hervorhebt, da- 
'lurch. dass vom Gange aus zwischen die Schichten des phyl- 
litartigen Gesteines Feldspath eingedrungen zu sein schien.*) 



*> Diesbezügliche Beobachtungen konnten bei y auf Fi^r. 25. 
macht werden. Hier war nämlich von der oberen Pe^rnatitdecke in die 

Kdur. Geologie tob BShroep « 



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98 !• Archaeische Gruppe. — l'rgneiss- und Urschiefersystem. 



Ganz andere Gontaeterscheinungen ermittelte D. Stur 
an solchen Stellen, wo der Pegmatit in paralleler Verbind- 
ung mit den Schienten des Phyllitgneisses angetroffen wurde. 
In diesem Falle war es nach D. StüR'S Deutung dem Feld- 
spathe kaum in geringer Menge gelungen, durch die para- 
lellen Lagen des Glimmers tiefer in die Gesteinsmasse ein- 
zudringen. Auffallend war jedoch die Eigentümlichkeit, dass 
an allen Contactstellen sowohl im Pegmatite als auch im 
Phyllitgneisse der Glimmer (Phlogopit?) in 0*4 — 1 cm breiten 
und 6— 9 cm langen Platten ausgeschieden erschien, wobei 
die Lage der Platten entweder ganz parallel mit den Glim- 
merlagen im phyllitartigen Gneisse war, oder doch von den- 
selben wenig abwich.*) 

Von Interesse ist die weitere Beobachtung D. Stur's, 
dass in den Talklagen, welche den Kalk, wie oben erwähnt, 
stets vom Pegmatite trennen, dort, wo sie etwas mächtiger 
sind, häufig Quarzkry stalle ausgeschieden vorkommen und 
zwar entweder in bloss einseitiger Ausbildung der Flächen, 
manchmal in Drusen, oder auch an beiden Enden vollkom- 
men schön entwickelt **) 

Ausser den drei angeführten und in ihrem gegensei- 
tigen Verhältnisse geschilderten Gesteinen kommen im Be- 
reiche des Kalksteinlagers bei Borotin auch noch Horn- 
blendegesteine vor, die entweder mit dem Gneisse oder dem 
Kalke wechsellagern, und ebenso wie diese von Pegmatit - 
gängen oft genug durchdrungen werden. 

Aehnliche Verhältnisse wie die beschriebenen beobach- 
tete D. Stur auch an anderen Vorkommen, so z. B. im 



phyllitartigen Gneissschichten Pegmatit eingedrungen. Dieser erschien 
feinkörnig, normalem Granite ahnlich, doch mit schwarz-grünem Glim- 
mer, der von der Berührungsstelle nach rechts und links allmälig zu- 
nahm, bis sich Gneiss entwickelte, der je weiler von y entfernt desto 
mehr zum ursprünglichen Aussehen des phyllitartigen krystallinischen 
Schiefers zurückkehrte. 

*) Diese Erscheinungen liessen sich im Borotiner Steinbruche Fig. 
25. nur bei z beobachten, wo ein Stück Gneiss rundum von Pegmatit 
eingeschlossen wurde. 

**) In Fig. 25. am unteren Ende der Kluft r erweiterte sich die 
Trennungsmasse (Talk und Kaolin) ziemlich bedeutend und hier — 
bei x — wiederholten sich concentrische Lagen von Quarzkrystallen, so 
dass sich eine Druse ausbildete, die in ihrer Mitte eine grössere Masse 
von Kaolin eingeschlossen enthielt, in welcher sieh nebst dünnen klei- 
nen Kalkblättchen bis 5, ja einzelne über 10 cm lange, beiderseits aus- 
gebildete, doch zumeist parallel verwachsene Quarzkrystalle in grosser • 
Menge eingewachsen befanden. 



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Das böhm.-mahr. Hochland. — Kalkstein. 



99 



kalksteinbruche am Polen-Berge bei Wottitz, ferner 0 von 
Wottitz, wo weisser dolomitischer Kalk nach St. 7 streicht 
und gegen Norden einfallt; am Berge „na väpence" 0 von 
Prcitz, wo der körnige Kalk ein Streichen nach St. 9 — 10 und 
südwestliches Fallen erkennen lässt ; bei Bofcetin und Wcela- 
kova Lhota zwischen Prcitz und Borotin ; bei Bejschov S W 
von Borotin und bei Zibfidowitz (0 von Unt. Kralowitz). 

Im östlicheren Verbreitungsgebiete des böhmisch-mäh- 
rischen Hochlandes, nämlich in der weiteren Umgebung von 
Deutsch Brod. Pfibislau etc., sind Kalklager von grösserer 
Bedeutung nicht bekannt. Wohl tritt in der Nähe von Ledec 
krystallini scher Kalk in zwei Lagern auf, von welchen das 
umfangreichere (westliche) eine Mächtigkeit von cca 200 t» 
hat, quer über das Sazawathal streicht und im Norden nahe 
beim Dorfe Hradetz auszukeilen scheint. Der Kalk ist durch 
mehrere Zwischenmittel eines quarzigen Gneisses unterbro- 
chen und eignet sich nur zum geringsten Theile zu techni- 
schen Zwecken. 

Das zweite Lager streicht S von LedeC in einem Zuge, 
der jedoch wieder von zahlreichen Gängen eines turmalin- 
fuhrenden Granites durchdrungen ist. Ferner tritt ein Kalk- 
steinzug bei Zahradka auf. 

Die nördlichste Erstreckung des böhmisch-mährischen 
Hochlandes, zwischen dem mittelböhmischen Granitgebirge 
iin Westen und dem Eisengebirge im Osten, ist ziemlich 
reich an Kalklagern, welche hier ebenfalls wie in den süd- 
licheren Gebirgstheilen in der Regel an Hornblendeschiefer 
gebunden sind. 

Im Süden treten im Bereiche des grobkörnigen „grauen 
Gneisses 41 Lager auf: SO von Wlaschim beim Skalkauer 
Mfierhofe von bedeutender Mächtigkeit; NO von Wlaschim 
am Nordabhange des Kladruber Berges; endlich bei Stepa- 
nov (0 von Wlaschim), wo die Mächtigkeit 1 — 2 w beträgt 
und sich dem Streichen nach wohl eine '/ 4 Stunde weit 
gegen die Stadt erstreckt. Der Kalk ist schwärzlich, mit 
weissen Windungen, die in einander eingreifen. Auch hier 
ist mit dem Kalksteinlager Pegmatit und Hornblendegestein 
verbunden. 

Im engen Thale, welches sich von Sternberg gegen 
den Meierhof Prak hinzieht, stehen an der Sohle des Baches 
sehr dünnschieferige Gneisse an, weiter aufwärts mächtige 
Blöcke eines Pegmatitgranites, ferner in der Mitte der Ab- 

7* 



100 1- Aivhaeische Gruppe. - 



LV„niei-s- uiul Urccliiefri-systctii. 



hänge ausgezeichnete Hornblendegesteine, endlich auf den 
Kuppen krystallinischer Kalk. Das Ganze streicht nach St. 6 
bis 8 und hat nördliches Verflachen. 

Am rechten Sazawaufer von Sternberg stromabwärts 
vermag man folgende Gesteinsreihe zu beobachten: Auf 
Granit folgt Hornblendeschiefer, hierauf mächtige Lager von 
schneeweissem Kalke, der sehr dünn geschichtet ist (1 — 2, 
bcm) und ein sanftes Verflachen von 15— 20 Grad aufweist, 
weiter abermals Hornblendeschiefer mit vielen Quarzlinsen 
und endlich dünnschieferiger sehr glimmerreicher Gneiss. 
Nördlich von hier wechsellagert der Kalkstein häufig mit 
Homblendegestein, bis dieses endlich die Oberhand gewinnt 
und allein herrschend wird. 

Weiter stromabwärts kommt Kalk zwischen Malowid 
und Rataj vor. 

Bei Katzow (()) tritt in dünnschieferigem Gneisse mit 
nur untergeordneten Hornblendeeinlagerungen ein Kalkstein- 
lager auf, dessen Liegendes von Granitgängen durchsetzt zu 
sein scheint. Es werden von v. Andrian drei Punkte der 
nächsten Umgebung von Katzow bezeichnet, die diesem 
Kalksteinzuge angehören dürften. Zunächst am Klenkaberge 
(SO von Katzow) treten zwei parallele Lagen mit einer 
Mächtigkeit von 10 m nicht weit von einander auf. die in 
östlicher Richtung anschwellen und sich einander selir nä- 
hern, aber leider an der Qualität des Kalkes eine Vermin- 
derung erleiden. Die zuerst angebrochenen Partien waren 
mittelkörniger Kalkstein von vorzüglicher Reinheit. Die wei- 
teren Lagen sind schon weniger rein und ausgiebig, indem 
die Schichten verschiedene Beimischungen enthalten. Von 
accessorischen Bestandteilen ist Granat bemerkenswerth, 
der nach v. Andrian auf Klüften in Krystallen so wie in 
einzelnen Knollen vorkommt. — X von Katzow ist ein Lager 
entwickelt, dessen Kalkstein jedoch von geringer Qualität 
ist. Bei Zliv, S von Katzow wurde ein sehr reiner, 5 m 
mächtiger Kalkknauer abgebaut, der jedoch leider nur einige 
Meter in die Tiefe gieng und dort alsbald dem Streichen 
nach auskeilte. 

Im östlichen, an das Eisengebirge angrenzenden Striche 
des böhmisch - mährischen Hochlandes sind krvstallinische 
Kalksteine in mächtigeren Lagern nicht bekannt. Anzuführen 
wären nur einige kleine Kalkeinschaltungen im Gneisse der 
Umgebungen von Kuttenberg, denen jedoch im Vergleiche 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — Serpentin. 



IUI 



zu den dort ebenfalls entwickelten Kalken der Korytzaner 
Kreideschichten nur geringe praktische Bedeutung zukommt. 

Ein nicht zu unterschätzendes Glied der Gesteinsreihe, 
welche das böhm.-mähr. Hochland aufbaut, ist Serpentin, 
der namentlich local ziemliche Bedeutung gewinnen kann. 

Im südlichsten Landestheile ist er nicht sonderlich ver- 
breitet. Vorwaltend scheint er an der Grenze der Granulite 
aufzutreten, wie z. B. bei Jelmo nächst Lischau NO von 
Budweis und bei Neuötting S von Kamenitz. Bei Bezdecin 
XIV von Sobeslau, dann bei Poritsch S von Budweis steht 
der Serpentin im Gneisse an. Auf vielen Stellen ist er deut- 
lich geschichtet und von Opalen und mannigfaltigen Quarz- 
ausscheidungen durchzogen. Eklogite und vorzüglich Horn- 
blendegesteine begleiten ihn fast an allen Punkten, so dass 
CziiEK geneigt war, ihn als ein metamorphisches, aus den- 
selben hervorgegangenes Gestein zu betrachten. Diese Auf- 
fassung dürfte auch für viele geschichtete Serpentine richtig 
sein. In dem westwärts dem Otavaflusse entlang sich er- 
streckenden Verbreitungsgebiete des böhmisc h - mährischen 
Hochlandes treten nur hie und da untergeordnete Serpen- 
tineinlagerungen auf. 

Dafür kommt Serpentin reichlich im mittleren Gebiete 
de* Hochlandes in der weiteren Umgebung von Tabor vor. 
Hier schliessen sich die Serpentine zumeist eng an amphi- 
bolitische Gesteine und somit auch an Kalke an. Z. B. am 
Cheynover Kalkberge, Pacovä hora, kommt untergeordnet 
Serpentin dem Amphibolschiefer eingelagert und mit dem 
K;dksteine engstens verknüpft vor. Vereinzelt treten hier 
auch weiter ostwärts mitten im Gneisse Einlagerungen eines 
schön grünen kantendurchscheinenden Talkes oder eines 
Mittelgesteines zwischen Talk und edlem Serpentine auf, 
das hie und da reichlich kleine Granatkörnchen enthält. 

Der Zusammenhang des Serpentins mit Hornblende- 
gesteinen ist oft ein so inniger, dass die Annahme einer 
Entwickeluug desselben aus diesen begründet erscheint.*) 
D. Stuk z. B. bezeichnet einige Vorkommen direct als 
Mittelgesteine zwischen Hornblendeschiefer und Serpentin, 
wie z. B. das oben schon erwähnte (pag. 94.) Lager bei 



* S»Tpeutin ist überhaupt ein Eiyebniss der Umbildung anderer 
I-Vlsmasssen, und zwar drr mas^i^e Serpentin vorwaltend von nlivinrei- 
cli*»n fWeinen < Lherzolith, Pikrit. verjrl. Seite 41.), der schieteri?e von 
Kklopten. Ainphibol-. Omrit-chiefern u. ä. 



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102 1- Archaische Gruppe. — Urjmeiss- und UrschiHersystem. 



Oudol am rechten Ufer des Hroby-Thales, südlich von dein 
Oudoler Kalkzuge. 

Ein zweites Vorkommen erwähnt Stur von Kamen S 
von Patzau, wo das Gestein in der That ein Gemenge aus 
Serpentin und Amphibol vorstellen soll. In den Klüften des 
Gesteines findet sich gelegentlich faseriger Asbest in ziem- 
licher Menge vor. Das Gestein setzt die aus der flachen 
Landschaft schroff aufsteigenden schwarzen Felsen zusam- 
men, die in der Richtung SO — NW auf einander folgen, 
und auf deren einem das Schloss Kamen aufgebaut ist. 

Von grösserem Interesse ist das Auftreten eines ähn- 
lichen Gesteines nebst wahrem Serpentine bei Jung Wozitz. 
Unmittelbar über der Stadt erhebt sich ein ziemlich steiler, 
kegelförmiger Berg, der früher von einer Burg gekrönt wurde, 
jetzt eine Kapelle tragt. Durch das Thal des Jung Wozitzer 
Baches wird dieser Berg von einem zweiten, N bei Pavlov 
sich erhebenden Berge geschieden, der mit jenem zusammen 
eine hübsche Fels- und Gebirgspartie bildet, an deren Fusse 
sich die Pavlover Teiche ausbreiten. Dieses kleine, inmitten 
der flachen Gegend schroff aufsteigende und recht anmuthige 
Gebirge wird nach D. Stur aus einein feinkörnigen massi- 
gen Gesteine zusammengesetzt, welches in der Hauptsache 
aus Hornblende, sehr wenig Feldspath und Quarz besteht 
und hie und da auch derben Granat bald in grösseren kör- 
nigen Aggregaten, bald sehr fein vertheilt enthält. Es wird 
in allen Richtungen von Pegmatitgängen oder auch reinen 
Quarzgängen durchkreuzt. Das ganze kleine Gebirge stellt 
ein mächtiges Lager in dem umgebenden Gneisse dar, der 
in unmittelbarer Nähe desselben ziemlich verändert erscheint. 
Er ist schmutziggrün und enthält nebst den gewöhnlichen 
Bestandtheilen noch eine grüne, matte, erdige Masse bei- 
gemengt, die ihm ein erdiges Ansehen verleiht. Er unterteuft 
das Lager im Süden und liegt demselben im Norden auf. 

Weiter im Norden kommen — um uns wörtlich an 
D. Stur zu halten — in der Thalsohle der Blanitz bei der 
Schönberger Mühle Serpentine und Eklogite vor, welch' 
letztere insbesondere mit den Vorkommnissen am (Schloss) 
Berge bei Jung Wozitz eine innige Verwandschaft zeigen. 
Die Blanitz theilt das Vorkommen in zwei ungleiche Theile, 
von welchen der östliche, kleinere, abermals in zwei Partien 
getrennt wird, nämlich durch den von Bek- herabziehenden 
Bach. Die Mitte des ganzen Terrains nimmt beiläufig die 
Schönberger Mühle ein, so class von hier aus drei Abtheil- 



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Das bfthm.-mähr. Horhland. — Serpentill. 



103 



ungen unterschieden werden können: eine nordwestliche, 
eine nordöstliche und eine südliche. 

XO von der Schönherger Mühle bildet sehr fester fein- 
Eklogit am rechten Ufer der Blanitz steile, felsige 
Gehänge. Am südlichen Ende des Vorkommens lagert auf 
dem Eklogit ein deutlich geschichteter Serpentin, dessen 
Schichten nach S fallen. In der .V IT-Partie ist der Serpentin 
in grösster Masse entwickelt, indem er westlich bis nahezu 
au die Strasse reicht. Die ganze Serpentinmasse ist gut ge- 
schichtet. Die im Durchschnitt kaum 1 dm mächtigen Sclüch- 
ten stehen beinahe saiger und lallen nach >S', S\V oder W. 
Auch das Streichen ist 
verschieden bei den nörd- 
lichsten Schichten nach 
St, 6, bei den mittleren 
nach St. 9—10 und W 
von der Mühle nach St 1. 
Doch nicht alle Serpen- 
tiuschichten sind von glei- 
cher Beschaffenheit. Denn 
vorherrschend treten Ge- 
steine auf, die jenen beim 
Schlosse Kamen durchaus 
gleichen und nicht selten 
mit reinen Eklogitschich- 
t»n wechsellagern, wäh- 
rend untergeordnet ein 
mit einem Ueberzuge von 
Pikrolith versehener Ser- 
pentin ansteht , dessen 
Klüfte mit Chrysotil an- 
gefüllt sind. Hie und da 

fand D. Stur auch ein Quarzgestein in kleineren Trümmern 
vor, das nur aus Quarz und Chlorit zu bestehen scheint und 
auf Klüften Chalcedon ausgeschieden enthält. 

Alle eben flüchtig angedeuteten, die petrograplüsche 
Beschaffenheit als auch die Lagerungsverhältnisse betreffen- 
den Erscheinungen fasst D. Stüh als Belege dafür auf, dass 
die Serpentine als Umwandlungsproductc aus Hornblende- 
gesteinen zu betrachten sind. Diese Annahme dürfte jedoch 
ni« ht allgemeine Giltigkeit beanspruchen können, wie z. B. 
die mikroskopische Untersuchung des schwarzgrünen, gra- 
natfreien, stark zerklüfteten und an den glatten Kluftllächen 




Fig 26. Serpentin aus dem Steinbrache im Walde 
„V Boro" bei Schebifor NNO ron Jung Wo2iU. 

(aofach Tergrüiäiert. ) 
Serpentin, OUrin in verschiedenen Umwand- 
lnng««tadien, Enitatit, Augit (?), wenig Biotit, 
viel Magnetit. 



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J04 I. Archaische liru|»|»»\ — L"r^n<;i«- und L"rschi«;fci5.y.-t»Mii. 



grob faserigen oder geschrammten hie und da mit Chalce- 
donmasse belegten Serpentines beweist, der rechts von der 
Strasse zwischen Jung Wozitz und Schebirov im Walde 
..V Boru u gebrochen wird. Derselbe ist das Umwandlungs- 
produet eines enstatithaltigen Olivingesteines. (Fig. 26.) 

Nördlich von diesen Vorkommnissen im O von Skrej- 
schow ist im flascrigen Gneisse ein feldspathreiches Horn- 
blendegestein in Begleitung von Eklogit eingelagert. Die 
Schichten desselben streichen nach Sttr bei südöstlichem 
Einfallen nach St. 4. 

Der Gneiss in der Nachbarschalt der Serpentine zeigt 
keine Abnormitäten weder in der Zusammensetzung noch 
in der Lagerung. 

Weiter ostwärts gegen die mahrische Grenze zu, in der 
weiteren Umgebung von Deutsch Brod, ist Sei pentin wenig 
verbreitet. Freih. v. Andkian erwähnt des Vorkommens am 
Zäbornäer-Berge 0 von Polnä. wo Serpentin den nördlich- 
sten Theil des Bergrückens zusammensetzt, wahrend die 
Abhänge aus «Gneissphyllit bestehen, welchem der erstere 
regelmassig eingelagert zu sein scheint. Der Zusammenhang 
dieses Serpentinvorkommens mit den Hornblendegesteinen, 
welche über Zäbornä bis gegen Skrejschau sich hinziehen, 
scheint ein unzweifelhafter zu sein. 

In ähnlichen Verhaltnissen tritt Serpentin 0 von Weis- 
senstein SO von Windig Jenikau. nicht weit von der Granit- 
grenze auf. Hier hängt er nach v. Andkian gegen X mit 
Grünsteinen zusammen, die sich bis in die Nähe der Karls- 
hütte verfolgen lassen. Bei Weissenstein steht er in einem 
kleinen Hügel an. 

Im nördlichsten Verbreitungsgebiete des böhm.-mähr. 
Hochlandes treten einige ziemlich mächtige Scrpentinlager 
auf. So zunächst am rechten Sazawaufer gegenüber der 
Stadt Katzow. Das Gestein ist hier dunkelgraugrün, ziemlich 
dünn geschichtet und sehr zerklüftet. Accessorisch führt es 
stellenweise rothe Granatkörner, die von diesem Fundorte 
z. B. in den Sammlungen der k. k. böhm. Oberrealschule 
in Prag enthalten sind. 

Ein weiteres etwa &Vm mächtiges Lager tritt im Ze- 
livka-Thale bei Scheboritz X\\* von Unter Kralowitz zu 
Tage. Dort steht „grauer Gneiss' k in scharfen Felsen an, bei 
denen neben einer gewissen Neigung zu schaliger Textur 

■ 



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Das böhin.-mähr. Hochland. — Serpeiilin. 105 



die Plattenbildung deutlich entwickelt ist. Der nur in gewis- 
sen Schichten unverwitterte, stets stark zerklüftete Serpentin 
ist diesem Gneisse durchaus gleichmassig eingelagert. Das 
Gestein ist nach v. Andrian von fast schwarzer Farbe, wird 
von Chloritklüften vielfach durchsetzt und enthalt auch zahl- 
reiche Ghmmerschüppchen , in einigen Querklüften auch 
graue Opalmasse. 

Bedeutender sind die Serpentinvorkommen der weite- 
ren Umgebung von Kuttenberg. Hier befindet sich ein mäch- 
tiges Lager namentlich bei Maleschau (NW), wo es im Thale 
des dort viele Windungen beschreibenden Baches in seiner 
ganzen Mächtigkeit aufgeschlossen ist. Der hiesige Serpentin 
ist, abgesehen von localen Abänderungen, von dunkelgrüner 
Farbe, ziemlich wohl geschichtet und zeigt ein dem Gneisse 
ganz conformes Streichen bei einem Fallen der Schichten 
von 40 — fiO°. Das Hangende und Liegende gegen den „ro- 
then Gneiss u ist deutlich ersichtlich, besonders etwas weiter 
j:egen Süden von dem mächtigen Lager entfernt, wo der 
Serpentin mehrmals mit Gneiss Wechsel lagert. Accessorisch 
ist dem Gesteine Granat in bis erbsengrossen Körnern oft 
in grosser Menge eingestreut und tritt namentlich aus dem 
verwitterten Gesteine deutlich hervor. Die Verwitterung ist 
schichten weise sehr vorgeschritten und hat zur Bildung 
mehrerer Minerale Veranlassung gegeben. Besonders macht 
sich auf Klüften Chrysotil (Serp.-Asbest) bemerkbar. Uebri- 
gens sind im Maleschauer Thale noch mehrere derartige Ein- 
lagerungen auch anderwärts aufgeschlossen. 

Diesem Serpentine ähnlich, jedoch im Allgemeinen von 
etwas dunklerer Färbung und olivin- sowie auch granaten- 
reicher ist das Vorkommen bei Polican 80 von Kuttenberg. 
— In einzelnen Lagen schön grün ist der schieferige, zum 
Theile in eine talkige Masse verwitterte Serpentin bei der 
Teller'schen Zuckerfabrik in Kuttenberg an der Strasse nach 
Caslau. 

Weiter ostwärts gegen das Eisengebirge zu, sind Serpen- 
tinlager im Gneisse weniger bekannt. So z. B. erwähnt von 
Axdrun eines dunklen, viele Granaten führenden, unge- 
schieferten Gesteines, welches in Verbindung mit Hornblende - 
schiefern beim Dorfe Oleschna (SW von Chotebor) von Nord 
nach Süd streicht und Serpentin sein dürfte. 

Bei Borek (NW von Chotebor) linden sich Eklogit und 
Serpentin vergesellschaftet vor. Ersterer bildet nach V. An- 
dkian eine gestreifte hellgrüne, mit vielen Granaten durch- 



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106 1- Archaeische Gruppe — Urgneiss- un«J 1,'rschiefersystem. 

■ 



wachsene Masse, welche beim Anschlagen glasscharte Splitter 
gibt. Der Serpentin ist dunkelgrün, reich an Absonderungs- 
klüften, welche mit Asbest und anderen kalkigen Zersetz- 
ungsproducten ausgefüllt sind, enthalt aber keine Granaten. 
Die Grenze beider Gesteinsarten ist sehr scharf. 

Kleine Serpentineinlagerungen sind gewiss auch ander- 
wärts vorhanden. 

Von massigen Gesteinen betheiligen sich am Aufbaue 
des böhmisch-mähr. Hochlandes in hervorragender Weise 
Granite, die an der Süd- und Ostgrenze Böhmens in ziem- 
lich gewaltigen Massen als Ausbuchtungen und Ausläufer 
des grossen Granitgebirges auftreten, welches sich nördlich 
von der Donau in Nieder- und Oberösterreich verbreitet 
und sich an der Südostgrenze Böhmens bis gegen Iglau und 
weiter bis Windig Jenikau hinzieht. Einzelne dieser Aus- 
buchtungen dringen tief in das innere Böhmen vor, aller- 
dings nur stückweise, da sie vielfach von Gneissinseln un- 
terbrochen werden und zum Theile von Tertiärablagerungen 
bedeckt sind. 

Im südlichsten Landestheile verbreitet sich Granit, an- 
schliessend an die Masse des Thomasgebirges und der Ge- 
gend südlich von Friedberg, um Kaltenbrunn, Oberhaid, 
Hohenfurth und Bamberg mit einem Ausläufer zwischen den 
zuletzt genannten beiden Ortschaften gegen Rosenberg; fer- 
ner in der Umgebung von Unterhaid, Böhmisch Reichenau 
nordwärts bis Steinbach (SO von Kaplitzj, Jarmirn, Buggaus, 
Ludwigsberg und Rappetschlag, zwischen welchen letzteren 
Orten der 9ö:> m hohe Granitberg Doppler aufsteigt. Die 
Grenzausbuchtungen von Zettwing und Buchers sind ganz 
mit Granit ausgefüllt, doch greift in diesen entlang des Bu- 
chersbuches bis über Theresiendorf eine Gneisszunge ein, 
die einen Theil des ziemlich umfangreichen Gneissgebietes 
bildet, das sich zwischen den genannten Dörfern im Süden 
und der Linie Kaplitz — Heilbrunn (beiläufig parallel zum 
Schwarzaubache) im Norden ausbreitet. Diese Gneisspartio 
trennt die südliche Grenzgranitmasse von dem Stocke, welcher 
zwischen Heilbrunn, Deutsch Beneschau, Kaplitz, Schweinitz 
und Gratzen ziemlich weit in das innere Böhmen vorge- 
schoben ist. Derselbe wird nördlich von Deutsch Beneschau 
und Brünnl, um Slropnitz herum bis über Niederthal und 
Gratzen hinaus, ebenso wie im Norden (0 von Schweinitz) 
bei Bukwitz, von Gneiss unterbrochen. 



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Das bölim.-mähr. HochlanH. — Kranit. 



107 



Südlich und südöstlich von Slavce sind dem Granite 
Diorite eingelagert. 

Diese Granitmassen werden auf böhmischem Gebiete 
durch die bis Gmund und Weitra sich erstreckenden tertiä- 
ren Ablagerungen des sog. Wittingauer Beckens vollständig 
von der nach Böhmen übergreifenden nördlicheren Partie 
des grossen österreichisch-böhmisch-mahrischen Granitgebir- 
?es abgetrennt. 

Diese Partie schmiegt sich östlich von Chlumetz, bei 
welcher Stadt übrigens auch eine isolirte Granitinsel auftritt, 
an die mahrische Grenze an, umfasst den ganzen Neubi- 
stritzer Landeszipfel und verbreitet sich über Adamsfreiheit, 
Schamers, Königseck, Tremles, Serowitz zunächst bis Po- 
eatek und von hier nordwärts über Ober Cerekwe bis Win- 
dig Jenikau. Zwischen Neubistritz und Adamsfreiheit soll 
nach J. Kusta*) ProtogingraAit, bestehend aus Quarz, Feld- 
spath. lichtem Glimmer und reichlichem grünem Talk, vor- 
kommen. 

Die cca 8 km breite Partie, die von den tertiären Ab- 
lagerungen des Wittingauer Beckens und vom linken Igelufer 
nordwärts bis Windig Jenikau sich erstreckt, wird im Nor- 
den von der Linie Branschau, Windig Jenikau und Simmers- 
dorf, im Osten von der Linie Karlshütten, Weissenstein, 
Deutsch Giesshübel, und im Westen von den Ortschaften 
Neu Reichenau, Jankau, Opatau, Dudin, Ousti begrenzt, 
während sie im Süden mit der weiteren Verbreitung des 
Granitgebirges in Mähren zusammenhängt. 

Das herrschende Gestein ist ein mittel- bis grobkörni- 
ger, ott bedeutend zersetzter und zerklüfteter Granit mit 
beiden Glimmern, von welchen jedoch stellenweise bald der 
eine, bald der andere beinahe allein herrschend wird. Der 
röthlich weisse Feldspath ist öfters porphyrisch ausgebildet. 
Auffallend sind hie und da innerhalb des grobkörnigen Ge- 
steinsgemenges auftretende feinkörnige, deutlich schieferige 
Massen, die nach v. An diu an neben Feldspath und Quarz 
reichlich dunklen Glimmer enthalten und oft deutliche TJeber- 
gänge in die körnige Masse zeigen, so dass sie als Concre- 
fj'onen zu deuten sein dürften. 

Von Pocatek und Serowitz landeinwärts bis gegen Ka- 
menitz, Deschna, Kardasch Kecitz, in das Waldgebiet westlich 



*j Zpr;'ivy spolku irool. v Praz»\ 1885. pa;r. 03. 



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I. Archaehsche Uiuj»|»c. — Uiynd*»- und LYschieforsysteiu. 



vom Holensky-Teiche verbreitet sich der Granit in bedeu- 
tenden Massen namentlich im Norden von Neuhaus, wo- 
gegen in südlicher Richtung nur beide Ufer der Nezärka 
bis Platz von Granit eingeschlossen werden. Oestlich und 
westlich von Platz durchbricht der Granit im Querlhale der 
Nezärka den von Chlumetz über Platz bis Neuhaus sich er- 
streckenden breiten Gneissstreifen und theilt ihn in zwei 
Hälften, in denen beiden einige kleine Granitinseln auftreten. 

Dieser Gneisszug verlauft parallel mit einem zweiten 
am rechten Nezarka-Ufer 0 von Neuhaus sich erstreckenden 
Gneissstreifen, so wie mit mehreren den Granit im Norden 
von Neuhaus unterbrechenden gestreckten Gneissinseln, deren 
südwest-nordöstliche Achse dem allgemeinen Streichen des 
Gneisses entspricht. 

Losgetrennt von diesem zusammenhängenden Granit- 
uiassive treten aus den Tertiärablagerungen des Wittingauer 
Beckens einige Granitinseln hervor. Zunächst dem Neuhauser 
Granite, den Holenskv-Teich am Westufer begrenzend, eine 
grössere Insel, die sich von Mnich bis nahe an Gcstütthof 
S\V von Neuhaus erstreckt. Ferner am linken Nezärka- 
Ufer die von Gneiss in der Mitte unterbrochene Granitpartie 
um Neusattel und Kollenetz. Weiter westlich eine Insel bei 
Lomnitz und Zäblati, und von dieser südlich zwei kleine 
Stöcke bei Unter Miletin und zwischen Dunajitz und Slo- 
venitz. 

Nördlicher, in den Umgebungen von Kardasch Kecitz, 
Weseli und Sobesiau treten sehr viele kleine isolirte Granit- 
partien im Gebiete der tertiären Ablagerungen als auch des 
Gneisses auf, die zwar hie und da einigen Einlluss auf die 
Oberflächengestaltung ausüben, indem sie kleine Hügel bilden, 
aber häufig auch ihre Existenz äusserlich nicht verrathen. 

Eine der interessantesten dieser kleinen Granitpartien 
befindet sich beim Chlebover Wäldchen 0 von Sobesiau. 
Den Untergrund der tertiären Sandablagerungen, die bis 
hieher reichen, bildet Gneiss von der Beschaffenheit, wie er 
oben (S. 08.) beschrieben wurde. Dieser wird von Granit 
in scheinbar gangartiger Ausbildung durchbrochen, welcher 
nicht hoch, jedoch immerhin deutlich über die Contouren 
des Gneisses sich erhebt und eine über 100 m lange ge- 
streckte Anhöhe bildet, welche auch den Namen Draci hory 
(Drachenberge) führt. Die Mächtigkeit der Graniteinlagerung 
ist eine geringe und es wäre somit keine Veranlassung, der 
kleinen Granitpartie besonders Erwähnung zu thun, wenn 



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Das b'jhni.-mähr. Hochland. — Kranit. 



109 



nirht die Beschaffenheit des Gesteines eine ganz ungewöhn- 
liche wäre. Es besteht aus weissein Feldspathe (Plagioklas 
und Orthoklas) und viel Quarz als Hauptgemengtheilen, de- 
nen untergeordnet Turmalin und dunkler Glimmer beige- 
mengt sind Der Quarz, welcher der Menge nach vorherrscht, 
ist dadurch besonders auffallend, dass er grün gefärbt ist 
und zwar durch ein mineralisches, secundar gebildetes, auf 
Spalten und Rissen in den Quarz und manchmal auch in 
den Feldspath eingedrungenes Pigment chloritischer oder 
amphibolitischer Natur. Die Farbe des Quarzes ist im an- 
stehenden Felsen häufig eine dunkel wasser- bis grasgrüne 
und überhaupt an den zu Tage tretenden Massen eine be- 
deutend intensivere als im Innern des Felsens, wo sie oft 
nahezu ganz verschwindet. 

Ebenfalls beachtenswerth ist der Granit, welcher den 
Berg bei Choustnik (NO von Sobeslau) zusammensetzt und 
*ich südwärts gegen Psarov erstreckt. Der von einer jetzt 
schon sehr verfallenen Ruine gekrönte Berg Choustnik, des- 
sen oben als eines über die flache Gneissgegend auffallend 
hervorragenden Aussichtspunktes (den das Volk zumeist ein- 
fach Berg [hora], gelegentlich auch Fousnik nennt) gedacht 
worden ist, besteht aus einem ziemlich grobkörnigen, biotit- 
reichen, plattenfönnige Absonderung aufweisenden, gneiss- 
ähnlichen Granite, der sich namentlich am Gipfel durch 
eingestreute kleine Körnchen eines blauen Minerales, wahr- 
scheinlich Lasurit, auszeichnet. Er wird von Pegmatitgängen 
durchsetzt. 

Die übrigen isolirten Granitinseln der weiteren Um- 
gebung von Sobeslau können nicht einzeln besprochen 
werden. Im Allgemeinen sei nur bemerkt, dass eben die 
Granite des südlichen Böhmens oft von merkwürdigem Aus- 
sehen und in petrographischer Hinsicht äusserst verschieden 
>ind, was z. Th. allenfalls mit Gontactwirkungen zusammen- 
hängen dürfte und eines genauen Studiums werth ist. 

Ganggranite, zu welchen das vorletzt erwähnte Vor- 
kommen zu zählen ist, sind in dem südlichsten Gebiete des 
böhmisch-mährischen Hochlandes überhaupt sehr verbreitet. 
Sie treten theils in langgezogenen Lagern, theils stockförmig 
auf. Ihre Mächtigkeit ist eine sehr veränderliche zwischen 
einigen Centimetern bis zu 50 bis 80 m. Ebenso wechselt 
ihre nachweisliche Längserstreckung zwischen wenig Metern 
bis mehreren Kilometern. 



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11Q I. Ardiaeische liruppe. — t'iyneisM- und Ur^cliiefersystein. 



Am reichlichsten treten sie N von Platz, NO von Kru- 
mau und um Pisek auf; weniger häufig sind sie SO von 
Moldauthein und N von Deschna. 

In der Umgebung von grösseren Granitstöcken scheinen 
die Gänge Apophysen derselben zu sein. Sie durchdringen 
hier das Nebengestein häufig in sehr grosser Anzahl, wie 
z. B. bei Scheibenradaun W von Neu Oetting, bei Deschna, 
S von Weseli ob der Luschnitz u. a. a. 0., wo oft ge- 
radezu nur eckige Gneissstücke zwischen den zahlreichen 
Granitapophysen eingeschlossen sind. 

Was die lithologische Beschaffenheit anbelangt, so 
sind es zumeist Turmalingranite, welche häufig einerseits in 
pegma titartige Gesteine, anderseits in quarzreiche bis reine 
Quarzgänge übergehen. Die ersteren sind manchmal erz- 
führend, die letzteren werden, wenn ausgiebig genug, für 
Glasfabriken abgebaut. Von Erzen pflegen zumeist Kiese 
vorzukommen, die bei genügend reichlichem Auftreten zu 
technischen Zwecken gewonnen werden können, wie z. B. 
seinerzeit bei Adamsfreiheit zur Vitriolbereitung. 

Syenitische Granite sind im südlichen Theile des böh- 
misch-mährischen Hochlandes durchaus untergeordnet. 

In dem Verbreitungsgebiete des böhmisch-mährischen 
Hochlandes nördlich vom Otavaflusse treten zwar inmitten 
der Gneisserstreckung mehrere Granitinseln auf; jedoch als 
die südlichsten Ausläufer des mittelböhmischen Granitgebir- 
ges sollen sie erst im Anschlüsse an dieses beschrieben 
werden. 

Dem mittleren Bezirke des Hochlandes, d. h. dem 
Gneissgebiete der weiteren Umgebung von Tabor, gehört 
eine Anzahl der in manigfacher Hinsicht interessantesten 
und auch am besten beschriebenen isolirten Inseln von gra- 
nitischen Gesteinen an. Sie wurden von dem hochverdienten 
Erforscher dieser Gegend D. Stüh im Allgemeinen als Ueber- 
gangsgesteine zwischen Gneiss und Granit bezeichnet. In der 
That besitzen sie eine petrographische Beschaffenheit, welche 
sie von normalen Graniten scheidet und auf Beeinflussungen 
der Zusammensetzung durch Gontactmetamorphose verweist. 
Von Gneissgraniten unterscheiden sie sich durch ihren un- 
zweifelhaft eruptiven Ursprung und ihre demselben entspre- 
chenden Erscheinungsformen. 

Die beachtenswertheste dieser Inseln bildet allenfalls 
der Blanikberg bei Lounowitz (zwischen Wottitz und Cech- 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — üraniL 



111 



ütz), der in schroffen Formen über seine ziemlich einförmige 
Umgebung aufsteigt und sich sehr auffallend von derselben 
abhebt. An diesen Berg knüpft sich die böhmische Sage 
von den darin samrnt ihren Rossen eingeschlossenen Recken, 
die einst hervorbrechen werden, um das Land aus grösster 
Noth und Bedränguiss zu befreien. *) Das Gestein dieses 
Berges ist nach D. Stur'S Beschreibung, der wir hier wie 
schon an mehreren Stellen fast wörtlich folgen, von lichter, 
durch den weissen oder gelblichen Feldspath bedingter Farbe. 
Der Quarz ist grau, der ziemlich reichliche Glimmer (nach 
Grailich Muscowit) grösstentheils weiss, nur untergeordnet 
findet sich auch brauner Glimmer ein. In der zumeist mit- 
telkörnigen granitischen Masse von dieser Zusammensetzung 
kommen körnig -stengelige Aggregate, manchmal auch gut 
ausgebildete Krystalle von Turmalin sehr gleichförmig ein- 
gestreut vor, so dass der Turmalingehalt allenfalls für das 
Gestein charakteristisch ist. Auffallend ist die sich überall 
in diesem Turmalingranite vorfindende Parallelstructur, die 
in Abänderungen, wo der weisse Glimmer dem Gesteine 
keine Färbung verleiht, sich sogar in einer deutlichen grauen 
und weissen, durch Quarz- und Feldspathlagen verursachten 
Streifung kund gibt, so dass nur der unregelmässig einge- 
streute Turmalin dem Gesteine ein granitisches Aussehen 
verleiht. Tritt der Turmalin zurück und erscheint Biotit 
reichlicher, so macht sich eine gewisse flaserige Structur 
des Gesteines bemerkbar, die nach Stur'S Angabe einen 
allmäligen Uebergang des Turmalingranites in den umgeben- 
den Gneiss bewerkstelligt, welch' letzterer in der Nachbar- 
schaft der Blanikgruppe überhaupt flaserig ist und erst all- 
nialig in den glimmerreichen normalen Gneiss übergeht. Diese 
l'ebergänge sollen sich am besten in der Nähe von Zdislawitz 
bei Kunowitz, Miretitz und Malowid beobachten lassen. Am 
westlichen Abhänge des Blanikbergcs und bei Miretitz ist 



") Die Sage bezieht sich auf den Grossen Blanik, von welchem 
sudlich der kleine Bl., sich erhebt. An der Süd- und OsLseite des (it. 
Blaniks fallen die sog. Ritterfelsen ab, aus welchen bei nassem Wetter 
urunreinigtes Wasser hervorrieselt, welches vom Volke für das Stall- 
wasser der im Berge verborgenen Pferde gehalten wurde. Auf dem 
Gipfel befinden sich zusammengehäufte Felsblöcke, die sog. Schanzen, 
welche zur Zeit der Hussitenkriege errichtet worden sein sollen. — 
Zippe spricht in Sommer's „Königr. Böhmen", Bd. XII., mehrmals von 
schönem Kalksteine, der auf dem Blanik und in dessen Umgebung ge- 
brochen werde. Heute gibt es dort, so viel ich weiss, keine Kalkstein- 
brüche. 



\]2 I. Aivliaei*«:he «iriipp^. — Itkihm**- un«l Urschieiersysteiu. 



der Gneis.- glimmerarm, dafür jedoch Hornblende führend. 
Die Lagerung des Gneisses soll nirgends gestört sein. Hin- 
gegen ist von Bedeutung, dass der Granit den flaserigen 
Gneiss in zahlreichen Gängen durchsetzt, die pegmatitische 
Ausbildung zeigen, und z. B. S von Malowid, X von Prawo- 
nin u. a. Tunnalinin deutlich ausgebildeten Krystallen führen. 
Bei Krasikowitz beobachtete D. Sitr einen Gang von Schrift- 
granit. Dies beweist, dass der Granit des Blaniks den Gneiss 
durchbrochen hat, in denselben in Apophysen eingedrungen 
ist und höchst wahrscheinlich eine Metamorphose desselben 
bewirkt hat. Einen weiteren Beleg hiefür bietet das Auftreten 
von kleinen Einlagerungen des flaserigen Gneisses inmitten 
des Blaniker Turmalingranites, welch' letzterer bei seinem 
Empordringen die kleinen Gneissschollen von einander ge- 
trennt und umhüllt zu haben scheint. Hiedurch dürfte die 
verschiedene mineralische Zusammensetzung dieses Flaser- 
gneisses verursacht worden sein, die sich in dem Zurück- 
treten des PYldspathes und Quarzes und im Vorherrschen 
des braunen Glimmers und Turmalins in zuweilen mehrere 
Centimeter grossen Krvstallen auffallend bemerkbar macht. 

Beachten swerth ist auch die plattenförmige Absonder- 
ung des Blaniker Turmalingranites, die jedoch nicht mit 
der Parallelstructur des Gesteines zusammenfallt und somit 
nichts mit einer Art Schichtung gemein hat. sondern durch 
Druck bewirkt wurde und die Anordnungsrichtung der Be- 
standteile unter einem unbestimmten Winkel kreuzt. 

Der Turmalingranit des Blaniks umfasst den eigent- 
lichen von Süd nach Nord gestreckten fgr. und kl.) Blanik- 
berg, den Krizover Berg zwischen Krizov und Krasowitz, 
und einen Rücken, der sich zwischen Krasowitz und Chmelna, 
X von Prawonin von West nach Ost ausdehnt. Von hier 
aus nordostwärts folgen noch einige kleine Stöcke des Tur- 
malingranit.es. 

Der grobllaserige Gneiss, der sich überall an den Tur- 
malingranit so eng anschliesst, darf wohl als durch Einwirk- 
ung des Granites verändert angesehen werden, wenn anders 
er nicht selbst auch eruptiven Ursprunges ist, wofür bei Pil- 
gram Anzeichen vorhanden sind. 

In der Umgebung dieser Stadt, namentlich im Süden 
zwischen Houseiovka und Wratischov, dann bei Wlasenitz, 
Drbohlav. Stritef, .V bei Lipkova voda und westlich von 
Chmelna bei Neu Cerekwe; ferner in ganz geringer räum- 
licher Ausdehnung am Ostabhange des St. Florian Berges 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — Granit. 



11H 



SW von Pilgram, in Siprawitz 0 von Rothre&tz und an 
vielen anderen Punkten kommen im Gneissgebiete grani- 
tische Einlagerungen vor, in welchen Quarz und Feldspath 
vorherrschen, Glimmer in weissen und braunen Blättchen 
zurücktritt. D. Stur möchte sie lieber dem Gneisse als dem 
Granite anschliessen. 

Gewissermassen als Verbindungsglied zwischen den be- 
zeichneten granitischen Ausscheidungen kommt in der Pil- 
gramer Gegend auch ein gneissartiges flaseriges Gestein vor, 
welches besonders deutlich von Drbohlav über Houserovka 
weiter nordöstlich, ferner in der Gegend von Stfitef und Bor 
nordostwfirts über Oustraschin, Ondfejov bis Pilgram und 
Krasikowitz, und weiter in der Gegend zwischen Ö2kov N 
von Neu Cerekwe, Bacowitz, Techoraz und Siprawitz in 
langgestreckten Lagerzügen mit glimmerreichem Gneisse 
wechsellagert und zwar bei genau gleicher Streichungsrichtung 
(St. 2). Trotzdem dürfte für dasselbe ein eruptiver Ursprung 
angenommen werden können, weil der zwischen den Zü- 
gen des flaserigen Gesteines eingeschlossene Glimmergneiss 
verfestigt und umgewandelt erscheint. Besonders ist er durch 
die mehrere Gentimeter grossen, mit der Gesteinsmasse voll- 
kommen verwachsenen Orthoklaskrystalle auffallend, welche 
viele rundliche Quarzkörner enthalten. Sehr deutlich sind 
diese Vorkommnisse bei Wratischov S von Rinarctz zwischen 
den beiden zuerst angeführten Gneisszügen, wo der feste 
Gneiss eine auffallend schroffe Terrains-Erhöhung bildet. Ein 
ähnliches Vorkommen findet man bei Krasikowitz (X von 
Pügram). 

Bei Lhota S von Pilgram an der Strasse ist nach Stur 
ein Lager von weissem feinkörnigem Granite zu beobachten, 
der nebst wenig weissem Glimmer derben Granat führt. 

Bei Popelisnä SO von Rothfecitz wird eine Anhöhe 
von einem weissen feinkörnigen Granite gebildet, in dem 
sehr viele Quarzgänge aufsetzen. 

Im östlicheren Gebiete des böhmisch-mährischen Hoch- 
landes in der weiteren Umgebung von Deutsch Brod tritt 
Granit — abgesehen von der oben schon beschriebenen, vom 
linken Ufer des Igelflusses bis gegen Windig Jenikau sich 
erstreckenden Ausbuchtung des grossen Granitmassives nörd- 
lich von der Donau — in einer bedeutenden Partie zwischen 
Ledeß und Humpoletz auf. Dieselbe nimmt den Südwesten 
von Svetlä ein und umfasst als nördlichsten Theil den 2e- 

Kotier, Geologie ron Böhmen. 8 



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114 !• Archaeische Gruppe. 



Urgneiss- und Urschiefersystem. 



bräkovberg mit seinen nördlichen Abhängen, im Anschlüsse 
an denselben gegen Süden den Stock des Melechov, ferner 
die Berge von Lipnitz bis an den Orlovrücken. In dieser 
Ausdehnung bildet die Granitpartie ein unregelmässiges Vier- 
eck, dessen Diagonalen durch die Linien Zahradka-Lipnitz 
und Humpoletz-Benetitz gegeben sind. 

Der Granit dieses Gebietes ist nach v. Andrian ein 
mittelkörniges, sehr gleichmässiges Gemenge von weissem 
Feldspathe, Quarz und beiden Glimmern, in welchem grössere 
Feldspathkrystalle selten aus der Masse hervortreten und 
bedeutende Ausscheidungen von Feldspath oder Quarz gar 
nicht vorkommen. Nur hin und wieder findet man Nester 
von schwarzem Glimmer und Turmalin. Im Grossen ist oft 
eine sehr deutliche horizontale Absonderung mi beobachten, 
am schönsten auf dem Schlossberge bei Lipnitz. Freiherr 
v. Andrian hält den Granit für verhältnissmässig jung. 

Losgetrennt von dieser Granitpartie erscheint eine 
kleine Insel 0 von Svetlä an der Sazawa. Auch NW und 
S von Deutsch Brod treten Granitinseln auf; einige grössere 
sind zwischen Deutsch Brod und Windig Jenikau entwickelt, 
so namentlich eine auf halbem Wege zwischen Deutsch 
Brod und Stöcken und je eine N und S von Pollerskirchen 
in der Nähe dieses Ortes. 

In der nördlichsten Erstreckun^r des böhmisch-mähri- 
schen Hochlandes treten einige Granitpartien auf, an welchen 
interessante Beobachtungen gemacht wurden. 

Das Gneissgebiet bei Kohl Janowitz und im Hetliner 
Walde bei Zbraslawitz, sowie südlicher bei Machowitz NO 
von Hammerstadt enthält mehrfache gangartige Einschalt- 
ungen eines vorzugsweise aus weisem Feldspathe und brau- 
nem Glimmer bestehenden, feinkörnigen Granites. 

Viel häufiger erscheinen Turmalingranite als Einlager- 
ungen, doch ist nur selten möglich, deren Ausdehnung und 
Richtung genauer zu bestimmen. Noch am besten gelingt 
es in Gebieten, wo sie in Begleitung von Hornblendeschie- 
fern auftreten. Namentlich schöne Aufschlüsse bietet das 
Sazawathal. 

Z. B. in nächster Nähe von ZruC am rechten Fluss- 
ufer beobachtete v. Andrian drei Gänge von Turmalin- 
granit, welche unter die beiläufig 60° geneigten Schichten des 
Hornblendeschiefers durchsetzen und grosse Bruchstücke 
des Schiefers umhüllen. (Fig. 27.) Die Granitmasse scheint 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — Granit. 



115 



sich am Ausgehenden über die Hornblendegesteine zu lagern 
und entsendet in dieselben Apophysen. 

Dieselbe Erscheinung lässt sich auch anderwärts ziem- 
lich häufig beobachten. Gleich an demselben Ufergehänge 
aufwärts trifft man noch einige solche Gänge, die, wie es 
scheint, in das Ostrover Thal gegen die Basche- und Brtnik- 
Mühle im Gneisse fortstreichen. Ferner fand v. Andrian am 
Wege von Hodkov zur Herrenmuhle S W von Zbraslawitz 
das dortige grünliche, mit Quarzschichten alternirende Horn- 
blendegestein von einem Granitgange durchquert, welcher 
ebenfalls deutliche Apophysen in jenes entsendete. Die 
gleichmässige Schieferung des Gneisses pflegt in der Nähe 
der Graniteinlagerungen auffallend gestört zu sein. Jedoch 
eine Veränderung der 
Structur des Gesteines 
will v. Andrian niemals 
beobachtet haben. 

In Lagerform tritt 
Turmalingranit z. B. 
zwischen dem Fiolnik 
Berge und Harnmer- 
?tadt an der Sazawa 
auf. Steigt man von dem 
Berge gegen den ge- 
nannten Bergort herab, 
so übersieht man nach 
v. Axdrian folgendes 
Profil : Die Kuppe des 
Fiolniks besteht aus Magneteisenstein, der auf dünnschiefe- 
rigem weissem Gneisse zu liegen scheint, welcher mit Bänken 
eines festen lichten Gneisses, Hornblendeschiefers und Gra- 
n i t lagern alternirt, worauf an der Thalsohle der dünnschie- 
ferige Gneiss wieder herrschend wird. 

Nahe bei Zruc an der Strasse, die von Unt. Kralowitz 
über Zbraslawitz nach Kuttenberg führt, befinden sich im 
Gneisse mehrere Einlagerungen eines an Turmalingranit ge- 
mahnenden Gesteines, welche unter einander und mit der 
Gneissschieferung vollkommen parallel sind und wohl nur 
Gneissschichten von granitähnlicher Ausbildung sein dürften, 
da sie kaum einige Gentimeter Mächtigkeit erlangen, wo- 
gegen die hier ebenfalls vorkommenden eigentlichen, stets 
mehrere Decimeter mächtigen Turmalingranitgänge die Gneiss- 
schichten quer durchbrechen. 

8* 




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I 

J1P) Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



In grösseren Massen und einen gewissen Einfluss auf 
die Oberflächengestaltung der Gegend ausübend kommen 
Tunnalingranite z. B. bei Wlaschim vor, wo sie den Klad- 
ruber Berg (NO von Wlaschim) und die Hüra (S W von Wl.) 
zusammensetzen. Sie stellen hier nach v. Andrians Be- 
schreibung vorzugsweise ein grobkörniges, aus weissem Ortho- 
klase und Quarz bestehendes, von grossen Turmalinflasern 
durchzogenes Gestein vor, besitzen also eine von der sonst 
gewöhnlichen der Tunnalingranite etwas abweichende Zu- 
sammensetzung. 

Diese bestehen nämlich ziemlich constant aus gelblich 
weissem, grobkörnigem Oligoklase, vorwaltend milchweissem, 
doch auch rosenrothem, rauchgrauem bis schwarzem Quarze 
und Turmalin in Krystallen, die bis 1 cm im Durchmesser 
erreichen und dem Gesteine unregelmässig eingestreut liegen. 

Im nordöstlichsten, an das Eisengebirge angrenzenden 
Verbreitungsbezirke des böhmisch - mährischen Hochlandes 
sind isolirte Granitpartien selten und ganz unbedeutend. 
Eine etwas grössere Insel ist von Andrian S von C.aslau 
zwischen Hostoulitz und Braeitz verzeichnet worden. 

In Betreff der Erzführung gehört das böhmisch-mäh- 
rische Hochland zu den reichsten Gebirgspartien Böhmens, 
zumal wenn man die Ausbeute an edlen Metallen in früheren 
Zeiten in's Auge fasst. Leider sind heutigen Tages die 
meisten Bergbaue von geringer Bedeutung, da ihre Schätze, 
welche sie ehemals in Fülle darboten, nun erschöpft zu sein 
scheinen, oder doch schwierig zu gewinnen sind. 

Von Süden gegen Norden vorschreitend, finden wir im 
Gneisszuge zwischen der Budweiser und Wittingauer Ebene, 
etwa eine Stunde östlich von Budweis, Rudolf stadt als 
den Mittelpunkt und Haupt sitz eines in früheren Zeiten wich- 
tigen und ertragsreichen Bergbaues, der nördlich von der 
Stadt bei den Orten Wes am Berg, Adamstadt, Hurr und 
Libnitsch, südlich von derselben bei Gutwasser, Hodowitz 
und Strups in Flor stand, wie schon die zahlreichen Pingen 
und mächtigen Halden der dortigen Gegend beweisen. 

Die ersten Nachrichten über den Rudolfstädter Silber- 
bergbau stammen aus dem 13. Jahrhundert; doch scheint 
seine Blüthezeit in das 16. Jahrhundert zu fallen, wie aus 
dem Berichte des Grafen Caspar Sternberg*) zu ent- 

*) Dem namentlich um die l'alaeophvtologie verdienten Grafen 
Caspar Sternberg, dem Begründer der (ieselfsehafl des vaterländi- 



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Das böhm.-mähr. Hoch] and. — Erzlagerstatt. 



317 



nehmen ist, der den schwunghaftesten Betrieb der Berg- 
werke in die Jahre 1547 — 1618 verlegt. Allein für diese 
Periode gibt er die Erzeugung nur auf beiläufig 200.000 Mark 
Silber an, während Schaller*) für denselben Zeitabschnitt 
1,620.000 Mark berechnet. Theilweise wegen des geringen 
Gehaltes der Erze, theilweise wegen ausseier Ursachen ge- 
rieth der Bergbau bald in Verfall. Um ihm zu neuem Auf- 
schwünge zu verhelfen, betheiligte sich 1767 das Aerar als 
Uewerke an den Bauen und begann einen thatkräftigen 
Betrieb, jedoch ohne Erfolg. Trotzdem bemühte sich das 
Aerar den Bergbau vor dem gänzlichen Verfalle zu retten, 
Hess jedoch die alten Rudolfstadter und Adamstädter Baue 
auf und begann etwa 50 Jahre später mit einem neuen 
Baue im noch unverritzten Gebirge. Das Bergamt wurde 
von Rudolfstadt nach Gutwasser verlegt, hier der alte Seba- 
stiani- und Barbara-Bau,**) der aus geringhaltigen Quarzen 
etwas Gold, jedoch stets mit Einbusse erzeugte, eingestellt 
und auf Grund der viel versprechenden Schürfungen zwi- 
schen den Orten Ilodowitz und Sirups 1818 mit dem neuen 
Baue begonnen. Die anbrechenden Erze bestanden aus Spröd- 
glaserz (Stephanit), Silber-Fahlerzen und gediegenem Silber, 
beschränkten sich jedoch leider nur auf eine unregelmässige 
Linse in den oberen Teufen, die gänzlich ausgebeutet wurde, 
worauf im J. 1852 der Bau aufgelassen werden musste. 
Nur die sog. Elias-Zeche nächst Rudolfstadt wurde von 
einer Privatgewerkschaft weiter in Betrieb genommen, ohne 
dass jedoch die eifrigen Bestrebungen um Hebung des Berg- 
baues von dem erhofften Segen belohnt worden wären. 

Alle Gangbildungen des Rudolfstädter Gebietes treten 
im Gneissgebirge auf und bilden einen Gangzug, dessen 
Hauptrichtung eine südnördliche von Gutwasser über Ru- 
dolfstadt, Adamstadt. Hurr bis Libnitsch ist. Die Haupt- 
masse der Gänge ist nach J. Jokely theils ein kieseliger 
dolomitischer Kalkstein (Lazar-Gang), theils dichter Quarz 
mit Bruchstücken des Nebengesteines, welches gewöhnlich 



sehen Museums in Prag,* (* 6- 1761, -f 20. Dec. 1838; verdanken 
wir „rrnrisse einer Geschichte der böhmischen Bergwerke," von welchen 
1836 Iiis 1838 zwei Bünde in drei Abtheilungen erschienen sind. Als 
Grundlage der historischen Nachrichten Uber viele Bergbaue Böhmens 
wurden sie im Folgenden häufig benützt. 

V Topographie des Königreich? Böhmen. 10 Theile. Trag 178 ö 
bis 17%. XIII. Th.. pag. 23. 

*\< Diese Baue sollen bis 1809 einige Hundert Mark Gold er- 
geben haben. 



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118 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



stark zersetzt ist (Richard-Gang), wobei namentlich der 
Feldspath vollständig in Kaolin umgewandelt erscheint. Dieser 
Grundmasse sind silberhaltige Blende (Sphalerit) und silber- 
haltiger Bleiglanz (Galenit), in Partien oder streifenweise, und 
Eisenkies eingesprengt. Im Allgemeinen konnte J. Jokely 
folgende Altersreihe der einzelnen Bestandtheile der Gang- 
ausfüllung mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmen : 1 . Quarz 
und Kalkstein (stellenweise dolomitisch); 2. Bleiglanz und 
Blende, scheinbar gleichzeitiger Entstehung; 3. Eisenkies, 
während oder erst nach völliger Umwandlung des Feld- 
spathes in Kaolin entstanden: 4. Quarzkrystalle in Drusen; 
5. endlich Braunspath (Ankerit) als jüngste Bildung und hin 
und wieder auch krystallinischcr Quarz, beide gleichfalls in 
Drusenräumen ausgebildet. 

Ausser dem Gehalt an Silber besitzen ßleiglanz und 
Blende einen kleinen Halt an Gold, welches auch in geringer 
Menge in den dem Gneissgebirge aufsitzenden Quarzgängen 
enthalten ist. Obwohl die relative Erzführung keine ungün- 
stige war, da 15 bis 311öthige Scheideerze vorgekommen 
sind und stellenweise sogar gediegen Silber an Gewicht von 
7 Mark und darüber gewonnen wurde, reichte leider die 
Ausbeute an edlen Metallen kaum hin, die Betriebskosten 
zu decken. Deshalb wurde 18ß7 der Betrieb vom Aerar ein- 
gestellt. Ein Jahr später übernahm ihn jedoch eine in Bud- 
weis gebildete Gewerkschaft und führte ihn, zu Beginn der 
70ger Jahre mit Ausrichtungsarbeiten beschäftigt,*) ziemlich 
nothdürftig weiter. 

Im mittleren Theile des böhmisch-mähr. Hochlandes 
ist die Umgebung von Tabor als ehemals reiche Berggegend 
bekannt. Die hiesigen Erzlagerstätten gehören dem Gneiss- 
gebirge an und wurden seit altersher fleissig abgebaut, da 
sie beträchtliche Mengen von edlem Metalle lieferten. Vor- 
züglich in dem flachen Thale zwischen dem Duber und 
Chotowiner Bergzuge und an seinen beiden Gehängen wur- 
den viele reiche Gänge von Silber- und Bleierzen ausge- 
beutet. Beiläufig den Mittelpunkt der ganzen Berggegend 
bildet das Bergstadtl Ratiboiitz, von wo aus über eine 
Stunde in der Runde Pingen und Haldenzüge anzutreffen 
sind und im X noch weiter bis Raschowitz bei Jung Wo- 



*) J. F. Schmidt von Borjrenhold : Uebers. (ie>ch. des Bergbau- 
und Hüttenwesens im Königr. Böhmen ftc., Prag. 18?3 t pag. 172. 



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Das böhm.-mähr. Hochland. — Erzlagerstätt. 



119 



zitz sich erstrecken. Bergstadtl Ratiboritz selbst verdankt 
seine Entstehung den reichen Silberbergwerken, welche 
hier bereits im XVI. Jahrhundert im Gange waren und bis 
zum Beginne des 30jährigen Krieges reiche Ausbeute gaben. 
Der verheerende Krieg brachte eine Unterbrechung der 
Baue mit sich. Dieselben wurden aber später wieder aufge- 
nommen, mehrere alte Gruben neu belegt und auch neue 
Erzgänge aufgefunden, so dass der Bergbau alsbald wieder 
in Flor kam. Doch hielt er nicht an und die Silberausbeute 
wurde immer geringer, da bei dem Forttreiben der Stollen 
die Erze der Gänge je weiter desto mehr an Adel ein- 
büssten. Dennoch wurde unter diesen Verhältnissen der 
Bergbau bis zur Mitte dieses Jahrhundertes mühsam fort- 
geführt. Ein in den Jahren 1860 — 61 gemachter Versuch, 
die alte Richtschachthalde sorgfaltiger auszukutten, ergab 
keine günstigen Resultate. In den 70ger Jahren baute Joh. 
Adolf Fürst zu Schwarzenberg bei Ratiboritz in 7 grossen 
Massen und in einem Stollen, jedoch wurden beide Baue 
blos gefristet.*) 

Ein weiterer Silberbergbau wurde in nächster Nähe 
von Tabor bei Bergstadtl (Horky, Ortsgemeinde Celkowitz) 
vor dem 30jähr. Kriege mit Erfolg betrieben, später jedoch 
nur zeitweise mit immer längeren Unterbrechungen in Bestand 
gehalten. Wohl wurden einigemal Anläufe zu einer thatkräf- 
tigeren Erzförderung gemacht, ohne dass jedoch nennens- 
werthe Erfolge erzielt worden wären. So z. B. wurde zu 
Ende der 30ger Jahre dieses Jahrhundertes der alte Stollen 
gereinigt und brauchbar gemacht und der Bergbau durch 
das Aerar aufgenommen. In den 60ger Jahren sollen zwei 
grosse Massen in Betrieb gestanden sein, ohne dass es bis 
zu Beginn der 70ger Jahre zu einer Silbergewinnung ge- 
kommen wäre.**) 

Weiter nordwärts bei Alt Wozitz***) wurde schon im 
XVI. Jahrhunderte ein wichtiger Bergbau auf Silbererze ge- 
trieben, worüber jedoch nichts Näheres bekannt ist. In der 
Mitte des vorigen Jahrhundertes wurde bei Wozitz ein Silber- 
bergwerk entdeckt und 1752 aufgenommen. Es soll schönes 
Brandsilber, etwa 4000 Mark jährlich, und viel Blei geliefert 
haben. Nachdem noch 1842 hoffnungsreiche Erzgänge sich 



•) Ibid., 1. c. pag. 203. 
*} Ibid., 1. c, pag. 204. 

*) J. F. Schmidt. I. c, spricht immer nur vou Jung Wo2itz. 



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120 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



im Baue befanden und mit 40 Mann belegt waren, erschien 
das Bergwerk Mitte dieses Jahrhundertes erliegend, wurde 
aber später wieder gefristet. 

Die Gangminerale von Ratiboritz, Alt Wofcitz, Remi- 
cov sind fast durchwegs durch schöne Drusung ausgezeich- 
net. Es sind vornehmlich Abänderungen von Kalkspath, 
Braunspath (Ankerit), Quarz, Bleiglanz, Fahlerz, Rothgiltig- 
erz, Stephanit, Sphalerit und Kupferkies (Chalkopyrit), nebst 
einigen anderen sich nur seltener zeigenden Mineralen. 

Im Anschlüsse hieran mag bemerkt werden, dass im 
Luschnitzflusse ehemals G o 1 d w A s c h e r e i betrieben wurde, 
wie ausser urkundlichen Belegen auch die noch vorhandenen 
Seifenhalden beweisen. 

Im östlicheren Gebiete des böhmisch-mähr. Hochlan- 
des, in der Umgebung von Deutsch Brod (und weiter nach 
Mäliren hinüber um Iglau herum) ist der Sitz eines uralten, 
angeblich schon im 8. Jahrhunderte bestandenen*) und vor 
Zeiten sehr ergiebigen Bergbaues. Nach Graf Sterxberg 
scheint die grösste Blüthezeit der hiesigen Baue im 12. und 
13. Jahrhunderte gewesen zu sein. Durch die Hussitenkriege 
wurde die Umgebung von Deutsch Brod hart betroffen und 
soll hiedurch auch der gänzliche Verfall der Werke verur- 
sacht worden sein. Mag dies auch nicht ganz zutreffen, da 
von einigen Bergwerken urkundenmässig deren Bestand und 
Betrieb selbst noch nach dem 30jährigen Kriege erwiesen 
ist, so ist doch auch sicher, dass der Bergbau um Deutsch 
Brod schon seit Jahrhunderten beinahe gänzlich ruht. Immer 
wieder bis in die neueste Zeit unternommene Versuche zur 
Wiederaufnahme des Bergbaues hatten leider nie den er- 
wünschten Erfolg. 

Zahlreiche Pingen lassen noch heutigen Tages den 
Umfang der einstigen Silber-Bergwerke erkennen und ge- 
ben einigen Aufschluss über die Beschaffenheit der Lager- 
stfitten, allerdings geringen und ungewissen, da sie zum 
grössten Theile bewachsen und von Wald bedeckt sind. 
Aus der Vertheilung der Pingen glaubte v. Andrian jedoch 
mit ziemlicher Sicherheit entnehmen zu können, dass die 
Erzgänge nur innerhalb der Verbreitungszone des Gneiss- 
phyllites sich vorfinden, wogegen sie in der Region des 



*' J. Th. A. Peithner, Edl. v. Lichtenfels: Versuch über die 
natürliche u. polit. Geschichte der böhm. und mithr. Bergwerke. Wien, 
1785, pag. 10«. 



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Das bfthm.-imihr. Hochland. — Erzlagerstätt. 



121 



grossblätierigen Gneisses nur höchst spärlich entwickelt sein 
dürften. 

Das Pingensystem der Umgebung von Deutsch Brod 
bildet eine fortlaufende Zone, die im Süden von der Stadt 
bis in die Nähe von Scheibeidorf reicht, dann zwischen 
Scheibeidorf und Simmersdorf unterbrochen wird und von 
liier weiter gegen Polnä und Iglau sich verbreitet In der 
nördlichen Umgebung von Deutsch Brod im Sommerwalde 
und bei Silberberg (Ortsgemeinde Böhmisch Schützendorf 
SO von Biela) sind ebenfalls zahlreiche Pingen vorhanden, 
welche der Tradition nach die ältesten und reichsten Ab- 
baue gewesen sein sollen. Nach der Lage der Pingen an 
dem der Sazawa zugekehrten Abhänge des Silberberghügels 
ist zu urtheilen, dass hier der Bergbau in primitiver Weise 
nur in den obersten Theilen der Gänge betrieben wurde, 
also ein wahrer Raubbau gewesen ist. Im Osten reicht die 
Erzzone bis Biela und Pribislau, im Westen bis gegen Ledec. 

Die besten Aufschlüsse gewährten v. Andriax die Pin- 
nen am linken Sazawaufer im Süden von Deutsch Brod. 
Hier befindet sich zwischen den Höflern und Xeuwelt ein 
grosser Complex von Pingen, welche sich im Westen bis 
Petrkov und Heiligenkreuz, im Osten über Friedenau nach 
Pattersdorf. Langendorf und Uttendorf verfolgen lassen. In- 
initte derselben zwischen den Einschichten Christof und 
Smrci und dem Orte Xeuwelt liegt der Karolischacht mit 
bedeutenden, jetzt ganz bewachsenen Halden, in welchem 
die reichsten Anbrüche sollen abgebaut worden sein. Der 
Richtung der Baue entnahm v. Andrian. ohne sich jedoch 
auf eine Grubenkarte stützen zu können, dass man hier 
wahrscheinlich ein grosses Schaarkreuz zwischen verschie- 
denen Gangsvstemen (der Hauptrichtungen St. 22. St. 4— G 
und St. 1—2) erreicht habe *) 

Peithner gibt in seinem citirten montanistischen Geschichts- 
*erke eine Karte der Gegend zwischen Deutsch Brod und Iglau, auf 
welcher eine grosse Anzahl muthmasslicher un<l wirklich bestandener 
Bergbaue verzeichnet ist. Eine Kreuzung und Shaarung der Erzgänge 
hätte darnach nahe von Heiligenkreuz stattgefunden. Vor einigen Jahren 
sind die Werke um Böhm. Schntzendorf und Ittendorf in geringem 
f mfanjre in Betrieh gesetzt worden. In einer Mittheilung hierüber werden 
joter anderen auch Nickelerze als auf den Gangen vorkommend ange- 
führt. (Yesimr, XIII.. pag. 270.' — lieber die neuerdings unternomme- 
nen Versuche zur Wiederbelebung des Bergbaues bei Deutsch Brod 
••nthalt .1. Höniger's kleine Schrill: ,,Silber und Bleibergbau zwischen 
teutsch Brod und Pribislau in Böhmen.*' Iglau, 1K83?. kurze Nachrichten, 
wiche den Zweck verfolgen die Ertragsfähigkeit d^r Werke nachzuweisen. 



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122 !• Archaeische Gruppe. 



— Ureneiss- und Urschiefersvstem. 



Weitere Silbererzvorkommen werden von Graf Stern- 
berg aus der Humpoletzer, Lipnitzer und Neu Reichenauer 
Gegend angeführt. Thatsächlich stösst man SW von Hum- 
poletz in einem Seitenthale der Zelivka, sowie S W von Neu 
Reichenau bei Cejkov und Chrastov auf Pingen. Die letzte- 
ren dürften dem Pilgramer Grenzzuge angehören. Bei Lip- 
nitz, wo nach dem Chronisten Häjek ein silbernes Pferd 
gefunden worden sein soll, wurden v. Andrian im Granite 
keine Erzlagerstätten bekannt, da die nächste bei Michalo- 
witz SW von Deutsch Brod offenbar noch dem Heiligen- 
kreuzer Zuge angehört. In den Berichten über den in alten 
Zeiten bei Lipnitz getriebenen ergiebigen Bergbau auf Silber 
dürften diese Erzgänge gemeint sein. 

Die mineralogische Beschaffenheit aller dieser Erzgänge, 
soweit sie sich bestimmen liess, wurde von V. Andrian schnell 
wechselnd gefunden. Ebenso variirt die Mächtigkeit der 
Gänge zwischen 5 cm bis 1 m, wobei, wie auch sonst ge- 
wöhnlich, die schmälsten Gänge die edelsten waren. Die 
Gänge bestehen aus Quarz oder Letten mit Schwefel- und 
Kupferkies und putzenförmigen Vorkommen von Bleiglanz, 
Eisenspath (Siderit), Arsenkies (Arsenopyrit) und Fahlerz. 
Man findet Stücke von derbem Schwefel- und Arsenkies mit 
Bleiglanz durchfloohten, wogegen sonst im Allgemeinen die 
Ausbildung der Kiese vorzugsweise mit einer lettenartigen 
Beschaffenheit des Gangkörpers, das Auftreten des Blei- 
glanzes mit Quarz in Verbindung zu stehen scheint. 

Im Gneissgebiete der nördlichsten Erstreckung des böh- 
misch-mähr. Hochlandes haben sich einige Reste von ehe- 
maligen Bergbauen erhalten. 

Auf silberhaltige Bleiglanze wurde bei Cestin 
und Hodkov unweit des „Herrenteiches** SW von Zbrasla- 
witz geschürft. Es sollen hier viele Kupferkiese mit den 
Bleiglanzen eingebrochen sein. Jetzt sind nur noch ganz 
geringe Reste dieser uralten Bauten zu sehen. 

Auf der Herrschaft Rataj an der Sazawa ist nach 
Zippe *) ebenfalls ein Bergbau auf S i 1 b e r versucht worden, 
musste jedoch wegen Mangel an Kräften und vielleicht auch 
wegen Unergiebigkeit als nicht lohnend wieder aufgelassen 
werden. 

Besonders berühmt sind die Gruben von Kutten- 
berg, der reichsten Bergstadt des Mittelalters, deren Berg- 

* Soian i er' s Könfgr. Böhmen. XII. Bd., pag. XXI. 



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Das böhm.-mähr. Hochland. •— Erzlagerstätt. 123 
* 

werke Anfangs des 13. Jahrh. in Angriff genommen und bis 
zum Beginne des 30jähr. Krieges mit verschiedenen Wechsel- 
ftillen im Baue erhalten wurden. Die Geschicke der Gruben 
hat Graf C. Sternberg eingehend beschrieben.*) Im J. 1237 
soll ein Mönch des Sedletzer Cistercienser-Klosters, Namens 
Anton, bei Malin, nahe des jetzt nicht mehr vorhandenen 
Ortes Pnewitz. eine aus der Erde emporgewachsene Silber- 
ruthe gesehen und so der Entdecker der Erze geworden 
sein. Um die Stelle leicht wieder zu finden, soll er den 
silbernen Zain mit seiner Kutte oder Kapuze (käpi) zuge- 
deckt haben, wovon schon in alter Zeit der Name Kutten- 
berg, sowie der erst im XVI. Jahrhunderte aufgetauchte 
böhmische Ortsname Käpi hora abgeleitet wurde. Indessen 
dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass der Name 
von dem altdeutschen bergmännischen Kunstworte k u 1 1 e n, 
d. h. graben, scharren, abzuleiten ist. Ist es doch historisch 
erwiesen, dass die ersten Bergleute, welche hier und ander- 
wärts in Böhmen nach Erzen zu graben anfiengen, aus 
Deutschland, wo der Bergbau am Harz schon in sehr früher 
Zeit getrieben wurde, eingewandert sind. Es verweisen hier- 
auf auch die bei Kuttenberg noch heutigen Tages gebräuch- 
lichen nur wenig bohemisirten Ausdrücke: Kuklik (Gut- 
glück), Kank (Gang), Turkank (Durchgang), u. a. 

Allenfalls verdankt die Stadt den reichen Silbererzen 
ihre Gründung. Unter König Otakar sollen auf dem Gut- 
glückberge schon hundert Schachte bestanden haben, und 
um das Jahr 1300 darf die wöchentliche Ausbeute der Berg- 
werke auf 1000 Mark Silber geschätzt werden. Unter dem 
stets geldbedürfligen Könige Johann von Luxemburg wurden 
aas Kuttenberg wöchentlich 500—600 Mark Silber abgeliefert, 
wovon nach einer Angabe des Chronisten und Sedletzer 
Abtes Peter der damalige Statthalter Heinrich von Lippa 
dem Könige oft nicht mehr als 16 Mark geschickt und das 
Uebrige nach eigenem Gutdünken verwendet haben soll. 

Die Religionskriege des 15. Jahrhundertcs Hessen die 
bis dahin stets sehr ergiebigen Bergwerke zum Stillstande 
kommen. Die alten Werke wurden zum grössten Theile von 
den unterirdischen Wassern ertränkt und da es überall an 
Betriebskapital fehlte, wurde auf neuen, noch nicht ange- 
griffenen Strecken nurmehr sog. Raubbau betrieben, d. h. 



•) Umrisse etc. 1. Bd., 1. Abth., pag. 46—178. 



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124 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



man begnügte sich mit der raschen Erschöpfung der Ober- 
fläche, da niemand wusste, wie lange er werde bauen können. 

Ungeachtet dessen, dass Wladislav II. die Bergunter- 
nehmungen sehr begünstigte und oll längere Zeit zu Kutten- 
berg im Wälschen Hofe (spät. k. k. Bergamt) residirte, 
konnten die Bergwerke nicht mehr recht zu Kräften kom- 
men. Der Bergbau erstreckte sich nun vorwaltend nach 
Nordosten, auf die Gangberge, wo neue Gruben eröffnet 
wurden. Es brachen hier in grosser Menge Kupferkiese mit 
zwar nur geringem Silbergehalte ein, die dennoch ihrer 
Reichlichkeit wegen das Bergwerk beinahe zwei Jahrhunderte 
erhielten. Es scheinen aber schon damals jene Unordnungen 
und Missbräuche im Betriebe des Bergbaues, jene Unwissen- 
heit und noch mehr Unredlichkeit der Beamten, welche Graf 
Sternberg*) umständlich nachweist, an dem trotz aller 
Mühen der Könige, den Betrieb zu heben, und trotz aller 
werkthätiger Unterstützung allmälig immer grösser werden- 
den Verfalle der Werke gearbeitet zu haben.**) 

Den Gesammtertrag der Kuttenberger Bergwerke für 
die Zeit von 1240 bis 1620. also für 380 Jahre, schätzt 
Graf Sternbero auf 8,440.000 Mark d. h. 4,220.000 Kilo- 
gramm Silber im beiläufigen Werthe von 170 Millionen Gulden 
jetzigen Geldes. 

Trotz des allgemeinen Verfalles wurden mit zeitweiligen 
Unterbrechungen stets Hoffnungsbaue unterhalten. So z. B. 
wurde in den 30ger und 40ger Jahren dieses Jahrh. Bergbau 
auf Silber in zwei Bergwerken getrieben, nämlich am Gut- 
glück (Kuklik) zu Händen des k. k. Montanaerars, und bei 
den sog. Vierzehn N o t h h e 1 f e r n für Rechnung der 
Stadtgemeinde.***) 

Das erstgenannte Werk wurde mit einem Schachte und 
mehreren Strecken und Teufen, mit Hilfe eines Göpels; das 
bei Vierzehn Nothhelfern durch einen Stollen und einen 
Lichtschacht, sowie auf mehreren Strecken betrieben. In bei • 
den Werken sind schöne Silberanbrüche mit Bleiglanz an- 



*i L. e. pajr. 06-167. 

**) Freilich dürften auch viel»» andere, von dem (iebahren d«T 
Beamten unabhängige Umstände zum Verlalle der Kultenberjrer Horn- 
häuten beigetragen haben, wie aus den durchaus sachlichen Darleg- 
ungen J. (J rim ins, Jahrb. der Montan le braust. Leoben und I'fibranu 
X. Bd., pa^f. 133 (T. zu ersehen ist. 

Sommer'* Koriigr. Böhmen. Bd. XI., pa£. 371. — 15 Kuxen 
gehörten 1843 einer Privatirewerkschall. 



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Das böhm.-mahr. Hochland. — Erzlagerstätt. 1*>5 



gefahren worden, doch leider waren die entdeckten Gang- 
trommer von zu unbedeutender Mächtigkeit und die Aus- 
beute eine ganz geringe. Speciell in der Gutgluckszeche 
kamen Eisenkies, silberhaltiges Fahlerz, Antimonglanz und 
Rothgiltigerz vor. Die Erze der alten Gruben werden in 
Urkunden stets als Kiese bezeichnet und aus dem Umstände 
zu schhessen, dass das zum Abtriebe des Silbers nöthige Blei 
von Auswärts angekauft, werden musste, mögen es haupt- 
sachlich sog. dürre Erze, namentlich gediegen Silber, Glaserz 
(Argentit) und Rothgiltigerz (Pyrargyrit) gewesen sein. 

Nachdem ein mehrjähriger Stillstand in den Erzgrab- 
ungen eingetreten war, hat das Aerar im Juni 1875 im JV 
von Kuttenberg bei dem Hofe Skalka einen Schurfbau be- 
gonnen, der jedoch nach einigen Jahren als hoffnungslos 
aufgelassen werden musste. Dagegen wurde mit Erfolg der 
Weiterbetrieb des Vierzehn Nothhelferstollens in Angriff ge- 
nommen und es soll nun ferner auf Grundlage der Erfahr- 
ungen, die bei diesem letzteren Unternehmen gesammelt 
wurden, die weitere Untersuchung hauptsächlich jenes Ter- 
rain umfassen, welches früher intensiv bebaut worden ist, 
wobei jedoch keine grosse Tiefe erreicht wurde. Es sind 
dies insbesondere die Reviere des Reussen- und Dauergan- 
ges, des Karlice- und Rovinaganges und des Greiferganges.*) 
Derzeit wird der Abbau am intensivsten im Vierzehn Notli- 
helferstollen nächst Malin betrieben. Im Jahre 1887 wurde 
er um 65 m weiter aufgefahren, so dass derselbe eine Ge- 
sammtlänge von 1196*4 m erreichte. Sein Feldort war bis 
auf 1 m Entfernung vom mittleren Gange des Dauergang- 
zuges vorgerückt. Die mit demselben verquerten drei Lie- 
gendtrümmer des Dauerganges wurden in beiden Streich- 
ungsrichtungen in Untersuchung gezogen. Behufs Untersuch- 
ung des weiteren Schurfterrains wurden XIV und S von 
Kattenberg je ein neuer Schacht abgeteuft, von welchen 
1887 der erstere am Greifergange eine Teufe von 40*5 tu, 
der letztere am Rovina-Gangzuge eine solche von 46" 9 er- 
reichte. **) 

*) Eine gute Beschreibung der neuerdings durch das Aerar bei 
Kuttenberg eingeleiteten Baue, sowie deren Vorgeschichte und Erfolge 
bietet W. Göbl in der Oest. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen, 1887, 
pag. 251 ff. Die dort beigegebene Karte bringt das Kuttcnberger Erz- 
revier mit den Pingen, Gangzügen, Schurfbauten usw. recht übersichtlich 
zur Anschauung. 

Oest. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen. 1889, XXXVII. Jahr- 
gang, pag. 54. 



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126 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Unter den in neuester Zeit bei Kuttenberg vorgekom- 
menen Mineralen beanspruchen Cronstedtit *) und Proustit 
besonderes Interesse. — Das Ergebniss des Bergbaues muss 
heute noch als gering bezeichnet werden. 

Ausser auf edle Metalle, hauptsächlich Silber, ist im 
Gebiete des böhmisch-mähr. Hochlandes vormals stellenweise 
ergiebig auf Eisen geschürft worden. 

Einiger wenig bedeutender, längst eingegangener Baue 
im sudlichen Gebirgstheile soll nicht weiter gedacht werden. 

Im nördlicheren Verbreitungsbezirke sind Eisenerze viel 
reichlicher gefunden und abgebaut worden. So sind z. B. 
Eisenerzlager bei Polipes NO von Katzow, Ghotomefitz NO 
von Unter Kralowitz und bei RadwanCitz nahe Zbraslawitz 
im Gneisse ; und zwischen Knez und Cestin (zwischen Katzow 
und Zbraslawitz) im Hornblendeschiefer bekannt. Sie ver- 
rathen sich hier durch Erzfundstücke, so wie durch Reste 
der ehemaligen Schlackenhalden. 

Viel ausgiebiger allenfalls waren die Magnet eisen- 
erzlag er bei Maleschau und bei Hammerstadt. 

Das Maleschauer Lager scheint sich auf den Gipfel des 
Maleschauer Berges zu beschränken, da mit einem im Thale 
angeschlagenen Stollen das Hauptlager nur sehr verschmälert 
angefahren worden ist. Die Erze wurden auf der Spitze des 
Berges in Tagbauen gewonnen, deren Richtung auf das 
Vorhandensein zweier paralleler Lager zu verweisen scheint, 
während die Streichungsrichtung der Lager der allgemein 
herrschenden entspricht. Auch ist die eben dort gut ausge- 
sprochene Schichtung des „rothen Gneisses" im Liegenden 
und Hangenden des Erzlagers durchaus regelmässig. Das 
Erz, wie es noch jetzt in den seit mehreren Decennien 
ausser Betrieb stehenden und in den ausgehauenen Räumen, 
zumeist ersäuften Bauen gefunden werden kann, ist manch- 
mal eine innige Mischung von körnigem Magneteisenstein, 
rothem Granat und dunkelgrüner Hornblende, während in 
anderen Fällen diese drei Lagerbestandtheile neben einander 
ausgeschieden sind oder in den verschiedensten Trümmer- 
bildungen sich durchkreuzen. Accessorisch finden sich häufig 
Quarz und Kalkspath in schönen Krystallen ein. Oft zeigt 
sich die dichte Erzmasse von Trümmern dieser Minerale 



•) K. Vrba, Sitzber. d. küngl. böhm. Ges. d. Wissensch. 1886, 
pag. 13—19. 



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Da* böhm.-mähr. Hochland. — 



Erzlagerstätt. 



127 



durchdrungen, an welche sich dann gewöhnlich Hornblende- 
krystalle als äussere Umhüllung anschliessend so dass förm- 
liche Hornblendeknollen im dichten Erze eingeschlossen er- 
scheinen.*) 

Die genaueren Lagerungsverhältnisse sind leider nicht 
zu bestimmen, doch scheint, nach zahlreichen Fundstücken 
von mittelkörnigem Kalksteine zu urtheilen, krystallinischer 
Kalk das Erzlager zu begleiten. Gleicherweise hat v. Andrian 
aus Bruchstücken, die auf den Feldern zu finden sind, ab- 
geleitet dass die Lagerstätte von zahlreichen Granitadern 
durchsetzt sein müsse und das ganze Lager wahrscheinlich 
stockförmige Diorite zu Trägern habe. 

Die Lagerstätte von Magneteisenerz am Fiolnikberge 
*VÖ von Hammerstadt zeigt ähnliche Verhältnisse, wie sie 
bei Maleschau bestehen. Auch hier nimmt das Lager die 
höchste Spitze des Berges ein, auf welcher einige Tagbaue 
und viele schon verfallene Schächte zu sehen sind. Die Be- 
schaffenheit der Gangart und des Erzes ist jener bei Male- 
schau sehr ähnlich, doch scheint das Magneteisenerz des 
Fiolnikberges reicher an Quarz zu sein. Die allgemeine La- 
gerung dürfte sich von jener bei Maleschau nicht sonderlich 
unterscheiden, und namentlich scheint auch hier das Erz- 
lager von Granittrümmern durchsetzt zu sein, da man im 
Schurfgebiete häufig Stücke eines grobkörnigen Pegmatites 
findet. (Vergl. S. 115.) 

Nach Zippe**) ist brauner Thoneisenstein bei Ledec 
und Frauenthal gewonnen worden. 

Anhangsweise mag hier auch eine Bemerkung über 
einstige Edelsteingewinnung im Gebiete des böhmisch-mäh- 
rischen Hochlandes beigefügt werden. Bei Radbof und Se- 
dier sollen im letzten Viertel des vorigen Jahrhundertes 
..Granaten-Brüche 44 bestanden haben und stark betrieben 
worden sein. Später wurden sie an die Koliner Juden ver- 
pachtet, welchen man nachsagt, dass sie daraus grossen 
Gewinn gezogen haben.***) 

*) K. von Hauer bestimmte in einer Erzprobe 37,11% Rein- 
eisengehalL 

*•) Sominer's Königr. Böhmen, XI. Bd., pag. XXIII. 

'**) Ibid. XI. Bd., pag. 366. — Diese Granaten dürfen nicht mit 
den vormals im Edelsteinhandel bekannten „Koliner Edelsteinen" ver- 
wechselt werden, welche dem angeschwemmten Sand und Gerolle der 
Elbe entstammten. 



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128 1- Archaeische Gruppe. 



Uiynriss- und ITrechiefersystom. 



Der Böhmerwald. 

Die gewaltige, waldreiche Gebirgsmasse, die von der 
Budweiser Ebene im Süden in nordwestlicher Richtung ent- 
lang der böhmisch-baierischen Grenze bis ins Egerland sich 
hinzieht, wird nach allgemeiner Gepflogenheit als Böhmer- 
wald bezeichnet, obwohl sie, wie schon in der Einleitung 
(pag. 19) hervorgehoben wurde, aus zwei orographisch und 
geologisch selbständigen Theilen besteht, nämlich dem süd- 
lichen bis zum Osserberge reichenden, eigentlichen Böhmer- 
walde (Sumava), und dem nördlichen, zwischen dem Cer- 
chov- und Dillenberge sich erstreckenden Böhmischen 
Walde (Cesky les). Die Hauptrichtungen dieser beiden 
Gebirgstheile kreuzen sich unter einem stumpfen Winkel in 
dem niedrigen Hügellande, das sich zwischen den Riesen- 
pfeilern des Osser- und Cerchovberges ausbreitet. Es sind 
somit in der Gebirgsmasse zwischen Böhmen und Baiern 
drei Theile auseinanderzuhalten, von welchen jedem eine 
gewisse Selbständigkeit zukommt. Deshalb soll auch jeder 
einzeln beschrieben werden, allerdings in diesem Abschnitte 
zunächst nur die beiden böhmisch-baierischen Grenzgebirge : 
Sumava und Cesky les. während die Neumarkter Senke erst 
später im Anschlüsse an das mittelböhmische Urschiefer- 
gebirge besprochen werden wird. 

Jedoch ist im Allgemeinen vorauszuschicken, dass die 
geognostische Schilderung der genannten böhmischen Ge- 
birgstheile eigentlich nur ein unvollständiges Bild von dem 
Aufbaue des böhmisch-baierischen Grenzgebirges zu bieten 
vermag, da die böhmischen Gebirge nur Theile von Ketten 
sind, die zur Hälfte dem Königreiche Baiern angehören. 

Es bildet nämlich im südlichen Gebirge die Sun\ava 
mit dem Baierischen Walde und im nördlichen Theile der 
Böhmische Wald mit dem Oberpfälzer Grenzgebirge ein 
Ganzes. Daher sollen bei den folgenden Beschreibungen 
soweit zum Verständnisse nöthig auch die ausserhalb der 
böhmischen Grenze liegenden Gebirgspartien berücksichtigt 
werden, und zwar um so mehr, als die baierischen Gebirgs- 
theile eine eingehende geognostische Erforschung durch C. 
W. v. Gümbel erfahren haben, dessen Resultate selbstver- 
ständlich für die Beurtheilung auch der böhmischen Gebirgs- 
theile massgebend sein mussten und bei den Erforschern der 
böhmischen Gebirgszüge, soweit sie dieselben berücksichtigen 
konnten, in der That entsprechende Würdigung fanden. 



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Der Böhmenvald. — 1. Sumava. 



129 



l. Der eigentliche Bohmerwald ( Samara) 

wird im Osten bis Protiwin vom Moldauthale und der Bit- 
weiser Tertiärebene, im Norden bis Hradek nahe Schütten- 
hofen vom Otavaflusse, und von hier bis Klattau vom mittel- 
buhmischen Granitgebirge begrenzt, in welches letztere sich 
das Vorland der Sumava einschiebt und zwar in einer Aus- 
buchtung von Bergstadtl und Kolinetz aus gegen Silberberg, 
und in einer zweiten, sehr umfangreichen Partie, die sich 
von fteschin und Janowitz über Planitz und Kasejowitz weit 
in das Innere des Landes ausdehnt. Die westliche Begrenz- 
ung verläuft von Janowitz an Neuern, Kohlheim, und Spirken 
vorbei zur Landesgrenze, welche selbst im Südwesten und 
Süden das hier in Betracht kommende Gebiet der Sumava 
umschliesst. 

Das Gebirge, welches diesen Raum einnimmt und in 
seiner Hauptmasse unmittelbar an der Landesgrenze hoch 
aufgethürmt ist, verflächt sich gegen das Innere des Landes 
allmfdig, während der baierische Gebirgsantheil nach Baiern 
ziemlich schroff abfallt. Nur in das Thal der Moldau senkt 
es sich auch in Böhmen beiderseits steil. Das Gebirge, wel- 
ches heute wohl in allen Theilen zugänglich ist und von 
Touristen besucht wird, war mit seinen weiten undurch- 
dringlichen Waldungen noch im ersten Drittel unseres Jahr- 
hundertes ein Gebiet, von welchem man kaum oberflächliche 
Kenntnisse besass und das z. B. in den alten Beischreib- 
uogen (Preysler's, Lindaker's und Hoser's 1791, Flurl's 1798, 
Graf Sternberg's 1806, Dlask's 1822 u. a.) in übertriebener 
Weise als ein ödes Waldgebirge mit finsteren, von wilden 
Thieren bewohnten Schlünden geschildert wird, dessen Er- 
gründung im Innern namentlich „die oft ansehnliche Gesell- 
schaft der Raubschützen," verhindert, „welche Tag und 
Nacht die Wälder durchstreichen und alles was ihnen vor- 
kommt, selbst Menschen nicht ausgenommen, niederschies- 
sen" (Dlask, pag. 219). 

Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, dass 
die geologische Erforschung der Sumava neueren Datums 
ist. Noch 1831,musste sich der vortreffliche F. X. M. Zippe 
in seiner „Uebersicht der Gebirgsform. in Böhmen" auf ganz 
wenige, einige hohe Berge betreffende Angaben beschränken. 
In Sommer s Königreich Böhmen 1839 bis 1841 *) lieferte er 



•) Band Yll., VIII. und K. 

K*i$*r, Geologie tob Böhmen. 



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130 I- Archaeische Gruppi*. — Urgueiss- und Urschiefersystem. 



allerdings schon eine ziemlich eingehende und als einzig« 
Vorarbeit für die späteren geologischen Aufnahmen unge- 
mein werthvolle Beschreibung des Gebirges, nebst vielen 
beachtenswerthen Einzelnangaben. A. E. Reuss in seiner 
„Kurzen Uebersicht etc. 44 *) vermochte 1854 die Kenntniss 
des Böhmerwaldes nicht sonderlich zu erweitern, konnte 
aber wohl hauptsächlich auf Grund der Zippe'schen Arbeiten 
immerhin ein Bild des geognostischen Aufbaues des Böhmer- 
waldes entrollen, welches dem heutigen schon recht nahe 
kommt. 

Ebenso wie für die Reuss'sche Darstellung bildeten die 
Zippe'schen Beschreibungen und dessen geognostische Ein- 
zeichnungen in die Kreybich'schen Kreiskarten die oft nach 
Verdienst anerkannte Grundlage für die Aufnahmen der k. k. 
geol. Reichsanstalt, welche im Jahre 1853 in Angriff genom- 
men wurden. Doch dürfen die grossen Verdienste nament- 
lich eines Ferd. v. Hochstetter um die geologische Er- 
forschung des böhmischen Antheiles des böhmisch-baieri- 
schen Grenzgebirges nicht unterschätzt werden. Dieser vor- 
zügliche Geologe schuf im Vereine mit V. v. Zepiiarowich 
eine durchaus verlässliche, höchstens in Einzelnheiten zu 
ergänzende Grundlage für die Beurtheilung des geognosti- 
schen Aufbaues der Sumava, die von unvergänglichem 
Werthe ist. 

Der erste, die Granulite und Serpentine, und der zweite, 
die alten Goldwäschen im Böhmerwalde behandelnde Theil 
der eingehenden, mustergiltigen Arbeit v. Hohstetter'S er- 
schien 1854,**) der dritte, dem Granite und Granitporphyre, 
und der vierte, der Glimmerschiefer-Formation des Künischen 
Gebirges gewidmete Theil 1855.***) 

Gleichzeitig befasste sich V. v. Zepharowich mit der 
genauen Erforschung des Vorlandes der Sumava bis zum 
Otavaflusse.t) 

Durch die Arbeiten dieser beiden Forscher wurde eine 
Uebersicht der geognostischen Verhältnisse der Sumava ge- 
schaffen, welche durch die baierischerseits beiläufig zur sel- 
ben Zeit von C. W. v. Gümbel vorgenommenen Aumahms- 



*) L. c. pag. 35-43. 

**) Geognostische Studien aus dem Böhmerwalde. Jahrb. der k. k. 
geol. H.-A., V., pag. 1 fT., und ibid. pag. 567 ff. 
♦•*) Ibid., VI., pag. 10 ff. 

+,» Beiträge zur Geologie des Pilsener Kreises in Böhm. I. Jahrb. 
d. k. k. geol. R.-A.. V., 1854, pag. 271 ff. — II. Ibid. VI., 1855, p. 453 ff. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. 131 



arbeiten, die erwünschte Ergänzung erfuhr.*) Hochstetter 
hatte später mehrfach Gelegenheit die Gümberschen Ergeb- 
nisse mit seinen eigenen Resultaten zu vereinigen. Die Kalk- 
und Graphitlager bei Schwarzbach hatte C. Peters schon 
1853 beschrieben;**) alle späteren Specialarbeiten fussen 
jedoch auf den grundlegenden Darstellungen der früher ge- 
nannten Forscher. Als die wichtigsten dürften in Bezug auf 
die archaeische Gruppe die hauptsächlich das petrographische 
Moment hervorhebenden Arbeiten J. N. Woldbich'8,***) der 
eingehend das Gebiet N von Winterberg und SO von Berg 
Reichenstein beschreibt, und C. v. Camerlander'8 t) ange- 
führt werden können. An dieselben schliessen sich einige 
Abhandlungen an, die noch speciellere Fragen berühren, wie 
z. B. A. SchraüF'S classische Studie über die Serpentine 
von Krems, ft) J* Lehmann'S auf das Gebiet Bezüg neh- 
mende Bemerkungen,ftt) R. Helm hacke R 8 raineralogische 
Beobachtungen aus dem Böhmerwalde,*f) G. Starkls Stu- 
die am Glimmerdiorit von Christianberg,**t) u. a. 

Die folgende Darstellung des geognostischen Aufbaues 
der Sumava stützt sich in erster Reihe auf die Forschungen 
v. Hochstetter'S und v. Zephabowich'S, deren Ausführ- 
ungen zum Theil wörtlich wiedergegeben werden. » 

Was zunächst die Oberflächenbescliaffcnheit der Sumava 
anbelangt, so erweist sie sich im Allgemeinen deutlich ab- 
hängig von dem geognostischen Aufbaue. Das verbreitetste 
Gestein ist Gneiss, welcher im Ganzen nur flachgewölbte 
Rücken ohne auffallend hervorragende Felsmassen bildet. 
Die Granitgipfel, welche sich knapp an der Grenze zwischen 
Ober Plan und Kuschwarda ausbreiten, ebenso wie die Berge 
der umfangreichen Granulitpartie zwischen Krumau und Ne- 
tolitz, und besonders die scharfen Rücken des Glimmer- 



■) Die umfangreiche Gesammtdarstellung : Geognostiscbe Beschreibe 
ung des ostbaierischen Grenzgebirges, erschien erst 1868. Gotha. 

•*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., IV., 1853, pag. 126 ff. 

***) Hercjmische Gneissformation bei Gross Zdikau im Böhmer- 
walde. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., XXV., 1875, pag. 259 ff. 

f) Zur Geologie des Granulitgebietes von Prachatitz. Ibid. XXXVII., 
1887, pag. 117 ff. 

tt) Vergl. die Anmerk. auf Seite 41. (Es sind dort die Vorzeichen 
***) und umzuwechseln). 

■J-rt) Untersuch, über die Entstehung der altkrystall. Schiefer- 
eestein e. 1884. 

*i> Tschermak's Mineral. Mittheil., 1873, pag. 273 ff. 

~t) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., XXXIII.. 1883. pag. 638 ff. 

9* 



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132 I. Archaeische Gruppe. - Urgneiss- und Urschiefersystera. 



Schiefers im Osserzuge sind in ihrer Form von den Gneiss- 
bergen deutlich verschieden. 

Aus der Budweiser Ebene erhebt sich der Böhmerwald 
ziemlich unvermittelt und entwickelt von hier aus eine An- 
sicht von eigenartiger Schönheit. Die niedrigeren vorderen 
Bergzüge lassen die entfernteren höheren stufenförmig hinter 
einander aufsteigen, wodurch ermöglicht wird eine weite, 
höchst anmuthige Gebirgslandschaft zu überblicken, welche 
durch die vorliegende wasserreiche und fruchtbare Ebene 
noch gehoben wird. 

Dieser an die Budweiser Ebene angrenzende Theil der 
Sumava wird von den breiten waldigen Rücken des Plan- 
sker Waldes beherrscht, dessen höchster Gipfel, der 1080 m 
hohe Schöninger von seinem Aussichtsturme eine herrliche 
Rundsicht gewährt, welche zugleich den unterschiedlichen 
Charakter der Oberflachengestaltung der einzelnen Gebirgs- 
theile erkennen lässt. 

Von der Plattform des Thurmes erscheint die Sumava 
in dunklen Contouren, welche sich sehr deutlich von den 
hinter ihnen aufsteigenden leuchtenden Umrissen der Alpen 
abheben. Diese höchst malerische Aussicht gegen Süden, 
♦ wo jenseits des Donauthales die über den Nebel der Nie- 
deningen emporsteigenden Alpen in weiter Ferne den Hori- 
zont bekränzen, verleiht überhaupt allen Höhenpunkten des 
Böhmerwaldes ihren grössten Reiz. 

Ferd. v. Hochstetter beschreibt die Aussicht vom 
Schöninger sehr anschaulich. „Hoch über dem wellenförmi- 
gen Hügellande des Gneiss- und Glimmerschiefer-Terrains 
gegen Südost und Süd zieht sich am fernen Horizonte die 
lange Kette der Kalkalpen vom Oetscher bis zum Watzmann. 
Bei durchsichtiger Luft schimmert das Karlseisfeld des Dach- 
steins so hell herüber, die dunkleren Felsspitzen darauf 
schneiden sich so rein am Horizonte ab, dass man die Ent- 
fernung fasst vergisst. Dieser leuchtende Streifen der Schnee- 
berge mit den zackigen pittoresken Contouren ist gegen 
Südwest plötzlich abgeschnitten durch die dunkeln Rücken 
der Sumava. Zuerst der runde Granitrücken des St. Thomas- 
gebirges mit der Burgruine Wittinghausen, dann die lang- 
gestreckten waldigen Rücken der grossen Granitmasse längs 
der österreichisch- und baierisch-böhmischen Landesgrenze, 
des Hochfichtet (1337 m) und des Plöckensteins (1378 w), 
mit den Dreisesseln (1331 m) und dem Hohensteine, vor 
ihm die Granitspitzen des Lysfwaldes und der Fuchswiese, 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. 



133 



die lange düstere Granitwand des Langenberges ; weiter 
gegen Westen die runden Gneisskuppen des grossen Chluni- 
und Pleschkenberges, des Schreiners und Kubani, und weit 
hinter ihnen die waldigen Gneiss-Plateaus bei Aussergefilde 
und Stubenbach überragt vom Lüsen und Rachel. 4 * 

Der Plansker Wald selbst bildet nur einen Theil des 
(in Sommers Bölimen, IX. Bd., pag. IX. so benannten) 
Plansker Gebirges. Parallel zu ihm im Nordwesten, 
jenseits des Berlaubaches verläuft nämlich ein zweiter nie- 
drigerer Gebirgszug, dessen höchster Gipfel, der Kluk (737 m) 
sein felsiges Haupt in eckigen Umrissen über die südöst- 
lichen Waldstrecken emporhebt. An ihn reihen sich gegen 
XW einige andere Berge, wie z. B. der Hedel, Habfiberg, 
Sturma. Struha, Jankauberg u. a. an. Eine niedere Reihe 
von Gneisshügeln trennt diesen Zug von der Budweiser 
Ebene. Im Nordwesten hängt er jedoch mit einer dritten 
Reihe höherer Kuppen zusammen, welche die beiden durch 
das Thal des Berlaubaches (Kremser Thal) getrennten Pa- 
rallelzüge des Plansker und Kluk halbkreisartig verbinden. 
Es sind dies die Berge bei Kugelwaid und Jaronin, der 
Wolfsberg, Kroatenberg, Buglata (829 ro), hohe Würzen, 
die hohe Liesl, der Steinberg u. s. w., die alle ansehnliche 
Felsmassen auf ihren Gipfeln tragen. 

Diese drei Gebirgszüge bilden ein Amphitheater von 
Bergen, das Plansker Gebirge, welches gegen NW von dem 
übrigen Abfalle des Böhmerwaldes durch den Wagauer Bach 
und die Einsattelung, über welche die Strasse von 0chsbrunn 
nach Elhenitz führt, getrennt ist. Durch seine Höhe, Relief- 
formen und geognostische Zusammensetzung erscheint es ge- 
wissermassen als ein dem eigentlichen Böhmerwalde vor- 
liegendes, selbständiges Gebirge. Es soll hier jedoch dem 
Böhmerwalde angeschlossen und im Zusammenhange mit 
ihm beschrieben werden, um so mehr, als sich zwei weitere 
Granulitpartien in der Oberflächengestaltung von ihrer Gneiss- 
umgebung kaum unterscheiden. 

Es ist schon oben erwähnt worden, dass sich die Su- 
raava am höchsten an der Grenze erhebt, von wo aus sie 
sich gegen den Otavafluss zu allmälig verflächt. 

Etwa bis zur Linie, die man sich beiläufig über die 
Orte AVällischbirken, Ckyn, Pfecin, Straschin und Schütten- 
hofen parallel zum Grenzrücken gezogen denken kann, reicht 
das höhere Gebirge. Nördlich von dieser Linie, dem Otava- 
flusse zu, verliert das Gebirge allmälig an Zusammenhang, 



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134 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



da sich zwischen die in Reihen oder Bögen stehenden nie- 
deren Berge mehr weniger flache Landstriche einschieben. 
Am weitesten dringen im Vorlande der Sumava die Berge 
zwischen Sehüttenhofen und Horazdiowitz gegen die Otava 
vor. Hier erhebt sich der Berg, welcher die Reste der Pra- 
chinburg trägt, nach welcher ehemals ein Kreis benannt 
wurde, als der am weitesten an den Fluss vorgeschobene 
bedeutende Höhenpunkt. 

Hier überall ist Gneiss das herrschende Gestein. Das 
ganze Gebiet desselben stellt sich als ein gegen Nordosten 




y.<j 28. Die Stromschnellen der Moldau an der TeafeUmauor. 



sich senkendes, grosswelliges Hochland von cca 800 — 1000 m 
mittlerer Seehöhe dar, welches in allen Richtungen von 
tiefen Felsthfdern durchfurcht wird. Ein solches enges, 
höchst romantisches Thal bildet zunächst die Moldau selbst 
von Ferchenhaid aufwärts bis Aussergelild, aber auch weiter 
unten, wo sich Granit an den jungen Fluss herandrängt, 
welcher in einem engen, vielfach gewundenen, bald von un- 
geheueren Felswänden, bald von zahllosen Felsbiöoken ein- 
geengten Bette einherbraust und an malerisch gelegenen 
Ortschaften, Kirchen, Klöstern, Burgen vorbeirauscht, bis er 
sich durch die Felsgehänge einen Weg in die weite lachende 
Ebene eröffnet. Die Gegenden von Friedberg, Kienberg, die 
Teufelsmauer (Fig. 28.), Hohenfurth, Rosenberg usw. reihen 
sich am Flusse hinter einander zu einem Bilde von wechsel- 



Goo<; 



Der Böhmenvald. — 1. Suinava. 



13ß 



voller, höchst romantischer Scenerie. Aehnliche tiefe Thäler 
bildet die Flanitz von Husinetz aufwärts über Sablat bis zur 
Ruine Gans, die Bäche bei Winterberg, der Maderbach, der 
Widen- und Kislingbach, dann die das Gebirge quer durch- 
brechende Otava (Fig. 29.) und alle ihre Zuflüsse von rechts 
und links. 

Die Bergbäche zwängen sich zwischen Steinmassen 
durch, springen an Felsgehängen rauschend in die Tiefe, 
bohren sich in das harte Gestein ein und arbeiten unermüd- 
lich an seiner Zerstörung. Mit Hilfe von kleinem Gerölle, 




Fig. »9. Partie am dem Wldra- i Otava ) Thale bei Innergetild. 



welches sio in Klüften und Springen der anstehenden Felsen 
absetzen und in Bewegung bringen, vermögen sie die Fels- 
massen im Innern auszuhöhlen und sog. Strudellöcher 
zu erzeugen, die häufig erst beim Zersprengen grösserer 
Felsmassen ersichtlich werden, wie in dem Falle (Fig. 30.), 
über welchen A. FriO in dankenswerther Weise Mittheilung 
gemacht hat.*) 

Das südliche Gneissgebiet erreicht in der Gegend von 
AiHsergefild und Mader seine höchste Höhe, nur einzelne 
Kuppen und Rücken steigen noch höher an, wie z. B. der 



•> Ve?mfr, XV.. I88fi, pa>r. 217. 



136 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Libin bei Prachatitz, der Kubani (1357 m) bei Winterberg, 
der Schreiner (1258 m) bei Wallern, der Antigel (1246 m) 
bei Innergefild, der Schwarzberg bei Aussergefild u. a. 

Die Hochgipfel und Plateaus dieses Gebietes sind von 
Wäldern bedeckt, welche neben umfangreichen Mooren 
(hauptsächlich in der Gegend von Aussergefild und Mader) 
die geologische Erforschung sehr erschweren, da Aufschlüsse 
nur in felsigen Thalgründen bestehen, auf den abgerundeten 
Bergkuppen jedoch nur selten Felsengebilde emporragen. 
Dennoch wird der Geognost, wie v. Hochstetter vortreff- 
lich bemerkt, selbst nach tagelangem W r andern durch Wald 




Fig. 30 Strudellöcber in Felablücken »ra Klsiingbivcu«: iui Bobmerwalde. 
Nach A. Frii. (ZelchnuDg von B Battie.) 



und Moor, wobei er kaum einen Stein zu sehen bekam, 
sich gerne „die grossen Eindrücke zurückrufen, die er em- 
pfand, wenn er eintrat in jene ursprünglichen Wälder, wenn 
er sie an der kundigen Führerhand eines biederen Forst- 
mannes durchstreifte, bald zwischen Riesenstämmen von 
Fichten und Tannen hindurch, wie zwischen den Säulen 
eines gothischen Domes, bald über Moorboden durch krüp- 
pelliges Knieholz, oder wenn er mühsam emporkletternd 
über ein Gewirr von Felstrümmern und vermodernden Baum- 
leichen, durch fest verwachsenes Gestrüpp endlich hervortrat 
auf die letzte hohe Felsplatte, und nun von tiner der hohen 
Kuppen hinweg sah über die ungeheueren, düsteren, schwar- 
zen Waldmassen, aus denen nur da und dort ein blauer 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. 



137 



Rauch aufsteigt, das Zeichen des Holzhauers, der mit Feuer 
und Eisen sich Bahn bricht in die uralten Wälder." 

Im nördlicheren Gneissgebiete des Böhmerwaldes er- 
reichen die Berge ihre grösste Höhe S von Schattenhofen 
in der Umgebung von Berg Reichenstein, Stachau. Ckyn und 
Wällischbirken, wo zwar auch keine schroffen und zackigen 
Gebirgsformen vorkommen, immerhin jedoch die Contouren 
der Berge schärfer sind als im niederen Hügellande, wo die 
Formen stets abgerundet erscheinen. 

Der nördlichste Grenztheil der Sumava, das sogenannte 
Künische Gebirge, welches aus Glimmerschiefer aufge- 
baut ist und die beiden Seeberge : Osser und Seewand um- 
fasst, bildet ein hohes, von vielen tiefen Längs- und Quer- 




Fig. 81. Der bfclerltche und htthmUche Oaser. 
Nach F. r Hochstetter. 



thälern durchfurchtes Gebirgsland, welches mit vollem Rechte 
zu den landschaftlich schönsten Gegenden des Böhmerwaldes 
gezählt wird. Thal und Bergbildung ist hier von durchaus 
alpinem Charakter. Tief zwischen hohen, steilen Felsabstürzen 
liegen zwei prachtvolle Gebirgseen : Der Teufelssee und der 
Schwarze (Deschenitzer) See, und hoch über das Gebirge 
erhebt sich, weit in's Land sichtbar, die charakteristischste 
Bergform des Böhmerwaldes, der Osser (Sattelberg) mit 
seinen beiden mächtigen Felszacken. (Fig. 31.) Von ihm ge- 
trennt durch das Lamthal erhebt auf baierischem Grund der 
höchste Berg des Grenzgebirges, der Arber, sein Gneisshaupt. 
(Fig. 32.) 

Vom Osser fällt das Gebirge in der Gruppe des Rant- 
scher terassenförmig gegen das Hügelland der Hornblende- 
gesteine ab, welches die weite Kluft zwischen den hochauf- 



138 L Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



strebenden Pfeilern, dem Osser im Süden und dem Cerchov 
im Norden, ausfüllt und in Baiern bis zum Gebirgsstocke des 
Hohen Bogen sich erstreckt. 

Zur Schilderung des yeognostischen Aufbaues des Böh- 
merwaldes übergehend, wollen wir unsere Aufmerksamkeit 
zunächst dem Granulitgebir^e zuwenden, welches im süd- 
östlichen Theile des Gebirges in drei grossen, von einander 
getrennten Partien im Gneissgebiete aultritt und für diesen 
Theil der Sumava charakteristisch ist. 

Die erste dieser Partien ist die des Plansker Ge- 
birges bei Krumau, dessen Umwallung nur in ihrem obe- 
ren Theile aus Grannlit besteht. Die Grenze desselben ver- 




Fiq. 32 Der Arber von Böhm Kisenstetn *us gesehen. 
Nach F. t. lhwhttttttr. 



läult in fast regelmässiger Linie ohne auffallende Ein- und 
Ausbiegungen ringsum am Fusse des Gebirges etwa im 
ersten Drittel der Höhe der Berge. X von Goldenkron bildet 
auf eine kurze Strecke die Moldau selbst die Grenze. Von da 
zieht sie sich S W -wärts gegen Srnin, wo sie von Serpentinen 
gebildet wird, und weiterhin, von Amphibolgneiss scharf be- 
stimmt, gegen Neuhof, Losnitz und Kalsching, die Kühberge 
XW von Kalsching noch einschliessend, bis in die Nähe 
von Bichterhof, wo massige Hornblendegesteine und Serpen- 
tine interessante Grenzverhältnisse geben. Hier wendet sich 
die Grenzlinie gegen Süden und das Granulitgebirge bildet 
einen grossen halbinselartigen Vorsprung in das angrenzende 
Gneissterrain, gegen welches die Grenze keine scharfe ist. 
Der Vorsprung umfasst die Berge S von Prossnitz und Hoch- 
wald, die Hügel bei Meisetschlag, Michetschlag, PlatteLschlag 
bis an die Torfmoore des Olschbaches X vom Langenbrucker 



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Der Böhinerwald — 1. Suraava. — Granulit. 139 



Teiche and lässt sich auch jenseits der Torfmoore über 
Ottetstift gegen Honnetschlag verfolgen. 

Zwischen Richterhof und Ochsbrunn hängt diese Aus- 
buchtung mit der Hauptmasse des Granulitgebirges zusam- 
men. Bei Ochsbrunn bildet Gneiss und Hornblendegestein 
eine schmale, etwa 2 km lange, in das Granulitterrain gegen 
Mistelholz sich hereinziehende Zunge. Von da an ist die 
westliche Granulitgrenze, — bei Dobrusch auf eine kurze 
Strecke von Serpentin begleitet, — ziemlich genau durch 
den Wagauer Bach bestimmt und verläuft nordwärts bis in 
die Nähe von Netolitz. Von diesem nördlichsten Punkte 
zieht sich die Grenze in südöstlicher Richtung beiläufig an 
Luzitz. Kolowitz und Dobschitz vorbei gegen Saborsch, wo 
die Granulitformation unmittelbar an die Budweiser Tertiär- 
ebene angrenzt. Weiterhin bis über Slavce hinaus ist sie 
von ihr durch eine schmale Gneisszone getrennt, verläuft 
S W von Gross Cekau durch Jankau am östlichen Fusse des 
Kluk vorbei und von da wenig östlich von Trissau zur Mol- 
dau zurück. 

In dieser Umschreibung erscheint das ganze Granulit- 
gebirge, jenen keilförmigen Vorsprung bei Richterhof abge- 
rechnet, an der Oberfläche in Form einer Ellipse, deren 
grosse SO-NW-Axe von Smin bis gegen Netolitz 18 lern, 
und die kleine Axe zwischen Dobrusch und Saborsch 11 km 
laug ist. Die höchsten Gipfel des Gebirges liegen auf der 
hufeisenförmigen Linie, welche den Schöninger mit dem 
Mistelholz, Wolfberg, der Buglata, hohen Lie-1 und dem Kluk 
verbindet, so dass die Oberflächengestaltung den Eindruck 
eines Ringgebirges macht, welches nur an seiner östlichen 
Seite zerstört erscheint und bei der Ruine Maidstein vom 
Berlaubache in felsiger Schlucht durchbrochen wird. 

In seinem Verbreitungsgebiete zeigt sich der Granulit 
überall in losen Blöcken oder Platten, die besonders an den 
Gehängen der Berge oft wahre Felsenmeere bilden, so bei 
Jarunin, Berlau, bei den Schmiedhäusern, unterhalb der 
Steinwände im Mistelholz, am Sandberge ober Rothenhof, 
bei Tuschetschlag, am Hohenstein und am Weissenstein im 
Plansker. 

Die Hauptmasse des Granulites besteht aus weissem 
bis gelblich weissem, seltener röthlichem, immer sehr fein- 
körnigem Feldspathe ( Orthoklas , nur untergeordnet 
Oligoklas z. B. bei Smin), und aus gröberem, zumeist in 
rundlichen Körnchen oder auch papierdünnen Lamellen der 



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140 I- Archaeische Gruppe. — IJrgneiss- und Urschiefersystem. 



Feldspathmasse eingelagertem, grau- oder gelblichweissem 
Quarz. Beide Bestandteile vermag man in der Grund- 
massc gewöhnlich leicht zu unterscheiden, insofern sie nicht 
aphanitisch ist, was nur sehr selten vorkommt. Als dritter 
wesentlicher Bestandtheil tritt im Granulite braunrother bis 
fleisch- und colombinrother Granat in kristallinischen 
Körnchen von Mohn- bis Hirsekorn-, selten von Erbsen- 
Grösse, manchmal jedoch auch erst mit der Loupe erkenn- 
bar auf. Mehr als erbsengrosse Granaten sind immer ein 
Haufwerk. Wahren Granuliten fehlt der Granat nie, so zwar 
dass v. Hochstetter selbst glimmerreiche gneissähnliche 
Gesteine als Granulit auft'asst, solange sie feinkörnigen Feld- 
spath und Granaten enthalten. 

Neben diesen drei Hauptgemengtheilen finden sich in 
einigen Granulitvarietäten auch noch manche andere Minerale 
ein. Zu den wichtigsten gehört Cyanit in kleinen, breit- 
säulenförmigen, jedoch nie mit Endflächen ausgebildeten 
Krystallen, oder auch unregelmässigen Körnern von blau- 
weisser, gelbweisser, auch schön himmelblauer Farbe. Vor- 
waltend scheint er in schieferigen Abarten aufzutreten, in 
welchen manchmal durch Granat, Cvanit und Glimmer die 
Grundmasse ganz zurückgedrängt wird. Besonders deutlich 
erscheint der blaue Cyanit an der Oberfläche angewitterter 
und von der Sonne gebleichter Blöcke. Spaltungsflächen 
pflegen bisweilen von büschelförmigen Aggregaten eines 
feinstengeligen ^finerales bedeckt zu sein. Es ist Sil lim a- 
nit (rhomb. Thonerdesilikat ALSiO,), welcher sich beson- 
ders schön bei Kugelwaid und Berlau vorfindet. 

Ferner ist von den accessorischen Mineralen im Gra- 
nulit dunkler, tombackbrauner bis schwarzer Magnesia- 
glimmer (Biotit) zu beachten, der, ohne charakteristisch 
zu sein, doch selbst in den reinsten Granulitvarietäten in 
kleinen Blättchen zerstreut vorhanden ist und oft eine be- 
deutende Rolle spielt. In den feinkörnigsten, fast dichten 
Abarten sammelt er sich gewissermassen in Lagen und be- 
dingt die ausgezeichnete Parallelstructur, resp. im Quer- 
bruche eine regelmässige Streifung des Gesteines. 

Manchmal findet sich in körnigen Granuliten auch noch 
Turmalin in sehr feinen schwarzen Krystallnadeln oder 
Büscheln ein. Sein Erscheinen schliesst dunklen Glimmer 
und Cyanit aus: jedoch mit Granat und weissem Glimmer 
pflegt er vergesellschaftet zu sein. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Granulit. 141 



Nach ihrer verschiedenen Zusammensetzung hat von 
Hochstetter drei Gruppen von Granulitvarietäten im Plan- 
sker Gebirge unterschieden, nämlich 1. reine glimmerarme 
Granulite, 2. glimmerreiche Granuli te und 3. turmalinführende 
Granulite. 

Der glimmerarme Granulit kommt körnig ent- 
wickelt bei Kokotin und bei Hödlwald im Plansker in einer 
so feinkörnigen Abart vor, dass man auch mit der Loupe 
die einzelnen Bestandteile nicht mehr zu unterscheiden 
vermag. Körnigere Varietäten treten auf dem Hügel westlich 
von Srnin, im Kremserthale, bei Richterhof links von der 
Strasse nach Ochsbrunn, beim Neuhof 0 von Elhenitz usw. 
auf. — In einer schieferigen Varietät erscheint dieser Gra- 
nulit stellenweise im Plansker. Das Gestein des Leitersteines 
auf dem Schöninger steht in der Mitte zwischen der körni- 
gen und schieferigen Varietät. 

Glimmerreiche Granulite lassen ebenfalls eine 
körnig schuppige und eine streifige Varietät unterscheiden. 
Aus ersterer bestehen z. B. alle die zahllosen Blöcke, welche 
an den Gehängen des Plansker, der Berge bei Kugelwaid, 
Jaronin, am Steinberge usw. herumliegen. Sie enthalten wohl 
am meisten Cyanit, in einzelnen Handstücken oft mehr als 
Granat. Gneissähnliche Abarten setzen die Felsmassen des 
Kluk, des hohen Würzen, der hohen Liesl, des Groschumer 
Waldes, des Hohen Steines bei Tuschetschlag zusammen. 
Diese gneissartigen Granulite mit wenig Granaten enthalten 
nach v. Hochstetter am Kluk, besonders an seinem N0- 
und fP-Fusse, ebenso am Buglataberge, bei Jaronin neben 
schwarzem Glimmer noch wenig weissen, der in einer talk- 
artigen Varietät zu radial auseinanderlaufenden schuppigen 
Büscheln verwachsen ist. — Die zweite, körnig streifige 
Abart der glimmerreichen Granulite ist hauptsächlich da- 
durch charakterisirt, dass der braune Glimmer in mehr oder 
weniger ebenen Flächen mit der gewöhnlich sehr feinkörnigen 
Granulitmasse wechsellagert. Cyanit fehlt hier in der Regel, 
jedoch nicht immer. Man findet diese Abart bei Tuschet- 
schlag, am Fusse des Schöninger bei Neuhof, im grössten 
Theile des Leitersteines auf dem Schöninger, besonders 
schön entwickelt bei Adolfsthal links an der Strasse nach 
Budweis, dann bei der Hollubauer Mühle, beim Greinerhof 
unweit Netolitz usw. Verliert die Abart alle Granaten und 
wird dafür der Glimmer häufiger, so bilden sich Uebergänge 
in sehr feinstreifige Gneisse aus, wie z. B. auf dem niederen 



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142 I- Archaeische Gruppe. — 



Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Bergröcken, der zwischen Berlau und Neudorf' gegen SO in 
das Serpentingebiet des Kremser Thaies hineinragt . — Beach- 
tenswert ist ein Vorkommen von glimmerreichem feinkör- 
nigem Granulite in der Gegend von Srnin und am Sandberge 
bei Rothenhof, wo nach v. Hochstetter bis wallnussgrosse 
Kugeln, aus der Granuli tmasse selbst oder aus reinem Quarze 
oder Orthoklas bestehend, in der übrigen Gesteinsmasse ein- 
gebettet vorkommen sollen.*) Bei Klein Zmietsch im Hohl- 
wege nach Kugelwaid fand derselbe Forscher im dünnschie- 
ferigen Granulite faustgrosse Quarzkugeln. 

Die glimmerreichen Granulite sind im Krumauer Gra- 
nulitgebirge am meisten verbreitet. 

Turmalinführende Granulite sind die verhält- 
nissmässig seltensten. Typisch kommen sie nach v. Hoch- 
stetter am Fusse des Matzo bei Jaronin, bei Siebitz unweit 
Ochsbrunn, zwischen Habri und Jankau an der iVO-Grenze 
des Granulitgebirges und bei Plattetschlag und Meisetschlag 
auf dem Granulitvorsprunge vor. 

Die sog. „trappartigen" Varietäten der sächsischen Gra- 
nulitformation (Pyroxengranulite) hat v. Hochstetter in 
Böhmen nirgends gefunden. Auch Camerlander hat sie 
im Gebiete von Prachatitz nicht wahrgenommen, wogegen 
sie J. Lehmann von einigen Punkten anfuhrt. 

Was die Textur der Granulite im Allgemeinen anbe- 
langt, so sei bemerkt, dass der, theils durch die schicht- 
weise Anhäufung des Quarzes, theils durch die parallele 
Ablagerung des Glimmers bewirkten, vorzüglichen Parallel- 
struetur stets eine ausgezeichnete Spaltbarkeit des Gesteines 
entspricht. Mit der Spaltbarkeit steht gewöhnlich auch eine 
plattenförmige Absonderung in Verbindung, welche so aus- 
gesprochen zu sein pflegt, dass stellenweise wenige Centi- 
meter dicke, 3—4 Quadratmeter grosse Platten gebrochen 
werden können. Jedoch auch bei körnigen Granuliten kommt 
die plattenförmige Absonderung vor und die Fälle, wo sie 
mit der Parallelstructur nicht übereinstimmt, sind durchaus 
nicht selten, so dass also die Plattenabsonderung nicht mit 
Schichtung identiticirt werden darf. Vielmehr besteht eine 
Aehnlichkeit mit der auch bei Graniten vorkommenden 
Plattenbildung. (Vergi. S. 112.) 

*) J. Lehmann (Entstehung altkryst. Schiefergest. 1884, pag. 15) 
vermocht* die Kugeln im Granulite bei Srnin nicht wieder zu finden. 
C. v. Camerlander (L. c. p. 141) erklart sie für Massenanhäufungen 
von Sillimanitnadeln. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Granuüt. 143 



Immerhin unterscheiden sich plattige Granulite durch 
ihr mehr geschichtetes Aussehen charakteristisch von ähn- 
lichen Granitfelsen, bilden aber wie diese hoch aufragende 
mauer- und thurmähnliche Felsen, die oft in Folge einer zu 
der plattenförmigen Absonderung fast senkrecht stehenden 
Zerklüftung nach einem Vergleiche v. Hochstettens wie 
Coolissen in langen Reihen hinter einander stehen. Sehr 
schön ist dies am Leiterstein auf dem Schöninger zu be- 
obachten. Im Kleinen macht sich namentlich bei den körnig 
streifigen Granuliten eine scharfkantige rhomboidale Zerklüft- 
ung sehr bemerkbar, welche die Verwitterung ungemein be- 
günstigt. Dieselbe fangt mit einem Zerfallen der Masse in 
kleine ochergelbe Stücke an, die allmälig in lichtgelben, 
mehr sandigen als lehmigen Grus übergehen. 

Dieser ist in oekonomischer Hinsicht von ziemlicher 
Bedeutung, da er erstens dem mageren Serpentinboden 
gegenüber eine fruchtbare Dammerde bildet und zweitens 
in Ziegelbrennereien wohl verwendet werden kann. Fester 
Granulit findet als Maurer- und Steinmetzmaterial Verwend- 
ung. Die Mariensäule auf dem Stadtplatze zu Krumau soll 
aus Granulit vom Plansker gearbeitet sein. 

Westlich von dem Krumauer Granulitgebirge, dessen 
Hauptgruppe der Plansker bildet, erstrecken sich in gleicher 
Richtung von S nach N in einer Länge von cca 8 km drei, 
durch tief eingeschnittene Thäler von einander getrennte, 
parallele Bergrücken mit zahlreichen niederen und höheren 
Kuppen. 

Der erste dieser Bergrücken, welcher sich von Tisch 
aus zwischen dem Wagauer und dem Gruber oder Melhutka- 
bache in die Gegend von Herbes SW von Netolitz zieht, 
und dem z. B. der Matzels-Bühel, Wrati, Hohenstein, der 
Elhenitzer Berg usw. angehören, ist ein cca 2 hm breiter 
Gneisszug, welcher das Plansker Gebirge von dem westlicher 
gelegenen sog. Prachatitzer Granulitgebirge trennt. 
Dieses besteht in seiner Hauptmasse aus dem zweiten und 
dritten der erwähnten drei Bergrücken. 

Der zweite beginnt zwischen dem Gruber Bache und 
dem Frauenthaler Bache S bei Zabof und dehnt sich nord- 
wärts über Klenowitz und Feibern in den Hügeln des Thier- 
gartens W von Netolitz aus. Der dritte, zwischen dem 
Frauenthaler Bache und dem 2ivnybache bei Prachatitz ge- 
legene, verbreitet sich von Schlag aus über Jelemka, Neba- 



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144 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



hau, Zernowitz und Lhota bis in den Babiwald zwischen 
Bieltsch und Witjejitz. 

Das ganze SO von Prachatitz sich ausbreitende Gra- 
nulitgebirge hat die Gestalt einer unregelmässigen Ellipse, 
deren grosse Axe von Zäboi- bis zur ßlanitz bei Bieltsch 
10 km lang und mit der grossen Axe der Plansker Granu- 
litpartie parallel ist, wahrend die kleine Axe zwischen Pra- 
chatitz und Witjejitz 7 km misst. 

Die genauere Grenze verläuft im Süden von Zäboi- dem 
Bache entlang bis zur Köppelmühle (NO von Chrobold), von 
hier in fast gerader Linie bis zum Galgenberge bei Prachatitz, 
wobei von Röhn bis zur Sägemühle oberhalb Prachatitz der 
2ivn^bach die scharfe Grenze zwischen den Granuliten an 
seinem rechten und den ihnen auflagernden, im Libinberge 
steil aufsteigenden Gneissen an seinem linken Ufer bildet. 
Unmittelbar bei Prachatitz, 0 von der Stadt, schneidet die 
Grenzlinie den ZivnVbach, zieht sich deutlich bis zum Schnei- 
der auf der Wiese hin, von wo sie sich nordostwärts gegen 
Bieltsch wendet, gleichzeitig bei dem hier stattfindenden all- 
mäligen Uebergange des Granulites in Gneiss ihre Schärfe 
einbüssend. Den einzigen sicheren Anhaltspunkt zur Grenz- 
bestimmung bieten hier nach v. Hochstetter eigentüm- 
liche Hornblendegesteine, die N von Wostrov anstehen und 
schon zu Schürfungen Veranlassung gegeben haben, da man 
sie für Steinkohlen hielt.*) Es sind feldspath- und quarzarme 
Gesteine, in denen die braunschwarze, von dunklem Glimmer 
regelmässig durchwachsene Hornblende in grossen blätte- 
rigen Partien bis zu 2—3 cm Länge und Dicke, aber ohne 
jede regelmässige Krystallgestalt ausgeschieden ist und bei 
der Verwitterung des Gesteines in Knollen übrig bleibt. — - 
Von Bieltsch**) wendet sich die Grenzlinie südostwärts bis 
Tfebanitz, so dass der Burgberg bei Witjejitz schon auf 
Gneiss steht. Von Trebanitz gegen Süden bildet bis Zäbof 
zurück der Melhutkabach die Grenze. 

Die Granulite dieses Gebietes, welche von v. Camer - 
lander näher untersucht worden sind, erwiesen sich alle 
als von ziemlich genau übereinstimmender Zusammensetzung. 



*) An anderer Stelle erwähnt v. Hochstetter scheinbar von 
demselben Orte „schwarzgrüner Serpentine, die unkundige Private 
zu einem Versuchsbaue auf Steinkohlen verführt haben." 

**) Nach C. von Ca merlander (Jahrb. der k. k. gedl. R.-A., 
XXXVII., 1887, pag. 118) dürfte die Grenze richtiger durch den Ort 
Bieltsch gegen den Cihadloberg verlaufen. 



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[>er Bohmerwald. — J. Sumava. — Granulit. 145 



Z. B. in dem Granulite vom Jelemkaberge (SO von Prachatitz) 
wurde neben Feldspath, Quarz, Granat (gemeinem, nicht 
Almandin) und Cyanit, dessen Körner häufig von einem 
Rande von Sillimanit*) umgeben sind, auch dunkelgrüner 
Aagit als filzartiger Kranz von dichtgedrängten Stengeln ent- 
weder als Umrandung des Cyanits oder frei im Quarze lie- 
gend, ferner Biotit, tiefbraune Rutilprismen, Erzpartikeln und 
wenig Apatit nachgewiesen. Ganz ähnlich ist der Granuli t 
vom Galgenberye, von der Wällischmühle (^V von Prachatitz) 
von Klenowitz (S von Netolitz) und von einigen anderen 
Fundstellen zusammengesetzt. 

Interessant ist die Beobachtung v. Cameklandek's, 
•iass der Granulit des Prachatitzer Gebietes nicht nur von 
(ineissen überlagert, sondern auch unterlagert wird, so 
dass er sich zwischen Gneiss eingeschlossen darstellt. Der 
Hangendgneiss gibt die äussere Umgrenzung der Granulit- 
}>artie an. Der Liegendgneiss nun soll ausserordentlich con- 
form zum elliptischen äusseren Umrisse des Gebietes ver- 
laufen, und zwar von der Rumpal mühle (N von Prachatitz) 
nach 0, S an Witjejitz vorbei über den Goidbach zum Grün- 
berge und zurück durch das Südende des Dorfes Nebahau. 
Jedoch sind die Liegendgneisse nicht zu ungestörter Ent- 
wickelung gelangt, da sie relativ mächtige Granulitlager 
enthalten, wie z. B. am Gipfel des Kobyla Berges, N vom 
Gipfel des Nebahauer Berges und anderwärts. 

Durch den Frauenthaler und £ivny Bach wird das ganze 
Prachatitzer Granulitgebiet in drei Theile getheilt, deren 
jeder einige Eigenthümlichkeiten aufweist. 

Der erste Theil, zwischen Zäbof, Klenowitz, Krallen 
und Feibern bis Witjejitz besteht fast durchgehends aus 
schieferigen, körnig-schuppigen und körnig streifigen Gra- 
nuliten. die sehr selten Cyanit enthalten. Erst bei Feibern 
werden die Granulite glimmerreicher und gneissartig. Schön 
entblösst und in grossen frei hervorragenden Felsmassen 
anstehend sind diese Granulite am Hohen Stein X von Za- 
ber, im Köhlerwalde S von Klenowitz, im Bodenbergwalde 
u. a. Die plattige Absonderung ist zumeist horizontal, die 
Parallelstructur des Gesteines dagegen sehr wechselnd. 



') Sillimanit ist nicht nur für den (Jranulit charakteristisch, son- 
dern kommt nach v. Cain e r I a n d er auch ausserhalb des Gr<mulit- 
i.*<fbietes vor, so zwar, dass z. B. der eigenartige Gneiss an der Wald- 
liniere des Eichberges W von Prachatitz geradezu als Sillimanit- fFibro- 
lith-; (?nei«s bezeichnet werden könnte. 

Xetitr, Geologe ton B6htn*n 10 



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146 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Der zweite Theil des Prachatitzer Granulitgebietes, dem 
die Ortschaften : Pieschen, Schlag, Frauenthal, Laschischt, 
Jelemka, Nebahau, Zdenitz, 2ernowitz, Lhotka mestskä (Stad- 
tisch Oed., 0. G. Wostrov, N von Prachatitz), Dubowitz, 
Lhota und Bieltsch angehören, verräth schon grössere Unter- 
schiede in der Gesteinsbeschaffenheit. Der Granulit ist von 
wechselndem Aussehen und das ganze Gebiet zeichnet sich 
durch seinen Quarzreichthum aus. Z. B. nordöstlich vom Gipfel 
des Nebahauer Berges findet man unzahlige Quarzblöcke. Alles 
herumliegende Gestein ist nach v. Hochstetter nur Quarz, 
rein, weiss, oft schön krystallisirt, ebenso am Jelemkaberge. 

Geognostisch noch mehr hervorragend ist der dritte 
Theil des Prachatitzer Granulitgebietes. einmal durch die 
schönen cyanitreichen schieferigen Granulite am Galgenberge, 
und besonders durch einen 3 km langen Quarzgang, der sich 
von der Skalka am iV-Ende der Stadt Prachatitz in einer 
Streichungsrichtung nach Stunde 1—2 (X 15—30° in 0) bis 
zu der Stelle verfolgen lässt, wo die Strasse von Husinetz 
mit der von Bieltsch zusammentrifft. Prachatitz selbst liegt 
in einem tiefen Thalkessel am Zusammenflusse zweier Bäche 
auf deren Alluvionen. Hoch und steil erheben sich an der 
SW- und 5-Seite der Stadt die waldigen Gneissrücken des 
Eichberges, des Schwarzberges und des Libin. Die NO von 
der Stadt gelegenen niederen Berge und Hügel bestehen 
aus Granulit. Die Grenze zwischen Gneiss und Granulit zieht 
sich unter interessanten Verhältnissen unmittelbar an der 
Nordseite der Stadt gegen Westen. Die Stadt selbst hat 
noch Gneiss zum Untergrund. 

Der erwähnte Quarzgang ragt in einigen schroffen Fel- 
sen über das übrige Terrain hervor, von welchen die Skalka 
oberhalb Prachatitz historische Berühmtheit geniesst. Der 
Quarz des Zuges ist theils rein weiss, theils röthlich und 
gelblich gefärbt, sehr zerklüftet. Seine Drusenräume sind 
mit Krystalien besetzt. Er scheint in veränderter Beschaffen- 
heit bis zum Schwarzberge fortzustreichen, wo vor Zeiten 
ein Versuchsbau auf Silber eingeleitet worden ist, aber nur 
Schwefelkies ergeben zu haben scheint. 

Südlich vom Prachatitzer und westlich vom Krumauer 
Granulitgebirge, zwischen den hohen Gneisskuppen des Ohlum 
östlich, des Libin im Norden, des Kubani im Westen und 
dem Granit - Hochlande des Langenberges im Süden, ver- 
breitet sich eine d r i 1 1 e Granulitpartie, die als Ghristian- 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Gneiss. 



147 



berger Granu litgebirge bezeichnet werden kann. Sie 
ist von geringerer Ausdehnung als die beiden zuerst ge- 
nannten und auch viel weniger zugänglich und in geogno- 
stischer Hinsicht charakteristisch. Diese Granulitpartie umfasst 
nach v. Höchste tter die Ortschaften Neuberg, Althütten, 
Hundsnursch, Ober Haid z. Th., St. Magdalena, Unter 
Schneedorf, Miesau, Christianberg, Markus und Ghumhäuser 
und ist namentlich im südlichen Theile bei den zuletzt an- 
geführten Orten von tiefem Moorboden und dichten Wal- 
dungen bedeckt. Deshalb lässt sich auch die südliche Grenz- 
linie nicht scharf bestimmen. Hingegen ist die nördliche 
Grenze über Ober Haid, Schreinetschlag, längs des Lang- 
wiesbaches S an Haberies vorbei, über Paulus bis Neuberg 
durch Serpentine und Hornblendegesteine gut kenntlich ge- 
macht. Es bildet auch diese Granulitpartie eine Ellipse, 
deren grosse, Ost-West-Axe von Neuberg bis St. Magdalena 
oca 7 km lang ist, während die kleine S-N-Axe von Ernst- 
brunn bis Ober Haid kaum 4 km misst. 

Der herrschende Granulit ist von körniger und körnig 
schuppiger Beschaffenheit und zeigt die allmäligsten Ueber- 
gänge in Gneiss. Auch er dürfte stets Fibrolith enthalten. 

In der sonstigen Erstreckung der Sumava kommt Gra- 
nulit nach v. Hochstetter ganz untergeordnet auch am 
Fallbaum und am Fels des Stierplatzes SO vom Osser an 
der Landesgrenze vor. An letzterem Fundorte hat er sich 
aus Quarzitschiefer durch Aufnahme von feinkörnigem Feld- 
spathe und reichlichen kleinen Granatkörnern entwickelt. 

' Die beschriebenen drei Granulitpartien des südlichen 
Böhmerwaldes umgibt rundum Gneise, der überhaupt im 
ganzen Gebirge die vorherrschende Gesteinsart ist und na- 
mentlich nordwestwärts von Wallern, Sablat und Wällisch- 
birken über Winterberg, Wolin, Berg und Unt. Reichenstein, 
Schüttenhofen, Bergstadtl bis Neuern und Janowitz in zu- 
sammenhangender Erstreckung sich ausbreitet. 

Zwischen den höheren Granitmassen des St. Thomas- 
gebirges, des Hochfichtet und des Plöckensteins im Süden 
und dem Krumauer Granuli tgebirge im Norden verbreitet 
sich von Unter Wuldau und dem Austritte des Fürstlich 
Schwarze nberg'schen Schwemmkanales aus Böhmen über 
Eggetschlag, Schwarzbach, Ober Plan, Höritz, Kirchschlag, 
Gojau, Krumau, Rojau, Goldenkron nordöstlich bis in die 
Gegend von Priethal, Steinkirchen und Payreschau an die 

10* 



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148 I. Archaeische Grup|*». — Uiyneis«- und Urechiefercystem. 



tertiären Ablagerungen heran, hier an das Gneissgebirge des 
böhmisch-mähr. Hochlandes sich anschliessend, ein in mehr- 
facher Beziehung ausgezeichneter Gneisszug. Zwischen dem 
Olschbache im \V und der Moldau im 0 ist die berühmte 
Graphitgegend Böhmens. 

Nur zwischen Tuschetschlag, Ochsbrunn und Zmietsch 
erreicht das Gneissgebirge bedeutende Höhe, während es 
sonst in der Umgebung des Krumauer Granulitgebirges nie- 
driger als dieses erscheint. In der nördlichen Partie ist das 
Verhältniss ein umgekehrtes. Hier bilden die Granulite nur 
ein niedriges Hügelland, wogegen der Gneiss in hohen Ber- 
gen ansteigt. 

Der Gneiss des südlichsten Böhmerwaldes weist die 
verschiedenartigsten Abarten im Gefüge als auch in der Zu- 
sammensetzung auf. Dies letztere ist dadurch erklärlich, dass 
die Einlagerungen von Horablendegesteinen, Graphit und 
auch Kalksteinen durch allmälige Uebergänge mit dem nor- 
malen Gneisse verbunden sind. Es finden sich demnach 
Hornblendegneisse und Graphitgneisse neben normalen Glim- 
mergneissen mit oft sich ziemlich bemerkbar machendem 
eingestreutem Turmalin und Granaten. Z. B. bei der Spinn- 
fabrik S von Krumau enthält der sehr glimmerreiche Gneiss 
Granaten, die an der verwitterten Obertläche des Gesteines 
knotenartig hervorstehen. 

Südlich von der Christianberger Granulitpartie und 
westlich vom Krumauer Granulitgebirge steigt der Gneiss 
von der Grenze der ersteren bei Ernstbrunn zu dem hohen 
Granitplateau des Langenberges und der Fuchswiese an, 
während er von Osten her über den Grossen Pieschen bei 
Ochsbrunn und den Ohlumberg zum Hochlande bei Andreas- 
berg sich erhebt. 

In diesem Gneissgebiete herrschen schieferige und kör- 
nig schuppige Gneisse vor. Sie scheinen im N vom Granu- 
lite, im S vom Granite abzufallen und eine muldenförmige 
Falte zu bilden, an deren östlichem Ende der, hohe Ghlum- 
berg aufragt. 

An der 0 und NO-Grenze des Plansker Gebirges, S von 
Slavce bis Habri und Cekau, treten nach v. Hochstetter 
charakteristische granitähnliche Gneisse mit weissem und 
gelblichem Orthoklase, wenig grauem Quarze und braunem 
bis schwarzem Glimmer auf. Dieser letztere bildet kleine, 
deutlich gestreckte Flasern. Das ganze Gestein hat jedoch 
eine höchst unvollkommene Parallelstructur und ist granit- 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Gneiss. 



artig in dicke Platten abgesondert. Es dürfte auch im Sinne 
J. Lehmanns besser als Granit denn als Gneiss gedeutet 
werden. 

Etwas südlicher, jedoch auch an der Grenze der Gra- 
nulite des Plansker Gebirges, erhebt sich der an 70 m hohe, 
schroffe Gneissfelsen, welcher die Ruine des alten Rosen- 
berg'schen Schlosses Maidstein trägt und um dessen Fuss 
der Kremser Bach seine Wasser in wildem Laufe der Moldau 
zuführt. Das fast senkrechte Aufsteigen der Felswände von 
der Moldau, als auch von dem Bache auf, ist durch eine 
transversale Schichtung bedingt. Der Gneiss ist feinschieferig, 
glimmerreich, enthält theilweise auch Granatkörner und bil- 
det dann gewissermassen einen Uebeigang in Granulit. 

Sehr interessant sind die Verhältnisse, welche in den, 
zwischen den Granulitpartien sich erstreckenden Theilen des 
Gneissgebirges herrschen. 

Zwischen dem Krumauer und Prachatitzer Granulite 
bildet der Gneiss eine von zahlreichen kleinen Querthälern 
durchfurchte Bergkette, in welcher der Hohenstein im Hra- 
dischte Walde, dessen Felsmassen durch einen breiten Sattel 
vom schroff abfallenden Gaissteine, dem Elhenitzer Berge 
mit dem Langen Berge und dem Sträz abgetrennt erscheint, 
am meisten auffallt. Dieser Haupttheil des Gebirges ist vom 
nördlichsten Ausläufer (der Doubrava W von Herbes) durch 
die Hradetzer Schlucht abgetheilt. 

Der ganze zwischen die drei Granulitpartien wie ein- 
gekeilte Gneissgebirgszug ist durch seinen Granatreichthum 
ausgezeichnet. In der nördlichen Hälfte, besonders am nörd- 
lichen Theile des Elhenitzer Berges, am östlichen Gehänge des 
Sträz in kolossalen Blöcken u. a., im südlichen Gebirgstheile 
sehr deutlich an den bei der Kapelle zum guten Wasser 
oberhalb Tisch anstehenden Felsen, die am Abhänge hinab 
ein wahres Meer von wollsackförmigen Blöcken bilden ; tritt 
eine ziemlich grobkörnige, streifige Gneissvarietät auf, die 
aus gelblichem Quarz, Orthoklas, viel dunklem Glimmer (in 
nicht paralleler Anordnung) und zahlreichen erbsengrossen 
lichtrothen Granaten besteht. — In der südlichen Gebirgs- 
halfte, im südlichen Theile des Elhenitzer Berges, beim Gais- 
steine, auf den Bergen bei Tisch, besonders jedoch im Kö- 
gelholz bei Ochsbrunn waltet ein feinkörniger, streifiger bis 
schuppiger Gneiss vor, der aus sehr feinkörnigem Feldspathe 
and Quarz, dunklem Glimmer und unzähligen lichtrothen 
Granatkörnern von beinahe mikroskopischer Kleinheit bis zu 



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150 !• Archaeische Gruppe. — (Jrgneiss- und Urschiefe rsystem. 



Hirsekorngrösse besteht, welche letzteren oft in solcher 
Menge vorhanden sind, dass die übrigen Gesteinsbestand - 
theile ganz zurücktreten. Diese Gneisse zeigen häufig bedeu- 
tende Aehnlichkeit mit Granulit und werden von Hoch- 
STETTER als Beleg für die Ansicht einer gleichzeitigen Ent- 
stehung beider Gesteine angeführt. — Der felsige Kamm 
des Elhenitzer Berges, vom Gaissteine bis zur Dlouhä Hora 
(Langen Berge) besteht aus mächtigen, mauerartig aufra- 
genden Quarzfelsen von rein weisser, röthlicher oder gelb- 
licher Färbung, die ebenfalls viel schmutzig braunrothe Gra- 
natkörner enthalten. 

Von ähnlicher Beschaffenheit ist der Gneissstreifen 
zwischen der Prachatitzer und Ghristianberger Granulitpartie. 
Es herrschen hier zwar körnig schuppige Gneisse mit sehr 
unvollkommener Parallelstructur vor, die in bedeutenden 
Felsmassen anstehen und granitähnliche Blöcke bilden, wie 
z. B. bei Chrobold und besonders im Tonnetschlager Revier 
am Libin, Schindaufeis, Joselstein, Lenzfels usw. Doch kom- 
men die schönen, körnig streifigen bis flaserigen Gneisse mit 
Granaten auch hier vor, wie z. B. bei Chrobold, Tonnet- 
schlag und Schreinetschlag. 

Ein weites Gebiet nimmt der Gneiss, wie oben erwähnt, 
westlich von den Granulitpartien von Prachatitz und Chri- 
stianberg, so wie von dem südlicher gelegenen Granitmassive 
des Langen Berges und der Fuchswiese ein. Dieses Gneiss- 
gebiet erstreckt sich von Prachatitz, Sablat, Wallern bis in 
die Gegend von Kolinetz, Besin, Drosau und Neuern, wo es 
auf dem Gebiete der ehemaligen königlichen oder künischen 
Freibauern von der Glimmerschieferformation des sog. Kü- 
nischen Gebirges begrenzt wird. 

Der Gesteinscharakter des Gneisses ist in der südöst- 
lichen Hälfte dieses grossen, zusammenhängenden Terrains 
ein wesentlich verschiedener von jenem der nordwestlichen 
Hälfte. 

Jene erstere, die sich als waldiges Hochplateau vom 
Kubani und Schreiner bis in die Gegend von Aussergefild 
und Innergefild erstreckt, und die Umgebungen von Sablat, 
Husinetz und Winterberg einnimmt, ist in petrographischer 
Hinsicht höchst einförmig. In Handstücken kann man zwar 
verschiedene Gneissvarietäten unterscheiden, ohne dass es 
jedoch möglich wäre, bestimmte Verbreitungsgebiete der ein- 
zelnen Abarten zu umgrenzen. Nur im Allgemeinen kann 



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Der Böhmerwald. — 



1. Öumava 



— (ineiss. 



angegeben werden, dass sehr feldspathreiche, dick- 
schieferige, körnigstreifige Gneisse mit dunklem Glimmer 
vorherrschen. Am Kubani und Schreiner sind sie ziemlich 
ebenflächig geschichtet, in der Gegend von Aussergefild aber, 
namentlich im oberen Moldauthale zwischen Aussergeflld 
und dem sog. Biertopf, einem bizarren Gneissfelsen am lin- 
ken Moldauufer, dessen Namen seiner eigentümlichen Form 
entspricht, und an vielen anderen Punkten zeigen die Gneisse 
die verschiedensten Stauungen ihrer Schichten, welche manch- 
mal selbst cylindrisch zusammengebogen sind, so dass man 
nach v. Hochstetter am Querbruche einen Holzstamm mit 
Jahresringen zu erblicken glauben könnte. 

Von ganz verschiedenem Charakter ist die nordwest- 
liche Hälfte des Gneissterrains, die sich um Zdikau, Berg 
Reithenstein, Schüttenhofen, Hartmanitz, Bergstadtl, Wel- 
hartitz, Haidl, die Seewiesen, Cachrau, Drosau bis Neuern 
zur Angel (Chlavka) ausbreitet. Dieser Theil, in welchem 
sich die berühmten alten Bergorte Berg Keichenstein und 
Bergstadtl unserer Lieben Frau befinden, ist der eigentliche 
Golddistrict Böhmens von ehemals, der im Norden durch 
eine Linie vom Einflüsse des Ostruznä-Baches in die Otava 
(unterhalb Schüttenhofen) nördlich an Winterberg vorbei bis 
an die Flanitz bei Husinetz begrenzt werden kann. 

Es ist die von Hochstetter so bezeichnete quarz- 
reiche Gneissregion des Böhmerwaldes, in welcher sich 
bedeutende Quarzbrüche befinden und quarzitische Gesteine, 
so wie reine Quarze sehr verbreitet sind. In Blöcken sind 
<ie häufig anzutreffen, wie z. B. bei Schüttenhofen am Wege 
nach Wodolenka, zwischen Schüttenhofen und Wolschov, 
bei Haidl, Swojschitz, Pfestanitz, Althütten usw. Der herr- 
schende Gneiss ist selbst sehr quarzreich und feldspatharm, 
jedoch oft auch so glimmerreich, dass sich glimmerschiefer- 
artige Abarten entwickeln, wodurch zumal in der Nahe des 
Glimmerschiefers allmälige Uebergänge in diesen verursacht 
werden. Ebenso entwickeln sich stellenweise Quarzitschiefer, 
die z. B. in grosser Mächtigkeit in der Gegend von Welhar- 
titz auftreten. Hier bildet Quarzitschiefer an beiden Ufern 
der Ostruznä hohe zackige Felswände, auf deren einer das 
alte Schloss von Welhartitz steht. 

In der weiteren Umgebung von Gross Zdikau ist der 
(ineiss nach J. N. WoLDRlCH von sehr verschiedener Be- 
schaffenheit, je nach der mineralischen Zusammensetzung 
( Glimm ergneiss. Amphibol-, Graphitgneiss), als auch nach 



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152 I. Arr.haeische (uuppe. — l.'nrneiss- Uu.l L'rschiefersystem. 



• 

der Structur (Schuppen-, Körnel-, Augengneiss, Glimmer- 
schiefer-, porphyr-, granitartiger Gneiss, aphanitischer Gneiss). 
Der Gneiss wird in seiner Fallrichtung immer glimmerreicher 
Die älteren (Liegend-) Schichten enthalten häufig Graphit-, 
die Hangendschichten Kalkeinlagerungen. Verbreitet sind in 
diesem Gneissgebiete quarzige Ausscheidungen (dich- 
ter Quarz secundären Ursprunges) namentlich neben der 
Strasse von Gross Zdikau nach Aussergefild bei dem Dorf«- 
Plane, wo der Quarz in „Kiesbrüchen" (Kies = Quarz) zur 
Glasfabrikation gewonnen wird ; und quarzige Einlager- 
ungen, wie z. B. Quarzitschiefer bei Branickov (am Felsen 
Mala bäba), Gabus N von Gross Zdikau, NW von Winter- 
berg, am Stachauer Berge u. a., oder Quarzitfels SO bei 
Mladikau. 

Der Quarzreichthum dieses Theiles der Sumava ist es 
eben, der in engster Beziehung zu (lern Goldvorkommen 
daselbst steht. Das Gold ist in sehr feiner Zertheilung der 
ganzen quarzreichen Gebirgsmasse eingestreut und leider 
nicht auf Adern und Gange beschränkt, welche Verhältnisse 
allerdings für den Bergbau sehr ungünstige sind. 

Weiter nördlich im Vorlande der Sumava bis zum 
Otavaflusse ist Gneiss zwar die herrschende Gcbirgsart, die 
sich von Netolitz, Wodnian und Protiwiu westwärts über 
Wolin und Schüttenliofen hinaus verbreitet, jedoch von einer 
bedeutenden Anzahl kleiner und grösserer Granitinseln unter- 
brochen wird. Das östlichste Verbreitungsgebiet des Gneisses 
stimmt durchaus mit dem nachbarlichen Theile des böh- 
misch-mährischen Hochlandes überein. 

Ganz allgemein ist Biotilgneiss verbreitet. In den 
höheren Gebirgen mit schärferen Contouren und Felsanhäuf- 
ungen herrscht vorzugsweise eine orthoklasreiche feinkörnige 
Varietät mit wenig dunklem Glimmer. Es ist lichter, körnig 
schuppiger Gneiss, der nach v. Zkphauowich z. B. bei 
Berg Reichenstein, ganz ausgezeichnet bei Nahoran, O von 
Straschin, in Felsen und Blöcken am Wege nach Malec u. a. 
vorkommt. Am Karlsberge N von Berg Heichenstein, der 
von der schönen Karlsburg gekrönt wird, ist diese Varietät 
quarzreich. Vorragend • Schichtenköpfe bilden den Kamm 
des felsigen Rückens, der die beiden Kuppen des Karls- 
berges verbindet. Auch die Gehänge des Steinberges sind 
mit Blöcken eines ähnlichen Gneisses besäet. Ferner tritt 
der körnig schuppige glimmerarme Gneiss auf dem Höhen- 



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Der BohinerwaM. — 1. äumava, — ■ Gneiss. 



zuge auf, der in iVW-Richtung von Barau über Autieschau. 
BUko, Zäluzi gegen ParaCov zieht, weiter am Lipowitzer 
Berge S von Dub und auf dem Gross Borer Berge SU von 
Barau, wo er überall sehr quarzreich ist. N von Winterberg 
wird die Wolinka von Felspartien desselben Gesteines ein- 
geschlossen. Dasselbe ist auch von hier östlich und westlich 
um Kfesane, Zeisiitz, Svatä Maia, Elschtin, Nakwasowitz 
herum und an vielen anderen Punkten im höheren gebirgi- 
geren Terrain verbreitet. 

In Handstücken macht diese Gneissvarietät, welche mit 
dem Gneisse des Michovberges bei Katowitz und einiger an- 
derer Fundstellen im böhmisch-mähr. Hochlande (siehe Seite 
ti4 u. 66) übereinstimmt, oft den Eindruck eines granitischen 
Gesteines. Im Grossen ist jedoch die Schichtung stets eine 
ausgezeichnete, wie namentlich au der Wand bei Annathal 
am rechten Ufer des Baches. 

, Eine andere Gneissvarietät unterscheidet sich von der 
ersteren durch ihre körnig schieferige Structur und den 
viel häufigeren Glimmer, weither zwischen dem fein- bis 
grobkörnigen Gemenge von Orthoklas und Quarz zusammen- 
hängende dunkle Lagen bildet. Dieser schieferige Gneiss 
herrscht in der Umgebung von Wällischbirken N und 0 von 
der Stadt bei Aujezdetz, Konopischt, Buschanowitz, Dub. 
usw.. wo er auf den Höhen in deutlich geschichteten Fels- 
partien anstehend ist. Auch SO von Berg Reichenstein, NW 
von Barau auf der felsigen Kuppe des Auticschauer Berges, 
hei Kranicko, an den Abhängen des Hrad- und Hirschberges 
0 von Blsko und bei Netonitz ist diese Abart verbreitet und 
uuf den Höhengipfeln in Felsen, thalabwärts in reichlichen . 
Blöcken anzutreffen. 

Mehr untergeordnet als diese beiden Gueissabarten sind 
unige andere Varietäten, welche v. Zephakowich im Vor- 
lande der Sumava unterschieden hat. 

Grobkörniger Gneiss, wie er in der Granitnähe von 
Hsek bis Horazdiowitz entwickelt ist, kommt z. B. am Ho- 
stito Berge, bei Milikowitz, am Berge S bei Treschowitz, 
hei Miliwitz, auf dem Rücken, der sich zwischen Stritei* und 
Marzowitz erhebt, X und O von Wolin, ferner bei Neza- 
mvslitz S von Horazdiowitz und wohl auch anderwärts in 
kleineren Partien vor. 

An ihn schliesst sich p o r p h y r a r t i g e r Gneiss an, 
<ler bei Ccprowitz OSO von Wolin vorkommt, wo er arn 
Wege nach Litochowitz in liegende Platten abgesonderte 



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154 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Felsen bildet. Seine ziemlich grobkörnige Grundmasse besteht 
aus viel röthlichem Orthoklas und wenig grauem Quarze mit 
unregelmässigen und aufgelösten Lagen von dunklem Glim- 
mer. In dieser Hauptmasse sind bis mehrere Centimeter 
grosse Krystalle oder kugelige körnige Ausscheidungen von 
Orthoklas porphyrartig eingeschlossen. 

Auffallend verschieden von diesen Abarten ist der 
dünnschiefe rige Gneiss (vergl. Seite 64.), der durch 
Ueberhandnehmen des Glimmers ein glimmerschieferähnliches 
Aussehen erlangen kann und vorzugsweise im mehr ebenen 
Terrain herrschend ist, wie z. B. ausgezeichnet unmittelbar 
bei Schüttenhofen S von der Otava. Flussabwärts steht er 
bei Klein Ghmelna, bei Cimitz, 2ichowitz und am Prachin- 
ßerge {SW HoraSdiowitz) in Felsen an. Auch auf vielen 
anderen Stellen ist diese Gneissabart anzutreffen, jedoch nur 
selten ist sie über grössere Flächen ausgedehnt. Bei Dou- 
brawitz, Zleschitz unweit Wolin, Wischkowitz, Zuzlawitz und 
Wonschowitz nächst Ckyn kommt sie in Begleitung von Kalk- 
steinlagern vor. 0 von Wolenitz (SO von HoraZdiowitz) fand 
v. Zepharowich in derselben sparsam Granat in Deltoid- 
ikosiedem eingesprengt. 

An einigen Orten geht diese Abart in Hornblende- 
gneiss über, indem sich Amphibol in Nadeln oder Körn- 
chen einfindet, der den Glimmer allmälig verdrängt und 
seine Stelle einnimt. Eine grössere Ausdehnung erlangt dieses 
Gestein bei Zbynitz NO von Bergstadtl, von wo es sich ge- 
gen Tedrazitz ausbreitet. Es erscheint hier als trennendes 
Glied zwischen, dem Granite und dem Gneisse und streicht 
bis gegen Lhota. Feinkörniger Amphibolgneiss steht unmit- 
telbar bei Skäl, 0 von Wolin an, wo er übrigens mit glim- 
merreichem, schieferigem Gneisse zu wechsellagern scheint. 

Vom praktischen Standpunkte aus ist der innige Zu- 
sammenhang zwischen der Güte des Bodens und dem Men- 
genverhältnisse und der Verbindungsart der Bestandtheile 
des Gneisses im ganzen Gebiete unverkennbar. Vorzüg- 
lich kommt es hiebei auf den Glimmer an, von welchem 
die grössere oder geringere Verwitterbarkeit des Gesteines 
abhängt. In den einzelnen Glimmerlagen wird das Gefüge 
zuerst gestört, dann zerfallt das Gestein in Schichten, um 
sich schliesslich bei fortschreitender Zersetzung in einen 
rothen, lehmig sandigen Boden aufzulösen. Dieser ist z. Th. 
guter Ackerboden, eignet sich aber auch vorzüglich zur 
Ziegelbereitung. 



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> 

Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — üneiss. 155 



Noch zu erwähnen wären aus dem mittleren Theile 
des Vorlandes der Sumava Gneissglimmerschiefer und 
Quarzite, welche sich untergeordnet am Aufbaue desselben 
betheiligen. Die ersteren entwickeln sich aus Gneissen durch 
das fast vollständige Zurückweichen des Feldspathes und 
treten z. B. in grösseren Massen in der felsigen Thalschlucht 
des Zollerbaches unterhalb Berg Reichenstein auf. Vom 
Pochwerke am Zollerbache abwärts gegen Unter Reichen- 
stein kann man an den steilen Felswänden in den Gneiss- 
schichten einen raschen Wechsel beobachten, indem durch 
das Herrschendwerden eines oder des anderen Bestandtheiles 
bald Gneissglimmerschiefer, bald Quarzitschichten sich ent- 
wickeln, die mit gewöhnlichem Gneisse wechsellagern. 

Quarzausscheidungen sind im Gneisse eine sehr häufige 
Erscheinung und von einzelnen quarzreichen Gneissschichten 
bis zu mächtigen Quarzlagern anzutreffen. 

Sehr quarzreiche Schichten treten zwischen Klein und 
Gross Bor auf und bilden die Kuppe des Borer Berges. 
Weiter kommt Quarz nach v. Zepharowich in grösserer 
Menge bei Dub am S- Abhänge des Braböitz Berges, der mit 
dem Vorkommen am Lipowitzer Berge bei der Kapelle zu- 
sammenhängt , bei Zichowetz nächst * Strunkowitz an der 
Blanitz, am Budkauer Teiche und bei Wällischbirken am 
Kancov Berge vor. Bei Berg Reichenstein am Zollerbache 
ist der Quarz weiss bis dunkelgrau gefärbt, bald ganz zer- 
klüftet, bald fest, und bildet im Gneisse theils kleine Nester, 
theils Lager und Gänge. Sein Goldreichthum veranlasste den 
Bergbau, dem Berg Reichenstein seine Gründung verdankt. 
Das* Vorherrschen des Quarzes in der Gesteinszusammen- 
setzung ist in der Regel schon von Weitem zu erkennen, 
da auf dem steinigen und unfruchtbaren Boden der Vege- 
tationsbestand ein mangelhafter ist. 

Wo Quarz rein und hinreichend mächtig auftritt, wird 
er als Material zur Glaserzeugung gewonnen, wie z. B. sei- 
nerzeit unweit Strakonitz im Srbskowalde, dann in den 
grossen oben schon erwähnten Kies-Brüchen bei Plane. In 
bedeutenden Mengen vorkommender Quarz wird häufig für 
den Strassenbau gebrochen. 

Von den Ausläufern der Sumava, welche tief in das 
raittelböhmische Granitgebirge eingreifen und mit der west- 
lichsten Partie des böhmisch-mährischen Hochlandes N von 
der Otava bei Schüttenhofen und Hradek zusammenhängen. 



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"Infi 1. Archaeisehe <Ji-uj>|m?. -- Ur^neiss- und l'rschieters}>t*m. 



ist schon oben gelegentlich erwähnt worden, dass nament- 
lich der westlichere, zwischen Besin, Janowitz und Kasse- 
jowitz eine Gebirgspartie bildet, welche eng mit dem Nord- 
ende des eigentlichen Böhmerwaldes zusammenhängt. 

Vom Seewandberge an der baierischen Grenze erstreckt 
sich nach v. Zephakowich ein Gebirgszug über Cachrau, 
Drosau und Chlistau und zieht sich zuerst nördlich, dann 
nordöstlich zwischen Klattau und Planitz hin, wendet* sich 
zwischen Neuraz und Mysliv noch mehr östlich gegen Kot- 
taun und Poldnka W bei Kassejowitz und nimmt endlich 
eine nördliche Richtung gegen Jung Smoliwetz an, allmäli^ 
je weiter gegen Nordost desto mehr an Breite einbüssend 
In dieser Kichtung lockert sich auch der Zusammenhang, 
der Parallelismus der Längsthäler schwindet und das Gneiss- 
gebirge geht ziemlich allmälig in Granit über. 

Das vorherrschende Gestein in diesem Gebiete, zu wel- 
chem auch die isolirte, rundum von Granit eingeschlossene 
Gneissinsel N von der Silberberg-Horazdiowitzer Strasse, bei 
den Ortschaften Smrkowetz, Bfezan, Neprachov, Welleschitz 
und Tejiowitz, gestellt werden mag, ist ein glimmer rei- 
cher feinkörniger Gneis s, der aus röthlichem Ortho- 
klas, grauern oder röthlichem Quarze und dunklem Glimmer 
besteht. Dieser bedingt durch seine lagenweise Anordnung 
den Gneisscharakter des Gesteines, welches sonst durchaus 
dem angrenzenden Granite gleicht. Der normale Gneiss von 
angeführter Zusammensetzung enthält keinerlei accessorische 
Gemengtheile. Nur in einzelnen, z. B. feinkörnigen, glimmer- 
armen Lagen erscheinen hie und da Granuten, wie z. B. in 
der Umgebung von Planitz, hauptsächlich auf dem Rücken, 
der N von Skrancitz verläuft; ferner bei Sobietitz nächst 
Klattau an der Strasse, am Kamme des Späleny Berges, hier 
in einem feldspathreichen Gneisse, der in einer nackten Fels- 
partie ansteht und in Handstücken als Granulit angesprochen 
werden könnte. 

Stellenweise findet sich im Gneisse Hornblende ein 
und verdrängt den Glimmer. Es ist dies hauptsächlich in 
grobkörnigen Gesteinen der Fall, in welchen nicht selten 
nebst Glimmer auch entweder der Feldspath oder der Quarz 
zurücktritt, wie man X von Krischtin auf dem Gipfel des 
Hügelrückens beobachten kann, welcher dem Spaleny Berge 
parallel läult und mit ihm derart verbunden ist, dass die 
Thalbucht, in welcher Aujezd liegt, von drei Seiten von 
Höhenzügen umschlossen wird. Weiter findet man Horn- 



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D*t BMimerwaltl. — 1. Suinava. — Gneiss. 



blende a«cessorisch an eben der Stelle an der Klattauer 
Strasse bei Sobietitz, wo der Gneiss Granaten enthält. (Siehe 
weiter oben.) Hier kommt Amphibol ziemlich häufig in ku- 
geligen Nestern im Gneisse angehäuft vor. Das ganze Stück 
der Strasse von Klattau bis hieher ist in Bezug auf die 
Grenze zwischen Gneiss und Granit sehr lehrreich. Der Gra- 
nit um Klattau bis Slawoschowitz, Wiederkomm und Lazanky 
ist nach v. Zepharowich ausgezeichnet durch porphyrartig 
ausgeschiedene grosse Orthoklaskry stalle. Diesem Granite 
nun ist der Gneiss zwischen La2anky und Sobietitz so sehr 
ähnlich, dass er nur mit Parallelstructur versehener Granit 
zu sein scheint. Jedoch ist die Schichtung eine ganz deut- 
liche. Schmale Granitgänge durchsetzen diesen Gneiss in 
allen Richtungen. 

• 

Weiter südlich, bei Skraneitz, Hnucov, Zborov, Nitzau, 
Stipoklas, Louznä und Miltitz ist der an den Granit schein- 
bar angrenzende Gneiss in einer schmalen Zone sehr glim- 
merreich und dünnschieferig. Solcher Gneiss findet sich in 
ganz ähnlicher Ausbildung gewöhnlich auch in der Nähe 
von Kalksteinlagern vor, worauf v. Zepharowich als auf 
ein beachtenswertes Moment für die Beurtheilung der Ent- 
stehung des Granites, ebenso wie für die Auffindung 
von Kalksteinlagern aufmerksam macht. Man darf wohl 
den Gliramerreichthum als eine Uniwandlungserscheinung 
auffassen. 

Wieder in anderer Weise bekundet sich die Thatsache, 
dass der Gneiss in der Granitnähe eine Metamorphose erlitt 
dort, wo das Gestein an der Granitgrenze sehr quarzreich 
wird, ja sogar in Quarzit übergeht. So z. B. an der Strasse 
zwischen Plänieka und Cihan und in der Umgebung dieser 
Orte, zwischen Kwaschniowitz und Nekvasov, ferner bis 
gegen Kassejowitz. 

Dass auch der Granit an der Berührungsgrenze eine 
Umwandlung erfahrt, scheint N von Neudorf zu beobachten 
zu sein, da v. Zepharowich diesen Punkt als einen anführt, 
wo „der deutliche Uebergang von Granit in Gneiss 44 auffallen 
soll. Allein hier trennt den typischen Gneiss vom normalen 
Granit eine Uebergangszone von Granitgneiss, die man wohl, 
ohne fehlzugehen, zum Gneisse einbeziehen darf. Von einem 
allmäligen Uebergange des Granites in Gneiss im Sinne einer 
gleichzeitigen Entstehung dieser beiden Gesteine kann 
hienach allerdings nicht die Rede sein. 



■ 



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158 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefcrsystem. 



Von krystallinischen Schiefern betheüigt sich weiter am 
geognostischen Aufbaue der Sumava Glimmerschiefer, 
der besondere im nördlichsten Grenztheüe des Gebirges eine 
bedeutende Rolle spielt. 

Er bildet hier eine ziemlich umfangreiche zusammen- 
hängende Partie, welche das ganze sog. Künische Ge- 
birge umfasst und seine höchste Höhe in der Seewand 
(1343 m) und im Osser (1283 m) erreicht. Weitere hervor- 
ragende Gipfel sind der Fallbaum (1241 m), der Panzer 
(1152 m), der Rantscher oder Freihöls-Berg (830 m) u. a. 
Die Umgrenzung des Glimmerschieferterrains ist nicht immer' 
scharf zu bestimmen, da der Glimmerschiefer oft allmälig in 
Gneiss übergeht. 

Ferd. v. Hochstetter hat die Grenzen des Glimmer- 
schiefergebirges wie folgt festgestellt. Von der Spitze des 
Lakaberges an der baierischen Grenze zieht sich die nord- 
östliche Grenzlinie zwischen dem höchsten Punkte des Fall- 
baumes und des Pampfer Berges hindurch zur Pampfer 
Glashütte am Regenbache. Jenseits des Regenbaches wendet 
sich die Grenzlinie nördlich, am östlichen Gehänge des Panzer- 
und Brückelberges hin, nach Dorrstadt und Todlau, und von 
da mit einer mehr westlichen Richtung gegen Deschenitz. 
Von hier aus bilden die Alluvionen zuerst des Deschenitzer 
Wassers, dann der Angel die Grenze bis gegen Chudiwa. 
Zwischen dem Hofackerberg und Chudiwa biegt sich die 
Grenzlinie fast rechtwinklig um und nimmt von da an, durch 
Hornblendegestein scharf bestimmt, eine südwestliche Richt- 
ung, läuft zuerst am rechten Ufer des Angelbaches hin, 
Kohlheim und St. Leonhard noch einschliessend, setzt dann 
mit der Strasse nach St. Katharina über auf's linke Ufer, 
geht aber an St. Katharina östlich vorbei und tritt zwischen 
Unter und Ober Hütten zwischen dem 63. und 62. Grenz- 
steine, A r IF von der Huisenmühle aus Böhmen nach Baiern 
hinüber. Die südwestliche Grenzlinie der Formation verläuft 
vom Lakaberge aus auf baierischer Seite, tritt aber eine 
halbe Stunde östlich von Ferdinandsthal wieder auf böh- 
misches Gebiet ein, und zieht sich nun bei Schloss Deffernik 
vorbei am südlichen Fusse des Brettlberges bei Elisenthal 
hin. Wo die böhmische Grenze sich nördlich umbiegt in der 
Nähe des Weges, der von der Rothsailhütte nach Scheiben 
in Baiern führt, tritt die Glimmerschiefergrenze wieder auf 
baierische Seite hinaus. Dadurch erscheint ein kleines Stück 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. - Gümmerschiefer. 159 



der bei Ferdinands- und Elisenthal vorspringenden Ecke von 
Böhmen noch als Gneiss. 

Gneiss begrenzt das Gebirge im Süden und im Norden. 
Während nun der gezackte Osser den ausgeprägten Typus 
schroffer Formen, wie sie dem Gliinmerschiefergebirge häufig 
eigen sind, aufweist, erhebt steh auf baierischer Seite jen- 
seits des Lamthales der Gneiss im Arber (1455 m) und im 
Rachel (1450 m) zur höchsten Höhe des ganzen böhmisch- 
baierischen Grenzgebirges. 

Das Glimmerschieferterrain des Künischen Gebirges hat 
eine Lange von 30 km und eine mittlere Breite von 8 Im. 
Durch drei tiefe Thaleinschnitte: das Querthal des Regen- 
baches bei Eisenstein, das Querthal des Osserbaches und 
das Längsthal des im Frischwinkel entspringenden Eisen- 
strasser Baches, wird es in vier Theile eingetheilt, deren 
petrographische Beschaffenheit eine verschiedene ist. 

Im südöstlichen, eben so wie im nordwestlichen Theile 
ist nämlich schon der Uebergang in Gneiss ausgesprochen, 
so dass man diese Zonen als Gneissglimmerschiefer 
bezeichnen könnte. Nur im mittleren, durch den Eisenstrasser 
Bach in eine südliche und nördliche Gebirgskette getrennten 
Haupttheile ist typischer Glimmerschiefer mit ver- 
einzelten Einlagerungen von Quarzitschiefern herrschend. 
Diesem mittleren Haupttheile gehören in der höheren süd- 
lichen Bergkette die Seewand und der Osser, in der nörd- 
lichen niedrigeren Gebirgskette der Panzerberg, Bruckelberg 
und Hochfiederet an. 

Der verschiedene Gesteinscharakter beeinflusst im All- 
gemeinen auch die Bergformen, denn im ersten und dritten 
Haupttheile herrschen einförmige Rücken vor und nur in 
den tiefen Thaleinschnitten vermag man mächtigere Fels- 
massen zu beobachten, wie z. B. am Scheibenmacherriegel 
bei Eisenstein. In dem zweiten Haupttheile jedoch steigen 
die Felsmassen schroff an, bilden auf den Bergspitzen scharfe, 
zackige Kämme und bedecken Alles mit mächtigen Blöcken 
und Trümmern. 

Der Glimmerschiefer des Künischen Gebirges ist in 
seiner typischen Ausbildung ein dickschieferiges, sehr glim- 
mer- und quarzreiches Gestein, dessen theils lichter, theils 
dunkler, manchmal auch grünlicher, chloritartiger Glimmer 
meistens feinschuppig ist, wobei jedoch die Schuppen zu 
grossen Membranen verfilzt zu sein pflegen, welche sich zwi- 
schen den flachen Quarzlinsen wellenförmig hinwinden. 



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IfiO l. Archaeische Gruppe. — Urjmeiss- und Urschiefersystem. 



5 
8 



- 
3 



Untergeordnete Gemengtheile sind reichlich vorhanden, 
zumal Granat, Andalusit, Titaneisen (Kihdelophan KobeU's). 
Spuren von Feldspath, seltener Chlorit und vereinzelt Tur- 
malin. Alle diese unwesentlichen Beimengungen sind an 

dem verwitterten Ge- 
stein viel deutlicher 
zu beobachten als am 
frischen. Der roth- 
liche Andalusit ptlegt 
mit der Quarzmasse 
innig verwachsen zu 
sein. Die gewöhn- 
lichen langsäulenför- 
migen Krystalle, die 
am Fusse des baieri- 
schen Osser schön 
vorkommen sollen, 

hat V. HOCHSTETTER 
auf böhmischer Seite 
nicht gefunden. Eben- 
so gelang esihm nicht. 

die Fundstelle am 
Panzerberge bei Ei- 
senstein aufzufinden, 
von woher Mayer *) 
aus dem Glimmer- 
schiefer himmelblau- 
en, grünen und grün- 
blauen Gvanit derb 

w 

und schön langsäu- 
lenförmig krystallisirt 
beschreibt. — Der ty- 
pische Glimmerschie- 
fer herrscht an den 
Seewanden und von 
da längs der Landes- 
grenze bis zum Osser. 
besonders ausgezeichnet auf den beiden Osserspitzen selbst: 
ferner am Scheibenmacherriegel bei Eisenstein (A T 0-Fuss des 
Fallbaum) und am Panzerberge, theilweise auch im Frisch- 



a 

o 

99 

P 
> 



3 




•i Sammlung phvsikal. Aufsätze, he-ombTs <li»' böhmische Natur- 
»reschichte betreffend. Dresden. 1791-1798. Fünf Bde. III. Bd.. p. 288. 



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Der Böhmenrald. — 1. Samara. — Lagerungsrerhältnisse. 161 



winkel. auf dem Hochfiederet (S JT-Theil), am Rantscher und 
bei der Ruine Baiereck. Das Gestein bildet hier überall 
scharfe kantige Blöcke und Platten, welche nur dem mecha- 
nischen Zerfallen, nicht jedoch der Verwitterung unterworfen 
zu sein scheinen. 

Neben der typischen ist auch noch eine andere quarz- 
reiche Glimmerschiefervarietät ziemlich verbreitet. Sie ist 
bedeutend dünnschieferiger und ebenflächiger, enthält Glim- 
mer in grösseren Schuppen in Lagen mit Quarz abwechselnd, 
dafür weniger Granat, und von den übrigen oben genannten 
accessorischen Bestand theilen wohl keinen. Besonders schön 
plattig ist diese Abart bei Freihöls und Chudiwa bei Neuern 
entwickelt. 

In der Nähe der Gneissgrenze, z. B. am Lakaberg, 
Fallbaum. Hochfiederet, Brennerberg u. a. geht der Glim- 
merschiefer durch Aufnahme von Feldspath und das Ueber- 
handnehmen des dunklen Glimmers in Gneis s glimm er- 
schiefer über. Manche Varietäten dieses letzteren machen 
ganz den Eindruck von Quarzitschiefern mit Feldspath. 
Uebrigens sind Quarzitschiefer ziemlich häufig dem 
Glimmerschiefer regelmässig eingelagert, wie z. B. in einer 
Zone vom höchsten Punkte der Seewand über das Zwergeck 
hinaus, in Felsen bei Müllerhütten (P. Neuern), am Hammern- 
bach und anderwärts. 

Im sonstigen Gebiete der Sumava kommt Glimmer- 
schiefer oder ihm ähnliche Gesteine, abgesehen von der 
grossen den südlichsten Landestheil einnehmenden Erstreck- 
ung, die schon gelegentlich der Schilderung des böhmisch- 
mährischen Hochlandes beschrieben wurde (Seite 83.), nur 
ganz untergeordnet in einzelnen Lagen im Gneisse vor. 

Die drei besprochenen Hauptgesteinsarten: Gneiss, 
Granulit und Glimmerschiefer bedingen im Böhmerwalde die 
Lagemngsverhältnisse, welche deshalb gleich hier erörtert 
werden sollen. 

Im südlichsten Gneissterraine ist die Streichungsricht- 
ung von SW nach NO (Stunde 3—5) bei nordwestlichem 
Einfallen der Schichten allgemein herrschend. Im Einzelnen 
bestehen hie und da allerdings Abweichungen, welche durch 
die genaue Verfolgung der Kalk- und Graphitlager bestimmt 
werden können. Auf der schmalen Gneisszone, die zwischen 
den Tertiärablagerungen der Budweiser Ebene und dem 
Krumauer Granulitgebirge verläuft, ist da> Streichen 0 von 

KilitT, Geologe von B5hraen 11 



162 !• Archaeische Gruppe. -— Urgneiss- und Urscuiefersystein. 



Slavtfe ein östliches, weiter im Nordwesten ein zur Granulit- 
grenze paralleles, nach St. 8—10 verlaufendes mit einem 
südwestlichen Einfallen von 40 bis 60°. Ueberhaupt ist das 
Streichen des Gneisses in der Nähe des Granulites zu der 
Grenze desselben durchaus parallel, was auch für die Gneiss- 
erstreckung zwischen der Krumauer und der Prachatitzer 
Granulitpartie gilt, wo das Streichen der Schichten nord- 
wärts (St. 1 — 12) gerichtet ist. Das Fallen von 80° gegen 
0 ist ein solches, dass der Gneiss den Granuli t des Plansker 
Gebirges überall gleichmässig unterteuft, den Granulit der 
Prachatitzer Partie jedoch überlagert. (Vergl. Fig. 34. u. 36.) 

Zwischen der Prachatitzer und Christianberger Granulit- - 
partie herrscht eine südöstliche Streichungsrichtung (St. 8 
bis 9), wobei der Gneiss südwestwärts von den Prachatitzer 
Granuliten unter 40° ab und unter die Christianberger Gra- 
nulite einfällt. Diese letzteren scheinen dem Gneisse regel- 
mässig eingelagert zu sein. 

Kremier Budwtittr 



Krumau SehSninger Thalmulde Kluk Et-ent 




Fig. 34. Durcbichnitt dnrch daa Rrnmaner GranalUgeblrge. 
Nach F. t. UochMtetttr. 
1. UranulÜ. 2. Serpentin S. Onelta. 4. Hornblendegeatein. 6. Kalkstein. 6. Tertiär. 



Die Granulite des Plansker Gebirges zeigen eine im 
Ganzen muldenartige Lagerung (Fig. 35.) ; die Granulite der 
Prachatitzer Partie hingegen hat v. Hochstetter als einen 
convexen Dom aufgefasst, indem er die Lagerung der Schich- 
ten in ihrer Mitte für ziemlich horizontal, an den Rändern 
jedoch unter den Gneiss einfallend ansah. Da die horizon- 
tale Lagerung im Gentrum des Gebirges nach v. Camer- 
lander nicht besteht und Gneiss dort den Granulit unter- 
teuft, so stellt sich die ganze Gebirgspartie als Antiklinale 
dar, wie ja auch schon aus dem Profile (Fig. 36.) zu ersehen 
ist (in welchem bei 1 am Nordende vielleicht noch ein 
Schichtenzug von Gneiss einzuzeichnen wäre). 

Südlich von dem Granuli tterrain der Sumava ist das 
Streichen der Schichten im Allgemeinen ein südöstliches 
(St. 8 — 9) mit nordwestlichem Einfallen, also ein der böh- 
misch-baierischen Grenze im Ganzen paralleles. Nur im 
südlichsten Theile im grossen Bogen der Moldau, geht das 



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Der Böhmerwald. — 1. Suniava. — Lagerungsverhältnisse. 163 



Streichen des Gneisses und Glimmerschiefers, dessen Grenze 
hier X bei Tweras vorbei verläuft, zwischen Ottau und 
Schömern die Moldau überschreitet und sich nordwärts zwi- 
schen Thurnplandles und Priethal über Zalcltz gegen Wel- 
leschin hinzieht; in ein östliches, bei einem Einfallen der 
Schichten gegen Norden, über. Das Thal der Moldau schnei- 
det diese Richtung ab, und am rechten Flussufer ist die 
Streichungsrichtung des Gneisses schon eine cjurchaus nord- 
östliche (St 3-4) mit nordwestlichem Verflächen, d. h. eine 
der im böhmisch-mährischen Hochlande vorwaltenden La- 
gerung vollkommen entsprechende. Dies ist auch ein Grund, 
weshalb wir das südliche Moldauthal als Grenzscheide zwi- 
schen den beiden Gebirgen annahmen. 

Im nördlicheren Theile der Sumava, wo Gneiss das 
herrschende Gestein ist, ist der Schichtenbau sehr regel- 

■S 'S 

5 2 g «I Orostt SUintcand 

* Öt O «5 Miitüholz 

i 




Fig. 85. Durchschnitt durch die GrennlUpartio de« P] entleer. 
Nach F. HochsUUer. 
l. Grenolit. 2. Serpentin. 8. Gneles 4. Hornblendegeeteto. 6. Kelkitein. 

massig. Die Streichungsrichtung hält sich im Allgemeinen 
parallel zur Landesgrenze, verläuft also von SO gegen NW 
(St. 8—9) bei einem nordöstlichen Einfallen von 30—50°. 
Nur local in der Granitnähe kommen ähnlich wie in der 
Granulitnähe Abweichungen vor. Im Allgemeinen jedoch 
schmiegen sich auch hier die Gneisse unter Beibehaltung 
des herrschenden Streichens dem Granite an, den sie somit 
überlagern. Auf baierischer Seite fallen sie im Gegentheil 
eben so regelmässig unter den Granit ein, so dass der 
ganze mächtige Granitkern der Sumava von Hochstetter 
als ein mächtiges, dem Gneisse eingeschaltetes Lager auf- 
gefasst wurde .*) 

*) Hierauf gründete v. Hochstetter seine beiden Behauptungen, 
dass erstens die Hauptgranitmasse des Böhmerwaldes nicht eruptiv sei, 
und zweitens, dass dem Böhmerwalde eine Mittellinie seiner Gebirgs- 

11* 



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164 Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem. 

• 



Eben so einfach und regelmassig ist der Baji des 
Glimmerschiefergebirges an der baierischen Grenze, wenn 
man von ganz localen Störungen der Lagerung absieht. Vom 
Lakaberg bis über den Osser hinaus ist das Streichen über- 
all nach Stunde 8 — 9, das Verflachen ziemlich steil (60 bis 
70° gegen iVO), wodurch der schroffe Charakter der Fels- 
massen mit den auf baierischer Seite gegen SW überhän- 
genden Wänden wesentlich bedingt ist. Erst in der Rant- 
scher Gruppe, am iVW-Ende des Gebirges, gegen die Horn- 
blendegesteine zu, tritt eine kleine Aenderung in der Schich- 
tenstellung ein, indem sich die Schichten allmälig mehr 
westlich bis südwestlich (nach St. 5 und 4) mit steilem, 
nordwestlichem Verflachen die Hornblendegesteine 

zurückbiegen. Die ganze Glimmerschieferformation des Kü- 
nischen Gebirges wird auf baierischer Seite von Gneiss 



1 

L'jtyberg 

und s 



! 

1 I 



v 

1 




Fig. BS. Durchschnitt durch das Chriatlanbarger und Pracbatitzer üranuHtgebirgö 

Nach F. t. Hochttetter. 
1. Granullt. 2. Serpentin. 3- GneUi. 4. Hornblendegeatsln. 5. Granit. 



unterteuft, auf böhmischer Seite eben so regelmässig von 
Gneiss überlagert. Nur westlich von Neuern schmiegen sich 
an dieselbe Urthonschiefer (Phyllite) mit Einschaltungen von 
phyllitartigen Gneissen an. (Fig. 37.) 

Im Vorlande der Sumava ist das Streichen der Gneiss- 
schichten ebenfalls im Allgemeinen ein von Südost gegen 
Nordwest gerichtetes, zeigt jedoch schon viel häufigere Ab- 
weichungen von dieser Regel als im Hochgebirge. Von 
Schüttenhofen abwärts beobachtet man am häufigsten St. 7 
(0Ö£), während gegen Winterberg und weiter hinaus bis 
Wolin allmälig südöstliches Streichen nach St. 10 — 11 ein- 
tritt und herrschend wird. Das Verflachen bleibt stets ein 
nordöstliches. Oestlich von der Wolinka macht sich nach 



erhebuns «mnzlich fehle. Er i?t von diesen Ansichten spater selbst abge- 
kommen. 



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Der Böhmerwald — 1. Sumava. — Lagerlingsverhältnisse. 16o 



v. Zepharowic h eine andere Lagerung bemerkbar, indem 
hier etwa von Ckyn an eine Umänderung der Streichungs- 
riehtung nach NO eintritt. Bei Wällischbirken und Strunko- 
witz kann man St. 5—4 beobachten und noch östlicher bei 
Dub wird das Streichen ganz nördlich (St. 2). Hier unter- 
bricht den Gneiss ein von Wolin bis gegen Strunkowitz in 
südöstlicher Richtung verlaufender Granitarm. Jenseits des- 
selben bei Kranicko, 0 und W von Cepfowitz streicht der 
Gneiss gegen den Granit, weiter östlich oberhalb Barau an 
beiden Ufern der Blanitz herrscht jedoch wieder die Richt- 
ung nach St. 2 mit nordwestlichem Einfallen, die dann im 
Gneissgebiete bis gegen Pisek herrschend bleibt. Zumeist 
pflegt das Streichen des Gneisses auch in der Nähe von 
Granit partien ein nördliches oder nordöstliches zu sein, wie 
z. B. an der östlichen Grenze des Granitarmes, der sich von 



Putzritd IS'i Stutrn 0**er Lara Ärber 




/Vy. 57. Darchtchnitt durch dai Nordends der Samara. 
Nach C. W. Qämbd. 
U 6d«1m. % GoeiMgllmmerachtefer. 3. Glimmerschiefer. 4. Qaaraltaehlefer. 6. Chlor!- 
liicher Schiefer mit ö. Kalklagern. 7. Untere Urthonschlefer. 8. Pbyllltgnei»». 9. Obere 
Urthon«chicfer. 10. Granit 11. Lager«yenlt. 



Hostitz an der Otava bis gegen ftihobetz bei Schüttenhofen 
hinzieht, und anderwärts. 

Im Planitzer Gneissgebirgszuge entspricht das Streichen 
der Schichten der Gebirgsrichtung, d. h. es hält ungemein 
regelmässig eine südwest-nordöstliche Richtung ein, wobei 
die Schichten gegen NW einfallen. In der Umgebung von 
Klattau ist das Verflachen zumeist ein steiles (60 bis 70°). 
Hier lässt sich am Kamme des Späleny-Berges eine Ab- 
weichung der Lagerung (Streichen nach .V, St. 1—2, Fallen 
gegen W unter 60°) beobachten. In der Umgebung von Pla- 
nitz ist das Fallen des Gneisses weniger gleichmässig, das 
Streichen jedoch zumeist nur in der Granitnähe von dem 
angegebenen abgelenkt. 

Die Hornblendeschiefer, schieferigen Serpentine, Kalk- 
steine und alle sonstigen geschichteten Einschaltungen stim- 



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1 66 I. Archaeische Gruppe. — L'rjmeiss- und Ursdiiefersj stem. 



men in ihrer Lagerung durchaus mit der des urnschliessenden 
Gesteines — zumeist Gneiss — überein und helfen diese 
nicht selten genau zu bestimmen. 

Unter diesen untergeordneten Gesteinen nehmen in der 
Sumava Hornblendegesteine eine erste Stelle ein. Beson- 
ders häufig treten sie im Gneissgebiete zwischen Krumau 
und Unter Wuldau auf. Zugleich sei hier bemerkt, dass sie 
überhaupt im ganzen Gebirge in der Nähe \*on Kalklagern 
nur selten fehlen. 

Im Gebiete der drei Granulitpartien kommen sie beinahe 
stets in Gemeinschaft mit Serpentinen vor, denen gegenüber 
allerdings ihre Bedeutung etwas zurücktritt. Hornblende- 
schiefer bilden den Untergrund des Dorfes Srnin am SO- 
Fusse des Plansker, werden unmittelbar NW hinter dem 
Dorfe von Serpentin unterbrochen und treten erst weiterhin 
am Wege gegen Krems, beziehungsweise Goldenkron wieder 
zu Tage. 

In der Nähe des zweiten ehemaligen Adolfsthaler Ham- 
mers beginnen Hornblendegesteine von eigenthümlicher Be- 
schaffenheit. Sie sind feinkörnig, schwärzlich grün, ohne 
Parallelstructur, plattig abgesondert und erinnern sehr an 
die körnige Masse eines Diorits, der feldspathfrei, oder eines 
Eklogits, der granatfrei geworden ist. Sie halten an bis zur 
Wendung des Weges, von wo aus man die ersten Häuser 
des einstigen Eisenwerkes erblickt. 

Weiter tritt Hornblendegestein deutlich bei Richterhof 
unweit der Kohlmühle auf. Es ist theils Hornblendeschiefer, 
theils Amphibolit, der in Hornblendegranit überzugehen 
scheint. 

Im Granulitgebiete von Prachatitz wir der Granulit von 
Zäbor bis zur Köppelmiihle von Hornblendegesteinen be- 
gleitet, die nach v. Hochstetter jenen von Richterhof 
gleichen. Die Strecke der Granulitgrenze von der Sägemühle 
bis zum Schneider an der Wiese am Galgenberge N von 
Prachatitz bietet durch das Auftreten von Hornblendeschie- 
fern neben Serpentin und Graniten höchst interessante Ver- 
hältnisse dar. Auch weiterhin bei Bieltsch am Wege von 
Witjejitz nach dem Schwarzwalde, an der Strasse von Pra- 
chatitz nach Wallern, am Schwarzberge und anderwärts 
kommen Hornblendegesteine vor, und zwar an den letzt- 
genannten Stellen in Wechsellagerung mit Gneiss. ' 



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Der BöhmerwakJ. — 1. Sumava. — Honiblende^resteine. \Q1 



Im Granulitgebirge von Christianberg treten Horn- 
blendegesteine an der Nordgrenze bei Ober Haid, Schreinet- 
schlag über Paulus bis Neuberg in Gesellschaft von Serpen- 
tinen auf. Grosse Blöcke von Hornblendegesteinen findet 
man namentlich X und W von Ober Haid längs der Torf- 
moore des Rossaubaches. 

Bedeutend umfangreicher sind die Partien von Horn- 
blendegesteinen, die im Gneissgebiete in der Nachbarschaft 
der Granulitgebirge auftreten. 

Im südlichsten Gneissgebiete sind sie ziemlich verbrei- 
tet, wenn auch nur zumeist in wenig mächtigen Einlager- 
ungen. So kommt Amphibolschiefer z. B. zwischen Unter 
Wuldau und Eggetschlag vor. Bei Eggetschlag selbst wird 
♦ r herrschend und wird hier nicht selten von unregelmässigen 
ideinen Adennassen durchschwärmt, die (J. Peters als Sve- 
nit bezeichnet hat. S und X von Eggetschlag geht das 
Schiefergestein in Amphibolgneiss über. Bei Schwarzbach 
lind Stuben herrscht schon wieder Glimnicrgneiss. 

Das Krumauer Granulitgebiet ist längs seiner südlichen 
Grenze von Goldenkron bis Ottetstift von amphibolitischen 
Gesteinen begleitet, die in der Mitte ihrer Erstreckung bei 
Knlsching und Hichterhof am mächtigsten entwickelt sind, 
an beiden Anfangen jedoch im Gneisse auskeilen. Auch ge- 
j:en Süd ist der Uebergang in Gneiss ein allmäliger. Weiter- 
hin kommen Hornblendeschiefer zumeist nur noch in Ver- 
bindung mit Kalksteinen vor, wie bei Hüttendorf, Eggetschlag, 
Tattern usw. Uebrigens wechsellagern die Hornblendege- 
steine auch in jener Zone, wo sie weitaus vorherrschend 
sind, häufig mit Gneiss und Kalkstein und werden von Gra- 
nitgängen durchsetzt, wie z. B. bei Krumau. Die Horn- 
blendegesteine sind meistentheils körnig-streifige, wohlge- 
schichtete, ebenflächige Schiefer mit einem ziemlich ansehn- 
lichen Feldspathgehalte, die jedoch einerseits in reine Horn- 
blendeschiefer, anderseits in granitische Gesteine übergehen. 
Im Ganzen sind sie sehr quarzarm. Accessorisch wurden 
Glimmer, Eisenkies, Magnetkies und Granat — dieser bei 
Weixeln X von Krumau, und S von der letzteren Stadt, 
wo auch der glimmerreiche Gneiss Granaten führt — be- 
obachtet. 

Im Gneissgebiete östlich vom Granulitgebirge treten 
Hornblendegesteine nur sparsam in einzelnen Lagen auf. 

Auch westlich vom Granulitgebiete in dem mächtigen 
Gneissgebirge des Böhmerwaldes kommen Hornblendeschiefer 



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168 I. Archaeische tirupp».«. — Urgneiss- und Urschietersystem. 



nur untergeordnet vor. Sie werden vereinzelt schon um Un- 
ter Reichenstein und Hartinanitz angetroffen und wechsel- 
lagern zwischen Cachrau, Drosau, Olchowitz und Neuern sehr 
mannigfaltig mit Glimmergneissen, den allmäiigen Uebergang 
des Gneissgebirges der Sumava in das mittelböhmische Ur- 
schiefergebirge vermittelnd. 

Im Gebiete des Glimmerschiefers im Künischen Gebirge 
treten theils Hornblendeschiefer, theils massigere Amphibol- 
gesteine in einem schmalen Lagerzuge auf, der sich über 
die Ruine Baiereck gegen Glashütten erstreckt. 

Im Vorgebirge der Sumava sind Hornblendeschiefer im 
Gebiete des Gneisses nur wenig verbreitet. So z. B. fand 
V. Zepharowich N beim Dorfe Kladrub W von Katowitz. 
auf einigen Hügeln und am Kladruber Berge selbst Amphi- 
bolschiefer entblösst. Sie sind auch SW von Kladrub in 
der gleichen Streichungsrichtung (nach N bei östlichem 
Einfallen) anzutreffen. 

Ein ziemlich verbreitetes und wichtiges Gebirgsgliecr 
des Böhmerwaldes ist Serpentin, der zumal im südlichen 
Theile in Verbindung mit Granulit und Hornblendegesteinen 
auftritt. Die alteren Erforscher des Gebietes, namentlich 
J. Czizek und v. Hochstetter hielten ihn, wie oben schon 
mehrfach erwähnt, für ein Umwandlungsproduct von Eklogit 
und Hornblendegestein. Neuere Forschungen haben diese 
Annahme (in mehreren Fällen) nicht bestätigt. 

Im Bereiche des Krumauer Granulitgebirges bildet 
Serpentin von Srnin am &Ö-Fusse des Plansker bis zur 
Pleschowitzer Schlucht bei Goldenkron einen cca 1 km 
langen Zug, der im Zusammenhange mit Hornblendeschiefer 
den Granulit zu unterteufen scheint. Er bildet weiter eine 
grose, von NW nach SO gestreckte, 7 km lange und 3 bis 
4 km breite Partie in der Thalmulde von Krems, die 
vom Berlauer (oder Kremser) Bache durchflössen wird ; fer- 
ner erscheint er zwischen Gross Gekau und Saborsch 
(SO von Netolitz); weiter in kleinen Partien bei Dobrusch, 
Richterhof, Ottetstift, bei Neuhof und auf der 
Höhe des Plansker, so wie bei Mistel holzkollern. 
Ueberall bildet er theils an der Grenze des Granulites, ge- 
wissermassen ihn unterteufend, theils inmitten desselben 
Lager, die sich bald wieder auskeilen. 

Die petrographische Beschaffenheit ist eine ungleiche, 
nur bei dem Vorkommen im Kremser Thale von A. Schrauf 



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Der Bolimerwald. — 1. Sumava. — Serpentin. 169 



genau ermittelte und in mustergiltiger Weise beschriebene.*) 
Es lassen sich hier drei Zonen unterscheiden. Die erste» 
äusserste, wird von Almandinfels gebildet, der aus Al- 
mandin, fraglichem Diallag mit untergeordneter Hornblende, 
Opaeit und etwas Olivin besteht. Die zweite, mittlere Zone 
wird von Gesteinen eingenommen, die aus Enstatit, Bron- 
zit und Omphacit zusammengesetzt sind und in zwei 
Abarten vorkommen, einer dichten aus dein ersten uftd 
dritten, und einer körnigen, welche aus allen drei genannten 
Bestandteilen besteht. Endlich die dritte Zone, das Cen- 
time (iebiet, wird von Olivinserpentin und dessen 
verschiedenen, durch Umwandlung aus demselben hervorge- 
gangenen Begleitern eingenommen. Am Gontact mit Granulit 
scheint das Serpentingestein einer besonderen Umwandlung 
zu unterliegen, indem in einer Spalte nahe bei der Kremser 
Mühle ein schwärzliches' Detritusgemenge von Olivinserpen- 
tin, wenig Omphacitkömern, halb zersetztem Feldspath und 
sehr viel Biotit, alles durch ein apolares Grundmagma ver- 
kittet, in einer anderen Spalte eine chloritische Ausscheidung 
(Berlauit) angetroffen wurde. 

Das ursprüngliche Gestein des Olivinserpentines ist 
echter Olivinfels, bestehend aus Olivin, der zum Theil in 
Serpentin umgewandelt ist, aus Pyrop und Omphacit. Der 
reine sog. „Serpentin" von Mfic erwies sich als körniger, 
zur Haltte in Serpentin umgewandelter Olivinfels. In dichten 
Abarten scheint die Umwandlung des Olivins in Serpentin 
weiter vorgeschritten zu sein. Der Pyrop des Olivinserpen- 
tines soll nach Schkauf kein ursprünglicher, sondern ein 
secundär durch Zusammenschmelzen von Olivin und Alman- 
din entstandener Bestandtheil sein. Er pflegt zumeist von 
einer Hülle umgeben zu sein, aus der er sich leicht loslöst 
und welche Kelyphit**) genannt wurde. Mit dem Serpentin 



*> In der schon mehrmals erwähnten ausgezeichneten Arbeit: 
Öt-iträge zur Kenntniss des Associations-Kreises der Magnesiasilikate. 
Pnragenetische Studien im Serpentingebiete des sUdl. Böhmerwaldes. 
Groth's Zeitschr. f. Kry«t. u. Mineralog. J882, VI., d. 321 ff. 

**'■> Derselbe kann als eine Verbindung von 2 Molek. Granat und 
1 Molek. Olivin betrachtet werden. Eine Analyse ergab A. Sehr auf: 
SiO, 40 41, A1,0 3 13 35, Fe a 0 3 247, Cr, 0 3 Ho, FeÖ 7 02, MnO 0 31, 
C;iO 5 05, MgO 27 40, Glühverlust 2 21 Proc, Summa 99*97. Gew. 3 064, 
Härte C o— 7. Durch künstliches Zusammenschmelzen von Almandin 
und Olivin hat S c h r a u f eine Masse erhalten, die sich mit Kelyphit 
vergleichen lasst. — Durch die Untersuchungen an anderen Gesteinen 
in anderen Gebieten ist bestätigt worden, dass die kelyphitischen Hüllen 



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170 I- Archaeisehe Gruppe. — rrjrneiss- und L^scliiefersystem. 

; 



ist sie fest verbunden und wird von Schrauf als pyrogenes 
Contactproduct des Pyrops aufgefasst. Der Omphacit endlich 
tritt in Körnern auf oder nimmt manchmal auch das Innere 
der Pyrope ein. Er ist der aus dem gluthflüssigen Magma 
zuerst zur Ausscheidung gelangte Gemengtheil. 

Die Bestandteile des Gesteines erleiden einestheils 
durch Auslaugungsprocesse, anderenteils durch anderwei- 
tige Vorgänge Umwandlungen, die A. Schrauf sehr genau 
studirt hat. In Spalten des Serpentines setzen sich Carbonatu 
von Kalk und Magnesia ab, die leicht als Zersetzungspro- 
ducte von Silikaten zu erkennen sind. Kieselsäure schlägt 
sich als Hyalit, Halbopal, Chalcedon und Quarz nieder. Neu- 
bildungen aus Olivinserpentin sind ferner auch Hydrosilikate, 
zumal von Magnesia, die wahrscheinlich durch Absatz aus 
den in Lösung übergegangenen Serpentinbestandtheilen ent- 
standen sind. Durch weitergehende Metamorphosirung des 
Olivinserpentines entstehen Minerale mit einem sehr hohen 
Kieselerdegehalt, welche Schrauf Siliciophite nennt. 
Die das Gestein durchdringenden Gewässer entziehen näm- 
lich demselben fortwährend Magnesia, so dass schliesslich 
nur ein Kieselskelet zurückbleibt und sich Gosteinsabarten 
ausbilden, die etwa in der Mitte zwischen Serpentin und 
Opal stehen. Die Siliciophite vom Typus Opal sind wahre 
Umwandlungspseudomorphosen von Opal nach Serpentin. 

Der Granat und seine Kelyphithülle werden durch 
Wassereinwirkung in demselben Masse umgewandelt, wie 
sich Olivin in Serpentin und dieser in Siliciophit unisetzt. 
In diesem letzteren sind daher weder Pvrop noch Kelyphit 
zu unterscheiden, sondern ihre Stelle nehmen grüne bis 
erbsengrosse Knoten ein, deren Hülle, entsprechend dem 
ursprünglichen Kelyphit, aus Parachlorit (einem Zwischen- 
glied zwischen Serpentin und Ghlorit), der Kern aber aus 
einem erdigen braunen Hydrosilikat mit geringen Resten 
von Granat besteht. 

Aehnliche petrographisch - mineralogische Verhältnisse 
dürften auch in manchen anderen Verbreitungsgebieten des 
Serpentines zu beobachten sein. 



nicht einheitlicher Natur sind. — Zu bemerken ist. das.* F. v. Ho»- li- 
sten er die Umhüllungen der Granaten und ihr Verhalten dem .Serpentin 
gegenüber schon sehr wohl kannte, sie jedoch als aus einem chlorit- 
oder glimmerartigen Mineral bestehend, auffasse. — Nach Camerlan- 
der entspricht dem Kelvphit manchmal auch eine Umhüllung von Au- 
gitstengeln. (Siehe S. l?o.) 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Serpentin, 171 



Was den Umfang des Serpentinvorkommens im Kremser 
Thale anbelangt, so lässt er sich etwa folgenderweise um- 
grenzen : Vom rechten Ufer des Berlaubaches unterhalb 
Adolfsthal zieht sich der Serpentin auf das linke Ufer über 
MhV, und kehrt bei Krems wieder auf das rechte Ufer in 
zwei Flügeln zurück, die durch einen vom Schöninger her- 
abreichenden Granulitarm, welcher knapp bei Krems den 
Berlaubach übersetzt, von einander getrennt werden. ' Der 
eine Flügel verläuft südöstlich gegen Hollubau, der andere 
südwestlich über Chlum gegen Lutschau. Oberhalb Krems 
ist dfcr Serpentin durch den Chlumeöeker Berg auf dem 
linken Bachufer und durch die Granulithügel zwischen Ohlum 
und Mehlhiedl auf dem rechten Ufer zu einer schmalen Zone 
zusammengedrängt. Bei der Rothen Mühle (O. G. Krems) 
breitet er sich wieder aus und bildet zwei Flügel. Der nord- 
östliche verläuft über Chlumecek, Stupnä, Chmelnä bis un- 
mittelbar an Neudorf, also beinahe 6 km weit ; der südwest- 
liche, grössere Flügel, erstreckt sich, viele Ausbuchtungen 
bildend, rechts und links vom Berlaubache über Mehlhiedl 
und Roisching in die Niederung gegen Johannesthal bis an 
den Fuss des Napolaniberges SO von Berlau, und am linken 
Ufer des Baches über die Einschichten Smetana (0. G. Ber- 
lau), Simäcek bei Lutschau, Bergschneider (0. G. Berlau) 
und Chlap. Mag man somit von der ringförmigen Granulit- 
umfassung des Berlauthales in welcher Richtung immer nie- 
dersteigen, sei es vom Schöninger herab gegen Adolfsthal, 
von Kugelwaid nach Berlau, von der Buglata gegen Neu- 
dorf, oder vom Kluk nach Bohauschkowitz und Ghlumecek. 
— überall findet man an den unteren flachen Gehangen 
Serpentinmassen entblösst. 

Die schönsten Aufschlüsse sind an dem Berlaubache 
selbst zu beobachten, namentlich wenn man von Adolfsthal 
bachaufwärts geht. Unterhalb der Hollubauer Mühle setzen 
die körnig streifigen Granulite plötzlich gegen Serpentin und 
dieser bald darauf wieder gegen den Granulit ab, auf wel- 
chem die Mühle selbst steht. (Fig. 38.) Der Serpentin er- 
scheint hier zwischen Granulit fächerförmig eingekeilt. Gegen 
das Dorf Hollubau legen sich seine Schichten allmälig flacher 
auseinander und an seinem Ende bei Hollubau selbst scheint 
er dem Granulit förmlich muldenartig aufzuliegen. Geht man 
jedoch von der Hollubauer Mühle längs des Baches weiter 
gegen Krems, so trifft man den Serpentin mit Granulit auf 
überraschende Weise wechselnd. Auf einer kurzen Strecke 



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172 I- Archaische (»ruppe. — L'ryrieiss- und Urschiefersystem. 



von etwa 200 Schritt reichen in den Serpentin drei Gra- 
nulitanne hinein, von welchen der mittlere von einem kaum 
^ 2 dm mächtigen Granitgange durchsetzt 
wird. (Fig. 38.) Weiter folgt bis Krems nur 
Serpentin. Erst weiter bachaufwärts, rechts 
an der Strasse, die von Krems nach Chlum 
führt, reicht Granulit abermals in den Ser- 
pentin hinein, der weiter oben am Bache 
>: wieder herrschend wird. Hier jedoch ver- 
lieren sich die felsigen Gehänge des Ufers 



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und der Bach schlängelt sich langsam durch 
Serpentin und Granulitschutt. 

Im Serpentin werden, wie oben aus- 
geführt, durch Verwitterung und Umwand- 
lung verschiedene Minerale gebildet, so 
namentlich Ghalcedon, Hornstein (Silicio- 
phit?), Opal, die nicht nur Spalten, son- 
dern auch Hohlräume ausfüllen und über- 
ziehen. Ausser diesen fand v. Hochstet- 
TER auch Ghlorit, Talk, Asbest, Magnesit 
und Helmhackkk entdeckte in demselben 
bei Krems Obsidian (Moldavit) in bis nuss- 
grossen Körnern, wodurch die Frage über 
den Ursprung dieses Minerales, welches 
man für ein Kunstproduct (Glas) anspre- 
chen wollte, gelöst erscheinen könnte. Fund- 
stellen für r o t h e H o r n s t e i n e mit Ueber- 
gängen in Jaspis und Carneol sind in 
der Umgebung von Krems, zumal in der 
Richtung gegen Adolfsthal und MriC; für 
weisse Hornsteine von oft schöner 
biseuitartiger, kryptokrystallinischer Be- 
schaffenheit, mit Uebergängen in weisse 
Opale, in der Rachel, welche vom Plansker 
her in nördlicher Richtung oberhalb der 
Hollubauer Mühle in den Berlaubach mün- 
det, sowie in einem Wasserriss X von der 
Strasse von Mfic" nach Chlumecek; für 
§ Opale von verschiedenen Farben und 

Magnesit X und 0 von Mric, zwischen 
Hollubau und Chlum, bei den Laushäusern X von Stupnä 
und in der Nähe der ehemaligen Eisenerzgruben X von 
der Rothen Mühle. 



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Der Böhmenvald. — 1. Sumava. — Serpentin. 173 



Im Allgemeinen dürften die übrigen oben angeführten 
Serpentinvorkommen mit dem Kremser übereinstimmen, 
doch sind sie darauf hin noch nicht näher untersucht. Na- 
mentlich ist zu beachten, dass sie v. Hochstettee alle 
durch sehr deutliche Uebergänge aus Hornblendegesteinen 
entstehen lässt, was vielleicht doch in einzelnen Fällen zu- 
treffen mag. trotzdem bei neueren Begehungen die besagten 
Uebergänge an mehreren Stellen nicht wieder anzutreffen 
waren. Selbst ein genaues Studium der Hornblendegesteine 
in den Serpentingebieten wäre sehr empfehlenswerth, da ja 
doch nun einmal der Gedanke angeregt ist, dass auch sie 
das Product der Umwandlung irgend eines anderen Gestei- 
nes sein könnten. 



Bei Srain steht Serpentin unmittelbar am nordwest- 
lichen Ende des Dorfes in. klippigen zerbröckelten Massen 
an. Selbst das frische schwarzgrüne Gestein ist sehr rissig 
und zerklüftet, die Klüfte sind zumeist mit Kieselmineralen, 
Chlorit, Talk und Asbest bedeckt, welche Minerale übrigens 
auch in grösseren Nestern und Gängen angehäuft erscheinen. 
Manche Gänge werden von einer chloritischen lettenartigen 
Masse gebildet, in welcher Speckstein von lichtölgrüner 
Farbe, Magnesit, Opale aller Art, Hornsteine, ein Mittelding 
zwischen Serpentin und Opal, in Knollen eingebettet vor- 
kommen. Die Originalabbildung Hochstetters (Fig. 39.) 
zeigt die Lagerung der Gänge im Serpentin. — Etwas weiter- 
hin von dieser Stelle am Wege gegen Goldenkron sollen die 
Serpentine ganz allmälig in braunschwarze, deutlich geschich- 
tete feldspatharme Hornblendegesteine mit östlichem Strei- 
chen (St. 6) und fast saigerer Schichtenstellung übergehen. 





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174 I- Archadsche tiruppo. — ürgueis«- und Urschiefersystem. 



N von Goldenkron in der Schlucht bei Pleschowitz treten 
Serpentine deutlich zu Tage und lasssen sich bis zur Mol- 
dau verfolgen, welche sie jedoch nicht überschreiten. Am 
rechten Gehänge der Schlucht sind sie von fast dichter Be- 
schaffenheit und dunkelschvvarzgrüner Farbe, durchzogen 
von feinen Chrysotilstreifen und Trümmern von lauchgrünem 
edlem Serpentin. Sie enthalten auch Bronzit und Pikrolith, 
zeigen starke Einwirkung auf die Magnetnadel, führen jedoch 
weder Granaten, noch chloritische oder talkige Gänge, noch 
auch Kieselgesteine. Sie dürften übrigens vollkommen dem 
Serpentin von Schebifov (siehe pag. 103.) entsprechen. In 
der ganzen Erstreckung Von Srnin bis in die Pleschowitzer 
Schlucht scheint Serpentin in Verbindung mit Hornblende- 
gesteinen den Granulit lagerartig zu unterteufen. 

Oberhalb Goldenkron, etwa 40 m über dem Spiegel der 
Moldau, ist das ganze Plateau von Geschieben und Schutt 
bedeckt, in welchem man in staunenswerther Menge alle 
oben angeführten Serpentinminerale finden kann. Die Stein- 
haufen sind hier thatsächlich von Sammlern ausgebeutet 
worden. Die böhmischen Opale (Halbopale, Milchopale etc.) 
stammen zum grössten Theile von dieser Fundstätte. 

Ein weiteres Serpentinlager tritt zwischen Saborsch 
und Gross Cekau SO von Netolitz zu Tage in der Bucht, 
die sich vom Dechternteiche auf der Budweiser Tertiär- 
ebene westwärts gegen die Dobschitzer Berge erstreckt. Es 
herrschen im Allgemeinen längs der Bäche, die hier zusam- 
menfliessen, sumpfige Torfmoore und Gebirgsschutt. Nur 
in der Mitte der Bucht erhebt sich inselartig ein Hügel, 
über welchen der Weg von Saborsch nach Gross Cekau 
führt. Dieser nun besteht in seiner südlichen Hälfte aus 
einem Serpentintrümmergesteine, in welchem Opale selten, 
poröse und cavernöse Hornsteinmassen (Siliciophite?) jedoch 
sehr häufig sind. Helmhacker fand in dem Serpentin auf 
Klüften auch Orthoklas und Albit. Frisches Gestein ist in 
der Richtung gegen Holschowitz im höheren Terrain stellen- 
weise anstehend. 

An dem Wege, der von Kugelwaid nach Gross Zmietsch 
führt, ferner bei Dobrusch in der Richtung gegen Ochsbrunn, 
kann man Serpentine beobachten, die von papierdünnen 
Lagen von Magneteisen durchzogen sind und etwas Bronzit 
enthalten. Sie sind deutlich geschichtet, und sollen mit zähen 
schwarzen Hornblendegesteinen wechsellagern und Nester 



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Der Böhmerwatd. — 1. äumava. — Serpentin. 17 5 



von grauschwarzem Quarze enthalten. Sie bilden ein etwa 
2 bn langes Lager, das in seiner südlichen Hälfte die Grenze 
von Granuiit und Gneiss bildet, mit seiner nördlichen Hälfte 
aber in die Grauulite zwisclfcn Kugelwaid und Gross Zmietsch 
hereinreicht. Den ziemlich dichten Amphibolit bei Dobrusch, 
6 vom Dorfe, fand C. v. Camerlander zusammengesetzt aus 
Hornblende (in Blättchen, in strahlsteinartiger oder büschelig 
stengeliger Ausbildung), aus untergeordnetem Plagioklas, 
diallagartigem Augit, Quarz und Pleonast. Nebst Hornblende- 
gestein begleitet den Serpentin bei Dobrusch auch ein Augit- 
gestein mit beträchtlichem Granatgehalt. Die Granatkörner 
pflegen von Augit in Stengelaggregaten umhüllt zu sein. 

Weiter steht im Plansker Gebirge Serpentin am Fusse 
•ie» Hügels oberhalb der Kohhnühle, ehe man nach Richter- 
hol" abwärts geht, in einem kleinen Felsen an. Er scheint 
liier auch in Verbindung mit Ilornblendeschiefer, massigem 
schönen Amphibolit und Amphibolgranit zu stehen, welche 
Gesteine durch ganz allmälige Uebergänge mit einander ver- 
bunden sind. 

Der Serpentin bei Ottetstift bildet rechts von der Strasse 
von Honnetschlag nach Ottetstift, nicht zu weit entfernt von 
diesem letzteren Orte, einen niedrigen Hügel („Böhmstein- 
felsel"). Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Granuiit unter 
den Torfmooren des Olschbaches von Tuschetschlag bis in 
die Gegend von Ottetstift herüber reicht und hier in dem 
schmalen, von Serpentin und Hornblendegesteinen begleiteten 
Streifen auskeilt. 

Im Dobruscher, Richterhofer und Ottetstifter Serpentin 
sollen nach v. Hochstetter Kieselgesteine und Magnesia- 
minerale gänzlich fehlen. — Von den übrigen oben (S. 168.) 
angeführten Serpentinvorkommen ist nichts Näheres zu be- 
richten. 

Im Prachatitzer Granulitgebiete tritt Serpentin am 
schönsten bei der Gemeindemühle iVO von der Stadt zu 
Tage. Er ist nach v. Camerlander aus einem granatfüh- 
renden Olivin -Augitgesteine hervorgegangen. Das Gestein 
zeigt im Dünnschliffe in dem schön entwickelten Maschen- 
systeme nicht zu reichliche frische Reste von Olivin in Form 
unregelmässiger wasserheller Körner, neben Körnchen und 
Blättchen, selten Kryställchen eines fast wasserhellen bis 
schwach lichtgrünen Pyroxenes, nebst viel Erzpartien (meist 
Magnetit) und sehr seltenen Picotitblättchen. Der Serpentin 



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176 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urscbiefersysiem. 



beginnt nach v. Hochstetteb gleich hinter der Stadt links 
vom Wege nach St. Peter in den Feldern. Unweit des sog. 
Lusthauses überlagert er concordant den Granulit. Verfolgt 
man die Streichungsrichtung des Kerpen tines nach Südosten, 
so gelangt man zu dem erwähnten interessanten Aufschlüsse 
bei der Gemeindemühle, wo der Granulit mit pegmatitartigem 
Granit, Serpentin und Diorit vergesellschaftet ist. Jenseits 
des Zivnybaches bis zur Feidelmühle findet man Serpentin 
nur noch in losen Stücken. 

Im Christianberger Granulitgebiete kommt Serpentin 
unter ganz analogen Verhältnissen wie in den eben bespro- 
chenen Granulitpartien an der nördlichen Grenzlinie von 
Ober Haid bis Neuberg vor. Die Serpentine von Ober Haid 
lassen sich in einer schmalen Zone bis gegen Schreinet- 
schlag verfolgen. Sie haben dasselbe Aussehen wie die 
Serpentine von Dobrusch und Richterhof (S. 175.) und sind 
ganz deutlich geschichtet. Bedeutender ist das Serpentin- 
gebiet zwischen Haberies und Neuberg. Schon von weitem 
machen sich in der sonst wald- und felderreichen Gegend 
nahezu nackte Steinhügel bemerkbar, die sich von Haberies 
gegen Paulus und von hier gegen Neuberg zu beiden Seiten 
des im Moorboden laufenden Mühl- oder Herrenbaches hin- 
ziehen. Sie bestehen aus Serpentin, der als unfruchtbarer 
Bodenuntergrund den Landleuten sehr wohl bekannt ist und 
von ihnen gefürchtet wird, da dort, wo er auftritt, nichts 
recht gedeihen will. Die besten Aufschlüsse dieser Serpen- 
tine bestehen bei Paulus, wo das bronzitreiche Gestein deut- 
lich geplattet ist. Nach v. Camerlander war das ursprüng- 
liche Gestein dieses Serpentines ein Olivin -Augitgestein, 
welches in seiner Umwandlung weniger vorgeschritten ist 
als z. B. der Serpentin des Gaisberges N von Prachatitz. 

In dem übrigen Verbreitungsgebiete der Sumava sind 
Serpentine nur stellenweise ganz untergeordnet vorhanden. 

Ein weiteres, wichtiges Gebirgsglied des eigentlichen 
Böhmerwaldes bilden Kalksteine, die namentlich im Vor- 
lande der Sumava streckenweise reichlich vorhanden sind. 

Im Granulitgebiete des Plansker Gebirges wurde ein 
körniger dolomitischer Kalkstein als bedeutungslose Einlager- 
ung im Hornblendegesteine zwischen Adolfsthal und dem 
ehemaligen zweiten Hammer (Fig. 38. S. 172.) beobachtet. 

In der Umgebung der drei Granulitpartien sind Kalk- 
steinlager im Gneisse weit häufiger. Sie bilden durchaus 



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Der Böhmerwald. — 1. £umava. — Kalkstein. 




regelmässige Lager mit zumeist deutlicher Schichtung und 
veränderlicher Mächtigkeit bis über 30 m. Sie sind vorwal- 
tend grobkörnig, weiss oder licht gefärbt. Feinkörnige Ab- 
arten pflegen nicht selten zur Schichtung parallel gestreift 
zu sein, wohl durch Graphiteinschaltungen. Neben Graphit, 
der übrigens nicht nur als Pigment, sondern auch in kry- 
stallinischen Schuppen vorkommt, finden sich im Kalksteine 
accessorisch ein : Glimmer, Quarz, schwarze und grüne Horn- 
blende, Grammatit, Eisenkies, Talk, Speckstein und Asbest 
auf Kluftflächen, Serpentin in Adern und kleinen Nestern, 
wodurch oft richtige Ophicalcite entstehen. (Vergl. S. 42.) 
Die Kalklager sind gleicherweise, wie wir es im böhmisch- 
mährischen Hoch- 
lande kennen ge- 
lernt haben, (S. 91 
ff.i, oft von Granit- 
gängen durchsetzt, 
wahrend manchmal 
Granit oder Quarz 

auch rundliche 
Massen im Kalke 

bildet. Aehnlich ver- 
halten Sidl Diorite Ori(rlnalaofn4bine Ton Ftrd. r. Hoefutetter (18,4). 

, , • r ,1 ' a Grobkörniger Granit b Verwitterter Granit e Quars. 

Welche im Kalke <l Körniger Kalkitein. e Diorit. / OdcUi. 

Gänge, seltener La- 
ger und fragmentartige Stücke bilden. Diese Verhältnisse hat 
v. Hochstetter durch eine Skizze aus dem Kalkbruche 
unterhalb des Krurnauer Schlossberges am linken Moldau- 
ufer veranschaulicht. (Fig. 40.) Die Mehrzahl der Kalksteine 
dürfte dolomitisch sein. 

Die geschilderten Verhaltnisse gelten im Allgemeinen. 
In einigen Kalklagern treten noch andere Erscheinungen zu 
Tage. die. wenn nicht von Bedeutung, einzeln nicht Erwähn- 
ung finden können, wie es ja überhaupt auch zu weit führen 
möchte, wollte man alle Punkte, wo Kalklager zu beobachten 
sind, namhaft machen. Es ist schon oben angedeutet wor- 
den, dass die Lagerungsverhältnisse in der Umgebung der 
Granulitpartien am genauesten aus dem Streichen von Kalk- 
und Graphiteinlagerungen abgeleitet werden können. Eine 
solchergestalt bestimmte Streichungslinie verbindet die Kalk- 
vorkommen bei Hüttenhof (nahe der Grenze W von Ober 
Plan), bei Habichau (P. Schwarzbach), bei Schlackern und 
Mutzkern. Eine andere Streichungslinie verknüpft die zahl- 



Fig. 40. Partie ans einem Kalkbrache unterhalb de« 
Kumauer SchloMbergei. 



; Geologie Ton Böhmen 



12 



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178 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



reichen Kalklager zwischen Krumau und Payreschau, die am 
schönsten im Einschnitte der Moldau aufgeschlossen sind, 
wie bei Krumau selbst, bei DumrowiU, zwischen Rojau und 
Goldenkron, unterhalb Maidstein, bei Payreschau. Dieser 
Streichungslinie gehören auch die Kalke bei Lagau S W von 
Krumau an. 

Eine weitere Kalklinie geht über Turkowitz, östlich 
über den Neuhof oberhalb Krumau, gegen Srnin und Gol- 
denkron, Ferner treten Kalke bei Stein NNW von Höritz, 
S von Kalsching und bei Weixeln auf. Hier kommt typischer 
Stinkkalk vor, welcher beim Anschlagen mit dem Hammer 
einen widerlichen bituminösen Geruch von sich gibt. In sei- 
nem Streichen liegen auch die Kalke bei Losnitz (zwischen 
Krumau und Kalsching) und beim Jägerhause oberhalb Neuhof. 

Die Kalklager in der Umgebung der Ortschaften Stuben, 
Schlackern, Mutzkern, Planles und Eggetschlag bieten nach 
C. Peters manches Interessante. Sie bilden im Allgemeinen 
nur wenig mächtige Massen, von sehr verschiedenem Strei- 
chen und Verflachen. Im Kalke nahe beim Habichau-Hofe 
wurden Graphit, Amphibol, beide vorwaltend als Pigment, 
Tremolith, Asbest und Eisenkiesel als untergeordnete Bei- 
mengungen vorgefunden. Bei Schlackern, Mutzkern und Plan- 
les verhielten sich die Kalke ähnlich. Ein Lager bei dem 
erstgenannten Orte fand Peters von einem Dioritgange 
durchsetzt. Ein aufgelassener Kalkbruch bei Hüttenhof am 
Südabhange des Hochwiesen liess einen durch mehrere Gra- 
nitdurchbrüche gestörten Bau erkennen. Die unreinen und 
daher nicht zur Verwendung geeigneten Kalkmassen ent- 
hielten hauptsächlich körnig stengeligen Amphibol, Quarz, 
gelbbraunen Granat, oft in ansehnlichen Dodekaedern aus- 
gebildet, stellenweise auch rosenfarbigen faserigen Kalk (Ara- 
gonit?). NW von Ober Plan tritt ein Kalksteinlager bei der 
Höpfelmühle unweit von den Salnauer Jägerhäusern auf. 
Südwestlich von der Christianberger Granulitpartie soll am 
Nordfusse des Tussetberges gegen Guthausen zu ein Kalk- 
steinlager im Granit ehemals ausgebeutet worden sein. 

Westlich vom Granulitterrain der Sumava kommt kry- 
stallinischer Kalkstein in Lagern vor an der Flanitz zwischen 
Husinetz und Sablat, bei der Dwurer Mühle und bei Zabrdi 
am linken Ufer, ferner unterhalb Sablat am rechten Ufer 
bei der Thaler Einschicht. Hier ist es ein grauweisser, schön 
krystallinischer Kalk, der stellenweise Glimmer, Chlorit und 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Kalkstein. 179 



Talk. Hornblende und Granat enthält. Seinerzeit waren bei 
Zuderschlag gegenüber der Ruine Gans am linken Flanitz- 
ufer die grössten Kalksteinbrüche, in welchen der Kalk häufig 
von Granitgängen durchdrungen und von durch Ausspül- 
ungen entstandenen Hohlräumen unterbrochen war. Kalk 
kommt ferner bei Winterberg (0), am NO-Fusse des Kubani 
im sog. Huschitzer Reit und bei Wallern (NO und NW) in 
Lagern oder in Partien dem Gneisse eingestreut vor. 

Noch weiter westlich, zwischen Gross Zdikau und 
Schüttenhofen ist das Gneissgebiet reich an Kalklagern. Bei 
Gross Zdikau selbst liefern die Hfebeny (Kämme SO vom 
Orte) nach J. N. Woldrich einen feinkörnigen, grauweissen, 
stellenweise röthlichen, technisch sehr wohl verwendbaren 
Kalk, der sich unter dem Mikroskop als zusammengesetzt 
aus Kalkspath und Dolomit, sowie untergeordnet eingestreu- 
tem Quarz, Pyrit und vielleicht Granat erweist. Weiter kommt 
Kalk 0 von Zdikau bei Bransov, N von Gross Zdikau bei 
der Waniekmühle, NW von Zdikau am Novotn^-Hügel, bei 
Jaroschkau N von Stachau, bei Mladikau am Cabuser Bache, 
zwischen Nitzau und Milau, bei Aubislau (0), Pfecin (W und 
XW), Wonschowitz (NO und SW), ürowitz, Wischkowitz, 
Modlenitz (Ö) usw. in kleineren oder grösseren Einlagerungen 
von sehr verschiedener Güte vor. 

Ein grosses Lager von krystallinischem Kalk erstreckt 
sich auf beiden Ufern der Ostru2nä (Forellenbach) zwischen 
Hartmanitz und Bezdekau, bei einem Streichen nach St. 8 
und nordwestlichem Einfallen unter 40°. Das Hangende des 
Lagers bilden Quarzitschiefer. Kleinere Einlagerungen sind 
bei Nuserau am linken Otavaufer, bei Trsitz, 2ikau und 
Swojschitz in der Nähe der Granitgrenze, ferner bei Wodo- 
lenka, S von Hradek, bei Lukau N von Hartmanitz, in der 
unteren Vorstadt von Schüttenhofen, bei Hradek (nahe St. 
Lorenz), bei Prestanitz am Wege nach Welhartitz, bei Libie- 
titz und Theresiendorf (SW von Schüttenhofen), und west- 
licher bei Köppeln am ÄO-Fusse des Salierberges, wo nach 
v. Ho CHSTETTER im Kalke auch Putzen von Manganschaum 
vorkommen, bei Gesen (S von Cachrau), bei Swina (SW 
von Welhartitz), auf den Seewiesen und wohl auch ander- 
wärts noch zu beobachten. Wo der Kalk sehr rein ist, wird 
er namentlich zu Zwecken der Glasfabrikation gewonnen. 

Im Künischen Gebirge fehlt Kalk dem eigentlichen hohen 
Glimmerschieferterrain gänzlich. Er tritt nach von Hoch- 
stetter erst an der i^FT-Grenze der Formation bei Glas- 

12* 



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180 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



hütten und St. Katharina auf, wo die Glimmerschiefer zum 
Theil mit Chloritschiefern und Phylliten wechsellagern (VergL 
Fig. 37.). So z. B. am Hofackerberg N von Glashütten in 
einem cca 4 m mächtigen Lager, und auf der Eisensteinzeche 
zur Hilfe Gottes links am Wege von Glashütten nach St. 
Katharina. Hier tritt der Kalkstein in drei, je 2—3 m mäch- 
tigen Lagerzügen auf, ist im Korne sehr wechselnd, von rein 
weisser, rother (Manganfarbung) , grüner (durch Pistazit), 
grauer (durch Hornblende) und anderer Farbe und reich an 
accessorischen Beimengungen. Unter diesen sind besonders 
beachtenswerth : derber rother Granat, oft in grossen eiför- 
migen Massen dem Kalke eingewachsen und durch Zersetz- 
ung in Thon- und Brauneisensteine übergehend, welche mit 
dem Kalksteine zugleich gewonnen wurden ; ferner mit dem 
Granat vergesellschafteter Pistazit und Hornblende und darin 
häufig Kupferkies (Ghalkopyrit), Eisenkies, Magnetkies und 
Magneteisen eingesprengt. In Spuren fand man auch Eisen- 
glanz (Haematit), Zinkblende und Bleiglanz, in grösseren 
Massen Asbest, Ghlorit und zersetzte serpentinartige Minerale. 

Im Vorlande der Sumava sind Kalklager im Gneiss- 
gebiete ebenfalls gemein. Alle sind dem Gneisse conform 
eingelagert und gewöhnlich durch allmälige Uebergänge mit 
ihm verbunden, so dass gegen das Hangende und Liegende 
eine schärfere Begrenzung fehlt. Sie stimmen im Allgemei- 
nen durchaus mit den Kalksteinen überein, die aus dem 
Gneissgebiete nördlich von der Otava, welches noch zum 
böhmisch-mährischen Hochlande einbezogen wurde, oben be- 
schrieben worden sind. (Vergl. S. 90 ff.) 

In der Umgebung von Barau und Wällischbirken sind 
Kalksteinlager nach v. Zepharowich NO von Barau am 
rechten Ufer der Blanitz, zwischen Mekynetz und Gepfowitz, 
Zäluzi und Kwaskowitz, ferner bei Borcitz, S und SO von 
Dub auf dem Spälen?- und Bababerge, bei Twrsitz, am 
Teiche bei Wällischbirken an der Strasse nach Strunkowitz, 
am Kancovberge, bei Setechowitz zu beobachten. Bei Dub 
ist der Kalkstein z. Th. sehr dicht, dunkelgrau, oft auf 
Spaltflächen mit Dendriten versehen. Eine Analyse dieser 
Abart vom Bababerge ergab: Kohlensauere Kalkerde 77*29,. 
unlöslicher Rückstand 22*15 Procent, wenig Thonerde, Eisen- 
oxyd, Wasser und Spuren von kohlensauerer Bittererde. Bei 
Strunkowitz ist der Kalkstein zumeist feinkörnig, bei Wäl- 
lischbirken sehr dicht. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Kalkstein. 181 



In der Umgebimg von Wolin und Ckyn kommt kry- 
stailinischer Kalkstein bei Lhota Ptäckova, S von Horosedlo, 
bei Budkau, gegenüber von Zuzlawitz an der Wolinka, bei 
Bohranilitz. S von Spule und zwischen diesem Orte und 
Dolan, in Ckyn, y von Elcowitz, 0 von Zleschitz, bei Starov 
auf beiden Bachufern, 0 von Zechowitz, bei Wolin selbst, 
bei Prechowitz an der Strakonitzer Strasse, zwischen Wolin 
und Nemetitz, zwischen Nihoschowitz und Doubrawitz vor. 
Die Kalksteine von Ckyn und Elcowitz sind die dichtesten. 
Eine Analyse des ersteren ergab neben 89'58°/ 0 kohlensaueren 
Kalkes, 4*93% kohlensauerer Bittererde. Er enthält häufig 
Glimmer, ebenso wie der Kalk von Zleschitz. Im Elcowitzer 
Kalke wurde auf Klüften Steatit gefunden. Im Zleschitzer und 
Zechowitzer Kalke wurde Graphit in Schuppen oder unregel- 
massigen Partien beobachtet. 

In der Umgebung von Berg Reichenstein sind Kalklager 
S von Miltitz, zwischen Albrechtsried und Kadeschitz, bei 
2ihobetz, Sobieschitz, Ostruzno, Nezditz, NW von Straschin, p 
sowie SW unter der Maria-Kirche, am Wege nach Damit- 
beobachtet worden. Bei 2ihobetz, Ostruzno und Sobieschitz 
sind die Kalke ausgezeichnet späthig. Bei Straschin hatte 
v. Zepharowich Gelegenheit, im krystailinisch körnigen 
Kalksteine, der accessorisch lichtbraunen Glimmer, Feldspath, 
Amphibol und Quarz enthielt, eine durch einen Sprengschuss 
zufällig eröffnete Höhle zu besichtigen, die sich bergeinwärts 
bei einer Breite von cca 15 m beiläufig 50 m weit erstreckte. 
Er fand die Decke der Höhle gewölbt, unverkennbare Spu- 
ren der Auswaschung an sich tragend und den Beginn von 
Tropfsteinbildung zeigend. Der abschüssige Boden war äus- 
serst schlüpfrig und ganz* mit rothem Lehm Gedeckt, wie er 
durch Zersetzung von Gneiss entsteht. Herabgefallene Kalk- 
stücke lagen in demselben eingebettet. 

In der Nähe von Schüttenhofen kommen krystallinische 
Kalke bei der Stadt selbst, bei Podmokl, Zimitz, am Zimitzer 
Berge und am Wege von hier nach Schichowitz vor. Der 
Zimitzer Kalk erwies sich oft glimmerreich. 

Bei Horazdiowitz treten Kalksteine in Verlängerung des 
Hostitzer Zuges (Seite 91.) bei Svatopole und Boubin, am 
Prachinberge unter der Ruine, bei Gross Hitschitz, in Hejna*, 
am Hitschitzer und Pucanka-Berge, dann zwischen Hlineny 
lljezd und Bojanowitz auf. Der Kalk von Svatopole ist sehr 
dicht, weiss, quarzreich (22*94°/o unlö3l. Rückstände). Im 



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182 L Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Gross Hitschitzer Kalke kommen Talkschüppchen und Gram- 
matit vor. 

In der Umgebung von Strakonitz am rechten Otavaufer 
tritt krystallinischer Kalkstein N von Jinin an der Strasse 
von Strakonitz nach Wodnian auf, ferner bei Strunkowitz 
an der Wolinka und S von Kraselov am Wege nach NemCitz. 
Bei Strunkowitz ist er feinkörnig, bei Kraselov kleinkörnig, 
grauweiss. Eine hier am Wege nach Nemcitz einem verlasse- 
nen Kalkbruche entnommene Probe ergab neben 87'02°/o 
kohlensauerem Kalk, 7*33% kohlensauere Bittererde (nebst 
l°/o Al 2 Oj und Fe 2 0 3 , 2% unlösliche Rückstände und 2-64% 
Wasser). 




Fig. 41. Rchlchtenreihe In einer Kalkgrube bei Jinin 

Originalaufnabine von V. v. Ztpharomieh i, 854). 

ü Dammerde. Q G' Gneles. Q Quart. K K K" Kalkuein. L lehmige» 

Zwischenmittel 



Als Beispiel der oft complicirten Lagerungsverhältnissev 
welche in den einzelnen Kalkbrüchen beobachtet werden 
können, möge das von V. v. Zepharowich aufgenommene 
Bild einer kleinen Grube bei Jinin wiedergegeben werden. 
(Fig. 41.) Hier war die Schichtenfolge von oben nach unten 
folgende : Unter der Dammerde Gneiss G\ hierauf eine unter- 
brochene und verbogene Kalksteinschicht JC", darunter dünn- 
geschichteter welliger Gneiss G mit einer gekrümmten zu- 
sammenhängenden Quarzlage und mehreren linsenförmigen 
Quarznestern Q 1 hierunter eine Schicht eines lockerkörnigen 
krystallinischen Kalksteine» K', welche durch ein lehmiges 
Zwischenmittel L von dem zu unterst anstehenden festen, 
kleinkörnigen Kalksteine K getrennt war. 

Auch im westlichsten, über Klattau und Planitz tief in 
das innere Böhmen sich erstreckenden Ausläufer der Sumava 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Kalkstein. Ifta 



sind Lager von kristallinischen Kalksteinen ziemlich häufig. 
In der Umgebung von Klattau trifft man Kalk bei Kozmacov 
auf der östlichen Anhöhe ober dem Wege nach Gross Hosch- 
titz, S bei letzterem Orte, zwischen Kydlin und Obitz, zwi- 
schen diesem Orte und Boleschin, zwischen letzterer Ort- 
schaft und Wiederkomm nächst dem Bache, Na vrchäch (auf 
den Hügeln) bei Boleschin, bei Wostfetitz, auf den Kuppen 
S von Aujezd auf Miecholuper Gebiet, 0 von Domailicky, 
XW von Mislowitz, bei Bystre und Neuhof. Von Boleschin 
bis Domailiöky scheint der Kalk als unterbrochenes Lager 
zu streichen, das vielleicht auch mit der Mislowitzer Linie 
zusammenhängt. 

In der LTmgebung von Planitz kommt krystallinischer 
Kalk XO und W von Klein Planitz, weiter am Witkowitzer 
Berge und in der Streichungsrichtung nach Nordost in den 
Feldern, zwischen Nitzau und Lowcitz, bei Mysliv und gleich 
ausserhalb Nehodiv am Wege nach Stipoklas vor. 

Auch sonst dürften Kalklager in diesem Gebiete an 
manchen Stellen zum Vorschein kommen. 

Alle, soweit sie bekannt sind, erscheinen dem Gneisse 
ganz gleichmässig eingeschaltet und durch allmälige Ueber- 
gänge mit ihm verbunden. Nur an einer Stelle ist die Schicht- 
ung des Kalksteines und Gneisses von der im Gebiete herr- 
schenden verschieden, nämlich bei den drei oder mehreren 
Lagern östlich von Kozmacov. Diese streichen nach St. 12 
und stehen auf dem Kopfe. Ein Granitgang durchsetzt die 
ganze sehr regelmässige Folge der Kalkstein- und Gneiss- 
schichten. 

Im Hangenden und Liegenden des Kalksteines wird 
der Gneiss oft besonders glimmerreich, dünnschieferig und 
^immerschieferähnlich, in anderen Fällen wieder tritt ein 
Mischgestein aus grossen Partien von Orthoklas, Kalkstein 
und Quarz auf. Wo man eines oder das andere dieser Ge- 
steine — namentlich das letztere — findet, kann man mit 
grosser Wahrscheinlichkeit auf die A n w e s e n h e i t von 
Kalk schliessen. 

In dem gemengten Gesteine sind besonders Ortho- 
klas und Calcit vorzüglich krystallinisch ausgebildet, zumal 
der vorherrschende Orthoklas in grossen Individuen. Die 
Orthoklaspartien sind nach v. Zephtarowich ganz gespickt 
mit Araphibolnadeln, die bis 5 mm Dicke und mehrere cm 
Lange erreichen und auch Endflächen zeigen. Die grösseren 
Nadeln pflegen zumeist verwittert und in ein steatitartiges 



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184 !• Archaeische Gruppe. — 



Urgneiss 



- und L'rschiefersvstem. 



Mineral umgewandelt zu sein. In der kleinspäthigen Ortho- 
klas-, als auch Kalkmasse sind' ziemlich reichlich kleine braune 
und rothe Granaten eingestreut. Auch Oligoklas und kleine 
Titanitkrystalle kommen vor. 

Das Gestein fand v. Zepharowich am vorzüglichsten 
in den Kalkbrüchen bei Boleschin entwickelt. Es ist übri- 
gens möglich, dass es nur ein von Kalk durchdrungener und 
umgewandelter Pegmatit ist. Auf Klüften im Kalke erscheint 
manchmal Bergholz. 

Bei Bystre kommt ein schmutzig grauer, dunkel ge- 
streifter, kleinkörniger dolomitischer Kalkstein vor, der meist 
voll kleiner drusiger Löcher, Zellen und unregelmässiger 
grösserer Höhlungen ist, welche mit kleinen, sehr netten, 
eben- oder drusig krummflächigen Bitterspath-Rhomboedern 
ausgekleidet sind, auf welchen noch hin und wieder grössere 
durchscheinende Galcitkrvstalle von der Form — 2 R. — 
7 2 R. sitzen. Auch hier bemerkt man auf Klüften bergholz- 
ähnliche Rinden. 

Alle angeführten Kalksteine enthalten accessorisch mehr 
oder weniger reichlich Glimmer, Pyrit und Graphit. 

Unter den massigen Eruptivgesteinen, welche am Auf- 
baue des eigentlichen Böhmerwaldes Theil nehmen, ist Gra- 
nit von grösster Wichtigkeit. Er tritt im Gebirge in meh- 
reren grossen und kleinen Partien auf, von welchen die 
bedeutendste Rolle der Hauptgranitmasse längs der böhmisch- 
baierischen Grenze zukommt. Dieselbe wird von dem ge- 
waltigen Granitgebiete, welches sich nördlich von der Donau 
durch Ober- und Nieder-Oesterreich bis tief nach Böhmen 
hinein erstreckt (Vergl. S. 107.)i durch die Senkung abge- 
trennt, welche das Thal der grossen Mühel mit dem Moldau- 
thale verbindet und von einem Gneisszuge begleitet wird. 
Von diesem Passe, durch welchen der fürstlich Schwarzen- 
berg'sche Schwemmkanal führt, steigt der Hauptrücken der 
Sumava als ausgezeichnetes Granitgebirge in nordwestlicher 
Richtung auf. Doch schon östlicher, südlich von Rosenberg, 
Hohenfurth und Friedberg, verbreitet sich vom rechten Ufer 
der Moldau über die Landesgrenze hinaus ein zusammen- 
hängendes Granitterrain, das westwärts im St. Thomasgebirge 
am höchsten ansteigt und die südliche Begrenzung der Gneiss- 
niederung zwischen Unter Wuldau und Aigen bildet, während 
der Hauptgranitrücken der Sumava im Norden aus 
derselben aufsteigt. 



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Der BöhmenvaldL — 1. Sumava. — Granit. 185 



Dieser letztere beginnt mit dem Schindlauerberge und 
der Schönebene in Oesterreich, zieht sich dann in nordwest- 
licher Richtung als Hochwiesmatrücken mit dem Fosenberg, 
weiter als Hochfichtet u nd Reischelberg, immer höher sich 
erhebend, längs der bö nmisch- österreichischen Grenze bis 
zum Plöckenstein und der Dre ieckmark (am Grenzpunkte von 
Böhmen, Oesterreich und Bai ern) und von da weiter längs 
der böhmisch-baierischen Grenze über den Dreisesselberg 
und Hohenstein. Zwischen Neuthal und Tusset unterbricht 
das Querthal der Kalten Moldau, die sich am südöstlichen 
Ende der Filzau mit der Warmen Moldau vereinigt, den 
Gebirgskamm. Jenseits der Kalten Moldau bilden der Farren- 
berg, böhmische Röhrenberg, Bretterberg, Tussetberg mit 
den Schillerbergen eine NO von der Warmen, SO von der 
Kalten, NW von der Grasigen Moldau (auch Kuschwarda- 
bach genannt), SW von dem Moorbache und Markbache 
(welche beide aus demselben Torfmoore bei den Markhäusern 
entspringen und in die Kalte, beziehungsweise Grasige Mol- 
dau abfliessen) umschlossene Berggruppe. Das Thal der Gra- 
sigen Moldau bei Kuschwarda ist ein zweites Querthal. Von 
Kuschwarda nördlich sind die Hauptbergkuppen der Schlössel- 
berg, Röhrenberg, Langenrückberg, Scheureckenberg und die 
Spitzberge. Bei Fürstenhut und Buchwald gegen Ferchenhaid 
zu ist das Thal des kleinen Moldaubaches das dritte Quer- 
thal. Nun folgen die Tafelberge, der Post- und Hochbretter- 
berg, der Siebensteinfelsen und der Schwarzberg, an dessen 
ÄO-Fusse die Hauptquelle der Moldau als ein kleiner nur 
fingerdicker Wasserstrahl aus einem Gneissfels herausquillt, 
sich aber bald im Siebenfilz verliert und dann mit bedeu- 
tend vermehrter Wassermenge als Schwarzbach aus dem- 
selben Moor nördlich abfliesst, aus welchem mit südlichem 
Abflüsse nach Baiern auch die Dz entspringt. Dann folgen 
sich an der Landesgrenze der Marberg, die Lusenspitze, der 
Spitzberg, Plattenhausenberg, Kaltstaudenberg, und weiter 
die nordöstlichen Gehänge der schon auf baierischem Gebiete 
sich erhebenden Rachelberge, des Kammeralwaldes, Rachel- 
waldes usw., die hier nur durch Torfmoore unterbrochen, 
das hohe Gebirgsplateau bedecken. Der Ahornbach, W von 
Mader, bildet so ziemlich die Grenze des Granites auf böh- 
mischer Seite. Von hier an ist über den Mittagsberg und Stein- 
delberg in der Gegend von Stubenbach auf eine Meile weit 
längs der Landesgrenze Gneissterrain, bis dann am Lakaberge, 
W von Stubenbach, die Glimmerschieferformation beginnt. 



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I 



136 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Auf der ganzen beschriebenen Strecke ist Granit zwar 
herrschend, doch erscheint auf kurze Strecken an der Lan- 
desgrenze böhmischerseits Gneiss, der je nach den Aus- und 
Einbiegungen der Grenze bald von baierischer, bald von 
böhmischer Seite her die Grenze erreicht. Zum erstenmal e 
in der Gegend von Kuschwarda, wo die weit ausgedehnte 
Grosse Au am linken Ufer der Grasigen Moldau, hier Wolfau- 
bach genannt, bis über Unter Zassau hinaus zur Landes- 
grenze aus Gneiss besteht. Eine schmale Gneisszone scheint 
auch zwischen Landstrasse und Unter Lichtbuchet die süd- 
westlich vorspringende Ecke von Böhmen abzuschneiden. Die 
grösste Unterbrechung erleidet das Granitgebirge auf etwa 
eine Meile Weges an der Grenze weiter nordwestlich, zwi- 
schen Buch wähl und dem Marberg bei Pürstling. S von 
Buchwald am Teufelsbache verlässt der Granit Böhmen, 
setzt aber durch Baiern fort und tritt beim Marberg wieder 
auf böhmisches Gebiet. Von hier an bis zum Zweislerfilz, 
aus dem der Ahornbach entspringt, wechseln Gneiss und 
Granit manigfaltig ab. 

Die nordöstliche Grenze des Granitgebirges lässt sich 
in den waldigen und sumpfigen Gegenden nicht mit Sicher- 
heit bestimmen. Sie verläuft im Süden der Moldau entlang. 
Von Hinterstift her über die Salnauer Jägerhäuser hinauf 
bis in die Gegend von Haberdorf setzt der Gneiss noch aut 
das rechte Moldauufer über und bildet hier eine schmale 
Zone. Die weitere Grenze geht an der Filzau herauf bis 
nach Guthausen und biegt sich von da, westlich am Schil- 
lingbach hinauf, die Schillerberge einschliessend so, dass sie 
zwischen Ober und Unter Zassau die Grenze erreicht. Gleich 
über der Grasigen Moldau zieht sie sich aber wieder nord- 
ostwärts, O an Kuschwarda, welches auf Granit liegt, vorüber, 
folgt dann auf eine kurze Strecke dem Schlösslbache, geht 
westlich an den Adlerhütten vorbei über den Todtenkopf 
und die Spitzberge zum Moldaubachel, von der eigentlichen 
Moldau immer eine halbe Stunde südlich entfernt. Die Gra- 
nitgrenze schneidet das Moldaubachel wenige Schritte unter- 
halb der Stelle, die „zum gnädigen Herrn" genannt wird, 
und zieht sich dann & an den Tafelbergen hin. -V an Für- 
stenhut vorbei, zwischen Hüttel und Buchwald über die Lan- 
desgrenze. Ueber Hüttel selbst greift eine Gneisszunge in 
das Granitterrain herein. 

Im nördlicheren Verbreitungsgebiete ist die Granit- 
grenze dem Gneisse gegenüber schwer zu bestimmen, da 



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Der Böhmerwal«!. — 



1. &umava. 



(Iran it. 



1*7 



Humus und Moordecken in den Waldungen oft auf weite 
Strecken kaum einen Stein finden lassen. Auf dem Marberg 
herrscht Granit vor, den von Pürstüng herabfliessenden Ma- 
derbach begleitet jedoch schon Gneiss. Eine schmale Gneiss- 
zone streicht dann zwischen dem Marberg und Lüsen von 
Baiern herein, geht über Pürstüng, den Kaltstaudenberg. 
breitet sich über den Modelwald und Plohausen aus und 
hangt hier mit dem grossen Gneissterrain bei Aussergetild 
zusammen. Westlich scheint aber wieder eine schmale Zone 
über den grossen Weitfälleriilz nach Baiern zu verlaufen. 
Längs der Grenze über den Lüsen, das Hochgericht, den 
Spitzberg, an der höchsten Spitze des Plattenhausen vorbei 
verbreitet sich wieder Granit bis in die Nähe des Weges, 
der von Pürstüng gegen den Rachel zu führt. Eine zweite 
schmale Gneisszunge scheint sich von Baiern herein über 
den Rachelwald, Kammerwald, Mühlbuchet und den Platten- 
hausenberg bis zum Stangenfilz S von Pürstüng zu erstrecken. 
Das Rachelhaus '* steht auf der Grenze zwischen dieser 
Gneisszone und dem Granite, der sich zwischen dem Weit- 
fallerfilz und dem „verlorenen Schachtfilz" über den Gayruck- 
wald, die Neuhüttenfilze, den Plattenhausenlilz südlich bis 
an die Landesgrenze ausdehnt. 

Endlich der nördlichste Verbreitungsbezirk des Granites 
an der Landesgrenze umfasst die Strecke zwischen dem 
Weitfallertilz und Zweislerfilz, dann die Waldstrecken östlich 
bis zu den Plohaushütten und Fischerhütten W von Mader, 
und breitet sich nördlich noch wenig am linken Ufer des 
Ahornbaches aus. Im Hirschgespreng und im Fallbaum gegen 
Stubenbach zu ist schon entschiedenes Gneissterrain. 

Dieses ganze mächtige Grenz-Gninitgebiet der Sumava 
wird von zwei Granitabarten beherrscht, nämlich von gleich- 
massig körnigem Granite, der hauptsächlich den langen 
Kücken des Plöckensteins zusammensetzt und daher von 
v. Höchst etter Plöckensteingranit benannt wurde, 
und zweitens von porphyrartigem Granite, der im 
nordwestlichen Theile des Gebirges nördlich vom Querlhale 
der Kalten Moldau hauptsächlich verbreitet ist. Diese beiden 
Ausbildungsformen des Granites sind natürlich nicht streng 
von einander geschieden. 

Im südlichsten Landestheile begrenzt Granit südlich 
von der Moldau das ungefähr 14 km breite, gegen Nordost 
auslaufende Glimmerschieferterrain, dessen oben schon ge- 



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188 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



dacht wurde.*) Die Grenze verläuft nach G. Peters **) von 
Heurafel bis zur grossen Doppelkrümmung der Moldau dem 
Flusse entlang, an dessen nach Norden vorspringendem Bo- 
gen der Glimmerschiefer fast tangential vorbeistreicht. Von 
Hohenfurth an behält er das linke Ufer bis zu einem südlich 
von Rosenberg einmündenden Bache, und geht an diesem 
über Seiften, Bludau, Zartlesdorf und Trojern nordöstlich 
an die Maltsch unweit Böhmisch Reichenau. Diese Um- 
grenzung ist natürlich nur im Allgemeinen giltig, da Ein- 
zelnheiten schwierig zu bestimmen sind. So steht z. B. der 
Glimmerschiefer NW von Hohenfurth an den schroffen Gra- 
nitmassen des rechten Moldauufers bis in sehr bedeutender 
Höhe an. Dagegen kommt Granit in vereinzelten Kuppen 

— der Kühberg nächst Hohenfurth ist 
die ansehnlichste — und vielen kleinen 
untergeordneten Massen im Glimmer- 
schiefer vor (vergl. Fig. 43.). welche we- 
sentlichen Einfluss auf die Oberflächen- 
gestaltung ausüben. Besonders das Mol- 
dau- und Maltschthal sind an Stellen, wo 
der Glimmerschiefer von Granit durch- 
42. conuct iwi«ch«n setzt ist, schluchtartig verengt. 
QU Su^&3S£~ Unmittelbar an der Moldau, gegen- 
N ftC h c. Peter.. über von Hohenfurth erscheint der Gra- 
nit vom Glimmerschiefer überlagert. Die 
Schichten des letzteren streichen nach St. 3—4, sind stellen- 
weise stark wellig verbogen, so dass sie nach C. Peters 
manchmal auch dem gewöhnlichen nordwestlichen Verflachen 
entgegengesetzt nach SO einfallen. Der gleich mässig klein- 
körnige Granit enthält lichten und dunklen Glimmer und 
ist unregelmässig kubisch zerklüftet. Gegen die Auflagerungs- 
grenze wird er gröber, verliert den dunklen Glimmer, dringt 
in den Glimmerschiefer in eigentümlicher Weise ein und 
ist manchmal am Contact mit dem Schiefer zur Texturebene 
desselben parallel geplattet. Beides ist auf Fig 42. deutlich 
wahrzunehmen. 




*) S. 38 und 161. Nachzutragen ist, dass dort, wc jder Glimmer- 
schiefer und Gneiss östlich an und nächst der Maltsch zusammenstoßen, 
der erstere dem Gneisse nach Peters entweder unmittelbar oder unter 
Vermittelung eines chloritischen Gesteines auflagert. Bei Unter Haid 
scheint Chlorit ein stetes Gemengtheil des Glimmerschiefers zu sein, der 
hier im Allgemeinen von grüner Farbe ist. 

*•) Jahrb. d. k. k. geol. K.-A., 1852, III. Heft 4., P ag. 73. - Ibid. 
IV., 1853, pag. 282 11. 



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Der Böhmerwakl. — 1. Sumava. — Granit. Jgo, 



Ein ähnliches Verhältniss kann man nach Peters bei 
Rosenberg beobachten. Hier springt in die jähe Krümmung 
der Moldau vom östlichen Gehänge ein allmälig sich ernie- 
drigender Felsgrat vor, auf welchem die Burg steht. An der 
Wurzel dieser Felszunge enthält der Glimmerschiefer drei 
kleine Granitstöcke (Fig. 43.). Nahe der Spitze der Zunge 
steht derselbe Granit in einer kubisch zerklüfteten Masse an. 
Umgeht man nun diesen Felsen, so trifft man im Glimmer- 
schiefer an der Spitze der Landzunge auf ein granitisches 
oder "vielmehr gneissartiges, mit dem Schiefer untrennbar 
verknüpftes Gestein, welches von einem cca 2 m mächtigen 
Dioritgange durchsetzt wird (3 in Fig. 43.). Der Glimmer- 
schiefer des linken Ufers enthält ausser zwei kleinen Stöcken 
*ine umfangreiche Granitmasse, gegen 
welche er südlich einzufallen scheint, 
während er im Norden von derselben 
abfällt. Dieser Granit ist feinkörnig, führt 
lichten und dunklen Glimmer und er- 
scheint in platte Säulen zerklüftet. 

In der weiteren Erstreckung des 
Granites südlich von der Moldau herrscht 
ein grobkörniger Granit vor. Das Gestein J£ ^„S;; 1 * %F$S£. 
ist ziemlich quarzreich, enthält fast nur 
Kalifeldspath , Glimmer nur in kleinen N * ch c PtUr '- 
Schüppchen oder Häufchen eingestreut, iWmm 79S& 8 ^ 
und soll keinerlei accessorische Gemeng- 
theile aufweisen. Beachtenswerth ist die oft sehr ausgezeichnet 
piattenförmige Absonderung. Der bei Böhmisch Reichenau, 
Steinbach, Katharinahammer verbreitete typische porphyr- 
artige Granit, welcher auch die grosse Masse des Stern- 
waldes bei Leopoldfeldern in Ober Oesterreich zusammen- 
setzt, geht bei Hohenfurth in ein Gestein von minder grobem 
Korn und mit mehr lichtem als dunklem Glimmer über. Diese 
Oranitabart erstrekt sich längs der ganzen Südgrenze des 
Glimmerschiefers und zeichnet sich durch imposante Fels- 
gruppen aus. Sie schliesst sich mehr dem porphyrartigen als 
dem gleichmässig körnigen Granit an. Auch das St. Tho- 
mas-Gebirge ist aus dem porphyrartigem Granite 
aufgebaut. 

Der Grenzrücken des eigentlichen Böhmerwaldes, NW 
ton dem Aigen-Unter Wuldauer Pass, wird im südlichen 
Theile von dem sog. PI öck enstein gr an it eingenommen. 
Dieses grobkörnige und gleichmässig körnige Gestein besteht 




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19Q I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



aus weissem oder gelblichem Orthoklas in unvollkommenen 
Krystallen, die immer matt und gewissermassen im ersten 
Stadium der Kaolinisirung erscheinen, aus graulichweissem 
Quarz in unregelmftssigen bis haselnussgrossen Körnern, aus 
dunklem und lichtem Glimmer. Accessorische Gemengtheile 
sind nicht beobachtet worden. 

Der lange Rücken des Hochfichtets und des Plöcken- 
steines mit dem Dreisesselberge und Hohensteine — diese 
beiden Felskuppen schon auf baierischem Gebiete, — ferner 
die Rossberge S von Hirschbergen, der Hochwald und Jokes- 
wald usw., kurz der ganze Gebirgsstock t der N von der Kalten 
Moldau und NW von der Moldau begrenzt ist, wird von 
dieser Granitvarietät zusammengesetzt. Der Gesteinscharakter 
ist im Ganzen sehr gleichmässig, nur an der Grenze gegen 
Gneiss wird das Gestein porphyrartig. Es verwittert verhält- 
nissmässig sehr leicht, worüber unangenehme Erfahrungen 
namentlich in dem 400 tn langen Tunnel gemacht wurden, 
in welchem der Schwarzenberg'sche Schwemmcanal beim 
Hirschberger Forsthause durch das Granitgebirge geleitet ist. 
Die leichte Verwitterung, gepaart mit einer kubischen Zer- 
klüftung, erklärt die unendliche Anzahl von Felsblöcken, mit 
denen die Gehänge der Berge bedeckt sind. Auch über die 
Umrisse der Berge erheben sich einzelne auffallende Fels- 
formen, an welchen der lange Rücken des Plöckensteines 
über den Dreisesselberg zum Hohenstein besonders reich ist. 
Ein wahres Felsmeer von in wilder Unordnung aufgehäuften 
Felsblöcken breitet sich zwischen dem Hirschberger Forst- 
hause und dem hohen Plöckensteiner See aus, mit welchem 
der Name des unübertroffenen Böhmerwaldpoeten Adalbert 
Stifter*) untrennbar verknüpft ist. Eine hohe Felswand 
ragt vom See steil auf. Ersteigt man den Hochrücken, so 
überraschen und fesseln den Blick die in manigfachsten 
Formen aus Granitplatten und Blöcken aufgebauten Felsge- 
bilde, welche hier über die Oberfläche hervorragen. Eine der 
grossartigsten dieser Felspartien ist der Dreisesselfels (Fig. 44). 

Gleich N von der Kalten Moldau tritt porphyrarti- 
ger Granit auf, der neben Orthoklas und Oligoklas viel 
dunklen Glimmer führt, wogegen der Quarz zurücktritt. 
Accessorisch kommt bisweilen Hornblende, Titanit und Ti- 
taneisen vor. Diese Granitabart ist in der Sumava weiter 



*) Dem ausgezeichneten Naturschilderer wurde auf dem Plöcken- 
*tein ein Denkmai errichtet. 



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Der BöhmenvaM. — 1. Sumava. — Granit. 



191 



verbreitet als der Plöckensteingranit, von welchem sie sich 
auch durch ihre grössere Widerstandsfähigkeit gegen Ver- 
witterung unterscheidet und zweitens dadurch, dass sie häufig 
von körnigen Graniten durchsetzt wird, was beim Plöcken- 
steingranit nie vorkommt. In Folge ihrer Verwitterungs- 
bestandigkeit erscheinen die porphyrartigen Granite nur selten 
in zerrissenen Felsgebilden und auch die losen Blöcke sind 
roher und massiger. 

Im Gebiete am linken Ufer der Kalten Moldau aufwärts 
bildet der porphyrartige Granit zunächst den Tussetberg, 
welcher mit der Schlossruine auf seinem zackigen Scheitel 
und mit seiner Wallfahrtskapelle tief in der Stille des Ur- 
waldes zu den herrlichsten Partien des Böhmerwaldes 




Fig. 44. Der DrelieMtlfelt (Granit). 
Nach R. Pattner. 



gehört. Am südlichen Fusse des Berges war vor Zeiten ein 
Quarzbruch offen, der Quarz für die Glashütte Eleonoren- 
hain lieferte. Auf dem Röhrenberge kann man das gang- 
förmige Auftreten kleinkörniger, so wie grosskörniger turma- 
linführender Granite beobachten. 

Im Gebiete nördlich von Kuschwarda ist der Granit 
einem häufigen Wechsel unterworfen. An der Schlossruine 
von Kuschwarda. in der Stadt selbst, dann gegen Land- 
strasse und Lichtbuchet zu ist das Gestein noch echt por- 
phyrartig. Der Kapellenberg NW von Kuschwarda ist ganz 
bedeckt von unzähligen Blöcken, welche auch bei Lichtbuchet 
in riesiger Grösse auftreten. Zwischen Josefsthal und Scheur- 
eck findet man reichlich Blöcke des Plöckensteingranites, 
die in der Nähe von Fürstenhut wieder ganz aufhören. Da- 
gegen findet man hier neben porphyrartigem viel kleinkör- 



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192 J- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



nigen Granit von verschiedener Zusammensetzung und dem 
entsprechender Farbe (gelbweiss, graublau, grauschwarz). 
Besonders auffallend sind die fast aphanitischen, sehr festen, 
grauschwarzen Granite, die nur selten einzelne grosse Feld- 
spathkrystalle eingewachsen enthalten, dagegen häufig von 
Quarzadern durchschwärmt sind, welche an den verwitterten 
Gesteinsblöcken wulstartig hervorstehen. Von besonderer 
Beschaffenheit ist ein granitisches Gestein, welches in Blöcken 
an der Hauptstrasse von Kuschwarda nach Winterberg, zwi- 
schen Pumperle und Leimsgrub, als auch im Bette des 
Kuschwardabaches in grosser Menge vorkommt. Das Gestein 
ist aus denselben Bestandteilen zusammengesetzt wie der 
Granit, jedoch ist die Grundmasse beinahe dicht und in der- 
selben sind oft mehrere cm grosse Orthoklaskrystalle, kleinere 
Oligoklaskörner, feinschuppige matte Glimmerpartien und 
rundliche, erbsen- bis wallnussgrosse Quarzkörner porphy- 
risch eingewachsen. Die letzteren lösen sich beim Zerschlagen 
des Gesteines leicht aus der Grundmasse heraus und sind 
durch ihre bisweilen schön blaue Farbe (die sehr an Dichroit 
erinnert) ausgezeichnet. 

Ausser in der Gegend von Kuschwarda kommen Blöcke 
dieses Porphyrgranites (im Sinne Gümbel'S) in der 
weiteren nordwestlichen Erstreckung der Sumava an der 
Moldau hinauf nur mehr an vereinzelten Punkten vor, z. B. 
bei Elendbachel an der Moldau, am Steinriegel bei Mehre- 
garten u. a. Beim Biertopf unterhalb Aussergefild sind die 
Blöcke wieder weit verbreitet und nicht selten dadurch aus- 
gezeichnet, dass die ausgeschiedenen Krystalle und Körner, 
welche im typischen Gesteine zumeist in bedeutender Grösse 
und Menge vorhanden sind, oft vollständig zurücktreten, so 
dass ein ganz feinkörniges Gestein entsteht, welches sehr an 
gewisse Diorite erinnert. 

Uebrigens findet man mit den Blöcken des Porphyr- 
granites stets zugleich kleinere Blöcke eines Quarzpor- 
phyr es mit grauer Grundmasse, in der sparsam schwarze 
Glimmerblättchen und erbsengrosse Feldspathkörner, reich- 
licher dafür graulicher Quarz in kleinen, vollständig ent- 
wickelten Krystallen ausgeschieden sind. 

Die Porphyrgranite und Quarzporphyre scheinen im 
Gneisse gangartig aufzutreten. Sie begleiten die Hauptgranit- 
masse des eigentlichen Böhmerwaldes an ihrer nördlichen 
Begrenzung auf eine Länge von 3 Meilen aus der Gegend 
von Kuschwarda bis in die Gegend von Aussergefild und 



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Der Böhmenvald. — 1. Sumava. — Granit. 193 



sind nach V. Hochstetter charakteristisch für das Gneiss- 
Terrain iles oberen Moldauthales, das die Haupt-Granitmasse 
überlagert. 

Noch nördlicher im fünften Verbreitungsgebiete des 
Granites, in der vom Marberge gegen die Lusenspitze vor- 
springenden Ecke Böhmens, offenbart sich der innige Zu- 
sammenhang zwischen porphyrartigem Granit und Gneiss 
durch das bunte Durcheinander von Gneiss- und Granit- 
blöcken. Eine Art porphyrartigen Gneisses (Augengneiss) 
vermittelt hier geradezu den allmäligen Uebergang von einem 
Gesteine zum anderen. Leider wurde jedoch die Grenze 
zwischen dem geschichteten und massigen Gesteine nicht 
entblösst vorgefunden, was in diesem unwirtlichsten Theile 
der Sumava, wo Wald und Moore stundenweit Alles be- 
decken, nicht Wunder nehmen kann. 

Sehr interessant ist in diesem Theile der Grenzgranit- 
masse des Bühmerwaldes das Auftreten des untergeordneten 
kleinkörnigen Granites, der sich, abgesehen von einzelnen 
Blöcken, in einem langen Zuge genau in der Streichungs- 
richtung des Gebirges (St. 8—9) aus Baiern über den Lüsen 
bis in die Nahe des Platt enhausenberges etwa 7 km weit ver- 
folgen lässt. Die Lusenspitze selbst ist nach v. Hochstettek 
nichts als ein kolossaler steil kegelförmiger Steinhaufen dieses 
kleinkörnigen Granites. Es ist, als ob man eine Riesenfnhre 
scharfkantiger, plattenförmiger Steine hier auf dem 18u0 m 
hohen Bergrücken, der sich vom Marberge aus südwärts 
erstreckt, abgeladen hatte. Der Granit ist ein feinkörniges 
Gemenge aus vorwaltendem Feldspath und Quarz mit wenig 
schwarzem und noch weniger weissem Glimmer. 

Weiter im Inneren des Landes, nördlich von dem eben 
beschriebenen Granit zuge des Grenzrückens der Sumava ver- 
breitet sich Granit in drei grossen, durch Gneissstreifen von 
dem Grenzzuge abgetheilten Partien. 

Die südlichste derselben ist der mächtige Granitstock 
zwischen der Christianberger Granulitpartie und der Moldau 
— manchmal auch das Salnauer Gebirge genannt — dessen 
nördliche Begrenzung von Blumenau bis zum Gutbache S 
von Wallern, die östliche von Goldberg über Hinterhaid, 
Spitzenberg bis in die Gegend von Althütten, die südwest- 
liche über den Ochsenberg, Hintring und Schönau gegen den 
Gutbach geht. Ueber Salnau und Sonnberg erstreckt sich 
eine Gneisszone zwischen dem Granit gebiete und den Torl- 

Kitser, Geologie ron Böhmen. V6 



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194 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersvstem. 



mooren der Moldau hin, bei Schönau aber und weiter hinauf 
bei Huniwald scheinen die Gvanite bis zur Moldau zu gehen, 
so dass sie nur durch die grosse Flache der Filzau von 
den Graniten bei Tusset getrennt sein durften. Es gehören 
diesem Granitstücke der Lysy-Hübel, die Fuchswiese, der 
Langenberg, die Steinschicht bei Ober Schneedorf, der Stein- 
berg, die Kronetberge, der Pendelberg, Garn weg- und Düren*- 
borg, der grosse Sternberg und der Spitzberg an. 

Herrschend ist ein grobkörniger, porphyrarti- 
ger Granit, der sich von dem ähnlichen Gesteine, wie es 
bei Tusset, Kuschwarda usw. gewöhnlich vorkommt, durch 
die geringere Grösse der ausgeschiedenen Feldspathkrystalle, 
sowie besonders dadurch unterscheidet, dass Oligoklas nur 
selten in kleinen wasserhellen Körnern sichtbar wird, dunkler 
Glimmer dafür häufig und reichlich, oft auch Hornblende 
auftritt, in welchem Falle manchmal Quarz gänzlich ver- 
schwindet und wahrer Syenit sich ausbildet. Stellenweise 
ist brauner Titanit vorhanden. 

Untergeordnet treten klein- und grobkörnige turmalin- 
führende Granite ziemlich häufig auf. Die ersteren bilden 
fast auf jeder über das Hochland emporragenden Kuppe 
anstehende Felsmassen, und werden in Blöcken besonders 
reichlich bei Humwald, Uhligsthal u. a. angetroffen. Die 
schwarzen Steinwände des Langenheides, sowie überhaupt 
das ganze Berggebiet, gehört mit seinen Felsmassen. Block- 
haufen und finsteren Wäldern zu den wildesten Gegenden 
des Böhmerwaldes. 

Im Süden bei Hintring, Sonnberg und Althütten fällt 
Gneiss scheinbar unter den Granit ein, im Norden, von An- 
dreasberg und Ernstbrunn her, scheint er ihn zu überlagern. 

Bei Mader W von Aussergefild. nahe heranreichend an 
die porphyrartigen Granite der Hauptinasse. treten wieder 
grob- bis mittelkörnige Granite auf. die zum Plöckenstein- 
granit einzubeziehen sind, von welchen sie sich nur wenig 
durch grösseren Quarzreichthum und den selten vorkommen- 
den lichten Glimmer unterscheiden. Ihre südliche Grenze wird 
vom Gross-Müllerbache bei Mader gebildet. Von da erstrecken 
sie sich über Tettau und den Adamsberg am linken Ufer der 
Widra hin über das Forsthaus von Schätzenwald bis in die 
Gegend von Schlösselwald und Rehberg. Hier breiten sie 
sich einerseits östlich von Schlösselwald über die Widra aus. 
auf deren rechtem Ufer sie noch in Felsen anstehen, ander- 
seits über Rehberg bis nahe an Grünberg bei einer Breite 



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l)t«r BfthmerwuM. — 1. Sumava. — Granit. l<)f> 



Ton cca 4 Der Schätzenwalder Schwemmcanal durch- 
schneidet diesen Granitstock in einem grossen Bogen in der 
Nähe des Antiglhofes und das zweitemal westlich von Reh- 
berg. Am sog. Schlüssel bei Schlösselwald besteht aus diesen 
(iraniten das linke Felsengehänge des Widrathales. An der 
Südgrenze wird der Stock vom Gneisse mit steilem Einfallen 
unterteuft, an der Nord grenze, welche an der über mächtige 
Blöcke wegstürzenderi Widra oberhalb der Bruckmühle schön 
aufgeschlossen ist, von Gneiss mit St. 7 und nordöstlichem 
Einfallen unter 35° überlagert. 

Weiter westlich bildet Granit im Gneisse einen grossen 
Stock, dessen Uniriss ziemlich die Gestalt eines rechtwinke- 
ligen Dreieckes zeigt. Die Hypothenuse desselben, entsprechend 
der südwestlichen Begrenzung, hat abgesehen von manig- 
faehen Einbiegungen und Lappen, eine mit der Streichungs- 
richtung des Gneissgebirges ubereinstimmende Richtung nach 
St. y. Sie verläuft vom Stubenbacher See nordwestwärts über 
Gruberg, Fomberg, Alt Hurkenthal bis zum Regenbache X 
von Eisenstein. Die östliche Grenze des Stockes zieht sich 
vi»m Stubenbacher Set« bis zum St. Güntherberge bei Gut- 
wasser 'P. Hartmanitz) und die nördliche von hier über 
Glaserwald an der Gcrlhütte vorbei wieder zum Kegenbache. 
Der östliche Theil dieses Granitgebietes, welches die sich 
im Kislingbache vereinigenden zahlreichen Bäche nach allen 
Richtungen durchschneiden, ist bergig, das übrige Terrain 
stellt nur ein unregehnässiges Hügelland vor. Ausgedehnte 
Torfmoore ziehen sich am Laufe der Bäche hin, besonders 
beim Scherlhof (P. Stubenbach) und bei Neu Hurkenthal. 

Das herrschende Gestein ist ein p orphy rart i ge r 
Granit, der jedoch stellenweise, z. B. am Stubenbacher 
See und am St. Güntherberge, in eine dem Plöckenstein- 
jrranite ähnliche Varietät übergeht. Feinkörnige und pegmatit- 
artige Granite sind hier, eben so wie im Rehberger Granit- 
gebiete selten. Am Stubenbacher See kann die Berührung 
zwischen Granit und Gneiss beobachtet werden. An der 
Westseite des im Dunkel der Wälder wie ein schwarzer 
Spie^'l sich ausbreitenden Sees ragen steile Felswände empor, 
deren nördlicher Theil noch aus einem grobkörnigen Granite 
besteht, während der südliche Theil aus Gneiss oder eigent- 
lich srlimmerreichem Quarzitschieler zusammengesetzt ist. 
welcher den Granit unterteuft. 

Noch autlallender als hier ist der Quarzreichthum an der 
Granitgrenze am St. Güntherberge auf der sog. Einöde, wo 

13* 



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19l) I. Archaeische Gruppe. — Ui^neiss- und l'rschiefersystem. 



Quarzfels in Form eines cca 2 w machtigen Ganges einen 
stark verwitterten Granit durchsetzt, dessen Klüfte von gelb- 
weissem, in frischem Zustande weichem, an der Luft verhär- 
tendem Steinmark ausgefüllt sind. Der Quarz selbst ist 
gelblich auf Drusen schön krvstallisirt, zur Bereitung von 
Hartglas vorzüglich geeignet, stellenweise auch Gold führend. 
Vor vielen Jahren wurden auf dem St Güntherberge die im 
Granit auf Klüften vorkommenden Quarzkrystalle gebrochen 
und den Wallfahrern als „Diamanten von St. Günther" t heuer 
verkauft. Das Volk hielt dieselben eben so wie die Quellen 
des Wallfahrtsortes für besonders heil- und wunderkräftig. 

Abgetrennt von den bisher beschriebenen, ziemlich 
zusammenhängenden Granitmassen kommt Granit im inner- 
böhmischen Gneiss- und Granulitgebiete des Böhmerwaldes 
in einer erheblichen Anzahl kleiner und grösserer Inseln vor. 

Zunächst im Granulit des Plansker Gebirges tritt Granit 
in zwei Varietäten auf, einer kleinkörnigen und einer grob- 
körnigen, welche den Granulit stock- und gangförmig 
durchsetzen. 

Die erste herrscht vorwaltend in der granitreichsten 
Gegend der Granulitformation. in der Bergkette, welche die 
beiden Parallelzüge des Plansker und Kluk verbindet. Aus 
ihr bestehen namentlich die niedrigeren Kuppen und ein- 
zelnen Felsen an den Gehängen zwischen Berlau und Neudorf, 
bei Ober Neudorf und den Siebenhäusern. Es ist in der 
Hauptsache ein kleinkörniger Granit mit grauem Quarz, weis- 
sem und gelblichem Feldspath, lichtem und dunklem Glim- 
mer. Er verwittert leicht. Bisweilen findet sich antatt des 
dunklen Glimmers Turmalin in feinen Nadeln ein, wodurch 
das Gestein eine gewisse Aehnlichkeit mit Turmalingranulit 
(S. 142.) erhält. 

In den höheren Bergen bei Jaronin bietet ein besonders 
lehrreiches Beispiel für das Auftreten dos kleinkörnigen Gra- 
nites die lange Felsmauer, welche auf dem Rücken, der vom 
Buglataberge gegen Norden ausläuft, sich von Süd nach Nord 
erstreckt. Am Anfange der Mauer (von der Buglata aus) ist 
der Granit kleinkörnig und in Quadern zerklüftet. Weiter 
nordwärts wird das Korn des Gesteines gröber, Turmalin 
findet sich ein und es bildet sich ausgezeichneter Turmalin- 
granit aus, der nur sehr wenig weissen Glimmer enthält. 
Dieser Granit ist nur in rohe horizontale Platten abgesondert. 
Darauf folgen wieder jene ersten kleinkörnigen Granite mit 



Der BöhmerwaR — 1. Suniava. — Granit. 



197 



kubischer Zerklüftung, die ganz allinälig in sehr feinkörnige 
und feinschieferige Gneissgranulite mit einer senkrechten 
Paralleltextur nach St. 4 (00 W), aber mit derselben hori- 
zontalen Abspaltung wie die Granite übergehen. Mit ihnen 
bricht die Felsmauer ab. In ihrer weiteren Fortsetzung herrcht 
abermals Gneissgranulit, der an einer Stelle von einem Gra- 
uitgange senkrecht durchsetzt wird. 

An anderen Punkten als den angeführten kommt klein- 
körniger Granit nur in geringen Massen. vor, wie an den 
einzelnen Blöcken z. ß. am westlichen Gehänge des Buglata- 
und Pieschenberges gegen Wagnern und Woditz hinab u. a. 
zu erkennen ist. 

Noch untergeordneter erscheint die Verbreitung der 
erwähnten grobkörnigen Granite. Sie treten haupt- 
sächlich im nordöstlichen Theile des Plansker Gebirges auf, 
zumal auf dem Wege der von Chmelna nach Neudorf führt; 
an den JVO-Gehängen des Kluk-Zuges zwischen Slavce und 
Jankau, wo sie überall mit feinkörnigen Turmalingraniten in 
Verbindung stehen. Ferner trifft man sie am Naplaniberge 
S von Berlau, bei Klein Zmietsch, bei Groschum, Saborsch, 
Pleschowitz ; auf der Granulitzunge bei Hochwald, Penketitz, 
Meisetschlag, Plattetschtag usw. Charakteristisch ist, dass 
diese Granite nach v. Hochstetter, wenn sie im Granulite 
aultreten, neben Turmalin auch Granat in bis erbsengrossen 
Körnern führen, wogegen sie im angrenzenden Gneissgebiete 
nie Granaten enthalten sollen. 

Im Prachatitzer Granulitgebiete treten Granite an der 
Grenzlinie -zwischen Bieltsch und Tfebanitz in manigfaltigster 
Wechsellagerung mit Granulit und Gneiss auf, Vornehmlich 
auf dem Witjejitzer Burgberge. Grobkörnige Granite mit Tur- 
malin und schönen Granatkrystallen sind z. B. S von Lhotka, 
X von Bieltsch, am Bababerge usw. häutig. Sehr interessant 
ist die Entblössung oberhalb der Gemeindemühle bei Pra- 
chatitz (vergl. S. 176), wo pegmatitartiger grobkörniger Granit 
den Granulit durchbricht und ihn theilweise umhüllt. Nach 
Camerlander ist der Plagioklasgehalt des Gesteines auf- 
fallend. Jenseits des Zivn^baches ist an den Felsen am rechten 
Ufer des Baches bis zur Sägemühle ein interessantes Gestein 
der Beobachtung zugänglich. Es besteht aus einer sehr 
feinkörnigen graugrünen Grundmasse, in welcher weisse 
Feldspathkrystalle, Quarzkörner und in grosser Menge ein 
lauchgrüner bis schwärzlichgrüner Chloritglimmer (Pennin?), 



198 I- Archaeische Gruppe. 



— Crjmei**- und Urschiefersystem. 



manchmal auch Hornblendekrystalle eingebettet liegen. Das 
Gestein, welches mit manchen Vorkommen der Kremser Gegend 
übereinstimmt, darf seinem Habitus nach als Porphyrgranit 
bezeichnet werden. Ein ähnliches Gestein findet sich in 
Blocken übrigens auch auf der Grenzlinie von Gneiss und 
Granulit von Röhn bis zum Galgenberge. Unterhalb des 
Feidelhofes kann man es in Verbindung mit einem grobkör- 
nigen, biotitreichen Granite beobachten. 

Im Christ ianberger Granulitgebiete werden die Serpentine 
auf ihrem ganzen Zuge von Haberies bis Neuberg (S. 17(>j 
von einem ganz ähnlichen Porphyrgranit begleitet. Man findet 
ihn in zahlreichen Blöcken, und bei Paulus an dem von Neu- 
berg kommenden Bache im Serpentin als Gang entwickelt. 
F. v. Hochstetter hebt hervor, dass die Richtung, in 
welcher der eigenthümliche Granit hier auftritt, genau in 
der Portsetzung der Prachatitzer Vorkommen liegt, und dass 
er ihn auch in dem dazwischen liegenden Gneissterrain auf 
der Fortsetzung der Linie bei Röhn, Luzernier und Ghrobold, 
ferner in der weiteren Fortsetzung von Neuberg südostwärts 
besonders bei Zodl, und endlich bei Prossnitz an der Grenze 
zwischen dem Gneisse und dem Tuschetschlager Granulit- 
vorsprunge gefunden habe, aber nirgends mehr anstehend, 
sondern überall nur in zahlreichen grösseren und kleineren, 
bald rundlichen, bald mehr plattenförmigen Blöcken. Es lässt 
sich also dieser Granitstrich in gerader Linie 15 Im weit in 
südöstlicher Richtung (St. ( J — 10) verfolgen. 

Im Süden von den Granulitpartien des Böhmerwaldes 
erhebt sich der Granit über das niedrige Hügelland des 
Gneissgebii^res in zahlreichen Kuppen, besonders bei Ober 
Plan, S von Honnetschlag, bei Schwarzbach, Unter Widdau, 
Höritz, Kirchschlag u. a. Auf den Spitzen der Kuppen pflegt 
er in mauerförmig aufgethürmten Platten, am Fusse der 
Kuppen in zahllosen Blöcken vorhanden zu sein. Dieser Granit 
unterscheidet sich von dem porphyrartigen Gesteine des St. 
Thomasgebirges, als auch von dem grobkörnigen Granite des 
Plöckensteines durch seine kleinkörnige Structur. Er führt 
beide Glimmer, oft auch Schörl in feinen Nadeln. Nicht 
selten wird er übrigens auch von Turmali ngranit in Gang- 
oder Nesterform durchsetzt. 

Dass ein pegmatitartiger Granit häutig auch die Kalk- 
steinlager begleitet, ist oben schon erwähnt und mit Bei- 
spielen belegt worden. (Vergl. S. 178, 179.) 



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D*r Böhmerwald. — 1. Sumava. — Granit. 199 



Westlich vom Granulitgebiete im eigentlichen Gneiss- 
Jerrain der Sumava sind granitische Einlagerungen äusserst 
selten. Kaum hie und da trifft man auf einen Block eines 
peginatitischen oder auch feinkörnigen, oft Turmalin führen- 
den Granites. Nur in der Granitnähe an der baierischen Grenze 
sind granitische Ausscheidungen häufiger vorhanden, z. B. 
bei Innergefild, an der westlichen Seite des grossen Seefilzes 
m Hanefberge. am Kainzenberg N von Filipshütten usw. 
Hier überall scheint der Granit im Gneisse nur Apophysen 
oder Gänge zu bilden. 

In der Umgebung von Gross Zdikau ist Granit nament- 
lich zwischen der Wolinka, dem Spulkabache und dem 
Zdikauer Bache, d. h. zwischen den Ortschaften Urowitz, 
Rabitz, Zeislitz, Ziretz, Gr. Zdikau, welches am linken Bach- 
ufer selbst auf Granit ruht, Racov, Budkau, Nespitz, Cabus 
und Brancov verbreitet. In kleineren Partien erscheint hier 
Granit S von Gross Zdikau, S von den Oberhäusern, S von 
Stachau gegen die Blahamühle zu, N von Stachau über 
Jaroschkau bis Aubislau, S von Nitzau, N von Jawornik (bei 
Stachau), zwischen Mladikau, Hora und Rohanov. Das grosse 
zuerst erwähnte Verbreitungsgebiet wird von einem Granit- 
stocke eingenommen, welcher den Racover Berg umgibt. Die 
übrigen Granitvorkommen dürften zumeist in Lagern, seltener 
in Gängen entwickelt sein. 

Man kann in diesem Gebiete nach Woldkich einen 
jrrobkörnigen (Gneiss-)Granit und einen kleinkörnigen (Plök- 
kenstein-)Granit unterscheiden. Der erstere kommt nament- 
lich in Begleitung der Kalksteinlager vor; der letztere ist 
in dem Granitstocke NO von BranCov und bei Budkau typisch 
tntwickelt. Er besteht in der Hauptsache aus kleinen Feld- 
spath- und Quarzkörnern, dunklem und untergeordnet auch 
weissem Glimmer. Im Dünnschliff unter dem Mikroskop 
(Fig. 45.) vermag man neben diesen Bestandtheilen auch 
noch Zersetzungsproducte zu unterscheiden. Der Quarz 
enthält reichlich Flüssigkeitseinschlüsse und Poren sowie 
Apatitnadeln. Der Feldspath ist vorwaltend trüber und zer- 
setzter Orthoklas, zum geringeren Theile Plagioklas, der 
im polarisirten Lichte deutlich farbige Streifung zeigt. 

Zum Granite dürften auch zum Theil die von Woldkich 
/um Porphyr gestellten Gesteine dieses Gebietes, namentlich 
-las Vorkommen vom Gross Zdikauer Bräuhause, gehören. 
Es sind Porphyrgranite mit einer feinkörnigen, jedoch 
makrokryslallinischen Grundmasse, in welcher grössere Ortho- 



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200 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



klaskrystalle, Hornblende und Glimmer ausgeschieden erschei- 
nen. Quarz ist sehr selten. 

Von Plane westwärts in der Richtung gegen Ausser- 
gelild treten im Gneisse mehrfach Granitgänge auf. Es ist theils 
grobkörniger, Muscovit und Turmalin haltiger Pegmatit, theils 
ein feldspathreiches Umwandlungsgestein mit vielen sehr schön 
ausgebildeten braunrothen Granaten (gewöhnlich 2Ü2.a>0) 
bis zu Erbsengrösse. In Winterberg an der Felswand, auf 
welcher das Schloss steht, rechts von der Strasse nach 
Kuschwarda, kann man die Wechsellagerung schieferiger 
Gneisse mit feinkörnigen Graniten beobachten. 

In der nordwestlicheren Erstreckung der Gneisszone 

sind granitische Einlagerungen 
häufiger. Erwähnenswerth sind 

zunächst die wahrscheinlich 
gangartig auftretenden Po rph yr- 
granite, welche hauptsächlich 
in der Gegend von Berg Rei- 
chenstein*) und Hartmanitz vor- 
kommen. Sie dürften ziemlieh 
genau dem weiter oben ange- 
führten Gross Zdikauer Vorkom- 
men entsprechen. Auch hier ist 
Quarz selten. An vielen Orten 
gehen sie in ein aphanitisches 
Gestein über. Sie lassen sich 
nach den aufgehäuften Blöcken 
in bestimmten Strichen verfol- 
gen, wie z. B. unterhalb Unter 
Reichenstein aus der Gegend 
von Schröbersdorf bis irt die Gegend von Kriesenitz in einer 
Linie nach St. 5, dann aus der Gegend von Kundratitz, S an 
Hartmanitz vorbei, längs des Forellenbaches an dessen lin- 
kem Ufer bis zum Scheschulka auf eine Strecke von cca 
5 km nach St 8—9, genau in der Streichungsrichtung des 
Gneisses : ebenso zwischen Wodolenka und dem Zusammen- 
flusse des Kalenybaches mit der Ostni2nä nach St. 11—12. 
parallel zur weiter westlich in derselben Richtung verlauf- 




Fig. /"'. Kleinkörniger (IMöckenitein-) 
Granit ron RaCor. (SOfach Tergr.) 

Nach J. 2f. Woldrieh. 

1 Qoarz mit Apatitnadeln. 2 Ortboklat. 
8 PlSRiokla*. 4 Blotit. 5 Grüne rerseute 



*) Ich bemerke mit Bedauern, dass mir J. Lehmann'« grosses 
Werk: Untersuchungen über die Entstehung der altkrystallinischen 
Schiefergesteine, Bonn 1884, nur in unvollständigen Excerpten zugäng- 
lich war, weshalb ich mich hier darauf beschränken muss, auf die Dar- 
legungen im Kapitel V. des Werkes einfach zu verweisen. 



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Der Bfthmerwahl. — 1. Sumava. — Kranit. »201 



enden Granitgrenze und übereinstimmend mit der Streich- 
ungsriehtung des Gneisses in jener Gegend ; ferner auch 
zwischen Kolinetz und Mokrosuk, bei Welhartitz, bei St. Lo- 
renz unweit Hradek, oberhalb Nemelkau an der Ostruznä 
und wohl auch an vielen anderen Punkten. 

Nahe unterhalb des Zusammenflusses des Kislingbaches 
mit der Widra hat . v. Hochstetter granitische Gesteine 
unter eigenartigen Verhältnissen im Gneisse beobachtet. Es 
«oll dort, wo die Otava in einem grossen Bogen zuerst 
westlich und dann wieder östlich fliesst, in einem Gange 
nach Aussen hin eine kleinkörnige granitische Masse durch 
ein felsits chief erartiges Zwischenniittel von porphyrähnlicheni 
Granit im Innern des Ganges abgetrennt sein. Dieser regel- 
mässig ausgebildete Gang soll den Gneiss durchsetzen, ohne 
an diesem irgend welche Veränderungen bewirkt zu haben. 
Sein eigentümliches petrographisches Verhalten ist allenfalls 
auf contactmetamorphische Einflüsse zurückzuführen. 

Im Glimmerschiefer- 
terrain des Künischen Ge- ******* 
birges ist Granit als Peg- 
matit mit weissem Glimmer "\\\\VTi / '^Vmr^" 
und Turmalin, bisweilen 1 * * 

auch Granat, in vielen Fig.4*>. Durchschallt durch da* Qtiiomericblefer- 

Blöcken über das ganze lerr *'° zwiscben Ki»en»u»*i und dem Brock«i- 

Gebiet zerstreut. Ansteh- x» C h f. t. itochatetur. 

ende Gangmassen sind * Giimmtrichiefer. s Porphyr, 

ebenfalls zu beobachten , 

z. B. bei Eisenstein am Kirchhof berge, an dem Felsen beim 
Stierplatz u. a. Kleinkörniger Granit steht SO vom Osser 
an, wo viele Blöcke auch weit hinab das Gehänge des Ber- 
ges an der Landesgrenze bedecken. 

Südöstlich bei Eisenstrass gegen Frischwinkel zu, eben 
so wie von der Spitze des Brückelberges aus in nordwest- 
licher Richtung bis in die Gegend von Grün am westlichen 
Gehänge des Gebirges findet man zahlreiche Blöcke eines 
porphyrahnlichen Gesteines, welches bald mehr granitisch, 
bald entschieden porphyrisch ist, so dass hier neben Por- 
phyrgranit auch Quarzporphyr vorhanden zu sein scheint. 
Im Bereiche zwischen Eisenstrass und dem Brückelberge ist 
die. bei stets gleichmässiger Streichungsrichtung an den 
Phorphvren beidemale wechselnde Fallrichtung des Glimmer- 
schiefers um so auffallender, als dies die einzigen Punkte im 




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202 * Archaeische Gruppe. — Urpneiss- und Urschief ersystem. 



Gebirge sind, wo ein widersinniges Fallen beobachtet wurde. 
(Fig. 46.) 

Im nördlichen Vorgebirge der Sumava bis zum Otava- 
flusse tritt Granit in Gangen so häufig auf, dass es nicht 
möglich ist, alle Vorkommnisse zu verzeichnen. Uebrigens 
vormag man die Verbreitung des Granites gewönlich nur 
nach verstreuten Blöcken zu beurtheilen. Im Allgemeinen 
lassen sich grobkörnige und kleinkörnige Granite unterschei- 
den, die neben und mit einander aufreten. 

Grobkörniger porphyrartiger Granit, in wel- 
chem grosse Orthoklaskrystalle (Zwillinge) in einem groben 
Gemenge von Orthoklas, grossen grauen Quarzkörnern 
und einzelnen spärlichen dunkelfarbigen Glimmerschuppen 
eingebettet liegen, ist nur untergeordnet verbreitet, wie z. B. 
S von Svatopole (SO von Horazdiowitz) am Wege nach 
Kladrub, und bei Gaierle NO von Berg Reichenstein, wo 
die Anordnung der grossen Orthoklaskrystalle in eigenthüm- 
liche lang säulenförmige, sich nicht selten dichotomisch thei- 
lende und daher, nach einem Gleichnisse v. Zepharowichs 
an Encrinitenstengel erinnernde Gebilde, öfters auflallend ist. 

Mehr verbreitet scheinen kleinkörnige, zumeist 
glimmerarme und lichtfarbige Plöckenstein-Granite zu sein, 
die häufig Turmalin führen. Man findet sie selten anstehend, 
gewöhnlich nur in Blöcken, wie z. B. N1V von Barau bei 
der Ruine Helfenburg, am Hajekberge S IV von Barau, 
O von Ckvn an der Wolinka, in zahllosen Blöcken an der 
Blanitz N von Putim SW von Pisek und an der Otava 
soweit, als ihr Bett, welches gegen Pisek zu von Gneissfelsen 
eingeengt wird, noch breiter ist. 

Von Putim verbreitet sich Granit in einem Zuge süd- 
ostwärts gegen Maletitz. Von dieser Partie ist durch tertiäre 
Ablagerungen an der Blanitz ein zweiter Granitzug getrennt, 
der sich von Razitz über Hefman nach Skäl erstreckt. Im 
Allgemeinen hält dieselbe Richtung auch eine dritte Granit- 
partie ein, die sich von den Helfenburger Bergen über den 
Stetin-Hof bei Kranicko, Jawornitz, Tourov, Borcitz, den 
Hajek-Berg, Gross Blanitz bis Klein Bor erstreckt. Die beiden 
Enden dieses Zuges erweitern sich, die Mitte ist am Sattel 
zwischen Tourov und Borcitz sehr verengt. Der Kamm der 
Helfenburger Berge hält zwischen Mekynetz und Jawornitz 
eine südnördliche Richtung ein. Die Berge bilden die Basis 
eines gleichschenkligen Dreieckes, in welchem sich Granit 



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Der Böhmerwald. — 



1. Sumava. — 



(»ranit. 



203 



über Jifetitz, Kojecin und Bohonitz bis Marzowitz ausbreitet. 
Zwischen den beiden ersteren Ortschaften kommt im Gra- 
nite häufig Schörl vor. Südlich von der Helfenburg bilden 
Tiranitkuppen zuerst einen gegen Westen offenen Halbkreis 
von Jawomitz bis zur Blanitz. Vom ÄO-Abhange des iso- 
lirten Hajekberges verbreitet sich der Granit mehr, setzt 
bei Gross Blanitz über das Flüsschen und breitet sich in 
Form eines Viereckes zwischen den Ortschaften Cichtitz, 
Klein Bor, Hracholusk, &ichowetz und Strunkowitz aus. Der 
Bergzug von Jawomitz südostwärts bietet als Hintergrund 
eines schönen Thaies vom Duber Schlosse aus einen lieb- 
lichen Anblick. Zwischen Schipoun am Goldbache und Strun- 
kowitz an der Blanitz breitet sich innerhalb des Granit- 
Terraines eine Tertiärablagerung aus. Durch den Schotter 
dringt jedoch stellenweise, z. B. bei Schipoun und Protiwetz, 
Gneis» an die Obertläche, der somit vom Granite einge- 
schlossen ist. 

Inmitten dieser Granitzüge, deren Gestein kleinkörnig, 
ziemlich wechselnd, oft sehr quarzreich und fest ist, und in 
diesem Falle zumeist Turmalin führt, liegen isolirte Granit- 
partien X\on Barau bei Swinetitz und Blsko, sowie weiter 
nördlich zwischen Mladejowitz und Paracov. 

Die grösste zusammenhängende Ausdehnung jedoch 
erreicht der kleinkörnige Granit im Vorlande der Sumava 
nach v. Zepharowich in der Umgebung von Wolin. In 
zahlreichen Ausbiegungen und Lappen entsendet die Granit- 
inasse zwischen Malenitz und Swatä Mära, Zäles und Ckyn 
zwei Arme an beiden Ufern der Wolinka aufwärts. S von 
der Wolinka gehören diesem Granite der Bohumilitzer, 
Mardi-, Brdo-Berg, westlich vom Flüsschen der Nahoraner 
und Watzowitzer Berg an. Von Watzowitz aus zieht sich 
am linken Ufer der Wolinka der eine Arm über Kruschlau, 
Xuzin bis gegen Xemetitz nordostwärts. Am rechten Wo- 
linkaufer nimmt der Granit den Cernetitzer Berg ein und 
die Anhöhen zwischen Buschanowitz, Stranowitz und Pi;ed- 
slawitz. Zwischen den letzten Orten und Marzowitz unter- 
bricht Gneiss in geringer Breite den Zusammenhang des 
Granites, so dass erst von Marzowitz an der östliche Arm 
wieder gegen Norden über Litochowitz und Neusluiitz bis 
Miliwitz fortsetzt, gegen Westen parallele Rücken entsendend, 
die an der Wolinka bei Prechowitz und bei der St. Anna- 
und Schutzengelbergkapelle bei Wolin enden. 



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204 I- Archaeische Gruppe. — Urgrneiss- und Ursclüefersystem. 



Mit diesem kleinkörnigen (Plöckenstein-) Granite kom- 
men an manchen Orten gemengt Blöcke eines Porphyr- 
Granites vor, in dessen feinkörniger grauer zäher, vor- 
waltend aus Feldspath und Glimmer bestehender Grund- 
masse grössere Krystalle von Feldspath, Glimmer, Quarz und 
Amphibol eingebettet liegen, wodurch das Aussehen des 
Gesteines ein porphyrartiges wird. Man findet Blöcke dieser 
Granitvarietät vorzüglich in der Umgebung von Ckyn bei 
Watzowitz, Kruschlau. Zlesehitz, Stranowitz, Buschanowitz, 
Bohumilitz, Budilau. Radostitz, Stitkqvy Budkau, Cabus und 
anderwärts. Die Blöcke pllegen meistens in langen schmalen 
Streifen angehäuft zu sein, wodurch ein gangförmiges 
Auftreten des Gesteines wahrscheinlich wird. Die Gänge 
durchkreuzen theils die Streichungsrichtung des Gneisses, 
wie z. B. von Berg Reichenstein in der Senke zwischen 
Buchholz (Pohoisko) und Zuklin am Bache in nördlicher 
Richtung gegen Straschin und von hier westwärts zwischen 
Nezditz und Ostruzno; theils stimmen sie jedoch auch mit 
der Streichungsrichtung des Gneisses vollkommen überein 
(Lagcrgänge). Diese sind jedoch seltener. Einen solchen Zug 
kann man z. B. ebenfalls bei Berg Reichenstein vom Karls- 
berge bei Neuhof über Rindlau unterhalb des Ortes Zosum, 
dem Kamme des Zosumer Berges gleichlaufend bis gegen 
den Königstein bei Jawornik verfolgen. Gleicherweise stimmen 
die kleineren Striche des Porphyrgranites bei Duschowitz, 
Kumpatitz und Milcitz N von Berg Reichenstein, sowie SO 
von der Stadt, zwischen Milau und Jachimov mit dem Strei- 
chen des Gneisses überein. 

Von vielen anderen Vorkommen des Porphyrgranites 
seien nur noch die grösseren Granitpartien erwähnt, die S W 
und Sü von Strakonitz an beiden Ufern der Wolinka auf- 
treten. Eine erstreckt sich zwischen Zwottok und Libetitz, 
die andere bei Jinin von West nach Ost. Es scheinen Lager- 
gänge zu sein. 

Anstehend lässt sich der Porphyrgranit seltener be- 
obachten, doch fehlt es auch nicht an derartigen Vorkommen. 
Felsen bildet er z. B. am Bache bei Cabus und bei Wolin. 
Sie sind kubisch zerklüftet oder in horizontale Platten ab- 
gesondert. Unmittelbar bei Zechowitz {SW von Wolin) am 
Wege nach Nuzino tritt ein gegen 100 m mächtiger Gang 
dieses Gesteines im Gneisse auf. Er wird selbst wieder von 
schmalen Gängen eines feinkörnigen Granites durchschwärmt. 
Weitere Belege für das gangartige Auftreten des Granites 



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Der Bohmenvald. — 1. äumava. — Granit. 205 



bieten sich der Beobachtung in der Vorstadt von Wolin am 
Wege nach Doubrawitz, wo mehrere Gänge von K nach S 
streichen, ferner an der Wolinka unterhalb Malenitz, wo ein 
mächtiger Gang in Felsen ansteht. 

Schliesslich wären in dem Vorlande der Sumava noch 
Granite anzuführen, die stets nur schmale Gänge bilden 
und von sehr wechselnder, zumeist jedoch grobkörnig 
pegmatitischer Structur sind. Hieher gehört z. B. der 
Ganggranit N von Cepfowitz am Wege nach Skäl NW von 
Barau. Es ist ein Pegmatit mit vorheiTschendem weissem 
Orthoklas, mit Quarz. Muscovit und viel schwarzem Tur- 
malin in grossen säulenförmigen Krystallen oder stengeligen 
Aggregaten. Ferner der sehr grobkörnige, eigentlich nur aus 
von Quarz durchwachsenem, röthlichem oder blaugrauem 
Orthoklas und wenig dunklem Glimmer bestehende Gang- 
granit TF von Strunkowitz an der Blanitz. Ein ähnlicher 
Granit scheint auch einen Gang im kleinkörnigen Granite 
auf der Kuppe des Cestitzberges S von Barau zu bilden. 
Bei Mutenitz S von Strakonitz wird der dort herrschende 
feinkörnige oder feinschuppige (je nach der Glimmermenge) 
Gneiss von zahlreichen granitischen Gängen durchsetzt. In 
einem dieser Pegmatit-Gänge, welcher in einer Mächtigkeit 
von etwa 1 tu quer über den Weg nach Vorder Zborowitz, nicht 
zu weit von Mutenitz, im Gneisse nach St. 10 streicht, hat 
v. Zepharowich*) Titanit und ein Zerset/ungsproduct, wel- 
ches er Strakonitzit benannte, entdeckt. Näher gegen Mutenitz 
durchsetzt den dort quarzreichen Gneiss ein Gang, der aus 
einem Gemenge von röthlichgrauem Quarz und grünlichem 
Flussspathe besteht. In Drusenräumen pflegen beide Mine- 
rale in Krystallen ausgebildet zu sein, der Fluorit in der 
Regel in apfelgrünen Oktaedern. 

Die feldspathreichen Granite und porphyrischen Ge- 
steine verwittern zu Kaolin, welcher stellenweise ziemlich 
reiche Lager bildet. So z. B. wurde ein cca 2 m mächtiges 
Kaolinlager in der Nähe des Forsthauses von Kubern SO 
von Winterberg in etwa ntn Tiefe aufgefunden. Leider war 
die Qualität der Porzellanerde keine besonders gute. Auch 
bei Grün im Klinischen Gebirge wurde ein Kaolinlager 
entdeckt. 



*) Ueber einige interessante Mineralvorkommen von Mutenitz hei 
Strakonitz in Böhmen. Jahrb. d. k. k. jtpoI. H.-A., IV. 1853, pap. <>95 ft'. 



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206 I- Archaeische Gruppe. — Urtrneiss- un<l Urschiefersystem. 



Von sonstigen eruptiven Ganggesteinen sind im 
eigentlichen Böhmerwalde nur wenige bekannt. Genauere 
petrographische Studien werden in dieser Hinsieht unsere 
derzeitigen Kenntnisse wohl sehr erweitern. 

Einiger Vorkommen von Quarzporphyren, welche 
meistens mit gewissen Graniten vergesellschaftet sind, ist 
schon oben gedacht worden. (Vergl. S. 192 u. 201.) 

Quarzporphyr kommt ferner nach Woldkich bei 2iretz. 
Brancov und anderwärts in Blöcken vor, deren Verbreitung- 
auf ein gangartiges Vorkommen hinweist. Die kryptokrystal- 
linische Grundmasse des Gesteines ist bläulichgrau. In ihr 
liegen erbsen- bis haseinussgrosse Urthoklaskrystalle, darunter 
zahlreiche Zwillinge, seltener Oligoklase und hie und da 
Quarzkörner eingebettet. Das Aussehen des Gesteines ist 
ein typisch porphyrartiges. Die Grundmasse desselben er- 
weist sich unter dem Mikroskop aus Orthoklas, Plagioklas, 
Quarz, Biotit, Magnetit, Augit, Viridit und Apatitnadeln 
zusammengesetzt. 

G. v. Camerlandek beschreibt einen Q uarz glim- 
me rporphyr it, den v. H o c H stetter als ein zwischen 
Porphyr, Granit und Diorit stehendes Gestein bezeichnet 
hatte, aus dem Bieltschthale N von Prachatitz und vom 
Fusse des Jelemkaberges S von Prachatitz. Makroskopisch 
zeigt das Gestein Feldspathkrystalle (Plagioklas) und grünen 
Glimmer in einer grünlichgrauen Grundmasse. Diese löst 
sich u. d. M. in ein Gemenge von Plagioklas, wenig Quarz 
und Biotit auf, welch' letzterer sehr oll in Chlorit oder tief 
weingelben Epidot umgewandelt ist. 

Im Granulitgebiete des Planskerwaldes kommt Di ori t- 
porphyrit nach v. Hochstetter bei Mric 0 von Krems 
unmittelbar an der Nordseite des Dorfes vor. In einer grau- 
lichen Grundmasse liegen weisse Feldspathkrystalle und 
schwarze Hornblendekrystallbüschel porphyrartig einge- 
wachsen. Die Hornblende soll zumeist in eine serpentinartige 
Masse umgewandelt sein und das ganze Gestein bedeutende 
Aehnlichkeit mit Gabbro haben. 

Diesem sehr ähnlich scheint der Dioritporphyrit zu 
sein, dessen Auftreten im Profil bei der Gemeindemühle von 
Prachatitz oben schon Erwähnung fand. Das Gestein ist 
dunkelgraugrün, bestehend aus einer dichten Grundmasse 
mit zahlreichen haarfeinen langen Hornblendenadeln und 
Plagioklaskörnern. Die Grundmasse löst sich erst bei sehr 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Ganggesteine. 207 



starker Vergrößerung (400fach) in vorherrschende farblose 
oder lichtgrünliche Hornblendemikrolithen und grünlich-gelb- 
liche Epidotkörnchen, nebst ganz wenig Feldspath, Quarz 
und Magnetit auf. 

Echte Diorite kommen im südlichsten Gebirgstheile 
im Glimmerschiefergebiete vor, wie aus Fundstücken zu ent- 
nehmen ist, die z. B. zwischen dem Kühberge und den 
kleineren westlicher aufragenden Kuppen, am Ostabhange 
des Klosterwaldes am Südfusse der Kuppe von Wieles u. a. 
verbreitet sind. Als anstehende Gangmasse fand C. Peters 
Diorit nur im Burgfelsen von Rosenberg. (Fig. 43.) Dass die 
Kalksteinlager sehr häufig von Dioritgängen durchsetzt wer- 
den, wie z. B. bei Schlackern und anderwärts, ist oben schon 
erwähnt worden. Es mag zwischen den dioritischen Gang- 
gesteinen und dem Umstände, dass die Kalklager sehr oft 
in wahrem Amphibolgneiss eingelagert sind, ein ursächlicher 
Zusammenhang bestehen. Der aphanitische Diorit aus dem 
Kalklager bei Schlackern wurde von C. Peters genauer 
beschrieben. Makroskopisch lassen sich darin Feldspath, 
Amphibol und Quarz unterscheiden. 

Blöcke eines Diorites (?) fand C. Peters auch unweit 
Schwarzbach. 

Biotitdiorit tritt in der randlichen Gneisszone, des 
Granulitgebietes von Prachatitz nach G AMERL ANDER bei 
Grilling, Witjejitz, Zernowitz, Zdenitz, am Libinberge in 
zwei Gängen, auf dem Freiberge ziemlich in der Mitte zwi- 
schen Prachatitz und Christianberg, und wahrscheinlich in 
der Fortsetzung dieses letzteren Vorkommens bei der sog. 
Waldmühle NU von Christianberg auf. Die Farbe des Ge- 
steines ist im Allgemeinen schwarzgrau, durch den vorwal- 
tenden Biotit bestimmt, neben welchem man mit dem blossen 
Auge auch noch Hornblende, Quarz, Feldspath (Plagioklas) 
und Apatitkryställchen unterscheiden kann. Diese Bestand- 
teile des Christianberger Gesteines sind von G. Starkl 
sehr genau beschrieben worden. Camerlander hat noch 
accessorischen Zirkon nachgewiesen, und in dem Gesteine 
von Grilling auch Epidot gefunden. 

Der Biotitdiorit, dessen Gangmächtigkeit am Libingipfel 
cca 100, bei der Christianberger Waldmühle cca 30 m be- 
trägt und bei Grilling ebenfalls bedeutend ist, eignet sich 
seiner Zähigkeit und Wetterbeständigkeit wegen vorzüglich zu 
Steinmetzarbeiten und wird zu denselben um so lieber ver- 
wendet, als er frisch gebrochen ziemlich leicht zu bearbeiten ist. 



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'208 !• ArchaeUche Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem. 



Die granitischen Gesteine, besonders der Porphyrgranit, 
werden öfters feinkörnig bis aphanitisch. Die aphani- 
tischen Gesteine sind im Gneissgebiete ziemlich verbreitet, 
werden jedoch leider nur in Blöcken gefunden, weshalb 
über ihre Lagerungsverhältnisse nichts Bestimmtes zu sagen 
ist. In der Umgebung von Gross Zdikau kommen nach 
J. N. Woldkich diabasartige Aphanite vor, die 
durch ihren Augitgehalt — neben Plagioklas, Orthoklas, 
Biotit, Quarz, Viridit, Opacit, Magnetit, Pyrit — ausgezeichnet 
sind. Sie werden in Blöcken namentlich zwischen Klein 
Zdikau und Mehlhüttel, bei Churanov, Budkau, Na Lizu. 
ftiretz, Franzensthal (Biertopf) und in einer sehr dichten 
Varietät W von den Unterhäusern am Ostgehänge des Sta- 
chauer Berges und unterhalb Jirkalov gefunden. 

Ein diabasartiges Gestein von mittelkörniger Structur 
steht SIV von Mladikau an. 

Minetteartige oder kersantitähnliche Gang- 
gesteine kommen nach C. v. Camerlaxder im Prachatitzer 
Granulitgebicte an zwei Stellen vor. Zunächst wäre hieher viel- 
leicht ein in der oberen Partie des mehrfach erwähnten Profiles 
bei der Gemeindemühle auftretendes Ganggestein von schie- 
ferartigem Aussehen zu stellen, welches dem blossen Auge 
nur schwarzbraunen Biotit und weisse Feldspathpunkte in 
schwärzlicher Grundmasse zeigt, unter dem Mikroskop aber 
als ein Gemenge von vorwaltendem Feldspath (Plagioklas 
z. Th.), Quarz. Biotit, Apatit, nebst untergeordneten Rutil (?>- 
Mikrolithen, Epidot- und Granatkörnchen erscheint. 

Das zweite Vorkommen beim Salzerhof SO von Pra- 
chatitz stimmt mit dem ersten ganz uberein; nur im Korn 
ist es etwas gröber. 

An technisch verwendbaren Mineralen und an Erzen 
ist der eigentliche Böhmerwald arm. Von den ersteren ist 
firaphit von allergrösster Wichtigkeit. 

Graphitlager sind vorzüglich im südlichen Theile des 
Gebirges verbreitet, bei Mühlneth und Platten (bei Friedberg), 
bei Eggetschlag. Planles. Schömern und Zahrädka in Strei- 
chungsliuien mit Kalklagern, die z. Th. auch über die Moldau 
fortsetzen. Eine Hauptgraphitlinie beginnt zwischen Schwarz - 
bach, Stuben und Rindles mit St. 4 (XO), biegt bei 
Mugrau plötzlich in St. 8 um, streicht in dieser Richtung 
über Reichet schlag, Zichlern, Klein Uretschlag bis X von 
Kirchschlag. wo sie sich wieder gegen Nordosten wendet. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Graphit 



209 



Auf dieser Linie liegen die meisten und ergiebigsten Gra- 
phitlager und Ausbisse wie namentlich jene bei Sehwarz- 
bach, Stuben, Rindles, Mugrau, Zichlern, Hubene, Reichet- 
schlag, Hossenschlag, Reith, Kirchschlag, Passern, Podesdorf, 
Weislowitz, Hoschlowitz, Pohlen, Kabschowitz und Unter 
Breitenstein. Nördlicher kommt Graphit bei Tattern und 
Klein Drosen, ferner bei Wettern 
und bei Niemsching nahe Krumau 
vor. (Fig. 47.) 

Im westlicheren Gneissgebiete 
ist Graphit viel weniger häufig. 
Z. B. findet man unreinen Graphit 
bei Lukawitz unweit Drosau. am 
Wege von Schattenhofen nach 
Wodolenka. am Svatobor bei der 
genannten Stadt; ferner am Mal- 
sitzberge S von Wolin unter der 
Kirche, bei Budaschitz südlich von 
Schattenhofen, zwischen Cepitz und 
Zimitz ; ferner nach WoLDfüCH in 
der Umgebung von Gross Zdikau, 
wo er meist zwar nicht von schlech- 
ter Qualität,*) jedoch nicht mächtig 
genujx ist. Denn bei den unternom- 
menen Schürfungen NW bei Win- 
terberg unterhalb Rabitz, S\V bei 
Gross Zdikau, S von Mehlhüttel 
bei Hadruwa und bei Plane wurde 
selbst in 20 m Tiefe kein mächti- 
geres Graphitlager angefahren. 

WoLDftiCH hat auch auf Ei- Fig. 47. Einfahrt |1n dai Graphit- 

eenheiten einieer Vorkommen auf- bemerk bei Kranu. 
umleiten ^iiugci v&jLuiiiiii^ii h BreMer 

merksam gemacht, die als Beleg 

für den organischen Ursprung des Graphites angesehen wer- 
den können. 

Ueberall sind die Graphitlager, soweit zu ermitteln,, 
dem Gneisse regelmässig eingelagert. Die Lagerungsver- 
hältnisse in dem Hauptgraphit gebiete zwischen dem Olsch- 
bache und Schwarzbach sind nach G. Peters**) folgende: 

*) Eine Analyse des Vorkommens von Gross Zdikau ergab 89'72% 
reinen Graphit. 1*8% Feuchtigkeit und 9 6% Asche. 

**) Die Kalk- und Graphitlager bei Schwarzbach in Böhmen. Jahr- 
buch d. k. k. geol. R.-A., IV. 1853, pag. 138. 




, Geologie *on Böhmen. 



14 



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210 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Die ganze weite Thalmulde des Olschbaches wird von einer 
1—2 m mächtigen Torfablagerung ausgefüllt, welche eine 
eben so dicke Lehmschicht bedeckt, unter welcher der meist 
stark verwitterte Gneiss im Hangenden der Graphitlager 
ansteht. Zu oberst erscheint eine cca 1 m mächtige Schicht 
eines graphithaltigen, hie und da von Kalkadern durchzo- 
genen Gneisses, darunter 2 m wohlgeschichteten Glimmer- 
gneisses mit etwas Amphibol, endlich unmittelbar am Gra- 
phitlager ein deutlich geschichtetes glimmerfreies Grestein, 
welches in eine braune, bröckelige Masse verwittert ist. 
An anderen Orten liegt der Graphit unter einem etwa 2 tn 
mächtigen Kalklager. Er selbst bildet zumeist mehrere, durch 
überall stark verwitterte, jedoch als Gneiss erkennbare Zwi- 
schenmittel getrennte Lager, deren Mächtigkeit zwar eine 
ungleiche, im Ganzen aber mit der Tiefe zunehmende ist, 
und in gewissen Tiefen auf 15 bis 20 m angegeben wird. 

Der Graphit ist meistentheils unrein und so ungleich- 
massig in seiner Beschaffenheit, dass die reinen von den 
verunreinigten Sorten sorgfaltig abgeschieden werden müssen. 
Doch kommen auch ansehnliche reine Massen vor. Im All- 
gemeinen ist der Graphit dicht bis grossblättrig, amorph 
als auch krystallinisch, fest und schiefrig, bis weich und 
milde.*) 

Von allen in Böhmen 1887 bestandenen Unternehm- 
ungen auf Graphit (15) entfielen mehr als die Hälfte auf 
den südlichen Böhmerwald, nämlich 8, von welchen 5 im 
Betriebe waren. Mit 723 Arbeitern (darunter gegen 80 Kin- 
der) wurden 120.285 metr. Centner Graphit imWerthe von 
469.331 fl., also zum Mittelpreise von 3 fl. 90*2 kr. per 
metr. Gentner erzeugt. Die wichtigsten Producenten waren: 
Adolf Fürst von Schwarzenberg in Schwarzbach undKrumau 
mit 60.834 metr. Gent. (Naturgraphit zum Preise von fl. 1*50 
bis 20 fl. und Raffinaden im Preise von 80 kr. bis 8 fl. 
per metr. Gent.), die Gewerkschaft der Mugrauer Wirthschafts- 



*) Ch. Mene hat in einem Mugrauer Naturgraphit 94*94% C. ge- 
funden. A. Belohoubek, Cuem. Listy, V. 1880, Nro. 1 u. 2 hat eine 
ziemliche Anzahl böhmischer Naturgraphite und Raffinaden analysirt 
Eine sehr graphitreiche Probe von Schwarzbach enthielt 87*201% Rein- 
graphit. Unter den Raffinaden stammte die reinste mit 96* 125°/ „ Rein- 
graphit von Mugrau. — Fr. Stolba, Chem. Listy, XIII. 1889, pag. 118, 
hat nachgewiesen, dass das äussere Aussehen von geschlemmten Gra- 
phiten bei Beurtheilung der Qualität derselben sehr trügerisch sein kann, 
da scheinbar vorzügliche Sorten bei der Analyse auch nur 36*1 1°/» rei- 
nen Graphit enthielten. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Erzlager. 



211 



besitzer mit 30.992 metr. Cent. (Naturgraphit im Preise von 
38 kr. bis 17 fl. für den Gentner), Anna Porak's Erben in 
Knimau mit 20.700 metr. Cent. (Raffinaden im Werthe von 
1 bis 5 fl.) und Adolf Josef Fürst von Schwarzenberg in 
Mugrau mit 7659 metr. Cent. (Naturgraphit von 1 fl. 50 kr. 
bis 15 fl., Raffinade von 1 fl. bis 8 fl. pro metr. Cent.*) 
Man ersieht aus diesen Angaben, wie sehr der Preis des 
Graphites je nach der Qualität variirt, wobei zu beachten 
ist, dass die böhmischen, oder besser gesagt, Böhmerwald- 
Producte von allen österreichischen den besten Durchschnitts- 
preis erzielen. Von der gesammten österreichischen Graphit- 
erzeugung entfielen 1887 auf Böhmen 60*79%' Etwas über 
ein Drittel der Gesammterzeugung, nämlich 48.194 metr. 
Cent., wurden nach Deutschland, Belgien, Holland, Frank- 
reich, Dänemark, Schweden und Amerika ausgeführt, der 
Rest im Inlande abgesetzt und verarbeitet. 

An Erzlagern ist die Sumava verhältnissmässig 
sehr arm. 

Zunächst sind die Goldlagerstätten hervorzuheben, 
welche Böhmen im Mittelalter als eine unerschöpfliche Fund- 
grube des edelsten Metalles berühmt machten. Heute zeugen 
von dem wahrscheinlich für immer verschwundenen goldenen 
Zeitalter des Böhmerwaldes nur die Reste der alten Berg- 
baue, auf welchen Gold aus seinem Muttergesteine direct 
gewonnen wurde, und die weit reichlicheren Seifenhügel, 
d. h. die Ueberreste ehemaliger Goldwäschereien. 

Pingenzüge und sonstige Spuren des einstigen Gold- 
bergbaues befinden sich nach v. Hochstetter im Ge- 
biete der Flanitz bei Oberschlag, Kolmberg, Albrechtsschlag 
S\V von Sablat, welche neueren Datums zu sein scheinen. 
Ferner kommen Pingen bei Aussergefild und Innergefild am 
Widrabache vor. Hauptsächlich jedoch wurde der Gold- 
bergbau bei Berg Reichenstein betrieben, wofür die zahl- 
losen Pingenzüge und Halden an den felsigen Gehängen 
des Zollerbaches und die Ueberreste alter Pochmühlen zeu- 
gen. Am linken Ufer der Otava (des Kislingbaches) sind 
Reste der alten Goldbergbaue besonders am Kiesleitenberge 
zwischen Stadeln, Babilon, Gutwasser und Hartmanitz vor- 
handen, woselbst ein langer Pingenzug vom Forellenbach 
bei Bezdekau südsüdostwärts über den Kislingbach hinaus 

•) StaL Jahrb. des k. k. Ackerbau-Minist, f. 1887. 3. Heft, l.Lief., 
Wien 1888, pag. 80 ff. 

14* 



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212 I- Archaeische Gruppe. — Urpneiss- und Urschiefersystem. 



bis Sattelberg und Rehberg verfolgt werden kann. Auf Gold 
und Silber wurde auch bei Bergstadtl unserer lieben Frau 
und bei Drouchawetz gebaut. 

Von allen diesen einstigen Goldbergbauen ist unbe- 
dingt jener von Reichenstein von grösster Bedeutung. Dem 
Golde, welches hier in Quarzitschichten oder derbem Quarz 
eingestreut, ehemals reichlich vorgekommen sein muss, ver- 
dankt die Stadt ihre Gründung und ihre Blüthe im 14. Jahr- 
hundert. Wie lebhaft der Bergbau war, der hier betrieben 
wurde, das beweisen die zahlreichen Spuren längs des 
Zollerbaches, wo man von der Weihermühle bis zum Losnitz- 
bache an den steilen Felswanden viele Mundlöcher stollen- 
artiger Eintriebe und Spuren alter Feuerarbeiten wahrneh- 
men kann. Von den nördlichen Felswänden am Zollerbache 
überblickt man gegen Berg Reichenstein ein von unzähligen 
Halden und Pingen bedecktes, so durchwühltes Gebiet, dass 
hier wohl kaum ein Stein auf seinem ursprünglichen Platze 
verblieben ist. Die Alten sind allem Anscheine nach nicht 
in die Tiefe gegangen, sondern haben den goldhaltigen 
Quarz von Tage aus gewonnen, wobei sie eigentlich nur 
die Berglehnen am Ausgehenden der Goldadern durchwühlten. 

Die ältesten Nachrichten über Berg Reichenstein stam- 
men aus dem J. 1345, um welche Zeit nach Graf Sterx- 
b ekg *) der Bergbau hier in höchster Blüthe gestanden 
haben dürfte. Denn es sollen hier damals mehr als 300 
Quick- und Goldmühlen im Gange gewesen sein. Welche 
Bedeutung zu jener Zeit die Stadt hatte, beweist der Um- 
stand, dass sie im Stande war, dem Könige Johann von 
Luxemburg in seinem Zuge gegen Landshut in Baiern mit 
600 Bergknappen beizustehen, wofür ihr der König mittels 
Urkunde vom Tage Michaelis besagten Jahres die ersten 
Priviligien ertheilte. Zum Range einer Bergstadt wurde 
Reichenstein erst von Rudolf II. im J. 1584 erhoben. Von 
1536 bis 1543 betrug die Gesammtausbeute an edlen Me- 
tallen 85 Mark 2 Loth Gold und 11.784 Mark 2 Loth Silber. 
Im Jahre 1581 baute bloss die Stadtgemeinde und gewäl- 
tigte einen Stollen und ein Gebäude mit einem Aufwand 
von 60 Thalern vierteljährlich. Es beweist dies den Nieder- 
gang des Bergbaues, über welchen auch Graf Schlick 1596 
nichts Erfeuliches zu berichten weiss. Vielmehr räth' er 
dem Kaiser, für Knin, Pribram und Reichenstein einige 



*.» ( T mrisse etc. I. Bd. pag. 250 ff. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Erzlager. 



213 



Rathengeher anzustellen, da im alten Mann nichts mehr 
anzufangen sei und nur im unverritzten Gebirge durch neue 
Schürfe ein Ergebniss erzielt werden könne. Es scheint 
somit der ehemals so reiche Bergsegen vielmehr durch Er- 
schöpfung als durch den 30jährigen Krieg zum Erliegen ge- 
kommen zu sein. 

Der Goldbergbau um Berg Reichenstein hat sich nimmer 
mehr erholt. Das Aerar hatte ihn zu Ende der 30er Jahre 
dieses Jahrhundertes aufgenommen und als Hoffnungsbau 
mit 24 bis 30 Mann in regelmässigen Betrieb gesetzt, jedoch 
leider ohne Erfolg, weshalb er aufgelassen wurde. Zu An- 
fang der 50er Jahre unternahm es ein Privater, der frühere 
Schichtmeister des Werkes A. GernV, den Bau fortzuführen, 
erzielte jedoch auch nur geringe Resultate. Dennoch wurde 
ein Hoffnungsbau bis in die neueste Zeit gefristet. Nach 
Cerny's Angaben*) wechselte der stellenweise sichtbare Gold- 
gehalt des Quarzes von 2 Loth bis 5 Mark in 1000 Gentnern, 
ja einzelne reiche Mittel enthielten sogar 10 Mark Gold, und 
auch das Nebengestein hatte stellenweise einen Gehalt von 
2-9 Loth Gold. 

Lind acker**) hat einige reiche Goldstufen beschrieben, 
die auf dem Rathhause zu Berg Reichenstein aufbewahrt 
werden. Eine davon ist erst 1764 auf freiem Felde in der 
Ackerkrume gefunden worden. 

Es ist klar, dass die zahlreichen Wasserläufe des Ge- 
birges seit undenklichen Zeiten aus dem goldhaltigen Ge- 
steine Körner des edlen Mctalles mit Sand und Schutt 
zugleich fortschlemmten und so eine Aufbereitungsarbeit 
verrichteten, die den ersten glücklichen Findern allerdings 
ermöglichte, grosse Schätze verhältnissmässig leicht und 
schnell zu gewinnen. In der That ist das Auswaschen des 
Goldes dem Gewinne durch Bergbau vorangegangen und 
gab wohl erst verhältnissmässig spät Veranlassung zu directer 
Ausbeute der Goldadern. Der Chronist Hajek verzeichnet 
eine Anzahl Sagen, nach welchen Goldwäschereien schon 
im 7. und 8. Jahrhunderte bestanden haben müssten. Unter 
Herzog Nezamysl im J. 760 sollen Goldwäscher an der 
Otava, wo damals Gold in solcher Menge vorhanden gewesen 
sein soll, dass drei Wäscher an einem Tage eine ganze 
Mark zusammen bringen konnten, eine Stadt gegründet und 

*) Vergl. V. v. Zepharowich, 1. c. pag. 284. 
**) Meyer's Sammlung physik. Aufsätze, 3. Bd., pag. 328. 



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214 I- Archaeische Gruppe. — 



Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Pisek (Sand) benannt haben. Auf ähnliche Weise soll Schatten- 
hofen, HoraZdiowitz, Strakonitz und Wodnian entstanden 
sein. Zur Zeit des Herzogs Kresomysl im J. 847 brachen 
zwischen Bauern und Goldwäschern Streitigkeiten aus, die 
zur Folge hatten, dass die Goldwäschereien zum Theil ein- 
gestellt und den Bergleuten ihre Siedlungen niedergebrannt 
und die Schächte verdorben wurden. Die Bergleute schwuren 
dem Berather des Herzogs, Horymir, Rache, welcher er nur 
durch einen kühnen Sprung mit seinem Rosse Öemik entrann. 

Wiewohl dies Alles in das Gebiet der Sage gehört, 
scheint daraus doch hervorzugehen, dass Goldwäschen in 
Böhmen schon vor dem 10. Jahrhunderte im Gange waren 
und zwar zuerst im Böhmerwalde und im südlichen Theile 
des böhmisch-mährischen Hochlandes an den Flüssen Lusch- 
nitz, Blanitz, Lomnitz, Otava. Im Riesengebirge soll erst 
im 13. und 14., im Erzgebirge erst im 16. bis 18. Jahr- 
hundert Gold gewaschen worden sein. Die Blüthezeit dieser 
Goldgewinnung im Böhmerwalde muss vor das 13. Jahr- 
hundert, d. h. vor den grossartigen Aufschwung des Berg- 
baues in Böhmen fallen, und speciell bei Reichenstein und 
Bergstadtl dem dortigen Goldbergbau, zu welchem es die 
Veranlassung gab, vorausgegangen sein. 

Von dem grossen Umfange der einstigen Goldwäschen 
im Böhmerwalde zeugen die zahllosen Seifenhügel, welche 
last alle Wasserläufe begleiten und bis im höchsten Gebirge 
nahe an den Quellen der Bäche noch angetroffen werden, 
wie z. B. am Alten Schwellbache und am Ernstberger Bache 
auf dem Hochrücken, über welchen die höchste Kuppe des gold- 
führenden Gneissgebietes der Sumava, der Kubani 1362 m 
sich erhebt, am Widrabache bei Innergefild, am Marchwasser 
auf den Seewiesen und anderwärts. Hier begleiten die Seifen 
den Lauf der Bäche jedoch nur so. weit, als ihre Strömung 
eine gelinde ist, und hören dort auf, wo die, durch den 
Zusammenlluss mehrerer Bäche angeschwollenen Wasserläufe 
mit reissender Gewalt eng ausgefurchte Felsthäler durch- 
strömen. Sobald im Vorlande des Hochgebirges die Ström- 
ung wieder langsamer wird und in weiteren Thälern mäch- 
tigere Alluvionen zum Absätze gelangen konnten, finden sich 
sofort wieder Seifenhügel ein, und zwar die häufigsten und 
grössten am Zusammenflusse zweier oder mehrerer Bäche, 
an der Innenseite starker Krümmungen der Wasserläufe, 
kurz dort, wo die Ablagerung grosser Sandbänke stattfinden 
musste. Einen vorzüglichen Beleg für das Gesagte bietet 



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Der Böhmerwold. — 1. Sumava. — Erzlager. 215 



der Widrabach, an welchem bei Innergeüld Seifenhügel vor- 
handen sind, weiter unten aber auf der ganzen Strecke 
gänzlich fehlen, wo die nun mit dem Maderbache verbun- 
dene Widra in rasendem Laufe brausend und schäumend 
über Granitblöcke hinwegstürzt, und erst wieder dort begin- 
nen, wo die Widra nach ihrer Verbindung mit dem Kisling- 
bache als Otava in einem breiteren Thale ihren Lauf mässigt. 
Nun begleiten die Seifenhügel den Fluss bis Pisek. Beson- 
ders zahlreich und gross sind sie beim Einflüsse des Losnitz- 
und Zollerbaches bei Unter Reichenstein, der Wolschovka 
und Ostruznä bei Schüttenhofen, der Wolinka bei Strakonitz 
und der Blanitz bei Pisek. An letzterem Flusse sind die 
Seifenhügel zwischen Sablat und Husinetz, besonders an der 
Einmündung des Aubaches am zahlreichsten, sind aber auch 
bei Rutim, Zdär, Protivin, Wodnian, Barau und Strunkowitz 
anzutreffen. An der Wolinka erscheinen Seifenhügel bei 
Wolin und Winterberg, bei Hora2diowitz am Wildbache, 
der von links aus der Gegend von Silberberg kommt. An 
der Ostruznä findet man sie bei Hradek, Kolinetz, Welhar- 
titz, und an deren Zuflüssen bei Pfestanitz, Kaschowitz, 
Malonitz, Jindfichowitz usw. An der Wolschowka und deren 
Zuflüssen bei Wolschov, Petrowitz, Hartmanitz, Gutwasser. 
In der Berg Reichensteiner Gegend am Zollerbache, Losnitz- 
bache und der Widra. Ausserhalb des Flussgebietes der 
Otava an den Zuflüssen der Moldau: dem Seebache bei 
Aussergefild und dem Kapellenbache bei Schattawa am Fusse 
des Eubani, und ferner am Drnovy-Bache, der aus der Wel- 
hartitzer Gegend über B&sin gegen Klattau fliesst. 

Die Seifenhügel sind von verschiedener Grösse, 3 bis 8 m 
hoch, unordentlich neben einander aufgeworfen und oft 
durch morastige Gruben von einander getrennt. Sie sind 
zum grossen Theile noch immer unfruchtbare, kaum mit 
dürrem Gras bedeckte Sand- und Schotterhaufen, zum 
Theile jedoch auch schon zu Feldern eingeebnet oder mit 
Wald bewachsen. Tausende und abertausende fleissige 
Hände mussten hier thätig gewesen sein, um die Unmassen 
Sand und Schotter zu durchwühlen und ihnen das letzte 
Goldkörnchen abzugewinnen. 

Es ist selbstverständlich, dass auch heutigen Tages 
die Wasserläufe der Sumava dem Urgebirge seinen Gold- 
gehalt eben so entführen müssen wie ehemals, und dass 
daher ihre Anschwemmungen goldhaltig sind. Es ist dies 
übrigens durch Wascharbeiten in neuerer Zeit erwiesen 



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216 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



x worden. Graf Sternberg konnte constatiren, dass die Ge- 
winnung des Goldes aus den Alluvionen der Böhmerwald- 
bäche mehr als zweimal so theuer zu stehen käme, als das 
Gold werth ist, und Schichtmeister Cerny hat noch in den 
50ger Jahren durch seine Verwaschungs-Unternehmungen 
erwiesen, dass eine nutzbringende Ausbeute des Goldes 
nicht möglich ist. Er fand neben Goldschüppchen im Fluss- 
sande als Seltenheit auch Edelsteine in Geschieben, oft noch 
mit Spuren von Kry stall flächen, wie Korunde, Rubine, Sa- 
phire, Smaragde, Spinelle, Granaten, ferner Titaneisen in bis 
eigrossen abgerundeten Stucken, seltener Nigrin und Graphit. 

Hienach dürfte v. Hochstetter mit der Ansicht im 
Allgemeinen Recht haben, dass es eine Illusion sei zu er- 
warten, dass im Böhmerwalde noch einmal aus nassen 
Minen ein neues Galifornien erstehen werde. Höchstens ist 
die Annahme zulässig, dass unter dem Moorboden und 
unter der Decke tausendjähriger Urwälder sich hie und da 
Sand- und Schotteranhäufungen erhalten haben könnten, 
die dem Entdecker in geringem Umfange reiche Ausbeute 
zu bieten vermöchten. Die Erfahrung, dass das Gold in 
quarzreichen Gebirgsmassen fein zerstreut, nicht aber auf 
Adern concentrirt ist (siehe S. 152), gibt auch wenig Hoff- 
nung, dass im Böhmerwalde einstens mittels Bergbau ein 
erheblicher Goldgewinn erlangt werden könnte, selbst wenn 
eine genaue bergmännische Durchforschung des Gebietes, 
wie sie heute wegen des Waldbewuchses undurchführbar 
ist, möglich wäre. 

Auf Silber wurde vor Zeiten bei Krumau an meh- 
reren Orten gebaut, wie noch heute vorhandene Spuren 
von Pingen und Halden beweisen. Nach Sterxherg *) fällt 
die Blüthe der Krumauer Silberbergwerke in das 15. bis 16. 
Jahrhundert, zu welcher Zeit der Gewinn ein grosser ge- 
wesen sein soll. Das der Stadt angehörige Bergwerk soll 
im J. 1543 monatlich 50—60 Mark Silber geliefert haben 
und der Besitzer der St Lorenz-Zeche war sogar zu einer 
Abgabe von 100 Mark Silber an Johann von Rosenberg 
verpflichtet. Johann von Rosenberg befreite die Stadt im 
J. 1530 vom Bergzehend und ertheilte ihr das Recht des 
Schmelzens und Verkaufes edler Metalle gegen eine Abgabe 
von 15 Gulden von der Mark Gold und von 16 Groschen 
von der Mark Silber. Kaiser Mathias verordnete 1613 die 



*; l'mrisse etc. I. Bd. S. 216 ff. 



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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Erzlager. 217 

Verwendung der Steuer zum Bergbaue. In der Umgebung 
von Krumau finden sich Reste des ehemaligen Bergbaues 
namentlich bei Alsching und der dazu gehörigen Einschicht 
Bergwerk. Hier wurde der Bergbau noch 1 
um das Jahr 1760 betrieben und zu Anfang jj 
dieses Jahrhundertes neuerdings eröffnet, je- 
doch ohne Erfolg. 

Bei Prachatitz und bei Schnei- 
derschlag#VF von Sablat wurden in den 
40er Jahren dieses Jahrhundertes Versuchs- 
baue auf Silber unternommen, die jedoch zu 
keinem Ergebnisse führten. Bei letzterem 
Orte am linken Ufer des Planskerbaches ge- t, 
gen Sablat zu ist auf Gängen mit Quarz und 
Kalkspath Rothgiltigerz, (Pyrargyrit), Blei- 
glanz, Zinkblende, Eisenkies und Haematit 
vorgekommen, leider hat jedoch der Abbau 
keinen Ertrag ergeben und ist daher aufge- 
lassen worden. J 

Silber wurde nebst Gold vor Zeiten 
namentlich auch im Gebiete zwischen dem 
Kalen^bache und der Ostruznä bei Bergstadtl £ f*f 1 1j <2 
und Drouchawetz gewonnen. Ein langer Pin- M * | J 

genzug erstreckt sich 0 von Drouchawetz IM s "f s 

vom Bergstadtlberge südwärts bis zum Gra- 
nitgebirge, welches hierher einen Ausläufer -jj 
entsendet. Silbererze sollen namentlich bei || 
Jindrichowitz N von Welhartitz vorgekom- | 
men sein. 1 1 

Der Beginn des hiesigen Süberberg- 5 5 
baues fallt in den Anfang des 16. Jahrhun- § 
dertes. König Wladislav verlieh an Zdenek 
Ton Rozmitäl die erste Bergfreiheit auf Wel- 
hartitz und Bergstadtl. Um das Jahr 1530 
machte der Ertrag des Bergbaues 4000 Mark 
Silber jährlich aus. Die Gruben sollen nicht 
durch Erzarmuth, sondern durch Streitigkeiten § 
der Besitzer bald in Verfall gerathen sein. 

Zwischen Planiöka und Bystre kommen auf der Anhöhe 
rechts von der Strasse nach Klattau an der Grenze des 
mittelböhmischen Granitgebirges im Gneisse Pegmatit- und 
Quarzgänge vor. Hier soll vor Zeiten ein Silberbergbau 
bestanden haben. 




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218 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Eisenerze sind in der Sumava nicht sehr verbreitet, 
immerhin waren sie vormals in dem wald- und holzreichen 
Gebiete von Bedeutung. Mächtigere Eisenerzlager waren im 
Kremser Thale Gegenstand eines regen Abbaues und die Grund- 
lage der dortigen Eisenindustrie. Die Erze sind allenfalls 
secundäre Verwitterungsproducte und bilden an mehreren 
Punkten viele Meter mächtige Lager. Es ist Brauneisenerz 
in erdiger Form als Eisenocker, oder als faseriger Braun- 
eisenstein in Form schöner und grosser Geoden von brau- 
nem Glaskopf. Die Geoden sind gewöhnlich von Aussen 
in Ocker umgewandelt, im Innern aber mit traubigen, nieren- 
förmigen stalaktitischen Gebilden bedeckt und der Hohlraum 
mit feinem Sande angefüllt. Es wurden auch Geoden von 
1 m Durchmesser ausgegraben. 

Die Erze wurden allenfalls schon vor sehr langer Zeit 
durch Tagbau gewonnen, wie die alten verstürzten Gruben 
beweisen, deren Spuren am südlichen Gehänge des zwischen 
Berlau und Neudorf auslaufenden Hügelzuges sichtbar sind. 
Um die Mitte dieses Jahrhundertes befanden sich die ergie- 
bigsten Gruben auf dem von der Rothen Mühle ausgehenden 
südwestlichen Serpentinflügel in der Nähe der Einschichten 
Simäcek und Ghlap, ferner auf dem rechten Ufer zwischen 
Roisching und Mehlhiedl am Nordfusse des Plansker, und 
zwischen Chlumecek und Bohouschkowitz am Südwestfusse 
des Kluk. F. v. Hochstettens Originalprofil (Fig. 48.) 
zeigt die Lage der Eisenerzgruben zwischen Ghmelna und 
Roisching, deren Erze noch vor nicht zu langer Zeit zu- 
sammen mit Roth- und Thoneisensteinen aus der Budweiser 
Tertiärebene auf dem Hochofen zu Adolfsthal verschmolzen 
wurden. Der Ofen besteht zwar heute noch, doch ist er 
ausser Betrieb gesetzt, und die ganze Eisenerzunternehmung 
beschränkte sich 1887 auf die Gewinnung von 5557 metr. 
Centner Thoneisensteine zur Fabrikation von Ockerfarben, 
wobei 6 Arbeiter beschäftigt waren.*) 

Im Künischen Gebirge wurde vormals auf Brauneisen- 
steine auf der Eisenzeche zur Hilfe Gottes links am Wege 
von Glashütten nach St. Katharina gebaut. Auch die Ort- 
schaften Eisenstein und Eisenstrass sollen ihren Namen den 
Erzen verdanken, die einst in ihrer Nähe gegraben worden 
sind. Bei der Eisensteiner sog. Schweizerei sind noch Spuren 
alter Gruben zu sehen, ebenso weiter hinauf bis auf die 



*) Stat. Jahrb., 1. c. pap. 26. 



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> 

Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. 219 



Höhe zwischen dem Spitzberg und der Seewand, wo auch 
eine Waldstrecke „bei den rothen Gruben 44 genannt wird, 
hn ganzen Gebiete ist die rothe und gelbe Eisenfarbung 
auffallend. Hie und da kann man auch noch Stücke von 
Brauneisenstein finden, oder doch Stücke einer eigentüm- 
lichen, durch faseriges Brauneisenerz zusammengebackenen 
Breccie aus Glimmerschiefer-, Quarzit- und Quarzbrocken. 

2. Der Böhmische Wald (Ceskt Im) 

bildet, wie wir schon in^ der Einleitung bemerkt haben, eine 
selbständige, gegen die Sumava deutlich begrenzte und auch 
sonst als Gebirgseinheit sich darstellende Bergkette. Er erstreckt 
sich von den Cerchovbergen bis zum Dillenberge in nord- 
nordwestlicher Richtung in einer Gesammtlange von 10 Meilen 
und bildet gegenüber der viel ausgedehnteren und auch 
höheren Sumava, welche ihre Ausläufer und Rücken tief in 
das Innere des Landes entsendet, nur eine verhältnissmässig 
schmale Gebirgskette von etwa 700 m mittlerer Kammhöhe, 
welche gegen die Sumava im Süden, ebenso wie gegen das 
Fichtelgebirge im Norden, das mittelböhmische Schiefergebirge 
und das Karlsbader Gebirge im Osten so deutlich abgeschlos- 
sen erscheint, dass sie ihre Selbständigkeit schon hiedurch 
documentiren würde, selbst wenn der geognostische Aufbau 
dieselbe nicht ebenfalls darthun würde, wie es in der That 
der Fall ist. 

Im Süden wird der Böhmische Wald durch die breite 
Neumarker Senke von der Sumava, im Norden durch das 
Egerer Zwischengebirge vom Fichtelgebirge getrennt, und im 
Osten ist seine Grenze gegen das mittelböhmische Urschiefer- 
gebirge und das Karlsbader Gebirge überaus deutlich durch 
einen Quarzzug gekennzeichnet. Auf baierischer Seite hängt 
der Böhmische Wald mit dem Oberpfälzer Waldgebirge zu- 
sammen. Sein Verflachen ist hier ein allmäliges, während 
der Abfall nach Böhmen zu ein steiler ist. Bei der Sumava 
haben wir das Gegentheil kennen gelernt; der schroffe Ab- 
fall ist nach Baiern, das allmälige Verflachen nach Böhmen 
gerichtet. 

Der Böhmische Wald, dessen ein Theil in die Umgeb- 
ung der Curorte Marienbad und Franzensbad fallt, musste 
natürlich eher zum Gegenstande von Begehungen gemacht 
werden, als der wilde südliche Theil des böhmisch bayeri- 
schen Grenzgebirges. Trotzdem vermochte v. Hochstetter 



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220 I- Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem. 



noch 1855 die südlicheren Gebirgstheile vom geologischen 
Standpunkte aus ganz berechtigt als terra incognita zu be- 
zeichnen. Allerdings der nördliche, in das Egerer Ländchen 
eingreifende Gebirgszipfel hatte schon längst vor dem die 
Beachtung mancher Forscher gefunden. 

Vor Allen ist wie immer Fr. X. M. Zippe zu nennen, 
der eine sehr brauchbare Vorarbeit für die späteren Auf- 
nahmen in seinen geognostischen Einzeichnungen in die 
Kreybich'schen Karten und in seinen Darlegungen und Notizen 
in den betreffenden Bänden von Sommer' s Königreich Böh- 
men*) geliefert hat. Derselbe vorzügliche Forscher hat 
übrigens auch einige Mineralvorkommnisse des Böhmischen 
Waldes beschrieben**) und so die Kenntniss des Gebirges 
bedeutsam gefördert. 

Einen Beitrag zur Kenntniss des Böhmischen Waldes 
hat auch A. E. Beuss in seiner Abhandlung über die geo- 
gnostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes***) geliefert, doch 
bezieht sich derselbe nur auf den nördlichsten Auslaufer 
vom Dillenberge an. Wie ärmlich es damals noch um die 
Kenntniss des geognostischen Aufbaues des Gebirges bestellt 
war, erhellt aus den kargen Bemerkungen in Rel ss' „Kurzer 
Uebersicht etc." f) 

F. v. Hochstetter's Aufnahmen konnten daher nur 
auf sehr unvollkommenen Vorarbeiten fussen. Um so mehr 
ist anzuerkennen, dass es ihm in vorzüglicher Weise gelun- 
gen ist,ft) erstens den von ihm selbst ausgesprochenen Zweck 
der geographischen Vervollständigung des geognostischen 
Bildes eines in dieser Beziehung bis dahin unbekannten 
Theiles der Erdoberfläche zu erfüllen, und zweitens über- 
haupt die Geologie des Urgebirges wesentlich zu fördern. 

Von baierischer Seite war das Gebiet schon im Jahre 
1852 und 1853 unter v. GüMBEL'Sftt) Leitung aufgenommen 



•) Bd. 6. und 7. Pilsener und Klattauer Kreis. 1838, 39. 

**) Verhandlungen der Gesellschaft des Vaterland. Museums in 
Dölimen. 1889, p. 19, 1840, p. 41 ff. 

***) Die geognostischen Verhältnisse d. Egerer Bezirkes u. Ascher 
Gebietes. Mit 1 Karte. Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanst. Wien 
1862, I. Bd., 1. Abtheilg. 

t) L. c. 1854, pag. 86. 

ff) Jahrb. der k. k. geol. R.-A., VI. Bd. 1S55, pag. 749 ff'. 

ftt) Uebersicht der geognost. Verhaltnisse der Oberpfalz. Cor- 
respondenzbl. des zool.-mineralog. Vereines in Hegensburg. 1854, Nro. 1. 
— Das baier.-böhm. Grenzgebirge, Gotha 1868. 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Oberflächengest. 221 



worden, so dass durch Hochstetter's Ergebnisse das 
geognostische Bild des Grenzgebirges ein vollkommenes 
wurde. 

Das Egerer Zwischengebirge, welches die Verbindung 
zwischen dem eigentlichen Böhmischen Walo'e und dem 
Fichtelgebirge bewerkstelligt und welches wir noch dem erste- 
ren Grenzgebirge anfügen, hat nach den vorgenannten For- 
schem auch J. Jokely aufgenommen und zugleich mit dem 
südlich angrenzenden Gebirgstheile beschrieben.*) 

Die Oberflächenbcschaffcnheit des Böhmischen Waldes 
i?t im Allgemeinen die eines Mittelgebirges, ohne besonders 
hohe Bergkuppen, jedoch nicht ohne scharfe Contouren und 
auffallende Felsgebilde. Theilweise mit Berücksichtigung des 
Gesteinscharakters und der Schichtenstellung hat v. Hoch- 
STETTEK im Gebirge fünf Gruppen unterschieden, die im 
Ganzen aus den orographischen Verhältnissen abgeleitet sind. 
Wir werden an dieselben als sechste Gruppe das Egerer 
Zwischengebirge anschliessen. 

Die erste und südlichste Gruppe bildet das Cerchov- 
gebirge, welche sich schroff aus dem flachen Hügellande 
der Neumarker Senke erhebt und sofort zum höchsten Punkte 
des ganzen Gebirges ansteigt. Von diesem, dem Cerchov 
(1039 mj, verlaufen gewissermassen nach allen Seiten nie- 
drigere, abgerundete, bewaldete Bergrücken, als der Hoch- 
berg, Langenfcls, Beerenfcls, Schwarzberg, die alle mit auf- 
ragenden Felsmassen gekrönt sind. 

Die Thal furchen des Haselbachcs und der Wasser- 
suppen trennen diese erste von der zweiten Gruppe, dem 
Bärnsteiner und Stockauer Gebirge bis zum 
Pfraumberge, welches aus zwei ziemlich parallelen Berg- 
rücken besteht, die durch die Längsthaler des Mauthhauser 
Baches und der Radbuza von einander geschieden sind. Die 
Wasserscheide zwischen diesen beiden Bächen bildet der 
Querrücken bei dem Dorfe Gibacht. Die westliche Bergkette, 
das besagte Bärnsteiner Gebirge, bildet an der Landesgrenze 
von Grafenried aus über den Haselberg, Hochstein, Helle- 
fleckenwald, Bärnstein bis zum Plattenberge, der sich west- 
wärts gegen Plöss und Wenzelsdorf ausbreitet, und zum 
Kuhberge einen steilen, mehr als zwei Meilen langen Ge- 
birgsrücken. Die östliche Bergkette beginnt mit dem Zadek- 
berge bei dem Dorfe Nepomuk SW von Klentsch und 

*■) Jahrh. d. k. k. geol. R.-A., VII. Bd. 1856, pag. 479 ff. 



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222 I- Archaeische Gruppe. — 



Urgrneiss- und Urschiefersystem. 



erstreckt sich über Stockau und Rindei bis gegen Weissen- 
sulz. Sie bildet in der südlichen Hälfte einen schroffen Fels- 
kamm mit dem Haltrovberg, Schauerberg (auch Kniebrecher 
genannt), Nimmvorguterfels bis zum Hirschstein und Lissa- 
berge (W Ronsperg, 869 m). Von den beiden letztgenann- 
ten höchsten Gipfeln des Zuges an senkt sich diese Gebirgs- 
gruppe zu Hügelreihen, die gegen Heiligenkreuz und Weissen- 
sulz zum Querthale der Radbuza auslaufen. Jenseits der 
Radbuza verbinden sich beide Bergketten in eine, welche 
über den Kuhberg und Wolfsrangerberg mit dem Bärn- 
steiner Gebirge zusammenhängt, vom Wurkaberg N von 
Schmölau über den Nikiasberg, Apolloniaberg, Weizen- und 
Galgenberg (755 m) jedoch mehr in der Fortsetzung der öst- 
lichen Kette bis zum Pfraumberge (837 m) sich erstreckt. 
Mit diesem nördlichsten Hochpunkte endet die zweite Berg- 
gruppe. 

Der ganze Gebirgsrücken ist ziemlich scharf contourirt, 
bildet jedoch namentlich im südlichen Theile einen durch 
die Schichtenstellung bedingten, gegen Baiern schroff abfal- 
lenden und in überhängenden Felsmassen anstehenden Fels- 
grat, der diesem Gebirgstheile einen wilden romantischen 
Charakter verleiht. Am meisten auffallend nicht nur hier, 
sondern im ganzen Böhmischen Walde ist der Pfraumberg, 
welcher als mehr isolirter Hügel im Flachlande des west- 
lichen und südwestlichen Böhmens als ein burggekrönter 
Kegel weithin sichtbar ist. Von seinem felsigen Gipfel, wel- 
cher die Burgruine trägt, eröffnet sich dem Auge ein herr- 
licher Rundblick über das Grenzgebirge, sowie weit nach 
Baiern und Böhmen hinein. 

Die Niederung zwischen Waidhaus in Baiern und Hayd 
in Böhmen trennt diesen Gebirgstheil von der dritten Berg- 
gruppe des Böhmischen Waldes, welche die Gegend zwi- 
schen Alt Zedlisch und Waldheim und die Ta- 
chauer Wälder umfasst und im Norden im Allgemeinen 
von den Querthälern des Rothen Baches, Reichenbaches 
und Katzbaches, die zusammen die Mies bilden, abgeschlos- 
sen wird. In diesem Theile hören die langgestreckten Berg- 
ketten auf. Viele gedehnte Bergrücken und abgerundete Hügel 
bilden zusammen ein grosswelliges Bergland, in welchem der 
Böhmische Wald seine grösste Breite von beiläufig 3 Meilen 
erlangt. Die am meisten hervorragenden Bergkuppen sind : 
der Ahornberg bei Schönwald SW von Tachau (689 w), 
der Klitscherberg bei Langendörflas (754 m), der Uschauer- 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Gneiss. 903 



und Holterberg bei Purschau, der Steingrill-, Esel- und Lan- 
genberg und ganz an der Grenze der Rabenberg W von 
Goldbach bei Neuwindischgrätz. 

Jenseits des Rothen Baches beginnt die vierte Berg- 
gruppe des Böhmischen Waldes, in der Gegend von 
Paulusbrunn, Galtenhof, Promenhof und Drei- 
hacken, ein niedriges welliges Hügelland mit wenigen 
aufragenden Kuppen, dagegen jedoch ziemlich ausgedehnten 
Hochebenen. Es wird von mehreren Längs- und Querthälern 
durchfurcht und steigt am höchsten im Kohberg bei Paulus- 
brunn, im Edelwald nnd Eberbühlwald bei Hals, dem Pfeffer- 
bühl und Hochwald bei Galtens tallung an. Dem Schichtenbau 
nach steht dieser Theil des Grenzgebirges im engsten Zu- 
sammenhange mit dem Karlsbader Gebirge, von welchem er 
in der That nur durch das Thal des Altbaches getrennt wird. 

Im Norden geht der Gneiss dieser Gruppe in den 
Glimmerschiefer der fünften Berggruppe des Böhmischen 
Waldes, nämlich in die Gruppe des Dilienberges über, 
zwischen welcher und der vorigen Gruppe keine orographi- 
sche Grenze besteht. Auch das Glimmerschiefergebirge des 
Dillen besteht aus breiten Rücken und Hochebenen, welche 
in der runden Kuppe des Dillenberges selbst zu 939 m auf- 
steigen. Von diesem Nordpfeiler des Böhmischen Waldes fallt 
das Gebirge nordwärts zum Wondrebflüsschen terassenför- 
mig ab. Ebenso steigt das Land jenseits des Thaies allmälig 
an und begleitet somit die Furche des Wondrebflusses bei- 
derseits als ein Hügelland, welches man dem Böhmischen 
Walde anschliessen und wohlberechtigt als Egerer Zwi- 
schengebirge bezeichnen darf. Es vermittelt die Ver- 
bindung zwischen dem Böhmischen Walde und dem Fichtel- 
gebirge. 

Der geognostisclie Aufbau des Böhmischen Waldes ist 
ein einfacher. Das ganze Gebirge, welches gegen Osten 
äusserst deutlich durch den oben erwähnten Quarzzug ab- 
geschlossen ist, besteht bis auf das nördliche Ende aus Gneiss, 
ausser welchem sich am Aufbaue desselben hauptsächlich 
noch Granulit, Glimmerschiefer, Hornblendegesteine, Granit 
und im Egerer Zwischengebirge Phyllite betheiligen. 

Gneiss herrscht in den ersten vier der oben angeführ- 
ten sechs Berggruppen -des Böhmischen Waldes. Im Gerchov- 
gebirge ist das Gestein im Allgemeinen körnig streifig, mit 
dunklem Glimmer, nur im Hangenden am Ostfusse des 



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224 !• Archaeische Gruppe. 



— Urgneiss- und Urschiefersystera. 



Cerchov wird es quarzreich, schuppig und glimmerschiefer- 
ähniich. Beim Bau der Strasse von Klentsch nach Wald- 
münchen traf man vor vielen Jahren bei dem Dorfe Nepomuk 
im Gneisse auf ein sog. Krystallgewölbe, welches schöne 
Quarzkrystalle, zum Theil von ausserordentlicher Grösse, von 
gelblicher, weinggelber, rauchgrauer und schwarzbrauner 
Farbe enthielt. Bruchstücke von diesen Krystallen wurden 
dem Prager Museum übergeben, die meisten jedoch zu 
Kunstgegenständen verschliffen. 

Auch in der zweiten Berggruppe ist der Gneiss körnig 
streifig mit dunklem Glimmer, manchmal, z. B. auf der Fels- 
kuppe des Hirschsteines bei Frohnau oder in Berg W von 
Ronsperg, äusserst ebenflächig geschichtet, so dass hier die 
grössten Platten gebrochen werden können. Am Schmalz- 
berge bei Muttersdorf ist der Gneiss schuppig und enthalt 
häufig Nigrine, welche in abgerundeten Stücken in den 
Wasserrissen gegen die Stoffelmühle herab massenhaft ge- 
sammelt werden können. 

In der dritten Berggruppe herrschen bei Neu Losimthal 
und Waldheim schuppige Zweiglimmergneisse mit einem so 
charakteristischen grünen Talkgemengtheile, dass sie von 
Hochstetter Talkglimmergneisse benannt hat. Weiter 
im Hangenden am Uschauer Berg, Zeidelberg, Zeidelbacher 
Flurwald, Khtscherberg und auf den von ihm nordwärts aus- 
laufenden Bergrücken ist wieder ein körnig streifiger Gneiss, 
wie im Gerchovgebirge, verbreitet. Er bildet auf den Gipfeln 
der Berge bedeutende Felsmassen und bedeckt die Gehänge 
mit gewaltigen Blöcken. Noch weiter im Hangenden gegen 
das Quarzlager zu wird der Gneiss feldspatharm und glim- 
merreich, glimmerschieferähnlich, wie bei Gross Gropitzreith, 
am rechten Miesufer bei Tachau, am Hohen Stein u. a. Die 
schuppenartigen Gneisse bei Goldbach N von Waldheim ent- 
halten sehr häufig Rutil eingewaschen, welchen man übri- 
gens auch im Kaltwasserbachcl bis unterhalb Goldbach im 
Bachbette oft in eigrossen Körnern antrifft. Stellenweise ist 
der Gneiss auch graphitisch, wie z. B. unweit Heiligen, bei 
Gropitzreith usw. Uebrigens ist eben in diesem Gebirgstheile 
die Ermittelung der Verbreitung der einzelnen Gesteinsarten 
und ihrer gegenseitigen Verhältnisse wegen des mächtigen 
Waldbewuchses sehr schwierig, um so mehr, als ein äusserst 
rascher Wechsel der Gesteine stattfindet und namentlich der 
Gneiss ungemein häufig von Hornblendegesteinen und Gra- 
nit durchsetzt wird. 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Glimmerschiefer. 225 



In der vierten Berggruppe des Böhmischen Waldes 
vermag man wesentlich zwei Gneissabtheilungen zu unter- 
scheiden. Der südliche Theil bis zum Hammerbache wird 
von körnig streifigem Gneisse eingenommen, der namentlich 
an der Landesgrenze sehr häufig mit Graniten, Hornblende- 
gesteinen und Granulit wechsellagert, ganz so wie im an- 
grenzenden Gebiete bei Bärnau in Baiern. Auf vielen Bergen 
bildet er mächtige Felsgruppen und Blockanhäufungen, wie 
namentlich bei Hals, im Edelwald, Eberbühlwald, bei Gaken- 
hof und im Steingerölle bei Promenhof. 

In der nördlichen Abtheilung, im Dreihackner Gebiete, 
wird der Gneiss sehr quarzreich, nimmt Einlagerungen von 
<}uarzitschiefer auf, enthält zum Theile Granaten und wird 
so glimmerschieferartig, dass man ihn füglich als Gneiss- 
glimmerschiefer bezeichnen darf, welcher nordwärts in den 
Glimmerschiefer der Dillengruppe übergeht. Eine besonders 
quarzreiche Zone verzeichnet v. Hochstetter längs der 
Granitgrenze über den Hügelzug von Hinterkotten und den 
Kuhberg nach Klein Siehdichfür, wo sie von graphitischen 
Gneissen und wirklichen Graphitschiefern begleitet wird. 

Glimmerschiefer entwickelt sich, wie gesagt, allmälig 
aus dem Gneisse der vierten Berggruppe des Böhmischen 
Waldes, um im Dillenberge herrschend zu werden. Daher ist 
die Abgrenzung gegen den Gneiss nur im Allgemeinen zu 
bestimmen. Sie verläuft von Mähring in Baiern anfangs nord- 
ostwärts, hierauf, von der böhmischen Grenze an, mehr 
gegen Norden zwischen Maiersgrün und Altwasser hindurch 
bis zum Sandauer Granite des Kaiserwaldes, der weiter gegen 
Konradsgrün den Glimmerschiefer im Osten begrenzt. Im 
Norden bilden die Tertiärablagerungen des Egerer Beckens 
und ferner die Phyllite des Egerer Zwischengebirges die 
Grenze der Formation. 

Am meisten verbreitet ist ein quarzreicher Glimmer- 
schiefer mit weissem, hie und da gelb oder röthlich gefärb- 
tem Glimmer, zu welchem sich untergeordnet auch Biotit 
und Ghlorit gesellt. Das Gestein herrscht auf dem Dillenberge 
selbst und wird auf dem von ihm nordwärts über den Lin- 
denbühl (66.3 m) und südwärts über den Planlohwald gegen 
Neumugel sich erstreckenden breiten Gebirgsrücken in ein- 
zelnen vorragenden Felsmassen anstehend angetroffen. Für 
den Glimmerschiefer des Dillen sind kleine schön auskrvstal- 
lisirte Granaten, welche ehemals beim sog. „Fuchs" und 

*<nur, Geolotfe Ton BShmtn 15 



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226 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



„Granatenbrünnlein" schachtmässig gewonnen wurden, so- 
wie feinfaseriger, gelb- oder grauweisser Buchholzit, cha- 
rakteristisch. Bei der Rumpelmühle am südwestlichen Ab- 
hänge des Dillen und auch anderwärts kommen schöne, oft 
mehrere Centimeter lange, grauröthliche bis pfirsichblüthen- 
rothe Andalusitkrystalle in Quarzlinsen eingewachsen vor. 
Gümbel erwähnt ausserdem als accessorischer Beimengun- 
gen Schörl, Hornblende und Kibdelophan. 

Die Schichten des typischen Glimmerschiefers sind häufig- 
gewunden und geknickt, und an ihrer verwitterten Oberfläche 
tritt der Quarz wulstenförmig hervor. Quarzreiche Abarten 
gehen stellenweise, wie z. B. bei Grafengrün, in Quarzit- 
schiefer über. An der südlichen Grenze gegen das Gneiss- 
gebirge zu stellen sich allmälig Uebergänge in Gneiss ein, 
und im Norden, beziehungsweise im Hangenden entwickeln 
sich eben so allmälig Glimmer und Chlorit haltige Schiefer, 
welche den Uebergang in den ürthonschiefer des Egerer 
Zwischengebirges vermitteln. 

In den übrigen Berggruppen des Böhmischen Waldes 
tritt Glimmerschiefer nur ganz untergeordnet stellenweise im 
Gneisse auf, aus welchem er sich allmälig ausbildet. Be- 
sonders zu erwähnen wäre höchstens das etwas umfang- 
reichere Vorkommen im Stockauer Gebirge bei Schüttwa 
unmittelbar im Liegenden des Quarzfelszuges und zwischen 
Haselbach und Siehdichfür. Der Glimmerschiefer von Schüttwa 
ist sehr quarzreich, wobei die Quarzlinsen nach Hochstettek 
grösstenteils als Drusen mit ausgezeichneten schönen Kry- 
stallen ausgebildet sind, deren Oberfläche häufig einen nieren- 
oder rindenförmigen Ueberzug von Psilomalan aufweist. 

Granulit ist im Böhmischen Walde wenig verbreitet. 
In der Cerchovgruppe kommen Blöcke eines granatreichen 
körnigen Granulites W von Fichtenbach vor, während grös- 
sere Einlagerungen eines zum Theil schönen Turmalingra- 
nulites knapp an der Grenze jedoch schon auf bairischeni 
Gebiete bei Arnstein und Kramberg auftreten. 

In der zweiten Berggruppe erscheint Granulit in wenig 
mächtigen Zwischenlagen im Gneisse bei Grafenried, Neu 
Possigkau, zwischen Klein Gorschin und Wasserau, dann in 
grösserer Ausdehnung abermals auf baierischer Seite an der 
Landesgrenze zwischen Schwarzach und Straschhütte bei 
Stadlern, und südwestlich von hier bei Schönau und Schönsee. 



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Der Böhmenvald. — 2. Der Böhm. Wald. — Hornblendeschiefer. 227 



In der dritten Gruppe des Gebirges treten schöne kör- 
uige und körnig streifige Granulite, so viel bekannt, nur 
knapp bei Mauthdorf am südlichen Fusse des Weissenbuch- 
waldes auf. 

In der vierten Berggruppe des Böhmischen Waldes 
kommt Granulit an der Landesgrenze zwischen Paulushütte 
und Baderwinkel in einem Zuge vor. Er scheint hier mit 
schuppigem Muscovitgneiss und klein- bis mittelkörnigem 
Granit in Verbindung zu stehen. Beim Galtenhofer Jäger- 
hause und bei Hermannsreuth begleitet er in einer schönen 
körnigen und körnig streifigen, granatreichen Abart die dor- 
tigen Hornblendeschiefer. Zwischen Ringelberg und Hals bei 
Galtenstallung und weiter nördlich tritt er im Gneiss in 
kleinen Lagern auf. 

Hornblendeschiefer sind in der dritten Gruppe des 
Böhmischen Waldes, in der Gegend zwischen Alt Zedlisch 
und Waldheim und in den Tachauer Wäldern so sehr ver- 
breitet und wechseln so rasch mit demGneisse und feinkör- 
nigen Lagergraniten, dass es unmöglich ist/alle Vorkommen zu 
verzeichnen. Es verhindert dies übrigens auch der Umstand, 
dass in dem reichbewaldeten Gebiete der rasche Gestemswechsel 
zumeist nur aus herumliegenden Felsstücken zu ersehen ist, 
während die Abgrenzung des Umfanges der einzelnen Schich- 
tenstriche und die Bestimmung ihres Verhältnisses zum Neben- 
gesteine in der Regel nicht durchgeführt werden kann. 

Eine Einlagerung von Hornblendeschiefer im Gneisse 
i?t zunächst bei Josefsthal zu verzeichnen. Ferner trifft man 
Hornblendeschiefer mit kleinkörnigen Graniten in raschem 
Wechsel namentlich auf dem Wege von Inselthal nach Schön- 
wald. Sehr feldspathanne, fast nur aus schwarzer Hornblende 
bestehende Schiefer finden sich ausgezeichnet zuerst S bei 
Xeuhäusel als Lager nach St. 10 — 11 mit einem östlichen 
Einfallen unter 80°. Der grösste Hornblendeschieferzug des 
Gebietes beginnt jedoch am Hollerberge S von Purschau, 
beim Wachterhofe, und zieht sich von da über Purschau, den 
St. Annaberg nordwestwärts nach St. 9 über . Schönwald 
hinaus zur oberen Mühle. Es sind sehr ebentlächige, ziemlich 
grosskörnige, aus schwarzer Hornblende und wenig Feld- 
spath bestehende Schiefer. Parallel zu diesem Zuge streicht 
Hornblendeschiefer am westlichen Fusse des Klitscher hin. 
Hier sind bei der Eichicht Helldrot und beim Abdecker 
viele grosse Blöcke des Gesteines verbreitet. 

15* 



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228 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



In der Grenzzone gegen den Quarzzug zu in der Ta- 
chauer Gegend sind Hornblendeschiefer ebenfalls ziemlich 
häufig. Schöne Profile über die Wechsellagerung von Gneiss, 
Granit und Hornblendeschiefer sieht man nach Hochstetter 
am rechten Ufer des Zeidelbaches zwischen Gross Gropitz- 
reith und der Georgsmühle bei Tachau, ferner in dem ro- 
mantischen Thale der Mies zwischen Heiligen und Sorghof, 
so wie am Schönwalder Bache bis zum Albersdörfer Weiher 
aufgeschlossen. Die Homblendeschiefer am linken Ufer des 
letztgenannten Baches sind dadurch ausgezeichnet, dass sie 
kleine Titanitkrystalle, Pistazit und Eisenkies enthalten. 

Im nördlichsten Gneissgebiete des Böhmischen Waldes 
sind Hornblendeschiefer in der Abtheilung südlich vom 




Fig. 40. Profil durch den Böbmtachen Wald und dM Oberpfälzer Waldgebirge. 

Nach C. W. t Qtimbel 

S BoJUcbe Qnelatformation. H HercynUcbe Gneiuformatlon. G Glimmer* 
•cbiaferfonnaüon. P (am A'O-Eode) Phyllitforiaatloo. 

/ (in B) Lagergrantt. * (in II) Granit, Gratmlit nnd Hornbleodeacblefer. 
2 (in ö) Stockgranit. 8 Qaaraftjla und Quaniuchiefer. 4 Carbonjchlchten. 

Bei 8Vf Koihliexende». 



Hammerbache, besonders an der Landesgrenze in Wechsel- 
lagerung mit Gneiss, Granulit und Granit ziemlich häufig. 
Vom Baderwinkel bis Hermannsreuth wechseln Hornblende- 
schiefer mit kleinkörnigem Lagergranit. Sie erstrecken sich 
an der Südseite des Katzenberges hin bis zum Galtenhofer 
Jägerhause und sind an diesem Punkte, ebenso wie bei 
Hermannsreuth von Granulit begleitet, wie oben erwähnt 
wurde. Ein weiterer Hornblendeschieferzug zieht sich von 
Promenhof gegen die Landesgrenze. 

Blöcke eines harten massigen Hornblendegesteines 
kommen ebenfalls an der Granulitgrenze vor. In der Ab- 
theilung nördlich vom Hammerbache, im Dreihackner Gebiete 
und im Glimraerschiefergebirge des Dillen, sind Amphibol- 
gesteine äusserst selten. Ein isolirtes Vorkommen wurde S W 
von Oberdorf (NW von Kuttenplan) verzeichnet. 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Lagerung. 229 



Die angeführten vier Hauptgesteine bedingen die La- 
gernngsvcrhältnisse des Böhmischen Waldes, welche daher 
gleich hier besprochen werden sollen. 

Im Cerchovgebirge und in dem Gebiete des Bärnsteiner 
und Stockauer Gebirges ist das Hauptstreichen der Schichten 
ein nordnordwestliches nach St. 10 bis 11, bei meistens 
sehr steilem, oft saigerem nordöstlichem Einfallen. (Fig. 49.) 
Diese Schichtenstellung bedingt namentlich im Grenzrücken 
die schroffen, baierischerseits überhän- 
genden Felsgrate, welche demselben ein 
so wildromantisches Aussehen verlei- 
hen. In der dritten Berggruppe des Böh- 
mischen Waldes herrscht im südlichen 
Theile ebenfalls im Allgemeinen ein 
Streichen nach St. 10 — 11, wogegen es 
im nördlichen Theile mit Stunde 9 mehr 
nordwestlich wird. (Fig. 50.) 

Während hier immerhin die allge- 
meine Streichungsrichtung der Schich- 
ten von Südosten nach Nordwesten bei 
constantem nordöstlichem Verflachen 
gewahrt bleibt , tritt in der vierten 
Berggruppe des Böhmischen Waldes 
mit einem Male eine Aenderung der 
Streichungsrichtung ein. Das Streichen 
wird mit Stunde 3 — 4 ein gerade ent- 
gegengesetzes , nimmt weiterhin eine 
beinahe rein nördliche Richtung nach 
Stunde 1 — 2 an, wobei das Einfallen 
an der Ostgrenze der Gruppe ein süd- driucVviai^'ond nniteSB 1 ^ 
östliches, an der Westseite jedoch ein -JE»? ÄÄS^JSL 

J M StÜUlioien der Pfeile zeigen 

nordwestliches ISt. (Flg. OO.) In dieser da« Streichen, die Pfeile selbst 

Weise erscheint die ganze Berggruppe -••'^m*«^ 
als der eigentliche Gebirgsknoten zwi- 
schen dem böhmisch-baierischen Grenzgebirge, dem Fichtel- 
gebirge und dem Karlsbader Gebirge, an welch' letzteres sie 
sich übrigens in jeder Beziehung am engsten anschliesst 

Im Glimmerschiefergebiete des Dillenberges sind die 
Lagerungsverhältnisse ebenfalls etwas complicirter als im 
südlichen Theile des Gebirges. Nahe an der Gneissgrenze 
bei Mähring in Baiern u. a. ist das Streichen der Schichten 
ein nordöstliches nach St. 3 — 4 und das Fallen ein nord- 
westliches. Weiter gegen die Mitte der Glimmerschiefer- 




Fig. 50. Lagerungskarteben 
dee nördlichen Thetles dee 
Böhmischen Waldes. 

Nach Ftrd. W. Hochttetttr. 

II, III. IV, V die zweite. 



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230 I- Archaeische Gruppe. 



— Urgneiss- und l'rschiefersystem. 



erstreckung, bei Maiersgrün, Grafengrün, bei Lohhäuser 
u. a., herrscht dasselbe Streichen nach St. 3 — 4, allein das 
Einfallen ist ein entgegengesetzes, nach Südosten gerichtetes. 
Auf der Höhe des Dillenberges erscheinen die Schichten fast 
schwebend, da das Einfallen bei verschiedener Richtung 
kaum je 10 Grad übersteigt. Am westlichen Gehänge des 
Dilen und an der Grenze gegen den Urthonschiefer jedoch 
ist das Streichen wieder dasselbe wie an der südlichen 
Gneissgrenze, d. h. nach Stunde 3—4 mit steilem Einfallen 
unter HO Grad nach XIV. (Fig. 51.) Hienach wäre anzu- 
nehmen, dass der Glimmerschiefer dem Gneisse regelmässig 
aufgelagert ist, dann eine Mulde bildet, hierauf als Sattel 
im Dillenberge aufsteigt, um im Norden wieder nordwestlich 
zu verflachen. Hier sind ihm die Phyllite eben so regel- 
mässig aufgelagert, wie er selbst im Süden dem Gneisse. 



DilUnftrg OraOn/jriin Bildraumhrr^ A'finmrftsrnich Gr. SiW*VR/ür 




Fig. 61. Durchschnitt durch da« Nordtode des Böhm. Waldes. 

N»ch J- Jokily. 
1. Gnciis. 2. Glimmerschiefer. 



Dieser Lagerung entsprechen im Allgemeinen auch die oro- 
graphischen Verhältnisse des Glimmerschieferterraines. 

Von sonstigen Gesteinen, welche sich am Aufbaue des 
Böhmischen Waldes in untergeordneter Weise betheiligen 
und den besprochenen krystallinischen Schiefern mehr we- 
niger gleichmässig eingeschaltet sind, wären zunächst kry- 
stallinische Kalksteine zu erwähnen, welche in zwei Lagern 
auftreten. 

Das eine, mehrere Meter mächtige Lager befindet sich 
bei Mauthdorf am linken Ufer des Schönwalder Baches. Es 
ist körniger Kalk, welcher den dortigen Amphibolschiefern, 
die in seiner Nähe durch Biotitaufnahme in Homblende- 
gneiss übergehen, eingelagert ist. (Siehe S. 228.) 

Das zweite Kalksteinlager gehört dem Glimmerschiefer- 
gebirge an. Es ist demselben X\V von Grafengrün ganz 
regelmässig eingeschaltet, — im X nach St. 2—3 mit süd- 
östlichem Verflachen unter 30—50 Grad, im S nach St. 5 
bis C> mit südlichem Einfallen von 80°, — und wird in meh- 
reren Brüchen ausgebeutet. Der Kalkstein ist schmutzigwciss 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Quarzfels. 231 



bis grau, mit lichteren und dunkleren feinkörnigen Streifen, 
häufig gemengt mit Glimmer und Schwefelkies. 

In der Nähe kommen auch graphithaltige Glim- 
merschiefer vor. 

Serpentin ist im Böhmischen Walde noch weniger 
verbreitet. In der dritten Berggruppe ragt aus dem Horn- 
blendeschiefer unmittelbar bei Neuhäusel, rechts von der 
Strasse nach Reichenthal ein kleiner kahler steiniger Ser- 
pentinhügel mit klippigen Felsen hervor. Auch im Holler- 
berg-Purschauer Hornblendeschieferzuge scheint Serpentin 
bei der Schönwalder Mühle aufzutreten, da dort Fundstücke 
des Gesteines ziemlich häufig vorkommen. 

Besonders interessant und wichtig ist der Quarzfels- 
gang, welcher den Böhmischen Wald im Osten abschliesst 
und welcher nach v. Hochstetter mit Recht der böh- 
mische Pfahl genannt werden darf, da er das Gegenstück 
des bekannten Pfahles (Valium) im Baierischen Walde bildet, 
welcher am Fusse des südlichen Grenzgebirges baierischer- 
seits von Klafferstrass am Dreisesselberge nordwestwärts bis 
gegen Bodenwähr im Oberpfälzer Waldgebirge in einer Ge- 
sammtlange von beiläufig 36 Stunden sich erstreckt. 

Auch der böhmische Pfahl tritt auf unser Gebiet aus 
Baiern herüber. Seinen südlichen Anfang nimmt er jedoch 
auf böhmischem Boden am Zwergeck an der Seewand (vergl. 
S. 161), überschreitet alsbald die Grenze, durchsetzt baieri- 
scherseits das Glimmerschieferterrain des Künischen Gebir- 
ges in den liegendsten Schichten, wendet sich in das Horn- 
blendeschiefergebiet zum Hohen Bogen, und lässt sich an 
der Grenze des Schiefers und Gneisses ziemlich genau bis 
S von Gross Rappendorf verfolgen. In der Ebene von Furth 
erleidet er mehrfach Unterbrechungen, tritt auf der Kuppe 
des Dieberges wieder deutlich hervor und kehrt zwischen 
Ober Vollmau und Piassendorf nach Böhmen zurück. 

Hier erhebt sich der Pfahl an der Oberfläche auffallend 
zuerst südlich von Klentsch nahe der Landesgrenze bei 
Vollmau am Ostfusse des Cerchov als ein „am Stein" ge- 
nannter Bergrücken. Hie und da ragen zackige Quarzklippen 
empor und jenseits des Hochöfner Baches zwischen der 
Glasschleife bei Hochofen und Meigelshof erhebt sich eine 
mehr als 10 m hohe kahle und zerrissene Felsmauer, welche 
schon von weitem in die Augen fällt. In Meigelshof selbst 
macht sich der Quarzzug noch bemerkbar, dann tritt eine 



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*)'i>2 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschief ereystem. 



durch die örtlichen Verhältnisse bedingte Unterbrechung auf 
anderthalb Stunden ein. Zu Grus verwittertes Grundgebirge* 
tiefe Lehmschichten, die ausgedehnten Anschwemmungen 
des Chodenschlosser und Klentscher Baches bilden nämlich 
0 von Klentsch am Fusse des Gebirges breite sumpfige* 
tümpelreiche Niederungen, aus welchen keine anstehenden 
Gesteine hervortreten. Erst vor Neu Gramatin hebt der 
Quarzzug wieder an und streicht in einer steilen Felsmauer 
genau in der Fortsetzung der Meigelshofer Linie nach St. 11 
ununterbrochen 6 km weit bis jenseits des Stockauer Baches- 
W von Ronsperg. Bei Neu Gramatin sind die Quarzfelsen am 
bedeutendsten. Vor dem Dorfe steht ein Kreuz und im Orte 
selbst die westliche Häuserreihe auf denselben. Die weitere 
Fortsetzung bis Schüttwa wird durch umherliegende Blöcke 
und eine niedere Terasse am Bergabhange bezeichnet. Nörd- 
lich von dieser Ortschaft erhebt sich der Quarz wieder kamm- 
artig und streicht nun bis über den Stockauer Bach fort, aus 
dessen Schwemmlande er in beiläufig 10 m hohen Felsklippen 
aufragt. Weiterhin zwischen Hostau und Muttersdorf hin- 
durch gegen Heiligenkreuz bezeichnen abermals nur einzelne 
Quarzstücke die Fortsetzung des Ganges, welcher erst wieder 
S von Heiligenkreuz am Westabhange des Schwarzen Berges 
als kleine steinige Terasse deutlich hervortritt und unmittel- 
bar bei dem Dorfe auch wieder in klippigen Felsen aufsteigt. 
Am linken Ufer des Baches zieht er unter der Kirche durch 
als auffallender, mit grossen Quarzblöcken bedeckter Rücken 
nach St. 11 nordwärts und lallt in das Bett der Radbuza 
unterhalb Weissensulz in steilen zerrissenen Felsen ab. Jen- 
seits der Radbuza erhebt sich wieder ein kleiner Quarz- 
felsen, in dessen Fortsetzung am westlichen Fusse der Cernä 
hora-Höhe bis etwa 1 km vor Pabelsdorf sich eine Quarz- 
mauer erstreckt, worauf der Gang bis über Pabelsdorf hin 
nur nach verstreuten Stücken verfolgt werden kann, bis er 
hinter dem Orte am Wege nach Tutz abermals in einem 
Felshügel deutlich hervortritt. Derselbe wird durch den Weg 
nach Rail gewissermassen in zwei Theile getrennt, von wel- 
chen der Pabelsdorf zugekehrte eine kegelförmige Gestalt 
hat und auf der Spitze ein Kreuz trägt. Die ganze Quarz- 
masse des Hügels ist in etwa 1 m dicke Bänke abgesondert* 
an welchen man die Streichungsrichtung nach St. 11 und 
ein östliches Einfallen bestimmen kann. 

Mit diesem Hügel, der über das Flachland auffallend 
hervorragt und einen weiten Ausblick über dasselbe gewährt* 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Quarzfels. 233 



endet die deutliche Spur des Quarzzuges und bleibt auf 
eine 4 Stunden weite Strecke westlich von Hayd unter der 
tiefen Dammerde verborgen. Da jedoch in Steinbrüchen 
z. B. bei Konraditz SW und bei Inichen NW von Hayd 
der Quarzfels unter der Oberflächenschichte blossgelegt und 
hiedurch auf die in Feld und Wald verstreuten Blöcke auf- 
merksam gemacht wurde, so konnte auch auf dieser weiten 
Strecke, trotzdem sich der Gang von Pabelsdorf aus östlich 
einbiegt, dessen Richtung bestimmt werden. Erst wieder in 
der Nahe von Tachau zwischen Bernetzreith und Gross 
Gropitzreith steht eine weithin sichtbare steile Felsmauer 
da, deren Fuss ungeheuere Quarzblöcke bedecken. Gegen 
den Zeiderbach fallen die Quarzfelsen steil ab, um sich am 
jenseitigen Ufer bis über Tachau hinaus nicht wieder 
auffallend zu erheben. Die Streichungsrichtung des Zuges 
nach Stunde 9 auf Tachau zu ist hier nur nach einzelnen 
Blöcken zu bestimmen, die am linken Miesufer unweit der 
Angstmühle 1 km oberhalb Tachau immer reichlicher wer- 
den. Am Wege nach Stiebenreith gegen den Lugelberg zu 
steigt der Quarz wieder in seiner ganzen Mächtigkeit empor 
und zieht über den Rücken des Berges hin. Jenseits des 
Teufelsbaches kommen nur noch einzelne Quarzfelsstücke 
vor bis etwa zum Wege, welcher von Frauenreith nach 
Stiebenreith führt. Hier, SO von Hals, an der Grenze der 
dritten und vierten Hochstetter'schen Berggruppe des Böh- 
mischen Waldes, hört der mächtige Quarzzug plötzlich auf. 
(Fig. 50., S. 229.) 

In dieser ganzen Erstreckung von der baierischen 
Grenze bei Furth bis gegen Hals, bildet der Quarz im All- 
gemeinen die Grenze zwischen dem Böhmischen Walde und 
dem östlich anliegenden mittelböhmischen Urschiefergebirge. 
Jedoch bestehen an einigen Stellen Ausnahmen hievon. Genau 
auf der Grenze erstreckt sich der Quarzgang von Vollmau 
„am Stein" bis Meigelhof, ebenso von Heiligenkreuz an bis 
an den Fuss des Pfraumberges W von Hayd. Allein bei 
Schüttwa, da. wo der Quarzgang den Stockauer Bach erreicht, 
biegt das Schiefergebirge in das Gneissgebiet des Böhmischen 
Waldes ein, geht an Hoslau und Natschetin vorbei, zwischen 
Trohatin und Berg durch über den Galgenberg bei Mutters- 
dorf, zwischen diesem Orte und Wasserau hindurch, an 
Haselberg vorbei, und schliesst sich erst bei Heiligenkreuz 
wieder an den Quarz an. Auch weiter im Norden an der 
Grenze der dritten Berggruppe des Böhmischen Waldes ist 



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234 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystera. 



der Quarzgang keineswegs genau an die Gneissgrenze ge- 
bunden. Erst bei Tachau vom Kollingberg und Gerichtsberg 
bis gegen Stiebenreith fällt die Schiefer- und Gneissgrenze 
wieder in den Quarzzug. Dieser bestimmt also keinen eigent- 
lichen Horizont und ist auch kein Lager, sondern ein Gang 
und eines „der grössten Denkmale linearer Dislocationen, 
die überhaupt in unserem Welttheile bekannt sind. 14 *) 

Der Quarz des Ganges ist von ziemlich verschiedener 
Beschaffenheit. An der Felsmauer bei Meigelshof ist er zwar 
manigfaltig weiss, grau, gelblich, röthlich, violett gefärbt, 
gestattet jedoch in der Hauptsache zwei Abarten zu unter- 
scheiden : eine hornsteinartige, gelbliche und undurchsichtige, 
und eine mehr krystallinische, grauliche, glasglänzende und 
halbdurchsichtige. Charakteristisch ist auf Klüften ausgeschie- 
denes Brauneisenerz. Der Quarz ist hier häufig sehr stark 
zerklüftet und in kleine Stücke zerbröckelt, die direct als 
Strassenschotter benützt zu werden pflegen. Bei Heiligen- 
kreuz tritt an den Quarzblöcken am linken Bachufer die 
Durchaderung der gelblichen oder röthlichen, hornsteinarti- 
gen Masse von einer reineren weissen sehr deutlich hervor, 
weil die erstere meistens mit Flechten überzogen ist, von 
welchen die letztere verschont bleibt. Es mag diese Erschein- 
ung mit der leichteren Verwitterung der eisenschüssigen Va- 
rietät zusammenhängen. Am Lugelberg, zumal auf dessen 
höchstem Rücken, dem sog. Vogelherd, ist der Quarz fast 
rein weiss. So zerstückelt und zerklüftet der Quarzfels allent- 
halben ist, so sind doch Drusenräume mit Krystallen selten. 
Besonders auffallend jedoch ist der Mangel an accessorischen 
Beimengungen. 

Abgesehen von dem mächtigen Quarzfelszuge an der 
Grenze des Gebirges, ist der Böhmische Wald an Quarz- 
einlagerungen nicht reich. An der Landesgrenze in der Gegend 
von Reichenthal**) werden häufiger als sonstwo Quarzblöcke ' 
gefunden. Bei Reichenthal selbst soll ehemals ein hoher 
Quarzfels emporgeragt haben, der jedoch zur Strassenbeschot- 
terung gänzlich aufgebraucht worden ist. 

In der vierten Berggruppe erscheinen Einlagerungen 
von Quarzitschiefer namentlich im Dreihackner Reviere nörd- 

*) E. Sue«s: Das Antlitz der Erde, I. pag. 270. 

**) Südlich von Reichenthal am Mühlteiche hei Reichenau auf baye- 
rischem Gebiete, aber unmittelbar an der Landekreuze, kommen im 
ftneisse schöne, an beiden Enden ausgebildete Quarzkrystalle mit selte- 
neren Formen vor. 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Granit. 235 



lieh vom Hammerbache. Eine besonders quarzreiche Zone 
erstreckt sich längs der Granitgrenze über den Hügelzug 
Ton Hinterkotten und den Kuhberg gegen Klein Siehdichfür, 
Klemensdorf und Schanz. Bei dem erstgenannten Orte auf 
der dürren Wiese und am Kuhberge oberhalb Oberdorf lie- 
gen grosse Quarzblöcke herum. Sie enthalten nicht selten 
Drusen; die Quarzkrystalle pflegen mit Psilomelan überzogen 
zu sein, und bisweilen stellt sich auch üranglimmer (Autu- 
nit) in kleinen deutlichen Krystallen ein. Nördlicher, bei 
Klein Siehdichfür, wird der Quarz in solcher Weise herr- 
schend, dass hier wohl ein zweiter Quarzgang anzunehmen 
ist. Es begleiten denselben graphitische Gneis se und 
Graphitschiefer, und der Quarz selbst ist zum Theil 
von Graphit ganz schwarz gefärbt. Ausser Graphit fand 
v. Hochstetter in den Schotterbrüchen bei Herrnberg 
Eisenglimmer (Haematit), Manganit und auf Drusen oft 
schöne Amethystkrystalle. 

Etwas westlicher sind Einlagerungen von Quarzitschie- 
fern besonders zwischen Neumetternich, Tannenweg und 
den Hackenhäusern verbreitet. Auch hier werden sie von 
Graphitschiefern begleitet. 

Von massigen Gesteinen ist im Böhmischen Walde 
Granit am meisten verbreitet. In den beiden südlichsten 
Bt-rggruppen ist er nur ganz untergeordnet vorhanden, an 
der Oberfläche auffallend eigentlich nur am Pfraumberge, 
dessen körnig streifigen Gneiss er in zahlreichen Gängen 
durchsetzt. Es ist ein kleinkörniger bis mittelkörniger, Oligo- 
klas und Biotit haltiger Granit, der an den Gehängen des 
Berges in Blöcken eben so häufig angetroffen wird als der 
Gneiss, und an dem Felsgrat, welcher über den Berg mit 
fast senkrechter Schichtenstellung von Süden nach Norden 
hinzieht, mit Gneiss auch in Wechsellagerung beobachtet 
werden kann. Der alte viereckige Burgthurm auf dem Gipfel 
des Berges ist aus Granitquadern gebaut. 

Vereinzelte Einlagerungen von kleinkörnigen Graniten, 
die sich nur durch herumliegende Blöcke zu erkennen ge- 
ben, hat v. Hochstetter in der Cerchovgruppe bei Fich- 
tenbach und am Schwarzbache S von Sophienhütte, in der 
zweiten Berggruppe zwischen Schüttwa und Waldersgrfm 
am Steinbruchberge, bei Muttersdorf am Schmalzberge, bei 
Neubau W von Muttersdorf, S bei Weissensuiz und an der 



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236 I- Archaeische Gruppe. — Urgiieiss- und Urschiefersystein. 



Landesgrenze bei Eisendorf verzeichnet. Bei Berg kommt in 
Blöcken ein Turmalin und Beryll haltiger Pegmatit vor. 

Sehr häufig sind besonders kleinkörnige Lagergranite, 
wie schon oben erwähnt, in der dritten Berggruppe des 
Böhmischen Waldes. An der Landesgrenze bei Waldheim 
treten im Talkglimmergneisse (vergl. S. 224) lichte Lager- 
granite von feinstem Korn, mit beiden Glimmern, auf, die 
vortreffliche Gebrauchssteine liefern. Von der Grenze her 
über Reichenthal nordwärts, über das Waldgebiet um die 
Köhlerhütte, Glashütte bis gegen Neufürstenhütte breitet sich 
auf cca 7* Meile Fläche kleinkörniger Granit aus, dessen 
Umrisse gegen den Gneiss in der dichtbewaldeten Gegend 
leider nicht genau bestimmt werden können. Der Granit ist 
meistens in ungeheuere kubische Blöcke zerklüftet und bildet 
am Dachsbau bei Reichenthal und am steinernen Thor 
grosse Felsmassen. Auch weiter nördlich erstreckt sich zwi- 
schen Paulushütte und Goldbach gegen Inselthal Granit aus 
Baiern nach Böhmen herein. Das Gestein ist theils gleich- 
mässig grobkörnig (Plöckensteingranit), theils porphyrartig. 
Die erstere Ausbildungsform bildet namentlich im Paulus- 
brunner Revier schöne Felspartien, von welchen z. B. das 
ruinenartige sog. „alte Schloss" mit seinen dicken, über ein- 
ander liegenden Platten den Felsformen am Plöckensteine 
und Dreisesselberge (S. 191) gleichkommt. 

Im Hangenden dieser grösseren Granitpartien sind ge- 
ringe Graniteinlagerungen im Gneisse und Hornblendeschiefer 
(vergl. Seite 227) ungemein häufig, wie man vorzüglich am 
Wege von Inselthal nach Schönwald und auf der Strecke 
von Paulushütte ostwärts über den Anleitenwald, Pollerberg, 
Thornberg bis Brand und Sorghof beobachten kann. Kleinere 
Granitgebiete vermochte v. Hochstetter S bei St. Katha- 
rina und Hochofen über Münchsfeld an Hesselsdorf vorbei 
bis in die Gegend von Petlarn; dann nördlich von Schön- 
wald gegen Gürnberg zu auszuscheiden. In der ersteren Er- 
streckung ist der Granit kleinkörnig, Biotit und Muscovit 
haltig, lichtfarbig, und wird allgemein zu Bauzwecken be- 
nützt. Im zweiten Gebiete liegen an der Oberfläche des zu 
leinsandigem Grus verwitterten Granites überall abgerundete 
Blöcke umher. Einzelne Granitblöcke findet man übrigens 
auch an zahlreichen anderen Punkten im Gneissgebiete z. B. 
bei Petlarn, am Höllberg, Steinberg, Eselberg, Langenberg, 
Ahornberg bei Wosant, Albersdorf usw. In einem Pegmatit- 
gange, welcher beim Petlarner Brand unweit des Jäger- 



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■ 



Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Glimmerdiorit. 237 



hauses den Gneiss durchsetzt, kommen im Quarz eingewach- 
sen schöne schwarze Turmalinkrystalle von ansehnlicher 
Grösse vor. 

Im östlichsten Gebiete der Gruppe treten theils klein- 
körnige, theils porphyrartige Granite zwischen Heiligen, 
Frauenreith, Sorghof und Mauthdorf auf. Ihre gewaltigen 
Felsblöcke, welche die Bachläufe dämmen und an den Ge- 
hängen der Berge herumliegen, machen die durch tiefe 
Thaleinschnitte ausgezeichnete Gegend zu einer sehr roman- 
tischen. 

In der vierten Berggruppe des Böhmischen Waldes 
sind nur auf der dürren Wiese bei Hinterkotten kleine Gra- 
nitlinsen beobachtet worden. Eben so selten ist das Auf- 
treten des Granites im Glimmerschieferterrain der Dillen- 
gruppe, wo nur vereinzelte Blöcke z. B. bei Lohhäuser, im 
Planlohwalde u. a. auf. kleine Granitvorkommen hindeuten. 

Von sonstigen eruptiven Massengesteinen ist aus unse- 
rem Gebiete nur ein Glimmerdiorit beschrieben worden, 
der am Mühlberge bei Dreihacken angeblich als ansehnliche 
stock förmige Masse im Gneisse aufsitzt. Das Gestein besteht 
aus Oligoklas, lauchgrüner Hornblende und viel Biotit, und 
fuhrt den vulgären Namen „Kohlmünze". An der Oberfläche 
liegen viele abgerundete Blöcke mit oft schaliger Textur 
herum, welche nach v. Hochstetter bloss die aus dem, 
übrigens gleichmässig zusammengesetzten, Gesteine heraus- 
gewitterten festeren Kernmittel sind. 

Dem Böhmischen Walde fügen wir noch eine sechste 
Berggruppe an, welche wir das Egerer Ztvischengebirge 
nennen und für sich allein besprechen wollen. Es ist das 
vom Wondrebflüsschen durchströmte Hügelland, welches 
an der Landesgrenze zwischen dem Glimmerschiefer des 
Dillen und dem Granite des Fichtelgebirges sich ausbreitet *) 
Dieses Zwischengebirge besteht eigentlich nur aus Urthon- 
schiefer, der in Südosten ganz regelmässig dem Glimmer- 
schiefer der Dillengruppe auflagert, indem er sich aus ihm 
allmälig entwickelt und auch im Nordwesten unter denselben 
Verhältnissen von einem Glimmerschieferstreifen begrenzt 



*) Fr. X. M. Zippe hatte als* orographische Scheide zwischen 
dem Böhmischen Walde und dem Fichtelgebirge das Wondrebthal an- 
genommen, da es einer Gebirgsspalte zu entsprechen scheint, die aus • 
dem Egerlande über das Waldsassische bis zum mittelfränkischen Jura 
verläuft. Die späteren Forscher haben diese Abgrenzung beibehalten. 



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238 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystera. 



wird, so dass er in der That dem Glimmerschiefer als jün- 
geres Gebirgsglied muldenförmig aufliegt. Dies ist der Grand r 
weshalb wir das Egerer Zwischengebirge als Ganzes dem 
Böhmischen Walde anschliessen, da \yir ja doch schon die 
vierte und fünfte Berggruppe Hochstettens bei dem Ge- 
birge belassen haben, obwohl sie eigentlich dem Erzgebirgs- 
Systeme angehören. 

Das kleine Gebirge wurde von Reuss,*) Hochstet- 
ter**) und Jok£ly***) beschrieben und dessen Mittelge- 
birgscharakter betont. Es ist seiner Überfläche ngestaltung 
nach ein Hügelland, welches sich im Theile südlich vom 
Wondrebflüssehen gegen Gosel zu allmälig vom Glimmer- 
schiefergebirge des Dillen senkt, dann im St. Lorettoberge 
bei Alt Kinsberg wieder aufsteigt, um weiter nördlich in das 
Wondrebthal ziemlich jäh abzufallen. Bei Unter Lindau 
dringt der Urthonschiefer inselartig durch die Decke der 
Tertiärablagerungen des Egerer Beckens. Im Theile nördlich 
von der Wondreb bis zum Granitstocke des Fichtelgebirges 
erstreckt es sich als ziemlich gleichmässiges Mittelgebirge. 
Es erhebt sich hier zunächst in einzelnen Inseln über die 
Tertiärgebilde, wie z. B. am Nordwestende von Eger, am 
Gansbühl, zwischen Pirk und Schiada im Kammerwald und 
bei Rathsam an der Landesgrenze. Bei Gehaag, Nonnenhof 
(bei Eger), Schiada und Reisig (NW von Eger) steigt es 
in schmalen Zungen aus der tertiären Niederung auf, um 
in der Umgebung von Eger alsbald berjgigen Charakter an- 
zunehmen und sich mit einigen ziemlich hervorrangenden 
Kuppen zu krönen, als dem Galgenberg, Spittelberg, dem 
Kammerwald, Ober Kunreuther Berg, Grünberg. St. Anna- 
berg und dem Bergzuge des Buch-, Soos- und Kulmwaldes. 
(Vergl. das Profil Fig. 52 auf S. 240.) 

In geofjnostischer Hinsicht besteht das ganze kleine 
Gebirge ausser dem nördlichsten Rande, soweit er von der 
Tertiärbedeckung entblösst ist, aus Phylliten, welche im 
Liegenden mehr krystallinisch und glimmerschieferähnlich 
sind, im Hangenden aber in dünnschieferigen seidenglänz- 
enden, stellenweise dachschieferartigen Urthonschiefer über- 



*) Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des 
Ascher Gebietes in Böhmen. Abhandl. d. k. k. gool. R.-A. I. Bd. J. Ab- 
iheilung. 1852. 

•*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. VI.. 1855, na;:. 7G7. 

••♦) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. VII., 1856, pag. 485, 51o ? 522. 



Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Phyllit. 239 

» 



gehen. Die erstere Abart, welche mit dem Glimmerschiefer 
beiderseits untrennbar verknüpft ist, herrscht im südlichen 
Gebirgstheile bei Boden, Alt Albenreuth, Palitz gegen Gosel 
und Kinsberg, im nördlichen Gebirgstheile in der Gegend 
von Pirk, Zettendorf, Stein, Eger, Ober und Unter Kunreuth 
bis Unter Pilmersreuth. Die letztere mikrokry stall inische Ab- 
änderung des Urthonschiefers, von etwas erdiger Beschaffen- 
heit und sehr vollkommener Spaltbarkeit, kommt in der 
Gegend von Alt Kinsberg und in der vom Tertiär um- 
schlossenen Partie bei Unter Lösau vor. In der Granitnähe 
erleiden die Phyllite Umwandlungen in Fleck- und Knoten- 
schiefer, welche jedoch nur in der Unter Sandauer Gegend 
selten beobachtet werden können. 

Ebenso wie im Süden vom Dillen her wird der Urthon- 
schiefer auch im Norden am Granitstocke des Fichtelgebirges 
zum Theil von Glimmerschiefer begrenzt. Der ganz 
allmälige Uebergang eines Gesteines in das andere ist in 
der Gegend von Schiada, Reisig und des basaltischen Kam- 
merbühls, der später besprochen werden wird, zu beobach- 
ten. Im Allgemeinen ist der Glimmerschiefer ebenflächig und 
kleinschuppig, nur stellenweise wird er grossschuppig und 
granatführend. Accessorisch enthält er hie und da auch 
Feldspath, Chlorit und Turmalin. An der Granif grenze ist 
bei Trogau, Seeberg, nahe bis zum Sorg - Meierhofe und 
weiter ostwärts gegen Ober Lohma bei Franzensbad der 
Glimmerschiefer in ein gneissartiges Gestein umgewandelt 
(Fig. 52.) 

Im Glimmerschiefer als auch im Phyllit, zumeist gegen 
die Grenze beider Gesteinsarten zu, findet sich häufig Quarz 
ein. Derselbe bildet entweder Gänge, welche den Urthon- 
schiefer in verschiedener Richtung durchsetzen, wie stellen- 
weise bei Unter Lindau, am Grünberge, bei Stein und Spittel- 
hof; oder es entwickelt sich Quarzitschiefer, welcher 
in regelmässigen Einschaltungen auftritt, z. B. NO von Ul- 
richsgrün, NW von Ober Sandau, SO von Ober Lösau, SO 
von Taubrath u. a. 

Accessorisch enthält der gang- oder aderförmig aus- 
gebildete Quarz hie und da Manganerz und, wie der Quarz- 
schiefer, auch Feldspath, Turmalin, Pyrit und Magneteisen. 

Die Lagerungsverhältnisse des Egerer Zwischengebirges 
sind einfach. Die Phyllite lagern dem Glimmerschiefer gleich- 
massig auf. Im südlichen Gebirgstheile ist das Streichen 



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240 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



I 



Dillenberg 



Ulrichtgriin 



Alt Albtnreuth 
Gottl 

AU Kin*b*rg 
— Wondreb 

Heiligenkreut 
1'nt.Pilmersrtuth 



St. 



Egerftust 



§ vorherrschend nach St. 4 — 5 ge- 

richtet, nur im Osten bei Konrads- 
grün wendet es sich in St. 7. Das 
Einfallen ist vom Glimmerschiefer 
ab, in vollkommener Uebereinstim- 
mung mit diesem, bei steiler Neig- 
ung gegen NNW bis Nord gerich- 
tet, gestaltet sich bei Alt Kinsberg 
zu einem ganz saigeren, wendet 
sich allmalig nach SSO und wird 
in der Gegend von Wies noch S 
von der Wondreb entschieden süd- 
lich. 

Im nördlichen Gebirgstheile 
herrscht ebenfalls zwischen Urthon- 
und Glimmerschiefer vollkommene 
Übereinstimmung der Lagerung. 

Der Phyllit ebenso wie der 
Glimmerschiefer sind von dem Gra- 
nite des Fichtelgebirges gehoben 
worden und schmiegen sich dem- 
selben daher im Ganzen genau an, 
d. h. ihr Streichen verläuft parallel 
zur Granitgrenze. Jedoch auch Falle 
von wirklich abweichendem, ge- 
gen den Granit gerichtetem Ver- 
flachen kommen vor, z. B. bei Mark- 
hausen 0 von Tobiesenreuth. Jo- 
k£ly glaubt, dass diese Erschein- 
ung durch spatere Verwerfungen 
verursacht worden ist Sonst ist 
aber das Streichen ziemlich gleich- 
mässig nach St. 5 gerichtet und 
das Fallen ist ein steiles südliches. 
Es bildet somit das Egerer Zwi- 
schengebirge eine Mulde zwischen 
dem Glimmerschiefer des Dillen im 
Süden und dem Granite des Fich- 
telgebirges im Norden. (Fig. 52.) 

An Erzen ist der ganze Böh- 
i mische Wald, das Egerer Zwischen- 

gebirge mit inbegriffen, äusserst arm. 



._ Kammtrdorf 
8 

Setberg 



! 



Haslan 



Vorder 
Himmelreich 

Sautngrub 



A»ch 



Sttinpm 



- Fricdersrevth 



■ 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Erze. 24 1 



Die bedeutenden Quarzmassen des böhmischen Pfahles 
und des angrenzenden Gebietes scheinen leider nicht gold- 
haltig zu sein, so dass die einst vorgenommenen Wasch- 
versuche wohl keinen Ertrag lieferten. Man trifft Spuren von 
fraglichen Goldwäschen auch ausserhalb des Pfahlgebietes 
z. B. bei Lohhäuser. Nach Fluel *) hätten Goldseifen auch 
um Alt Albenreuth bestanden. 

Im Egerer Zwischengebirge jedoch ist auf einzelnen 
Quarzgängen Gold mit eingebrochen, da nach Flurl'ö Mit- 
theilungen im 16. Jahrhundert in der Alt Albenreuther Ge- 
gend ein ziemlich umfangreicher und ergiebiger G o 1 d b e r g- 
bau betrieben wurde. Im Jahre 1574 wurden bloss während 
* der drei letzten Quartale an Gold, welches 22 Karat fein 
hielt, 9 Mark 10 Loth und 1 Quentchen geliefert. Zwanzig 
Jahre später muss die Ausbeute nur mehr eine ganz geringe 
gewesen sein, so dass wohl nicht erst der 30jährige Krieg 
den hiesigen Goldbergbau zum Stillstande brachte. Später 
wurde der Bau wiederholt von Neuem in Angriff genommen, 
ohne je einen nennenswerthen Ertrag zu liefern. 

Auf Kupfer-, Blei- und Silbererze wurde nament- 
lich in der Grenzzone gegen den Glimmerschiefer im Gebiete 
um Dreihacken gebaut, welches durch das häufige Vorkom- 
men von Kupferkies, Kupferschwärze, Schwefelkies, Arsen- 
kies. Zinkblende und Bleiglanz ausgezeichnet ist. Vor langen 
Zeiten musste hier der Bergbau ein sehr reger gewesen sein, 
wie aus den ungeheueren Berg- und Schlackenhalden zu 
ersehen ist, welche sich in der Gegend befinden. Dreihacken 
erhielt von Rudolf II. am 1. September 1606 ein Bergprivi- 
legium, welches später von Josef II. bestätigt wurde, zu 
einer Zeit, als der Bergbau in der Umgebung allerdings 
schon an 40 Jahre ruhte,**) da die Werke ertrunken und 
die Künste zerstört worden waren. Im J. 1836 ist jedoch 
der Bau von einer Gewerkschaft wieder aufgenommen wor- 
den und bis in die 50er Jahre gefristet und durch mehrere 
Versuchsbaue erweitert worden. Auch zu Beginn der 70er 
Jahre hat sich eine neugebildete Gewerkschaft, wenn anders 
die Angabe J. F. Schmidt s***) richtig ist, mit Wiedergewäl- 
tigungs- und Abbauvorrichtungsarbeiten beschäftigt. 



~) Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz. 
1792. pap. 390. 

**' Sternberp, Umrisse etc. I. Bd., 1. Abth.. pag. 263. 

*»* Gesch. <i. Berg- u. Hüttenwesens in Böhm. 1873, pag.22ö. 

Kattrr, Geologie tod Böhmen. 16 



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242 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Kupfererze wurden ehemals hauptsächlich bei Drei- 
hacken und Schmelzthal (St. Stephanizeche) gewonnen. Zu 
Anfang dieses Jahrhundertes wurde W von der Glashätte 
von Grafengrün ein Versuchsbau auf Kupfererze eingeleitet, 
der jedoch bald wegen geringer Ergiebigkeit aufgelassen 
wurde. Die Erze, hauptsächlich Kupferkies, seltener Kupfer- 
pecherz und Malachit kamen nach Jokäly in Nestern, Drusen, 
oder nur körnigen Partien auf einem an 2 m mächtigem 
Quarzgange vor, welcher auch zu Tage ausbiss und bei 
einem südöstlichen Einfallen ein Streichen in Stunde 3 — 4 
erkennen liess. 

Bleiglanz kommt nebst untergeordneten Kupfererzen . 
auf Gängen im Gneisse besonders bei Neumetternich vor, 
wo auf ihn noch vor nicht zu langer Zeit auf der Stock- 
zeche gebaut wurde. Der Bleiglanz bricht hier in beiläufig 
1 m mächtigen, angeblich in St. 5—6 streichenden und 
nordwärts einfallenden Quarzgängen ein. Das Nebengestein 
ist quarzreicher Gneiss, der in St. 11—12 streicht und in 
Osten verflächt. 

Unter ähnlichen Verhältnissen erscheint Bleiglanz auch 
SO von dem alten Pochwerke N von Klein Siehdichfur, wo 
er allem Anscheine nach mehr silberhaltig ist, ferner west- 
lich bei den nördlichen Häusern von Neumetternich und an 
der Bärenzeche, am Ruhberg W von Neumetternich. Die 
hier vorgenommenen Kuttungen ergaben nebst Bleiglanz 
auch Zinkblende, führten jedoch zu keinem befriedigenden 
Resultate. 

Im Bereiche des Glimmerschiefers, jedoch nach J. Jo- 
k£ly höchst wahrscheinlich demselben Gangsysteme ange- 
hörend, wie die eben angeführten, wurde Bleiglanz ehemals 
bei Maiersgrün abgebaut. Leider blieb der erhoffte Segen 
aus, so dass der Bau schon im J. 1815 völlig aufgelassen 
werden musste. Auch südlich bei Grafengrün wurde vor 
Zeiten ein Bleibergbau betrieben, der im Anfange dieses 
Jahrhundertes am rechten Thalgehänge neuerdings in An- 
griff genommen und mit Unterbrechungen bis in die 50er 
Jahre gefristet wurde. 

Spuren eines ehemaligen Bleibergbaues finden sich auch 
am Bildraumberge. 

Die Kobalterze, welche im Gebiete des Böhmischen 
Waldes vorkommen, scheinen nach J. Joküly einem ande- 
ren Gangsysteme anzugehören als die Quarzgänge mit Blei 



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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Erze. 243 



und Kupfererzen. Die betreffenden Gänge setzen sowohl im 
Glimmerschiefer als auch im Urthonschiefer auf, besonders 
in der Umgebung von Promenhof und dürften wahrschein- 
lich von noch anderen Erzen begleitet worden sein. Doch 
ist hierüber, eben so wie über die Lagerung und sonstige 
Verhältnisse nichts Näheres bekannt geworden. 

Die Kobalterze — bei Maiersgrün (S W) und bei Taub- 
rath wurde Kobaltmanganerz gewonnen — sind im Blau- 
farbenwerke, welches einst in Promenhof bestanden hat, 
verarbeitet worden. Dieses Werk ist jedoch schon 1780 aus 
Mangel an Kobalt aufgegeben worden.*) 

Auf Eisenerze wurde vor Zeiten im Böhmischen 
Walde an mehreren Orten gebaut, namentlich in der Gegend 
von Schanz S von Marienbad. In den 40er Jahren dieses 
Jahrhundertes wurde im Gneissterrain südöstlich von Hacken- 
häuser Brauneisenstein (Limonit) stollenmässig gewonnen. 
Das Erz war hier in mit Quarz gemengten, von wenigen 
Decimetern bis etwa 2 m an Mächtigkeit wechselnden Lagen 
dem Gneisse gleichmässig eingeschaltet. Aehnlich verhielt 
sich das Erz, welches zwischen Hackenhäuser und Altwasser 
am rechten Thalgehänge durch Schachtabteufen gewonnen 
wurde. Später wurde hier ein ziemlich ausgedehnter Bau auf 
Brauneisenstein bei der Wonschamühle zeitweise betrieben. 
Das häufig von Quarz durchdrungene Erz bildet dort bis 

1 m mächtige Putzen im Quarzitschiefer oder quarzreichen 
Gneisse, welcher am Tage bis in eine Tiefe von mehr als 

2 m in eine lehmige Grusmasse verwittert ist, welche eben- 
falls Nester und Lagen von Brauneisenstein enthält, jedoch 
von mehr erdiger, ockeriger Beschaffenheit. 

Bedeutender scheinen die Brauneisenerzlager im Be- 
reiche des Urthonschiefers im Egerer Zwischengebirge zu 
sein. Sie kommen hier in Nestern und Lagen vor, welche 
dem Phyllite gleichmässig eingelagert sind und deren Mäch- 
tigkeit zwischen wenigen dem und 3 m wechselt. Das Ne- 
bengestein pflegt in ihrer Nähe zersetzt und so eisenschüssig 
zu sein, dass es zum Theil auch schwartenweise gewonnen 
und an die Hütten abgeliefert wurde. Am meisten verbreitet 
ist der Eisenstein bei Wies, wo schon vor langer Zeit an 
mehreren Orten auf Eisen gebaut wurde und wo noch un- 
längst etwa 1 km NW vom Dorfe das Erz mittels eines 
Hauptschachtes und auf mehreren in Norden und Osten 

e 

*) Sommer s Böhmen, VI. Bd., pag. 229. 

W 



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I 



244 1- Archaeische Gruppe. — Urpneiss- und Urschiefersystem. 



getriebenen Strecken gewonnen wurde. Die wöchentliche 
Erzeugung an Eisenstein soll vor 30 Jahren beiläufig 50 
Gentner betragen haben. 

Bei Unter Pilmersreuth ist das Vorkommen des Braun- 
eisenerzes jenem von Wies ganz ähnlich, nur dass hier die 
Erze minder tief gelagert und weniger mächtig sind. Hier 
wurde der Brauneisenstein zeitweise in Tagbauten gewonnen. 

Auch sonst ist der Urthonschiefer häufig eisenschüssig, 
zumal an der Grenze gegen das Tertiäre, wo sich in grosse- 

r f 1 

I 8 I ! I § 

Fig. 6$. Gliederung der kryetalllnischen Schieferreihe Im nördl. böhtnlach- 

baieriaobeu GrenigebiiRo. 

B Boj lache Gneiaaformation. H HercynUche Gneiaaformation. O Glimmer- 

acbieferformailon. P (am 5rO-Eode) Phyllitförmatlon. 

1 (In B) Lagergranit. S (In II) Granit. GranuUt and Hornblendeachlefer. 
* (In Q) Stuckgranit. * QuarafttU und QuaralUchJefer. 4 Carbonaehlchten. 

Bei SW Rothllegendea. 

rer Tiefe wohl auch mächtigere Lager vermuthen lassen. 
Jedoch steht heutigen Tages hier kein nennenswerther Eisen- 
erzbau im Betrieb. 

Um die Mitte dieses Jahrhundertes wurde W von Säuer- 
lingshammer, NW von Ulrichsgrün, ein dort früher bestan- 
dener Bau auf Brauneisenerz wieder aufgenommen, jedoch 
ohne Erfolg. 



Nachdem wir den geognostischen Aufbau des ganzen 
Böhmerwaldes kennen gelernt haben, möge die Gliederung 
der mächtigen Schichtenreihe der krystall mischen Schiefer, 
welche das Gebirge zusammensetzen, angedeutet werden. 

Das Urgneisssystem ist nur durch die hereynische 
Gneissformation Gümbel'S (vergl. Seite 46) vertreten, 
welcher die Gneisse, Granulite, Ilornblendeschiefer, Serpen- 
tine, Kalke etc. der Sumava, als auch des Böhmischen Wal- 
des angehören. Diese Formation ist am meisten verbreitet. 

Hingegen ist das räumlich beschränktere Urschiefer- 
system CS. 47 IT.) im. Böhmerwalde in seinen beiden Forma- 




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Das Ficht eltrebirge. 



honen (S. 51) entwickelt. Der Glimmerschieferforma- 
tion gehören zunächst die Glimmerschiefer beider Gebirge 
an. Im Böhmischen Walde folgt nach oben auch noch die 
Phyllitformation des Egerer Zwischengebirges. Die Glie- 
derung der Schichtenreihe des Böhmischen Waldes ist übri- 
gens aus dem Profil Fig. 53. zu ersehen. 

Das Fichtelgebirge. 

Dieser gewaltige Gebirgsknoten zwischen den Systemen 
des Böhmischen Waldes, des Erzgebirges und des Franken- 
waldes, der sich jedoch am engsten an das Erzgebirge an- 
schliesst, umfasst nur in der Ascher Grenzausbuchtung ein 
kleines Gebiet in Böhmen. Seiner Haupterstreckung nach 
gehört das Gebirge dem Königreiche Baiern an. Es besteht 
in seiner am höchsten anstrebenden Masse aus Granit, auf 
welchen nördlich mit gleichem Streichen die Münchberger 
Gneissmasse folgt. Diese beiden Grundmassen des Gebirges 
sind von einander getrennt und umgeben von vielfach ge- 
störten sedimentären Ablagerungen, namentlich der altpalaeo- 
zoischen Schichtenreihe. Von diesen letzteren ist in dem 
kleinen böhmischen Gebirgsantheile nichts vorhanden. 

Dieser verbreitet sich aus dem Ascher Landeszipfel 
südlich bis Seeberg an den Glimmerschiefer des Egerer 
Zwischengebirges und im Osten bis zu der breiten Thal- 
mulde, welche sich von Schönbach gegen Elster in's Voigt- 
land hinauszieht. Nach Gumprechts*) und einiger Anderer 
Specialmittheilungen, und nach Zippe'S**) allgemeiner Ueber- 
sicht lieferte A. E. Reüss***) 1852 eine eingehende Be- 
schreibung des Gebirges, die wenige Jahre später von J. Jo- 
Kely noch in einigen Punkten vervollständigt werden konntet) 

Der Löwenantheil an der Erforschung der Hauptge- 
birgsmasse in Baiern, an welcher sich seit den Jugendjahren 
unserer Wissenschaft mehrere Geologen betheiligt hatten, 
gehört dem unermüdlichen G. W. v. GCtmbel an, welcher 
erst 1879 tt) den verwickelten Bau des Gebirges in gewohn- 

*) Beiträge zur geognostischen Kenntnis« einiger Theile Sachsens 
und Böhmen*. Berlin 1886. 

**) Sommers Böhmen, Bd. XV. 

***) Geogn. Beschr. d. Egerer Bez. etc., 1. c. 

f) Jahrbuch der k. k. geol. R-A. t VII. 1866, pag. 606 ff. 

tt) Geognostische Beschreibung des Fichte] pebirgHS. Dritte Ab- 
teilung der Geognost Beschreib, des Königreiches Baiern. Mit Karte u. 
Tafeln. Gotha, Perthes, 1879. 



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246 Archaeische Gruppe. 



Urgneiss- und Urschiefersystem. 



ter klarer und gründlicher Weise in einem grossen zusam- 
menfassenden Werke dargelegt hat. 

Die Oberflächengestaltung des böhmischen Fichtelgebir- 
ges ist eine ziemlich bergige, von dem Hügelterrain des 
Egerer Zwischengebirges und namentlich von der ruhigen 
Oberfläche des Tertiärlandes sehr auffallend verschiedene. 
Es hängt dies mit dem geognostischen Aufbaue insofern 
zusammen, als der Granitstock des Gebirges zwischen Mark- 
hausen und Fleissen aus dem Tertiären des Egerlandes un- 
mittelbar, zum Theil wallartig steil aufsteigt. Jedoch ist 
dieser Granitstock, wiewohl relativ über die Umgebung er- 
haben, im Ganzen hochflächig, nur von einzelnen Kuppen 
überragt. Die wichtigsten sind auf böhmischem Gebiete der 
Plattenberg bei Liebenstein (637 m), der Riedersberg bei 
Hirschfeld, ferner der Störelberg, Zitterdäl und Vogelherd- 
berg, welche mit scharfen Umrissen aus dem niederen Egerer 
Hügellande steil sich erhebend, der Gegend von Wildstein 
und Schnecken einen romantischen Charakter verleihen. Auf 
baierischer Seite gehören dem Granite die höchsten Gipfel 
des ganzen Gebirges (Schneeberg, Ochsenkopf), so wie der 
malerische Hohenberg knapp an der böhmischen Grenze 
und die Felsgruppen der Kösseine und Luisenburg an. 

An das Granithochland schliessen sich einige nordwärts 
auslaufende Glimmerschieferrücken an, welchen sich im Nor- 
den und Nordwesten die Berge von Asch, Niederreuth und 
Neuberg zugesellen. Hier sind der Hainberg 752 m, Kegel- 
berg 689 m und Lerchenberg 733 m um Asch, der Wachtberg 
bei Oberreuth 714 m, der Leithen 465 m, der Hungersberg 
690 m und Finkenberg um Grün und Neuberg die höchsten 
Punkte, welche zum Theil selbst das benachbarte Granit- 
gebiet überragen. 

Im äussersten nordwestlichen Gebiete von Asch senkt 
sich das Gebirge, hier aus Phylliten bestehend, ziemlich be- 
deutend und bildet nurmehr einige von SW nach NO ver- 
laufende Hügelzüge, die um Rossbach, Mähring und Schil- 
dern am höchsten ansteigen. In gleicher Weise fallt der 
Glimmer- und Urthonschiefer vom Granitstocke des Hinter 
Schnecken- Waldes terassenförmig über Fleissen in das 
Schönbachthal ab, bleibt jedoch immerhin ein hochwelliges 
Bergland, welches von zahlreichen Bächen durchflössen, zu 
den anmuthigeren Landschaften Böhmens gehört. 

Der geognostische Aufbau des böhmischen Fichtel- 
gebirges ist ein einfacher. An den Granitstock, welcher un- 



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Das Fichtelgeb) rpe. — Glimmerschiefer. 247 



mittelbar aus dem Tertiär des Egerer Ländchens aufsteigt, 
legt sich im Norden und Osten Glimmerschiefer an und 
diesem folgt nach Aussen hin Urthonschiefer. 

Glimmerschiefer verbreitet sich im äussersten Zipfel 
Böhmens nördlich von Neuenbrand, Himmelreich und Hohen- 
dorf (in Sachsen) über Asch bis Schildern, Neuberg und 
Grün, nimmt in Sachsen die Umgebung von Ober und Unter 
Brambach ein, und kehrt als ein ganz schmaler Streifen 
über Fleissen bis Ermesgrün und Watzkenreuth wieder nach 
Böhmen zurück. Am Hain- und Lerchenberge bei Asch, dann 
bei Niederreuth, Fleissen, Ermesgrün, Steingrub ist das Ge- 
stein grossschuppig und granatreich, sonst ist es im Allge- 
meinen feinschuppig, allmälig in Phyllite übergehend. An 
vielen Orten wird das Gestein sehr quarzreich und geht 
namentlich an der Grenze gegen den Urthonschiefer z. B. 
bei Steinpöhl, Eilfhausen, Thonbrunn und Fuchshäuser N 
von Fleissen in Quarzitschiefer über. Accessorisch enthält 
der Gliinmerschiefer manchmal Ghlorit, Turmalin und Feld- 
spath. 

In der Granitnähe, namentlich von Fleissen westwärts, 
über den Donich- und Elsterwald im Ascher Gebiete und 
weiter über Hinter Himmelreich und Nassengrub zur baie- 
rischen Grenze ist der Glimmerschiefer durch den Einfluss 
de? Granites umgewandelt und zwar in einer Weise, die das 
Eindringen von granitischem Magma in den Schiefer wahr- 
scheinlich erscheinen lässt. Das Gestein wird ziemlich grob- 
körnig und feldspathreich und enthält lichten und dunklen 
Glimmer in Flasern oder länglichen Flecken und Streifen 
ausgeschieden. Es steht dem Granite petrographisch ziemlich 
nahe, jedoch behält es seine geschichtete Structur im All- 
gemeinen bei. Stellenweise führt es auch Schörl, dessen 
säulenförmige Krystalle parallel zur Structurfläche eingelagert 
sind. Zunächst dem Granite wird das Gestein sehr glimmer- 
reich und durch ausgeschiedene Quarz- und Feldspathlinsen 
dem Augengneisse ähnlich. 

Eine von der zusammenhängenden Glimmerschiefer- 
masse losgetrennte Partie befindet sich inmitten des Gra- 
nites NW von Liebenstein am nordöstlichen Gehänge des 
Schellenberges. 

Weiterhin an der Gebirgsabdachung folgen dem Glim- 
merschiefer Phyllite. Sie nehmen den äussersten Zipfel 
der Ascher Ausbuchtung in der Gegend von Schildern, Mäh- 



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•>48 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystein. 



ring, Friedersreuth, Ziegenrück, Gottmannsgrün, Rossbach bis 
Krugsreuth und Grün ein. Die Grenze gegen den Glimmer- 
schiefer verläuft beiläufig von der baierischen Grenze bei 
Neuhausen in NON über Angerl bei Steinpöhl vorbei, längs 
des Südabhanges des Hungersberges (690 m) gegen Krugs- 
reuth und von da ostwärts durch Sachsen in die Gegend von 
Fleissen, wo auf eine Strecke der Hannabach die Grenze bil- 
det, die sich dann über Watzkenreuth zum Tertiären wendet. 
Mit dem Glimmerschiefer ist der Phyllit durch ganz allmälige 
Uebergänge verbunden, daher die beiderseitige Grenzbestimm- 
ung nur eine annähernde sein kann. Glimmerschieferähnliche 
Abarten sind besonders um Schildern, Eilfhausen, Thon- 
brunn, Krugsreuth, Dürngrün und Unter Schönbach ent- 
wickelt. Sonst ist der dünnschieferige, seidenglänzende, 
stellenweise dachschieferartige Urthonschiefer allgemein ver- 
breitet. Gegen den Granit zu wird er oft fleckig und körnig. 

Im Gebiete der beiderlei krystallinischen Schiefer kom- 
men untergeordnet einige bemerkenswerthe Gesteine vor. 

Kalkstein bildet im Glimmerschiefer SW von Ober- 
reuth ein Lager, welches dem umgebenden Gesteine genau 
entsprechend in St. 5—6 streicht und gegen N unter 30 
bis 35° einfallt. 

Häufiger sind Quarzfels und Qaarxitschiefer. Diese 
letzteren trifft man im Glimmerschiefer nahe der Grenze des 
ürhonschiefers bei Steinpöhl, am Finkenberge in der Gegend 
von Eilfhausen, bei Thonbrunn und Fuchshäuser N von 
Fleissen. (Siehe S. 247.) 

Quarz kommt untergeordnet in Nestern und Gängen 
im ganzen Gebirge häufig vor und bildet auch einen mäch- 
tigen Gang, der die Fortsetzung des Quarzzuges im Kaiser- 
walde bei Sandau und wohl auch des böhmischen Pfahles 
zu bilden scheint. Er erscheint nach Reuss gleich an der 
Tertiärgrenze bei Seeberg, streicht bei dieser Ortschaft nörd- 
lich vorbei im Granite über den Gaisberg bis zum Kalvarien- 
berge bei Haslau, erleidet hier eine Unterbrechung bis zu 
den Ziegelhütten, von welchen an er sich zu einem etwa 
V/ 2 hn langen und über 250 m hohen Rücken erhebt, dessen 
scharfe klippige Contouren sehr deutlich von den runden 
Granitkuppen der Umgebung abstechen. Weiter verräth er 
sich in Blöcken und Bruchstücken gegen Vorder Himmel- 
reich bis Nassengrub. Hier verlässt er das Granitgebirge und 



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Das Fichlelgebirge. — 



Phyllit und Egeranschiefer. 



249 



setzt im GKmmerschiefer bei den Forst-Häusern fort bis zum 
Südende von Asch. Nördlich von der Stadt ist von dem 
Quarzgänge über Tag nichts zu sehen, aber bei Schönbach 
und Soldatenhäuser, ferner 80 von Schwarzenloh und bei 
Steingeröll sind zahlreiche Quarzblöcke verstreut, und beim 
Abdecker SO vom Sorg-Meierhofe bildet in dicke Platten 
abgesonderter Quarzfels auch eine Felsklippe. Falls diese 
Quarzvorkommen wirklich die Fortsetzung des Ganges S 
von Asch bilden, so würde sich der Gang hier, wie Jok£ly 
sagt, in drei Trumme zerschlagen, von denen der eine ge- 
gen Sorg, der andere über Steinpöhl und Steingeröll und 
der dritte W bei Schönbach vorüber gegen die Soldaten- 
häuser verlaufen würde. Hier scheinen sie sich aber aus- 
zukeilen und nicht weiter in den Urthonschiefer fortzusetzen. 
Uebrigens treten gleichsam in Begleitung des Hauptganges 
namentlich im Glimmerschiefer Nebengänge auf, z. B. bei 
Rommersreuth, NO von Hinter Himmelreich und vielleicht 
auch am Goethestein, einem isolirten Quarzfels NWN von 
Haslau an der Strasse nach Hof, bei welchem Goethe wäh- 
rend seines Franzensbader Aufenthaltes gern weilte. Im 
Granit bei Schnecken 2V von Wildstein scheint auch ein 
Guarzgang aufzusetzen. 

Ebenfalls im Granit erscheint nördlich bei Haslau am 
rechten Thalgehänge bis zum sog. Burgstall anscheinend als 
Lager ein eigenartiges Schiefergestein, welches A. E. Reuss 
beschrieben und E?eranschiefer benannt hat. Es ist licht- 
farbig, gelblich, grünlich oder bräunlich, zumeist dünnschie- 
ferig und besteht in der Hauptsache aus einem feinkörnigen 
Gemenge von Kalkspath, einem diopsidartigen Mineral, Tre- 
molith und Glimmer, die je nach ihrer Menge das Aussehen 
des Gesteines beeinflussen. In Zwischenlagen oder Nestern 
erscheint nun Egeran,*) Granat, Quarz, Periklin, Opal und 
Pvrit*. Diese Schiefer streichen zwischen Stunde 1 bis 11, 
bei einem steilen westlichen Einfallen von 65 bis 90 Grad. 
Im Liegenden ist grobkörnig flaseriger Granitgneiss entwickelt 
ganz ähnlich, wie er sonst an der Granitgrenze als Gontact- 
ge bilde vorzukommen pflegt. Am linken Thalgehänge- ist der 
Schiefer nurmehr in Fragmenten vorhanden, sonst herrscht 
hier allgemein porphyrartiger Granit, welcher sich nordwärts 

•) Egeran (Vesuvian) ist ein hasisches AlluminiuDa-Calcium-Silikat 
von meist gelber, grüner, brauner, auch blauer und schwarzer Farbe. 
Kryrt. tetragonal. H *= 6 5. G = 84. 



250 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



bis ungefähr zur Hälfte der Erstreckung dieser Schiefer an 
beiden Thalgehangen hinzieht, weiter nördlich aber in mittel- 
körnigen Granit übergeht. Hienach hat es den Anschein, als 
wenn der Egeranschiefer an der Grenze des porphyrartigen 
und mittelkörnigen Granites als eine über öOO m lange 
Lagermasse, und zwar wahrscheinlich als Liegendes eines 
ehemaligen Kalksteinlagers, eingeschaltet gewesen, bei der 
Thalbildung jedoch zerstört und bis auf die vorhandenen 
Reste fortgeführt worden wäre. 

Der Granitkern des böhmischen Fichtelgebirges, wel- 
cher das Gebiet zwischen Fleissen und Fischern im Süden 
über Liebenstein und Haslau bis Vorder Himmelreich und 
Neuenbrand im Norden umfasst, besteht in der Hauptsache 
aus zwei Granitabänderungen, die ziemlich genau von ein- 
ander geschieden sind. Den südlichen Gebirgstheil, d. h. die 
Umgebungen von Tobiesenreuth, Eichelberg, Liebenstein, 
Seichenreuth, Halbgebäu und Lindau nimmt porphyr- 
artiger Granit ein, während im nördlichen Gebirgstheile 
in der Gegend östlich von Haslau um Rossenreuth, Otten- 
grün, Voitersreuth, Wildstein und Schnecken, ferner um 
Rommersreuth, Steingrün und südlich von Vorder Himmel- 
reich und Neuenbrand mittelkörniger Normalgranit 
herrscht. Beide Abänderungen bestehen vorwaltend aus 
Orthoklas, dann aus Quarz und beiden Glimmern, von wel- 
chen Muscovit im südlichsten Bezirke an der Grenze der 
Tertiärablagerungen nach Jok£ly ganz besonders häutig 
ist, ja stellenweise allein herrschend wird. Plagioklas ist 
allenfalls untergeordnet vorhanden, Turmalin und Granat 
accessorisch. An beiden Abänderungen ist eine dickplattige 
Absonderung gewöhnlich, minder häufig eine Absonderung 
in Blöcke. Ein solcher typischer Block ist der sogenannte 
Schüsselstein (nach schüsseiförmigen Aushöhlungen an der 
oberen Seite) an der Grenze bei Neuenbrand. Beide Abän- 
derungen des Granites sind durch allmälige Uebergänge mit 
einander verbunden und nach Jok£ly von gleichem Alter. 

Dieses zusammenhängende Granitgebirge wird ebenso 
wie die krystallinischen Schiefer des Fichtelgebirges von 
Granitgängen durchsetzt, deren Gestein zumeist fein- 
körnig oder pegntatitartig ist, ziemlich viel Plagioklas und 
keinen Biotit enthält. Manchmal wird der Glimmer über- 
haupt durch Turmalin ersetzt, zu welchem sich bisweilen 
auch Granat gesellt. Zwischen Liebenstein und Tobiesen- 



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Das Kichtelpebirge. — Granit. — Lagerung. 251 



reuth sind im porphyrartigen Granite zahlreiche Gange eines 
feinkörnigen Granites als auch eines Pegmatites entwickelt. 
Sie scheinen kein gleiches Streichen zu haben. Auch in der 
Gegend von Liebenstein, Seichenreuth, Halbgebäu und am 
Rodersberg kommt feinkörniger Ganggranit im porphyrar- 
tigen Granite häufig vor, jedoch noch zahlreicher sind die 
Granitgange im Normalgranite, namentlich um Hagengrün, 
Voitersreuth, Ottengrun, Haslau, Rommersreuth, im Gärber- 
hauwalde und im Neuenbrander Reviere, wo sich die Gänge 
zumeist nur durch zerstreute Bruchstücke verrathen. Auch 
hier scheinen die feinkörnigen und die Pegmatit-Gänge ein 
verschiedenes Streichen zu haben. 

Im Glimmerschiefergebiete sind Granitgänge minder 
zahlreich, am häufigsten noch in der Granitnähe. Manchmal 
wird der Feldspath nahezu allein herrschend. Er verwittert 
verbältnissmässig rasch zu Kaolin. Nach Jok£ly wäre der 
zwischen Fischern und Liebenstein ehemals bestandene Bau 
auf Porzellanerde auf einem solchen zersetzten Pegmatit- 
gange betrieben worden. 

Wegen ihrer abweichenden Beschaffenheit ist eine 
grosskörnige Granitabart erwähnenswerth, welche neben 
körnigem Turmaiin zahlreiche Granaten eingestreut enthält. 
Sie kommt bei Steingrün, zwischen Markhausen und Tobiesen- 
reuth und anderwärts vor und bildet hier wahrscheinlich im 
Normalgranite auch Gänge. 

Die Lagerungsverhaltnisse im böhmischen Fichtelge- 
birge hängen in solcher Weise vom Centraigranitstocke ab, 
dass sie erst hier besprochen werden können. Der Glimmer- 
schiefer und Urthonschiefer schmiegen sich an den Granit 
genau an, weshalb auch ihr Streichen im Allgemeinen der 
Längenaxe des Granitstockes entspricht. Es ist beim Glimmer- 
schiefer im westlichen Theile in St. 5—6, im östlichen 
Theile bei Fleissen in St. 7—8 gerichtet, wobei das nörd- 
liche Einfallen dort 30—65, hier 70 bis 80 Grad beträgt. 
Je weiter vom Granite, desto geringer wird der Neigungs- 
winkel, welcher an der Phyllitgrenze bis auf 25 Grad herab- 
sinkt Der Urthonschiefer lagert dem Glimmerschiefer durch- 
aus regelmässig auf und streicht seiner Grenze parallel bei 
Schildern und Mähring bis Friedersreuth zwischen St. 2 bis 
X weiter nördlich um Thonbrunn, Rossbach bis an die 
Toigtländische Grenze, eben so wie der Glimmerschiefer, in 
St. 6—7. Bei Watzkenreuth und Ober Schönbach ist das 



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252 1- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



herrschende Streichen in St. 6—9 gerichtet; doch kommen 
locale Abweichungen vor. Das Verflachen ist im Allgemeinen 
ein nördliches oder nordöstlches. (Fig. 54.) 

An Erzen scheint das Fichtelgebirge keineswegs arm 
gewesen zu sein, wenn auch sein Reichthum an edlen und 
unedlen Metallen^ nicht so gross wie im Erzgebirge war. 
Beweise dessen sind die vielen Mythen und Sagen, welche 
auf die Erzvorkommen des Fichtelgebirges Bezug haben, 
die historischen Nachrichten über ergiebige Bergbetriebe in 
vergangenen Jahrhunderten und endlich die noch heute im 
Gange befindlichen Bergbaue in Baiern. Allerdings im böh- 
mischen Gebirgsantheile ist es in allen diesen Stucken ziem- 
lich ärmlich bestellt. 




Fig. 64. Profll dtfreh dai böhm. Jlctalalfeblrira (tod Seeberg nord«re«twir*>. 

Nach J. JokÜf. 

1. Glimmerschiefer an dar Granitgrensa metamorpbcwlrt. 2. Urthonschtefer. 
S. TertilrgabUda dai Egarar Backana. 4. Granit. 

Gold soll nach Jokely einst im Schwemmsande einer 
Quelle bei Goldbrunn N von Grün (NO vou Asch) in Kör- 
nern vorgekommen sein. Die Einschicht soll diesem Um- 
stände ihren Namen verdanken. 

Silbererze und Bleiglanz kommen am Hungers- 
berge bei Neuberg auf einem Quarzgange im Glimmerschiefer 
vor. Unter ähnlichen Verhältnissen sollen dieselben Erze 
auch 0 von Steinpöhl (0. G. Neuberg) einbrechen. 

Quecksilber ist vor drei Jahrhunderten bei Ober 
Schönbach aus Zinnober gewonnen worden. Graf STERN- 
berg berichtet hierüber, dass sich eine Gewerkschaft zu- 
sammengefunden habe, welche um eine Bergfreiheit einge- 
kommen sei, um auf den alten Gruben und Stollen Mariae 
Verkündigung und Dreikönig bei Schönbach auf Quecksilber 
zu bauen. Die angesuchte Bergfreiheit wurde am 1. März 



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Das Erzgebirge. 



253 



1563 mit sechsjährigem Zehentnachlass ertheilt. Es wurden 
nun damals 50 Centner Quecksilber gewonnen und die 
Gewerke hofften noch in demselben Jahre 20 bis 30 Gentner 
zu machen. Aus unbekannten Gründen ist der Bergbau als- 
bald aufgelassen worden. 

Auf Zinn soll am sog. Zinnberge zwischen Oberreuth 
und Wernersreuth (0 von Asch) gebaut worden sein. In 
der That befinden sich dort im Bereiche des Glimmerschiefers 
spärliche Pingen und Haldenreste. Auch der N von Schil- 
dern entspringende, nordwärts über Friedersreuth nach 
Baiern abmessende Zinnbach kann möglicherweise seinen 
Namen den einstigen Zinnseifen zu verdanken haben. 

Eisenerze, welche im Egerer Zwischengebirge vor- 
züglich im Urthonschiefer vorhanden sind, kommen im 
Phyllite des böhm. Fichtelgebirges, obwohl derselbe häufig 
eisenschüssig ist, nicht so reichlich vor, dass sie abgebaut 
werden könnten. Vor Zeiten wurde jedoch auf Limonit im 
Glimmerschiefer bei Fleissen am sog. Eisenberge gebaut, 
wo das Erz auf Quarzgängen vorkommt, und in Steingrub 
bestand ein Eisenwerk. Unter denselben Verhältnissen trifft 
man Brauneisenerz stellenweise im Granite. So wurde ein 
Eisenerze führender Quarzgang bei Halbgebäu N von Lie- 
benstein vor Jahren abgebaut 

Im Anschlüsse hieran mag endlich noch einiger Säuer- 
1 i n g e gedacht werden, welche dem Glimmerschiefer ent- 
quillen und nur als Trinkwasser benützt werden. JoKÄLY 
führt folgende namentlich an: In Asch befindet sich ein 
Säuerling in der Rosmaringasse, ein anderer im Wiesen- 
thaie nahe der Stadt. Ein Säuerling ist in Niederreuth, 
einer bei Grün. Im Bereiche der Torfablagerungen, die 
im Fichtelgebirge häufig vorkommen, treten mehrere Säuer- 
linge zu Tage, so im Rohrbachthale S bei Fuchshäuser, 
TT von Steingrub im Fleissenthale bei der Kohlmühle, ferner 
auf der Wiese SO bei Fleissen, wo das Wasser auch einen 
reichen Eisengehalt hat und von angenehmem Geschmack ist. 

Das Erzgebirge. 

Den bezeichnenden Namen verdankt das Gebirge, dessen 
Haupttheil sich an der böhmisch-sächsischen Grenze in nord- 
östlicher Richtung hinzieht, seinem einst sehr grossen Erz- 
reichthume, — von welchem heutzutage allerdings nur noch 
Spuren vorhanden sind. Der Erzreichthum ist für das Ge- 



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264 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



birge solcherweise charakteristisch, dass er, wie F. v. Hoch- 
8TETTER*) zuerst hervorhob, geradezu als ein Hilfsmittel für 
die Begrenzung des Gebirges angesehen werden kann. Von 
allen Bergmassen, welche den Grenzröcken zwischen Böh- 
men und Sachsen umgeben, weist bloss das Karlsbader Ge- 
birge mit dem Kaiserwalde Erzlagerstätten auf, die jenen des 
Grenzkammes durchaus entsprechen. Folgt man diesem Hin- 
weise und prüft man den Zusammenhang des eigentlichen 
Erzgebirges mit den beiden genannten Gebirgstheilen genauer, 
so gelangt man zu dem Ergebniss, dass diese letzteren im 
geologischen Sinne thatsächlich dem Erzgebirgssysteme an- 
gehören und einen integrirenden Theil desselben bilden, — 
eine Ansicht, welche übrigens schon vor einem halben Jahr- 
hunderte der treffliche Zippe angedeutet hat. 

Der Grenzrücken des Erzgebirges, welcher nach Böhmen 
steil abfällt, verflächt gegen Sachsen ganz allmälig bis zur 
Senke, die sich von Werdau und Zwickau über Chemnitz 
und Hainichen bis nahe gegen Dresden hinzieht und von 
einem Streifen Garbon- und Postcarbonablagerungen begleitet 
wird. Dieser Streifen bildet die Südostumrandung eines nicht 
hohen Gebirgszuges in Sachsen, der vorwaltend aus Granulit 
aufgebaut ist und daher das sächsische Granuiitge- 
birge genannt wird. Dieses nun gehört ebenfalls dem Erz- 
gebirgsysteme an, welches somit drei Gebirgszüge umlasst, 
von denen das Karlsbader Gebirge zur Gänze Böhmen, das 
Granulitgebirge zur Gänze Sachsen und endlich das eigent- 
liche Erzgebirge beiden Königreichen gemeinsam angehört. 

Bei der Beschreibung der böhmischen Gebirgstheile, 
nämlich 1. des Karlsbader Gebirges und 2. des eigentlichen 
Erzgebirges, werden wir uns nur soweit, als zumVerstand- 
niss nothwendig, auch auf das sächsische Gebiet beziehen. 

1. Das Karlsbader Gebirge 

umfasst das archaeische Gebirgsland südlich von der Eger 
zwischen dem Duppauer Basaltgebirge im Osten, dem Böh- 
mischen Walde im Westen und dem mittelböhmischen Ur- 
schiefergebirge im Süden. Im Westen ist seine Grenze scharf 
gekennzeichnet durch die Einsenkung von Schanz und Unter 
Sandau, ebenso im Norden durch das Flachland des Falke- 



*) Jahrb. d. k. k. ffeolog. B.-A., VI. 1855, pag. 810. — Ferner ist 
zu vergleichen: Ibid., VII. 1856, pag. 316 ff. 



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Dos ErxuebirKf. 



— 1, Das Karlsbader Gebirge. 



2öö 



nau-Elbogener Tertiärbeckens. Audi im Osten ist die oro- 
graphische Grenze gegen das Duppauer Basaltgebirge eine 
ganz deutliche und nur im Süden gegen das Urschiefergebirge 
ist dieselbe zum Theil nicht scharf ausgeprägt. Sie verläuft 
hier von Kuttenplan und Plan südlich über Truss, Wiedo- 
witz, Sinzendorf bis gegen Juratin, von dort zurück über 
Damnau und Pawlowitz gegen Schlief und von hier stets 
Dordostwärts gegen Dörflas, 8 an Leskau und Neumarkt 
vorbei gegen Kutsch, Prasles und zwischen Luditz und 
Chiesch hindurch zum Duppauer Basaltgebirge bei Stadt- 
höfen. Hier geht das Gebirge meist unmerklich in das Wellen- 
land des mittelböhmischen Urschiefergebirges über. 

Im allgemeinen Bau des Gebirges ist der schroffe Auf- 
stieg aus der Senke der Eger besonders auffallend. Der 
westliche Auslaufer, der sog. Kaiserwald, ist der höchste 
Theil des Gebirges, von welchem es nordwärts in die Ge- 
gend von Tepl und Karlsbad, aber besonders in südöstlicher 
and östlicher Richtung ganz allmälig abdacht Es verhält 
sich also das Karlsbader Gebirge gerade entgegengesetzt wie 
das Erzgebirge, welches gegen Südosten, nach Böhmen zu. 
steil abstürzt, hingegen nordwestwärts sanft abfällt ; während 
das Karlsbader Gebirge seinen steilen Abfall nach Nord- 
westen, das allmälige Verflachen gegen Südosten gerichtet 
hat Beide Gebirge ergänzen sich daher gewissermassen zu 
einer Welle, die durch das Egerthal in zwei Flügel zerlegt 
wurde. Der südliche Flügel ist das Karlsbader, der nörd- 
liche Flügel das eigentliche Erzgebirge. Bei Königsberg und 
Maria Kulm hängen beide Gebirgstheile am deutlichsten zu- 
sammen. 

Dass beide Gebirge demselben Systeme f angehören und 
mit einander zusammenhängen, hat, wie erwähnt, schon Zippe 
angedeutet*) und A. E. Reuss näher dargelegt.**) Hiemit 
war in der geologischen Auffassung des Karlsbader Gebirges 
ein bedeutender Fortschritt erzielt, nachdem schon vordem 
die Kenntniss des geognostischen Aufbaues desselben von 
einer ganzen Reihe namhafter Forscher gefördert worden 
war. Der Weltcurort Karlsbad musste ja die besondere Auf- 
merksamkeit der Fachleute den geologischen Phaenomenen 
zuwenden, welchen er seine ganze Existenz verdankt. Daher 
gehört der östliche Theil des Gebirges in der weiteren Um- 



*) Sommer's Böhmen. VI. Bd. 1838, pag. V. 
**) Geo^nosU Beschr. d. Eger. Bez., 1852, 1. c. 



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256 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystera. 



gebung von Karlsbad zu den Gegenden Böhmens, welche 
seit der Kindheit der Geologie immer und immer wieder 
zum Gegenstande von Untersuchungen gemacht worden sind. 
Bewährte Forscher, wie Klaproth, *) Leop. v. Büch, **) 
F. A. Reuss (Vater),***) HosEB,t) v. Struve, BERZELius,ft) 
betheiligten sich an der Lösung der Quellenfrage und der 
Erforschung der geognostischen Beschaffenheit des Karlsbad 
umgebenden Gebirges. In letzterer Hinsicht hat sich ein an- 
erkennenswerthes Verdienst namentlich J. W. v. Goethe er- 
worben, dessen Antheil an der Durchforschung des Gebir- 
ges fft) besonders hervorgehoben zu werden verdient, als 
Beleg des wahrhaft bewunderungswürdigen Umstandes, dass 
der grosse Dichter in gleicher Weise wie die Höhen der 
Poesie, auch die Tiefen der Wissenschaft zu umfassen be- 
strebt war. K. v. Hoff *f) brachte 1825 zuerst die Lage 
der Quellen in Beziehung zu den geologischen Verhaltnissen 
und B. Cotta **f) erläuterte ihr Verhältniss zu einem Horn- 
steingange. E. R. v. Waknsdobff ***f ) veröffentlichte 1846 
und 1855 zwei Arbeiten, welche einige irilhümliche Annah- 
men v. Hofps richtig stellten und eine wesentlich selbst- 
ständige Auffassung der geologischen Verhältnisse zum Aus- 
druck brachten. Diese Forscher sind die einzigen, welche 
bis zur Mitte unseres Jahrhundertes über die Beziehungen 
der Karlsbader heissen Quellen zu den geognostischen Ver- 
hältnissen sich zu selbständigen, begründeten Ansichten auf- 
geschwungen hatten. Jedoch erst v. Hochstetter erforschte 
das ganze Terrain genau f*) und entwickelte eine Quellen- 

*) Chem. Untersuchung d. Mineralquellen zu Karlsbad. Berlin 1790. 
**) Beitrag zu einer mineral. Beschreib, der Karlsbader Ogend. 
Freiberger Bergmann. Journal. V. 1792. 

***) Mineral. Bemerk, auf einer Reise nach Karlsbad. Berlin. 1795. 
7) Beschreibung von Karlsbad. Prag, 1797. 

ff t Untersuchungen der min. Wässer von Karlsbad, Teplitz und 
Königswart. Leipzig, 18'<J3. 

ttf) Abhandl. zur Kenntniss der bohm. Gebirge von und um 
Karlsbad. Karlsbad. 18U7. — Leonharde Jahrb. f. Mineral, etc. 1807. — 
Sämmtl. Werke. Cotta'sche Ausg. 40. Bd., pag. 12^ ff. 

*jj Geognostische Bemerkungen über Karlsbad. Gotha 1825. 

**t) Leoni i. X. Jahrb. J83', pag. 253. 

***f) Einige Bemerkungen über die Granite von Karlsbad. Leon- 
hard'» uud Bronns N. Jahrb. j846, pag. 385. — Bemerkungen über geo- 
gnostische Verhaltnisse Karlsbads. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., VI., 1855, 
pag. 88. 

j" Aufnahmen der k. k. geol. R.-A. 1855. — Jahrb. VI., 1855, 
p. 906—7. — Ibid. VII., 1856, pag. 316 IL — Karlsbad, die geognost 
Verhaltnisse seiner Umgebung und seine Quellen. Karlsbad, 1856. 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. 257 



theorie , *) welche er zwei Decennien später an einem 
neuen Aufschlüsse durchaus bestätigt fand.**) Das schönste 
Lob für die Resultate Hochstettens beruht darin, dass 
weder A. E. Reuss***) 1862, noch G. C. Laube f) 1884 
Veranlassung hatten, denselben Wesentliches beizufügen und 
anderer Meinung zu sein. Allerdings C. F. NAUMANNtt) ver- 
mochte Hochstetter'S Ansichten nicht in Allem beizu- 
stimmen, 

Ebenso wie im nördlichen Theile des Gebirges konnten 
sich die unter Hochstetter'S Leitung im J. 1854 und 18f>5 
vorgenommenen Aufnahmen der k. k. geol. Reichsanstalt fff) 
auch im südlichen Gebirgstheile auf eine Anzahl älterer Vor- 
. arbeiten stützen. Einen Theil des Karlsbader Gebirges hatte 
Leop. v. Buch auf der Kreibich'schen Karte des Elbogener 
Kreises geognostisch colorirt, und eine weitere Einzeichnung 
hatte Zippe vorgenommen *f) Eingehende Untersuchungen 
haben sich eigentlich nur auf den südlichsten Theil des 
Gebirges, nämlich die Umgegend von Marienbad, beschränkt, 
welcher Curort in ähnlicher Weise wie Karlsbad zu geolo- 
gischen Untersuchungen herausforderte. 

Unter den ersten Erforschern der Umgebungen des 
Bades ist neben dem älteren Reuss **t) wieder J. W. von 
Goethe zu nennen ,***f) der durch seine Gesteinszusammen- 
stellungen allenfalls anregend wirkte. Strenger wissenschaft- 
lich sind die Arbeiten von Gutbier,t*) Cotta,!**) Kapp,| ***) 



*) Sitzber. der math. naturw. Cl. Kais. Akad. Wien, XX, 18ötf. 
pajr. 13-36. 

••i Denkschrift. Kais. Akad. Wien, XXXIX. Bd., 1878. 

*•*) Karlsbad, Marienbad, Franzensbad und ihre Umgebung vom 
luturhlst. u. medicin.-gesclüchtl. Standpunkte. Prag, 1862. 

t) Geolog. Excursionen im Thermalgebiete des nordwestl. Böh- 
mens. Leipzig, 1884. 

tt) Ueber den Granit des Kreuzberges bei Karlsbad. Leonhard'«* 
xl Geinitz' N. Jahrb. etc. 1866, pag. 146-180. 

ttt) Jahrb. d. k. k. geol. B.-A. VI. 1855, pag. 801. — Ibid. VII., 
1856, pag. 316. - Ibid. pag. 382. 

•fi Elbogener u. Pilsener Kreis. Text in Sommer 's Böhmen. Bd. 
VL und XV. 

•*f) Marienbad, physikalisch, chemisch und medicinisch geprüft 
und dargestellt Prag, 1818. 

**'t) Werke, Cotta'sche Ausg. 40. Bd., pag. 238 fT. 

f) jn Heidler's „Pflanzen u. Gebirgsarten von Marienbad" etc. 
Prag, 1837. 

t") Leonh. u. Bronn's Neues Jahrb. etc. 1838, p. 529. 
f ***) Die Quellenregion v. Marienbad. Leonh. u. Bronn's N. Jahrb. 
«tc. 1840, p. 338. 

Kaiztr, Geolog!« ron Böhmen. H 



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258 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Klipstein,*) Ä. E.Reuss,**) C. Kersten***) und besonder» 
E. R. v. Warnsdorfs!) welche mit grösstem Lob erwähnt 
werden müssen. 

Einige der oben schon citirten neueren Publicationen 
beziehen sich ebenfalls auf den Marienbader Theil des Ge- 
birges. Zu denselben gesellt sich ferner eine erwähnens- 
werthe petrographische Studie H. B. PATTONS.ft) 

Seiner Oberftäclicngestaltung nach erscheint das Karls- 
bader Gebirge als ein Hochland, das nur von verhältniss- 
massig wenigen auffallenden Hochpunkten überragt wird. Der 
südwestliche Gebirgstheil, der Kaiserwald, bildet einen mäch- 
tigen, breiten, nördlich von Unter Sandau und Königswart 
von West nach Ost gestreckten Rücken, von welchem klei- 
nere Bergzüge nach Norden und Südosten auslaufen. Er 
erhebt sich namentlich vom Egerlande aus schroff bis zu 
seinen höchsten Kuppen, dem Judenhauberg und der Glatze 
die nicht nur die höchsten Punkte des Kaiserwaldes (987 m) r 
sondern überhaupt des ganzen, von hier gegen Nordosten 
allmälig abdachenden Karlsbader Gebirges sind. 

Eines der erwähnten Nebenjoche trennt sich vom Glatz- 
berge los und erstreckt sich in südöstlicher Richtung bis 
zum Filzhübelwalde, wo es sich westlich gegen das Auscha- 
thal senkt, während ein Zweig davon als Marienloh-, Reh- 
knok- und Darnwald nahezu in südlicher Richtung über 
Marienbad fortsetzt. 

Nord- und westwärts erstreckt sich von dem Haupt- 
joche des Kaiserwaldes bei sanfter Abdachung bis zum Fal- 
kenauer Becken, zum Theil auch bis über die Eger hinweg 
und zum Egerlande eine Berggruppe, welche durch einige 
Thaleinschnitte ebenfalls in mehrere Theile getrennt wird, 
die besondere Namen führen. So verläuft zwischen dem 



*) Geognost. Beobachtungen über die Umgeh, von Marienbad. 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., IL, 1861. 

**i Einigt? Zweifel über die Altersverschiedenheit der Granite von 
Marienbad. Leonh. u. Bronn's N. Jahrb. It44, j>. 129 ff. 

***) Die ehem. Zusammensetz, der Feldspathe der Granite sowie an- 
derer Gebirgsarten v. Marienbad. Leonh. u. Bronn s N. Jhb. 1845, p. 646 fT. 

f ) Geognost. Erinner. an Marienbad. Leonh. u. Bronn's N. Jahrb. 
1844, p. 409 fT. — Beitrage zur geolog. Kenntnis» von Marienbad und 
Karlsbad. Ibid., 1861, pag. 769 ff. — Geognosie von Marienbad. In Kratz- 
marin's N. Kührer in u. um Marienbad. 1854. 2. Aull. 1862. 

ff) Die Serpentin- u. Amphibolgesteine nördlich von Marienbad 
in Böhmen. Tscherniak's Mineral, und petrogr. Mittheil. N. F. IX. Bd. 
1888, pag. 89-144. 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Oberfläche. 259 



Gross Uebaubache und dem Lobsbache gegen Frohnau, 
Ebmeth und Steinbach der vom Dürrnberge und Knokberge 
bei Lauterbach (856 m) verhältnissmfissig bedeutend über- 
ragte Zankwald (6(59 m). Ferner zwischen dem Gross und Klein 
Uebaubache der Stock des 'Wöhrberges bei Wöhr (735 m) 
mit Ausläufern gegen Schönlind, Tiefengrün und Liebau. 
Endlich ein drittes Nebenjoch umfasst den Steinknokberg 
bei Schönficht (727 m) und den Arbersberg bei Miltigau, 
und senkt sich westwärts bis zum Egerlande hinab. An die 
zwei letztgenannten Berggruppen schliesst sich nordwestlich 
die relativ viel niedrigere Gruppe des Urthonschiefers um 
Königsberg an mit dem Kocher (521 m) und den Höhen 
des Steinbacher Revieres, wozu auch noch die Berggruppe 
von Maria Kulm mit dem Mariahilf Berge (567 m) am linken 
Egerufer zu rechnen ist, die geologisch und orographisch 
noch diesem Gebirgszuge angehört. 

Der Kaiserwald ist ein von tiefen Thälern und Wasser- 
rissen durchfurchtes Gebirge von eigenartiger, durch einen 
grossen Wechsel der Formen ausgezeichneter Oberflächen- 
gestaltung. Es hängt dies mit dem geognostischen Aufbaue 
aufs Innigste zusammen. Es bildet nämlich im Kaiserwalde 
Granit den centralen Gebirgsstock, mit welchem die Axe 
desselben zusammenfallt und von welchem die krystallini- 
schen Schiefer allseits abfallen. Aber eben der empordrin- 
gende, den Schiefermantel hebende Granit hat diese Hülle 
zum Theil zertrümmert, vielfach verworfen, sie auch über- 
deckt, so dass die Schiefergebilde, wie Jok£ly sagt, in ihm 
Fragmente und Schollen bilden, „gleichsam wie in einen 
Teig eingeknetet und in verschiedenen Richtungen daraus 
hervorragend, oder sie erscheinen in mehr minder ausge- 
dehnten Lappen als Decken dem darunter ausb eissenden 
Granit aufgesetzt. Hieraus ergibt sich eine seltsame Combi- 
nation von Bergformen, die nur aus solch* einem unregel- 
raässigen Zusammenvorkommen von Gebirgsarten hervor- 
gehen kann. In den Thälern zeigen sich schroff abfallende 
Granitgehänge, theils mit sanft gewellten oder ganz flachen 
Schieferrücken, theils aus Granitmassen hervorragende Grate 
zerborstener Schieferschollen, oder es enthält der plateau- 
förmig geebnete Theil einer mehr zusanimenhängenden Schie- 
lerhülle einzelne aufgesetzte Granitkuppen, nicht selten um- 
säumt von einem Trümmerkranz oft kolossaler Blöcke". 
Dies alles zeigt sich besonders auffällig in den tiefei ngenagten 
Thälern des Liebaubaches, der sich, vermehrt durch den 

17* 



Ul 



2()0 I- Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem. 



sog. Schinderbach, unterhalb Königsberg in die Eger ergiesst. 
des Kneibelbaches (oder Leibenbaches), der bei Tippessen- 
reuth in die Wondreb mündet, bei Königswart, Amonsgrün. 
Markusgrün (bei Miltigau) usw. 

Aehnliche Verhältnisse herrschen auch in dem nörd- 
lichen Gebirgstheile, in der weiteren Umgebung von Karlsbad, 
welcher durch die Höhen von Einsiedl, Sangerberg und 
Lauterbach mit dem Glatzer und Perlsberger Revier des 
Kaiserwaldes zusammenhängt. Die Oberfläche ist im Ganzen 
genommen ebenfalls einförmig und zeigt nur wenige für das 
Auge anziehende Ilöhenpunkte. Jedoch vom Egerthale aus, 
welches weit genug ist, um einen beträchtlichen Theil der 
Abdachung des Gebirges zu überblicken — eben so wie im 




Fig. 55. K&ilabad. 



Norden beim Erzgebirge — bieten die sich an und über 
einander drängenden runden Kuppen und zackigen Felsen, 
welche sich zumeist um einige hochanstrebende mächtige 
Berghäupter schaaren, einen sehr schönen Anblick. Hier, 
vom Egerthale aus zwischen Elbogen, Karlsbad und Schlak- 
kenwerth, erscheint das Karlsbader Gebirge recht bergig. 
Minder grossartig ist der Eindruck des Gebirges von der 
Eger oberhalb Elbogen, weil hier die Berge in die Ferne 
gerückt sind und die ziemlich einförmige Contour des Hoch- 
rückens mehr zur Geltung kommt. Das Egerthal bietet dorf. 
wo der Fluss zwischen grotteske Felsmassen eingeengt, sich 
in manigfachen Windungen hinschlängelt, eine Anzahl sehr 
romantischer Partien. In dieser Hinsicht geniessen die Umgeb- 
ungen von Karlsbad (Fig. 55.), Wildenau und Elbogen einen 



uiymzeu uy 



Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader (iebir^e. — Oberflücbe. 261 



wohlverdienten Ruf. Es erheben sich hier Felsgehänge in 
pittoresken, klippigen, zerrissenen Massen und merkwürdigen 
Formen zu beiden Seiten oft unmittelbar aus dem einge- 
engten Flussthale. Berühmt sind vorzüglich die abenteuer- 
lichen Gestalten der Heilingfelsen zwischen Elbogen und 
Karlsbad. (Fig. 56.) 

Von dem Hochrücken des Kaiserwaldes und seiner 
nordöstlichen Fortsetzung bis über Karlsbad hinaus, senkt 
sich das Gebirge südostwärts, gegen das mittelböhmische 
Urschiefergebirge zu, ganz allmälig, indem die Bergrücken 
immer ausgedehnter und flacher werden. Zwischen Weseritz 
und Leskau ist eine oro- 
graphische Grenze zwischen 
beiden Gebirgen nicht vor- 
handen. Die Contouren des 
Karlsbader Gebirges sind 
hier, im Süden des Tepler 
Gebirgstheiles, ziemlich ein- 
förmig, ähnlich wie im an- 
grenzenden Urschiefergebir- 
ge. und auch nördlich, im 
Westen von Theusing und 
Schönthal , vermitteln von 
Einsiedl , Sangerberg und 
Petschau her nur breite, 
gross- und flachwellige Ge- 
birgsrücken die Verbindung 
mit dem Kaiserwalde. Durch 
die dem Gebirge aufgesetz- 
ten jüngeren eruptiven Kup- 
pen erlangen jedoch einzelne Theile immerhin ein bergiges 
Aussehen, zumal im nordöstlichen Gebiete, wo eine Anzahl 
bedeutender isolirter Vorberge des Duppauer Basaltgebirges 
die Oberflächengestaltung des Karlsbader Gebirges sehr be- 
einllusst. So erscheint die Gegend von Neumarkt gegen 
Theusing zu vom östlichen hohen Flachlande aus bedeutend 
bergig. 

Es ist überhaupt zu beachten, dass das vom östlichen 
Theile des Gebirges gesagte nur für dessen Oberfläche Gil- 
tigkeit hat. Vom Grunde der zahlreichen, zum Theil tief 
eingeschnittenen Thäler erscheinen die Gehänge wie Berge 
und das Auge erfreut sich an anmuthigen Landschaftsbildern 
mit einem gewissen Gebirgscharakter. Dasselbe gilt von dem 




Fig. 56. Hjuii Helllngfelien an der Kger 
bei Elbogen. 



202 I- Archaeische Orupjx'. — Uiyneiss- und Ursehiefersystem. 



südlichen Abfalle des Gebirges in die Niederung von Plan 
und Kuttenplan. 

Der geoynostische Aufbau des Karlsbader Gebirges Iässt 
sich im Allgemeinen wie folgt zusammenfassen. In der süd- 
östlichen Grenzzone um Leskau. Neumarkt, Luditz und 
Theusing herrscht Glimmerschiefer, an welchen sich 
weiter westlich von Plan und Michelsberg bis zum Duppauer 
Basaltgebirge bei Buchau eine in der Theusinger Gegend 
sehr verengte Gneisszone anschliesst. Auf diese folgt von 
Plan über Tepl, Einsiedl, Schönthal bis gegen Buchau ein«.- 
Hornblendeschieferzone, welche sich an die von 
Marienbad, Königswart und Unter Sandau über Petschau 
und Elbogen, Engelhaus und Karlsbad hinaus erstreckende 
Granitmasse des Gebirges anschmiegt. Diese nun wird in 
der Gegend von Schlaggenwald, Schönfeld und Lauterbach 
von Gneiss, weiter westlich gegen Kirchenbirk von Glim- 
merschiefer und endlich um Königsberg vonPhylliten 
überlagert. Dieser westlichste Theil schliesst sich zwar dem 
Karlsbader Gebirge orographisch an, ist jedoch auch mit 
dem eigentlichen Erzgebirge geologisch deutlich verbunden. 

Der Gneiss des Karlsbader Gebirges ist von sehr 
schwankender Beschaffenheit, jedoch ist Zweiglimmer- und 
Biotitgneiss am meisten verbreitet. Im Tepler Gebiete sind 
Gneissfelsen eine Seltenheit, und verschuldet die leichte Ver- 
witterbarkeit des Gesteines allenfalls die eintönige flach« ■ 
Oberflächengestaltung dieses Gebirgstheiles. In der Planer 
Gegend ist der Gneiss stellenweise sehr glimmerreich, in 
Glimmerschiefer übergehend. Dasselbe ist an der Glimmer- 
schiefergrenze überall wahrzunehmen. Ueberhaupt wird der 
Charakter des Gneisses durch die häufigen Einlagerungen 
anderer Gesteine sehr beeinflusst. Leider sind nähere petro- 
graphische Untersuchungen in diesem Theile Böhmens nocli 
nicht vorgenommen worden. 

Das östliche Gneissgebiet des Karlsbader Gebirge < 
zerfallt in zwei Hauptstrecken: die eine von Plan und Mi- 
chelsberg gegen Neumarkt und Theusing, die andere süd- 
östlich von Buchau. Beide sind durch Ausbuchtungen und 
Bänder in der Theusinger Gegend mit einander verbunden 
An die südliche Erstreckung schliessen sich einige isolirl>- 
Gneissschollen an. 

Zwei solche Schollen breiten sich gleich SSO von Plan 
aus : die eine um das Dorf Thein ist in halbmondförmiger 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Gneiss. 263 



Gestalt gegen Ottenreuth und Hohenzetlisch ausgedehnt, die 
andere bildet zwischen Trus, Pawlowitz (an der Basis) und 
Sinzendorf (an der Spitze) ein schmales Dreieck. 

Die Grenze der grossen zusammenhängenden Gneiss- 
partie verläuft im Allgemeinen von Plan über Zaltau, Hohen- 
jamny, an Leskau vorbei über Patzin, Krips, W an Neumarkt 
vorbei gegen Witschin, Dobrawod westlich über Besikau 
hinaus und von hier zurück über Zeberhisch, Hermannsdorf, 
Nesnitz, Schrikowitz, Domaschin über Michelsberg hinaus 
bis Waschagrün, wo eine schmale Amphibolschieferzunge 
nordostwärts bis Fürwitz und Hurz (N" von Leskau) in den 
Gneiss eingreift. An dieser Zunge wendet sich die Grenze 
des Gneisses gegen Plan zurück. 

Von den isolirten Partien, die sich an diese zusammen- 
hängende Gneisserstreckung westlich anschliessen, ist die 
Insel südlich von Tepl die grösste. Sie breitet sich zwischen 
Tepl, Prosau, Weserau und Deutsch Borau aus. Die Gneiss- 
partien X von Tepl in der Richtung gegen Landeck, dann 
SO von der Stadt zwischen Stift Tepl und Hermannsdorf 
bilden nur bandartige Inseln im Bereiche des Hornblende- 
schiefers. Viele andere Gneisseinlagerungen zwischen Tepl, 
Theusing und Einsiedl können ihrer geringen Ausdehnung 
wegen nicht besonders ausgeschieden werden. Der Gneiss 
ist im Allgemeinen schuppiger Zweiglimmergneiss, in wel- 
chem sich gegen Stift Tepl zu nach v. Hochstetter Lager 
eines porphyrartigen Gneisses mit dicken Feldspathkrystallen 
einfinden. 

Die nordöstliche grössere Gneisspartie breitet sich zwi- 
schen Pohlem, Buchau und Luck aus. Gegen die Glimmer- 
schiefer der Luditzer Gegend ist die Grenze nicht scharf zu 
bestimmen. Sie bewegt sich zwischen den Ortschaften Poh- 
lem, Knönitz, Sichlau. Südlicher sind die Grenzverhältnisse 
ziemlich verwickelt, indem der Gneiss zwischen Uitwa und 
Theusing zwischen Glimmerschiefer und Hornblendegesteinen 
zunächst eine Einlagerung bildet, die im Osten an Theusing 
heranreicht, von hier nordwärts über Schönburg gegen Go- 
schowitz, dann über Külitz und Schwinau hinaus sich er- 
streckt. Von dieser Hauptmasse entsendet sie südwärts über 
Uitwa einen Lappen und eine lange zungenartige Ausbucht- 
ung von Schönburg an Theusing vorbei gegen Poschitz. An 
diese Gneissscholle reihen sich westwärts einige untergeord- 
nete Einschaltungen, die grössten W von Böhm. Borau (A r 
von Tepl) und um Proles (N von Uitwa). 



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2tf4 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem,, 



In den westlichen Theil des Karlsbader Gebirges 
streicht der Gneiss aus dem Böhmischen Walde von Neu« 
metternich, Siehdichfür, Schanz und Klemensdorf zwischen 
der Königswarter und Marienbader Eisenbahnstation herüber 
an den Fuss des Kaiserwaldes und entsendet südostwärts an 
Auschowitz vorbei bis gegen Unt. Gramling N von Kuttenplan 
einen Auslaufer, der sich im Süden an den Kuttenplaner 
Granit anlehnt, im Norden in die Hornblendeschiefer des 
Tepler Gebirges übergeht. Auch östlich von Marienbad vom 
Ausgange des Hamelikathales gegen Abaschin zu herrscht 
feinschuppiger Gneiss mit Uebergängen in Glimmerschiefer. 
Hin und wieder enthält er Granatkörner und Talkausscheid- 
ungen. Der westliche und nordwestliche Abhang des Harne- 
likaberges selbst, der sog. Kreuzberg, besteht aus Biotitgneiss,. 
der sich von hier nach v. Warnsdorff über den Fuss des 
Darnberges zum Hammerhofe ausbreitet und in einer schma- 
len Zunge im Schneidthale verfolgt werden kann. Der Gneiss 
ist durchwegs deutlich geschichtet, die Schichten verschie- 
denartig gestaut, in der Granitnähe oft steil aufgerichtet. Er 
ist meist sehr verwittert und wird häufig von Quarz und 
Hornsteingängen mit Rotheisenstein, Pyrolusit, Manganit und 
Braunit in der Richtung St. 11 — 12 durchsetzt. Einen da- 
durch interessanten Amphibolgneiss, dass er mit dem Ser- 
pentin des Filzhübeis in unmittelbarer Berührung steht, hat 
Patton beschrieben. Er zeigt wie die übrigen Gneisse de? 
Gebietes einen raschen Wechsel seiner Zusammensetzung. 
Im Wesentlichen besteht er aus Orthoklas, Plagioklas, Quarz, 
viel Hornblende und Biotit (in theilweiser Umwandlung in 
Chlorit). Nicht selten ist Epidot vorhanden, ferner accesso- 
risch Titanit, Apatit, Magnetit, Granat. 

Am Fusse des Kaiserwaldes bei Schanz und Altwasser 
enthält der Gneiss (nach F. Löwl Glimmerschieferl) viele 
Einlagerungen von Quarzit- und Graphitschiefern, und über- 
haupt soll der Gneiss nach Jokely am Gontact mit Granit, 
und an Uebergängen in andere Schiefergesteine stellenweise 
eine graphitschieferartige Beschaffenheit annehmen. 

Von Königswart lassen sich gneissartige Gesteine in 
isolirten Partien nordwestwärts gegen Amonsgrün und Schön- 
ficht über das Plateau des Kaiserwaldes verfolgen. Von 
Schönficht und Roggendorf erstreckt sich eine Gneissinsel 
ostwärts bis gegen das Unter Perlsberger Forsthaus. Weiter 
nördlich erst liegt dem Granite eine grosse, mehr zusammen- 
hängende Gneissscholle (nach Löwl z. T. Glimmerschiefer) 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebinre. — Glimmerschiefer. 265 



auf, die im Norden bei Grün an das Falkenaüer Tertiär- 
becken heranreicht, über Schwand und Lobs südwestwärts 
bis Kirchenbirk, Reichenbach und Schönlind sich ausbreitet, 
dann weiter ihre südliche Grenze S an den Waldhäusern 
und Oehrlich vorbei nach Ober Tiefenbach, Müllersgrün und 
Wasserhäuseln wendet, und im Osten an Leimgruben und 
Ober Trossau hinanreicht. Von hier verläuft die nördliche 
Gneissgrenze N von Töppeles über die Tepl durch das 
Waldgebiet nördlich von dem Dorfe Poschitzau und der 
Porzellanfabrik gegen Nallesgrün. Hierauf wendet sie sich 
W an Dreihäuser vorbei in einem Halbkreise gegen Schön- 
feld und verläuft von hier über Lauterbach westlich vom 
Lobsthale und ziemlich parallel mit ihm zurück zum Tertiär- 
lande bei Grün. 

In diesem ausgedehnten Gneissgebiete, welches nament- 
lich die weitere Umgebung von Schlaggenwald einnimmt, 
als auch besonders in den südlicheren kleinen Gneisserstreck- 
unjren ist der Gesteinscharakter des Gneisses eben so wie 
in der östlichen Gneisszone des Gebirges sehr wechselnd, 
was zunächst durch die zahlreichen Einlagerungen fremder 
Gesteine und die Uebergänge in dieselben, dann durch auf- 
fallend hervortretende accessorische Gemengtheile und end- 
lich wohl nicht zum Geringsten durch den metamorphosi- 
renden Einfluss des Granites verursacht ist. 

Im Allgemeinen herrschen Zweiglimmer- und Biotit- 
gneisse vor, von welchen dasselbe gilt, was weiter unten von 
den Gneissen des eigentlichen Erzgebirges gesagt werden 
wird. Accessorisch führt der Gneiss des westlichen Karls- 
bader Gebirges oft Granaten, dann zumal an der Granit- 
grenze mehr minder zahlreich eingestreute, aber stets nur 
sehr kleine Krystalle von Andalusit und auf Klüften in filz- 
artig verworrenen Aggregaten ein sillimanitähnliches Mineral 
(Buchholzit?). Gegen den Glimmerschiefer zu wird der 
Gneiss feldspatharm und glimmerreich und in die Horn- 
blendegesteine zeigt er durch Aufnahme von Amphibol 
Uebergänge. 

Glimmerschiefer ist im Karlsbader Gebirge eben- 
falls in zwei Hauptpartien verbreitet, einer östlichen und 
einer westlichen. 

Die östliche grosse Glimmerschiefermasse lässt sich 
im Allgemeinen wie folgt umgrenzen : Beginnend 0 von Plan 
verjäuft die Grenze über Gstom, S an Leskau vorbei über 



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!• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Harlosee und Russin N an Weseritz vorüber gegen Jemet- 
schen und weiter nordostwfirts an Kutsch, Krasch, Wilke- 
schau, Prassles vorbei gegen Schaub, Kolleschau, Sahorsch, 
überschreitet zwischen Luditz und Ghiesch den Schmelka- 
bach, wendet sich dann nordwestwärts gegen Stadthöfen 
und von hier westwärts gegen Passnau. Weiterhin nimmt 
der Grenzverlauf mehr südliche Richtung an und lässt sich 
durch die Orte Maroditz, Lintsch, Zobeles, und südlich vom 
Schmelkabache : Lachowitz, Polliken, Besikau, Dobrawod, 
Witschin bezeichnen, wo er gegen Osten eine Einbuchtung 
macht und W von Neumarkt gegen Krips und von hier 
weiter über Patzin. Hohenjamny und Zaltau zurück zum 
Ausgangspunkte bei Plan hinzieht. Es verbreitet sich also 
der Glimmerschiefer zwischen Neumarkt, Luditz und Theu- 
sing sehr ansehnlich, während von Neumarkt südwestwärts 
über Leskau gegen Plan nur eine schmale Zunge ausläuft. 

Natürlich hat die angegebene Umgrenzung nur im All- 
gemeinen Geltung, weil das Gestein nach oben und unten 
durch allmälige Uebergänge mit den übrigen Gliedern der 
krystallinischen Schieferreihe einerseits des Karlsbader-, an- 
derseits des mittelböhm. Urschiefergebirges verknüpft ist. 
Es tritt hier der Glimmerschiefer eben so wie im Nordende 
des Böhmischen Waldes als regelmässiges Mittelglied zwi- 
schen Gneiss im Liegenden und Phylliten im Hangenden auf. 

Im westlichen Flügel des Karlsbader Gebirges ist 
Glimmerschiefer in der Gegend voa Wöhr, Schönbrunn. 
Tiefengrün, Kirchenbirk, Ruditzgrün 'und Prösau verbreitet. 
Er entwickelt sich hier allmälig aus Gneiss beiläufig in der 
Grenzzone von Tiefengrün, Reichenbach, Steinbach gegen 
Prösau, und ist ebenso wie der Gneiss von sehr schwan- 
kender petrographischer Beschaffenheit, weil er wie jener 
sehr häufig von Granit unterbrochen wird, oder vielmehr 
nur viele Schollen bildet, die theils im Granite zu stecken 
scheinen, theils ihm aufliegen. In Folge dessen steht er 
allerorts mit Granit in Contact und hat überall durch Ein- 
wirkung desselben Umwandlungen erfahren, die ihn häufig 
gneissähnlich machen. Typisch entwickelt ist er selten. 

Auch den Urthonschiefer von Königsberg und Maria 
Kulm im westlichsten Ausläufer des Gebirges an seiner Ver- 
bindung mit dem Erzgebirge begleitet an der östlichen 
Grenze Glimmerschiefer. In der südlichen Partie erstreckt er 
sich zwischen Mülln und Liebau südwärts gegen Miltigau und 
Schönficht als Streifen längs des Granites. Weiter nördlich 



Das Erzpebirjre. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Hornblemleprest. 267 



tritt eine kleine Partie um Schaben auf, und am linken Eger- 
ufer breitet er sich zwischen Dassnitz, Kloben, Maierhöfen 
und Reissengrun aus. Hier wird er im Osten von den Ter- 
tiärgebilden des Falkenauer Beckens bedeckt. 

In beiden Gebirgstheilen ist der Glimmerschiefer zu- 
meist dickschieferig, grobschuppig, führt vorwaltend braunen, 
und nur ausnahmsweise, wie z. B. \V von Klobon in der 
hier zungenförmig in das Tertiärland eingreifenden Partie 
ausschliesslich weissen Glimmer. Oft ist der Glimmer talk- 
artig umgewandelt oder durch ein chloritisches Mineral er- 
setzt. Eine ziemlich häufige Erscheinung ist wie beim Gneisse 
(S. 26")) ein weisses oder gelbliches fibrolithahnliches Mineral 
(Buchholzit), welches besonders auf Kluftflachen hervortritt 
und stellenweise dieselben in filzartigen Aggregaten bedeckt. 
Accessorisch führt der Glimmerschiefer am häufigsten Gra- 
naten, in grösserer Anzahl bei Mühlpeint, Schönficht und 
Ruditzgrün, seltener Andalusit in kleinen Krystallen, ferner 
Araphibol und Turmalin, diesen besonders im Quarz, wel- 
cher das Gestein in Adern durchschwärmt oder Nester 
darin bildet. 

In der Granitnähe wird der Glimmerschiefer meistens 
feldspathreich und gneissähnlich, oder auch quarzitisch, wie 
bei Wöhr u. a. In dem ersteren Product der Contactmeta- 
morphose häuft sich der Glimmer (Biotit und Muscovit) oft 
in Knoten an, so dass eine Art Knotenschiefer entsteht, wie 
sie in Contacthöfen überhaupt häufig angetroflen werden. 
Untergeordnete Glimmerschiefer-Einlagerungen von minderer 
Bedeutung sind auch sonst ziemlich häufig zumal in der 
Granitnähe und in den Schieferschollen, welche dem Granite 
aufliegen. Oft befinden sie sich in bunter Wechsellagerung 
mit Gneiss und Hornblendeschiefern, z. B. S von Plan, bei 
Marienbad, Königswart, Unter Sandau, ebenso zwischen 
Einsiedl und Petschau im Centrum des Gebirges. 

Hornblendegesteine nehmen den mittleren Theil 
des Karlsbader Gebirges ein, welcher vom Granite gegen 
Michelsberg, Tepl und Theusing südostwärts abdacht. Sie 
sind vorwaltend als Amphibolschiefer, minder häufig als 
massiger Amphibolit entwickelt. Vielfach zerstückt, lagern 
sie dem Granite als Reste der ursprünglich wohl allgemei- 
nen Bedeckung auf. 

Die Südgrenze der Hornblendeschieferzone ist oben 
schon angegeben worden, da sie mit der Nordgrenze der 



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268 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- urul Crschiefersystem. 



(jneissschollen von Michelsberg, Theusing und Buchau zu- 
sammenfallt. (S. 263.) Von Böhmisch Borau und Procho- 
muth (bei Theusing) erstreckt sich nordostwärts über Goss- 
maul gegen Polliken und Theusing, und von hier weiter S 
an Goschowitz vorbei über den Schmelkabach hinaus bis JV 
von Zobeles eine schmale Amphibolschieferzunge, welche bei 
Gossmaul S von Theusing von einer kleinen Gneisserstreckung 
unterbrochen wird. Zwischen das Nordende dieser Zunge und 
die westlichere Hauptmasse des Hornblendeschiefers schiebt 
sich bei Kosslau Glimmerschiefer ein. 

Südlich von Plan bei Trus (Karolinengrund) in der 
schmalen Zunge zwischen Granit im Liegenden und den 
Phylliten des mittelböhmischen Urschiefergebirges im Hang- 
enden, trifft man in raschem Wechsel Amphibolite, Amphi- 
bolschiefer, Gneiss, Glimmerschiefer und granitische Gesteine. 
In dieses bunte Durcheinander erhalt man einen überrasch- 
enden Einblick im tiefen romantischen Thale des Schiada- 
baches bei Karolinengrund (0. G. Bruck S von Plan) und 
weiter abwärts nach seiner Verbindung mit der Mies im 
Thale dieses Flusses an den sehr schroffen Gehängen. Man 
findet hier nach v. Hochstetter in Wechsellagerang: 
Amphibolschiefer; schuppigen, körnigstreifigen, granitischen 
Augengneiss mit rothem Feldspath, besonders schön am 
Vorsprunge des Saberlohwaldes gegen Trus; kleinkörnigen 
Amphibolit ; Syenit : grob- bis feinkörnige Granite, besonders 
ausgezeichnet rothe Feldspathgranite (Pegmatite), welche bei 
Josefihütte von sehr feinkörnigen Amphiboliten (Dioriten?) 
in allen Richtungen gang- und netzförmig durchschwannt sind. 

Auf dem Plateau bei Wischezahn, Habakladrau usw. 
SO von Marienbad sind kleinkörnige Amphibolite verbreitet, 
die nach v. Hochstetter durch Granataufnahme häufig in 
Eklogit übergehen, den man am schönsten beim Stifte 
Tepl antrifft. Von da südlich auf dem Zuge von Pöken über 
die Borauer Höhe, Wischkowitz, den Lasurberg und Auber- 
berg gegen Kuttenplan und Plan werden die Amphibolite 
durch Hornblendeschiefer verdrangt und diese wieder im 
Hangenden bei Punau, Hetschigau und Michelsberg durch 
schuppigen Gneiss. Im Hohlwege von Plan nach Wascha- 
grün kann man besonders deutlich beobachten, wie die 
Amphibolschiefer der gegen Fürwitz und Hurz sich erstreck- 
enden schmalen Zunge fortwährend mit Gneiss wechsellagern, 
welch' letzterer immer mehr die Oberhand gewinnt, weiter 
ostwärts sehr quarzreich wird und endlich in Glimmerschiefer 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Hornblendesrest. 20>9 



übergeht. So bildet sich jene 2 — 4 hm breite Glimmer- 
schieferzone aus, die sich von Neumarkt über Leskau bis 
in die Nähe von Plan erstreckt. (Vergl. S. 266). An sie 
grenzt das mittelböhmische Urschiefergebirge an. (Fig. 57.) 

Die Nordgrenze der zusammenhängenden Homblende- 
schiefermasse verläuft dem Granit entlang von Taschowitz 
{XW von Buchau) südwärts, zwischen Buchau und Deutsch 
Killmes über die Strasse, wendet sich dann gegen Südwesten, 
streicht S an Gabhorn und N an Böhm. Killmes vorbei in 
die Petschauer Wälder, zieht südlich von Petschau nun in 
mehr östlicher Richtung gegen Sangerberg (JV), hält sich 
weiterhin eine Strecke zwischen der Strasse nach Königs- 
wart und dem Flossgraben, übersetzt diesen dann, um jedoch 
alsbald auf das rechte Ufer zurückzukehren und in einer 
Bucht bis in die Nähe von Rojau und Marienbad schart 
einzubiegen. 



I.atttrbtrrf Stichtlaherg Klnnhobtrg 



Wolftbtra 



Vff 



^f^e^tha! 

SO 




' 4SS / 

Fig. 57. Profil längt des MicheUber#er Hache* vom Plateau bei Habakladrau 

bla In' • Mieatbal. 

Nacb F. t. Hochitttttr. 

1 Horobl«nde«cbiefer 2 UrtboDtcblefcr. 3 Gneiss. 4 Glimmerschiefer, 't Kalkstein. 

6 Granit. 7 Basalt. 



Zwischen Marienbad und Königswart ist der Horn- 
blendeschiefer vielfach von Granit unterbrochen und durch- 
setzt. Er lehnt sich im Norden an das Südgehänge des 
Glatzeberges und setzt hier den plateau förmigen Theil, die 
sog. Mauthwiese, zusammen. Von hier erstreckt sich der 
Schiefer südwärts in der Richtung zum Haselhof und Schanz, 
von wo er sich — immer einige Hundert Meter östlich von 
der Eisenbahn — gegen Marienbad ausbreitet. 

Südlich von Marienbad stösst er im Auschowitzer Thale 
bis nahe an Unter Gramling mit Gneiss zusammen (S. 264), 
worauf um Kuttenplan bis Plan Granit die westliche Grenze 
bildet, und weiter südlich die Alluvien am rechten Ufer des 
Baches Hornblendeschiefer und Granit bedecken. 

SW vom Haselhof bildet Hornblendeschiefer eine Ein- 
lagerung von geringer Mächtigkeit im Gneisse und bei der 
isolirten Gneisspartie zwischen Königswart und Amonsgrün, 
als auch an seiner südlichen Grenze steht er mit Gneiss in 



270 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Wechsellagerung. Gegen den Granit der Glatze zu, d. h. 
gegen die Linie, die vom Jägerhause gegen das Königs- 
warter Badehaus in & IT- Richtung gezogen gedacht werden 
kann, wird der Hornblendeschiefer gneissartig und stellen- 
weise, wie z. B. auch auf der Mauthwiese, dicht, quarzreich, 
und graphitisch. 

Nördlich von Königswart in der Gegend von Roggen- 
dorf und Perlsberg und von hier ostwärts, gegen Petschau 
ist Hornblendeschiefer nur in zahlreichen isolirten Schollen 
und Inseln von verschiedener Grösse, dem Granit aufgelagert 
und gewissermassen in ihn eingebettet. 

In den Schiefern, als auch in den massigen Amphiboliten 
herrscht die dichte Amphibolgrundmasse, in welcher man 
in der Regel auch schon mit dem blossen Auge dunklen 
Glimmer in kleinen Schuppen und Feldspathkörnchen unter- 
scheiden kann, vor. In ihr liegen gewöhnlich grünlichgraue 
Amphibolkrystalle und meistens auch Plagioklaskörner ein- 
gesprengt. An der Grenze gegen Gneiss vermittelt der häu- 
figer auftretende Feldspath den allmäligen Uebergang des 
nun gncissarügen Homblendeschiefers in Gneiss, mit welchem 
jener übrigens geologisch untrennbar verbunden ist. Auch 
an der Granitgrenze macht sich der Feldspathreichthum des 
Amphibolschiefers sehr bemerkbar. 

Der Homblendeschiefer ist meistens dickschieferig, sel- 
tener dünngeschichtet. Accessorisch führt er nach Jokely 
in Partien und aderförmigen Verzweigungen oder als Ueber- 
züge auf Kluftflächen Granat und Pistazit, theils derb, theils 
krystallisirt, ferner Pyrit in Körnern und etwas Magnetit. 
Hochstetter erwähnt, dass zwischen Grün und Neudorf 
Strahlsteinschiefer und grossblätteriger Strahlstein mit Oligo- 
klas vorkomme. Chlorit- und Strahlsteinschiefer von hell- bis 
schwarzgrüner Farbe sind den herrschenden Amphiboliten 
untergeordnet an mehreren Stellen eingeschaltet, namentlich 
N von der Sangerberg-Einsiedler Strasse etwa 400 m bevor 
man die Rodabachbrücke erreicht, wo die beiden Schiefer 
an der Bachsohle wechsellagern. Der Brunnen beim Jäger- 
hause ist in diesen Schiefern angelegt. 

Die Amphibolgesteine um Marienbad wurden von H. B. 
Patton eingehend untersucht. Herrschend ist Hornblen- 
deschiefer, dessen Hauptgemengtheil Araphibol ist, wel- 
chem sich in untergeordneter Weise Feldspath, Zoisit, Epidot T 
Rutil oder auch Quarz zugesellen. Nimmt der Feldspath an 
Menge zu, so dass er als wesentlicher Bestandteil ange- 



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r 



Das Erzgebirge. — 1 . Das Karlsbader Gebirge. — Hornblendegest 271 



sehen werden muss, so entwickelt sich Feldspatham- 
phibolit, welcher häufig völlig massig erscheint. Ein ge- 
wöhnlich vorhandener accessorischer Gemengtheil ist Titanit 
in winzigen keilförmigen Krystälichen. 

Viel weniger verbreitet als diese beiden Haupt-Amphi- 
bolgesteine sind in der Marienbader Gegend einige andere 
Abänderungen. Epidotamphibolit, dessen Hauptmasse 
nebst Hornblende sich unter dem Mikroskop in ein Aggregat 
von Feldspath und Epidot auflöst und auch reichliche Pseudo- 
morphosen von Titanomorphit nach Rutil erkennen lässt, 
tritt etwa 100 m W von dem Amphibolitfels des Kalvarien- 
berges bei Sangerberg zu Tage. Er ist sehr grobkörnig, 
gabbroähnlich. Zoisitamphibolit, im Wesentlichen aus 
Hornblende und Zoisit mit accessorischem Feldspath be- 
stehend, kommt vorzüglich cca 200 m thalaufwärts von der 
an der Mündung des Schöpplbaches in den Rodabach ge- 
legenen Brücke, am linken Ufer des ersteren Baches, und 
weiter von dieser Brücke etwa 250 m gegen Sangerberg 
rechts von der Strasse vor. Hier stehen die entblössten Felsen 
einer in den Serpentin auskeilenden Amphibollinse an, die 
stellenweise in Zoisitamphibolit übergeht. Porphyrischer 
glimraerreicher Amphibolit wurde an der Stelle, wo 
die Neudorf - Lauterbacher Strasse den Leitenbach über- 
schreitet, angetroffen. An derselben Strasse nahe den sog. 
Sihützenhäuseln bei Neudorf liegt ebenfalls mitten im Gra- 
nite ein gebänderter Pyr ox en- Amphibolschi efer, 
der häufig zierliche Stauchungen seiner hellgrün und schwarz - 
gnin gefärbten Lagen zeigt. Eklogite, d. h. feldspathfreie 
Gesteine, welche wesentlich aus Omphacit und Granat be- 
stehen, neben Hornblende, Quarz, Cyanit, Zoisit oder Glim- 
mer, die gewisse Abänderungen bedingen, wurden an eini- 
gen Punkten bei Marienbad in Blöcken angetroffen. Am linken 
Ufer des Rodabaches S von Grün scheint er im oberen 
Thefle der hohen Felsen an der Strasse anstehend zu sein. 
Die Blöcke enthalten sämmtlich Granat, die zwischen der 
Schöpplmühle und der neuen Schleifmühle bei Einsiedl auch 
Disthen. Der Granat pflegt von kelyphitähnlichen Mänteln 
umhüllt zu sein, die gewöhnlich aus stengeligen, mit ein- 
ander verwachsenen Individuen von vorwiegender Horn- 
blende und Plagioklas bestehen, welche sich mit Vorliebe 
senkrecht zur Granatoberfläche stellen. Die Hüllen sind nach 
Patton keineswegs aus der Granatmasse entstanden. (Vergl. 
S. 170.) Dass diese Amphibolite sich aus einem erruptiven 



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272 !• Archaeische Gruppe. — Urprneiss- und Urschiefersystem. 



Massengesteine entwickelt haben könnten, ist zwar nicht aus- 
geschlossen, jedoch Hess es sich nicht näher begründen. 

Im Bereiche des Urthonschiefers im Westausläufer des 
Gebirges kommt ein wenig mächtiges Lager von feinkörni- 
gem Amphibolit am Gamilberge bei Konradsgrün vor. 

Ein weiteres sehr beachtenswerthes Gestein, welches 
sich am Aufbaue des Karlsbader Gebirges betheiligt und 
stets mit Amphiboliten in Verbindung angetroffen wird, ist 
Serpentin. Er beschränkt sich zwar auf die Zone der 
Hornblendegesteine im östlichen Gebirgstheile, erlangt hier 
jedoch zwischen Einsiedl, Sangerberg und Neudorf solche 
Ausdehnung, wie vielleicht nur in der Thalmulde von Krem? 
im Krumauer Granulitgebirge. (Seite. 171.) An diese grosse 
Serpentinmasse schliessen sich einige Schollen an, welche 
mit ihr einen Zug zusammensetzen, der von Marienbad über 
Einsiedl, Grün, Neudorf gegen Lauterbach verläuft. 

Die bezeichnete Hauptmasse des Serpentines erhebt 
sich über die Oberfläche des Gebirges in einem von SW 
gegen NO streichenden, über eine Meile langen Bergrücken, 
dessen höchste Punkte : der Wolfsteinberg 880 m und Haid- 
berg, die Umgebung weithin beherrschen. Der Rodabach 
durchbricht in einer Querschlucht diesen Serpentinrücken 
und theilt ihn in zwei Theile: die nördliche sog. Pfluger- 
haide und den südlichen Wolfsteinrücken. Dieser ist mehr 
zusammenhängend, während die Pflugerhaide aus getrennten, 
von Hornblendeschiefer umfassten Serpentinstücken besteht. 
Sie ist bewaldet. 

Südlich von dieser Hauptmasse erscheint Serpentin 
X von Marienbad in einer beiläufig 1 km langen und l /, km 
breiten Scholle mit Hornblendegneiss dem Granite des Filz- 
hübels am südlichen Abfalle aufgelagert. Im Steinbachthale 
kann man das Ineinandergreifen des sich auskeilenden Ser- 
pentines und Gneisses beobachten. 

Nördlich von der Hauptmasse liegen W und N von 
Sangerberg auf dem Granite zahlreiche Inseln von Amphi- 
bolitschiefern, mit welchen zwischen Sangerberg, Lauterbach, 
Neudorf und Grün auch Serpentine vergesellschaftet sind, 
welche an den rauhen zerklüfteten Felskuppen, die sie bil- 
den, zumeist schon von weitem kenntlich sind. Die nörd- 
lichste dieser Serpentininseln befindet sich etwa eine halbe 
Stunde S von Lauterbach. 



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Das Erzgebirge. - 1. Das Karlsbader Gebirge. — Serpentin. 273 



Hoka.ce B. Patton hat diese Serpentine einer genauen 
petrographischen Untersuchung unterzogen, deren Haupt- 
resultate kurz angeführt werden mögen. Alle Serpentine 
lassen schon mit blossem Auge eine Verschiedenheit der 
Zusammensetzung und einen Wechsel der Structur erkennen, 
die auf eine bedeutende Manigfaltigkeit der Muttergesteine, 
welchen sie ihre Entstehung verdanken, schliessen lassen. 

Der Serpentin vom Filzhübel bei Marienbad erscheint 
dem blossen Auge als dichte dunkle Masse, in welcher pech- 
schwarze metallische Körner von Magnetit sehr reichlich 
eingestreut sind, und grössere hellgrünliche Partien vor- 
kommen. Die Untersuchung der letzteren namentlich lässt 
erkennen, dass der Serpentin aus einem Bronzit-Olivin- 
Hornblendegesteine hervorgegangen ist, welches thatsächlich 
an der höchsten Serpentinkuppe des Filzhübeis nahe der 
Granitgrenze in grobkörnigen Blöcken vorkommt. 

Die Serpentine des Wolfsteinrückens und der Plluger- 
haide sind meist dicht, manchmal aber auch grobkörnig, in 
Farbe und Aussehen wechselnd. An der Schöppelmühle bei 
Einsiedl sind sie in mehreren Brüchen gut aufgeschlossen und 
hier kann man die äusserlichen Unterschiede des Gesteines 
vorzüglich beobachten. Die Farbe der Hauptmasse ist grün- 
oder blauschwarz, chocolate-, gelb- oder schwarzbraun, vor- 
waltend dunkel, weil Magnetit theils in Schnüren, theils in 
Körnern und Oktaederchen reichlich vorhanden ist. Das 
Muttergestein scheint eben so wie beim Serpentine des Filz- 
hübels ein peridotitisches gewesen zu sein. 

Die Serpentine einiger von den nördlichsten isolirten 
Inseln sollen etwas eingehender beschrieben werden, weil 
sie, auf der unbewaldeten Hochebene in klippigen Felsen 
hervorragend, leicht aufgefunden und zum Studium heran- 
gezogen werden können. 

„Bei den drei Kreuzen* 4 an der Strasse von Sangerberg 
nach Neudorf zeigt das Gestein porphyrartige Structur, in- 
dem in der dunklen Serpentinmasse mehr als 1 cm grosse 
Einsprengünge einer weisslichen, weichen, gewöhnlich von 
schwarzen Einschlüssen der Grundmasse durchspickten Masse 
liegen. Diese erweist sich unter dem Mikroskope als zusam- 
mengesetzt aus Talk, Ghlorit und Faserserpentin und könnte 
möglicherweise eine Pseudomorphosenbildung nach Tremolb 
sein. Die schwarze Grundmasse selbst zeigt unter dem Mi- 
kroskope die deutliche Maschenstructur und die Magnetit- 
schnüre des Olivinserpentines, mit welchem einzelne Chlorit- 

Kttttr, Geolojle Ton B8hm«n. 



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274 l- Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem. 



blätter und grüne, stark lichtbrechende Spinellkörner ver- 
gesellschaftet sind. Im Serpentine nicht weit südlich von den 
„drei Kreuzen 44 ist auch Enstatit vorhanden, der stellen- 
weise in gelblichen Bastit umgewandelt ist, nebst welchem 
auch Maschenserpentin. Ghlorit und Magnetit beobachtet 
wurde. Westlich von den „drei Kreuzen 44 erheben sich W 
von der Strasse und X vom Flössgraben drei Serpentin- 
kuppen. Die nördlichste besteht aus einem an Talk und 
Ghlorit. deren Blätter häufig mit einander verwachsen sind, 
sehr reichen Serpentine. Tremolit ist meist in Spindel- und 
Nadelform reichlich vorhanden. Unter dem Mikroskope kann 
man Pseudomorphosen von Serpentin nach Tremolit wahr- 
nehmen, wie ähnliche auch im Serpentine vom Filzhübel 
vorkommen. 

Nördlich von Neu Sangerberg (bei Sangerberg) und S 
vom Flössgraben kommt ein Tremolit- Olivin -Gestein vor, 
dessen nur noch spurlich erhaltener Olivin durch sein Um- 
wandlungsproduct, einen schwarzen Maschenserpentin, als 
ursprünglich reichlich vorhanden erwiesen wird. Tremolit 
tritt in quadratischen oder unregelmässigen Durchschnitten 
von bis 2 cm Durchmesser aus dem dichten Serpentine 
hervor. Er ist dem Aussehen nach dem Bronzit täuschend 
ähnlich. Das ganze Gestein besitzt grosse Aehnlichkeit mit 
dem Tremolit-Olivingesteine der Pflugerhaide. 

Etwas über eine Viertelstunde südlich von Lauterbach 
kommt an der Strasse nach Sangerberg ein schwarzgraues, 
deutlich körniges Enstatit-Tremolit-Olivin-Gestein zu Tage. 
Es besteht aus den genannten Gemengtheilen und deren 
Zersetzungsproducten : Serpentin, Talk und Ghlorit. 

Unweit der X\V von Sangerberg gelegenen „grossen 
Ruhestätte 44 tritt ein feinkörniges, graues oder gelbgraues 
Bronzit- Tremolit -Chlorit- Gestein auf mit den genannten 
Hauptgemengtheilen und untergeordnetem Olivin, Spinell in 
tiefgrünen durchsichtigen Körnern und Magnetit, die alle 
ohne deutliche Krystallgestalt sind. Besonders merkwürdig 
ist jedoch, dass der Ghlorit nicht in gewohnten Blättchen 
ausgebildet ist, sondern eine Art Grundmasse bildet, in wel- 
cher die übrigen Gemengtheile eingebettet liegen. Ueberau* 
ist an dem Ghlorit eine an Plagioklas erinnernde polysyn- 
thetische Zwillingslamellirung zu beobachten. 

In allen Serpentinen des Gebirges, unter welchen kein 
Granatserpentin aufgefunden wurde, sind Ghrysotiladem 
zahlreich vorhanden. Mächtigere Klüfte sind stellenweise von 



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Da* Erztrehirptf. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Phyllit. 275 



abwechselnden Lagen von Chrysotil und schwarzem Opal*) 
ausgefüllt. ..Im Steinhaubachthaie beim Filzhübel kommen 
an zwei Stellen mehrere Meter mächtige Ausscheidungen 
von schwarzem und grünem Opal vor. Er ist wahrscheinlich 
zwischen Serpentin, und Gneiss parallel eingelagert. 4 ' Von 
sonstigen Kluftausscheidungen im Serpentine sind Calcit, 
Chlorit (ein häufiger Gemengtheil grösserer Gangausscheid- 
ungen, vergl. S. 173), Tremolit und Asbest bemerkenswerth. 

In Einsiedl hat sich schon zu Anfang dieses Jahr- 
hundertes in erfreulicher Weise eine Serpentinindustrie 
entwickelt, indem das Gestein zu allerlei Kunst und Zier- 
gegenständen verarbeitet wurde. Im J. 1838 wurde die hie- 
sige Serpentinwaaren-Fabrik , welche gelegentlich als „die 
wichtigste Gewerbsanstalt" der Stadt bezeichnet wird, mit 
21 Arbeitern betrieben. Gegenwärtig steht hauptsächlich die 
neue Schleifmühle unterhalb der Schöppelmühle in Betrieb. 

Phyllit ist vorwaltend in dem westlichsten Ausläufer 
des Karlsbader Gebirges entwickelt, welcher die Verbindung 
mit dem Grenzrücken des Erzgebirges herstellt und zugleich 
die Scheide zwischen dem Egerer und Falkenauer Tertiär- 
becken bildet. Das ganze Verbreitungsgebiet des Urthon- 
schiefers östlich von Königsberg über Golddorf, Perglas und 
Dassnitz. nordwärts über Maria Kulm und Reissengrün bis 
zum Falkenauer Tertiär erscheint als flachwelliges, theilweise 
plateauförmig geebnetes Bergland, welches sich nach Jok£ly 
gleichsam als erste Terasse (bis 561 m) des Karlsbader Ge- 
birges darstellt. Ueber dieselbe erhebt sich weiter im Süd- 
osten der Glimmerschiefer als zweite Terasse (bis 750 m) 
und dieser wieder wird beherrscht von dem granitischen 
Centraistocke (bis 987 m). 

Von der Königsberger zusammenhängenden Phyllitpartie 
verläuft gegen Süden ein schmaler Streifen über Ebersfeld, 
Mülln und Krottensee bis Teschau, westlich an das Tertiär- 
land des Egerer Beckens gränzend. In der Gegend von 
Miltigau wird er von Granit unterbrochen, erscheint aber 
wieder bei Leimbruck und Konradsgrün, am Gamil- und 
Baierberge, wo er ebenfalls nur einen ganz schmalen Streifen 
bildet, welcher westlich gegen die Tertiärablagerung vom 
Altbache (Leimbache) begrenzt wird. Allerdings setzt der 
Phyllit noch über den Bach fort und tritt im Gebiete des 
Böhmischen Waldes um Palitz wieder zu Tage. 

*i l\ A. auch von Goethe für Pechstein gehalteu. 

18* 



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27H I- Archaeische Gruppe. — L'rgnciss- und Urscliiefersystem. 



Im Osten lehnt sich der ganze Ausläufer an den Granit 
des Kaiserwaldes an. Hier nun geht der Phyllit in Glimmer- 
schiefer über. Die Grenze beider Gesteine, soweit sie sich 
bestimmen lässt, verläuft in der nördlichen Partie des Ur- 
thonschiefers in ziemlich gerader Linie von den östlichen 
Häusern von Teschau zwischen Liebau und Mülln nordwärts 
beim Jägerhause (0 von Golddorf) vorbei gegen das Spiegel- 
wirthshaus. Die Grenze der tertiären Ablagerung wird bei 
Teschau auf eine Strecke vom Krottenbache gebildet und 
wendet sich östlich bei Krottensee vorbei über Mülln und den 
östlichen Theil von Steinhof bis Königsberg. Zwischen Kö- 
nigsberg und Perglas greift der Urthonschiefer buchtförmig 
tief in das Tertiäre ein und tritt aus der Tertiärbedeckung 
inselförmi r r bei beiden Orten, 0 von Schaben und am Kö- 
nigsberger Schlossberge, hervor. Von dem nördlichen Theile 
von Königsberg wendet sich die Grenze, nun am linken Eger- 
ufer, entlang des südwestlichen und westlichen Gehänges 
des Mariahilfberges (f>67 m) bis zum Leibitschbaehe (X bei 
Katzengrün), von wo sie zwischen Rauenkulm und Unter 
Schossenreuth ostwärts an der orographischen Scheide des 
Karlsbader und des Erzgebirges als nördliche Grenzlinie des 
Urthonschiefers bis zum Falkenauer Tertiärbecken verläuft. 
Das Tertiärland bildet weiter zum Theil längs des Rauscher- 
baches bis in die Gegend U von Reissengrün die Grenze 
des Phyllites, welcher 0 von Maria Kulm in einer Linie von 
Dassnitz südöstlich an die dortige Glimmerschieferinsel sich 
anschliesst. 

Im Allgemeinen ist der Phyllit deutlich kristallinisch, 
stellenweise glimmerschieferähnlich , jedoch immer quarz- 
ärmer, weniger hart und daher viel leichter verwitterbar als 
wahrer Glimmerschiefer. In den Thaleinschnitten und be- 
sonders an den Grenzen der Tertiärauflagerung pflegt er in 
eine ockergelbe oder röthtfche Masse aufgelöst zu sein. Im 
Uebrigen stimmt er vollkommen mit den Phylliten des west- 
lich angrenzenden, von uns noch zum Böhmischen Walde 
einbezogenen Gebietes überein. (S. 238.) Besonders erwäh- 
nenswerth sind zwei Abänderungen. Die eine ist weiss, fein- 
schuppig und enthält zahlreiche oft »cm lange Staurolith- 
krystalle. welche jedoch meist zersetzt oder zerstört sind, so 
dass häufig nur mit Eisenoxydhydrat überzogene Eindrücke 
ihr einstiges Dasein verrathen. Man findet sie bei Teschau 
und Krottensee. Die andere Abart enthält reichlich Tur- 
malin in zarten Krystallen, körnig stengelige Aggregate 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Lagerung. 277 



"5 



Ob 

« - 

1 * 



bildend, welche lagenweise mit grauer, grünlicher, gelblich- 
weisser. biotithaltiger Phyllitsubstanz wech- © 
sein und daher das Gestein am Querbruche 
zierlich dünn gestreift erscheinen lassen. Im s 
Grossen besitzt diese Abänderung eine dick- 1 
plattige Absonderung und wurde O von | 
Krottensee zu Bauzwecken gebrochen. | 

Es ist wohl möglich, dass diese Abän- 
derungen mit contactmetamorphischen Ein- 
flüssen des Granites zusammenhängen, wofür 
auch die hie und da vorkommenden Fleck- \ , ' r | 

und Knotenschiefer sprechen. t '■'■■> to 

Die LftgerungsverMltnisse der bespro- JjS\ f 

ebenen geschichteten Hauptgesteine des 
Karlsbader Gebirges sind im östlichen Theile, 
im sog. Tepler Gebirge, ziemlich einfach, im ^ o 

westlichen Theile, namentlich im Kaiser- 
walde, dagegen im Einzelnen sehr verwor- IM J \ 
ren und überall deutlich vom Granite des Wr*. * ' 
Gentraistockes beeinflusst. Eine Uebersicht ». 
kann gleich hier eingeschaltet werden, da 

über die besondere Art der Beeinflussung 5 > ~ 1 

der Lagerung durch den Granit, welche noch '| 

keineswegs sicher gestellt ist, einiges besser 1,3 y$jjr 1 1 
später nachgetragen werden wird. , p^f- * J 

Im östlichen Gebirgstheile um Plan, }j3ß 5 § 

Tepl, Einsiedl, Neumarkt, Theusing, Luditz, g?-: j Ä 

Buchau herrscht im Allgemeinen Südwest- ^ 
nordöstliches Streichen der krystallinischen 
Schiefer, wobei das Einfallen vorwaltend ein )\. ■ : | 
südöstliches, d. h. vom Granitstocke abge- 7.V. : 1 
wendetes ist. Nur stellenweise, z. B. im )' .' :* I 
Hornblendeschiefer und Gneiss zwischen \;X : 
Tepl und Neumarkt, tritt ein widersinniges ^ 
Verflachen ein, welches in grösseren Falt- | T \', 
ungen seine Erklärung findet und auch auf | ^N/ ' 
Verwerfungen urtheilen lässt. (Fig 58.) £ 

Nördlich von Plan bis Leskau, Neu- 
markt und Tepl streichen die Schichten ^ 
durchwegs nach Nordosten mit St. 2 bis 4 * 
und fallen in Südost unter 45 — 00 Grad. Bei Leskau z. B. 
streicht der Glimmerschiefer in St. 4 und verflächt 55° in SO. 




278 I* Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 




Bei Plan und weiter nördlich gegen Waschagrün herrscht 
im Gneiss und Amphibolschiefer ein Streichen in St. 2 — 4; 
das Verflächen ist bei der Stadt unter 60°, bei Waschagrün 
unter 45° in -SO gerichtet. Bei Tepl streicht der Gneiss 
und Hornblendeschiefer mehr nordlich (St. 1 — 2) und fallt 
unter 50° in SO. 

Die Lagerungsverhältnisse in der Mitte des Gebirges, 
nahe der Ostgrenze des Centraigranites, macht das Profil 
Fig. 59. deutlich, welches den Verband der allenfalls als 
gleichzeitige Gebilde aufzufassenden Hornblendeschiefer und 
Serpentine zwischen Einsiedl und Sangerberg zur Anschau- 
ung bringt. Von Einsiedl aus in Nordwestrichtung folgen 
auf Amphibolit zwei je beiläufig 300 m machtige Streifen 
von Gneiss und Amphibolit. in welch' letzterem der Roda- 
bach sein Bett eingeschnitten hat. Dann kommt eine etwa 

100 Meter mächtige 

nw ~ R.«tahach so Serpentinlage, dann 

Zoisitampjiibolit (S. 
271), welcher eine 
irn Serpentine sich 
auskeilende Einla- 
gerung bildet, auf 
welche wieder ein 
plattiger, meist zer- 
setzter Serpentin 
folgt, der von Ghlorit- und Strahlsteinschiefer unterlagert zu 
sein scheint. Diesem endlich folgt ein drittes Serpentinvor- 
kommniss, dessen Mächtigkeit auf 400 m angeschlagen wer- 
den kann. Den Serpentin unterlagert abermals Amphibolit 
Alle Schichten fallen vom Granite ab unter 50— 70 1 ' in SO- 
Das Streichen ist ein nordöstliches. 

Im westlichen Theile des Gebirges, vom Granite der 
Eger zu. trifft man überall in buntem Wechsel: Gneiss. 
Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer und Granit, welcher die 
Schiefer immer wieder durchbricht und sie einzuschliessen 
scheint. Man muss hier zur Ueberzeugung gelangen, dass 
die Schieferinseln nur spärliche Reste oder Fetzen der ur- 
sprünglichen Granithülle sind, die der vollständigen Erosion 
eben deshalb entgangen sind, weil sie in den Granit tiefer 
und fester eingeklemmt waren als die weggeschwemmten 
Partien. Diesen Verhältnissen zufolge wäre es eigentlich 
unmöglich, irgend welchen Aufschluss über die Lagerung 
der Schiefer zu erlangen, wenn nicht doch an den Granit 



t v i * ' * ' J 

Fig 6$. Profil durch da« Serpentlngebtet xwiicheu Ein 
•ledl und Saugerberg. 

Nach II. B. Patton. 

1 Amphibolit. 1—z Zoiaitamphlbollt. 2 Chlorit- u. Strahl 
(tdnscbiefer. 3 Gnel»s. 4 Serpentin. 



Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Lagerung. 279 



auch grössere und zusammenhangende Schieferpartien sich 
anschmiegen würden. 

In diesen bestimmte Jokely z. B. beim Amphibol- 
schiefer zwischen Roggendorf und Perlsberg ein nordöstliches 
Streichen (St. 4 — 5) und ein Fallen unter 60 — 65° in Nord- 
westnord. Nahe dieselbe Lagerung zeigt der den Amphibol- 
schiefer überlagernde Gneiss zwischen Schönficht und Unter 
Perlsberg. Zwischen Reichenbach und Steinbach unterteuft 
der Gneiss bei einem Streichen in St. 2 — 4 gleichmässig 
den Glimmerschiefer, welcher unter 60 — 80° in Nordwesten 
verflächt. In gleicher Weise ist das allgemeine Streichen in 
«ler Gegend von Kirchenbirk, Steinbach und Prösau nach 
Nordosten (St. 2—4) gerichtet und das Verflachen ein nord- 
westliches, also vom Centraigranite abgewendetes. 

Ganz analoge Verhältnisse herrschen am Südabfalle 
des Kaiserwaldes, wo die krystallinischen Schiefer ebenfalls 
den Granitumrissen parallel streichen und vom Granite ab- 
lallen. So streichen Amphibolschiefer und Gneiss von 
Schanz und Haselhof in St. 5 — 6 und fallen unter 60 — 80° 
in Süden, und gleicherweise schmiegt sich der Gneiss (Glim- 
merschiefer) von Haselhof gegen Altwasser an den Granit an. 

Von Altwasser über Ober Sandau bis nahe an Kon- 
radsgrün ist Glimmerschiefer verbreitet, der eigentlich zum 
Böhmischen Walde gehört. (S. 225.) Er scheint vollkommen 
abweichend von den übrigen Schiefern gegen den Granit 
einzufallen, was jedoch nach Jokely einfach aus dem 
wellenförmigen Gebirgsbaue des Glimmerschiefers zu erklä- 
ren ist. Vom Schichtensattel des Dillenberg es (Seite 230) 
zieht nämlich nordostwärts über den Egerbil bis in die 
Gegend von Altwasser eine Sattellinie, von welcher nörd- 
lich, das ist eben gegen die Granit-Glimmerschiefergrenze 
zu, die Schichten des Sattels unter T>0— 40 Grad in Norden 
einfallen. Unmittelbar an der Grenze werden sie jedoch fast 
schwebend, so dass diese gerade in die Mitte der einst ge- 
schlossen gewesenen Schichtenmulde fällt. Gegenwärtig ist 
allerdings nur noch der südliche Muldenflügel vorhanden 
(im Egerbil und seinen westlichen Anhängen). Der nördliche 
Muldenflügel, der einst dem Granite zwischen Unter Sandau 
und Schloss Königswart auflag und einen südlichen Schich- 
. tenabfall besass, ist vollständig weggeschwemmt, so dass nun 
das niedrige Granithügelland zwischen den genannten beiden 
Punkten (XIII und XV in Fig. 60.) von jeglicher Schiefer- 
hülle entblösst ist. ^ 



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280 L Archaeische Gruppe. — LJrjnieiss- und UrsclüefersystciiL 



Man darf hienach wohl behaupten, dass Gneiss. Glim- 
merschiefer und Amphibolschiefer dem Granite des Kaiser- 
waldes auflagern und von ihm abfallen, welche Lagerungs- 




Fig. 60. Geogoostisches Kärtchen des Kaiserwaldcs und der angrenzenden Gebiete. 

Von J. Jokily. (Orig.» 

/ Kloben // Maria Kulm. /// Schaben. IV KuditzgrüD. V Kirchenbirk. VI Spiegel 
wiribahaus VII Schönlind. VIII Königsberg. IX Ebersfeld X Krottensee. X/ Mlltlgau. 
XII Konradsgrlln XIII Unter Sandau. XIV Krouzkircbel. AT Sehloss Könlgswart. 
XVI Königswart. XVII Glatzeberg. XVIII Judenhauberg. XIX Steinbach. XX Hachen- 
bach. XX/ Unter PerUberg XX// 8chönficbt. XX/// Ober Sandau. XXIV Malersgrün. 

XX V Altwasser. XXVI Schanz. 

/ Gneiss. 2 Glimmerschiefer. .'; Hornblendeachlefer. 4 Phyllit. ~> Tertiärablagerungen 
F des Egerer, F de« Falkenauer Hecken«. 6 Granit. 

Sarh F. Löwl sollte, soweit es der kleine Massstab des Kärtchens zalässt, /// eine 
kleine gestreckte (.ilimmerschieferinsel umgeben, und der eingerechnete Gneiss Im • 
Süden twlschen XXP nnd XXVI ganz und jener Im Osten bei XIX u. XX// Glimmer- 
schiefer sein. Ferner wären zwischen V und VI, dann SO von VII, und Inmitten zwi- 
schen VII und /X Inseln von Gebirgsgrsnit, und zwischen XVI u XVIII ein Greisen- 
vorkommen einzurelchnen. Die Quarzgänge \ n XI und XII stidoatwärts i gegen XVI 

und XXV) sind nicht berücksichtigt wörden 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Laserung. 28 1 



Verhältnisse durch die Profile Fig. Ol. u. 62. veranschaulich! 
werden. Dieselben beziehen sich auf das Kärtchen Fig. 60., 
in welchem übrigens das Verflachen der Schichten auch 
durch Pfeile angedeutet ist. 

Anders verhält es sich bei dem zwischen Maria Kulm 
und Miltigau (II und XI in Fig. 60.) längs des westlichen 




Ft 9 61. Profil durch den Kaiterwald (in der Linie AA' Fig €0). 

Nach J. JokHy. 

I GbsIis. i Glimmerschiefer X Amphlboltchlefer. 4 Tertiärablagerungen du» Palke- 
nauer Beckens. 5 Granit. 

«Steh ir,wl mtUite am Sudende Glimmerschiefer anstatt Gneis» und bei Beggendorf 
anstatt GneU« GeblrgegranU eingezeichnet «ein 




f£f. Durchschnitt durch da« Grenzgebiet «wischen dem Böhmischen Walde und 
dem RarUbsder Gebirge (KsUerwalde, in der Linie BB' Fig. 60). 

Nach J. Jokehj. 

1 Glimafr*thi«fer. » Tartlarablagerungeo des Falkenauer Beckens. 8 Granit. 

<X»CB LSarl besteht die Schönbranner Höbe «wischen den beiden Llebsnbkchen z.Th. 

aus Geblrgsgranlt.t 



Gebirgsabfalles sich hinziehenden Phvllitstreifen. Das Strei- 
chen der Schichten ist hier sehr wechselnd zwischen St. 4 
bis 8, das Fallen in SSO bis SSW gerichtet, also entgegen- 
gesetzt dem Hauptverflächen des Glimmerschiefers. (Fig. 62.) 
Es mag diese Erscheinung nach Jokely in durch den Granit 
hervorgerufenen Störungen beruhen. Aehnliche Verhältnisse 



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282 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



- 



8 




Muxthal b«i 
21 (tritnbad 



t'tutr Teich 



Glatze 



Unter Perltberg 



herrschen auch anderwärts. So z. B. fällt nach F. Löwl*) 
bei Schönlind der in einen körnigen granatreichen Anda- 

lusitglimmerfels umgewandelte Glim- 
g merschiefer von Norden her unter 

den Granit ein. Er streicht gegen 0 
und fallt :"i0— 60* in S. Auch auf 
der Westseite des Liebauthales, zwi- 
schen Schönlind und Tiefengrün 
wird der Granit vom Schiefer un- 
terteuft. Zwischen Tiefengrün und 
Wöhr ist der Contactschiefer zu 
einer schmalen Steilmulde zusam- 
mengebogen, deren Ostflügel sich 
an den Perlsberger Granit anlehnt. 
Unter dem Westflügel, der St. 9 
streicht und 60 bis 70° NO fallt, 
kommt bei Schönbrunn ein neuer 
Granitkern zum Vorschein. In Ma- 
rienbad ist der Gneiss zwischen den 
Granitpartien des Steinhau - und 
Schneidrangberges fächerförmig ein- 
gezwängt und parallel zum Schneid- 
thale steil aufgerichtet. 

Ueberhaupt scheinen die La- 
gerungsverhältnisse venvickelter zu 
sein, als aus den Angaben der älte- 
ren Geologen zu entnehmen ist. So 
sah sich F. Löwl veranlasst zur 
Erklärung der wechselnden Lager- 
ung in der zerissenen Schieferhülle 
des Kaiserwaldes zur Annahme in- 
trusiver Stöcke [Laccolithe. Bathy- 
lithe**)] zu greifen, welche die Schie- 
ferhülle hoben und wölbten. Da- 
durch erklärt er sich auch den 
abweichenden Oberflächencharakter 
des Kaiserwaldes gegenüber dem 
Böhmischen Walde und Erzgebirge ; 



Schönlind 



Uebernthal bei 
ßcichtnbach 

K.rchenbirk 



Spttgilwirtht- 
han« 



Dastnitz 



Maria Kulm 



Sfhotsenratth 



*; Die <;raiiitkerne des Kaiserwaldee 
bei Marienba«!, l'rajr, 1885. Mit 18 H«>lz-chn. u. 2 lith. Tafeln. 

**) Veiv!. <.:. v. (i n m Ii e 1 : (ieolo/. Aphorismen über Karlsbad. 
Karlsb. Fremdblt. 1884, Nro. 82. 



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Das Erzgebirge. — l. Das Karlsbader Gebirge. — Kalkstein. 283 



denn während hier weit fortstreiehende Joche und Mulden , 
vorherrschen, besteht der Kaiserwald aus „dicht geschaarten 
Schieferkuppeln mit Granitkernen k \ welche nur dort an der 
Oberfläche zum Vorschein kommen, wo die Schieferkappen 
abgetragen sind. 

Zu den besprochenen geschichteten Hauptgesteinen 
des Karlsbader Gebirges gesellen sich einige untergeordnete 
Einlagerungen. 

Graphitschiefer, gewöhnlich sehr feinkörnig oder 
kryptokrystallinisch, quarzreich und dünnspaltig, manchmal 
auch thon^chieferähnlich , bilden im Gneisse an mehreren 
Orten schichtenförmige Einlagerungen. Vorzuglich kommen 
sie im südwestlichen Grenzgebiete bei Schönficht am Stein- 
bockberge, S von Haselhof und X bei Schanz vor, ferner 
bei der isolirten Gneissinsel östlich von Amonsgrün und an 
der Grenze der Hornblendeschiefer gegen den Granit auf 
der Mauthwiese am Südabhange des Glatzeberges. Hier ist 
das Graphitgestein öfters dickplattig, so dass es in losen 
Blöcken massig erscheinen kann. Accessorisch führen die 
Graphitschiefer häufig Andalusit, welcher jedoch gewöhnlich 
in eine glimmerartige Substanz umgewandelt zu sein pflegt. 

Krvstallinische Kalksteine sind im Karlsbader Ge- 
birge nur spärlich vorhanden. W von Reichenbach (X von 
Schönlind bei Kirchenbirk) am linken Ufer des Gross Liebau- 
baches scheint er im Gneisse dicht an der Grenze mit 
Glimmerschiefer ein Lager zu bilden. Dasselbe würde 8 bis 
10 m Mächtigkeit besitzen. Das Streichen entspricht voll- 
kommen jenem des Nebengesteines (in St. iV), das Einfallen 
ist ein nordwestliches unter 70—80 Grad. Jokely hebt 
hervor, dass dieses Kalkvorkommen nach den Lagerungs- 
verhAltnissen zu schliessen in innigster Wechselbeziehung 
mit den hiesigen Bleiglanzgängen stehen könnte. 

Von grösserer Bedeutung ist der Kalkreichthum des 
Lasurberges XO von Plan, der sich mit seinen Anhängen 
zwischen den Thälem des Wunschelbaches im Norden und des 
Michelsberger Baches im Osten ausbreitet und in dieselben 
mit klippigen, felsigen Gehängen steil abfallt. Fast vollkom- 
men ebenflächige Amphibolschiefer wechsellagern hier mit 
kristallinischem Kalkstein in Lagern von l / 2 bis 6 m Mäch- 
tigkeit. Die Lagerung wird v. Hochstetter als wunderbar 
regelmässig bezeichnet, da wohl ein Dutzend Kalklager unter 
und über einander vollkommen ebenüächig geschichtet sind, 



284 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Ursclüefersystem. 



gleichmässig nach Stunde 2 streichen und unter ;J5 Grad 
in Südosten einfallen. Die Lager erstrecken sich nordost- 
wärts über den Michelsberger Bach gegen Wischkowitz fort 
und sind überall in zahlreichen Brüchen aufgeschlossen. 
Im Hangenden dieses Hauptlagerzuges streicht X von Punau 
ebenfalls ein Kalksteinlager. 

Der Kalk an allen diesen Punkten zeigt die verschie- 
densten Färbungen, weiss, gelb, grau, roth, bläulich, schwarz. 
Oft, besonders in den Wischkowitzer Brüchen, sind die Kalk- 
steine von Klüften durchzogen, auf welchen schöne Galcit- 
drusen als auch (nach Zippe) Bergkork (Bergleder) in sehr 
grossen Stücken vorkommen. Von weiteren Mineralen führt 
v. Hochstetter an: Chlorit, Pyrit. Quarz und Pistazit. 
dieser letztere theils als Pistazitschiefer, — am Lasurberge 
mit Amphibolschiefern wechsellagernd, — theils auf Kluft- 
flächen in Krystallen ausgebildet, oder den Amphibolschiefer 
in Adern und Schnüren durchziehend. In den Wischkowitzer 
Brüchen wurde auch Pistazitgranit mit rothein Orthoklas in 
Gängen beobachtet, welche den Kalkstein und Hornblende- 
schiefer durchsetzen. 

üeberhaupt ist das Kalksteingebiet zwischen Wischko- 
witz, Punau, Michelsberg und Pistau reich an Einlagerungen 
von granulitischen Gesteinen und an Pegmatiten, welche 
in Blöcken überall angetroffen werden. 

Quarzfels durchsetzt namentlich im westlichen Theile 
des Gebirges den Granit in mächtigen Gängen, die unter 
einander ziemlich parallel von SO gegen KW streichend 
stundenweit verfolgt werden können. Sie bestehen vorwal- 
tend aus Quarz in verschiedener Ausbildung, oft mit acces- 
sorisch beibrechendem Tunnalin, mit Rotheisenerz und 
Manganoxyden. Häufig ist Hornstein entwickelt, oder es 
bildet sich durch Aufnahme von Brocken des Nebengesteines 
(Granit. Porphyr u. a.) eine art Breccie, sog. Quarzbrocken- 
fels aus. 

Der südlichste dieser Gänge, der schon durch die älte- 
ren sächsischen geolog. Aufnahmen bekannt wurde, ist spä- 
ter (185*2) von A. E. Reitss eingehend beschrieben worden. 
Er beginnt mit einer ziemlich schroffen Felspartie bei Alt- 
wasser SO von Unter Sandau, dicht an der Grenze zwischen 
Granit und Gneiss (nach Löwl Glimmerschiefer), wo er in 
Brüchen offen gelegt ist. Von da setzt er in nordwestlicher 
Richtung 0 knapp an Unter Sandau vorbei über den Kreuz- 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Quarzfels. 285 



berg bis an das Tertiärland bei Leimbruck fort, scheint sich 
aber im Osten von Konradsgrün in zwei Trume zu zerschlagen, 
von denen der eine mehr nordwärts bis Sehüttüber, der 
andere nordwestwärts gegen Schirmitz und Leimbruck ver- 
läuft. Von dieser Ausgabelung des Ganges kann man sich 
leicht zwischen Konradsgrün und dem Lehnhofe überzeugen, 
wo beide etwa 4—500 m von einander entfernte Quarz- 
sänge in Schottergruben aufgeschlossen sind. Es ist sehr 
wahrscheinlich, dass der Quarzgang von Langenbruck an 
unter der Tertiärbedeckung weiterstreicht und seine Fort- 
setzung in dem Quarzgange des Fichtelgebirges bei Seeberg 
und Haslau findet. (Vergl. S. 248.) 

Etwas nördlicher durchsetzt den Granit des Judenhau- 
stockes nach F. Löwl ein zweiter Quarzgang, der W von 
Königswart beginnt und von hier nordwestwärts am Fusse des 
Bergrückens über Amonsgrün und Markusgrün bis Miltigau 
verläuft. Auf der ganzen Strecke ist er in zahlreichen Kies- 
und Schotterbrüchen blosgelegt. Im Norden von Miltigau fällt 
die Verlängerung des Ganges „haarscharf mit einer Verwerfung 
zusammen", die sich aus der Faltrichtung des Urthonschiefers 
von Kuttensee und Mülln erschliessen lässt. In die südöst- 
liche Fortsetzung dieses Ganges dürften die Quarz- und 
Hornstein gänge fallen, welche in der nächsten Umgebung 
ron Marienbad zu Tage kommen. Die bedeutendste dieser 
Gangbildungen zieht sich in der Richtung von der Marien-, 
Ambrosius- und Karolinen-Quelle am Schneidranggehänge 
in St. 9— 10 zu dem Jägerhause herauf. Sie erreicht bei 75 
bis £0" südlichen Einfallens eine Mächtigkeit bis zu 10 m. 
Die Hauptmasse besteht aus Quarz, eisenschüssigem quarzi- 
gem Hornsteine, der vielfach von schmalen Achat-, Chalce- 
ion- und kristallinischen Quarztrümmern durchzogen wird, 
zahlreiche kleine Granit- und Feldspathbrocken, sowie mit 
Eisenoxvd erfüllte Quarz- und Amethvstdrusen enthält, und 
endlich auch in der Mitte der ganzen Masse Rotheisenerz 
und Braunstein in Putzen und Nestenn führt. Aehnliche 
Quarzbrockenfelsgänge durchsetzen wahrscheinlich in der 
Fortsetzung des mächtigen Ganges im Schneidrang den grob- 
körnigen Granit des Mühlberges. Man kann sie am Eingange 
des Steinbruches an der Karlsbader Strasse beobachten. 
Ausser diesen in St. 9 — 10 streichenden Gängen kommen 
nach Warxsdorff bei Marienbad auch Quarzgänge mit 
nördlichem Streichen (St. 11-12) vor. 



286 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Noch weiter nördlich streicht parallel zu den beiden 
besprochenen ein dritter Quarzfelsgang, der im Erzgebirgs- 
granite des Grudumberges W von Schlaggen wald beginnt 
und nordwestwärts gegen Wudingrün zum Falkenauer Ter- 
tiärbecken streicht. Unter den Ablagerungen des letzteren 
scheint er im Granite 0 an Falkenau vorbei weiterzuziehen 
und mit dem Quarzbrockenfelsgange, welcher im Erzgebirge 
in der Gegend von Silbergrün zu Tage kommt, zusammen- 
zuhängen. 

Im nördlichsten Theile des Karlsbader Gebirges end- 
lich treten Quarz- und Hornsteingänge häufig im Granite 
der Umgebung von Karlsbad selbst auf, obwohl sie nur an 
wenigen Stellen, z. B. am Bernhardfelsen bei der Felsen- 
und Stephansquelle und in der Granitwand unter dem Stadt- 
thurme hinter der Marktbrunnencolonnade beobachtet werden 
können. Sie sind von ganz ähnlicher Beschaffenheit wie die 
vorerwähnten analogen Gänge bei Marienbad. Ueber beider 
Verhältniss zu den betreffenden Quellen wird weiter unten 
das Nothwendige erörtert werden. 

Eine sehr wichtige, für den ganzen Aufbau und die 
Oberflächengestaltung des Karlsbader Gebirges höchst be- 
deutungsvolle Rolle spielt der Granit. Es ist nothwendig. 
bevor wir in die Beschreibung des Granitgebirges eingehen, 
vorerst den Begriff und die Bedeutung einiger Varietäten- 
Benennungen festzustellen. 

Ferd. v. Hochstetter hat im ganzen Erzgebirge 
A. Hauptgranite, welche grössere Gebirgstheile zusam- 
mensetzen, den B. untergeordneten Graniten gegen- 
über gestellt. Bei der ersteren Hauptvarietät unterschied er 
gleichmässig und porphyrartige grobkörnige Gebirg s- 
granite; bei der zweiten Hauptvarietät gleichmässig und 
porphyrartige feinkörnige Zinngranite. Die unter- 
geordneten Granite theilte er in N e s t e r g r a n i t e, umfassend 
grauen und glimmerdioritartigen Granit, und Ganggranite, 
klein- und grosskörnig, ein. Speciell in der Umgebung von 
Karlsbad unterschied er: 1. Hirschensprunggranit 
(Gebirgsgranit) ; 2. Karlsbader Granit (porphyrartiger 
Zinngranit); 3. Kreuzberggranit (gleichmässig feinkör- 
niger Zinngranit). Jokely und Reuss haben sich im Allge- 
meinen dieser Eintheilung angeschlossen. C. Naumann jedoch 
beschränkte sich auf die Unterscheidung des meist feinkör- 
nigen Kreuzberggranites vom grobkörnigen meist porphvr- 
artigen Hirschensprunggranite. 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Granit. 287 



Endlich Laube in seinem Erzgebirgswerke unterschei- 
det drei Gruppen von Graniten : 1. Gebirgsgranite, pla- 
tnoklasarme, erzfreie, filtere Granite, die ähnlich auch im 
Fichtelgebirge und Böhmerwalde entwickelt sind; 2. Erz- 
gebirgsgranite, zinnsteinführende , plagioklasreichere, 
jüngere, auf das Erzgebirgssystem beschränkte Granite; 
3. Ausscheidungsgranite, d. i. Ganggranite, theils fein- 
körnig, theils pegmatitisch. 

Die glimmerdioritartigen Nestergranite Hochstetter s 
und grauen Granite Jokelys deutet Laube als Glimmer- 
syenitporphyr (Minette). 

Wie man sieht, beruht das Wesentliche der Eintheilung 
bei allen Autoren darin, dass die zinnführenden von 
den übrigen Graniten geschieden werden. Dies wäre in der 
That berechtigt, weil die ersteren Granite eben wegen ihres 
Zinnerzgehaltes als einzig ihrer Art bezeichnet werden kön- 
nen, wenn alle Granite, welche unter der Bezeichnung 
Zinngranit verstanden werden, auch in der That Zinnstein 
beigemengt enthalten möchten. Dies ist aber nicht der Fall, 
weshalb Laube's sehr bezeichnender Benennung der Vor- 
zug zu geben ist. Wir werden also von Gebirgsgraniten, 
Erzgebirgegraniten und Ganggraniten zu sprechen haben, 
jedoch wollen wir vorerst einer Frage kurz gedenken, die 
zwar für die geognostische Beschreibung des Erzgebirgs- 
systemes von minderer Bedeutung jst und erst im zweiten 
f heile unseres Buches näher beleuchtet werden wird, immer- 
hin aber zur vorläufigen Orientirung einiger Bemerkungen 
bedarf. Die einzelnen Erforscher des Gebirges vermögen 
sich nämlich nicht darüber zu einigen, ob die beiden Haupt- 
abarten des Granites von gleichem oder verschiedenem 
Alter sind. 

Goethe (1807) neigte gegen Buch (1792) zur Ansicht, 
dass die (Karlsbader) Granite gleichzeitige Gebilde sind, 
wofür sie auch v. Hoff hielt, wählend der als vorzüglicher 
Beobachter bewährte v. Warnsdorff ihnen ein verschie- 
denes Alter beilegte. Dem entgegen hielt sie Reuss und 
namentlich F. v. Hochstetter für entschieden gleich- 
zeitige Bildungen, die durch ganz allmälige Uebergänge 
mit einander verbunden sind. Der specifisch Karlsbader 
Granit, welchen er dem Gebirgsgranite des Ilirschensprun- 
ges und dem Erzgebirgsgranite des Kreuzberges einfügt, ist 
das eigentliche Verbindungsglieg zwischen diesen beiden 
Abarten. Nach Jok£ly stellt der Erzgebirgs(Zinn-)granit 



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_>88 I- Archaeische Gruppe. 



Urgneiss- und Urschiefersystem. 



and Greisen nur concretionäre Massen innerhalb des Ge- 
birgsgranites vor, mit welchem sie gleichzeitig entstan- 
den sein müssen. Diese Auffassung ist allerdings nicht halt- 
bar. Rücker, dem wir einen lesenswerthen Beitrag zur 
Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald *) ver- 
danken, gelangte zur Ansicht, dass die (Schlaggen walder) 
Zinnerzstöcke einer jüngeren eruptiven Bildung angehören 
als die Gebirgsgranite. Ebenso trat C. F. Naumann (vergl. 
weiter unten) entschieden für ein verschiedenes Alter 
der beiden Granitabarten ein, welcher Ansicht sich neuer- 
dings auch Laube anschliesst. 

Man sieht, wie schwankend die Ansichten über die 
Altersverhältnisse der beiden Haupt-Granitabarten des Erz- 
j?ebirgssystemes sind, wobei zu beachten ist, dass jeder 
Forscher für seine Ansicht die überzeugendsten Gründe zu 
haben glaubte. Ich halte die Frage noch nicht für gelöst, 
da ein wichtiges Moment unbeachtet blieb : die verschiedene 
Ausbildungsweise des Granites im Gentrum und an der 
Peripherie der Stöcke, die überall nachzuweisen ist. Ich 
glaube man wird durch Untersuchungen in dieser Richtung 
zur Ueberzeugung gelangen, dass gewisse grobkörnig por- 
phyrartige und gleichmassig körnige Granite, die heute von 
einander geschieden werden, von gleichem Alter sind, 
dass aber zwischen gleichmässig körnigen Graniten, welche 
heute gewöhnlich zusammengeworfen werden, Alters- 
unterschiede bestehen, wie ich es im mittelböhmischen 
Granitgebirge beobachtet habe.— 

Die allgemeine Umgrenzung des Granitgebietes im Karls- 
bader Gebirge ist durch die Städte Königswart, Marienbad. 
Petschau, Engelhaus, Karlsbad, Elbogen, Unter Sandau ge- 
geben. Der Untergrund dieses ganzen Gebietes ist Granit, 
der an der Oberfläche allerdings vielfach unterbrochen ist 
von den zahlreichen Inseln und Schollen krystallinischer 
Schiefer, von Tertiärinselchen. Basalten, Torfbedeckungen 
usw. Die grosse Schlaggenwald-Lauterbacher Gneissinsel allein 
(S. 265) bedeckt etwa ein Fünftel der Granitmasse. 

Die südliche Grenze des Granitgebirges gegen die Horn- 
blendeschieferzone ist oben (als nördliche Begrenzung dieser 
letzteren, S. 269) schon angegeben worden. Die Nord- und 
Xordwestgrenze verläuft, zunächst mit den Ausläufern des 
Duppauer Basaltgebirges und den Tertiärablagerungen süd- 

V. Jahrb. .1. k. k. £...-,!. H.-A., XIV.. 1804, pup. 311 tT. 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gel». — Marienbad. 289 



lieh von Rodistort sich berührend, von Taschwitz (NW von 
Buchau) in nördlicher Richtung 0 an Giesshübel vorbei, biegt 
sieh dann gegen Stichlmühl bei Engelhaus ein, um sogleich 
wieder in einem Lappen über Hammelhof und Hartmanns- 
grün in das Basaltgebirge einzugreifen; wendet sich hierauf 
gegen Satteies und von hier in einer Ausbuchtung über 
Pullwitz und Elim hinaus, von wo sie sich an Haid vorbei 
zum Egerflusse hinzieht. Hier hält sie sich über Weheditz 
bis -V von Fischern dem Flusse parallel, vorher noch zwi- 
schen Schobrowitz und Dallwitz gegen Hohendorf auskeilend. 
Von Fischern westwärts begleiten die Eger bis Taschwitz 
und Aich Alluvien und ostwärts gegen Drahowitz Tertiär- 
gebilde, unter welchen am rechten Ufer des Flusses sofort 
wieder Granit zu Tage kommt, dessen Grenze jedoch schon 
bei Aich wieder die Eger überschreitet und am linken Ufer 
gegen Horn und Hunschgrün ausbuchtet, XO von Altsattel 
wieder auf das rechte Egerufer zurückkehrt und nun in Süd- 
westrichtung über Wudingrün, Prösau, Ruditzgrün bis Liebau 
verläuft. In der Strecke Grün, Prösau, Ruditzgrün tritt der 
Granit nur zwischen den Gneiss- und Glimmerschieferdecken 
hervor. 

Von Liebau zieht sich die Granitgrenze südwärts bis in 
die Gegend von Miltigau und von hier etwas mehr gegen 
Westen, dann in einem Halbkreise über Ober Sandau bis 
ostlich von Königs wart, wo sie sich an das Hornblende- 
schieferterrain anschliesst. Die Ausbuchtung des Granites 
vom Ostabhange der Glatze bis über Marienbad hinaus ist 
sehr unregelmässig begrenzt, da der Hornblendeschiefer und 
zum Theil auch Gneiss und Glimmerschiefer, welche der 
Granit hier durchbricht, in Lappen und Schollen vielfach in 
denselben eingreifen und ihn bedecken. 

Diese von dem zusammenhängenden Granitraassiv des 
Karlsbader Gebirges abzweigende Ausbuchtung möge zuerst 
besprochen werden. Am meisten Interesse nimmt der süd- 
lichste Theil derselben, die Umgebung von Marienbad 
für sich in Anspruch. 

Dieser vielbesuchte Gurort liegt in einem kleinen Thal- 
kessel in der Gabel des Schneid-, des Hamelika- und des 
Steinhaubaches, welche nach ihrer Vereinigung von Marien- 
bad ostwärts als Auschowitzer Bach abmessen. Zwischen 
dem Hamelika- und Steinhaubache liegt der aus grobkörni- 
gem Gebirgsgranite bestehende Mühlberg, zwischen dem 

Fc::tr, Geologie Ton B2hm«o. ^ 



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290 I- Archaeische Gruppe — Urgneis«- und Urschiefcrsystem. 



letztgenannten und dein Schneidbache der aus gleichem 
Granite gebaute Steinhauberg. 

Der porphyrartige Gebirgsgranit ist auch in der Umgebung 
verbreitet. Grosse Orthoklaszwillinge treten auffallend hervor, 
während im eigentlichen Steingemenge nach Warnsdorff 
Plagioklas vorherrschend ist. Dieser Granit setzt nicht nur 
den Steinhau und Mühlberg zusammen, sondern breitet sich auf 
dem Rücken des Darnberges bis zum Jägerhause aus und 
bildet einige Felspartien, namentlich die sog. kleine Schweiz, 
in welcher man u. a. auch am Friedrichstein lichtfleisch- 
rothe, feinkörnige Granitgänge mit Schörl beobachten kann, 
welche den herrschenden grobkörnigen und porphyrartigen 
Gebirgsgranit übrigens am Mühl- und Steinhauberge an vielen 
Stellen durchsetzen. 

Das rechte Gehänge des Schneid- und abwärts Auscho- 
witzer Baches wird im Schneidrang und Darnberge haupt- 
sächlich aus Gneiss zusammengesetzt. Zwischen dem Auscho- 
witzer und Hamelikabache liegt der Hamelikaberg der mit 
seiner Umgebung vorwaltend aus Hornblendeschiefern mit 
Einlagerungen von Gneiss und Glimmerschiefer aufgebaut 
ist. Der Amphibolschiefer geht schichtenweise in einen G r a- 
natfels über, welcher aus einem Gemenge von Quarz, 
dichtem Tetartin (nach Kkrsten), einem bronzitähnlichen 
Mineral, feinschuppigem Talk, etwas Hornblende und dichtem 
Eisengranat besteht. Nur die Kuppe des Hamelikaberges ist 
aus aschgrauem feinkörnigem Granite mit graul ichweissem 
Albit, braunen Glimmerschüppchen und wenig Quarz zusam- 
mengesetzt. 

Der ineist ganz in thonigen Letten zersetzte Gneiss am 
Fusse des Gehänges zwischen der Marienbader Mühle und 
dem Waldbrunnen wird nach Warnsdorff häufig von 
Quarz- und eisenschüssigen Hornstein-Gängen (mit Rotheisen- 
stein und Psilomelan) durchsetzt, die auch in den Granit 
übergehen und im Allgemeinen in St. 11—12 streichen. Sie 
wurden mit den Quellenzügen in Verbindung gebracht, wie 
überhaupt Warnsdorff die Ansicht vertrat, dass die Horn- 
steingänge in den Quellengebieten der berühmten Badeorte 
des Karlsbader Gebirges nur als Quellenabsätze aufgefasst 
werden dürfen. 

Marienbad zählt 6, wenn man will 7 Mineralquellen 
von Bedeutung, — eine sehr geringe Zahl im Vergleiche zu 
der von Heidler angegeben, der in einem Umfange von 
.*> Stunden von Marienbad 123 Mineralquellen zählte. Die 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Geb. — Marienbad. 291 



7 gedachten Hauptquellen sind: der FerdinancUbrunnen, 
Kreuzbrunnen, die Waldquelle, Wiesenquelle, der Karolinen- 
brunnen, Ambrosiusbrunnen und die Marienquelle. Diese 
letztere will Reuss jedoch nicht als Mineralquelle gelten 
lassen, "-weil sie sich kaum durch eine etwas höhere Tempe- 
ratur (+ 8'8° C) von gewöhnlichem Quellwasser unter- 
scheidet. Die anderen Quellen besitzen einen niedrigeren 
Wärmegrad, der die mittlere Jahrestemperatur nur sehr wenig 
überschreitet und, wenigstens zum Theil, entsprechend der 
Lufttemperatur zu variiren scheint. Es sind im Allgemeinen 
kohlensäurereiche, Glaubersalzwässer, jedoch im Einzelnen 
sehr verschieden. So z. B. enthält der Ferdinandsbrunnen 
beinahe 12mal mehr fixer Bestandteile als der Ambrosius- 
brunnen. Ueberhaupt ist der Ferdinandsbrunnen und nach 
ihm der Kreuzbrunnen durch die grösste Menge freier Kohlen- 
saure und mineralischer Bestandtheile ausgezeichnet.*) Am 
reichlichsten strömt die geringhaltige Marienquelle (nach 
Laübe 115*78 / in der Minute), dann folgt der Ferdinands- 
brunnen (3r5f>J) und der Kreuzbrunnen (1*17 /); die übri- 
gen Quellen liefern weit weniger Wasser. 

E. R. v. Warnsdorff sprach 1844 die Ansicht aus, 
dass die Quellen zum Theil auf einem Spaltensystem längs 
der Berührungsfläche des Steinhau- und Mühlberggranites 
mit dem Gneiss und Hornblendeschiefer des Hamelikaberges 
an den tiefsten Thalpunkten ausbrechen, zum anderen Theil 
auf einem Spaltensystem emporsteigen, das dem Streichen 
der aufgerichteten Gneiss- und Schieferschichten entspricht. 
In diesen beiden Richtungen setzen die oben erwähnten 
eisenschüssigen Quarz- und Homsteingänge auf. Der grosse 
Quarzfelsgang vom Schneidrang (S. 285) soll nach Warns- 
dorff genau in die Richtung der Karolinen-, Ambrosius* 



■> Nach Laube, welcher in seinem Excursionsbuch die Zusam- 
mensetzung des Kreuzbrunnenwassers wie folgt angibt. Temperatur 
8 8»C, Spec. Gewicht 1*0094. — Fixe Bestandteile in 10.000 Theilen Wasser : 
Schwefelsaures Natron 49*53 12, schwefelsaures Kali 0*522 1, Ghlornatrium 
1T0062. kohlensaures Natron 11*75, kohls. Lithion 0-047, kohls. Kalk 
5 1953, kohls. Strontian 0 0078, kohls. Magnesia 4*3385, kohls. Eisen- 
oxvdul 0*3414, kohls. Manganoxydul 0 0311, bas. phosphorsaure Thon- 
erde 0*0494, neutr. phosphors. Kalk 0 0179, Kieselsäure 0*8203, Brom-, 
Fluor-, organ. Verbindungen 0 0729. Summe der fixen Bestandteile 
89*7474, freie und halbgebundeue Kohlensäure 18*8815. — Nach den 
f-iten Analysen von Reuss. Steinmann, Berzelius, enthält der 
Ferdinands!) rannen wohl menr Kohlensäure, aber weniger fester Be- 
standtheile als der Kreuzbrunnen. 

19* 



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292 1- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



und Marienquelle (St. 9—10) fallen, wahrend die Waldquelle, 
der Ferdinandsbrunnen und der Schneid- und Wiesensäuer- 
ling in ihrer Lage der Richtung des Rotheisensteinganges 
mit Manganoxyden am Schnei drang (St. 12) entsprechen 
sollen. Der Kreuzbrunnen würde dann nur wenig abseits 
von dem Kreuzungspunkte beider Spaltensysteme liegen. 
Diese letzteren entsprechen nach Warnsdorff'S Auffassung 
.,den beiden partiellen Hebungsrichtungen der hiesigen Ge- 
birge und sind einfache Wirkungen derselben, womit auch 
die Frage beantwortet ist, warum gerade an diesem Orte 
und diesen Punkten die segensreichen Quellen so kräftig 
emporsteigen. 1 * 

A. E. Reuss glaubte nicht diese Annahmen theilen zu 
können, vielmehr schien ihm, dass sämmtliche Quellen, mit 
der Waldquelle als der nördlichsten beginnend bis zum Fer- 
dinandsbrunnen im Süden, in einem Zuge liegen, der den 
deutlich nordwärts gerichteten Quellspalten entsprechen 
würde, welche seinerzeit bei Gelegenheit einer Neufassung 
des Kreuzbrunnens blosgelegt wurden. Nach seiner Meinung 
liegen die Waldquelle, der Kreuzbrunnen und der Ferdi- 
nandsbrunnen auf dem Hauptzuge, die übrigen Quellen — 
abgesehen von der Marienquelle — auf einem Nebenzuge, 
die beide eine südnördliche Richtung einhalten. Mit den 
Quarz- und Hornsteingängen hätten die Quellen nach Reus.s 
nichts zu schaffen. 

Dem entgegen scheinen Laube einige der oben nach 
Warnsdorff geschilderten Verhältnisse unzweifelhaft einen 
Zusammenhang der Quellen mit dem Quarz-Hornsteinzuge 
anzudeuten, wobei weiter zu beachten ist, dass auch das 
Marienbader Thal in Nordsüd streicht und vom Ferdinands- 
brunnen in derselben Richtung eine Säuerlingsreihe bis 
gegen Plan verfolgt werden kann. Da nun auch die Quarz- 
gänge des Dreihackner Revieres (S. 234) mit diesem Zuge 
parallel verlaufen, so darf man wohl berechtigt annehmen, 
dass die Marienbader Hauptquellen auf einer grossen Ge- 
birgsspalte liegen, die durch den Quarzfelsgang, bezeichnet 
ist, wodurch Warnsdorff's oben wiedergegebene Auffass- 
ung im Wesentlichen bestätigt wird. 

Zur Ergänzung des Erörterten noch einige historische 
Daten. 

Die ältesten Nachrichten über die Marienbader Quellen 
stammen aus dem 16. Jahrh. Es wird nämlich in einem 
Schreiben vom 27. April 1528 der damalige Abt Anton des 



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Da? Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Granit. 29:3 



Tepler Stiftes von König Ferdinand I. aufgefordert einige 
Flaschen Wasser aus dem „Salzbrunnen", über welchen er 
Meldung gemacht, nach Prag zur Untersuchung einzuschicken, 
indem der König gewillt sei dort eine Salzsiederei zu er- 
richten. Diese ist an der Quelle, dem heutigen Ferdinands- 
brunnen, auch in der That zu Stande gekommen, jedoch 
dürfte man sich alsbald überzeugt haben, dass das hiesige 
Salz nicht Kochsalz sondern Glaubersalz ist. Jedoch soll der 
Betrieb des Salzwerkes nach Balbin (1679) auf Gegenvor- 
stellungen der Schlaggenwalder Bergbeamten , die Holz- 
mangel befürchteten, aufgelassen worden sein. 

Zu Heilzwecken wurden die Quellen schon in den 
frühesten Zeiten von den Einwohnern der Gegend benützt 
und auch von Aerzten den Stiftsgeistlichen und manchen 
hochgestellten Personen seit dem 16. Jahrhundert verschrie- 
ben, ohne dass jedoch der Ruf der Quellen durchgedrungen 
wäre. Erst 1780 und 1781 wurde der damalige Abt Graf 
Trautmannsdorf von der Bedeutung der Heilquellen so 
überzeugt, dass er den Grund zur Entstehung des Gurortes 
legte. Das Hauptverdienst um das Gedeihen desselben kommt 
jedoch D?- Nehr zu, welcher 1804 hier ein Curhaus errich- 
tete. Von dieser Zeit an verbreitete sich der Ruf des Bades 
und sein Aufblühen schritt rasch vorwärts. 

In dem an das Marienbader Gebiet westlich angrenz- 
enden Gebirgstheile, besonders im Kaiserwalde, herrscht Erz- 
gebirgsgranit vor, theils mit, theils ohne porphyrartig einge- 
streute Orthoklaskrystalle. Es ist jedoch nicht möglich den 
porphyrartigen von dem bloss grobkörnigen Granite streng 
zu scheiden, vielmehr scheinen beide derart zusammen zu 
hangen, dass der gleichmassig grobkörnige Granit die inne- 
ren und tieferen Gebirgstheile einnimmt, während die por- 
phyrartige Ausbildung auf die Peripherie der Kuppen be- 
schränkt zu sein scheint, wie man nach Jokely z. B. am 
Judenhauberge, am Arbersberge, Schafberge und in der Ge- 
gend von Perlsberg und Amonsgrün. als auch auf dem 
Glatzeberge und beim Schloss Kömgswart beobachten kann. 

Im Einklang hiemit steht F. Löwl's Auffassung des 
Baues der Gegend zwischen Altwasser, Königswart und 
Ober Perlsberg. Ein Durchschnitt durch den Judenhaustock 
zeigt nämlich im Centrum eine Greisenkuppe, die an der 
Oberfläche allerdings nur in einer kleinen Partie SO vom 
Judenhaugipfel zu Tage kommt, an welche sich zunächst 



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■ 



294 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefereystem. 



feinkörniger und erst \n weiterer Entfernung grobkörniger 
Erzgebirgsgranit anschliesst. Dieser erst wird im Süden vom 
Glimmerschiefer durch den Quarzgang bei Altwasser ge- 
trennt und im Norden bei Ober Perlsberg von Glimmer- 
schiefer mit Graphit Schiefereinlagerungen überlagert. Zu be- 
merken ist jedoch, dass Löwl einen grossen Theil des 
Granites, welchen Laube als Gebirgsgranit auflfasst, für Erz- 
gebirgsgranit halt. 

Eine unregelmässig blockförmige, oder häufiger dick- 
plattige Absonderung ist an dem Granite, welcher accesso- 
risch oft Chlorit, Titanit, auf Klüften kleine Nester von Man- 
ganoxyden und dendritische Ausscheidungen enthält, sehr 
gewöhnlich, selten macht sich auch eine kugelige Absonderung 
geltend. Grosse, mitunter merkwürdig gestaltete Blöcke sind 
namentlich um Schloss Königswart verbreitet. An den Gra- 
nitplatten vermag man an vielen Punkten die Fall- und 
Streichungsrichtung zu bestimmen. Nach Jokkly scheint 
das Einfallen der Platten je entfernter von der Gentralaxe 
des Granitstockes desto steiler, und das Streichen mit den 
Grenzlinien der Gebirgspartie nahezu parallel zu sein. 

Zinnstein führende Granite sind nur an der Glatze bei 
Königswart und bei Ober Perlsberg entwickelt (S. 309); 
sonst scheint der Erzgebirgsgranit im südlichen Kaiserwalde 
(Judenhaukern) als auch im Norden (Lobskern) überall zinn- 
erzfrei zu sein. Bei Liebau, bei Ruditzgrün und Kirchenbirk, 
um Prösau und von Tiefengrün, Schönlind und Wöhr ost- 
wärts gegen Unter Perlsberg soll nach Löwl Gebirgsgranit 
entwickelt sein, welcher auch alle die kleinen Granitinseln 
im Hornblendeschiefer zwischen Schönficht und Sangerberg 
zusammensetzt. F. Löwl unterscheidet im Kaiserwalde, wie 
schon oben erwähnt, eine Anzahl bathylithischer Granitkerne, 
von welchen der Judenhaukern und der Lobskern nach 
seiner Meinung dem Erzgebirgsgranite, der Marienbader, der 
Unter Perlsberger, der Liebauer, Kirchenbirker und Prösauer 
Kern dem Gebirgsgranite angehören. Die ersteren intrusiven 
Kerne hätten nach seiner Einzeichnung auf die krystallini- 
schen Schieler wenig oder gar nicht eingewirkt, während 
die Gebirgsgranit kerne von Contacthöfen umgeben sind, in 
welchen sich wesentlich zwei Zonen unterscheiden lassen: 
Die innere besteht aus undeutlich schieferigem Andalusit- 
und Fibrolithglimmerfels, die äussere aus Glimmerschiefer 
mit Knoten und kornförmigen Concretionen. In der Umgeb- 
ung von Liebau, Arnitzgrün, Kirchenbirk und Ruditzgrün 



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Pas Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Granit. 295 



soll die innere Zone im Mittel ;X)0, die äussere 4 — 500 m 
mächtig sein. Zu den Contactbildungen des Glimmerschiefers 
am Erzgebirgsgranit bei Wudingrün gehört auch ein horn- 
felsartiges Gestein, welches Reuss für Gornubianit hält. 

' Ganggranite sind im Kaiserwalde auffallend spärlich 
vorhanden und zwar gewöhnlich nur in pegmatitischer Aus- 
bildung, während feinkörnige Ganggranite hauptsächlich nur 
an der Grenze der Schiefer meist wenig mächtig entwickelt 
zu sein pflegen. Im Hornblendeschiefergebiete des Kaiser- 
waldes werden nebst Gebirgsgranit, der zwischen den Schollen 
des Amphibolschiefers zum Vorschein kommt, häufig auch 
Bruchstücke von feinkörnigen Ganggraniten angetroffen, die 
daher hier ziemlich verbreitet sein dürften. Ebenso durch- 
setzen den Gneiss (Glimmerschiefer?), besonders in der Gra- 
nitnähe, Ganggranite und Apophysen, z. B. in der Gegend 
von Steinbach, Ebmeth, Reichenbach, Schönlind, Schanz 
und 0 von Königswart. Im Glimmerschiefer bei Wöhr soll 
ein Ganggranit von felsitischem Aussehen auftreten, und 0 
bei Ruditzgrün und 0 bei Arnitzgrün verzeichnet Jokely 
ein graues bis blaulichschwarzes greisenartiges Gestein. 

In der nördlicheren Erstreckung des Granitgebirges 
herrscht im Mittelzug um Lauterbach, Schönfeld, Schlaggen- 
wald, hier als Untergrund der grossen Gneissscholle, bis zum 
Karlsbader Kreuzberge Erzgebirgsgranit, zumeist von gleich- 
mässig feinkörniger Beschaffenheit, und zum Theil zinnerz- 
führend, mit Uebergängen in Greisen. Der ehemals hier 
hauptsächlich abgebaute Greisenstock, die Hub, dringt in 
den Gneiss ein, zwei andere Greisenstöcke lehnen sich zu- 
gleich an den Granit an, in welchen übrigens der Greisen 
des Stockes NW von Schönfeld ganz allmälig übergeht. 
(Vergl. Seite 306.) Porphyrartiger Erzgebirgsgranit kommt 
ausser im Teplthale bei Karlsbad auch am Rodabache bei 
Einsiedl vor. 

Oestlich von dieser Zone in der Umgebung von Pet- 
schau ist gleichmässig grobkörniger, und westlich um Elbo- 
gen vorzüglich porphyrartiger Gebirgsgranit verbreitet. 

Endlich in der nördlichsten Erstreckung des Karlsbader 
Gebirges im Grenzgebiete gegen das Duppauer Basaltgebirge, 
am Giesshübel- Puchstein, Schömitz, Engelhaus, Karlsbad 
herrscht grobkörniger, zum grössten Theil porphyrartiger 
Gebirgsgranit, welcher die bezeichnete Zone des Erzgebirgs- 
granites umgibt. 



296 1- Archaische Gruppe. — Urjjneiss- und Urschiefersystem. 



Ganggranite sind in diesem Gebirgstheile ziemlich häufig 
und verdienen die grobkörnigen Pegmatite besondere Er- 
wähnung. Sie sind nämlich technisch von grosser Wichtig- 
keit ihres Feldspathes wegen, welcher in zahlreichen Spath- 
gruben für die Porzellanfabriken gewonnen wird. Solche 
Pegmatite sind hauptsächlich in der Umgebung von Elbo- 
gen, Karlsbad, Engelhaus, bei Biendorf, Dallwitz usw. ver- 
breitet. 

Die Granite der nächsten Umgebung von Karlsbad 
müssen eingehender besprochen werden, weil ihnen die be- 
rühmten heissen Quellen entströmen. F. v. Hochstetter 
hat. wie oben erwähnt, drei Varietäten unterschieden und 
im Wesentlichen wie folgt charakterisirt. 

Der H i r s ch e n s p r u n g g r a n i t ist ein grobkörnig por- 
phyrartiger Gebirgsgranit. identisch mit dem bekannten 
Elbogener Granit. Er ist hauptsächlich auf dem linken Tepl- 
ufer entwickelt (Fig. 64.) und besitzt wie alle Gebirgsgranite 
dort, wo er herrschend ist, eine kubische Zerklüftung in 
grosse Blöcke, die durch Abwitterung rund wollsackförmig 
werden. Er zerfallt sehr leicht in Grus und die Feldspath- 
krystalle bleiben frisch übrig. 

Der Kreuzberggranit ist ein feinkörniger, am rech- 
ten Teplufer herrschender Erzgebirgsgranit mit einer 
mehr bankförmigen, oft fast schichtenartigen Absonderung, 
widersteht der Verwitterung länger und zerfallt in kleine, 
scharfkantige rhomboidische Stücke. 

Die dritte Granitabart, der specifische Karlsbader 
Granit, bildet gewissermassen ein Mittelglied zwischen den 
beiden ersteren Varietäten. Er nimmt die Sohle des Thaies 
von Karlsbad ein und bildet die dasselbe zunächst und un- 
mittelbar einschliessenden Felswände. Es ist ein feinkörniger 
Porphyrgranit, in dessen Grundmasse alle wesentlichen 
Gemengtheile : Feldspath, Quarz und Glimmer porphyrartig 
in Krystallen eingewachsen sind. Er setzt das Quellengebiet 
vorwaltend zusammen und geht stellenweise durch allmälige 
Uebergänge in Kreuzberggranit über, in welchen er übrigens 
vielfach eingreift. (Fig. 64.) Die Hauptmasse des Karlsbader 
Granites widersteht entgegen dem Hirschensprunggranite 
der Verwitterung ganz ausserordentlich, während die Feld- 
spathkrystalle zuerst und ziemlich leicht verwittern, in eine 
gelblichgrüne, specksteinartige oder rothbraune erdige Sub- 
stanz zersetzt werden und aus dem Gesteine herausfallen, 



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Das Ertffebir^. — 1. Das Karlsbader Geb. - Karlsbad. 297 



dessen übriggebliebene Hauptmasse daher vielfach löcherig 
erscheint. Besonders ist dieser Granit ausgezeichnet durch 
die ausserordentlich ebenflächige, scharfkantige Absonderung 
oder Zerklüftung in grosse rhomboidische Pfeiler und Platten. 
Dalier die besondere Physiognomie des Teplthales, die zak- 
kigen, spitzigen Felsgipfel und Felsnadeln, die steilen senk- 
rechten Felswände , die 
allerdings dem Porphyr- 
Charakter des Gesteines 
entsprechen. 

F. V. HOCHSTETTER 

führte nun aus, dass es 
wohl erklärlich ist, wenn 
die Quellen gerade aus den 
Spalten dieses Granites 
hervortreten, weil er eben- 
flächig zerklüftet ist und 
seine Klüfte in Folge des 
Widerstandes, den er der 

Verwitterung entgegen- 
setzt, offen erhalten blei- 
ben. Das Gestein erscheint 
von einem Systeme paral- 
leler Spalten' durchschnit- 
ten, die sich fast unter 
einem rechten Winkel kreu- 
zen. Die Hauptzerklüftungs- 
richtung streicht in St. 8 
bis 10 und fallt theils in 
SO. theils in SW; die 
zweite Zerklüftungsricht- 
ung streicht in St. 2—3 
und fällt steil in SO oder 
.Vif. Dieses Spaltensystem rutSSHirm 
tritt charakteristisch an 
allen Felspartien des Tepl- 
thales hervor, am deutlich- 
sten nach v. Hochstetter's Annahme im Flussthale selbst, 
das den beiden Hauptzerklüftungsspalten im Karlsbader Gra- 
nite entspricht, welche die Tepl allmälig erweitert hat. 

Die Kreuzungsstelle der zwei mächtigsten Spalten im 
Karlsbader Granite ist durch die stärkste Thalerweiterung 
abgeprägt, in welcher das Centrum der Stadt mit Kirche, Rath- 




Fig. €4. Geognostische* Kärtchen Ungleich 
Quellenkartchen von Karlsbad. 

Nach F HochsMttr. 

Uli die sog. HoflHsche Quellenllnie verbindend 
die Eisenquelle mit dem Snuerbrunn auf der 
Dorotheenau AA Sprudel - Hauptspalte. BB 
MUhlbruun-Nebeuspall« 

Auf AA: a Springer, h HygLieaquelle, e Markt- 
brunnen, d Sehlossbrunnen ; — « Quelle zur 
russischen Kroue auf einer Seltenspalte. Auf 
BB: /MUhlbrunnen, g Neubrunnen, i Bern- 
hardsbrunnen, * Felsenquelle, m Kaiserquelle 
«Im Mllltarliospitah ; — auf Seltenspalten : h 
nen, l Spitalbrunnen, n Quelle 
xuin rothon Stern. 

/ Hiracbensprunggrsntt 5 Kreutberggranit, 
S Karlsbader Granit. 4 Alluvium. 



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298 I« Archaeische Grapp*. — Urjoieiss- urrd UrschiefVrsystera. 



haus und Markt in seiner Lage geologisch vollkommen moti- 
virt, sich ausbreitet. (Fig. H4.) Auf der Kreuzungsstelle dieser 
Gebirgsspalten bricht der Sprudel hervor, und auch alle 
übrigen Quellen sind an die Klüfte des Karlsbader Granites 
gebunden. 

Karlsbad zählt 17 heisse Quellen, die sämmtlich im 
Teplthale liegen und zu welchen sich noch eine Anzahl 
Säuerlinge gesellt. Die Hauptqueile. der Sprudel, wird von 
mehreren* auf einer Fläche von 1 80 Metern hervorbrechendeD 
Quellen gebildet, deren wichtigste der Springer oder eigent- 
liche Sprudel ist, dessen Wasser in der Minute in 40 bis 60 




Fig. Der Springer in Karlsbad. 

ungleich starken Stössen über 2 m hoch ausgeschleudert wird. 
(Fig. 65») Das Sprudelgebiet umfasst derzeit 6 Quellen- 
Öffnungen im Springerraume, die alte und neue Hygiaea- 
quelle (vergl. weiter unten), das obere Zapfenloch und den 
Löwenzapfen, die zusammen nach der neuesten Messung in 
der Minute 2232*55 Liter Wasser liefern, was im Jahre nahezu 
12 Millionen Hektoliter ergibt. Die Temperatur des Sprudel- 
wassers wurde zu 73' 1° C bestimmt. In der Tepl selbst ist 
der kleine Sprudel bemerkbar. 

Die übrigen heissen Quellen geben in der Minute Wasser : 
Die Kaiser Karl-Quelle 6*5 l, 38* 1° G warm, der Marktbrunnen 
5*75 7, 38*6° warm, der Schlossbrunnen 7*5 7, 51° G warm» 
der Theresi^nbrunnen 9*7 l mit 57*9° G Temp., der Mühl- 
brunnen 7f>5 l mit 47*8° Temp., der Neubrunnen 5*9 I» 



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Das Erzgebiet-. — 1. Das Karlsbader Gel». — Karlsbad. 290 



W wann, der Bernhardsbrunnen 3*1 l mit 60*7° warm, die 
Elisabethquelle 3*2 l mit 36*1° Temp., die Felsenquelle 
2*5 /, 57*7° warm, die Kurhausquelle 10*4 7, 64*3° warm, 
die Spitalquelle 8*1 l, 35 4 U warm, die Hochbergerquelle 
;» l mit 37*5° Temp., der Kaiserbrunnen 8*4 h 48*6° warm, 
die Parkquelle 10*8 Z, 37 2° warm und die Kronprinzessin 
Stefanie-Quelle 2 8 l, 213° warm. 

Ausser diesen Gurz wecken dienenden Quellen gibt es 
in Karlsbad noch viele andere laue und warme Brunnen, so 
dass an Mineralwasser kein Mangel ist, wohl aber an ge- 
wöhnlichem Trinkwasser. Die Thermen sind alkalische 
Glaubersalzquellen mit einem ansehnlichen Gehalte fixer 
Bestandteile , vorwaltend schwefel - und kohlensauerem 
Natron, so wie Chlornatrium,*) ferner Kalk- und Eisen- 
earbonaten, welche letztere zum Niederschlag gelangend den 
von Eisenoxydhydrat gewöhnlich gelb oder braun gefärbten, 
oft gestreiften Sprudelstein (Aragonit) bilden. Der Spru- 
del, dessen Wassermasse ehemals viel grösser gewesen sein 
mag als gegenwartig, hat im Laufe undenklicher Zeiten 
über der Quellenspalte eine mächtige gewölbeartige Decke 
abgelagert, die sogenannte Sprudelschale, welche die 
heutige Quellenfassung allseitig ziemlich bedeutend überragt. 
Auf ihr ist ein Theil der Stadt erbaut. Die übrigen Ther- 
men Karlsbads setzen zwar Sinter ab, bilden aber keine 
Sprudelschale. 

Ueber die Lage der heissen Quellen sprach seinerzeit 
v. Hoff die Ansicht aus, dass durch vulcanische Kräfte in 
der Granitmasse des Teplthales eine tiefe Spalte entstanden 
sei, die von Granittrümmergestein ausgefüllt worden ist und 
aus welcher alle Quellen hervorbrechen. Dies ist die be- 
rühmt gewordene Hoff sehe Quellenlinie, welche 
Warnsdorff später für eine Spalte an der Grenze zweier 
Granite von verschiedenem Alter erklärte. 



*"> Die Zusammensetzung des Sprudelwassers ist die folgende: 
Fixe Bestandtheile in 1U.000 Theilen Wasser : Schwefelsaures Kali 1636. 
*chwefelsaur. Natron 23 721, Chlornatrium 10306, Jod- und Bromnatrium 
Spuren, kohleusaur. Natron 13011), kohlensaur. Calcium 2iJ78, kohlens. 
Mapesia 1*241», kohlensaur. Strontian 0 00«, kohlensaur. Eisenoxydul 
0028, kohlensaur. Manganoxydul 0 006, phosphorsau r. Thonerde 0*004, 
phoephorsaur. Kalk 0*002, Fluorcalcium 0 036, Kieselerde 0'728, Borsaure, 
Litbion Spuren. Caesium, Rubidium Spuren. — Summa der lixen Be- 
ilandtlieile 54*31V. Fme und halbgehund. Kohlensaur«? 7x04. — Spec. 
Gewicht 1-0053. 



f*00 I Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Hirtchmiprung Schlot sbtrg TrpUhal 



F. v. Hochstettkr fasste die Lage der Quellen dahin 
auf, dass sie in zwei Südost-Nordwest (St. 9—10) verlau- 
fenden parallelen Zügen angeordnet seien (AA und BB in 
Fig. 64.), welche durch die angeführte Zerklüftung des Karls- 
bader Granites bedingt sein sollen. 

Die Kluftllächen in der Partie S vom Sprudel (d. i. S von 
der Linie AA in Fig. 64.) fallen steil mit 70—80° in XU ein t wo- 
raus Hochstetter den Schluss zieht, dass auch die Sprudel- 
hauptspalte mit dieser Neigung in die Tiefe gehe. Der Horn- 
steingang des Militärhospitals und. des Bernhardfelsen, der 

die Nebenspalte be- 
Knuzbern zeichnet, aus welcher 
die Quellen des Ne- 
benzuges : Mühlbrun- 
nen, Neubrunnen, 
Bernhardsbrunnen. 
Felsenquelle, Militär- 
hospitalquelle her- 
vorbrechen, zeigt je- 
doch ein entgegen- 
gesetztes Verflachen 
mit 70—80° in SW. 
Hiernach wäre anzu- 
nehmen, dass die 
Hauptspalte und Ne- 
benspalte in der Tiefe 
sich schneiden, so 
dass die zwischen 
beiden Spalten lie- 
gende Granitmasse 
des Schlossberges ei- 
nen grossen Keil bil- 
det, an dessen Schneide sich in der Tiefe die Wasser des 
Hauptstromes in die Nebenspalte abtheilen. Diese Vorstell- 
ung Hochstetter's ist in Fig. 66. veranschaulicht, aus wel- 
cher zugleich die Verhältnisse zwischen der Hygiaeaquelle, 
Schlossbrunnen und Theresienbrunnen ersichtlich sind, wie 
man sie annehmen darf, um zu erklären, dass z. B. bei dem 
Durchbruche der Hygiaeaquelle im J. 1809 der Schlossbrun- 
nen ganz versiegte und der Theresienbrunnen von seiner 
Wassermenge verlor. 

Die Lage des Theresienbrunnens, sowie die Thatsache, 
dass aus dem vielfach zerklüfteten, von Hornsteingängen 




Fig. ifa. Profil durch da» KarUbader Qaelleugebiet. 
Nach F. v. Uochitetttr. 

AA ßprudel-Haupupalte. BB MUhlbronn-Nebenipolt«. 

8 Spradelachale. a Springer k Hygiaeaquelle. c Qnelia 
xur raaaiacben Krone ü Schloasbroonen. e Therealen- 
brunnen. / Milhlbrunnen. 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Geb. — Karlsbad. 3Gl 



durchzogenen Schlossberge überall warmes Wasser heraus- 
dringt, lassen es Hochstettern wahrscheinlich erscheinen, 
dass im Schlossberge selbst warmes Wasser zwischen beiden 
Spalten circulirt, — auf Seitenspalten, die wohl hauptsäch- 
lich der zweiten Zerklüftungsrichtung des Granites ent- 
sprechen (Fig. 64.). Aus solchen Seitenspalten, da wo sie im 
Teplthale zu Tage ausgehen, scheinen der Theresienbrunnen 
und Spitalbrunnen hervorzuquellen. (Fig. 66.) 

Bei der Demolirung des Hauses „zum weissen Adler" 
wurde im J. 1877 am Marktplatze am Fusse des Schloss- 
berge? zwischen dem Sprudelgebiete und dem Schlossbrunnen 
ein Terrain aufgeschlossen, auf welchem zwischen der steilen, 
stellenweise sehr schwefelkiesreichen, von Hornsteingängen 
durchsetzten Granitmasse, auf welcher der Stadtthurm steht, 
und zwischen den schwefelkiesreichen Graniten, welche unter 
der Schlossbergterasse zu Tage kommen, eine etwa 15 bis 
20 m mächtige Gesteinszone angetroffen wurde, die als von 
Aragonitsinterbildungen durchsetztes, sehr hornsteinreiches 
Granittriimmergestein bezeichnet werden konnte. Direct 
dem Granite aufgelagert war eine 1*3 m starke, aus concen- 
trischen Lagen von verschiedener Farbe gebildete Sprudel- 
steindecke, deren Wölbung genau der Gestalt des (Karls- 
bader) Granites entsprach und keinen Hohlraum erkennen 
lies«. Gegen den Schlossberg stieg die Sprudelsteinschale 
auf und war hier im Liegenden und Hangenden von einer 
Granithornsteinbreccie begleitet, lieber der Sprudelschale 
gegen den Marktbrunnen zu stand Granit an, welcher wie der 
unterlagernde Granit eigentümlich umgewandelt war. 

Aus der Lagerung der Sprudelsteinschale, sowie aus 
der Richtung der vielen Hornsteingänge am Stadtthurm- 
felsen, worunter 5 über einen halben Meter mächtig waren, 
Hess sich mit Sicherheit schliessen, dass diese Thermalzone 
nordwestwärts gegen den Schlossbrunnen und südostwarts 
gegen das eigentliche Sprudelgebiet im Bette der Tepl fort- 
setzt, worin v. Hochstetten eine gewichtige Bestätigung 
seiner Ansicht erblickte, dass in dieser von NW nach SO 
verlaufenden Richtung die Sprudelhauptspalte liegt. 

Dagegen betonte Naumann (1866), dass die Karlsbader 
Thermen nicht in zwei Parallelzügen nach St. 9—10 an- 
geordnet sind, welche der charakteristischen Hauptspalten- 
richtuBg. oder Zerklüftungsrichtung des Karlsbader Granites 
entsprechen möchten, sondern dass alle Quellen einen Zug 
bilden, dessen Hauptstreichen sehr nahe St. 11 beträgt. 



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302 I- Archaebche Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefei»ystem. 





daher ein Causalzusammenhang zwischen der Quellenlinie 
und jener Zerklüftung kaum , angenommen werden darf. Da 
nach seiner Meinung die Annahme gestattet sein dürfte, 
dass die Quellenspalte vom Sprudel (a in Fig. 67.) bis gegen 
den Kaiserbrunnen (k in Fig. 67.) ihre anfangliche Richtung 
um 12° ändert, so würden sich alle diese Quellen aus einer 
gemeinschaftlichen Spalte ableiten lassen, deren 

mittlere Streichungsrichtung 
sehr nahe St. 11 ist. Die übri- 
gen Quellen würden aus obe- 
ren Abzweigungen derselben 
Hauptspalte entspringen , in 
welcher tiefer abwärts die 
sämmtlichen Wasser ihren 
Lauf nehmen, wahrend die 
hauptsächlichste Wassererup- 
tion an der Stelle des Sprudels 
stattfindet. Da nun auch der 
Sauerbrunn in der Dorotheen- 
au im Süden und die Eisen- 
quelle im Norden sehr genau 
in die angegebene Richtung 
der Hauptspalte fallen, so 
glaubt Naumann, dürfe man 
St. 11 als die corrigirte 
Richtung der Hoffschen 
Quellenlinie betrachten, 
^ ^SÄÄr ch die auch topographisch am 
N» C h a f. Sttutmum meisten gerechtfertigt er- 

e. k. bvu««l Kirche. Da jedoch v. Hochstet- 

TEB trotz dieser gegenteiligen 
Ansichten, wie gesagt, später 
seine ursprüngliche Auffassung 
der Quellen- Verhältnisse Karls- 
bads durchaus bestätigt fand, 
so mag hier genügen die Meinungen beider so vorzüglichen 
Forscher einander gegenüber gestellt zu haben. 

Zur Ergänzung dessen, was über die weltberühmten 
heissen Quellen von Karlsbad gesagt worden ist, mögen 
noch einige historische Bemerkungen beigefügt werden. 

Bis in s 16. Jahrh. soll das Wasser nur zum Baden 
benützt worden sein. Erst um das J. 1521 scheint man die 




TV. Waldic 



a Sprudel, b Hygiaeaqaelie. e Merktbrna- 
nen. d Scbloubr. e Mtthlbr. / Neubrannen 
g Thereilenbr. h Bernherdjbr. » FeUen- 
quelle. * KaUerbrunnen. 

/ Grobkörniger (HlrtchenaprnngO Granit 
2 Kreuaberggranit. 8 Allatrium. 



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0*3 EreRebir£<\ — 1. Das Karlsbader Geb. — Karlsbad. 3Q3 



Trinkcur in Anwendung gebracht zu haben. Fabian Summer 
spricht 1571 von mehr als 200 Bädern. 

Die Sage lässt die Karlsbader Quellen, und zwar na- 
mentlich den Sprudel, erst im 14. Jahrh. durch ein Jagd- 
abenteuer Kaiser Karl IV., auf welches die Benennung des 
Felsens Hirschensprung sich bezieht, bekannt werden, aller- 
dings der Wahrheit sehr zuwider, da die Umgebung schon 
im 9. Jahrh. bewohnt war — Elbogen wurde etwa 870 von 
den. mit den Herzogen von Baiern verwandten Markgrafen 
von Vollburg, welchen die Egerer und Elbogener Umgegend 
gehörte, gegründet, — und schon im 13. Jahrh. der Ge- 
schichtsforscher GELA8IUS Dobner auf seiner Karte von 
Böhmen ungefähr an der Stelle des jetzigen Karlsbades eine 
Ortschaft War)' (Warmbad) verzeichnet. Die heissen Quellen 
sind also nicht erst von Karl IV. entdeckt worden, wohl 
aber wurde der Ort von ihm zur Stadt erhoben und mit 
Privilegien beschenkt. Es würde zu weit führen, hier auf 
die Geschichte des Badeortes, ja auch nur der Hauptquellen 
eingehen zu wollen. Nur als geologisch immerhin wichtig 
sei bemerkt, dass in früheren Zeiten häutig Sprudelausbrüche 
stattgefunden haben, indem das Wasser, wenn durch Ab- 
satz des Sprudelsteines die gewöhnliche Oeffnung des 
Sprudels verstopft wurde, an anderen "Stellen sich einen 
Ausgang bahnte. Schon Summer spricht 1589 von solchen 
Ausbrüchen, die sich später oft wiederholten und nur durch 
sehr kostspielige Arbeiten gut zu machen waren. Die vom 
geologischen Standpunkte wichtigsten Sprudelausbrüche er- 
folgten: 1713, wo die Sprudelschale untersucht wurde, 1774 
wo die gewöhnlichen Sprudelöftnungen eine Zeit lang gar 
kein Wasser gaben, am 2. September 1809, wo der Aus- 
bruch in der Nähe des Sprudels von Erscheinungen begleitet 
war, die einem Erdbeben glichen und die Leute vor Schreck 
aus den Häusern trieben. In Folge dieses Ausbruches, dessen 
Verbau grossen Aufwand erforderte, werden die Mündungen 
aller Quellen zeitweise durchgebohrt und nach Bedarf er- 
weitert. Merkwürdig war bei diesem Ausbruche, dass der 
Schlossbrunnen ganz zu fliessen aufhörte, die Hygiaeaquelle 
jedoch an's Licht kam. Die erstere Quelle kam erst 14 Jahre 
spater am 15. Oktober 1823 wieder unverhofft zum Vor- 
schein. Auch später haben mehrmals Ausbrüche stattgefun- 
den, jedoch zum Glück nur von minderer Bedeutung. 

Von sonstigen eruptiven Gesteinen, abgesehen von den 
jungplutoni sehen Massen, welche erst später beschrieben 



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304 J- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem 



werden können, sind nur wenige Gangrejesteine zu erwäh- 
nen, welche bisher die Beachtung der Geologen gefunden 
haben. 

Porphyr tritt im Karlsbader Gebirge nur vereinzelt 
und untergeordnet auf. In der Umgebung von Marienbad 
wird von Warnsdorff ein mächtiger Gang (Felsitporphyr) 
erwähnt, welcher vom Hamelikaberge gegen den Ferdinands- 
brunnen streicht. Zwei Porphyrgänge durchsetzen nach ihm 
den Gneiss mitten in der Stadt neben dem „Goldenen An- 
ker' und sind auch an der Karlsbader Strasse zu beobachten. 
An dem steilen Rande hinter dem „Weissen Löwen 41 ist 
ein mächtiger Gang eines grünlich grauen, schmutzig gelb 
gefleckten fraglichen Augitporphvres entwickelt. Weiter nörd- 
lich kommt Porphyr bei Landek N von Tepl und bei Theu- 
sing im Gebiete der Hornblendegesteine, sowie ferner im 
Granite der nächsten Umgebung von Karlsbad unterhalb 
Bellevue (Streichen St. 6-7, Fallen 80° in A 7 ), sowie beim 
„Altenburger Hause u in der Egerer Strasse (Streichen St. 
10—11, Fallen 80° in 0) in wenig mächtigen Gängen vor. 
Hier m/>ge auch des Granitporphyres gedacht werden, 
welcher südlich von Petschau bei Gängerhäuseln unter dem 
Koppenstein als Gang entwickelt und durch vorzüglich aus- 
krystallisirte Orthokiasse ausgezeichnet ist.*) 

Di ori tische Ganggesteine von verschiedener petro- 
graphischer Beschaffenheit sind auch nur untergeordnet vor- 
handen. Bei Marienbad steht am Nordabhange des Hamelika- 
berges unmittelbar hinter dem alten Badehause ein Gl im- 
mer diorit in klippigen Felsen an, der wesentlich aus 
Albit, Hornblende und Biotit besteht. Das Gestein ist von 
Klipstein H a m e 1 i c i t benannt worden. 

Im nördlichen Theile des Gebirges bildet Glimmer- 
diorit einige Gänge nach Lauhe im Granit bei Nallesgrün 
und erscheint zwischen Schönfeld und Schlaggenwald rechts 
an der Strasse nach Hochstetter in einer ausgezeichneten 
Varietät. 

Ein dioritisches Gestein bildet auch einen Gang im 
Liebauthale bei Kirchenbirk. 

Minette (Glimmersyenitporphyr, vergl. S. 287), be- 
stehend „aus einer trüben Orthoklasmasse mit Plagioklas. 
Biotit. Hornblende. Apatit und sehr sparsamen Quarz 44 , ist 
im Karlsbader Gebirge in Gängen und kleinen Stöcken 



*j F. v. Hochstetter, Verh. d. k. k. geol. R.-A., 1872, pag. 1. 



Das Erzgebirge. — J. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 305 



ziemlich verbreitet, namentlich in der Umgebung von Vetschau 
und Elbogen. Bei -Marienbad stellt Laube hieher das Gang- 
gestein, welches im städtischen Steinbruche an der Karls- 
bader Strasse durch seine kugelige Absonderung auffallend 
ist. Diese letztere scheint überhaupt eine Eigentümlichkeit 
les Gesteines zu sein, welches gewöhnlich feinkörnig und 
nur selten porphyrisch ist. 

Möglicherweise gehört hieher auch das biotitreiche 
Hornblende-Gestein, welches am Galgenberge S von Plan 
einen Stock zu bilden scheint und als Syenit bezeichnet 
worden ist. 

An Erzen ist das Karlsbader Gebirge zwar nicht 
ausserordentlich reich, jedoch hat es wegen des Zinnerz- 
vorkommens besondere geologische Bedeutung. Dieses Erz 
(Kassiterit) ist an den Erzgebirgsgranit gebunden, in welchem 
es zum Theil als Uebergernengtheil auftritt, zum Theil auf 
Quarzgängen im Granit und im Gneiss vorkommt. An einigen 
Punkten entwickelt sich aus dem Erzgebirgsgranite durch 
Ueberhandnehmen des Quarzes und Schwinden des Feld- 
spathes Greisen, dessen grösstes Vorkommen im Kaiserwalde 
am Judenhau zwischen Königs wart und Ober Perlsberg ver- 
zeichnet wurde, der aber in der Zone vom Judenhau und 
Glatzeberge nordostwärts bis zum Karlsbader Kreuzberge 
namentlich bei Lauterbach, Schönfeld und Schlaggenwald 
ebenfalls entwickelt ist. Er hauptsächlich ist mit Zinnerz im- 
prägnirt. Der normale Erzgebirgsgranit enthält nach Laube 
keinen accessorischen Zinnstein. 

Von grösster bergmännischer Bedeutung waren seiner- 
zeit die zusammenhängenden Zinnstockwerke bei Schlag- 
genwald und Schönfeld, welchen eine ziemlich umfang- 
reiche Literatur gewidmet ist.*) 

Die geologischen Verhältnisse dieses Zinnerzgebietes 
sind im Wesentlichen folgende: Der wichtigste Zinnstock 
ist der Huberstock (bei Hub) auf Schönfelder Gebiete, welcher 
ringsum von Gneiss umgeben in einer Tiefe von cca 100 m 
einen Umfang von mehr als :V>0 m hatte. Er besteht der 
Hauptsache nach aus Erzgebirgsgranit, welcher in kleinen 

* i Besonders sind hervorzuheben : C v. N o w i c k i : Vorkommen des 
Zinnsteines bei Schlaggenwald und Schönfeld. Lotos. 1857, pag. 1 Oü. — 
Glückselig: Monographische Skizze von Schlaggenwald. Zeitschrift 
für <hV /e=amnite» Naturwiss. 18"4, III., p. 2-V7. — Dann die Bemerk- 
ung v. Hoch-I etter's, Jokely's und die citirte Arbeit Hückers. 

lai:€t, G«o1ofie von Böhmen 20 



306 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Stöcken Greisen einschliesst , der durch sehr häufige, oft 
schön auskrystallisirte Minerale ausgezeichnet ist (nebst 
Kassiterit namentlich Quarz, Speckstein, Flussspath, Apatit. 
Lithionglimmer, Wolfram, Arsenkies. Schwefelkies und 
Kupferkies, ferner Baryt, Topas, Molybdaenit, Sphalerit. 
Malachit, und viele seltenere Vorkommnisse), und ebenso 
wie der Hauptstock von zahlreichen Quarzgängen durch- 
schwärmt wird. Diese Gänge mussten sehr erzarm gewesen 
sein, weil auf den mächtigen Halden ungeheuere Mengen 
Quarz angehäuft sind, der früher mehr als jetzt für die 
Porzellanfabriken der Umgegend verwerthet wurde. Abbau- 
würdig waren und sind abgesehen von einigen Gängen nur 
die Greisenpartien, nicht der ganze Erzgebirgsgranit, und 
auch in diesem ist das Zinnerz meist so fein eingesprengt, 
dass man es mit freiem Auge kaum wahrzunehmen vermag. 
Jedoch sammelt es sich auch in Schnüren, Nestern und 
Putzen, die manchmal sehr gross und ergiebig waren. So 
wurde auf der Dreieinigkeitszeche ein derartiger Fund ge- 
macht, welcher nahezu 100 Geutner Zinnerz lieferte. Das 
gewöhnliche zinnsteinhaltige Greisengestein (Zwitter) pflegt 
im Durchschnitt nur 0*2—0*4 Procent, also in 1000 Gentnern 
Zwitter nur 2 bis 4 Gentner Zinn zu enthalten. Ehemals 
allerdings soll der Halt zehn-, ja sechzigmal grösser ge- 
wesen sein. 

Südwestlich, nicht ganz 90 m vom Huber Hauptwerke 
entfernt, liegt der sog. Schnöderstock und weiterhin an der 
Grenze des Gneisses und Gebirgsgranites der sog. Klingen- 
stock, deren allgemeine Verhältnisse mit jenen des Huber- 
stockes übereinstimmen; der Schnöderstock ist jedoch viel 
kleiner und der Klingenstock viel erzärmer. 

Südöstlich von diesem Stockwerkszuge sitzen im klein- 
körnig schuppigen Biotitgneisse, der stellenweise in Glimmer- 
schiefer übergeht, einige Quarzgänge auf, die Mittel zum 
Gangbergbaue lieferten. Drei der wichtigsten, der sog. Gell- 
nauer (Jelenauer) Gang, Mariengang und Kluftgang streichen 
parallel mit einander — und zugleich mit dem Stockwerks- 
zuge — von SW gegen NO (St. 3—4), ein anderer, der 
Antonigang, schaart ihnen in SW in einem spitzen Winkel 
zu. Alle fallen nach NW oder N gegen den Granit. Der 
Antonigang, sowie der Kluftgang gaben nur arme Mittel, so 
dass ihr Abbau bald aufgelassen werden musste. Die beiden 
erstgenannten Gänge waren jedoch ergiebig. Ihre krystalli- 
nisch massige Ausfüllung besteht bei einer Mächtigkeit von 



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Das Engebirge. — I. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 307 



5 bis 40 cm vorwaltend aus Quarz,- der manchmal durch 
Steatit oder Steinmark mehr weniger verdrängt wird. Zu 
diesen Hauptbestandteilen gesellen sich nebst einigen an- 
deren Mineralen vornehmlich Kassiterit, Flussspath, Wol- 
framit, Kupfer-, Eisen- und Arsenkiese, Molybdänit, Apatit, 
Topas, von welchen sich nur der Zinnstein, der Flussspath 
und Kiese stellenweise anhäufen. Zumeist treten mit ein- 
ander auf: Quarz und Zinnstein; diese beiden und Wol- 
framit, dessen Stelle auch Topas, oder Eisen- und Kupfer- 
kiese einnehmen; ferner Quarz, Beryll und Zinnstein ; Quarz, 
Apatit und Zinnstein ; Quarz, Flussspath und Zinnstein ; 
Quarz und Scheelit; Quarz, Malachit, gediegen Kupfer und 
Ziunstein und anderweitige Paragenesen. Der Zinnstein 
(Kassiterit) ist theils krystallisirt, theils derb im Gange selbst, 
theils als Fahlband (local „Borden 41 genannt) entwickelt und 
kommt auch im Nebengesteine vor, welches sich für die 
Erzfuhrung überhaupt nur günstig erweist, wenn es locker 
und etwas zersetzt erscheint, während im frischen, festen 
Gesteine das Erz gewöhnlich ganz verschwindet. Beachtens- 
werth ist auf Gängen das Auftreten von gewissen Mineralen, 
welche erfahrungsmässig stets erscheinen, wenn man sich 
einer edlen Partie nähert. Manchmal freilich verliert sich 
der Zinnstein auch in so einer edlen Erzzone. In diesem 
Falle pflegen jedoch im Hangenden oder Liegenden des 
Ganges Greisenputzen vorzukommen, die oft sehr erzreich 
sind. Wenn diese nicht leicht aufzufinden sind, d. h. weder 
der Gang hältig, noch der Adel in Greisenpartien concen- 
trirt erscheint, so kann der Geübte häufig durch ganz dünne 
Schnürchen von Zinnstein oft 2 m in's Hangende oder Lie- 
gende zu schönen Nestern von Erz geleitet werden. Kurz: 
„in den durch Nebengestein und Gangausfüllung als edel 
charakterisirten Erzzonen ist der Adel immer vorhanden, 
wenn sich in denselben der Gang manchmal auch nahezu 
ganz taub zeigt." 

Die vier genannten Gänge bilden zusammen ein System, 
ausser welchem Rücker «noch zweier anderer Gangsysteme 
Erwähnung macht. Das eine tritt in unmittelbarer Nähe des 
Huberstockes auf. Seine Gänge haben ein flaches Einfallen 
und sind wenig mächtig (5 — 8 cm). In ihnen pflegt das 
Zinnerz jedoch sehr concentrirt zu sein und bildet häufig 
im Gemenge mit Wolframit, Eisen- und Kupferkiesen die 
ganze Gangausfüllung. Diese Gänge werden daher mit gün- 
stigstem Erfolge abgebaut. Das andere Gangsystem erscheint 

20* 



308 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



NW vom Haberstockwerke im sog. Hahnengebirge und 
wird von einem ausgedehnten Pingen- und Haldenzuge be- 
gleitet, welcher dessen einstige grosse Bedeutung erkennen 
lässt. Der Bau ist jedoch schon seit sehr langer Zeit er- 
trunken und verlassen. Diese Gänge waren namentlich auf 
der Paulizeche, Johann Evangelista-Zeche, Kreuzzeche und. 
Bäckenzeche aufgeschlossen. Häufiger als im Stockwerks- 
granite traf man hier auf Fahlbänder, die sehr zinnstein- 
reich, die Quarzgänge durchsetzten und veredelten. 

Die beiden Städte Schlaggenwald (Schlackenwald) und 
Schönfeld verdanken dem einstigen Zinnerzreichthum ihrer 
Umgebung allenfalls ihre Gründung. Historische Nachrichten 
reichen jedoch nicht weit zurück. Schönfeld ist älter und 
wird sogar in einer Inschrift im Rathhause angeblich vom 
J. 1448 als „uralte konikglige frete Berkstatt" bezeichnet. 
Im XII. oder Anfang des 13. Jahrh. bestand nach Stern- 
berg*) in Schönfeld das erste Zinn-Schöppengericht. bei 
welchem alle anderen Zinnbergwerke ihr Recht zu suchen 
hatten. Das erste Privilegium erhielt die Stadt von Bores 
(Borsso) von Riesenburg am Margarethentag 1355, und 1547 
wurde sie von Ferdinand I. zur königlichen Bergstadt er- 
hoben. 

Schlaggenwald ist eine jüngere Bergstadt, über deren 
älteste Geschichte zuverlässige Quellen erst aus dem 14. 
Jahrh. vorhanden sind. Dem böhmischen Namen (Slavkov) 
nach scheint Slavko von Riesenburg ihr Gründer gewesen 
zu sein. Kaspar Pflug von Rabenstein belehnte 1530 die 
Gewerkschaft des Hans Schnöd aus Nürnberg mit einem 
Stollen, der noch heute dessen Namen führt.**) Ferdinand I. 
nahm sich der Stadt eifrig an und erhob sie 1548 zu einer 
königlichen Bergstadt. Jedoch gerieht der Bergbau aus mehr- 
fachen Ursachen ***) immer mehr in Verfall, wenn die Stadt 
auch noch zu Beginn des 17. Jahrh. in so guten Umständen 
war, dass sie von den königlichen Kammern die Stadt Pet- 
schau für sich als Lehen einlösen konnte. Jedoch blieb ihr 
dieses Lehen nicht lang, da schon nach der Schlacht am 



•) Umrisse etc. I. c. pag. 276 und 280. 
**) Ste ruber*?, Umrisse etc. 1. c. pap. 285. 
***) Graf Sternberg leprt die Bergbauverhältnisse von Schön- 
feld, Schlatfrenwald und Lauterbach bis zum 30 jähr. Kriege) umständ- 
lich in seinen Umrissen etc. I. Bd., 1. Abtlu pag. 275 bis 310 dar. Eine 
der Hauptursachen des Verfalles waren die ungeregelten Baue der Pri- 
vatg«werkenv 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 309 



Weissen Berge, sowohl der Pfandsehilling als das Lehen 
selbst wegen Betheiligung der Schlaggenwalder an dem pro- 
testantischen Aufstande als verwirkt erklärt wurden. 

Bei Lauterbach sind die allgemeinen Verhältnisse 
des Zinnerzvorkommens von jenen bei Schlaggenwald und 
Schönfeld nicht verschieden, aber der hiesige Zinnberg- 
bau hatte nie die Bedeutung -wie an. den letzteren Orten. 
1551 erhob Ferdinand I. den Ort zur königl. Bergstadt. 
Sonst ist über die ältere Geschichte der Stadt und der Berg- 
baue nur wenig bekannt, da 1772 sämmtliche alte Urkunden 
und Schriften einem grossen Brande zum Opfer fielen.*) 

Der Zinnerzbau im Gebiete von Schlaggenwald und 
Schönfeld wurde vom Aerar und Privaten mit Unterbrech- 
ungen immer wieder in Angriff genommen und wird auch 
gegenwärtig in kleinem Massstabe betrieben. Im 16. und zu 
Beginn des 17. Jahrh. scheinen die Zinngruben um Schlag- 
genwald in grösster Blöthe gestanden zu haben, denn nach 
einem summarischen Rechnungsauszuge wurden in den Jah- 
ren 1557, 1558 und 1559 in Schlaggen wald und Schönfeld 
15.034, in Lauterbach und Umgegend 6373 Ctr., zusammen 
21.407 Centner Zinn gewonnen. Im Jahre 1847 waren 
zwei aerarische und 17 privatgewerkschaftliche Gruben im 
Betrieb, welche zusammen 3 bis 400 Centner lieferten.**) 
Gegenwärtig ist der Zinnbergbau im ganzen Elbogener Be- 
zirke ein sehr geringer. 1 887 war von 7 Unternehmungen nur 
die Johann Evangelisten-Zeche bei Schönfeld mit 13 Arbeitern 
im Betriebe, hatte aber keine Production. Nach langjähriger 
Unterbrechung wurde 1888 auch eine theilweise Ge wältigung 
des alten Zinnbergbaues bei Schlaggenwald-Schönfeld unter- 
nommen um die Bauwürdigkeit der neben dem Zwitterstock- 
werke vorkommenden Gänge (vergl. oben) in Bezug auf 
ihren Halt an Zinn- und Wolframerzen zu untersuchen. 
Die im Bezirke bestehenden 3 Zinnhütten waren ausser 
Betrieb.***) 

Am Glatzeberg im Kaiserwalde, wo, wie oben erwähnt, 
auch Zinnstein im Erzgebirgsgranite vorkommt, dürfte der 
Bergbau nie sonderlichen Umfang besessen haben, wiewohl 
Künigswart in alter Zeit eine Bergstadt war und das Zechen- 



*• Sternberg, Umrisse etc., pag. 292. 
*•) Sommer's Böhmen, XV. Bd., pag. 260. 

Stat. Jahrb. des k. k. Ackerbau-Minist, für 1887. 3. H., I., 
Wien 1888, pag. 62. 



310 !• Archaeische Gruppe. 



Urgneiss- und Urschiefersystem. 



haus (Josefizeche), etwa 5 km von der Stadt entfernt, dem 
Namen nach noch jetzt besteht. Auf dieser Zeche wurde 
übrigens noch im J. 1854 gebaut. — Die Pingen und Halden 
um Ober Perlsberg stammen nach Zippe auch von einstigen 
Zinnzechen her. 

Auf Silbererze ist namentlich im südlichen Theile des 
Karlsbader Gebirges an mehreren Stellen gebaut worden. 

Zunächst erwähnenswerth ist die alte Bergstadt Michels- 
berg, *) in deren Umgebung schon im 13. Jahrh. Bergbau 
betrieben wurde, welcher die höchste Blüthe im 16. Jahrh. 
erlangte. Von dem einigsten Umfange der riesigen Silber- und 
Bleiwerke zeugen die noch vorhandenen riesigen Halden. Un- 
weit von der jetzigen Kirche stand ursprünglich eine Kapelle 
zum heil. Michael, bei welcher sich die ersten Bergleute 
ansiedelten. In den Jahren 1540—90 lieferte das Werk, be- 
nannt „das alte Glück mit Freuden 41 , das meiste Silber, aus 
welchem die Grafen Schlick ihre Münzen prägen Hessen. 
Das Werk verblieb auch noch im Betrieb, als nach der 
Schlacht am Weissen Berge die Protestanten, zu welchen 
auch die Mehrzahl der Einwohner von Michelsberg gehörte, 
Böhmen verlassen mussten und in Folge dessen die meisten 
von den 52 damaligen Werken und Zechen eingiengen. 

Im J. 1721 wurde ein neues ergiebiges Werk aufge- 
schlossen, welches den Namen „das neue Glück in Freuden" 
erhielt und Rothgiltigerz, Glaserz (Argentit), weisses und 
schwarzes Silbererz (Tetraedrit), gediegen Silber, auch Kupfer 
und Blei lieferte. Im J. 1838 wurden noch 4 Zechen auf 
Silber. Kobalt, Blei und Spiessglanz bearbeitet. Sie ergaben 
1834 an Silber 3 Mark 4 Loth, und 7 Gentner Blei. 

Heute besteht bei Michelsberg der einzige Kobalt- und 
Nickelbergbau Böhmens. (S. 312.) 

Im nördlichen Theile des Karlsbader Gebirges wurde 
bei Sangerberg 1822 ein Silberbergbau auf einem in St. 
8—9 streichenden Gange in Angriff genommen. Wegen An- 
sammlungen von Kohlensäure musste man jedoch von dem 
Weiterbetrieb abstehen. 

Im Kaiserwalde wurde bei Schönficht auf Silbererze 
gebaut, ausser welchen hier auch Wismuth-, Kobalt- und 
Kupfererze einbrachen. Das Werk wird nach Sternberg **) 

*j liraf Sternberg. Umrisse etc. 1. Bd. 1. Abth. pag. 258 ff. — 
V. v. Zapharowich, Jahrb. d. k. k. »reol. R.-A. III., 1858, patf. 435. 
*♦) Umrisse etc. I. Bd., 1. Abth. 309. 



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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 31 1 



in der Bergfreiheitsurkunde König Ferdinand's I. vom 3. Juni 
1550 aJs ein neu erstandenes Bergwerk bezeichnet, das 
wahrscheinlich schon vor dem Jahre 1545 von dem Grafen 
Schlick eröfimet worden ist. Der hiesige Bergbau dürfte 
jedoch nie von sonderlicher Bedeutung gewesen sein trotz 
der noch jetzt bestehenden zahlreichen Spuren desselben. 
In den 40er Jahren dieses Jahrh. ist versucht worden, den 
Bau wieder aufzunehmen, allein wegen Erzmangels musste 
man hievon ablassen. 

In gleicher Weise erwies sich der vor etlichen Jahr- 
zehnten bei Krainhof SO von Königsberg unternommene 
Versuchsbau auf Silbererze als hoffnungslos, da blos Spuren 
von Bleiglanz und Arsenkies gefunden wurden. Es sollen aber 
in dieser Gegend Quarzgänge mit Bleiglanz und Arsenkies, 
so wie stellenweise Uran-, Silber-, Kobalt- u. ä. Erzen that- 
sächlich an mehreren Orten im Glimmerschiefer aufsitzen. 

Auch im Phyllit kommen hie und da Spuren von Silber- 
erzen vor. So wurde vor mehreren Jahrzehnten ein Versuchs- 
bau nördlich von Königsberg unternommen, wobei Quarz- 
gänge angefahren wurden, die jedoch zu wenig edel waren, 
um den Abbau zu lohnen. Eben so endete ein gleiches 
Unternehmen TT von Dassnitz an der Eger. Schliesslich soll 
auch bei Schönlind Silber gewonnen "worden und bei Leim- 
bruck ein Versuchsbau auf Silber im Betriebe gewesen sein. 

Auf Kupfererze soll angeblich bei Leimbruck, NW 
von Unter Sandau, im Phyllit vor mehreren Jahrzehnten ein 
Versuchsbau bestanden haben, ohne jedoch zu irgend welchem 
Erfolg zu führen. 

Bleierze wurden bei Reichenbach 0 von Königsberg 
noch vor nicht gar langer Zeit gewonnen. Die Baue sollen 
schon zu Anfang des vorigen Jahrhundertes in Betrieb ge- 
standen haben und mögen nach Jok£ly ziemlich umfang- 
reich gewesen sein. Im J. 1856 baute man mittels eines 
Stollens am Nordwestende des Dorfes zwei Gänge ab, die 
an der Grenze zwischen Gneiss und Glimmerschiefer auf- 
geschlossen waren. Der eine war 1 bis 4 dem mfichtig, 
hatte ein Streichen in St 3 und ein Fallen unter 80 — 87 
Grad in NW. Der andere kreuzte jenen in der durch- 
fahrenen Stollenlänge, besass ein Streichen in St. 9 und 
fiel unter 80—87 Grad in S W. Seine Mächtigkeit betrug 
5 dem. Ausser diesen Hauptgängen durchsetzt den Glim- 
merschiefer in der hiesigen Gegend noch eine Anzahl ge- 
ringmächtiger, zumeist tauber Gänge, welche vorwaltend 



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312 I- Archaeische Gruppe. — L'rgneiss- und Urschiefersystem. 



nach St. 11 — 12 streichen und unter 60—75° in NW ein- 
fallen. Sie durchziehen und verwerfen namentlich den ersten 
Hauptgang. Die Erze, welche in einer aus Quarz, seltener 
aus Kalkspath bestehenden Gangmasse einbrechen, sind: 
Bleiglanz mit Pyrit und Sphal^rit. 

Vor längerer Zeit wurde beim Dreifichtenhof und bei 
der sog. Froschmühle (SW von Rcichenbach ), dann bei 
Steinbach und Schönlind ebenfalls Bleiglanz bergmännisch 
gewonnen, worüber jedoch nähere Nachrichten fehlen. 

Antimonerz (Antimonit) ist in der Michelsberger 
Gegend ein gewöhnliches Vorkommen, leider tritt es aber 
nicht so reichlich auf, um einen gleichmässig andauernden 
Bergbau zu fristen. 

In der Nähe von Deutsch Thomaschlag NU von Michels- 
berg besteht eine Antimonzeche, die zu Anfang dieses Jahrb. 
eine jährliche Ausbeute von 2000 Gulden ergab, später aber 
der Wasser wegen nur mit Zubusse und schwach bebaut 
wurde, in neuester Zeit sich jedoch wieder gehoben hat. 
Auch etwas südlicher, bei Punau, besteht seit den 70er 
Jahren dieses Jahrh. ein Antimonbergbau. Im J. 1887 waren 
bei den Unternehmungen zeitweise 6 Arbeiter beschäftigt, 
welche hauptsächlich die Gruben in Stand hielten und nur 
nebenbei 60 metr. Gentner Erze erzeugten. 

Ausser den oben erwähnten Silbererzen kommen bei 
Michelsberg auf der Johann Baptista-N i c k e 1- und Kobalt- 
zeche: Kupfernickel (Ni As 2 ), Kobaltkies, Bleiglanz, Zink- 
blende auf Gangmassen mit Quarz, rothem Hornstein und 
Kalkspath, dann unter anderen auch Kobaltblüthe (Erythrin), 
strahliger Schwefelkies und im tiefen Stollen der Baptista- 
zeche milchweisser, rosenrother und grünlich oder bläulich 
gefärbter, nierenförmiger oder tropfsteinartiger Kalksinter 
(Aragonit) vor. Die Gänge sind nach v. Hochstetter 
6 bis 6 dem mächtig, streichen nach St. 9 — 10 und setzen 
theils im Gneiss, theils im Hornblendeschiefer auf. Die Nickel- 
und Kobalterze wurden mit abnehmendem Segen bergmän- 
nisch gewonnen. Im J. 1887 wurde der Bergbau mit 3 
Arbeitern ohne Erzeugung nur bauhaft gehalten. 

Auf Eisenerze wurde ehemals im Karlsbader Gebirge 
an mehreren Orten mit Erfolg gebaut. 

Bei Hollowing NW von Michelsberg wurde Brauneisen- 
stein theils als Ocker, theils in grossen Geoden als brauner 
Glaskopf in zersetztem Amphibolit nach v. Hochstetter 
in grosser Menge gewonnen und auf dem Hochofen zu Ka- 



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Das Erz^ebir^e. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Säuerling. :j]H 



rolinengruud verhüttet. Der Flecken liegt im Mittelpunkte 
*ines eisenreichen Gebietes, welches schon von Alters her 
Mittel zur Eisenerzeugung geboten hat. Eisensteingruben 
bestanden in der Umgebung bei Pistau, Unter Gramling und 
Kuttnau. Bei allen diesen Orten treten auch Sauerbrunnen 
zu Tage — bei Pistau bei Hollowing, Unter Gramling 
und Kuttnau je 1 , bei Martnau 2 , durch deren Einfluss 
wohl die Verwitterung der Homblendegesteine, deren Re- 
sultat die Ansammlung von Eisenerzen sein mag. hier be- 
günstigt wurde. 

Auf Rotheisenstein wurde ehemals bei Ober Perlsberg 
im Kaiserwalde, wo auch zwei Eisenwerke bestanden, ge- 
graben. Zu Beginn der öOer Jahre wurde in dieser Gegend 
ein Bergbau auf Rotheisenstein südlich von Schönficht unter- 
halb der Grundmühle am linken Ufer des Kneibelbaches 
eingeleitet und ein Stollen 8f> Klafter weit ins Gebirg ein- 
getrieben. Es wurde nach Jokely ein cca 1 m mächtiger 
Gang angefahren, der aus Quarz, rothem Letten und rothem 
Thoneisenstein mit Nestern von rothem Glaskopf und Knollen 
von dichtem Manganerz bestand. Dieser Gang wurde noch 
von einigen anderen, minder mächtigen Gängen begleitet, 
auf welchen etwas östlicher ehemals auch stollenmässig ein 
Versuchsbau betrieben wurde. Die Gänge hatten ein Strei- 
chen in St. 10—11 und ein Fallen unter TO Grad in WSW. 

Der Eisensteingange und der sehr eisenschüssigen Horn- 
steingänge in den Quellengebieten von Marienbad und Karls- 
bad ist schon oben erwähnt worden. 

Heute besteht im ganzen Karlsbader Gebirge keine 
Eisenerzunternehmung mehr. 

Endlicli muss noch der zahlreichen Säuerlinge des 
Karlsbader Gebirges gedacht werden. Sie bilden in der 
Hauptanzahl einen Zug, der aus dem Egerer Becken ost- 
wärts über den Kaiserwald gegen Sangerberg und Petschau 
verfolgt werden kann. 

Im Kaiserwalde verdient zunächst Königswart Beacht- 
ung welches zwanzig Mineralquellen besitzt, von welchen 
drei schon 1822 von Berzelius und Steinmann untersucht 
und »ehr günstig beurtheilt wurden. Die Marienquelle kommt 
darnach mit dem Marienbader Kreuzbrunnen überein, die 
Eleonorenquelle ist sehr reich an Kohlensäure, und die 
Badequelle steht in der Mitte zwischen beiden. Diese drei 
sowie die Neu-, Victors- und einige andere Quellen sind 



314 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



ziemlich eisenhaltig, die Richardsquelle, welche östlich von 
den n früher genannten liegt, dagegen ist eisenarm. 

Auch die ganze Umgebung ist sehr reich an Sauer- 
brunnen, einige entquillen bei Amonsgrün, darunter einer 
unmittelbar am Nordende des Fleckens, ferner zwei bei 
Markusgrün beim Dorfe und im Kneibelthale. Alle diese 
Säuerlinge entspringen dem Granite. 

Auch im Gebiete der krystallinischen Schiefer W von 
Unter Sandau bricht eine Anzahl hervor, z. B. im Glimmer- 
schiefer N bei Zeidlweid, im Phyllit bei Konradsgrün 4 be- 
deutendere und einige minder benützte, ferner bei Leim- 
bruck am rechten Thalgehänge und ein eisenhaltiger, ein 
vortreffliches Getränk bietender S\V von Palitz. Diese alle 
liegen schon im Gebiete des Böhmischen Waldes, es ge- 
schieht ihrer jedoch erst hier Erwähnung, weil sie mit den 
Sauerbrunnen von Königswart und des östlicheren Theiles 
des Karlsbader Gebirges in gewissen Beziehungen zu stehen 
scheinen. 

Die Säuerlinge von Sangerberg, Neudorf - Grün bei 
Pe tschau, Enkengrün bei Tepl muss genügen namentlich 
angeführt zu haben. Auch die Erwähnung der Sauerbrunnen 
zwischen Marienbad und Michelsberg S. 313 mag genügen. 
Besonders sei jedoch des Säuerlinges gedacht, der an der 
nördlichen Grenze des Gebirges zwischen Rodisfort und Schö- 
mitz entspringt und unter der Bezeichnung Giesshübler 
Sauerbrunnen ein weltbekanntes Gesundheitswasser ge- 
worden ist. Schon 1614 sprach der Schlaggen walder Arzt 
Raitdenius mit Lob davon, zu Beginn des 18. Jahrh. wurde 
es von F. Hoffmann und später u. A. auch von Klaproth 
und Steinmann wissenschaftlich untersucht. Graf Stiebar 
errichtete 1796 zu Wien die erste Niederlage, später auch 
in Karlsbad, Prag, Brünn, Lemberg usw., und überall wurde 
das Wasser schnell beliebt. Beleg dessen die Thatsache, 
dass schon 1798 allein in Wien und Ungarn 240.000 Krüge 
abgesetzt wurden. Zu einem beliebten Ausflugsorte nament- 
lich der Karlsbader Curgäste hat den früher nur auf schlech- 
ten Waldwegen zugänglichen Ort Ritter von Neuberg in den 
30er Jahren dieses Jahrh. durch gute Verbindungsstrassen 
und Weganlagen in der reizenden Umgebung umgestaltet.*) 
Heute ist Giesshübel-Puchstein selbst ein besuchter Gurort. 



*) Sommers Böhmen, XV. Bd. p. 101. 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentliche Erzgebirge. 315 



'2. Das eigentliche Erzgebirge 

umfasst erstens das Grenzgebirge zwischen Bönnien und 
Sachsen, welches von Böhmen aus wallartig zu beiläufig 
800 m Seehöhe ansteigt, auf welcher es sich auf seiner 
ganzen Erstreckung erhält; und zweitens eine Anzahl iso- 
lirter archaeischer Inseln, welche südlich vom Grenzkamme 
aus den jüngeren Formationen hervortreten und unbedingt 
dem Erzgebirge angeschlossen werden müssen. Sie werden 
später genauer umschrieben werden. Bezüglich ihrer Zuge- 
hörigkeit zum Erzgebirge sei nur vorderhand kurz bemerkt, 
dass der böhmisch-sächsische Grenzkamm nur der Ueberrest 
einer Welle ist, welche durch gebirgsbildende Vorgänge eine 
Spaltung in der Richtung der Falte erlitt, längs welcher der 
Südostflügel des Erzgebirges in die Tiefe sank. Auf diesem 
abgesunkenen Gebirgstheile gelangten die Gebilde des Ter- 
tiärsystemes und vielleicht auch z. T. des Kreidesystemes, 
sofern diese nicht schon vor der Absenkung vorhanden wa- 
ren, zur Ablagerung. Durch relatives Empordringen einzelner 
Theile und durch Abwaschungen wurden die erwähnten 
archaeischen Inseln entblösst. 

Der stehen gebliebene nordwestliche Flügel, d. i. der 
böhmisch-sächsische Grenzkamm, wird im Südwesten vom 
Fichtelgebirge durch das breite Thal von Schönbach, im 
Süden, von Maria Kulm an nordostwärts, vom Egerthale, 
dann von dem Komotauer und Dux-Teplitzer Braunkohlen- 
becken und endlich zwischen Königswald und Bodenbach 
von der Eulauer Schlucht begrenzt. Als nordöstliche Grenze 
darf das Elbethal von Tetschen bis Niedergrund angesehen 
werden. Jedoch wird hier das Gebirge von Tetschen und 
Niedergrund westwärts bis Königswald und Tissa von Ge- 
bilden des Kreidesystemes bedeckt. 

In dieser Umgrenzung erscheint das Gebirge von Böh- 
men aus als ein Wall, dessen steiler Abfall ermöglicht, von 
nicht grosser Entfernung einen beträchtlichen Theil desselben 
vom Fusse bis zu dem sanft gewellten Rücken auf einmal 
zu überblicken. Die Vertiefung vom Gipfel bis zum Fusse 
beträgt in Böhmen an manchen Stellen kaum 2 Meilen, 
während nach Sachsen hin das Verflachen überall ein ganz 
allmäliges ist. Beiderseits ist das Gebirge ausgezeichnet durch 
seinen Erzreichthum, welcher die nächste Veranlassung zur 
bergmännischen und geognostischen Durchforschung des Ge- 
birgszuges war, derzufolge das Erzgebirge schon längst im 



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316 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Allgemeinen besser bekannt war als irgend ein andere? Ge- 
birge Böhmens. 

So sind z. B. die Eigenheiten seines allgemeinen Baues 
von einzelnen Forschern schon im letzten Viertel des vorigen 
Jahrhundertes ziemlich richtig dargestellt worden.*) Jedoch 
schilderte die geognostische Beschaffenheit des Erzgebirges 
mit Anspruch auf Wissenschaftlichkeit zum erstenmale Fr. 
X. M. Zippe.**) Die Beschreibung des Erzgebirges, welche 
A. E. Reuss***) liefert, entspricht in den Hauptzügen schon 
.jranz der heutigen Auffassung. 

Um die genaue Erforschung des böhmischen Antheiles 
des Gebirges hat sich J. Jokely die grössten Verdienste 
erworben. Seine Aufnahmen und Erläuterungen!) mussten 
daher die mehrfach nach Verdienst gewürdigte Grundlage 
für G. C. Laube's neueste umfangreiche Monographie ff) 
bilden, an welche wir uns in unseren zusammenfassenden 
Darstellungen im Allgemeinen halten werden. 

Vor und gleichzeitig mit Laube haben sich an der 
geologischen Detailforschung im Erzgebirge mehrere Autoren 
betheiligt, wie aus den weiter unten folgenden Literatur- 



*i Z. R: J. F. W. üharpentier. Mineralogische Geographie der 
Chursächsischen Lande. Leipzig, 1778. Einleit. pag. VIII., weiter p. 137, 
171 etc. — F. A. Keuss, Mineralogische Geographie v. Böhmen. Dres- 
den, 1793. I. Theil. — F. A. Reuss, Mineralogische und bergmannische 
Bemerkungen über Böhmen. Berlin, 1801. 

**) Abgesehen von den kurzen Angaben in der Uebersicht der 
Gebirgsform. in Böhmen, 1831, pag. 52 — 57, Öl — 2, ziemlich eingehend 
im 15., 14. u. 1. Bande (Elbogner. Saazer und Leitmeritzer Kreis; von 
Sommers Königreich Böhmen 1847, 1846, 1833. 

***) Kurze Uebers. d. geog. Verh. Böhm.*s, 1854, pag. 21—27. — 
Z. Th. Geogn. Verhält, des Egerer Bez. etc. 1852. — Die Umgebung von 
Teplitz und Bilin. Prag. 1840. — Die Gegend zwischen Komotau, Saaz. 
Raudnitz und Tetschen. Prag, 1863. Mit Karte. 

f) Zur Kenntnis* der geologischen Beschaffenheit des Egerer , 
Kreises in Böhmen, .Jahrb. d. k. k. geol. M.-A., VII. 1856, pag. 479 ff. 

— Der südwestliehe Theil des Erzgebirges. Ibid. VIII., 1857, pag. 1 ff. 

— Die geologische Beschaffenheit des Erzgebirges im Saazer Kreise in 
Böhmen. Ibid. pag. 516 ff. — Das Erzgebirge im Leitmeritzer Kreise in 
Böhmen. Ibid. IX., 1858, pag. 549 ff. — Ferner ist zu vergleichen: Ibid. 
VII., 1856, Verhandl. p. 365. - Ibid. VIII., 1857, Verhandl. p. 165, 181. 

— Ibid. IX., 1858, Verhandl. pag. 398, 519. 

tt) Geologie des böhmischen Erzgebirges. I. Theil. Geologie des 
westlichen Erzgebirges oder des Gebirges zwischen Maria-Kulm-öchön- 
bach und Joachimsthal-Gottesgab. Prag, 1876. (Archiv für die naturw. 
Landesdurchforsch. von Böhmen. III. Bd.) — II. Theil. Geologie des 
östlichen Erzgebirges oder des Gebirges zwischen Joachimsthal-Gottesgab 
und der Elbe. Prag, 1887. (Archiv etc. VI. Bd.) 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Oberfläche. 3\1 



angaben zu ersehen ist; gleich hier aber müssen besonders 
die allenfalls anregenden und verdienstlichen Studien E. 
Reyer'3*) hervorgehoben werden. 

Neuestens haben sich auch die sächsischen Geologen 
an der detailirten Aufnahme eines Theiles des böhmischen 
Erzgebirges angelegen sein lassen,**) doch glaubt Laube, dass 
sie hiebei wohl eher zu viel als zu wenig geleistet haben 
und in der scharfen Abgrenzung der Gesteinsarten zu weit 
gegangen sein dürften, da die Schwierigkeiten des Terrains, 
namentlich der grosse Mangel an Entblössungen, eine solche 
zu gewissenhafte Aufnahme kaum zulassen soll. Laube selbst, 
wiewohl er viele und auch gewichtige Einzelnheiten ganz 
anders auffasst und deutet als Jokely, glaubt doch, dass 
der Gesammteindruck des Gebirges, wie er sich 
aus der Aufnahme dieses vorzüglichen Geologen der k. k. 
geolog. Reichs - Anstalt ergibt , dadurch nicht geändert 
werde. ***) 

In Betreff der Ober fläche ny est alt uny des eigentlichen 
Erzgebirges ist das Hauptsächlichste schon bemerkt worden. 

Von Böhmen aus erhebt es sich von einer mittleren 
Seehöhe von 300 m wallartig steil bis zur mittleren Kamm- 
huhe von 840 m, bildet oben ein sanftwelliges, 2 bis 4 
Meilen breites Plateau, von welchem es sich nordwestwärts 
nach Sachsen hinein ganz sachte abdacht. Dem entsprechend 
befindet sich die Wasserscheide nahe am böhmischen Ab- 
falle des Gebirges. Die oft schluchtenförmigen Thäler der 
vom Kamme beiderseits abfliessenden Gewässer bedingen 
im Einzelnen die Gestaltung des Gebirges, welches auf böh- 
mischer Seite durch dieselben in viele kurze und schmale 
Querriicken gegliedert erscheint, welche schroff und unmittel- 
bar ans dem Tieflande am linken Egerufer aufsteigen. 

Von hier aus gewährt das Gebirge mit seinen tiefen 
Thaleinschnitten und seinen Wäldern stellenweise einen sehr 



*j Ueber die erzführenden Tieferuptionen von Zinn wald, Atten- 
berg und über den Zinnbergbau in diesem Gebiete. Jahrb. d. k. k. geol. 
R.-A. XXIX.. 187«, pag. 1 ff. Mit 6 Taf. — Tektonik der Granitergüsse 
von Neudeck und Karlsbad und Geschichte des Zinnbergbaues im Erz- 
gebirge. Ibid., pag. 405 ff. — Zinn. Eine tfeolog.-montan.-histor. Mono- 
graphie. Wien, lool. 

Ihre älteren, die Grenzbezirke Böhmens mit umfassenden Auf- 
aahmen konnten von A. E. Heuss und den Geologen der k. k. geol. 
K^ichsanstalt schon in den "»Oer Jahren mehrfach benütz! werden. 

•••i L. c. 2. Theil. pag. XII. 



318 !• Archaeiache Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



anmuthigen, romantischen Anblick, während von grösserer 
Entfernung aus die einförmige, flachgewellte, nur von ein- 
zelnen Kuppen überragte Kammlinie einen monotonen Ein- 
druck macht. (Fig. 68.) 

Im südöstlichsten Theile, welcher durch die Schön- 
bacher Thalsenke vom Fichtelgebirge getrennt wird, erscheint 
das Erzgebirge als hochwelliges Bergland, dessen einzelne 
Rücken in einander verfliessen und nur gegen Nordosten 
allmälig ansteigen. Gegen Südwesten und Süden senkt es 
sich terassenförmig. Einige Thäler trennen eine Anzahl 
Joche, die ziemlich parallel zu einander verlaufen ; doch 




Fig. 68. Der Kamm des Erzgebirges überragt vom Sonnen wlrbel. 



steht diese Jochbildung mit der geognostischen Beschaffen- 
heit des Gebirges in keinem eigentlichen Zusammenhange, 
sondern ist durch die Erosion der Wasserläufe verursacht. 
Zwischen Nonnengrün und Littengrün erstreckt sich ein 
Hügelzug zwischen dem Falkenauer und Egerer Tertiär- 
becken bis nahe zur Eger, wo sich die Doppelkuppe des 
Maria Kulm- und Hilfberges über den Ausläufer des Kaiser- 
waldes, der vom jenseitigen Ufer über den Egerfluss her- 
überreicht, freier erhebt. 

Erst westlich vom Thale des Konstadter Baches und 
vom Leibi tschgrunde erhebt sich das Gebirge in der Gegend 
von Bleistadt, Graslitz und Schwaderbach zu bedeutender 
Höhe und bildet zwei deutliche Joche: das eine zwischen 



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Das Erzgebirge. — 2. Das etgentl. Erzgebirge. — Oberfläche. 3 19 



dein Leibitsch- und dem Zwodathale, und das andere zwi- 
schen dem Zwodathale und dem Joachimsthaler Grunde. 

Den Kern des ersteren Gebirgsjoches bilden der Hohe 
Stein bei Kirchberg (766-4 w), der Schönau- und Sponirberg 
bei Schönau, der Hochhau (720 m) bei Prünles, der Eisen- 
uiid Ascherberg bei Bleistadt und der Pressbühl bei Leo- 
poldshammer (NW von Gossengrün). An dieses Joch schliesst 
sich die Berggruppe um Pichelberg an, die sich südwärts 
bis Hartenberg und nordwärts gegen Heinrichsgrün aus- 
dehnt, und ferner ein von Nordwest gegen Südost gestrecktes 
Joch, welches die Höhen des Emether Revieres, dann jene 
um Plumberg, Pürgles, Berg und Ober Schossenreuth um- 
fasst und Leibitschrang (oder Leibitschkamm) genannt wird. 

Das zweite bezeichnete Joch steigt aus dem Zwoda- 
thale gleich steil auf und erlangt seine höchste Höhe im 
Mückenbühl (949 m) bei Neudorf 0 von Graslitz, an wel- 
chen sich nördlich der Eibenberg (802 m) und der Aschberg 
bei Schwaderbach (925*5 m) ; im Süden der Glasberg (813m), 
Schachthöhe und Vogelherd anschliessen. Von diesem Hoch- 
rücken ostwärts bis Platten, Bärringen und Lichtenstadt 
dehnt sich ein Plateau aus, über welches sich nur einzelne 
Anschwellungen etwas erheben, und welches daher ganz 
einförmig erscheinen müsste, wenn es nicht durch tiefe 
Thaleinschnitte gleichsam in drei Gruppen eingetheilt wäre. 

Die eine dieser Gruppen zwischen dem Rothau- (im 
W) und Rohlauthal (im 0) steigt aus dem Falkenau-Elbo- 
gener Hügellande zwischen Dotterwies und Neu Rohlau 
5 von Neudeck ziemlich jähe gegen 300 m empor, welche 
Höhe (700 m Seehöhe) sie in ihrer weiteren Ausdehnung 
nordwärts bis Schönlind, Trinkseifen und Frühbuss beibehält. 
— Die zweite Gruppe, zwischen dem Rohlau- und dem 
Breitenbache zum Theil und dem Bärringener Thale (Salm- 
thale) ist von Süden nach Norden jochförmig gestreckt, da- 
bei von zahlreichen Nebenthälern und Wasserrissen durch- 
furcht. Die höchsten Punkte sind der in seinen Ausläufern 
in das Elbogener Flachland steil abfallende Traussnitzberg 
bei Hohenstollen (949 m) und der Peindlberg N von Neu- 
deck (974 m). 

Diese beiden Berggruppen sind in ihrer nördlichen 
Erstreckung mit einander und der Gruppe des Mückenbühl - 
berges zu einem westöstlich verlaufenden Joche verbunden, 
auf dessen Rücken die Landesgrenze verläuft. Der höchste 
Gipfel ist hier der Buchschachtelberg bei Hirschenstand. 



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320 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Endlich zwischen dem Salmthale und dem Joachims* 
thale breitet sich die dritte Berggruppe aus, die bei Lich- 
tenstadt und Pfeifengrün steil aus der südlichen Niederung 
aufsteigt und weiter nördlich vom Plessberg bei Abertham 
(1027 m) hoch überragt wird. 

Von dieser Gruppe verläuft ein Nebenjoch gegen Joachims- 
thal und im Norden verbreitet sich der ganze Gebirgstheil in 
die hohe Berggruppe des Grossen Plattenberges bei Platten 
( 10o3'5 m ) mit seinen Ausläufern zwischen Irrgang und 
Hengstererben. Durch den Thaleinriss des Schwarzwassers 




Fig €9. Die Tnubenfel.en bei Halbmefl. 
Nach G. C. Lnuhe. 



ist von diesem Theile der Berggruppe der Sandfelsberg bei 
Schwimmiger geschieden, von welchem sich ein breites ost- 
wärts verlaufendes Joch mit dem Hahnberg lostrennt. Dieses 
nun nimmt mit seinen sich nach Norden verzweigenden 
Sätteln den ganzen Raum zwischen dem Schwarzwasserthale 
und der sächsischen Grenze ein. Hier sind die höchsten 
Gipfel der Bärenfangberg bei Streitseifen, der Mückenberg, 
Ranimelsberg mit den malerischen Taubenfelsen bei Halb- 
meil (Fig. W.) und dor Kaffberg in der Gegend von Gol- 
denhöhe. 

In diesem Theile des Erzgebirges sind besonders die 
mittleren Partien mit ihren Wäldern und Hochmatten in 
landschaftlicher Hinsicht ausgezeichnet und besitzen stellen- 



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/ 

Das Erzgebirge. — I. Das eigentl. Erzgebirge — Oberfläche. 321 



weise, z. B. um Trinkseifen, Neuhammer usw., wirklieh alpi- 
nen Charakter. Von einzelnen hohen Berggipfeln kann man 
eine prachtvolle Aussicht gemessen, jedoch am meisten 
landschaftliche Reize entfalten einige thalgründe, wie f der 
Leibitschgrund, das Zwodathal, das Joachimsthal und der 
Eliasgrund. 

Oestlich folgt nun der Hauptstock des ganzen Erz- 
gebirges, die Gruppe des Keilberges oder Sonnen- 
wirbels 1 1244 m) und Fichtelberges (in Sachsen 1213 *») 
und weiter östlich die Gruppe der Wirbelsteine (1094 w). 
in welchen das Grenzgebirge am höchsten ansteigt, um in 
dor Richtung seiner Langsachse ostwärts gegen das Elbe- 




thal, als auch westwärts gegen das Schönbachthal allmälig 
niedriger zu werden. 

Zwischen den genannten Hochpunkten ist das Gebirge 
eigentlich eine Hochfläche, die nur von einigen Rücken und 
Kuppen in ihrer Einförmigkeit unterbrochen wird. Der Son- 
nenwirbel mit dem Fichtelberge, die höchsten Punkte des 
Gebirges hängen durch ein Joch zusammen, erscheinen also 
als ein Doppelgipfel. (Fig. 70.). Oestlich von der Keilberg- 
masse überragen die Zoisitamphibolitfelsen der Wirbelsteine 
(Fig. 71.) die nun schon relativ niedrigere Hochfläche. Nord- 
wärts verlaufen vom Keilberggebirge zwei Rücken. Der eine, 
westliche, zwischen dem Wiesenthaie und Schwarzwasser, 
senkt sich vom Weberberge ( 1009 m) über den Stolzenhahner 
Rücken (987 m), den Hohen Stein bei Neugeschrei (926 m) 
und die Weiperter Koppe (795 m) bis auf 730 m an der 
Landesgrenze bei Weipert. Der andere, östliche, zwischen 

Katur, Geologie ron Böhmen. 21 



322 I« ArchÄfiischfi (xrupp^. 



— Urgneiss- urui rrschiefersystem 



dorn Schwarzwasser und Pressnitz ist breiter und flacher. 
Er dacht sich vorn Hohen Hau (1003 m) bei Weigensdorf 
zur Grenze bei Christofhammer allmälig ab. Im Grossen 
Spitzberge erreicht, er 963 m, im Blasiusberge bei Orpus 
918 Meter. 

Die steile Südlehne des Sonnenwirbelstockes ist durch 
kurze tiefeingeschnittene Thäler in eine Anzahl Joche ge- 
trennt, welche durch ihre steilen terassenförmigen Abfädle 
vom Tieflande aus dem ganzen Gebirge einen höchst aus- 
geprägten Charakter verleihen, der weiter im Innern nur in 
wenigen Thälern in ähnlicher Weise ausgesprochen ist. Die 
Nordseite des Stockes ist nur von zwei Thälern: dem er- 




Fig. 71. Die Wlrbclateine bei Hüttmcsgrün 
Nach <?. C. Laube, 



wähnten Wiesenthal und Schwarzwasser- oder Schmiede- 
berger Thal seicht gefurcht. 

Dem Sonnenwirbelstocke schliesst sich im Osten ein 
zweiter Gebirgsstock an, der die Gegend zwischen Reiseh- 
dorf. Sebastiansberg und dem Assiggrunde bis Komotau 
einnimmt. 

Er wird vom Hassberge (990 m) beherrscht, dem 
an Höhe der Sonnenberger Rücken (914 m) und der Neu- 
dorfberg (886 m) bei Sebastiansberg nahe kommen. Der 
Reischberg (87?) m) überragt den flachen Rücken nur wenig. 

Dieser Theil des eigentlichen Erzgebirges ist recht 
eintönig und besonders die Ost- und Nordseite desselben 
ist ganz flach. 

In der weiter östlichen Erstreckung des Grenzgebirges 
hat Laube vier Gebirgstheile abgegrenzt: das Bernstein- 



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Das Erzjjebirpe. — ]. Das eisrentl. Krzjrebiiye. — Oberfläche. 323 



jrebirge, Wieselsteingebirge, Porphyrgebirge und das Graupen- 
Kulmer Gebirge. 

Das Bernsteingebirge ist so benannt nach seinem 
höchsten Gipfel, dem Bernsteinberge (Bärenstein, 921 m), der 
sich über dem Eisenberger Thiergarten in Gestalt einer fla- 
chen, von riesigen Blöcken gekrönten Kuppel erhebt. Kurz 
gesagt, nimmt dieser Gebirgstheil die weitere Umgebung 
von Katharinaberg ein. Hier ist das Obergebirge eine Hoch- 
fläche, die sich nur in den dicht bewaldeten Rücken des 
Neuhauser und Bernauer Revieres mit dem Beerhübel (914 w) 
und in den östlich sich anschliessenden Hübladung- (920 m). 
Adels- und Rothenhübelberg (842 m) S und SO von Katha- 
rinaberg sich zu grösserer Höhe erhebt. Im Norden gegen 
Brandau zu ragt der basaltische Steindl (836 m) und der 
Scheibenberger Kamm etwas auffallender empor. Sonst ist 
die Nordlehne eintönig. 

Dagegen ist die Südabdachung dieses Theiles des 
eigentlichen Erzgebirges verhältnissmässig breit und durch 
hübsche Bergformen ausgezeichnet, unter denen besonders 
der Tannichberg (851 m), Seeberg (705 w), Eisenberg und* 
Tschernitzhübel, welche schroff aus der Tertiärebene zwi- 
schen Hohenofen und Ober Georgenthal aufsteigen, einen 
malerischen Anblick gewähren. Nördlich schliesst sich an 
dieselben der Hohe Hübel S von Neuhaus an. 

In der weiteren östlichen Erstreckung ist das Erz- 
gebirge mehr gegliedert als im Centrum und setzt sich aus 
einer Reihe durch Thäler und Schluchten von einander ge- 
trennter kurzer Rücken und abgerundeter Kuppen zusam- 
men. Oestlich von Nickelsdorf und Gebirgsneudorf schliesst 
sich an die Bernsteingruppe das Wieselsteingebirge 
an, welches bis zum Porphyrgebirge bei Nikiasberg sich 
ausdehnt. Zunächst der Südwestgrenze erheben sich zu 
namhafter Höhe der Haselstein (774 m), Käsherdberg (797 w) 
und Steinhübel (813 w) bei Einsiedl, der Glöhrnberg bei 
Göhrn (859 m) und der Nitschenberg bei Zettel, welche 
Berggruppe schon dem Stocke des Wieselsteines angehört, 
der sich allerdings erst jenseits des tiefen Rauschengrunder 
Thaies in einem mächtigen, die Achse des Grenzgebirges 
verquerenden Rücken entwickelt, welcher am höchsten im 
Wieselsteine (956 m) selbst ansteigt. An diesen Hochpunkt 
schliessen sich im Süden der Hohe Schuss bei Schönbach, 
der Brettmühl und Steinberg bei Fleyh und der Ilmberg 
bei Georgensdorf an. Schroff gegen den Rauschengrund 

21* 



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324 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



fällt mit einigen anderen Höhen auch der Schwarze Berg^ 
(0 von Göhrn, 888 m), der zweithöchste Berg dieses Ge- 
birgstheiles, ab. 

An das Wieselsteinjoch schliesst sich im Osten ein 
Plateau an, welches nur von seichten Thälern gefurcht er- 
scheint, jedoch am steilen Südabfalle in den zahlreichen 
kurzen Querjochen, die von tiefen Thaleinschnitten getrennt 
sind, stellenweise höchst malerische Formen annimmt. Einige 
dieser Querjoche sind von bedeutender Höhe, z. B. der Hohe 
Hau (880 m), der Dreiherrenstein (865 m) und Stürmerberg 
(869 m) bei Nikiasberg. Ueber das flache Obergebirge erhe- 
ben sich auffallend nur wenige Kuppen zwischen Langewiese t 
Motzdorf und Moldau; die höchste ist der Walterberg (876m). 

Das Porphyrgebirge, welches bei einer Breite von 
beiläufig 8 Kilometer im Osten auf die Wieselsteingruppe 
folgt, wird vom Seegrunde in zwei ungleiche Hälften ge- 
schieden. Die westliche erhebt sich aus dem Hüttengrunde 
bei Nikiasberg steil zum hohen flachen Gipfel des Bornhaues 
(911 m). Auch gegen Süden ist der Abfall ein ziemlich 
•schroffer, gegen Sachsen zu jedoch ein sehr allmäliger. Der 
Grosse Lugstein knapp an der Grenze ist nur wenig niedri- 
ger als der Haupt gipfel (864 m). Die östliche, grössere 
Hälfte des Porphyrgebirges bildet einen gedehnten, sanft 
gewellten Rücken, welcher sich vom Grossen Lugsteine ost- 
wärts bis zum Gneisse bei Mückenberg ausdehnt. Es über- 
ragen ihn der Hohe Zinnwald (873 m) und der Kahlenberg 
(832 m) Die Südseite fällt von dem ersteren Hochpunkte 
in den Seegrund steil ab (Nesselberg 776 m, Brandstein 
696 m). Als Ausläufer des Kahlenberges können u. a. das 
Raubschloss (711m) und der Hüttenberg (804 m) angesehen 
werden. Der Nordabfall des Gebirges ist bis zur Landes- 
grenze eine fast ungegliederte Fläche mit gelinder Neigung. 
Der erwähnte Seegrund gehört zu den landschaftlich am 
meisten hervorragenden Thalgründen des Gebirges. 

Der Graupen-K ulm er Gebirgstheil, in welchem 
sich das eigentliche Erzgebirge schon bedeutend senkt, er- 
streckt sich vom Porphyrgebirge ostwärts bis zu den Rän- 
dern des Sandsteingebirges an der Elbe. Er beginnt mit dem 
Mückenberge (781 »•), steigt im Mückenthürmchen (806 m) 
und Zechenberge (792 m) am höchsten an und sinkt dann 
ostwärts über den Keibler (722 m), den Grundberg. (652 m) 
bis Tissa (544 m) um mehr als 250 m. Bei Tissa erhebt sich 
das Sandsteingebirge wohl ziemlich hoch, allein die Fort- 



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Das Erzpebirjre. — 1. Das eipentl. Erzgebirge. — Granulit. 325 



setzung des eigentlichen Erzgebirges , welches den Unter- 
grund jenes bildet, sinkt weiter unter 400 w Seehöhe. Der 
Südabfall dieses Gebirgstheiles ist sehr steil, das Nordver- 
flächen wie überall sanft. Eine Anzahl tiefer, schluchtartiger 
Gründe lässt das Gebirge ziemlich gegliedert erscheinen und 
ertheilt ihm manchen landschaftlichen Heiz. Ein besonders 
lieblicher Waldgrund ist das Teilnitzthal. 

Der geognostische Aufbau des eigentlichen Erzgebirges 
ist im Einzelnen ein sehr complicirter, obwohl sich die 
Hauptgesteine in weiten Gebieten recht übersichtlich an 
einander reihen. Im Allgemeinen folgt von Nordost gegen 
Südwest und zugleich von unten nach oben auf Gneiss 
Glimmerschiefer und Urthonschiefer, welche Schichtenreihe 
im Nordosten von einer grösseren Porphyr- und im Süd- 
westen von einer machtigen Granitmasse durchbrochen wird. 
Allein die Verwickelung des Baues ist durch den häufigen 
Wechsel untergeordneter Gesteinsarten, durch zahlreiche 
Einschaltungen und durch local verworrene Lagerungsverhält- # 
nisse verursacht. 

Granulit ist im eigentlichen Erzgebirge wenig ver- 
breitet und zwar nur am Fusse des östlichen Grenzrückens 
im Egerthale zwischen dem Dorfe Wickwitz und Klösterle, 
von wo er flussabwärts bis unter Seelau bei Kaaden ver- 
folgt werden kann. Er ragt namentlich zwischen den Ort- 
schaften Damitz, Warta und Wotsch oberhalb Klösterle in 
steilen Felsen auf. Jedoch wird hier die Lagerung der Gra- 
nulite von Basaltströmen mehrfach gestört. Anfangs treten 
die Granulitmassen nur vereinzelt hervor, entwickeln sich 
dann zwischen Hauenstein und Warta mächtig und werden 
vor dem Dorfe Wotsch durch Basalt von der östlicheren 
Granuliterstreckung getrennt. Zwischen Klösterle und Kaa- 
den durchsetzt der Granulit häufig gneissartige Gesteine 
(Granulitgneiss mit Uebergängen in Muscovitgneiss nach 
Laube, Zweigiimmergneisse nach Dathk, Egergneisse der 
sachsischen Geologen). Mann trifft sie gleich bei Aubach 
unter Pürstein an der Eger in muscovitgneissähnlicher Aus- 
bildung, dann zwischen Tschernitz und Schönburg mit eigen- 
thümlichen Glimmernestern, worauf wieder Einlagerungen 
von glimmerarmem Granulit folgen. Auch zwischen Klösterle 
und Roschwitz steht typischer Granulit an, der weiterhin 
folgende Tümpelstein aber scheint aus Muscovitgneiss zu be- 
stehen. Unter der Kaadener Schiessstätte ist das Aussehen 



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32f> I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und rrschiefersystPin. 



des Granulites wieder typisch, in Kaaden selbst ist er da- 
gegen gneissartig. Ueberall erinnern die Granulitfelsen in 
ihrer Zerklüftung auffallend an Granit, namentlich den fein- 
körnigen Erzgebirgsgranit, (vergl. Fig. 56, S. 261 mit Fig. 72) 
wofür sie G. F. Naumann z. Th. auch ansah. Ueberhaupt 
scheinen die hiesigen Verhältnisse zu Gunsten der Ansicht 
von der eruptiven Entstehung der Granulite zu sprechen 
und wären genauere Untersuchungen in dieser Richtung 
wohl empfehlenswerth. Von Pürstein östlich trennt den Gra- 
nulit des Egerthales ein Flügel des Komotauer Tertiär- 
beckens von den Gneissen des Grenzgebirges. Jedoch breitet 
sich der Granulit z. Th. in gneissartiger Ausbildung unter 
der verhältnissmässig schwachen Decke jüngerer Gebilde bis 
zum Grenzrücken aus und tritt z. B. zwischen Schönburg 
und Klösterle, zwischen der Klösterle-Komotauer Strasse 
und Ziebisch und weiter östlich bis bei Faberhütten X von 
Wernsdorf in kleinen Kuppen zu Tage. Ueberall bildet er 
die Stütze der nordwärts folgenden Gneisse. 

E. Dathe *) hat die Granulite von der Eger eingehen- 
der untersucht. Fast alle vermochte er als normale Granulite 
zu bezeichnen, auf welche der Name Weissstein sehr wohl 
passt. Makroskopisch erscheinen die weisslichen Gesteine 
zuckerkörnig, mit eingestreuten hirsekorngrossen Granaten 
von meistens hyacinthrother Farbe, vereinzelten Cyanitsäul- 
chen, Quarzkörnchen und Blättchen von dunklem und lich- 
tem Glimmer. Nimmt Glimmer überhand, so entwickeln sich 
Glimmergranulite, welche den Uebergang in Gneiss vermitteln. 
Die glimmerarmen Granulite sind hauptsächlich zwischen 
Warta und Damitz entwickelt, die Glimmergranulite vorwal- 
tend unterhalb Kaaden. Auch die Partie zwischen Wotsch 
und Aubach (Fig. 72.) besteht nach Laube zum grössten 
Theile aus Granulitgneiss, mit welchem die Gneisse des 
Grenzgebirges über Mühlendorf her in Zusammenhang ste- 
hen. Zwischen dem Granulit und den Gneissen des Erzge- 
birges besteht nach Laube eine Discordanz, die es wahr- 
scheinlich macht, dass an der Grenze beider Gesteine „eine 
Bruchlinie hindurchgeht, an welche oder über welche hin- 
über sich die Gneisse schieben, und für die sie ein Wider- 
lager bilden." 

Von den Hauptgemengtheilen der Granulite : Feldspath 
und Quarz, ist ersterer vorwaltend als Orthoklas und Mikro- 



♦ Z.-itschr. d. Deutsch, geol. XXXIV., 1882, pa*. 25-35. 



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Das Erzgebirge. — 1. Das eigentl. Erzgebirge. — ^ranulit. 327 



kiin entwickelt und zwar dieser in überwiegender Menge. 
Zahlreich sind Mikroperthite (lamellare Verwachsung von 
Plagioklas mit Mikroklin); auch Plagioklas ist in den Gra- 
nuliten stets vorhanden, allerdings meistens in geringerer 
Menge als die monoklinen Feldspäthe. Quarz pflegt in Kör- 
nern und kurzen dicken Lamellen entwickelt zu sein. In 
grosser Anzahl beherbergt er feste Einschlüsse (Rutil, Fi- 
brolith , Disthen , Biotit und kleine Granaten) und auch 
Flüssigkeitseinschlüsse sind oft reichlich vorhanden (in einem 
Dünnschliir von Warta flüssige Kohlensäure)» Granat erscheint 
in Kürnchen von mikroskopischer Kleinheit bis zu Hirsekorn- 
grösse und von rundlicher oder auch deutlicher Krystall- 
gestalt. Er ist gewöhnlich ganz frisch erhalten, jedoch von 




Fig. 72. ÜranalitreUen an der K&er mliclien Aubach und Wotich. 

Nach G. C. LauU. 



Sprüngen durchsetzt und reich an Einschlüssen, namentlich 
Rutil (besonders in den Granuli ten von Warta und unter- 
halb Kaaden). Manchmal bilden Quarz oder Feldspath, auch 
Disthen und Sillimanit einen Kern, um welchen als ziemlich 
dünne Schale Granatsubstanz gelagert ist. Die Granaten sind 
dem Gesteine oll regellos eingestreut, bringen jedoch in an- 
deren Fällen im Vereine mit sonstigen Gemengtheilen (Biotit, 
Quarz, Cyanit) die Schichtung des Granulites hervor. 

Von weiteren Bestandteilen der Granulite von der 
Eger sind besonders zu erwähnen: Disthen in etwa 1 mm 
langen himmelblauen Säulchen und Sillimanit, nur mikro- 
skopisch nachweisbar, zumeist als Fibrolilh in feinen Nädel- 
chen entwickelt, welche die übrigen Gesteinsgemengtheile 
durchspicken. Accessorisch tritt ferner Rutil in Kömchen 
oder Säulchen, Biotit in Blättchen, Muscovit (in einem Gra- 
nulit zwischen Klösterle und Kaaden und einem von Aubach), 



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;3 4 >S I. Archaeisclie Gruppe. — Crjjneiss- und Urschiefersystem. 



Apatit in den glimmerführenden Granuliten, und Zirkon(?) 
(Warta, Kaaden) auf. 

Gneiss ist im eigentlichen Erzgebirge in vier Abän- 
derungen vertreten: als Zweiglimmergneiss, Muscovitgneiss, 
Biotitgneiss und Hornblendegneiss. 

Zweiglimmergneiss, zusammengesetzt aus Feld- 
späthen, Quarz, dunklem und lichtem Glimmer in wechseln- 
dem Mengenverhältnisse, ist am meisten verbreitet. Laube 
unterscheidet Hauptgneiss, dichten Gneiss und Glimmer- 
schiefergneiss. 

Der Hauptgneiss ist der typischeste Gneiss des 
Erzgebirges. Er besteht aus vorwaltendem, häufig gut aus- 
krystallisirtem, weissem, gelblichem oder röthlichem Ortho- 
klas, untergeordnetem, meistens gelbem und zersetztem Pia- 
gioklas, graulichem Quarz in Kömern oder Lamellen und 
aus beiden Glimmern, von welchen der dunkle Biotit ge- 
wöhnlich vorherrscht. Accessorisch finden sich selten Tur- 
malin und Granat riebst mikroskopischen Apatit- und Rutil- 
nadeln ein. Dem Gefüge nach kann der eigentliche Haupt- 
gneiss, d. i. eine körnig flaserige Abänderung von flaserigem 
Hauptgneiss und Granitgneiss unterschieden werden, welche 
wieder nach der Korngrösse und nach der Menge und Ver- 
theilung des Glimmers in Varietäten geschieden werden 
können (lang-, breit-, grobflaseriger Gneiss, Augengneiss, 
grossflaseriger oder Riesengneiss, schieferig schuppiger Flaser- 
gneiss, kurzflaseriger Hauptgneiss; grob- und mittelkörniger 
Granitgneiss). Der Hauptgneiss ist im Ganzen wohl geschich- 
tet, zeigt meistens plattige oder dickbankige Absonderung 
und bildet hie und da mauer- oder pfeilerförmige Felsformen, 
wie z. B. die Felsen im Zinnbusch bei Weipert, die Hüb- 
ladung bei Kleinhan, die wilden Felsenmassen der Bern- 
steinkuppe und die Felsen des Draxelsberges bei Eisenberg. 
Auf dem Abstürze des Erzgebirges erscheint der Hauptgneiss 
vorwaltend in steil aufgerichteten Felsschollen, wie z. B. am 
Todtenstein in Graupen, an den HaseLsteinen bei Einsiedel 
und am Abhänge des Kapuzinerhauberges zwischen Eisen- 
berg und Obergeorgen thal beobachten werden kann. Die 
Contouren der aus Hauptgneiss aufgebauten Gebirgstheile 
sind meistens flachwellig. 

Der dichte Gneiss kommt zwar stets in Gesellschaft 
von anderen Gneissabänderungen vor, kann aber sonst 
eigentlich nur mittels des Mikroskopes als zum Gneiss ge- 



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Da? Erzgebirge. — i. Das eigetitl. Erzgebirge. — Gneiss. 320 



hörend erkannt werden. Eine Form desselben, die man als 
P 1 a 1 1 e ii g n e i s s bezeichnen darf, ist sehr dünnplattig, 
phyllitähnlich, jedoch beinahe durchwegs deutlich feinkörnig 
und von grauer Farbe. Der Glimmer erscheint immer deut- 
lich individnalisirt, weshalb der charakteristische Seidenglanz 
der Phvllite höchstens an Druckflachen zum Vorscheine 
kommt. Biotit herrscht meistens vor, nur selten gewinnt 
Muscovit das Uebergewicht. Bisweilen treten die Glimmer 
ganz zurück und das Gestein erhält, wenn sich, wie es 
häufig der Fall ist, kleine Granaten im Gemenge bemerkbar 
machen, ein granulitähnliches Aussehen, oder er erinnert an 
Quarzit oder Sandstein. Die zweite Form des dichten Gneisses 
erscheint häufig ganz ungeschichtet, dem Aussehen nach 
einer rauchgrauen Grauwacke ähnlich. Doch soll die mikro- 
skopische Untersuchung jeden Zweifel über den wirklichen 
Gneisscharakter des Gesteines beheben und darthun, dass 
man es hier in der That nur mit einem Zweiglimmergneisse 
zu thun habe, dessen Bestandteile alle von ziemlich gleicher 
Grösse sind. Der dichte Gneiss tritt vorwaltend im Verbände 
mit Glimmerschiet'ergneiss auf. doch fehlt er auch nicht in 
den oberen Lagen des Hauptgneisses. Hauptsächlich ver- 
breitet ist er zwischen Sonnenberg. Sebastiansberg und dem 
rechten Gehänge des Assiggrundes, wo er fast allein vor- 
handen ist. Felsenmassen bildet er bei der Kremelmühle 
unterhalb Kupferberg, in der Tschoschler Schlucht, im Assig- 
grund und zwischen Märzdorf und Tschoschel Unter März- 
dorf im sog. Bösen Loche verengen romantische Felsmassen 
dieses Gesteines den Lauf des Assigbaches. 

Die dritte Abart des Zweiglimmergneisses. der Gliin- 
merschiefergneiss oder s c h i e f e r i g schuppige 
Gneiss, hat grosse Aehnlichkeit mit Glimmerschiefer, mit 
welchem er von Jokely identificirt wurde. Muscovit herrscht 
durchwegs vor, Biotit fehlt jedoch niemals. Nicht selten 
findet sich im Gesteiiisgemenge auch Granat ein in hirse- 
korn- bis erbsengrossen Körnern. Das Gestein ist deutlich 
geschichtet, verwittert leicht und wird daher nirgends in 
auffallenden Felsformen vorgefunden. G. 0. Laube glaubt, dass 
die eigentümliche vielästige Gestalt der Querthäler zwi- 
schen Wotsch und dem Hassensteingrund bei Kaaden auf die 
weiche Beschaffenheit dieses Gesteines, welches aus dem 
Muscovitgneisse, der stehen blieb, ausgewaschen wurde, zu- 
rückgeführt werden könnte. Der Glimmerschiefergneiss ist 
im Erzgebirge ziemlich verbreitet und zwar hauptsächlich im 



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330 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- uiul Urschiefersystem. 



mittleren Theile zwischen Joachimsthal, Weipert, Pressnitz, 
Sonnenberg und Platz. 

Muscovitgneiss, zusammengesetzt aus Muscovit, 
Feldspath und Quarz, zu welchen sich accessorisch Granat, 
Turmalin und Biotit beigesellen, kommt im eigentlichen 
Erzgebirge in mehrfachen Ausbildungsformen vor. 

Der gewöhnliche Muscovitgneiss, Tafelgneiss oder 
normale sog. rothe Gneiss, stellt ein ziemlich gleich- 
massiges Gemenge der angeführten Hauptbestandtheile vor. 
Granat und Biotit fehlen beinahe gänzlich, mitunter findet 
sich Schörl in einzelnen Säulen ein. Die parallele Lagerung 
des Glimmers bedingt eine vorzügliche Spaltbarkeit des Ge- 
steines in umfangreiche Platten von oft ganz geringer Dicke. 
Unter dem Hassenstein zeigt die aufgeschlossene Felswand 
eine Reihe solcher riesiger Tafeln. Aehnliches ist bei Klein- 
thal N von Pürstein, im Endersgrüner Thal, an der Strasse 
von Kupferberg nach Klösterle usw. zu beobachten. 

Von diesem Tafelgneisse unterscheidet sich Flaser- 
muscovitgneiss nicht nur durch die streifig flaserige 
Anordnung seiner Hauptbestandtheile, sondern auch durch 
die häutigen accessorischeu Gemengtheile : Granat, Turmalin, 
Biotit und Haematit. Ebenso wie beim llaserigen Haupt- 
gneisse vermag man dem Gefüge nach mehrere Abänder- 
ungen des Flasermuscovitgneisses zu unterscheiden (lang-, 
breit-, grobfaseriger, kurzfaseriger Muscovitgneiss, Augen- 
muscovitgneiss, Glimmerschiefermuscovitgneiss). 

Gran atglimmerf eis besteht im Wesentlichen aus 
parallel gelagerten Muscovitschuppen mit oft in zahlloser 
Menge eingelagerten Granaten von Hirsekorn- bis Haselnuss- 
grösse (Hainzenbusch bei Pressnitz, bei Oberhals, Orpus 
u. a.). Auch Turmalin ist oft in einzelnen Krystailen oder 
ganzen Nestern vorhanden. Das Gestein ist mit gewöhn- 
lichem Muscovitgneiss, mit welchem es auch in Wechsel- 
lagerung angetroffen wird, durch allmälige Uebergänge ver- 
bunden. 

Sind im Muscovitgneisse die Gemengtheile regellos 
gelagert, so dass die Schieferstructur verwischt wird, dann 
entstehen granit ähnliche Abänderungen, die jedoch nur 
wenig verbreitet sind. Ganz local ist das Auftreten eines 
von Kiesen völlig durchdrungenen Muscovitgneisses, welcher 
eine fahlbandartige Einlagerung im Zweiglimmergneisse bei 
Liesdorf und Hinterteilnitz bildet. 



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Das Erzgebirge«. — J. Das dgentl. Erzgebirge. — Gneiss. 331 



Der Muscovitgneiss im Allgemeinen ist ein wohlge- 
schichtetes Gestein, welches in seinen grobkörnigen Abän- 
derungen mauerartig aufgebaute Felsmassen, — „am schön- 
sten und einzig in der Art an der neuerer Zeit von den 
Touristen mit dem Namen .,Sphynx u belegten Felsengruppe 
an der Strasse nach Klösterle unter Kupferberg", — oder 
einzelne, Ott ungeheuere Blöcke (z. B. im Orpuser Walde) 
bildet; während der Tafelgneiss und kurzflaserige Gneiss 
eher in steilen Wanden anstehen. Dem Muscovitgneisse als 
dem Hauptrepraesentanten des sog. rothen Gneisses wurde 
von Jokely ein eruptiver Ursprung zugeschrieben, da es ihm 
die Lagerungsverhältnisse wahrscheinlich erscheinen Hessen, 
dass der rothe Gneiss zu allererst die Decke der krystal- 
linischen Schiefer des Erzgebirges gehoben und durchbrochen 
habe. Ebenso wie H. Credner *) für das sächsische, wieder- 
spricht auch Laiue in Bezug auf das böhmische Erzgebirge 
dieser Auffassung und erklärt zwei beobachtete Gänge von 
Muscovitgneiss im Zweiglimmergneiss hinter dem Bahnhof- 
gebäude in Weipert und nahe der Mahlermühle an der 
Strasse von Katharinaberg nach Brandau für bloss schein- 
bare, durch Zufall aus an einander gereihten und angehäuften 
Linsen entstandene Gangkörper. Immerhin darf man die 
Frage von der Entstehungsweise des sog. rothen Gneisses 
noch als eine offene betrachten. (Vergl. S. 41.) 

Biotitgneis s, ebenso zusammengesetzt wie Muscovit- 
gneiss, nur dass die Stelle des Muscovits dunkler Biotit ein- 
nimmt, ist immer von dunkler Farbe und zeigt im Allge- 
meinen dieselben Structurunterschiede wie der Haupt- und 
Muscovitgneiss. Accessorisch ist Muscovit beinahe stets vor- 
handen, wodurch auch deutliche Uebergänge in Zweiglimmer- 
gneiss entstehen. Unter dem Viadukt bei Sebastiansberg 
kommen granatreiche Zwischenlagen vor. Der Biotitgneiss 
spielt im Aufbaue des Erzgebirges nur eine sehr unter- 
geordnete Rolle. 

Dasselbe gilt in noch höherem Masse vom Horn- 
blendegneisse, in welchem schwarze Amphibol- mit 
schmutzigröthlichen Feldspathflasern abwechseln, Quarz ist 
nur selten deutlich entwickelt, ebenso accessorischer Biotit. 
Das körnigtlaserige Gestein scheint im Hauptgneisse die 
Amphibolite der oberen Gneisse zu vetreten. 



•) Der rothe (Jnei?s des sächs. Erzgebirge«. Zeitschr. d. I). geol 
«es. 1679, pag. 756 ff. 



332 I- Archaeische Gruppe. — 



Urpneiss- uud Urschiefersystem. 



Im westlichen Gebirgstheile zwischen Maria Kulm- 
Schönbach und Joachimsthal-Gottesgab ist Gneiss nicht vor- 
handen. Es kommen zwar an einigen Punkten gneissartige 
Gesteine vor, die jedoch nur Umwandlungsgebilde des Glim- 
merschiefers sind. 

Dagegen im östlichen Erzgebirge von Joachimsthal bis 
zur Elbe ist Gneiss das herrschende Gestein. 

Im Keilb erggebirge auf der Südseite zwischen 
Joachimsthal und dem Holzbachthale tritt er in zwei Zonen 
am Fusse und unter dem Kamme des Gebirges auf, die von 
einander durch eine Glimmerschiefereinschaltung getrennt sind. 
In der unteren Zone lässt sich bis über Schönbach hinaus 
Hauptgneiss verfolgen, der bald unter Glimmerschiefergneiss 
verschwindet, welcher vom Holzbach- bis zum Weigens- 
dorfer Thale vorherrscht. Die obere Gneisszone beginnt 
nördlich von Joachimsthal unmittelbar unter dem Sonnen- 
wirbeljoche. Hier kommen an den Abhängen des gegen den 
Keilberg gerichteten Schwarzwaldgrundes Muscovitgneisse zu 
Tage. Sie dürften wahrscheinlich von Zweiglimmergneissen 
überlagert werden. 

Oestlich vom Keilberge und dem Holzbachthale, von 
den westlicheren Zonen durch eine Glimmerschieferlage ge- 
trennt, breitet sich eine grössere Gneisspartie aus. Sie be- 
ginnt unter der Kuppel des Sonnen wirbels mit einem breiten 
Streifen Muscovitgneiss, welcher über die Wirbelsteine nord- 
wärts fortstreicht, im Süden nahe an das Hüttmesgrüner 
Försterhaus heranreicht und am Südabhange des Kreuz- 
bergrückens N von Boxgrün und Kleingrün gegen Südwesten 
sich erstreckt. 

Auf der Nordseite des Keilberggebirges nehmen Gneisse 
den nördlichen und östlichen Theil ein. Sie beginnen hier 
im Westen an der Landesgrenze im Wiesenthaie S von 
Weipert und erstrecken sich nord- und ostwärts in die an- 
grenzende Gebirgsgruppe und nach Sachsen hinüber. Im 
Wiesenthaie grenzt der Gneiss an Glimmerschiefer, dessen 
Umriss von der Wüstenzeche unter Neugeschrei am Nord- 
abfalle des Hohensteines hin und hierauf ostwärts auf den 
Spitzbergrücken, dann in einem Bogen zum Blasiusberge 
und von dessen Westseite zum Hohen Hau und von diesem 
auf den Kamm hinauf verläuft. Es wird somit der grössere 
Theil der nördlichen Abdachung des Keilberggebirges von 
Gneissen eingenommen, unter welchen Hauptgneiss in einem 
bei Weipert aus Sachsen herübergreifenden Zipfel verhält- 



Das Krzgebirp»\ — 1. Das eigentl. Erzgebiet» — Gneiss. 333 



nissmässig am wenigsten verbreitet ist. In den Bahnein- 
schnitten nächst Weipert kann man ihn mit Glimmerschiefer- 
gneiss in Wechsellagerung beobachten. Er ist im Allgemeinen 
von körnigschuppiger Beschaffenheit, nur im Weiperter 
Grunde vom Zinnbusch abwärts trifft man grobllaserigen 
Gneiss und Augengneiss. 

Viel mehr verbreitet sind Muscovitgneiss, dichter Gneiss 
und Glimmerschiefergneiss. 

Der erstgenannte bildet im Hauptgneisse der Weiperter 
Gegend einige kleine Einlagerungen. Jedoch vom Blech- 
bammer bis zum Weissen Hirsch folgt fast genau der Landes- 
grenze die südliche Fortsetzung einer grossen Muscovit- 
gneisskuppel, welche von Sachsen herübergreift und gegen 
Pressnitz streicht. „Das 
Kreuziger Gebirge zwi- 
schen Weisser Hirsch 
und Sorgenthal und das 
Kremsiger und Ausspan- 
ner Gebirge mit dem 
Pressnitzer Stadtwald 
fallen in das Gebiet des 
Muscovitgneisses". Eine 

andere grössere Er- 
streckung von Muscovit- 
gneiss breitet sich vom 
Grossen Spitzberg süd- 
wärts bis Oberhals aus. 
Sie hat mit ihrem im 
Hassberggebiete liegen- 
den Theile die Form einer etwas schräg stehenden 2. 

Der dichte Gneiss tritt in einigen isolirten Partien im 
Haupt- sowie im Muscovitgneisse auf, doch hauptsächlich 
ist er ein Begleiter der Glimmerschiefergneisse. Ein schmaler 
Streifen im Hauptgneisse kommt beim Blechhammer aus Sach- 
sen nach Böhmen herüber. Weiter südlich erscheinen kleine 
Lager zunächst in Weipert selbst 0 und W von der Kirche, 
dann im Bahneinschnitte unter der Pressnitzer Strassen- 
ubersetzung. (Fig. 73.) Ferner beginnt ein Streifen in dem 
kleinen Thale vor dem tiefen Eisenbahneinschnitte, erweitert 
sich in südlicher Richtung bis auf 15 km, überschreitet die 
Weiperter Höhe und den Königirlberg, verschmälert sich 
dann auf der Ostabdachung rasch, um jedoch am West- 
abhange des Spitzbergrückens wieder fortzusetzen. 




Fig. 78- Linsenförmige Einlage rang ▼on Haapt- 
gnels« / In GlitnmerichlefergnelM S Im Bahnein- 
schnitte unter der Preasnltser Stra«enuber«ettung 
bei Weipert. — 8 Dlohter OnelM. 

Naeh Q. C. Laube. 



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334 I- Archaeiscli* Gruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersystem. 
* — — . — . 



Glimmerschiefergneiss nimmt das Gebiet südlich vom 
Hauptgneisse und den Muscovitgneissen ein und erscheint 
auch im Liegenden des Muscovitgneisses an der Grenzlinie 
des Keilberggebirges im Pressnitzer Thale. 

Im Gebigsstocke des Hassberges von Pressnitz bis 
in den Assiggrund sind auf der nordwestlichen Abdachung 
des Reischberges Glimmerschiefergneisse und in deren Be- 
gleitung dichter Gneiss am meisten verbreitet, welche west- 
wärts als schmaler Streifen zwischen Kupferberg und Ober- 
hals in das Gebiet des Muscovitgneisses eingreifen. In der 
Umgebung von Weipert stehen sie mit den dortigen Glim- 
merschiefesgneissen in Verbindung. Die verhältnissmassig 
grosse Verbreitung der Glimmerschiefergneisse in diesem 
Geriete ist nicht durch die Mächtigkeit, sondern durch die 
flache, selbst schwebende Lagerung verursacht und sollen 
in der That stellenweise die unterlagernden Gesteine durch 
sie hindurch dringen. Es sind dies zunächst Muscovitgneiss, 
danrt Hauptgneiss. Das Hangende dieses letzteren bildet der 
dichte Gneiss, welcher zwischen Dörnsdorf, Pressnitz und 
Sonnenberg eine dreiseitige zusammenhängende Fläche ein- 
nimmt, im Reischberge am schönsten entwickelt ist und 
daher von Laube mit dem Localnamen Reischberg- 
gneiss belegt wurde. 

„Die Masse des Hassberges besteht wie das Sorgen- 
thaler Gebirge aus Muscovitgneissen und Flaser- und Augen- 
gneissen. Die Verbindung der letzteren mit ersteren ist sehr 
hübsch auf dem Wege über den Karlshof gegen die Berg- 
lehne und im Mühlbüschel zu sehen, wo mehrere Steinbrüche 
angelegt sind." Augen- und Flasergneiss bilden linsenförmige 
Einlagerungen im Tafelgneiss und wechsellagern mit dem- 
selben. Auch Granatglimmerfels ist hier in Blöcken vorhan- 
den. Weiter gegen die Lehne wechseln Flaser- und Tafel - 
gneisse, deren Streichen der Richtung des Höhenrückens 
folgt. Die ersteren scheinen auf der Nordseite des Hassberges 
die Oberherrschaft zu erlangen, wogegen im Neudorfberge, 
nach den vorhandenen wenigen Aufschlüssen zu urtheilen, 
nur Tafelgneiss entwickelt zu sein scheint, welcher den 
ganzen Rücken bis nahe gegen Sebastiansberg zusammen- 
setzt und möglicherweise den Flasergneiss flach überwölbt, 
so dass in der Mitte dieser untere, an den Rändern jener 
obere Gneiss zu Tage kommt. 

Inmitten des flaserigen streicht ein Streifen glimmer- 
reichen Muscovitgneisses über den Pressnitzer Stadtwald aus 



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Das Erzgebirge. - 1. Das eijrentl. Erzgebirge. — Gneiss. &V> 



Sachsen von Jöhstädt herüber und setzt auf der Süd- 
westseite des Hassbergrückens fort. Sein Ausgehendes auf 
der rechten Seite des Pressnitz thales iV r von der Brettsäge 
soll um seine ganze Breite gegen den Ausstrich auf der an- 
deren Seite des Thaies nordwärts verschoben und das 
Pressnitzthal hiedurch als Verwerfungsspalte gekennzeichnet 
sein. An der Landesgrenze bei Ulmbach treten dunkle fla- 
serige Zweiglimmergneisse auf, welche in Sachsen die Mus- 
covit- und Flasergneisse unterteufen. 

Weiter ostwärts zwischen dem Zobietitzer Grunde und 
dem Assiggrunde sind die geologischen Verhältnisse des 
Gneisses verwickelt. „Den Zobietitzer Grund einwärts gehend, 
hat man zunächst Tafelgneisse zur Seite, welche in den Zwei- 
gliminergneiss eingelagert sind. Sie bleiben bis etwa in die 
Mitte der Lehne, dann ändert sich das Gestein, es folgen 
dunkle zweiglimmerige Gneisse aus der Reihe des Haupt - 
gneisses. Im Verfolge derselben macht sich ein Uebergang 
in Reischberggesteine immer mehr bemerkbar. Bei der Holz- 
mühle an der Sonnenberg - Komotauer Strasse haben sie 
schon den ausgesprochenen Charakter der letzteren, allein 
sie fallen durch ihre dunkle, grauschwarze Farbe auf, wo- 
durch sie sich im Aussehen dem Hauptgneisse sehr nähern." 
Weiter hinauf gegen das Plateau folgen wieder normale 
Glimmerschi efergneisse und dichter Gneiss. Auf dem Hoch- 
rücken zwischen dem Kamme und Krima erstreckt sich am 
Südrande im Zingerich unter dem Schweiger auf der rechten 
Seite des Gaischowitzer Grundes in den Drexlerfelsen über 
Wisset und Glieden Muscovitgneiss im Glimmerschiefergneisse. 
Auf diesen meist steil stehenden Gneissen ruhen Zweiglimmer- 
gneisse. 

Die Decke der Krimer Haide wird von Glimmer- 
schiefergneiss und dichtem Gneisse gebildet, ebenso die 
Höhe zwischen Glieden, Nokowitz und Troschig. Beim Neu- 
dorfer Bahnhofe ist der dichte Gneiss durch einen grossen 
Durchstich aufgeschlossen. „Er breitet sich gleichmässig über 
die Fläche bis nach Sebastiansberg hin aus, steigt dann öst- 
lich über die steile Lehne des Assigthales hinab bis auf den 
Thalgrund und bleibt das herrschende Gestein am ganzen 
rechten Gehänge hinab und hinauf bis auf den Kamm. 
Ueberall tritt er bald als weiches glimmerreiches, bald als 
hartes quarziges kieselschieferartiges Gestein, dann wieder 
mit eigentümlichen röthlichen oder weisslichen felsitischen 
Zwischenlagen gebändert hervor." Jedoch ist nur die Aus- 



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336 I- Archaische Gruppe. — l'rgneiss- und Urschiefersystera. 



breitung. nicht die MAchtigkeit des dichten Gneisses eine 
bedeutende, da er nur den Abschluss einer Gneisskuppel 
vorstellt, „von welcher die Südhälfte eingebrochen und zu- 
sammengestaucht und gefaltet worden ist, während die nörd- 
liche, weniger gestört, erhalten blieb". 

S und W von Sebastiansberg erstrecken sich dichte 
Gneisse. welche in Begleitung von Glimmerschiefergneissen 
noch einen schmalen Streifen am Fusse des Neudorfberges 
und Glasberges bilden. -V von Sebastiansberg bei Ulmbach 
zieht von der Landesgrenze in 50-Richtung gegen das Assig- 
thal Hauptgneiss : typische grobflaserige Gesteine, Augen- 
gneisse mit überwiegendem Biotit, namentlich in den oberen 
Partien, während weiter hinab das Gestein heller wird, da 
sich neben dunklem auch lichter Glimmer mehr bemerklich 
macht. Dieser Gneiss hält bis in die Gegend N vom Bösen 
Loche an, worauf dichte Gneisse folgen, welche der Haupt- 
gneiss unterteuft. Der letztere ist im Hassberggebirge nur 
wenig verbreitet, erlangt aber weiter östlich das Ueberge- 
wicht, während der dichte Gneiss. und zwar als Hangendes des 
Hauptgneisses, auch in den den östlichen Gebirgstheil über 
den Assiggrund hinüberzieht, jedoch an Bedeutung verliert. 
Die mächtige Entwickelung des dichten Gneisses im Assig- 
grunde erklärt Laube durch eine Einfaltehmg desselben an 
der Grenze gegen den Hauptgneiss, in deren Verlauf der 
Assigbach zum grossen Theile fliesst. 

Das östlich nun folgende Bernsteingebirge be- 
steht im Wesentlichen aus Hauptgneiss, die Gruppe der 
Glimmerschiefergneisse ist nur untergeordnet vertreten. Der 
erstere kommt auf der Südseite des Gebirgszuges NW von 
Sebastiansberg bei Ulmbach über die Landesgrenze herüber 
und lallt bei einem fast genau westlichen Streichen unter 
die jüngeren Gneisse im Süden ein, wogegen er im Süd- 
osten und Osten bis zu den Tertiärgebilden der Ebene 
reicht. Er ist auf dem Südabhange hauptsächlich als Flaser- 
und Augengneiss entwickelt. Hinter der Rabenmühle ober 
Rodenau findet sich eine Einlagerung von granitischem Gneiss 
den Jokely für Granit gehalten hat. Auch auf der Lehne 
des Tschemitzhübels und Draxelberges zwischen dem Flachs- 
grund und Mariengrund ist Granitgneiss entwickelt. Er bildet 
den mittleren von den drei Felsen, welche den Höhenzug 
krönen (der nördliche ist Augengneiss, der südliche Flaser- 
gneiss) und bleibt weiter längs des Wildzaunes bis Marien- 
thal herrschend. Im Hauptzuge des Gebirges herrschen gross- 



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Das Erzgebirge. 



2. Das eigentl. Erzgebirge. 



— Gneis*. 337 



flaserige Gneisse, welche namentlich den Rücken des Rothen- 
hübelberges, der Bernstein- und der Ladunger Hübel zu- 
sammensetzen und vom Rothenhübel ostwärts nach dem 
Flachsgrunde und über den Tschernitzhübel in einem nur 
etwa 1 km breiten Streifen fortstreichen. Rings von Augen- 
und Flasergneissen umgeben, bilden sie gewissermassen 
die Axe des ganzen Gebirgszuges. Die nordwestlich vom 
Ladunger Hübel liegende Hübladung 0 vom Dorfe Kleinhan 
ist eine ähnliche, aber kleinere Blockwerkshäufung wie die 
Bernsteinkuppe, nur dass sie bloss aus grossflaserigem, 
diese dagegen auch noch aus Augengneiss besteht. Jok£ly 
hat diese Gesteine als Granit bezeichnet, während Laube 
glaubt, sie entschieden den Gneissen beizählen zu dürfen. 
Schon über dem Rudelsdorfer Moore tritt ganz normaler 
biotithaltiger Flasergneiss auf, der sich bis in's Natschungthal 
erstreckt. In ihm kommt zwischen Gabrielahütte und Rothen- 
thal eine mächtige Einlagerung von Hornblendegneiss vor. 

Auf der Lehne gegen Katharinaberg breitet sich jen- 
seits des Bernsteines und Rothenhübeis noch auf eine 
Strecke grossflaseriger Gneiss aus, welchem dann weiter 
herunter bis nach Nickelsdorf und Gebirgs-Neudorf gewöhn- 
licher flaseriger Hauptgneiss folgt, der gegen Kleinhan zu 
mit Augengneissen vermengt ist. Katharinaberg selbst liegt 
auf einem Rücken zwischen dem Katharinaberger und dem 
Schweinitzthale, welcher aus einem besonders schönen Flaser- 
und Augengneiss mit lebhaft pftrsichblüthrothem Feldspath 
gebildet wird. Im Schweinitzthale bei Gebirgs-Neudorf tritt 
aus dem benachbarten Gebiete Granitgneiss herüber, welcher 
auch im Grunde unter Katharinaberg auf Flasergneiss mit 
Einlagerungen von ganz dunklen Gneissen bei der Mahler 
Mühle folgt, und von buntem Hauptgneiss sowie dunklem 
fast phyllitartigem Gneiss mit Schnüren und gangförmigen 
Einlagerungen von Muscovitgneiss überlagert wird. 

Die nördliche Abdachung des Bernsteingebirges wird 
von verschiedenen Abänderungen des Hauptgneisses einge- 
nommen, unter welchen jedoch grobflaserige Gneisse fehlen. 
Flaseriger bunter Hauptgneiss ist am meisten verbreitet, 
weniger schon Augengneisse. Unter der Steindlmühle bei 
Gabrielahütten kommt ein fester zäher Hornblendegneiss vor. 

Die Gruppe der Glimmerschiefergneisse ist hauptsäch- 
lich in der südwestlichen Ecke des Gebirgstheiles, also in 
der Fortsetzung der gleichartigen Gesteine des vordem be- 
schriebenen Assiggrundes entwickelt. Es sind bald glimmer- 

KaUtr, Geologie t-on Böhmen. 22 



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338 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



reiche und glimmerschieferartige, bald ziemlich feldspath- 
haltige Gneisse, welche die ünke Lehne des Assiggrundes 
einnehmen und unter nahezu gleichem Streichen in der 
'Südlehne des Bernsteingebirges fortsetzen. „Ihre nördliche 
Grenze, wo sie sich auf den Hauptgneiss stützen, verläuft 
vom Gehänge des Assiggrundes S von Petsch nach Platten, 
von hier über den Eingang des Töltschgrundes bei Görkau 
nach der Hixmühle unter Weingarten, wo dann der Aus- 
strich gegen die Braunkohlenformation erfolgt.' 4 

In dem weiter östlich folgenden Abschnitte des Erz- 
gebirges, dem von Laube so benannten Wieselstein- 
gebirge, tritt der Hauptgneiss merklich zurück und die 
jüngeren Gneisse erlangen dagegen grössere Verbreitung. 

Im südwestlichen Theile des Gebirges nimmt Gneiss 
das Terrain zwischen dem Marienthal und der Landesgrenze 
über den Rauschengrund hinaus, über Oberleutensdorf bis 
an den Brückner Grund ein. Hauptgneiss in den im Bern- 
steingebirge vorkommenden Ausbildungsformen ist auch hier 
das herrschende Gestein, jedoch sollen die Gesteine an der 
Abdachung und dem Fusse des Gebirges kleinkörniger sein, 
als am Scheitel, wo nur typischer Hauptgneiss vorhanden 
ist. Der Haselstein S von Einsiedl besteht ähnlich wie der 
Bernstein (S. 337) aus über einander gethürmten Blöcken 
von Augengneiss und grobfla serigem Gneiss. Auf dem Kamme 
erreichen die Granitgneisse zwischen dem Käsherdberg und 
der Einsiedler Strasse im Nordwesten und Gebirgs-Neudorf 
im Südwesten bedeutende Ausdehnung, indem sie bis zur 
Landesgrenze bei Brüderwiese und ostsüdostwärts über Göhra 
bis zum Eingange in den Rauschengrund streichen. Sie treten 
auf der Höhe des Haideweges in der Erstr eckung von der 
Gebirgs-Neudorfer Kirche ostwärts bis auf den Haselstein 
in grobkörnigen und noch weiter gegen Osten in immer 
feinkörnigeren Abänderungen auf. Jokely's Einzeichnung 
gemäss würde dieser Granitgneiss vielleicht als stockförmige 
Masse aufzufassen sein, während ihn Laube für eine dem 
Bernsteiner Zuge parallele Einlagerung hält. Petrographisch 
sind die beiderlei Granitgneisse jedoch wesentlich verschie- 
den, da der Granitgneiss auf der Höhe des Haidweges meist 
grobkörnig ist und keinen weissen Glimmer enthält. Nörd- 
lich und südlich vom Granitgneisszuge breitet sich Haupt- 
gneiss aus, und zwar im N zwischen Brüderwiese, Einsiedl 
und Käsherd bunter, im S zwischen Gebirgs-Neudorf und 
Nickelsdorf flaseriger, welch' letzterer auch zwischen Johns- 



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Das Erzgebirge. — 2. Das ei^entl. Erzf?ebiri?e. — Gneis«. 339 



dorf und Oberleutensdorf herrschend ist, wogegen die Gra- 
nitgneisse hier völlig zurücktreten. Auch die Gehänge des 
Rauschengrundes bestehen aus flaserigem Hauptgneiss, nur 
am Eingange zu beiden Seiten, sowie weiter innen auf der 
linken Seite zwischen dem Schwarzen Berge und der Kiefer- 
leite trifft man Granitgneiss. Weiter hinauf beim oberen 
Teiche befinden sich rothgefleckte Muscovitgneisse. Zwi- 
schen Rascha und Göhrn vermag man deutliche Ueber- 
gänge von Granitgneiss in Flasergneiss zu beobachten; von 
Göhrn nordwärts bis zur Grenze bei Georgensdorf trifft 
man nur gewöhnlichen Flasergneiss. 

Von sonstigen Gneissabarten, die ganz untergeordnet 
sich vorfinden, verdient Muscovitgneiss Erwähnung, welcher 
im Marienthal unter dem Nesseistein auftritt und vollkom- 
men dem oberen Gneisse des Spitzbergzuges zwischen 
Schmiedeberg und Pressnitz gleicht, ferner dichter Gneiss 
(nach Jokely Phyllit) unter dem Farbenhübel, welcher 
La lue eine ehemals vorhandene, nun bis auf diesen und 
wohl einige andere spärliche Reste abgetfagene Bedeckung 
des Hauptgneisses durch jüngere Gneisse vermuthen lässt. 
» Durch einen Porphyrgang, welcher vom Wieselstein 
südwärts streicht und durch Granit wird das beschriebene 
südwestliche Gneissgebiet des Wieselsteingebirges vom nord- 
östlichen Gneissterrain getrennt. Diesem gehören die Gneisse 
an, welche sich zwischen Ladung und dem Fleyher Granit 
ausbreiten und diesem von dem Gontact zwischen dem 
Hortenwald und Wolfsberg an bis zu den östlichen Häusern 
von Willersdorf und von hier nordwärts über die Grünwal- 
der Höhe folgen, wo dann zwischen Ullersdorf und Grün- 
wald die Grenze gegen Nordwesten um den Granit herum 
biegt. Auch im Nordosten gegen den Porphyr verläuft die 
Grenze des Gneisses nicht genau nach der Linie des Hütten- 
grundes, sondern überschreitet diesen am Eingange bei der 
Grundmühle und wendet sich gegen Klostergrab, von wel- 
cher Stadt nördlich sie in der Richtung der Bahnlinie hin- 
zieht, worauf sie dann über den Hüttengrund zurückkehrt 
und bis Nikiasberg an der linkenL ehne des Porphyres bei- 
läufig mit der vom Wolfstein zu dieser Stadt führenden 
Waldstrasse zusammenfallt. Von Nikiasberg geht die Gneiss- 
grenze an der steilen Lehne oberhalb des Ortes an der 
Nordseite des Hirschberges nach dem Wegkreuze auf dem 
Keilberge und von hier auf dem rechten Gehänge des Kalk- 
ofener Thaies gegen Zaunhaus an der Landesgrenze. 

22* 



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340 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



An der Lehne zwischen dem Porphyr bei Ladung und 
dem Hüttengrunde ist Hauptgneiss nur noch im Westen 
beim Wieselsteinporphyr entwickelt der bis in den Brückner- 
grand, in die Umgebung des Adelsgrunder Forsthauses sich 
ausbreitet. Am Eingange in den Ladunger Grund am Ab- 
hänge des Droscheberges trifft man auf dichten Gneiss, wel- 
cher von Lagen eines „prächtigen Muscovitgneisses mit 
erbsengrossen Granaten und über cm 2 grossen Muscovit- 
individuen" durchsetzt wird. „Der dichte Gneiss breitet sich 
ostwärts auch über die Kappe des Ossegger Spitzberges aus 
und bildet so auch das rechte Gehänge des Riesengrundes 
bis hinter die Ruine Riesenburg an den Abhang der Strom- 
nitz 44 . Auch die Riesenburg selbst steht auf diesem Gesteine. 
Weiter einwärts im Ladunger Grunde folgen lichte Glimmer- 
schiefergneisse mit sehr vorhersehendem Muscovit. Sie strei- 
chen unter dem Adelsgrunder Forsthause nach dem Riesen- 
grund, wo sie am Ostabhange des Spitzberges zu Tage 
treten. In der Thalsohle des unteren Riesengrundes gegen 
Osseg ist dem Glimmerschiefergneisse dichter Gneiss aufge- 
lagert. Weiter hinauf von Langewiese gegen den Wieselstein 
zu bilden dem Muscovittafelgneisse ähnliche Gesteine eine 
dünne Decke, unter welcher schon im unteren Dorfe Lan- 
gewiese Glimmerschiefergneisse wieder zum Vorscheine kom- 
men. Die Lehne des Stromnitzberges bis an den Porphyr 
nehmen eigenthümliche glimmerreiche Gneisse ein, welche 
dem Muscovitgneisse auflagern und vielleicht dem dichten 
Gneisse entsprechen. In der Umgebung von Nikiasberg 
herrscht körniger Muscovitgneiss. der in der Porphyrnähe, 
zum Theil glimmerschieferartig, ja selbst granulitähnlich 
wird. Es ist sehr möglich, dass diese Gesteinsabänderungen 
auf den Einfluss des Porphyres zurückzuführen sind, wie 
schon Jokely anzunehmen geneigt war, wogegen Laube 
meint, dass höchstens „das häufige Vorkommen von Roth- 
eisentlecken im Gneisse an der Gesteinsgrenze 44 mit dem 
Contacteinflusse des Porphyres in Zusammenhang gebracht 
werden könne. 

Endlich im östlichsten Theüe des eigentlichen Erzge- 
birges, im Graupen-Kulmer Gebirge ist nach Laube 
nahezu einzig Hauptgneiss verbreitet, welcher allerdings von 
Jokely in der Graupener Gegend zum „grauen 44 und in der 
grösseren Erstreckung gegen Tissa zu zum „rothen 44 Gneisse 
gestellt worden war. Die „grauen 44 Gneisse sind vorwaltend 
biotithaltig und glimmerreich, die „rothen 44 feldspathreich 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Gneiss. 34 1 



und zwar je weiter ostwärts in desto grösserem Masse. 
Diese letzteren erlangen stellenweise granitisches Aussehen 
und wurden zum Theil von Jok£ly, z. B. zwischen der 
sachsischen Grenze, Müglitz, Ebersdorf bis Streckenwald, 
als Granit auf der Karte ausgeschieden , während nach 
Laube dort kein Granit aufzufinden sein soll. Nur in der 
Teilnitz steht echter Erzgebirgsgranit an und in Hinterteil- 
nitz unter der Winterleite am iVW-Abhange des Zechen- 
berges, sowie am Eingange in den Liesdorfer Grund treten 
granitische Gesteine auf, welche Bleiglanz und Kiese führen, 
die jedoch Laube ebenfalls nur für Gneisse mit abweichen- 
der Textur ansieht. 

Im Allgemeinen haben die Graupener und Kulmer 
Gneisse überhaupt ein anderes Gepräge als die Hauptgneiss- 
abarten im mittleren Theile des Grenzrückens, wobei zu 
bemerken ist, dass hier eben so wie am Südabhange auch 
an der nördlichen Lehne des Gebirges glimmerreichere Ab- 
arten vorherrschen. Vom Geiersberge erstrecken sich auf 
dem Abhänge bis gegen Liesdorf mehrere Streifen von 
echtem Muscovitgneiss. 

Bei Tissa werden die Gneisse des Grenzrückens von 
Quadersandstein überlagert, der sich nun weiter ostwärts 
bis zum Elbethale erstreckt. Erst hier, zwischen Laube und 
Niedergrund kommen in einer Erstreckung von beiläufig 
3 km wieder krystallinische Gesteine zu Tage, welche die 
eigentliche orographische Grenze des Erzgebirges andeuten. 
Es sind vorwaltend Phyllite, die weiter unten Erwähnung 
finden werden. Hier sei nur darauf aufmerksam gemacht, 
dass bei Tschirte, zwischen dem Orte und dem Adalbertsfelsen, 
den Phyllit ein Gestein unterlagert, welches von Laube als 
gneissartige Ausbildungsform des Granites angesehen wird. 
Jedoch am gegenüber liegenden rechten Ufer unterhalb des 
Dorfes Rasseln wird das Gestein, welches in einer steilen 
Felswand bis an den Fussweg nächst der Elbe herantritt, 
als typischer dichter Gneiss bezeichnet. 

Auch südlich vom Grenzrücken des Erzgebirges er- 
scheinen im Gebiete jüngerer Formationen einige isolirte 
arehaeische Inseln, die unbedingt dem Erzgebirge angehören 
und Theile des abgesunkenen südlichen Flügels desselben 
vorstellen. Diese Inseln bestehen hauptsächlich aus Gneiss. 

Eine davon breitet sich westlich von Rongstock aus. 
Sie besteht nach Jokely an den Gehängen des dortigen 



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342 !• Archaeische Gruppe. — Urgrneiss- und Lrschiefersystem. 



Nebenthales aus grauem Gneiss, welcher von Phonolithtuff 
bedeckt ist, während im Hauptthale der Elbe bei und in 
Rongstock kleinkörniger amphibolitartiger Syenit und Diorit 
anstehen, welche zum Theil von Phonolith und Trachyt 
durchsetzt werden und bis zum Nordende des Ortes sich 
ausbreiten. 

Weiter südwestlich, resp. stromaufwärts befindet sich 
eine grössere archaeische Insel inmitten der Kreidegebilde 
N von Lobositz zwischen Gross Tschernosek, Wellemin und 
Libochowan. Hier stehen im Wopparner Thale ebenso wie 
zu beiden Seiten der Elbe namentlich Gneissfelsen an. Zwi- 
schen den Bergen Skala und llrädek, welcher auch durch 
uralte Erdwälle ausgezeichnet ist, sind an dem Felsgehänge 
die besten Aufschlüsse vorhanden, welche durch die Bauten 
der öst. Nordwestbahn noch deutlicher gemacht wurden. 
Im Allgemeinen ist folgende Lagerung ersichtlich. (Fig. 74.) *) 

Gr. Tsch«r- 

Libochowan llrädek nosek 

*'ig. 74. Profil durch die Urg«blrgMcholi« xwi«cben Libochowan and T*cb«rnotck 

Nach G. 0 Laube. 

1 Gnelia. Jf Glimmortchiefur. .; AinphlboUchtefer. 4 PbylHt. 5 Kreldeabltg. 6'Kalkatoln. 

Die Kreideablagerungen bei Gr. Tschernosek werden nord- 
wärts von Phylliten mit Kalksteineinlagerungen unterlagert, 
die weiterhin in Amphibolschiefer übergehen. Diesem folgt 
Glimmerschiefer und endlich Gneiss, welcher bei Libocho- 
wan jedoch sehr granitähnlich ist. Den Glimmerschiefer 
bezeichnet Jokely als theils granatführend und spricht die 
Ansicht aus, dass er wahrscheinlich vom eruptiven Gneiss 
durchbrochen werde. 

Jedoch nicht nur im Elbethale sondern auch westlich 
kommen unter der Bedeckung der Tertiär- und Kreide- 
ablagerungen einige Gneissinseln zum Vorscheine, so bei 
Watislaw W von Lobositz, wo Biotitgneiss mit nordöstlichem 



*) J. Krejcf: Archiv f. d. Landest! urchforsch. v. Böhmen I. 
Vorbemerkungen etc. Section 2. nag. 11. — II. Wolfinau: Geologische 
Studien aus Rohmen. Jahresbericht der Caniiu. Oberrealschule zu Leit- 
meritz 1873. — Laube, Erzgebirge I. pa«r. 4. 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erz^eb. — Glimmerschiefer. 343 



Streichen herrscht; dann nördlich von hier am Fusse des 
Donnersberges, wo Biotit- und Muscovitgneiss in einer Klippe 
anter dem Pläner und Basalt emporragen ; ferner bei Ratsch 
am rechten Bielaufer an der Strasse zwischen Borislau und 
Teplitz; und namentlich bei Biiin und zwar ostwärts in 
einer Erstreckung bis gegen Liskowitz und Radowesitz und 
südwestwärts über Üjezd bis Liebschitz und Seilnitz in 
den tiefen Thaleinschnitten. 

Uebrigens ruhen die Kreideschichten hier überhaupt 
auf dem Urgebirge, welches noch an mehreren Orten in 
geringem Umfange entblösst ist. 

Glimmerschiefer ist im eigentlichen Erzgebirge we- 
niger verbreitet als Gneiss. Von seinen Hauptgemengtheilen : 
Gümmer (weisser, grünlicher, gelblicher, röthlicher Muscovit, 
oder brauner bis schwarzer Biotit, bei Prünles nahe Blei- 
stadt auch grüner Glimmer) und Quarz, erscheint der erstere 
zumeist deutlich schuppig blättrig, der letztere in dünnen, 
aus Quarzkörnern gebildeten Lamellen. Accessorisch tritt 
Granat in zum Theil deutlichen Krystallkörnern (00 0) sehr 
häufig auf, minder häufig Orthoklas, Turmalin, Pyrit und 
Calcit. Orthoklas, Turmalin und Galcit bewirken, wenn sie 
sich reichlicher einfinden, den Uebergang in Gneiss, bezieh- 
ungsweise Turmalingestein und Kalkglimmerschiefer. Die . 
Structur und das Mengenverhältniss der Bestandteile lässt 
einige Abänderungen des Glimmerschiefers unterscheiden 
gross- und kleinblätterigen, feinkörnigen, Lagen-, phyllit- 
ähnlichen, graphitischen Glimmerschiefer). Besondere Ab- 
arten sind der phylli tartige Glimmerschiefer oder 
sog. Joachimsthaler Schiefer, der muscovitreiche 
helle Glimmerschiefer und der sehr kiesreiche Fahl- 
bandglimmerschiefer, der im unteren Theile des Zeil- 
eisengrundes bei Joachimsthal ansteht. In der Nähe eruptiver 
Massengesteine erleidet der Glimmerschiefer Umwandlungen 
in Knoten- und Fleckschiefer und wird gneissartig. 

In der östlichsten Abtheilung des Grenzrückens des 
Erzgebirges zwischen dem Schönbachthale und dem Neu- 
decker Granitmassiv bei Heinrichsgrün nimmt Glimmer- 
schiefer den südlichen Theil ein. Seine Grenze verläuft hier 
vom linken Ufer des Leibitschbaches bei Nonnengrün ost- 
wärts gegen Littengrün, dann über das Waldhäusel und die 
Marklesgrüner Abdeckerei N von Annadorf in's Zwodathal 
und über Werth, Tilling, Unter Neugrün und die Finkmühle 



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344 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



nach Doglasgrün, wo sie sich umbiegt und weiter am West- 
abhange des Weissensteines gegen Altengrün und Heinrichs- 
grün, dessen westlicher Theil auf Glimmerschiefer steht, 
nordwestwärts bis Nadlerhäuser und Unter Rothau an den 
Granit sich erstreckt. Die nördliche Grenze des Glimmer- 
schiefers ist dem auflagernden Urthonschiefer gegenüber 
nicht scharf zu bestimmen, da beide Gesteine durch Ueber- 
gänge verbunden sind. Sie kann vom westlichen Gehänge 
des Leibitschranges etwas nördlich vom Wege von Neu- 
kirchen nach Ebmeth zur Mündung dieses Weges in den 
Leibitschgrund hinüber in's Zwodathal S von Annathal bis 
nordwestlich von Heinrichsgrün zum rechten Gehänge des 
unteren Rothauthaies gezogen werden. Es nimmt hier also 
der Glimmerschiefer die weitere Umgebung, von Gossengrün 
und Bleistadt zwischen Neukirchen im Westen und Hein- 
richsgrün im Osten ein. 

In der Granitnähe, zumal in der südwestlichen Ecke 
der Erstreckung um Neugrün, ist der Glimmerschiefer meta- 
morphosirt. Er erscheint dem Gontact zunächst gneissartig, 
weiterhin quarzig und geht dann in normalen, ziemlich 
grossblätterigen Glimmerschiefer über. An der südlichen 
Grenze zwischen Nonnengrün und Ober Neugrün sind lichte 
glimmerreiche Abarten, bei Gossengrün quarzreicher, zwi- 
schen Hartenberg und Bleistadt sehr weicher Glimmerschiefer 
entwickelt. 

Stellenweise wird der Glimmerschiefer durch ein Ge- 
stein von vollkommen analoger Ausbildung, jedoch bloss aus 
Quarz und Sericit bestehend, ersetzt. Dieses gewöhnlich 
weisse Gestein ist von Laube als Sericitquarzschiefer bezeich- 
net worden. Im westlichen Erzgebirge kommt es ganz un- 
tergeordnet als eine etwa 1 m mächtige Einlagerung im 
normalen Glimmerschiefer bei Lindenhammer im Zwoda- 
thale an der nördlichen Mündung des Tunnels der Falkenau- 
Graslitzer Bahn vor. 

Im Schiefergebiete, welches östlich dem Neudeker 
Granitstocke auflagert, nimmt der Glimmerschiefer nach 
Laube ziemlich genau die Hälfte des ganzen Gebietes, 
nämlich die vom Granite im Westen und Süden begrenzte 
Hochfläche zwischen Bärringen, Abertham und Gottesgab ein 
und zieht sich von Abertham, angeschmiegt an den Umriss 
des Granites, bis an den Fuss des Erzgebirges bei Ober Brand 
herunter. „Die Grenze gegen den Granit zwischen dem Höfel 
bei Platten und Bärringen ist recht deutlich markirt. Es ver- 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigenü. Erzgeb. — Glimmerschiefer. 345 



läuft hier längs der Scheidung eine ganz merkliche sanfte 
Thalniederung, welche man bis zum Umbiegen der Granit- 
grenze südlich von Bärringen verfolgen kann. Hier wird die 
Grenzbestimmung unsicher durch das grosse Fischbacher 
Moor, weiches zwischen Bärringen und Abertham seine 
grösste Ausdehnung erlangt. 4 ' Südlich von Abertham ist die 
Grenze gegen den Granit wieder deutlich über die weite 
Wiese hinab nach Werlsgrün in den Eliasgrund und weiter 
am Gehänge des Wolfsberges über Maria Sorg und Pfaffen- 
grün bis an den Fuss des' Gebirges bei Ober Brand zu ver- 
folgen. Jenseits des Joachimsthaler Grundes, östlich von 
Gottesgab, steigt der Glimmerschiefer zu den höchsten Gipfeln 
des eigentlichen Erzgebirges an. (Siehe S. 347.) 

Die nördliche Grenze des Glimmerschiefers verläuft 
vom Höfel über das Plattener Moor nördlich von Abertham 
über Hengstererben längs des Irrganges, des Granites und 
Basaltes der Steinhöhe, dann um den Spitzberg hinaus bis 
etwas westlich von Gottesgab, wo sie sich nordwärts zur 
Landesgrenze wendet. 

Der Glimmerschiefer in diesem Gebiete ist in der 
Hauptsache grobflaserig. In der Granitnähe scheint auch er 
in ein gneissfihnliches Gestein überzugehen, welches Jok£ly 
von Brand bis Abertham einen Saum längs des Granites 
bilden lässt. während die sächsischen Geologen und Laube 
ihm nur eine mindere Ausdehnung zugestehen. Letzterer 
hält diese Abänderung übrigens für das Ausgehende der im 
Keilberggebirge östlich von Joachimsthal entwickelten Ge- 
steine, räumt ihr also dem Glimmerschiefer gegenüber eine 
gewisse Selbständigkeit ein. Von sonstigen Varietäten wäre 
der quarzreiche Glimmerschiefer zu erwähnen, welcher sich 
vom Jugelstein bis auf den Gebirgsvorsprung unter dem 
Viertelswald erstreckt, und ferner die am Abhänge des 
Pfaffenberges etwa vom Knieriemen ostwärts allmälig sich 
ausbildenden sog. Joachimsthaler Schiefer, d. h. sehr fein- 
körnige, schwarzgraue bis schwarze, abfärbende, graphit- 
haltige, oft mit Kies impraegnirte, phyllitartige Glimmer- 
schiefer, welche den ganzen Stadtgrund bis zu den nörd- 
lichsten Häusern von Joachimsthal einnehmen und eine 
Mächtigkeit von etwa 2000 m erreichen sollen. 

Nördlich von Joachimsthal folgen auf die dunkeln 
phyllitartigen Gesteine wieder grobflaserige Glimmerschiefer, 
welchen nur noch in der Gegend des Dürrenschönbergstollens 
ein schmaler Streifen von Joachimsthaler Schiefern einge- 



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346 1- Archaeische Gruppe. — Urgmeiss- und Urschiefersvstem. 



lagert ist. Weiterhin scheinen normale Glimmerschiefer zu 
folgen, welche N vom Spitzberg in Phyllit übergehen. 

Der den Abertham-Bärringer Hochrucken von dem 
Joachimsthaler Gebirge trennende Eliasgrund gewährt leider 
nur geringen Einblick in den geognostischen Bau dieses 
Gebirgstheiles. Im Modesgrunde unterhalb Abertham sieht 
man den Rand des Glimmerschiefers deutlich gegen den 
Granit aufgebogen. Joachimsthaler Schiefer, welche über- 
haupt nur in Fundstücken vorhanden sind, bilden hier wahr- 
scheinlich nur einen schmalen Zug. Im Reichengebirge, am 
Neujahrsberge und N von Abertham bis an die Phyllitgrenze 
ist grobflaseriger Glimmerschiefer verbreitet, welcher auf 
der weiten Wiese und um Abertham von quarzigem Glim- 
merschiefer unterlagert zu werden scheint. Es sei übrigens 
bemerkt, dass der Glimmerschiefer auch in der Granitnähe 
überall quarzreich wird. 

Der Joachimsthaler Grund, welcher von Laube als 
Grenze zwischen dem östlichen und westlichen Erzgebirge 
angenommen wurde, ist in Glimmerschiefer eingefurcht, wel- 
cher daher auch das linke Gehänge desselben von Ober 
Brand bis auf den Gebirgskamm bei Gottesgab zusammen- 
setzt, weiter ostwärts jedoch in seiner Ausdehnung alsbald 
von Süden und Norden her vom Gneissc sehr eingeengt 
wird und schon am Gehänge des Holzbachthales bis auf 
einen schmalen, die beiden Gneisszonen trennenden Streifen, 
sein östliches Ende erreicht. Ein mit dieser Erstreckung 
des Glimmerschiefers nicht zusammenhängender Streifen 
tritt zwischen den Wirbelsteinen im XV und dem Hohen 
Hau im 0 über den Gebirgskamm in südöstlicher Richtung 
auf die Weigensdorfer Seite herüber, wo er auskeilt. 

Zwischen Joachimsthal und Dürnberg entwickelt sich 
der Glimmerschiefer allmälig aus Gneiss in einer Zone, die 
aus bald mehr gneiss-, bald mehr glimmerschieferähnlichen 
Gesteinen besteht, bis endlich echter Glimmerschiefer herr- 
schend wird. Dieser beginnt am Schindergründel bei Jo- 
achimsthal und verbreitet sich nordwärts. Der Galgenberg 
besteht im Wesentlichen daraus, enthält aber noch gneiss- 
artige Einlagerungen. Weiter nördlich im Türkner und der 
Hut bis hinauf zur Schanze ist dem typischen Glimmer- 
schiefer Joachimsthaler Schiefer eingelagert, welcher jedoch 
schon im benachbarten Zeileisengrunde auskeilt. Nördlich 
von der Schanze folgen wieder graue Glimmerschiefer und 
Gneissglimmerschiefer bis auf den Kamm. Auf der Hoch- 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Glimmerschiefer. 347 



fläche zwischen Honnersgrün und Dürnberg herrscht eben- 
falls grauer Glimmerschiefer und vom Keilberg her zieht 
sich ein Streifen lichten Glimmerschiefers gegen Südosten 
herab, wird weiter östlich von Muscovitgneiss abgelöst, setzt 
aber als ein schmaler Streifen zwischen der nördlichen und 
südlichen Gneisszone über Hüttmesgrün und Egertl bis Box- 
grün fort. Ehedem muss Glimmerschiefer auch die Lehne 
nördlich von diesem Dorfe bedeckt haben. 

Auf dem Rücken und der Nordseite des Keilberggebirges 
erstreckt sich der Glimmerschiefer nach Laube von der 
Kuppe des Sonnenwirbels und dem Sonnenwirbeljoche, im 
Westen von den graphitischen Gneissglimmerschiefern von 
Gottesgab begrenzt, nordwärts über den Fichtelberg und 
Wiesenthal nach Sachsen fort. „Auf böhmischer Seite bleibt 
er zur rechten Seite des Wiesenthaies bis nach Neugeschrei, 
wo seine Grenze im Hangenden des Glimmerschiefergneisses 
um die Nordseite des Hohen Steines zurückbiegt gegen das 
Schmiedeberger Thal, und hier, im Hangenden des Muscovit- 
gneisses, in einem weiten, nach Nordwesten offenen Bogen 
vom Kleinen Spitzberg zum Blasiusberg verläuft, an dessen 
Westseite sie sich plötzlich nach Süden gegen den Hohen 
Hau beugt, um von da in die Antiklinale der Südseite des 
Gebirges zu fallen." Die Abdachung des Keilberges, in der 
Richtung gegen Ober Wiesen thal zu besteht aus zum Theile 
sehr quarzreichem Glimmerschiefer; auf dem Stolzenhaner 
Rucken, im Steinberg und Hohen Stein, sowie auf der West- 
seite des Hohen Haues bis hinab zum Schmiedeberger Bahn- 
hofe ist der helle Glimmerschiefer im Ganzen weniger quarz- 
reich. In der Gegend der Hofberghäuser S von Böhmisch 
Wiesenthal, dann bis zur Lauxmühle und weiter das Wiesen- 
thal hinab bis Neugeschrei treten Gneissglimmerschiefer von 
derselben Art auf, wie auf der Joachimsthaler Seite. Diese 
Schiefer bilden auch auf der Nord- und Ostseite des Glim- 
merschiefers im oberen Schmiedeberger Thale das Liegende 
desselben. 

Im weiter östlich folgenden Hassberggebirge trifft man 
zunächst Streifen von Muscovitgneiss und Glimmerschiefer in 
der Fortsetzung der analogen Gebilde des Keilberggebirges. 
Weiter nördlich beginnt im Innern des Kesselgrundes zwi- 
schen der Hammermühle in Unterhals und der Kremel- 
mühle unter Kupferberg eine Zone von Glimmerschiefer- 
gneiss mit einer Einlagerung von dichtem Gneiss. Die Zone 
setzt ostwärts fort über Steingrün, zwischen Wenkau, Kunau 



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348 I. Archaische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



und Bettlern nach Tomischan und Laucha. Von hier an 
theilt sie sich in einen südlichen und einen nördlichen Arm. 
Dieser streicht von Laucha über Kretscham-Neudörfel am 
Abhänge des Eichwaldes hinüber nach Wohlau; der süd- 
liche Arm dagegen zieht sich von Laucha über Radis am 
Südabhange der Hundskoppe und zwischen Schönbach auf 
die Schnabelmühle nördlich von Brunnersdorf und gegen 
Neudörfel zu. 

Am Rücken und auf der Nordseite des Hassberges 
ist Glimmerschiefer nicht bemerkenswerth verbreitet und 
auch in den östlich folgenden Gebirgstheilen, dem Bernstein-, 
Wieselstein- und Graupen-Kulmer Gebirge, ist er nicht ent- 
wickelt. 

Dagegen ragt er in drei isolirten Inseln im Süden der 
zusammenhängenden Glimmerschieferpartie aus dem Ter- 
tiärgebiete empor. Die eine davon, der Lanzer Berg (bei 
Lanz NO von Davidsthal) besteht aus normalem Glimmer- 
schiefer, der südlich einfallt; von den beiden anderen lässt 
die eine, westlich von Waldl, ebensolchen Glimmerschiefer 
erkennen, während die zweite im Osten dieses Ortes, den 
Gneissglimmerschiefern des lleinrichsgrüner Zuges entspricht. 

Phyllit ist abgesehen von der östlichsten, im Elbe- 
thale auftretenden Partie auch nur auf den westlichen Theil 
des eigentlichen Erzgebirges beschränkt. Es ist oben (S. 344) 
schon bemerkt worden, dass in dem Abschnitte des Grenz- 
rückens zwischen dein Schönbachthale im Westen und dem 
• Neudeker Granitmassiv im Osten die Grenze des Urthon- 
schiefers dem Glimmerschiefer gegenüber nicht genau zu 
bestimmen ist, weil beide Gesteine allmälig in einander 
übergehen. Ausserdem sind die Schiefer durch Einwirkung 
des Granites zum Theil in Quarz- und Fleckschiefer umge- 
wandelt, namentlich in der Zunge, welche sie ostwärts weit 
in denselben hineinschieben. Am Westabfalle des Leibitsch- 
rang- findet der Uebergang von Glimmerschiefer in Phyllit 
zwischen Zweifelsreuth und Ullersgrün statt. Die Grenze 
zwischen beiden Gesteinen führt dann in den Leibitsch- 
grund zwischen der Glashütte und dem Hegerhause, zieht 
sich dann nördlich von Prünles hinab in's Zwodathal etwas 
südlich von der Mündung des Rothauthaies, und am rechten 
Gehänge des Baches bis an den Granit vor Unter Rothau, 
von wo aus sie weiter längs des Granites in einem Bogen 
über Pechbach und Glasberg bis herab in das Silberbach- 
thal unter dem Hausberge bei Graslitz, sodann am rechten 



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■ 

Das Erz$ebirjr.?. — 2. Das eijrentl. Erz^ebirg* 1 . — Phyllit. 349 



Bachufer nordwärts verläuft, um bei den ersten Häusern 
von Silberbach plötzlich gegen Ost umzubiegen. Weiter 
ist sie am Nordgehänge des Mückenbühlberges in einer 
einmal scharf südwärts gezackten Linie gegen Schieferhütten 
zu verfolgen, von wo sie am Gehänge des Spitzenberges 
westlich umbiegt und über den Eselsberg und das Dorf Asch- 
berg in nordwestlicher Richtung zur Landesgrenze verläuft. 

Der allmälige Uebergang vom Gümmerschiefer in den 
L'rthonschiefer ist z. B. im Leibitschgrunde folgender: Bis 
zur Glashütte erstreckt sich normaler Glimmerschiefer, auf 
welchen von da an lichte, weissliche, dünnschieferige Thon- 
glimmerschiefer folgen. Diese überlagern weiterhin graue, 
stark glänzende, wellig gebogene, dünnschieferige Thon- 
glimmerschiefer, die flache Quarzlinschen und wenig Glimmer 
enthalten und bis Abtsroth sich ausbreiten, worauf erst 
zwischen diesem Dorfe und der Rebmühle typischer Urthon- 
schiefer folgt. 

Aehnliche Verhältnisse herrschen z. B. auch im Zwoda- 
thale von der Glimmerschiefergrenze N von Lindhammer 
gegen Graslitz zu. Bei Annathal erscheinen eigenthümliche, 
gneissartige grüne Sericitphyllite, denen bis in die Graslitzer 
Gegend dünnschieferige Thonglimmerschiefer folgen, welche 
sich auch westwärts vom Zwodathale bis in's Frankenham- 
mer-Konstädter Thal erstrecken , wo in einigen kleinen Brü- 
chen eigenthümliche kleinschuppige Phyllite aufgeschlossen 
sind, r welche Uneben kurzwellige Schieferflächen zeigen, die 
röthlich und grau geflammt oder gestreift gefleckt" sind 
und von Laube mit dem besonderen Namen „Konstädter 
Phyllit" belegt wurden. Sie sollen die Grenze gegen die jün- 
geren Urthonschiefer, vornehmlich die ebenflächigen dünn- 
schieferigen Dachschiefer markiren. An den Abhängen des 
Glasberges treten in der Nähe des Granites Fleckschiefer 
auf. „Die kleinen Felsenpartien des Gesteinig bei der St. 
Adalbertskapelle und unter Glasberg bestehen aus Quarz- 
fleckschiefern, welche jedoch am rechten Gehänge des Gras- 
litzer Thaies nicht vorkommen, und offenbar auch die Fleck- 
und Knotenschiefer, welche den Hausberg und den östlichen 
Abfall des Eibenherges bilden, unterteufen." Auch die zwi- 
schen Silberbach und Schieferhütten dem Granite eingela- 
gerte Schieferzunge besteht aus Knotenschiefern mit Ueber- 
gängen in Glimmerschiefer. Auf die Fleckschieferzone, welche 
durch die Abdachung des Hausberges begrenzt zu sein 
scheint, folgen Quarzschiefer, welche von Schwaderbach bis 



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350 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



über die Landesgrenze und östlich an den Gehängen des 
Aschberges bis Silberbach zu verfolgen sind. Am Gontact 
mit Granit von Ober Silberbach bis zur Grenze sind sie 
gneissartig umgewandelt. Ihnen folgen in gleichmässiger 
Lagerung Thonglimmerschiefer. Auch im Falkenberge N 
von Graslitz ist diese Abänderung entwickelt. Hinter dem 
Graslitzer Friedhofe stehen Quarzschiefer an, die Hohen- 
steinkuppe scheint gleichfalls aus Quarzschiefer zu bestehen 
und auch die Thonglimmerschiefer bei der „Schmiedte" 
sind sehr quarzreich. Erst von Ruhstadt an folgen Schiefer, 
welche Laube als Urthonschiefer bezeichnen zu dürfen 
glaubt, während nach der Auffassung der sächsichen Geo- 
logen die Phyllitgrenze unmittelbar westlich bei Graslitz 
vorbeizieht. 

Nördlich und westlich von der Linie, welche von der 
sächsischen Grenze zwischen Abenberg und dem Zwoda- 
thal über Markhausen nach Ruhstadt, weiter über den Schö- 
nauer Berg zur Kirche von Schönau, dann in s Konstädter 
Thal vom Sponirlberg und weiter westwärts nach Abts- 
roth und Schönbach verläuft, folgen jüngere Phyllite, die 
im Allgemeinen glimmerärmer und weniger deutlich krystal- 
linisch sind als die älteren Urthonschiefer und vornehmlieh 
zwei Abänderungen ziemlich leicht zu unterscheiden gestat- 
ten, nämlich erstens die u. A. bei Kirchberg, am Stein, und 
gegen Ursprung am besten entwickelte, als Deckmaterial 
verwendete, graugrüne oder graue, von Laube als Dach- 
schiefer bezeichnete Abänderung, und zweitens die beson- 
ders zwischen Waltersgrün, Lauterbach und am Schwang 
bei Konstadt typisch entwickelten, dünnschieferigen, schön 
seidenglänzenden, grünlich, violett, bunt gefleckten, auch 
braun gefärbten Sericitschiefer. 

Im Schöiibacher Thale nördlich bis zu den Strassen- 
häusern herrscht kurzschieferiger Urthonschiefer, auf wel- 
chen zunächst Sericit-, dann Dachschiefer und endlich licht 
grünliche quarzige Schiefer folgen. Alle scheinen sich in 
Zonen ziemlich parallel zur angegebenen Linie ostwärts aus- 
zubreiten. Der gewöhnliche Urthonschiefer ist zwischen 
Abtsroth und der Rebmühle, ferner am Westabhange des 
Schwang gegen das Konstädter Thal, dann westlich von 
Graslitz bei Ruhstadt und Schönwerth, dann zwischen Mark- 
hausen und Ursprung, wo er ziemlich häufig quarzige Zwi- 
schenlagen enthält, gut entwickelt. Sericitschiefer ist in 
einer quarzreichen, eigenthümlich feinsandigen Abart nörd- 



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Das Erzgebirge. 



— 2. Das eigentl. Erzgebirge. — 



Pbyllit. 351 



lieh von der Rebmühle aufgeschlossen, während im Walters- 
grüner Thale und unter der Trockengrüner Flur eine weiche 
Abart auftritt. Auch an der westlichen Lehne des Lauter- 
bach-Schwarzbacher Thaies verräth sich Sericitschiefer in 
Fundstücken, während er auf dem östlichen Gehänge an- 
stehend blossgelegt ist. Nördlich von Lauterbach ist in 
einem kleinen Bruche typischer Sericitschiefer aufgeschlossen, 
welcher im Thale weiter gegen Ursprung verfolgt werden 
kann. Ferner sind in dem Thale, welches von Konstadt 
nach Ursprung zu streicht, quarzige und grüne Sericitschiefer 
entwickelt. 

Auf diese Zone folgt die Zone des Dachschiefers. Die 
so benannte Phyllitabänderung erscheint beim Berghof in 
Waltersgrün, dann im nördlicheren von den beiden Brüchen 
am Schwang W vom Stadlbauer, zwischen Stein und Kirch- 
berg und westlich von Ursprung, so dass in der That der 
Dachschiefer-Phyllit im bezüglichen Gebiete die Mitte ein- 
nimmt, zunächst von Sericitschiefer und weiterhin von kurz- 
schieferig welligem Urthonschiefer umgeben ist, welcher in 
mehr kristallinischen Phyllit der südlicheren Erstreckung 
übergeht. 

Am Contact mit Granit werden die Schiefer meta- 
morphosirt. Sie werden quarziger oder glimmeriger und 
nehmen einerseits ein gneissartiges Aussehen an, wie z. B. 
am Abhänge des Aschberges bei Graslitz, vom Dorfe Asch- 
berg bis herab nach Hinter Silberbach, wo sie den gneiss- 
ähnlich umgewandelten Glimmerschiefern von Pfaffen grün, 
Werlsgrün, der weiten Wiese bei Abertham, des Blasius- 
stollen bei Hengstererben und der Lehnerstauden N von 
Neudek, welche, wie oben dargelegt, in der unmittelbaren 
Granitnähe angetroffen werden, vollkommen gleichen; an- 
dererseits entstehen Quarzfleckenschiefer wie am Gesteinig 
bei Graslitz, oder Flecken-, Garben- und Knotenschiefer wie 
am Hausberge und am Eselsberge bei Silberbach und von 
hier weiter fort längs der Granitgrenze. 

In der Joachimsthaler Gebirgsabtheilung östlich vom 
Neudeker Granitstocke sind Phyllite auf der böhmischen 
Seite des Grenzrückens wenig verbreitet, während sie sich 
auf sächsischem Gebiete ziemlich weit ausdehnen. Die Grenze 
iregen den Glimmerschiefer ist oben schon angegeben worden. 
Sie ist übrigens durch Quarzschiefer deutlich gekennzeichnet. 
Zwischen der Steinhöhe, dem Spitzberge und der Landes- 



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352 I- Archaeische Gruppe. 



— Urgneiss- und Urschiefersy3tem. 



grenze W von Gottesgab ist die Grenze zumal längs des 
Granites nicht genau zu bestimmen. Es ist möglich, dass 
sie am südlichen Gehänge der Steinhöhe bei Seifen verläuft. 
Im Allgemeinen jedoch bildet das hiesige Phyllitgebiet ein 
ziemlich wohl abgeschlossenes Ganzes, indem es im Osten 
vom Tellerhauser Thale (in Sachsen), dann unter den Tau- 
benfelsen vom Thale von Rittersgrün nach Halbmeil, weiter 
von den Abfallen des Bärenfanges und der Glücksburg, ferner 
bis Niederjugel vom Breitenbacher Thale und vom Ober- 
jugler Thale bis an den Abhang des Buchwaldberges, und 
von hier in fast streng südlicher Richtung bis zum Höfel 
bei Platten vom Granit umschlossen wird. 

In diesem Gebiete sind altere Phyllite herrschend; 
jüngere Urthonschiefer und Dachschiefer fehlen. Der allge- 
meine petrographische Charakter ist recht eintönig. Quarz- 
reiche Abarten des Gesteines sind z. B. am Hahnberge, am 
Fusse der Taubenfelsen, bei Brettmühl am Sandfelsberge, 
auf dem Wege von Streitseifen gegen Zwittermühl und 
anderwärts entwickelt. Sie bilden im Phyllit Zwischenlager, 
welche sich aus demselben durch Ueberhandnehmen des 
Quarzes entwickeln und durch allmälige Uebergänge mit 
ihm verbunden sind. So z. B. ist der Quarzschiefer am 
Fusse der Taubenfelsen, am Hahnberge bei Halbmeil grau 
und perlmutterglänzend, noch ziemÜch glimmerhaltig ; jener 
zwischen Ruhstadt und Kirchberg von grünlicher Farbe 
und seidenglänzend, schon quarzreich; endlich jener W von 
Graslitz hinter dem Friedhofe, am Eichenberg bei Schwader- 
bach und gegen Sachsengrund zu von gelblichweisser Farbe, 
fast ganz glanzlos und sehr quarzhaltig. Hie und da neh- 
men die Quarzschiefer auch Graphit auf, so dass sich eine 
Art Graphitschiefer ausbildet, wie solche z. B. bei Schön- 
werth und Abtsroth und nach Joküly auch bei Pachthäu- 
sern und Halbmeil vorkommen. Wie überall bilden die 
Quarzschiefer auch hier, da sie der Verwitterung in hohem 
Masse widerstehen, häufig rauhe kahle Felsmassen, wie am 
Glasberg, im Gesteinig und einigen Kuppen westlich von 
der Stadt in der nächsten Umgebung von Graslitz. 

In der Granitnähe erleiden die Schiefer Umwandlun- 
gen, zu Fleckschiefer (zwischen Oberjugel und Pechöfen, 
kupferroth gestreift und gefleckt unweit des Heinrichsfelsens), 
und Turmali ngesteinen (namentlich bei Höfel, den Pacht- 
häusern, Brettmühl und Halbunitz). Erwähnenswerth sind 
ferner im Streichen genau mit den Phylliten übereinstim- 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eijrentl. Erzgebirge. — Phyllit. 353 



mende Hornblendeschiefer, welche z. B. zwischen Brett- 
mühl und Junghengst bei der alten Grube Glück mit Freuden 
und dem Gottholdsstollen an der Strasse in ziemlicher 
Mächtigkeit anstehen und sich nordwärts bis in's Streitsei- 
fener Thal und südostwärts bis an den Granit des Platten- 
berges verfolgen lassen. Zwischen den Pachthäusern bei 
Platten und Breitenbach sollen etwa sechs solcher Einlager- 
ungen und eine weitere zwischen Zwittermühl und N von 
Halbmeil zu beobachten sein. Jedoch ist ihre Erstreckung 
eine geringe. 




I 



r<; 75. Die Tauben fei sen bei Halbmeil. 
Xacb G. C. Lavht. 



In Bezug auf die Felsengestaltung sind die Klüfte, 
welche den Phyllit durchsetzen, von Bedeutung, da durch 
sie die Massen des Gesteines gewissermassen in rohe Säulen 
oder Pfeiler abgesondert werden, aus deren Wiederholung, 
wie Laube sich ausdrückt, ruinenartige Steilwände ent- 
stehen, welche mit thurm- und zinnenartigen Vorsprüngen 
geziert erscheinen. Der Heinrichsfelsen im Breitenbacher 
Thale zwischen Platten und Johanngeorgenstadt (in Sachsen), 
die Taubenfelsen bei Halbmeil und Rittersgrün (Fig. 75) 
dnd Belege hiefür. Sonst bildet der Phyllit gewöhnlich 
flache Rücken; nur das härtere Gestein erhebt sich zu schar- 
fen Kämmen. 



Satter, Geologie ton Böhmen 



23 



354 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiofersystem 



In der östlichen Erstreckung des eigentlichen Erzge- 
birges jenseits des Joachimsthaler Grundes fehlen Phyllite 
vollständig. Nur im östlichsten, im Elbethale bei Tschirte 
aufgeschlossenen Ausläufer kommen diese Gesteine zu Tage. 
Die im Hangenden des Granites von Niedergrund entblössten, 
grau oder bräunlich gefärbten, seidenglänzenden, öfters auf 
den Schieferflächen auch mit zarten Kieshäutchen überzo- 
genen Gesteine gehören nach Laube dem jüngeren Urthon- 
schiefer an. Sie lehnen sich an die Innenseite des Granites 
an und streichen mit diesem unter den Quadersandsteinen 
hindurch, die schon vor Niedergrund bis zum Flusse heran- 
treten. Die am Nordfusse des Grenzrückens in Sachsen bei 
Pirna unter dem Quadersandsteine hervorkommenden Phyl- 
lite dürften mit den böhmischen in Verbindung stehen. 
(Vergl. S. 341.) 

Die besprochenen vier Hauptgesteine des eigentlichen 
Erzgebirges lassen die Lagerungsverhältnisse des Gebirges 
so deutlich erkennen, dass dieselben passend hier sofort 
in allgemeinen Umrissen geschildert werden können, um 
so eher, als auf die verwickelten Einzelnheiten der Schichten- 
lagerung, welche Laube mit vielem Fleiss zu lösen bestrebt 
war, nicht zu genau eingegangen werden kann. 

Die Lagerungsverhältnisse der Phyllite und Glimmer- 
schiefer, welche sich von Westen an das Neudeker Granit- 
massiv anschmiegen und im Schönbachthale mit den ent- 
sprechenden Gesteinen des Fichtelgebirges zusammenstossen 
(vergl. S. 247 ff.), lassen erkennen, dass die Schiefer den 
östlichen Flügel einer Mulde bilden, welche sich nordwärts 
nach Sachsen hinüber erstreckt. Der Gegenflügel befindet 
sich am nördlichen Abfalle des Fichtelgebirges. Hier, im 
Voigtländischen, sind jedoch vorwaltend Glimmerschiefer ent- 
wickelt, welche nach Böhmen eben nur einen verhältniss- 
mässig schmalen Streifen zwischen dem Granit des Fichtel- 
gebirges und des westlichen Erzgebirges herübersenden. Der 
Zusammenhang der Phyllite mit jenen des Karlsbader Ge- 
birges wird durch die Kuppe von Maria Kulm vermittelt. 
(Vergl. S. 276). 

Das Streichen der Schichten in diesem Theile des 
westlichen Erzgebirges ist zwar ein wechselndes, jedoch 
herrscht die Richtung St. 6—7 (Ost-West) vor. So z. B. 
kann am Urthonschiefer nördlich von Schönbach, X von 
Ruhstadt, bei Markhausen, zwichen Schönbach und Abtsroth, 
bei Ullersgrün, Emeth, im Leibitschgrund, dann auch am 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigenU. Erzgebirge. — Lagerung. 35o 



Egtr 
Mariahilfbtrg 
Maria Kulm 



Schostenrtuth 



AVum Wirths- 



& 

5 



0 



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Glimmerschiefer im Leibitschgrund constant St. 6-7 be- 
stimmt werden; jedoch trifft man z. B. im Schieferbruche 
von Lauterbach St. 4 — 5, bei Ruhstadt stellenweise St. 
2 — 3, am Dachschiefer beim Berghofe S vom Hohen Stein 
St. 3— 4, in der Graslitzer Gegend häufig St. 24—2, an der 
Strasse bei Pechbach St. 22-23, 
und ebenso am Gneissglimmer- 
schiefer bei Heinrichsgrün am 
Wege nach Waizengrün St. 22 
bis 23, am Glimmerschiefer bei 
AUengrün St. 24 — 2 usw. Kurz, 
an Beispielen für das schnelle 
Wechseln der Streichungsrichtung 
fehlt es nicht. Immerhin bleibt 
jedoch das ostwestliche Haupt- 
streichen der Schiefer kenntlich, 
welches sich je näher zum Granit 
desto deutlicher nordwärts wen- 
det, so dass also das allgemeine 
Streichen in einem nach Nord- 
westen offenen Bogen verläuft. 
Zugleich geht das im ersteren 
Falle vorherrschend nördliche 
Einfallen in ein westliches über. 
Ueberhaupt lässt auch das Fallen 
der Schichten einige Unterschiede 
erkennen und zwar nicht nur im 
Neigungswinkel (10—60 Grad), 
sondern auch in der Richtung. 
So z. B. ist die Schichtenstellung 
des Glimmerschiefers auf der Höhe 
zwischen Frauenreuth und der 
Stegmühle, forner zwischen Gos- 
sengrün und Marklesgrün, dann 
bei der Herrenmühle bei Harten- 
berg im Bahneinschnitte, sowie 
bei Neugrün eine antiklinale. £s 
besteht hier eine schon von Reuss * 
und Jokely erkannte Faltenbild- 
ung, welche Laube in „genetischen Zusammenhang mit 
der Bildung des Erzgebirges" bringt, während sie Jokely 
als locale, durch den Granit hervorgebrachte Erscheinung 
aüfgefasst wissen wollte. Zur Veranschaulichung der Lager- 

23* 



PrttihUh! 



Bernau 



Uoehhauberg 



Frankenhammer ik 



SpQnirlbtrg* 



Sehii naut r Berg* 




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356 !• Archaeische Gruppt 



— Urgneiss- 



und Urschiefersystem. 



ungsverhältnisse im westlichsten Theile des eigentlichen 
Erzgebirges mögen die Profile Fig. 76 und 77 dienen, die 
in zwei sich kreuzenden Richtungen geführt sind. 

In der östlichen Schieferhülle des grossen Granitmassivs 
bis zum Joachimsthaler Grund macht sich in der Schichten- 
stellung der Einfluss des Granites ebenfalls geltend. Der 
Glimmerschiefer im Süden schmiegt sich an den Granit 
ziemlich genau an. So streicht §r anfanglich am Abhänge 
des Gebirges zwischen Pfaffengrün und Brand südwest- 
nordöstlich bei südöstlichem Verflachen. Jedoch schon zwi- 
schen dem Pfaffengrüner Berge und dem Jugelstein ist das 
Streichen bei nordöstlichem Verflachen nordwest-südöstlich 
gerichtet. Auf dem Kamme zwischen Maria Sorg und Joa- 
chimsthal ist das Streichen der Schiefer St. 9 — 10, bei Werls- 




Fig. 77. Durchschnitt vom MUckenbüblberg e aber Graslltz tarn Hoben Stein. 

Nach G. C. Laubt. 

1 Daohaohiefer. i Serleitecbiefer. 8 Quarrschiefer. 4 Phylllt. 6 Hohensteinechlefer. bil- 
det euch den Gipfel dee Hohen Steinea am westlichen Anfange de« Durchschnittes 
6 Fleckschiefer. 7 am NO-Ende dea Profils : Gebirge granit. Im Quarascbiefor westlich 
Ton Graelitz aind Gänge ron Epidiorit entwickelt. 

grün St. 9, im Reichen Gebirge bei Abertham St. 8, am 
Abhänge des Pfaffenberges und zwischen Bärringen und 
Platten sowie auf dem Hochrücken und um Joachimsthal 
herum St. 6—7. Es geht also das Sndwest-Nordost-Streichen 
in ein ostwestliches über. Das Fallen der Schichten ist in 
N und NO gerichtet und beträgt am häufigsten 60 — 70°. 
Ohne Zweifel haben die mehrfachen Durchbrüche von Por- 
phyren und Basalten locale JEinflüsse auf die Lagerungsver- 
hältnisse ausgeübt, wenn auch in den Joachimsthaler Gruben 
bemerkenswerthe Verwerfungen nicht bekannt geworden 
sind. Im Phyllitgebiete dieses Gebirgstheiles ist die Schich- 
tenstellung wohl im Ganzen mit derjenigen des Glimmer- 
schiefers übereinstimmend, keineswegs jedoch in allen Ein- 
zelnheiten. Im Breitenbacher Thale sieht man den Urthon- 
schiefer dem Granite parallel streichen, weiter östlich passt *er 



Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Lagerung. 357 



sich mehr dem Glimmerschiefer an. Längs der Granite des 
Plattenberges kann man das Streichen St. 8—9 beobachten, 
während es nach Laube weiter nordwärts immer mehr in 
Westen herumgeht Bei Pachthäuser ist das Streichen in 
St. 8, am Eingang in das Breitenbacher Thal und am Hein- 
richsfelsen in St. 7 — 8, bei Pechöfen und Breitenbach in 
St, 10 — 11 gerichtet. Am Sandfelsberge streicht der Schiefer 
St. 12 — 1, welche Richtung er über Halbmeil bis an die 
Taubenfeisen, sowie im Hochofengrunde und im Golden- 
höher Thale beibehält. In der Kaffhöhe an der Grenze 
streichen die Phyllite in St. 1—2 und schmiegen sich all- 
raälig wieder genau dem Glimmerschiefer an. Das Verflachen 
der Schichten ist im Allgemeinen in NO oder 0 gerichtet, 
flach, ja bisweilen fast schwebend (so an den Taubenfelsen 
oben 3—5°). Im Goldenhöher Thale kommen einige plötz- 




Fif. 78. Dnrcbechnltt Tom BISsiberge Uber Aberthain nach Goldenhöbe 

Nach 0. 0. J.auU 

J Glimmerschiefer. 4 Qurticblefer. 6 Pbylllt 7 Tartitr. JO Dllavium und Allnrinm. - 
/ GeblrpfrftniL 6 Engeblrgagranlt 9 DIorit 3 NepbeJlnbaaalt 8 Hauynb««alt 

liehe Aenderungen der Fallrichtung vor, indem die Phyllite 
am Nordende bald nord- bald westwärts verflachen und 
endlich am Kaff WNW widersinnig einfallen. Beachtens- 
werth ist, dass das Streichen und Fallen der Schichten nach 
Laube ziemlich genau um das Schwarzwasserthal herum- 
läuft und dadurch die Entstehungsart dieses Thaies kenn- 
zeichnet. Zur Veranschaulichung der Lagerung in diesem 
Gebiete dürfte das Profil Fig. 78 beitragen. 

Eine wesentliche Stütze für die Annahme der Joachims- 
thal-Gottesgaber Scheidungslinie zwischen dem westlichen 
und östlichen Erzgebirge beruht in dem Umstände, dass 
nördlich vom Neujahrsberge, im Reichen Gebirge, die Schich- 
ten allmälig ihr Streichen nordwärts wenden und westlich 
einfallen, woraus zu ersehen, dass das Sonnenwirbelgebirge 
hier einen Einfluss geltend macht, welcher jenen des Gra- 
nites allmälig überwiegt. 



358 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- un«l Urschiefersystein. 



In Betreff der Lagerungsverhältnisse im Keilberggebirge 
ist zunächst zu erwähnen, dass dieselben am südlichen 
Abfalle weit verwickelter sind als am nördlichen. Auf der 
Südseite des Keilberggebirges lässt der Glimmerschiefer im 
Norden der Ober Brander Antiklinale durchwegs eine nörd- 
liche Neigung unter 35 — 45° erkennen, welche wesentlich' 
dem Gneisse entspricht, dessen steil südliches Einfallen er 
späterhin ebenfalls einhält, um aus dieser Richtung über 
den Keilberg und die Wirbelsteine hinüber auf der Nord- 
seite des Gebirges wieder in die santt nordwärts geneigte 
Stellung überzugehen. Eine Antiklinale setzt auch 0 vom 
Joachimsthaler Grunde über Honnersgrün und Schönbach 
fort. Wo sie ihr östliches Ende erreicht, lässt sich nicht 
feststellen, sicher ist nur, dass vom Beginne des Granulites 
hinweg die Schichten der südlichen Gneisszone durchwegs 
gegen Norden einfallen, dann in der Boxgrüner Gegend 
immer steiler werden, hierauf gegen Süden verflachen, um 
später abermals nordwärts, dann wieder gegen Süden und 
endlich sanft gegen Norden abzudachen. Diese Verhältnisse, 
welche deutlich eine Verwerfung und hierauf zwei Gewölbe- 
biegungen erkennen lassen, vermag man z. B. an einem 
Durchschnitt von Warta im Egerthale über den Kreuzstein 
und Hohenhan nach Schmiedeberg zu beobachten. An den 
Granulit im Süden lehnt sich, soweit unter der Nephelin- 
basaltdecke der Steinkoppe zu ersehen ist, Glimmerschiefer- 
gneiss, der nördlich verflächt. Bei Boxgrün folgt ihm 
Glimmerschiefer, welcher jedoch alsbald von Muscovitgneiss 
abgelöst wird. Er bildet in der That nur zwischen dem 
Muscovitgneiss im Norden und dem Glimmerschiefergneiss 
im Süden einen Keil, welcher eben das Vorhandensein einer 
Verwerfung begründet. Die Lagerung des Muscovitgneisses 
ist eine Antiklinale, die des sich anschmiegenden Glimmer- 
schiefers unter dem Hohen Stein eine Synklinale, welche 
nordwärts in ein flaches Gewölbe übergeht. 

Auf der Nordseite, des Gebirges ist das vorherrschende 
Streichen der Schiefer ein nordwest-südöstliches, welches 
öfters in ost-westlicher Richtung abweicht. Das Fallen da- 
gegen ist veränderlich, meistens zwar westlich oder nord- 
westlich, jedoch häufig auch südöstlich bis südlich. Zur 
Erläuterung der allgemeinen Verhältnisse wird das Profil 
Fig. 79 hinreichen. Am Südende bei Ober Brand ist die 
oben erwähnte Antiklinale im Gneissglimmerschiefer ersicht- 
lich. Sie ist durch einen Bruch von der Synklinale des 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Lagerung. 359 



Glimmerschiefers zwischen Arletzgrün und Elbecken ge- 
trennt, welcher letzterer wieder scharf gegen die Gneisse 
des Keilberges absetzt. Diese Gneisse bilden zwischen dem 
Keilberg und Weipert eine regelmässige Mulde. Erst bei 
Weipert treten im Hauptgneisse wieder Unregelmässigkeiten 
in der Lagerung auf beschränkterem Räume ein. Im Ganzen 
jedoch ist ersichtlich, dass im Keilberggebirge, wie Laube 
hervorhebt, die kristallinischen Schiefer am Süd- und Nord- 
abfall in derselben Reihenfolge lagern, nur dass dieselben 
von Süden her zusammengestaucht wurden und daher Bieg- 
ungen und Falten bilden, während auf der Nordseite die 
Lagerung ziemlich ungestört ist. 

Diese Lagerungsverhältnisse verbleiben auch im Hass- 
berggebirge dieselben. „Das Streichen der Schichten ist im 
Allgemeinen westöstlich, die Schichtenstollung eine facher- 




Fif, 79. DarehichnSU durch dae Ercg'birge ron Ober Brand Uber den Kellberg nach 

Weipert. 

Nach O. O. Laulc 

1 Haeptgneiee. 2 GlimmeracblefergnelM. 3 GneUagllramerichlefer. 4 Glimmerschiefer 

6 MiueovttcneU». 

förmige, indem das Einfallen von Süden her nach Norden 
gerichtet ist, wobei der Neigungswinkel immer steiler wird 
und endlich vor dem Gebirgskamme sich steil südlich kehrt, 
um weiterhin allerdings wieder (lach nördlich abzudachen. 
Zahlreiche Brüche jedoch und Wirkungen von Seitenschüben 
lassen in dem grösseren Theile des Hassberggebirges die 
Lagerungsverhältnisse weniger gut übersehen, man ist aber 
berechtigt, für die ganze Strecke als giltig anzunehmen, was 
sich sehr deutlich auf der West- und Ostseite übersehen 
lässt." Eine Vorstellung von der Lagerung in diesem Ge- 
birgstheile gibt der Durchschnitt Fig. 80. Der Zusammen- 
hang der Schichten ist am besten auf der Rödling-Höhe 
aufgeschlossen. Von Norden her biegen die Muscovitgneisse 
aus dem Spitzbergzuge zwischen dem Hohen Hau und 
Oberhals der Reihe nach gegen Süden um und fallen west- 
wärts unter die Glimmerschiefer ein. Es bilden also die 



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360 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 

Muscovitgneisse im Rödling eine Antiklinale, in deren Inne- 
rem als Sattelkern die Antiklinale des Glimmerschiefergneisses 
ruht. Diese Antiklinale ergänzt sich nach Laube zu einer 
Falte, deren Hangendscherikel im Spitzberggneisszuge und 
deren Mittelschenkel im Hohen Stein N von Reihen liegt, 
während den Liegendschenkel der Muscovitgneiss am Fusse 
des Gebirges vorstellt. -Wie die Steingrüner Antiklinale den 
Sattelkern, so bildet der Reihener Glimmerschiefer den Mul- 
denkern der Falte. In dieser allgemeinen Lagerung sind 
die Störungen, welche der Gneissstreifen unmittelbar unter 
dem Kamme des Gebirges erleidet, von besonderem Inter- 
esse. Dieser Streifen beginnt 0 von der Kremelmöhle mit 
dichten Gneissen, welche bei nordöstlichem Streichen und 
nordwestlichem Verflachen plötzlich an der von Kupferberg 
über die Röhl herabführenden Strassenserpentine abschneiden. 



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Fig. 80. Durchschnitt durch du Erzgebirge tod der Eger bei Tacberniti Uber den 

Seifenberg nach Kupferberg. 

Nech G. C. Laube. 

1 GliramerichtefergnelM. » MaacoTitgnetM. 8 Glimmerschiefer. 4B»»»Utaff. 5Nepheltn- 

beiult. 6 Or »nullt. 

An ihrer Stelle erscheinen Tafelgneisse mit nördlichem Ein- 
fallen und in ihrem Liegenden die prächtigen Augengneiss- 
felsen der Sphynx (S. 331), welche ihren steilen Abbruch 
nach Süden kehren und sehr flach gegen Norden einfallen. 
(Fig. 80.) Sie liegen, wie ersichtlich, im Hangenden der 
Steingrüner Antiklinale, an deren Südrande Tafelgneisse 
auftreten, welche sich Laube mit den eben erwähnten als 
ursprünglich in Verbindung gestanden denkt. Er glaubt, 
dass hier ein Bruch durchgehe, welcher auch auf Fig. 80 
eingezeichnet ist. — Am Kamme und auf der Nordseite des 
Hassberggebirges sind die Lagerungsverhältnisse auch nicht 
gerade einfach, indem das Vertlächen der Schichten häu- 
figen Aenderungen unterliegt. Besonders erwähnenswerth 
ist das durch die Lagerung des von allen Seiten zur Mitte 
einfallenden Gneissglimmerschiefers bedingte schüsseiförmige 
Thal, in welchem die Stadt Pressnitz liegt. Im Norden von 



igmzea Dy 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Lagerung. 3fil 



Pressnitz zwischen dem Karlshofe und Weissen Hofe macht 
sich wie im Kremsiger Gebirge eine regellose Lagerung be- 
merkbar und der Bruch an der Grenze zwischen Glimmer- 
schiefergneiss und Muscovitgneiss, welcher in diesem Gebirge 
sichtbar ist, scheint auch hieher fortzusetzen. Auf dem 
Hochrücken zwischen Sonnenberg, Sebastiansberg und Ulm- 
bach ist das Einfallen der Schichten vorherrschend ein nörd- 
liches. Die Felsmassen des Schweiger und jene W von 
Glieden an der Nordseite des Höllensteines sollen eine anti- 
klinale, durch Stauchung und Seitenschub allerdings ver- 
änderte Lagerung deutlich erkennen lassen. Besonders ver- 
wickelt aber sind die Verhältnisse im Assiggrunde, in welchem 
eben „das stetige Schwanken der Schichtenstellung bald in 
Süd, bald West, bald Nord, hier steil, da wieder flach 
und selbst fast schwebend beweist, dass das Assigthal mit 
seinen steilen Nebenschluchten unter Tschoschel und März- 
dorf nicht allein durch die Erosion, sondern durch einen 
tiefgehenden Bruch hervorgerufen worden ist' 4 . 

Aehnlich wie im Keilberg- und Hassberg-Gebirge ge- 
staltet sich die Schichtenlagerung auch im ostwärts folgen- 
den Bernsteingebirge. Sie wird im Wesentlichen von einer 
Antiklinale beherrscht, welche am Ostrande des Gebirgs- 
theiles sichtbar wird und auch weiter westwärts anhält. 
Während aber die entsprechende Antiklinale in den vorge- 
nannten Gebirgstheilen von Glimmerschiefergneiss und Mu- 
scovitgneiss, bez. der Glimmerschiefergruppe gebildet wird, 
betheiligen sich hier an derselben Hauptgneiss und Glim- 
raerschiefergneiss, so dass, wie Laube hervorhebt, im Grenz- 
röcken des Erzgebirges von Südwesten nach Nordosten nach 
und nach alle krystallinischen Glieder in die Antiklinale 
einrücken, wie sie in ihrem Streichen aus Nordwesten gegen 
Südosten der Reihe nach den Absturz des Gebirges erreichen. 

Im Wieselsteingebirge sind die Lagerungsverhältnisse 
wegen des dichten Waldbewuchses und der ausgedehnten 
Decke des Culturlandes noch weniger genau zu verfolgen 
als in den schon durchgenommenen Gebirgstheilen. Im süd- 
westlichen Gneissgebiete scheinen dieselben übrigens sehr 
einfach zu sein. Man kann hier ziemlich allgemein ein 
flaches nördliches bis nordöstliches Einfallen der Schichten 
beobachten, welches auch in der Nähe des Granites selbst, 
im Fleyher Grunde unter Georgendorf anhält, so dass es 
darnach Laube scheinen will, der Granit habe auf die Schich- 



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3(52 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



tenstellung des Gneisses keinen 

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B Landesgrenze 



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Schünu-ald 

Der Kamm 



Einfluss genommen. Ebenso 
scheint von einer Antikli- 
nale am Abhänge des Ge- 
birges keine Spur mehr vor- 
handen zu sein. Dagegen 
im nordöstlichen Gneissge- 
biete, obwohl auch hier die 
allgemeine Schichtenstellung 
eine nördliche bis nordöst- 
liche ist, ist die Lagerung 
ziemlich verworren. Jokely 
versuchte dieselbe einlach 
genug durch die Einwirkung 
der Eruptionen seines rothen 
Gneisses zu erklären. Nach 
dieser Ansicht schwimmt 
der von ihm als Phyllit be- 
zeichnete dichte Gneiss in 
einzelnen Schollen geradezu 
auf dem rothen Gneisse 
und ist daher bald nach 
dieser bald nach jener Rich- 
tung geneigt. Laube be- 
trachtet die kleinen Depots 
des Glimmerschiefergneis- 
ses und dichten Gneisses 
als die Reste einer einst 
ausgedehnten Bedeckung 
und erklärt einzelne Partien 
für in verschiedener Weise 
abgesunkene Schollen, wel- 
che in Folge dessen keine 
übereinstimmende Lagerung 
aufweisen können. 



Endlich in der Grau- 
pen-Kulmer Gebirgspartie, 

in welcher Hauptgneiss 
herrscht, lassen die Lager- 
ungsverhältnisse zahlreiche 
auf Abbruche hindeutende 
Störungen erkennen. „Gleich 
beim Eintritte in den Grau- 
pener Stadtgrund wird man die ganz regellose Stellung des 



Vorder Tellnitx 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Hornblende^est 363 



Gneisses in den einander gegenüber liegenden Felsenmassen 
der Wilhelmshöhe und des Todtensteines gewahr ; derartiges 
wiederholt sich noch mehrfach/ 4 Abgesehen hievon kann 
man die Stellung der Schichten jedoch ziemlich genau ver- 
folgen. (Fig. 81). Das Streichen bleibt im Allgemeinen ost- 
westlich bis an die Teilnitz, aber das im Westen nördliche 
Verflachen geht in der Richtung von Peterswalde gegen 
Tissa zu über Nordost in nahezu Ost über, so dass also 
das Gneissgebirge hier an seinem Ende allseitig abdacht. 
„Die Gneisse verschwinden auf der Ostseite des Löschbaches 
unter einem nach Westen vorgestreckten Quaderlappen, 
ziehen am Südrande desselben um Tissa unter den Tissaer 
Wänden herum und sind dann auf eine kurze Strecke unter 
der Wand bis zum Rabenhäusel zu sehen." Erst im Elbe- 
thale bei Niedergrund trifft man wieder krystallinische Schie- 
fer, allein jüngere als die Gneisse bei Tissa sind, mit wel- 
chen sie doch wohl im Zusammenhange stehen mögen. 
Dieser Zusammenhang nun wird klar, wenn man erwägt, 
dass die kuppeiförmige Schichtenstellung im Norden und 
Nordosten des Graupen-Kulmer Gebirgstheiles genau der 
Umrandung des älteren Kernes durch jüngere Schielergestei- 
ne entspricht, welche von Westen her in Sachsen gegen 
Osten herumziehen und unter der Kreidedecke allenfalls 
über Niedergrund und Laube fortsetzen. Die Verhältnisse 
auf der Südseite aber könnten vielleicht eine Ergänzung 
der Antiklinale im Bau des Gebirges durch die südwärts 
rerflächenden krystallinischen Schiefer der isolirten Inseln 
im Gebiete des Mittelgebirges (S. 341) wahrscheinlich er- 
scheinen lassen. Und da ähnliche Verhältnisse auch weiter 
westwärts bis Obergeorgenthal herrschen, so glaubt Laube, 
dass von Westen gegen Osten nur bis in den grossen Sattel 
im Berasteingebirge stets ältere Schiefer in die Kammlinie 
einrücken, von da ab ostwärts aber im Grenzrücken der 
Sattel gegen Osten abgebrochen und abgesunken sei, so 
dass etwa von Obergeorgenthal bis an die Quadersandsteine 
nur der Nordllügel des Sattels mit durchwegs nördlichem 
Einfallen der Schichten stehen geblieben ist. 

Von untergeordneten oder doch minder mächtigen 
Einlagerungen im Gebiete der vier besprochenen krystalli- 
nischen Schiefergesteine des eigentlichen Erzgebirges sind 
zunächst Hornblendegesteine (Amphibolite) zu nennen. 
Im westlichen Theile des Gebirges zwischen dem Schön- 
bachthale und dem Joachimsthaler Grunde sind sie bemer- 



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364 I- krcbaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



kenswerth nur in der Schieferpartie im Osten des Neudeker 
Granitstockes verbreitet. Schon nördlich von Joachimsthal 
bemerkt man nach Laube hinter dem Dürrenschönbergstollen 
Amphibolitblöcke. Als zusammenhängender Zug beisst das 
Gestein im Eliasgrunde SO vom Eliasschachte als soge- 
nannter Schmirgelfels aus, d. i. granatführender Amphibolit, 
welcher sich als angeblich gangartige Einlagerung im Glim- 
merschiefer von Werlsgriin bei Joachimsthal bis gegen Platten 
verfolgen lässt und bei Abertham und den Lessighäusern 
einige kleine * Felskuppen bildet. Eine andere Einlagerung 
von Hornblendegesteinen befindet sich N vom Eliasgrunde 
an der Abertham-Joachimsthaler Strasse. Zwischen Platten 
und Goldenhöhe sind dunkel- bis schwarzgrüne Hornblende- 
schiefer sehr verbreitet. Bei Halbmeil werden sie stellen- 
weise chloritschieferartig. Auch im Phyllitgebiete der öst- 
lichen Schieferhülle des Neudeker Granitmassives bilden 
Hornblendeschiefer häufige Einlagerungen, zumal zwischen 
dem Plattenberg und dem Buchschachtelberg, sowie östlich 
und nördlich von diesem Vorkommen, dessen oben schon 
Erwähnung geschah. (S. 353.) 

Im Erzgebirge von Joachimsthal-Gottesgab ostwärts 
sind Hornblendegesteine von mehr verschiedener Zusammen- 
setzung vorhanden. Ziemlich verbreitet ist Feldspat h- 
amphibolit, im Wesentlichen aus Hornblende und Feld- 
spath (gewöhnlich Orthoklas) zusammengesetzt, untergeord- 
net auch Granat, Rutil und Apatit führend. Das Gestein 
bildet, wie es scheint, nur im Glimmerschiefergpeisse, zumal 
an der Grenze gegen den Muscovitgneiss, Einlagerungen, 
wie in der Erstreckung vom oberen Holzbachthale über Hütt- 
mesgrün (hier 10-16 m mächtig) bis Endersgrün und Reihen, 
bei Pürstein bis in die Mühlleite, und noch einmal bei der 
Schnabelmühle N von Brunnersdorf bei Kaaden am Ein- 
gange in den Hassensteingrund. In der Gegend von Box- 
grün und Kleingrün bildet Feldspathamphibolit lange Züge 
von Blöcken, unter dem Hüttmesgrüner Jägerhause steht er 
in mächtigen aufrechten Platten an. Er ist stets deutlich 
geschichtet und erinnert, wenn er feldspathreich ist, sehr an 
Amphibolgneiss, jedoch geht er auch in reinen Amphibol- 
schiefer über. So z. B. ist im Rummelbachthale bei Wotsch 
ein Lager aufgeschlossen, an dessen Peripherie feldspath- 
freier, in der Mitte aber feldspathhaltiger Amphibolit aufge- 
schlossen ist. Ein Gleiches kann man nach Laube bei der 
Schnabelmühle beobachten. Auf dem Schlosserberge bei 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — HornblendegesL 3ß5 



Peterswald bildet der Amphibolschiefer eine kleine Einla- 
gerung. 

Ein weiteres, sonst ähnlich wie das erstgenannte zu- 
sammengesetztes Amphibolgestein, in welchem aber ausser 
gemeiner Hornblende auch Aktinolith häufig ist und weiches 
fast immer Zoisit in weisslichen Stengeln und Flasern mit 
lebhaft glasglänzenden Spaltflächen accessorisch enthält und 
daher als Z o isitamp hibolit bezeichnet wird, tritt im 
Glimmerschiefer und im Muscovit- und Glimmerschiefergneiss 
auf. Im ersteren trifft man es auf der Nordabdachung des Ge- 
birges zwischen dem Keilberg und Stolzenhan, zumal bei den 
Hofberghäusern in zahlreichen Blöcken. „Dem Muscovitgneiss 
gehört der Wirbelsteinzug an, welcher mit den Wirbelsteinen 
oberhalb des Hüttmesgn'iner Forsthauses beginnt und in ost- 




Fig. 82. Die Wtrbelatcine bei Httttmesgrttn. 
X»cb 0. C. Laube. 



südöstlicher Richtung über den Kreuzstein, Weigensdorf, 
Reihen, gegen Gesseln bei Klösterle herabläuft. 14 Zwischen 
der Mauth und dem Hüttmesgrüner Forsthause ragen über 
die Kammlinie des Gebirges 10 bis 15 m hohe rauhe Felsen- 
gruppen, die Wirbelsteine (Fig. 82) empor, welche in St. 
8—9 streichen, ihre Steilseite nach Norden kehren und 
unter einem ziemlich grossen Winkel südwestwärts einfallen. 
Aehnliche kahle Felsen bildet dieses der Verwitterung besser 
als die umlagernden Schiefer widerstehende Gestein auch 
anderwärts, wie z. B. den Aussichtsfelsen W vom Kupfer- 
berger Friedhofe, die Felsen bei Weigensdorf u. a. Endlich im 
Glimmerschiefergneiss sind die Zoisitamphibolite besonders 
häufig unterhalb Kupferberg auf der ganzen Strecke von 
Unterhals bis Pöllma und Tomischan und an sehr vielen 



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I 



36t) I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Punkten auf der Nordseite des Gebirges, soweit der Glim- 
merschiefergneiss reicht. Wo dieser zurücktritt, fangen auch 
die Zoisitamphibolite an zu schwinden, stellen sich mit ihm 
aber sofort wieder häufiger ein, wie z. B. bei der Markus- 
mühle unterhalb Sonnenberg, unterhalb Langenwiese und 
S von der Kalkofener Brettsäge auf der Nordseite des Niki as- 
berger Keilberges. 

Die Structur dieser Amphibolite ist eine wechselnde, 
körnige, stengelige, flaserige, schieferige. Sie sind rauh 
geschichtet und enthalten nicht selten knollige oder lagen- 
förmige Ausscheidungen von Quarz, in welchen erbsen- bis 
haselnussgrosse Körner von Rutil und farbloser Disthen vor- 
kommen. Ihre Lagerungsform ist nach Laube eine deutlich 
linsenförmige, als welche man sie auf der Bahnstrecke um 
den Nordabhang des Bläsberges S von Schmiedeberg mehr- 
fach entblösst sieht, und welche man auch an grösseren 
Gesteinspartien erkennen kann. 

Als Magnetit führendes Granat- Aktinolith- 
g est ein wird von Laube ein Amphibolit bezeichnet, dessen 
aus nadeiförmig - dünnstengeli gen Individuen zusammenge- 
setzte Büschel bildende, grüne Hornblende als Aktinolith 
angesprochen werden muss. Oft in sehr bedeutender Menge 
ist brauner bis dunkeiblutrother Granat vorhanden, ebenso 
körniger Magnetit. Zu diesen Hauptbestand theilen gesellen 
sich noch Kiese und deren Zersetzungsproducte, Epidot, 
Chlorit, Pyroxen. Glimmer als accessorische Gemengtheile, 
Schnüre von Quarz und Chalcedon durchschwärmen das 
Gestein und Serpentin soll auch vorhanden sein. Am Kupfer- 
hübel bei Kupferberg überwiegt rothbrauner Granat, welcher 
hie und da auf Klüften in deutlichen Krystallen (oo 0.202) 
entwickelt ist. Auch kommen in dem Gesteine nach A. Sauer 
bis 2 mm grosse Titanitkrystalle vor. Die allgemeine Ver- 
breitung wird von Laube wie folgt angegeben: „Das Auf- 
treten dieser Gesteine ist auf einen schmalen Strich des 
Erzgebirges zwischen Sorgenthal 0 von Weipert und Haa- 
dorf W von Klösterle beschränkt. Sie bilden hier zwei 
Züge, einen nördlichen, aus Sachsen in das Kremsiger Ge- 
birge herüber setzenden, und einen südlichen, weicher west- 
lich von Pressnitz mit der Fischerzeche beginnt und mit 
dem Haadorfer Lager endigt. Ihre Lagerform ist stockförmig 
und zwar folgen sie der Einlagerung des Muscovitgneisses 
im Glimmerschiefergneiss , namentlich der feldspatharmen 
glimmerreichen Form (Granatglimmerfels). 41 



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Das Erzjrebirpe. — 2. Das eijrentl.' Erzgebirge. — Eklogit. 367 



Bei Orpus im Ausspanner und Kremsiger Gebirge ist 
die Zusammensetzung des Gesteines ebenfalls eine sehr un- 
gleichmäßige, indem bald Granat, bald körniger Magnetit 
in mächtigen Partien die Oberhand gewinnt. Am Hohen 
Steine zwischen Unterhals und Reihen ist das Gestein be- 
sonders reich an accessorischen Gemengtheilen, da es ausser 
Augit, Epidot, Chlorit, Talk, Asbest, Biotit, Kiesen und 
ihren Zersetzungsproducten auch noch gemeinen und edlen 
Serpentin, Periklin, Hercynit und Muscovit führen soll. Bei 
Haadorf verdrängt im dortigen Granataktinolithfelslager Py- 
rit und Kupferkies fast den Magnetit. Auch bei Wohlau 
ist im Muscovitgneisszuge der Hundskoppe eine ähnliche 
Einlagerung vorhanden. Wahrscheinlich durch Einwirkung 
der Sickerwässer haben die Gesteine an manchen Stellen 
Umwandlungen erfahren, wie z. B. im Ausspanner Gebirge 
auf den Gruben : Rother Pumpenschacht, Rothmantel-, Anna- 
und Adalbertizeche, dann bei Oberhals auf der Rothen Su- 
del- und Wenzelszeche, wo der Magnetit theilweise oder 
ganz in Rotheisenstein umgewandelt ist. 

Als besondere Abart kann das Lagergestein im Mus- 
covitgneiss auf der Engelsburg bei Sorgenthal im nördlichen 
Zuge genannt werden, in welchem nach Jok£ly der Akti- 
nolith durch Chlorit und Serpentinasbest vertreten wird, 
mit welchen der Magnetit lagenweise verwachsen erscheint. 

Eklogit, ein körniges, aus Smaragdit (Aktinolith 
mit Omphacit verwachsen) und Granat bestehendes Gestein, 
steht zumeist mit Amphibolit in Verbindung. Im westlichen 
Erzgebirge bildet es eine kleine Einlagerung im Glimmer- 
schiefer zwischen Hartenberg und Loch und ein Lager eben- 
falls im Glimmerschiefer bei der Herrenmuhle unterhalb 
Joachimsthal. Das licht graubraune Gestein vom ersteren 
Fundorte ist durch einen verhältnissmässig hohen Apatit- 
gehalt ausgezeichnet, welcher dem letzteren Vorkommen, 
welches dem Aussehen nach an einen Dioritporphyr erin- 
nert, fehlt. 

Im östlichen Erzgebirge sind Eklogite sehr viel mehr 
verbreitet. Sie pflegen mit Zoisitamphiboliten innig ver- 
gesellschaftet zu sein, von welchen sie überhaupt schwer 
zu trennen sind, da ihre im Allgemeinen hellere Färbung 
kein genügendes Unterscheidungsmerkmal bietet. Ais ein 
bezeichnender accessorischer Gemengtheil der Eklogite wird 
aber Muscovit angeführt, welcher in den Zoisitamphiboliten 
nur ganz spärlich vorhanden ist. Von eigenthümlichen Aus- 



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363 1- Arcbaeisi-he Gruppe.* — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



bildungsformen sind erwähnenswerth : schieferiger Eklogit 
unter dem Spitzberg gegen Schmiedeberg zu ; porphyrartiger 
Eklogit, der in Lesesteinen am Brandbach unter Sonnenberg 
gefunden werden kann ; und bandstreifiger, felsitischer Eklo- 
git, der im Gneissglimmerschiefer oberhalb Arletzgrün vor- 
kommt. Im Uebrigen ist zu beachten, dass die Eklogite 
von den Amphiboliten petrographisch nicht strenge geschie- 
den werden können, vielmehr durch allmälige Uebergänge 
(eklogitartige Amphibolite) mit ihnen verbunden sind. 

Was die Verbreitung der Eklogite im westlichen Erz- 
gebirge anbelangt, so passt sie sich wesentlich jener des 
Zoisitamphibolites an. Ausser bei Arletzgrün machen sie 
sich östlich vom Joachimsthaler Grunde im Dorfe Honners- 
grün bemerkbar, ferner streicht ein Zug nördlich von hier 
in der Richtung des Weigensdorfer Rückens und ein dritter 
zwischen diesen beiden von den Wirbelsteinen in der Richt- 
ung des Kreuzsteinrückens so, dass er den Weigensdorfer 
Rücken bei Endersgrün überschneidet. Am Rücken des 
Keilberggebirges ist Eklogit mit dem Zoisitamphibolite der 
Wirbelsteine vergesellschaftet, ebenso am Nordabhange auf 
dem Wiesenthaler und Stolzenhaner Rücken, unter dem 
Blasiusberge auf der Weiperter Kuppe. Gleicherweise trifft 
man Eklogit überall in den Verbreitungsgebieten des Zoisit- 
amphibolites auch in den östlicheren Gebirgstheilen bei To- 
mischan, zwischen Oberhals und Kupferberg, besonders 0 
bei diesem Städtchen selbst, sparsam in einzelnen Blöcken 
S von Sebastiansberg und anderwärts. 

3 Serpentin ist im eigentlichen Erzgebirge nur sehr 
spärlich vorhanden, nämlich nach Laube einzig in Gestalt 
einer kleinen Kuppe nördlich von Reihen oberhalb Pürstein, 
von der aus zahlreiche Blöcke über den Gebirgsabhang bis 
herab gegen letztere Ortschaft ausgestreut sind. Er ist von 
schwarzgrüner Farbe und soll stellenweise von reichlichen 
kurzen Flasera eines bleigrauen kleinschuppigen Glimmers 
durchsetzt werden. 

Kalkstein ist auch nicht sonderlich verbreitet. Im 
westlichen Theile des Grenzgebirges erscheint er in der 
Heinrichsgrüner Gegend im Glimmerschiefer bei Ober Neu- 
grün in einer feinkörnigen und bei Kalkofen in einer gross- 
körnigen Abart. Im Allgemeinen ist er deutlich geschichtet, 
sogar schieferig, von schmutzig weisser bis rauchgrauer 
Farbe. Bei Joachimsthal tritt sehr feinkörniger, grauer, 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Kalkstein. 369 



manigfach gefleckter und gebänderter kristallinischer Kalk- 
stein am sog. Kalkhübel 0 von der Stadt auf, erscheint 
aber auch diesseits durch den Bergbau aufgeschlossen und 
bildet den sog. Geyerischen Kalkstrich. 

Dieser in den Joachimsthaler Glimmerschiefern einge- 
lagerte Kalkstrich setzt vom Kalkhübel in der Gegend der 
St. Annakapelle auf dem Brodmarkt quer über den Stadt- 
grund gegen Neustadt. Er streicht in St. 6 — 7, fällt unter 
03° in Nord, besitzt eine Mächtigkeit von beiläufig 95 m 
(am Tage ?>& w, im Westen in der Teufe bis 133 wt), und 
ist auf eine Länge von 137*5 m bekannt. Gegen Osten 
»paltet er sich in drei Trümer, welche über 200 m von ein- 
ander weichen und durch Kalkschiefer getrennt sind. 

Im östlichen Erzgebirge trifft man eine schmale Ein- 
lagerung eines weissen, feinkörnigen, z. Th. dolomitischen 
Kalksteines bei Reihen, wo er bandartig über den Rücken 
zwischen dem Endersgrüner und Pürsteiner Thale hinüber- 
zieht. Südlich von Wohlau am rechten Gehänge des Has- 
sensteingrundes wurde ehedem ein Kalksteinlager abgebaut, 
welches X von der Ruine Hassenstein fortsetzt. Ferner 
?ind oder waren Kalksteinlager aufgeschlossen auf dem Kalk- 
berge bei der Königsmühle nächst Stolzenhan; im Liegenden 
des magneteisenreichen Amphibolitlagers von Orpus; bei 
Kallich, wo der kleinkörnige, gewöhnlich lichtgraue Kalkstein 
durch zahlreiche Mineralbeimengungen (Hessonit, Amphibol, 
Pyroxen, Epidot in Lagen, Nestern und Schnuren) ausge- 
zeichnet ist; und bei Kalkofen N von Nikiasberg an der 
Landesgrenze. 

Von diesen Kalksteinlagern gehören nach Laube die- 
jenigen von Reihen, Pürstein, Wohlau, Hassenstein und wohl 
auch bei Kalkofen dem Glimmerschiefergneiss an der Grenze 
zum Muscovitgneiss, das Kailicher Lager dem Hauptgneiss 
und das kleine Lager bei der Drahtmühle auf dem Kalk- 
berge dem Glimmerschiefer an. Laube schreibt sämmtlichen 
Vorkommen eine stockförmige Lagerung zu. 

Der Uebergang vom Kalkstein in das umgebende Ge- 
stein ist ein allmäliger. namentlich bei den oben angeführten 
Vorkommen des westlichen Grenzgebirges durch Kalkglim- 
merschiefer deutlich vermittelter. Ein Gleiches ist an dem 
Kalkbande von Reihen zu beobachten. Der Kailicher Kalk- 
stein bildete im Hornblendegneiss einen Lagerstock, der an 
seiner Peripherie aus einem von Kalksteinadern nur spär- 

Kattcr, Geologie »on Böhmen. 24 



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370 Archaeische Gruppe. — Urjrneiss- und Urschiefersystem. 



lieh durchsetzten körnigen Gemenge von Hornblende, Granat 
und Epidot bestand, wogegen nach Innen zu der Kalkstein 
immer mächtiger wurde, und nun im Gegentheil von Schnü- 
ren des Hornblendegranatgesteines durchschwärmt war. Der 
ehemalige Kalksteinbruch SW von Kallich ist längst ver- 
stürzt und verwachsen. 

Zwischen Böhm. Wiesenthal und der Lauxmühle wurde 
beim Strassenbau ein gneissartig schuppig-schieferiges, grau- 
grün und weiss flaseriges Kalkgestein blossgelegt, welches 
hier ein Ausbeissen zu bilden scheint. Die graugrünen Par- 
tien hat Laube als Malakolith bestimmt. Eines ähnlichen 
Vorkommens erwähnt A. Sauer vom Kalkberge bei der 
Drahtmühle. 

Dolomit ist im Erzgebirge noch viel spärlicher ver- 
breitet als Kalkstein, welch* letzterer übrigens häufig dolo- 
mitisch ist. Wirklicher Dolomit mit dem entsprechenden 
Gehalt an kohlensauerer Magnesia tritt zwischen Stolzenhan 
und Schmiedeberg und bei Weigensdorf im Glimmerschiefer 
in stockförmigen Massen auf, die von Hohlräumen, welche 
mit Stalaktiten ausgekleidet zu sein pflegen, durchzogen sind. 

Quarz bildet besonders im Granite des westlichen 
Theiles des böhmischen Erzgebirges zahlreiche Gänge. Vor- 
wiegend ist Quarzbrockenfels verbreitet, welcher aus kry- 
stallinischem Quarz, grauem, rothem, sehr eisenschüssigem 
Hornstein und Jaspis in Stücken und Trümmern bestellt, die 
durch ein quarziges Bindemittel in ganz regelloser Weise mit 
einander verkittet werden, so dass sich eine breccienartige 
Structur ergibt. Das Bindemittel ist gewöhnlich krystalli- 
nischer, weisser, zuweilen knospiger Quarz, selten besitzt es 
chalcedonartiges Aussehen (am Irrgänger Zug bei Todten- 
bach). Sehr gewöhnlich führt der Quarzbrockenfels Roth- 
eisenerz und Braunstein in Nestern und Putzen, stellenweise 
in Lagen auch Orthoklaskrystalle (z. B. an der Strasse von 
Hirschenstand nach Sauersack). Eigentlicher Gangquarz 
in dichten oder krystallinischen Massen von weisser oder 
gelblichweisser Farbe ist minder gewöhnlich und besonders 
im östlichen Gebirgstheile von nur untergeordneter Bedeut- 
ung. Er kommt zum Theil in Abwechselung mit Quarz- 
brockenfels, zum Theil selbständig vor und ist zumeist der 
Träger von Blei-, Zink-, Kupfer-, Nickel-, Kobalt-, Silber- 
und Wismuterzen. 



Das Erzgebirge. — 2. Das eipentl. Erzgebirge. — Granit. 37 1 

Die Gänge des Quarzbrockenfelses entsprechen durch- 
aus den analogen Gebilden im Karlsbader Gebirge. Sie 
sind, wie ernannt, vorwiegend im Granite des Neudeker 
Massives entwickelt, jedoch nicht an denselben ausschliesslich 
gebunden, sondern setzen auch im Schiefer fort. Ihr allge- 
meines Streichen ist SO— NW und ihre Ausdehnung eine 
^ehr beträchtliche, wie aus der näheren Betrachtung in dem 
der Erzführung gewidmeten Abschnitte zu ersehen ist. 

Von den massigen Gesteinen des eigentlichen Erz- 
gebirges ist Granit das wichtigste und am meisten ver- 
breitete. Im westlichen Gebirgstheile bildet er ein gewaltiges 
Massiv in der weiteren Umgebung von Neudek, welches 
jedoch mit der politischen Grenze Böhmens nicht abge- 
schlossen ist, sondern nordwestwärts bis nach Schneeberg 
in Sachsen sich erstreckt und dort unter dem Namen Eiben- 
stocker Granitstock bekannt ist. Im Süden hängt der Granit 
des böhmisch-sächsischen Grenzgebirges unter der Tertiär- 
decke des mittleren Egerbeckens unzweifelhaft mit dem Gra- 
nitstocke des Karlsbader Gebirges zusammen. Es beweisen 
dies nicht nur die einzelnen Granitinseln, welche zwischen 
den beiden grossen Massiven die Tertiärdecke durchbrechen 
und die Verbindung deutlich genug herstellen, sondern auch 
der in beiden Stöcken auf weite Strecken gleichbleibende, 
durchaus übereinstimmende petrographische Charakter des 
Granites. Diesbezüglich sei auf die Charakteristik der Gra- 
nite des Erzgebirgssystemes (S. 286 ff.) verwiesen. 

Die Grenze des Neudeker Granitstockes beginnt im 
Westen an der Landesgrenze am Aschberg N von Silber- 
büch, verläuft anfangs südöstlich bis gegen die Mühlhäuser 
5 von Frühbuss, wendet sich dann plötzlich westwärts um 
das Dorf Schieferhütten herum bis an das Silberbachthal 
.Vvon Graslitz, zieht mit diesem bis zur Graslitzer Spinn- 
fabrik, biegt dann südostwärts ein gegen Glasberg und Pech- 
bach und weiter bis Heinrichsgrün, dessen Schloss und öst- 
liche Vorstadt schon auf Granit liegen, während' der andere 
Theil, wie oben (S. 344) erwähnt, auf Glimmerschiefer steht, 
welchem entlang die weitere Granitgrenze gegen Rossmeissl 
und Doglasgrün bis zu den Herrenteichen an der Strasse 
nach Chodau verläuft. Hier biegt die nun südliche Grenze 
des Granitstockes nordwärts nach Doglasgrün zurück, zieht 
um die nördlich davon gelegenen Teiche, sendet eine Zunge 
gegen Stelzengrün aus und erstreckt sich zwischen den 

grossen Chodauer Teichen und Pechgrün gegen Neu Rohlau. 

24* 



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372 !• Archaeische Gruppe 



— Urpneiss- und Urschiefersystem. 



„Hier schiebt sich ein langer Ann, welcher dem Laufe des 
Rohlaubaches folgt, bis nach Alt Rohlau vor. Derselbe 
theilt sich etwa eine halbe Stunde ober Alt Rohlau und 
sendet einen Seitenflügel bis an den Chodaubach zwischen 
Putschirn und Münchhof." Von Alt Rohlau biegt die Grenze 
wieder gegen Norden zurück bis zum Hutberge, an dessen 
Fusse sie ostwärts über Schankau und Sodau bis S von 
Grasengrün zum Duppauer Basaltgebirge hinzieht, um sich 
nun gegen Norden und dann gegen Westen um den grossen 
Teich bei Ruppelsgrün zu wenden, von wo sie gegen En- 
dersgrün und Lichtenstadt, dann N von der Weseritz bis 
Tiefenbach und in einem Bogen gegen Unter Brand ver- 
läuft. Hier nun beginnt die östliche Grenze des Granit- 
stockes, welche zunächst in einer Schlucht in Nordwest- 
Richtung gegen Maria Sorg zu verfolgen ist, von wo sie weiter 
gegen den Eliasgrund herabzieht, hier eine kleine nördliche 
Ausbuchtung macht, dann westwärts zwischen der weiten 
Wiese und den drei Brüdern über den Modesgrund zu den 
unteren Fischbachhäusern bei Bärringen zieht. Hier, am 
Ende des grossen Moores kurz vor Bärringen, wendet sich 
die Grenze gegen Norden, streicht etwa an der Aberthamer 
Kirche vorbei quer über das Thal, dann nördlich in der 
Richtung des Schuppenberges und endlich in einem Bogen 
beiläufig mit dem Breitenbacher Thale westwärts gegen 
Ober Jugel zur Landesgrenze, welche den von uns zu be- 
rücksichtigenden Theil des Granitmassives abschliesst. Dieser 
besitzt in der angegebenen Umschreibung zwischen dem 
Aschberge bei Graslitz und dem Breitenbacher Thale bei 
Platten eine Breite von beiläufig 14 km, erweitert sich dann 
bedeutend, um sich im Süden abermals zu verschmälern. 

Den ganzen Granitstock theilt Laube in drei Zonen, 
nämlich je eine w e s 1 1 i ch e und östliche Gebirgsgra- 
nit -Partie, welche durch die grösste mittlere Erzge- 
birgsgranit-Zone getrennt erscheinen. 

Die westliche Gebirgsgranit-Partie steht mit dem 
Gebirgsgranite zwischen Elbogen und Karlsbad in unmittel- 
barer Verbindung. Denn aus dem beide grossen Massive 
trennenden Tertiärland treten SYV von Chodau einige iso- 
lirte Kuppen dieses Gesteines hervor und die beiden gegen 
Süden vorgeschobenen Ausläufer des Grenzgranites ober 
dem Herrenteiche und bei Stelzengrün bestehen aus dieser 
Granitvarietät. 

Von den erwähnten einzelnen Granitkuppen im Gebiete 
der Braunkohlenformation liegt eine bei Wintersgrün, eine 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Granit. 373 



andere am südlichen Ende von Chodau W von der ersteren, 
dann melirere zwischen Untermünchhof und Putschirn, an 
welche sich östlich die Kuppen von Fischern am rechten 
Egerufer anschliessen. Die letzteren (Putschirn etc.) zählt 
Laube übrigens zum Erzgebirgsgranit. 

Im eigentlichen Granitstocke reicht der Gebirgsgranit 
im Osten, wenn wir mit der Grenzangabe im Norden von 
Graslitz beginnen, bis an die nördlichen Gehänge des Mücken- 
bühlberges, zieht über den Hochgarther Rücken unter den 
Harteisberg bei Frühbuss, dann auf den Hüttenberg N von 
Schönlind, weiter über Ahornswald und Bernau in's Rohlau- 
thal X von Neudek zur Theilung in das Hochofener und 
Neuhammerer Thal, dann längs der Rohlau bis an die Ham- 
merhäuser und von hier gegen Pechgrün. 

Die petrographischen Verhältnisse dieses Gebietes sind 
im Ganzen recht eintönig. Beachtenswerth ist jedoch (be- 
sonders in Bezug auf die Andeutungen S. 288), dass man, 
wie schon Jok£ly beobachtet hat, gegen die westliche Grenze, 
d. h. gegen die Schieferhülle zu, vorwaltend grobkörnigen 
porphyrartigen Granit antrifft, und zwar vom Wintersgrüner 
Berg bis auf den Absturz des Glasberges bei Silberbach im 
Zusammenhange, während gegen Osten, d. h. gegen das 
Innere des Stockes zu. mehr gleichkörnige Granite entwik- 
kelt sind. An einigen Stellen, wie z. B. am Föllaberg S 
Ton Dotterwies und nördlich von hier bei Sponsel in zwei 
kleinen, wahrscheinlich mit einander zusammenhängenden 
Stöcken; ferner an der Ostgrenze der Zone am Nordende 
von Neudek, sowie südlich von Thierbach in Partien, die 
südwärts bis unterhalb Kösteldorf streichen dürften, tritt 
Erzgebirgsgranit zu Tage, dessen Auftreten Laube als Ra- 
mificationen im Gebirgsgranite bezeichnet. 

Die östliche Gebirgsgranit-Partie ist viel kleiner als 
die westliche. Ihre Grenze verläuft im Süden etwa von 
Merkelsgrün ostwärts zwischen dem Hochberg und der Ullers- 
grüner Höhe hindurch unterhalb Tiefenbach und Pfaffen- 
grün an die Grenze gegen das Schiefergebirge, dann längs 
des Wolfsberges bis Kloster Maria Sorg W von Joachimsthal, 
weiter hinab nach Werlsgrün und westwärts bis gegen Aber- 
tham. Hier bildet der Modesgrund bis gegen die Modes- 
mühle die Grenze, welche weiter gegen Bärringen' verfolgt 
werden kann und sich dann am rechten Gehänge des Salm- 
thales gegen Merkelsgrün zurückwendet. 



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374 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



In diesem Verbreitungsgebiete herrscht fast ausschliess- 
lich grobkörniger porphyrartiger Granit, welcher östlich von 
Lindig eine gedehntelliptische Kuppe von Erzgebirgsgranit 
umschliesst. 

Das ganze übrige Terrain des Granitmassives wird von 
Erzgebirgsgranit eingenommen, welcher zwischen der 
Asch bergkuppe im Westen und der Buchschachtel (NW von 
Barringen) im Osten von Sachsen her die Landesgrenze 
überschreitet, zunächst von Phyllit im Westen bis Schiefer- 
hütten und von Glimmerschiefer im Osten bis Bärringen 
begrenzt und weiter gegen Süden hin in seiner Erstreckung 
von den beschriebenen beiden Gebirgsgranit-Partien einge- 
schlossen wird. Sehr beachtenswerth ist nach Laube, dass 
im ganzen Granitstocke die höchste Erhebung dem Erzge- 
birgsgranit zufällt und seine Begrenzung zum Theil mit 
Thälern : dem Rohlauthale bei Neudek und dem Salmthale, 
zusammenfallt. Auch-sdie nördlich von dem Gebirgsgranit 
auftretende Schieferbegr&naung ist eine bezeichnende, und 
namentlich ist die im Osten hei Silberbach tief einschnei- 
dende Fleckschieferzunge von Bedeutung, da sie die beiden 
Granitabarten von einander scheidet. 

Im Bereiche des Erzgebirgsgranites sind grobkörnige 
und porphyrartige Gesteine mehr verbreitet als feinkörnige. 
Diese letzteren bilden in den ersteren zumeist Stöcke und 
gangförmige Züge, wie z. B. S von Neuhammer um den 
Peindlberg einen anscheinend elliptischen Stock, um Früh- 
buss und Sauersack, wo das feinkörnige Gestein zwischen 
dem grobkörnigen Granite des Harteisberges, Mittenbrand- 
berges und des Hirschenstander Gebirges eine flache Mulde 
bildet, und in kleinerem Umfange an zahlreichen anderen 
Stellen. Im Gebfete des Egerthales bis an den Fuss des 
Gebirges jedoch ist feinkörniger Erzgebirgsgranit herrschend 
und auch der Glas- und Hochberg bestehen daraus. Erst 
weiter gegen Neudek zu sind grobkörnige Gesteine allgemein 
entwickelt. 

Von der Decke der krystallinischen Schiefergesteine, 
welche den Granitstock ehemals bedeckte, ist vor der gänz- 
lichen Abtragung nur ein ganz geringer Theil bewahrt 
worden, nämlich eine kleine Partie von Contactgneissglim- 
merschiefer in den Lehnerstauden oberhalb der Raben- 
berghäuser N von Neudek und 0 von Hochofen. Sonst 
scheint keine insuläre Schiefermasse auf dem Granitstocke 
des eigentlichen Erzgebirges bekannt zu sein, während jen- 



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Das Errgebirge. — 2. Das ei^enU. Erzgebirge. — Granit. 375 



seits der Eger im Karlsbader Gebirge derartige isolirte 
Schollen sehr häufig sind. (Vergl. S. 262 ff.). Bei den Raben- 
berghäusern kommen auch inmitten des Erzgebirgsgranites 
einzelne Blöcke von Gebirgsgranit vor, welche G. G. Laube 
als Reste eines Einschusses deutet, da er im Allgemeinen 
der Meinung war (1876), dass der Gebirgsgranit älter ist 
als der Erzgebirgsgranit und daher mit diesem durch Ueber- 
gänge nicht nur nicht verbunden ist, sondern ihn unter- 
teuft, resp. sprengt, durchbricht und einhüllt. Als Belege 
hiefür werden die Verhältnisse zwischen Pechgrün und Ham- 
merhäuser angeführt, wo der Bruchrand des Gebirgsgranites 
auf dem Erzgebirgsgranite zu liegen kommen soll; ferner 
die stockförmigen Massen bei Sponsel und Lindig, welche 
die Hülle des Gebirgsgranites durchdrungen haben sollen; 
und endlich als unzweifelhaft bezeichnete Gänge von Erz- 
gebirgsgranit im Gebirgsgranit bei der Barreuther Brettmühle 
im Salmthale, bei Lindig u. a. a. 0. Später (1884) hat 
Laube diese Ansicht in Uebereinstimmung mit Naumann 
dahin präcisirt, dass der Erzgebirgsgranit wohl jünger ist 
als der Gebirgsgranit, dass aber beide einer und dersel- 
ben Bildungsperiode angehören. (Vergl. S. 288). Diese 
soll mindestens theilweise in die Zeit nach der Ablagerung 
der cambrischen Schiefer fallen. 

An die grosse zusammenhängende Granitmasse des 
Erzgebirges schliessen sich westlich und östlich kleine iso- 
lirte Stöcke an, welche von dem Hauptstocke durch zwi- 
schenliegende Schiefer und durch diese auch von einander 
getrennt sind. 

Westlich vom Hauptmassive bildet Granit eine kleine 
Kuppe am Ausgange des Leibitschgrundes bei Berg, welche 
von Jokely nur als kleiner entblösster Theil eines von den 
Schiefern bedeckten, besonders westwärts sich ausbreitenden 
grossen Stockes angesehen wird, welchen er als Ursache 
der Faltung im südlichen Glimmerschiefergebirge hält. — 
Auch S W von Bleistadt an der Strassenbeuge kommt 
ein Gestein vor, welches Laube als Lagergranit anpricht, 
wAhrend es Jokely als Gneissglimmerschiefer und die säch- 
sischen Geologen als Gneiss bezeichnet haben. 

Oestlich vom grossen Granitstocke, nur durch die schmale 
Schieferzone des Breitenbacher Thaies von ihm getrennt, 
erscheint zunächst die Granitkuppe des Hirsch berge s, 
welche wiederum nur durch ein mit Alluvionen ausgefülltes 



37P) 1. Archaeische Gruppe. 



Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Thal von der Granitinsel des grossen Piattenberges 
geschieden wird. Diese flachkegelförmige, weithin sichtbare 
Kuppe beherrscht den westlichen Theil einer umfangreiche- 
ren isolirten Granitpartie, welche durch die Einsenkung 
zwischen Irrgang und Todtenbach in vzwei ungleiche Hälften 
zerfallt, deren westliche eben den kleinen und grossen Plat- 
tenberg und zum Theil den Zottenberg bei Schwimmiger, 
die östliche aber die Hengstererber Höhe umfasst. 
Die Grenze zwischen Granit und Schiefer verläuft über den 
Plattener Marktplatz — die unteren Häuser von Platten 
liegen auf Schiefer — nördlich über Junghengst und das 
Schwarz wasserthal bis Schwimmiger. Auch unter dem 
Todtenbacher Torfmoor setzt nach den Aufschlüssen auf der 
Irrgänger Rotheisensteinzeche Phyllit fort, ohne dass jedoch 
zu ermitteln wäre wie weit. Wenn er nicht auskeilt, so 
würde die Verbindung mit der Hengstererber Granitpartie, 
die am Wege von Zwittermühl nach Irrgang durch Gerölle 
vermittelt wird, eigentlich nur eine oberflächliche sein. 
Zwischen Seifen und Hengstererben stösst der Granit un- 
mittelbar an die Basaltdecke der Steinhöhe. Weiter folgen 
dann wieder Phyllite und Glimmerschiefer, welche im Süden 
und Osten die Grenze bilden. 

In der Granitpartie bei Platten ist porphyrartiger Erz- 
gebirgsgranit allgemein verbreitet. Auf dem kleinen Platten- 
berg wird er einem Quarzporphyr ähnlich, eigentlicher Por- 
phyr soll dort jedoch nach Laube (entgegen Jokely) nicht 
vorkommen. Auch die Hengstererber Höhe besteht wesent- 
lich aus porphyrartigem Erzgebirgsgranit, nur in der Mitte 
der Partie wird das Gestein feinkörnig. 

Nördlich vom Plattenberg zwischen Schwimmiger und 
Streitseifen erhebt sich die kegelförmige Kuppe des Sand- 
felsens als kleine Granitinsel über den umgebenden Ur- 
thonschiefer. Der Granit dieser Kuppe ist im Aussehen von 
dem Gestein der übrigen Inseln verschieden. Auf der Süd- 
seite bei Schwimmiger ist er nach Laube feinkörnig, dem 
Kreuzberggranite von Karlsbad (S. 296) sehr ähnlich. 

In der Erstreckung des Erzgebirges östlich vom Jo- 
achimsthaler Grunde ist Granit nur in kleineren Stöcken 
verbreitet. Im westlichsten Gebirgstheile, dem Keilberg- 
gebirge, kommt auf der Südseite Erzgebirgsgranit vor, wel- 
cher südlich und nördlich von Arletzgrün gegen Honnersgrün 
hin in Lesesteinen gefunden wird, welche auf ein gangartiges 
Auftreten des Gesteines hindeuten. In der Arletzgrüner 



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9 

Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Granit. 377 



Leite steht es in Form einer kleinen Kuppe an. Laube 
fasst dieses Vorkommen als weit nach Osten vorgeschobene 
Apophyse des Erzgebirgsstockes auf und schreibt ihm einen 
offenbaren Zusammenhang mit dem Hochberg N von Lich- 
tenstadt zu. Von Weipert hinter dem Bahnhofe führt Laube 
einen Halbgranit, bestehend aus grossen Orthoklaskrystallen 
und wenig Quarz, an, welcher an der Grenze der oben 
erwähnten Einlagerung von Muscovitgneiss im Zweiglimmer- 
gneiss (S. 333) erscheint. Hier handelt es sich wohl gewiss 
um ein Contactgebilde, was nicht ohne Bedeutung für die 
Entstehungsart des Muscovitgneisses sein dürfte. 

Weiter östlich tritt Granit erst wieder im Bernstein- 
gebirge auf. Hier hatte Jokely mehrfach Granit verzeich- 
net, der von Laube für Gneiss angesehen wird. Von den 
restlichen geringen Vorkommen wird jenes bei der Gfell- 
mühle unterhalb Stolzenhan (in zahlreichen Blöcken) als 
Halbgranit von pegraatitischem Aussehen (bestehend aus 
röthlichem Orthoklas, viel Plagioklas, Quarz und blauem 
Flussspath) bezeichnet. Weiter hinauf finden sich Blöcke 
eines grobkörnigen, aus fleischrothem Feldspath, bläulichem 
Quarz, sparsamem Muscovit und viel Schöll zusammenge- 
setzten Granitgesteines, welches hier einen Gang bilden soll. 
Ein ganz ähnlicher Granit kommt am Fusse des Gebirges 
zwischen Eisenberg und Ober Georgenthal in Blöcken vor, 
deren Verbreitung ebenfalls einen Gang andeutet. Es scheint, 
dass man es hier mindestens zum Theil mit Contactgraniten 
zu thun hat. 

In das Gebiet des Wieselsteingebirges fallt der Granit- 
stock von Fleyh, welcher die zweitgrösste Granitmasse des 
Erzgebirges ist, die zum grössten Theile Böhmen angehört, 
indem nur etwa ein Fünftel nach Sachsen hinübergreift. 
Die Grenze verläuft auf böhmischem Gebiete von Georgen- 
dorf im Westen herab über den Fleyhgrund und an der 
östlichen Lehne des Geyerberges südwestwärts zum Jagd- 
schlosse Lichtenwald, von hier genau südlich zum Nordende 
des Rauschengrundes, welchem entlang sie auf die Kuppe 
des Kühberges zieht, von wo sie in den Grund hinabsteigt 
und wenig abwärts von der Kieferleite sich nordostwärts 
nach dem Höllberg und um die Nordseite des Wieselsteines 
herum nach dem Hortenwald wendet, um von da in mehr 
nördlicher Richtung nach der Mitte von Willersdorf zu strei- 
chen, von wo sie sich in einem Bogen zwischen dem Wal- 
terberg und Motzdorf nördlich um Grünwald unter dem 



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378 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Kampfberge zum Hirschhübel zurückwendet, welcher an der 
Landesgrenze zwischen Georgensdorf und Moldau aufragt 

In dieser Umgrenzung herrscht bis auf einen Strich in 
der Mitte Erzgebirgsgranit von gleichartig körniger, nur zum 
Theil durch das Hervortreten von Plagioklaskrystallen por- 
phyrischer Beschaffenheit, der jedoch nur an wenigen Stellen 
im Fleyhgrunde blossgelegt ist. Der Mittelzug besteht aus 
Porphyr (siehe unten), dessen Durchbruch auf den Granit 
nicht ohne Einwirkung blieb. Denn dieser ist in der Por- 
phyrnähe auffallend in Platten abgesondert und nach Jo- 
kely auch quarzreicher als weiter entfernt von ihm. Nach 
Laube allerdings würde der grössere Quarzreichthum sich 
am Granit nicht sowohl in der Nachbarschaft des Porphy- 
res, als vielmehr auf der ganzen westlichen Seite um Lich- 
tenwald und Georgenhöhe bemerkbar machen, wogegen auf 
der Ostseite bei Motzdorf der Granit minder quarzhaltig wäre. 
Ausläufer in das Nebengestein scheint der Stock nur wenige 
zu entsenden, denn nur ein Gang eines feinkörnigen röth- 
lichen Erzgebirgsgranites, welcher im Glimmerschiefer im 
oberen Theile des Dorfes Langewiese aufsetzt, und ver- 
streute Pegmatitbrocken im Gneisse an der Westgrenze des 
Stockes im unteren Fleyhgrunde deuten auf solche hin. 

Der Granit des Fleyher Massives dürfte in Ueberein- 
stimmung mit dem Granit vom Greifenstein in Sachsen jünger 
sein als die Phyllite. Allenfalls hat er die ihn umgebenden 
Gneisse in Betreff der Lagerung als auch der petrographi- 
schen Beschaffenheit beeinflusst. 

Weiter östlich im Porphyrgebirge kommt Granit an 
der Landesgrenze im Greisenstock von Zinnwald zu 
Tage, welcher auf der nördlichen Abdachung des Bornhau 
und Hohen Zinnwaldes sich ausbreitet und durch die Lan- 
desgrenze in zwei Theile zerlegt wird, von welchen der 
kleinere südliche Böhmen angehört. An der Oberfläche ist 
dieser Granitstock nur wenig über den Porphyr erhoben, 
jedoch ist sein Gebiet durch die zahlreichen Halden weithin 
kenntlich gemacht. Der Umfang des Stockes über Tag 
ist der einer Ellipse, deren längere, mit dem Streichen des 
Porphyrzuges übereinstimmende Axe etwas über andert- 
halb Kilometer misst, wogegen die kurze Axe kaum die 
Hälfte beträgt. Nach der Tiefe zu scheint sich der Stock 
auszubreiten. Die besondere Ausbildungs- resp. Umwandl- 
ungsform des Granites, die als Greisen bezeichnet wird und 



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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Granit 379 



wesentlich aus Quarz und Glimmer oder Talk (mit oft bei- 
gemengtem Zinnstein, Turmalin, Wolfram und Topas) besteht, 
iit zwar herrschend, jedoch kommen in derselben auch 
Kerne eines mehr normalen Erzgebirgsgranites vor, welche 
mit dem typischen Greisen durch allmälige Uebergänge ver- 
bunden und für die Entstehungsweise desselben sehr be- 
zeichnend sind. Auf eine eigenartige Aus- oder Umbildungs- 
weise verweisen auch die häufig mit schön auskrystallisirten 
Mineralen, vornehmlich Quarz, Zinnwaldit, Lithionglimmer, 
Scheelit, Flussspath u. a. ausgekleideten Hohl- und Drusen- 
räume, an welchen das Gestein reich ist. Gewöhnlich ist 
der Greisen mittelkörnig, doch erlangen namentlich Quarz 
und Glimmer stellenweise überraschende Dimensionen. Quarz 
bildet an einigen Orten sogar grosse stockförmige Massen 
im Greisen. Ein sehr gewöhnlicher Uebergemengtheil ist 
Wolfram, besonders ausgezeichnet ist das Gestein jedoch 
durch seinen Zinnsteingehalt. 

Der Kassiterit ist im Greisen in vereinzelten Kry- 
stallen verhältnissmässig selten, gewöhnlich durchzieht er 
das Gestein in lagerartigen Anhäufungen, welche in der 
Mitte „ziemlich horizontal liegen und daher von den Berg- 
leuten ,Flötze 4 genannt werden, gegen die Ränder des 
Stockes sich jedoch aufrichten, so dass die obersten zu 
Tage ausgehen und auf böhmischer Seite, wo die Schächte 
mehr gegen die Peripherie hin abgeteuft sind, mehrere 
Flötze untereinander durch eine solche Anlage durchsunken 
werden. Auf böhmischer Seite sind 9 solcher Flötze bekannt, 
deren Mächtigkeit zwischen 0*04—0*10 m wechselt. Doch 
ist die Mächtigkeit auch in demselben Flötz keine bestän- 
dige*\ Als Gänge können diese lagerartigen Anhäufungen 
nicht bezeichnet werden, weil sie weder im Hangenden noch 
im Liegenden durch Salbänder begrenzt werden. Ueber 
das Zinnerzvorkommen wird übrigens unten Weiteres mit- 
getheilt werden. 

Endlich im östlichsten Kulm - Graupener Theile des 
Erzgebirges ist Granit nach Laube nur wenig verbreitet. 
Jokely und H. Wolf verzeichnen hier zwar in ihren be- 
züglichen Karten Granit bei Ebersdorf, Müglitz, Strecken- 
wald, Teilnitz. Laube aber erklärt diese Vorkommen für 
granitartigen Hauptgneiss. Einzig und allein in Mittel Teil- 
nitz soll echter Erzgebirgsgranit auftreten, und zwar un- 
mittelbar an der Strasse in einem ziemlich mächtigen Gange, 
welcher gegen Ostsüdost zu streichen scheint. 



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380 1- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem. 



Dass am eigentlichen Ostende des Erzgebirges in der 
archaeischen Insel des Elbethales zwischen Mittel- und Nie- 
dergrund die Phyllite bei Tschirte auf Granit liegen, welcher 
bis zum Albertsfelsen ansteht und dann in der Flusskrümme 
verschwindet, und dass der Granit im Liegenden der Phyl- 
lite zwischen Tschirte und dem Adalbertsfelsen durchaus 
gneissähnlich aussieht, ist schon oben bemerkt worden. 
(S. 341). Laube stellt den hiesigen grobkörnigen Granit 
zum Gebirgsgranit. Er besteht aus fleischrothem Orthoklas 
und Plagioklas, rauchgrauem Quarz und Biotit. 

Von sonstigen eruptiven Massengesteinen des Erzge- 
birges, welche, obwohl nicht insgesammt archaeisch, doch 
wegen ihres engen Verbandes mit dem archaeischen Körper 
des Gebirges nicht wohl von diesem abgetrennt beschrieben 
werden können, ist zunächst Porphyr zu nennen. Es ist 
zu beachten, dass hier unter dieser allgemeinen Bezeichnung 
eine bedeutende Anzahl Abarten zusammengefasst wird, 
auf deren genauere petrographische Charakterisir